Anti-Desertations-Eid vor der Schlacht von Monte Cassino?

Was sollte da ein Eid? Wer sich von den hohen Vollstreckungen von standrechtlichen Erschießungen nicht hindern ließ, zu desertieren, der hat sich doch nicht von einem Eid oder einer Unterschrift aufhalten lassen.

Eben! Es brauchte keine zusätzliche schriftliche Verpflichtung, weil alle Verpflichtungen bereits im Fahneneid enthalten sind, den jeder Soldat ablegen muss.

Ein Soldat desertiert nicht-Punkt! Ein Soldat der das tut, ist kein Soldat mehr, sondern ein Deserteur, der fahnenflüchtig geworden ist.

Desertion wurde und wird in allen Armeen der Welt streng- im Kriegsfall häufig sogar mit der Todesstrafe bestraft.

Desertion galt/gilt als schweres Vergehen. Auf jeden Fall als unvereinbar mit dem Fahneneid auch mit dem Ehrenkodex.

Soldaten per Unterschrift-Aktion auf etwas Selbstverständliches einschwören zu wollen, wozu sich jeder Soldat bereits mit seinem Fahneneid verpflichtet hat, ist nicht nur sinnlos, es wäre auch, genau genommen, eine Beleidigung der Truppe. Man würde ja damit Soldaten unterstellen, dass sie nicht bereit sind, das Selbstverständliche zu leisten, wozu sie sich mit Fahneneid verpflichtet haben: Ein Soldat kämpft, ein Soldat gehorcht, und er läuft vor allem nicht davon!
 
Eine Armee die es nötig hat, Desertionen per Unterschriftenaktion verhindern zu wollen, die macht sich ja total lächerlich.

@Scorpio Ich denke, dass die Fallschirmjägertruppe eigene Gepflogenheiten hatte. Das liegt in der Natur der Sache. Ein Fallschirmjäger agiert nicht an der Front, sondern im Feindesland. Hinter den feindlichen Linien gab es keine Militärjustiz. Wenn es Fehlverhalten gab, musste improvisiert werden. Das entspricht auch ganz dem Stil dieser Truppe. Monte Cassino wird an dieser Mentalität nichts geändert haben.

Mal angenommen, du würdest unterschreiben, dass Du mit dem Leben Deiner Familie bürgst: Würdest Du das lächerlich finden?

Fahnenflucht bedeutete in Monte Cassino wohl auch nicht in erster Linie, dass man sich ins Hinterland absetzte, sondern sich direkt ergab, indem man zum Feind flüchtete bzw. die Waffen streckte. Die Furcht vor dem Standgericht im Angesicht des Feindes? In diesem Terrain? Glaube ich nicht. Die Furcht vor den Kameraden und den Vorgesetzten oder unmenschlichen Lagerbedingen beim Feind? Schon eher. Dass eine bürokratisch operierende Geheime Feldpolizei des Nachts und unter Wolfsgeheul inmitten von Ruinen auf Mulis nach desertierenden Soldaten Ausschau hielt, halte ich für sehr unrealistisch. Ein Schuss oder eine falsche Bewegung und Du warst praktisch tot, weil Du Deine Position verraten hast. Irgendwie erscheint mir die Androhung von Repressalien gegenüber Familienmitgliedern durchaus realistisch. Die Drohung mit Strafeinheiten, "Bewährungs-Bataillon" oder Feldpolizisten hätten Fallschirmjäger kaum beeindruckt, weil Monte Cassino ohnehin ein Todeskommando war. Wenn man desertierte, lief man über. Fehlverhalten in Monte Cassino erforderte direktes Handeln. Schrie ein frisch eingezogener minderjähriger Soldat, wurde er erschossen, um die Moral der Truppe zu erhalten. Die gerichtlichen Belange interessierten nicht. Desertation ist ein Risiko-Nutzen-Kalkül. Der Eid ist irrelevant. Die furchteinflößende Geste (Sippenhaftandrohung) wirksamer. Unter Kampfbedingungen wie in Monte Cassino unterlag Militärjustiz anderen praktischen Voraussetzungen. Das waren keine normalen Wehrmachtsoldaten, sondern Truppen, die darin geübt waren, ständig zu improvisieren um sich rasch wandelnden Gegebenheiten anzupassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Scorpio Ich denke, dass die Fallschirmjägertruppe eigene Gepflogenheiten hatte. Das liegt in der Natur der Sache. Ein Fallschirmjäger agiert nicht an der Front, sondern im Feindesland. Hinter den feindlichen Linien gab es keine Militärjustiz. Wenn es Fehlverhalten gab, musste improvisiert werden. Das entspricht auch ganz dem Stil dieser Truppe. Monte Cassino wird an dieser Mentalität nichts geändert haben.

