Das ändert nichts daran, dass das Londoner Protokoll von 1852 den völkerrechtlichen Status der Elbherzogtümer regelte und Berlin sich darüber hinwegsetzte (Wien wollte die Zukunft als etwaige eigenständige Gebiete ja immerhin in Frankfurt zur Disposition stellen und ließ damit Bereitschaft erkennen mindestens näherungsweise zur Regelung von 1852 zurück zu kehren).Mit einen entscheidenden Unterschied. Preußen und Österreich haben 1864 Platz an dem Konferenztisch genommen, um diesen Konflikt aus der Welt zu schaffen. Und es war Dänemark., da waren sich alle Konferenzteilnehmer darüber einig, welche die Konferenz scheitern ließ. Danach hatte wirklich auch niemand mehr Interesse daran für Dänemark auch nur ein Finger krumm zu machen.
Die Wendung "und was war mit......" ist ein relativ sicheres Zeichen dafür, dass ein whataboutism folgt.Und war war mit dem Bruch der Bundesakte durch die Kriegserklärung an einem Mitglied des Bundes?
Preußen hatte sich mit Italien gegen Österreich verbündet und Italien im Kriegsfall Österreichisches Gebiet in Aussicht gestellt, was einen Bruch der Bundesakte darstellte und Preußen war in Holstein einmarschiert und hatte es rechtswiedrig besetzt, was ebenfalls den Bruch bestehender Verträge bedeutete.
Ob die Kriegeserklärung an Preußen einen Bruch der Bundesakte darstellte, hängt von der Frage ab, ob man das als Bundesexekution gegen Preußen betrachten konnte oder nicht, das dürfte wegen des in der Zeit unklaren Status des von Preußen besetzen Holstein ziemlich schwierig zu klären sein (sofern den anderen Staaten das deutsch-italienische Bündnis noch nicht bekannt war).
Aber vollkommen egal, wie man das deutet, bemerkst du eigentlich nicht, dass du, in dem du ununterbrochen auf tatsächliche oder vermeindliche Vertragsverletzungen diverser Akteure verweist, mein Argument untermauerst, dass Verleetzung bestehender Verträge, wenn sie Interesen im Wege standen in der damaligen Zeit an der Tagesordnung waren, wenn sich ein Akteur in einer hinreichend starken Position wähnte um das tun zu können?
Jo, warum nicht, alles Beispiele die untermauern, was ich schreibe.Kannst du mir bitte kurz erläutern, was nun konkret Belgien hier thematisch zu suchen hat. Und dann könnte man gleich auch noch Griechenland hinsichtlich der gebrochenen Neutralität einbeziehen.
Was Belgien damit zu tun hat, sollte doch offensichtlich sein. Deutschland hatte das Land überfallen, obwohl dieses Land nicht nur neutral war, sondern Deutschland ihm gegenüber auch Garantiepflichten übernommen hatte, also vertraglich in der Pflicht war es gegen Angriffe auf seine Territoriale Integrität zu verteidigen.
Damit wurde zwar kein formaler Bündnispartner überfallen, aber das Niveau an moralischer Verwerflichkeit hatte eine ganz ähnliche Dimension.
Zu Kriegsbeginn hätte man das vielleicht noch mit militärischer Notwendigkeit begründen und zur eigenen Verteidigung anführen können, dass man das ja wenigstens nicht tat, um sich daran zu bereichern.
Aber spätestens nachdem regierungsseitig zwischen Mitte August und Anfang September das "Septemberprogramm" ausgearbeitet wurde und das den Gedanken einer Annexion Ostbelgiens postulierte, lag das Bereicherungsmotiv auch von deutscher Seite her auf dem Tisch.
Ob das bereits vor Kriegsbeginn eine Rolle gespielt hat, wie das Fischer mehr oder weniger posstuliert hat, konnte in dieser Form nie bewisen werden, es ist aber durchaus möglich.
Spätestens ab September erwog man von deutscher Seite her jedenfalls Belgien, dass man trotz der Tatsache, dass man selbst Garantiemacht von dessen Neutralität war überfallen hatte und mit Krieg übeerzog, auch dezidiert zu berauben und sich Teile davon einzuverleiben (übrigens Teile ohne besonders große deutschsprachige Minderheiten).
Um dann einen Monat später das "Septeberprogramm" auszuarbeiten und darin die Absicht niederzulegen auf das Unrecht durch die Annexion Ostbelgiens mit Lüttich und die dauerhafte erzwungene Einbndung Belgiens unter deutschen Einfluss, noch mehr Unrecht drauf zu setzen.Hier wurde immerhin das eigene Unrecht, den Bruch der belgischen Neutralität, vor der ganzen Weltöffentlichkeit anerkannt und zugegeben.