Leni Riefenstahl - warum immer noch tabu?

Es entspricht natürlich nicht heutigen Schreibgewohnheiten, bewegte sich meiner Meinung nach sprachlich-stilistisch aber doch im Rahmen dessen, was zu seiner Entstehungszeit abseits der hohen Literatur an Sachliteratur so geschrieben wurde.
Ich denke allerdings, dass wenn jemand behaptet ein Werk aus ästhetischen Gründen besonders zu schätzen man dem durchaus entnehmen darf, dass diesem Werk schon durchaus besondere, nicht lediglich 0815-Qualitäten zugesprochen werden?

Ich persönlich teile die Kritik nicht, das Werk sei schon unter rein sprachlich-stilistischen Aspekten so schlecht geschrieben.
Darüber kann man persönlich ja geteilter Meinung sein, ich für meinen Teil habe im Besonderen die ersten Kapitel schlicht als stilistische Zumutung empfunden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Riefenstahl war eine fähige, durchaus innovative Regisseurin, der künstlerisch so etwas wie eine "Ästhetik des Faschismus" kreierte, […]
Generell möchte ich anmerken, dass es keinen authentischen nationalsozialistischen Kunststil gab. Es handelte sich ausnahmslos um die Selektion einzelner Stilrichtungen, die bereits vorhanden waren und für geeignet gehalten wurden. Dies trifft sowohl auf die Malerei, auf die Architektur und auch auf die Fotografie zu. Ohne dies zu beachten, wird man schnell durcheinandergebracht, warum diese und jene Stilelemente auch anderswo appliziert wurden.

Wenn ich mich richtig erinnere, hab’ ich hier im Forum schon mal darauf hingewiesen (kann den Beitrag nicht finden), dass Riefenstahl weit mehr cineastische Kreativität nachgesagt wird, als sie wirklich verdient hatte. Im Grunde war sie eine Kopistin. Erwähnt seien zwei Werke:

Wilhelm Prager (Regie), Alfred Stern (Prod.), Wege zu Kraft und Schönheit (104 Min.), (uraufgeführt) 1925.
Gerhard Riebicke war Standfotograf. Als Darstellerin wirkte auch Riefenstahl mit, der der Film später als Vorlage für Propagandafilme diente. Siehe auch: „Wege zu Kraft und Schönheit“, de. Wikipedia.

Gerhard Riebicke, mehrere (gestellte) Aufn. von Nudisten in Sportposen aus tiefer (verherrlichender) Perspektive, in: Hans Surén, Der Mensch und die Sonne, 1924. Den Stil nutzten später die Nationalsozialisten bei ihrer rassistischen Agitation. Auch wurden die Fotografien von Riebicke (der mittlerweile die Nudistenbildnerei gänzlich aufgegeben hatte) direkt in die Propaganda eingebunden, wie 1936, als das 1924 herausgegebene Buch von Surén mit antisemitischen Texten erweitert und in Mensch und Sonne : Arisch-olympischer Geist umbenannt erschien.
 
...das hatten in dieser Zeit einige drauf... @Shinigami lies´ mal in die Prosa von Thea von Harbou rein (Metropolis u.a.) ((ok, du könntest einwenden, dass die Thea als glühende Hitlerverehrerin ihrem Meister stilistisch nacheiferte...)) ;)

Eher umgekehrt:
Die Dreharbeiten zu "Metropolis" begannen am 22. Mai 1925, Hitlers Schwarte wurde am 18. Juli 1925 veröffentlicht.
 
Ich denke allerdings, dass wenn jemand behaptet ein Werk aus ästhetischen Gründen besonders zu schätzen man dem durchaus entnehmen darf, dass diesem Werk schon durchaus besondere, nicht lediglich 0815-Qualitäten zugesprochen werden?
Hat denn Frau Riefenstahl selbst behauptet, sie habe das Werk aus ästhetischen Gründen geschätzt?
(Theoretisch könnte sie auch gedacht haben: "Schreibstil zwar pfui, aber Inhalt hui", was ich allerdings auch nicht glaube, sondern von purem Opportunismus ausgehe.)
 
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