Mal angenommen, du würdest unterschreiben, dass Du mit dem Leben Deiner Familie bürgst: Würdest Du das lächerlich finden?

Fahnenflucht bedeutete in Monte Cassino wohl auch nicht in erster Linie, dass man sich ins Hinterland absetzte, sondern sich direkt ergab, indem man zum Feind flüchtete bzw. die Waffen streckte. Die Furcht vor dem Standgericht im Angesicht des Feindes? In diesem Terrain? Glaube ich nicht. Die Furcht vor den Kameraden und den Vorgesetzten oder unmenschlichen Lagerbedingen beim Feind? Schon eher. Dass eine bürokratisch operierende Geheime Feldpolizei des Nachts und unter Wolfsgeheul inmitten von Ruinen auf Mulis nach desertierenden Soldaten Ausschau hielt, halte ich für sehr unrealistisch. Ein Schuss oder eine falsche Bewegung und Du warst praktisch tot, weil Du Deine Position verraten hast. Irgendwie erscheint mir die Androhung von Repressalien gegenüber Familienmitgliedern durchaus realistisch. Die Drohung mit Strafeinheiten, "Bewährungs-Bataillon" oder Feldpolizisten hätten Fallschirmjäger kaum beeindruckt, weil Monte Cassino ohnehin ein Todeskommando war. Wenn man desertierte, lief man über. Fehlverhalten in Monte Cassino erforderte direktes Handeln. Schrie ein frisch eingezogener minderjähriger Soldat, wurde er erschossen, um die Moral der Truppe zu erhalten. Die gerichtlichen Belange interessierten nicht. Desertation ist ein Risiko-Nutzen-Kalkül. Der Eid ist irrelevant. Die furchteinflößende Geste (Sippenhaftandrohung) wirksamer. Unter Kampfbedingungen wie in Monte Cassino unterlag Militärjustiz anderen praktischen Voraussetzungen. Das waren keine normalen Wehrmachtsoldaten, sondern Truppen, die darin geübt waren, ständig zu improvisieren um sich rasch wandelnden Gegebenheiten anzupassen.
Zuerst einmal ist diese Einheit eine normale reguläre Truppe die auch der üblichen Militärjustiz untersteht. Die deutschen Fallschirmjägereinheiten sind nach den Verlusten der Invasion von Kreta kaum noch für ihre eigentliche Aufgabe eingesetzt worden, sondern wurden vielfach als "Feuerwehr" eingesetzt. Sich dem Feind in aussichtsloser Lage zu ergeben ist, zumindest für den normalen Soldaten, nicht als Fahnenflucht gewertet worden.
Des weiteren ist anzumerken, das ab Mitte des Krieges wehrtüchtige Männer nicht mehr zwingend freiwillig bei den Luftlandeeinheiten landeten.
Auch wird man den "Eliteeinheiten" sicherlich kaum mit "Sippenhaft" gedroht haben. Mir ist so kein Fall in dieser Richtung bekannt, aber vielleicht hast du da ja Dokumente.
 
Wo hast du das gefunden: "Schrie ein frisch eingezogener minderjähriger Soldat, wurde er erschossen um die Moral der Truppe zu erhalten"?

Das war nicht die Regel, es mag hier Ausnahmefälle gegeben haben.
 
Einige Einheitskommandeure waren der Ansicht, sie müssten ihren Soldaten noch extra mit Sippenhaft drohen.
So z.B. Heinrich von Lüttwitz, der am 18. Juli 1944 in einem persönlichen Befehl der 2. Panzerdivision mitteilte:
Fortan sollten alle Namen von Deserteuren in die Heimat gemeldet werden, "damit an ihren Angehörigen und Bräuten entsprechende Maßregeln getroffen werden können. Wer sein Volk verrät, dessen Familie gehört nicht in die Deutsche Volksgemeinschaft."
Ähnliches wird von der 276. und der 91. Infanteriedivision, der 21. Panzerdivision sowie dem 81. AK berichtet.
Quelle: Family Punishment in Nazi Germany, Robert Loeffel, 2012

Eine eidesstattliche Unterschrift oder gar Eid auf einen solchen Befehl halte ich ebenfalls für unwahrscheinlich. Allenfalls könnte ein nachgeordneter Offizier von seinen Leuten verlangt haben, sich per Unterschrift auf einer Liste einzutragen. Quasi als Bestätigung, den Befehl gelesen zu haben bzw. für den Offizier als Rückversicherung, dass er den Befehl an alle weitergegeben hatte, vor allem dann, wenn die Weitergabe an alle Soldaten im Befehl ausdrücklich verlangt wurde. Ich kenne jedoch keine Belege für eine solche Praxis.

A Propos 2. Panzerdivision: Da gibt es ein schlimmes Beispiel von Sippenhaftung, bei der die ganze Familie Leiss inklusive Schweizer Schwager ermordet wurde, obwohl der Fahnenflüchtige nach späteren eigenen Angaben gar nicht desertierte, sondern gefangen genommen wurde.
 
Das 81. AK, die 276.te und 91.te sind Einheiten, die gegen die Landungstruppen in der Normandie kämpfen mußten, beide Infanteriedivisionen wurden bei diesen Gefechten "aufgerieben". Die Soldaten werden in der Masse ältere Jahrgänge und ganz junge Soldaten gewesen sein, also zweiklassige/drittklassige Einheiten.

Auch die 2te Panzerdivision lag zur Auffrischung/Erholung in der Normandie und wurde dann dort "zerschlagen".
 
Ja und bezüglich der Einheiten im Landungsraum kann man tatsächlich davon ausgehen, das hier Maßnahmen ergriffen wurden, um die Soldaten zum Widerstand "anzuhalten". Natürlich waren die Einheiten der zweiten und dritten Linie in dieser Hinsicht weniger zuverläßig (durchaus verständlich und nachvollziehbar!!).

Im Prinzip waren viele der dort getroffen Einheiten Besatzungstruppen, Einheiten zur Auffrischung, Neuaufstellung und in Ruhestellung.
 
Für Italien meldete die 10. Armee an den OB Südwest im Februar 1944 189 Fälle von Fahnenflucht, davon 92 Überläufer. Im Januar waren es noch 257 Fälle mit 142 Überläufern gewesen, im Dezember 1943 212 und 98. Mit einer detaillierten Liste der beteiligten Einheiten.
aus BArch RH 20-10/189 Tätigkeitsbericht Feldpostprüfstelle AOK 10, mit Anlagen, Feb. 1944 Digitalisat Seite 50

Interessant sind in diesem Dossier die Feldpostbriefe der 10. Armee zu lesen, die von der Zensur abgefangen wurden. Da versuchte jemand in "Geheimschrift" zuhause mitzuteilen, dass aus seiner Division eine ganze Kompanie samt Offizier übergelaufen sei.
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Ob die Zahl der Deserteure in Italien im Vergleich besonders hoch war und damit auch dort besondere Befehle provozierte, weiß ich nicht, aber die Zahl der Deutschen, die sich dort den Partisanen angeschlossen haben, soll "ein bedeutendes Ausmaß erreicht haben."

Deutsche Partisanen in der italienischen Widerstandsbewegung, Roberto Battaglia, in Internationale Hefte der Widerstandsbewegung, II. Studien über die Widerstandsbewegung
 
Zuerst einmal ist diese Einheit eine normale reguläre Truppe die auch der üblichen Militärjustiz untersteht. Die deutschen Fallschirmjägereinheiten sind nach den Verlusten der Invasion von Kreta kaum noch für ihre eigentliche Aufgabe eingesetzt worden, sondern wurden vielfach als "Feuerwehr" eingesetzt. Sich dem Feind in aussichtsloser Lage zu ergeben ist, zumindest für den normalen Soldaten, nicht als Fahnenflucht gewertet worden.
Des weiteren ist anzumerken, das ab Mitte des Krieges wehrtüchtige Männer nicht mehr zwingend freiwillig bei den Luftlandeeinheiten landeten.
Auch wird man den "Eliteeinheiten" sicherlich kaum mit "Sippenhaft" gedroht haben. Mir ist so kein Fall in dieser Richtung bekannt, aber vielleicht hast du da ja Dokumente.

Ein Gedanke dazu: Holger Afflabach hat in seinem Buch "Die Kunst der Nierderlage, eine Geschichte der Kapitulation" unter anderem auf die Unterschiedlichen Möglichkeiten sich einem Feind zu ergeben, bei den Teilstreitkräften von Heer und Marine hingewiesen und mehr oder minder darauf abgestellt, dass es Angehörigen der Bodentruppen in der Regel wesentlich leichter sei, dem Feind, die eigene Kapitulation anzubieten, als Angehörigen der Marine.

Das erscheint insofern Bodengefechte häufig auf direkter Sichtdistanz der einzelnen Soldaten Stattfinden, Seegefechte dagegen eher auf Artilleriedistanz (was bei moderner Arri natürlich schonmal ein paar Km sein können) oder in noch ganz anderer Form (Marineflieger/U-Boote) und angesichts dessen, dass Seesoldaten von den Schiffen auf denen sie sind, auch nicht einfach verschwinden können, während Bodentruppen durchaus Gelegenheit haben können, sich von den eigenen Einheiten abzusetzen.

Wenn ich mich recht erinnere (ich habe das Buch leider gerade nicht zur Hand, ich müsste das nochmal nachschlagen), wies Afflerbach in dem Zusammenhang auch darauf hin, dass bei Seeoffizieren, möglicherweise aus der Erfahrung dieser Umstände heraus, die Bereitschaft zu Kapitulieren tendenziell geringer und diejenige bis zum Tod zu kämpfen tendenziell höher gewesen sei, als bei Landtruppen.

Man wird sicherlich jedenfalls in der Geschichte jedenfalls Beispiele für so etwas finden. Man denke etwa an die verhängnisvolle Absicht der Offiziere der höheren Offiziere der Hochseeflotte im November 1918 nochmal gegen die Briten die Schlacht suchen zu wollen, während an Land schon alles klar auf dem Rückzug war.


Wenn wir mal unterstellen, dass die Möglichkeiten der eigenen Waffengattung/Teilstreitkraft überhaupt kapitulieren zu können, auf das Mindset der Offiziere abfärbte, wie Afflerbach das in seinem Buch mehr oder weniger postuliert hat und mal davon ausgehen, dass das möglicherweise zum Teil auch für die Luftwaffe in ähnlicher Weise zutrifft wie für die Marine (Aussteigen/Notlanden und sich ergeben funktioniert ja durchaus nicht in jeder denkbaren Gefechtssituation) und mal annehmen, dass Luftwaffenoffiziere da möglicherweise ähnlich ticken/tickten, wie Marineoffiziere und Kapitulation schlicht für keine annehmbare Option halten, könnte natürlich die Zweckentfremdung von Fallschirmjägertruppen für den Bodenkampf dazu geführt haben, die entsprechende Denke der Luftwaffenoffiziere in die Bodentruppen hinein zu tragen.

Das könnte eine Erklärung für abweichendes Verhalten von Offizieren innerhalb einer solchen Truppe, gegenüber dem Verhalten der Offiziere in den regulären Formationen des Heeres darstellen.
 
Eine eidesstattliche Unterschrift oder gar Eid auf einen solchen Befehl halte ich ebenfalls für unwahrscheinlich. Allenfalls könnte ein nachgeordneter Offizier von seinen Leuten verlangt haben, sich per Unterschrift auf einer Liste einzutragen. Quasi als Bestätigung, den Befehl gelesen zu haben bzw. für den Offizier als Rückversicherung, dass er den Befehl an alle weitergegeben hatte, vor allem dann, wenn die Weitergabe an alle Soldaten im Befehl ausdrücklich verlangt wurde.
Sehe ich grundsätzlich ähnlich, wobei dann die Problematik vorliegen würde, dass das von ziemlich weit oben gekommen sein müsste, denn die Kommandeure einzelner Truppenkörper würden mit Sicherheit ihre Befugnisse weit überschritten haben, wenn sie eigenmächtig ihren Soldaten "Sippenhaft" angedroht hätten.

Insofern Kesselring als Befehlshaber in Italien definitiv in Kriegsverbrechen verwickelt war und nach dem Krieg von einem britischen Militärgericht verurteilt wurde unter anderem Wegen der Duldung von Geiselerschießungen und verbrecherischer Befehle zur "Bandenbekämpfung", wären ihm solche Anordnungen sicherlich theoretisch jedenfalls zuzutrauen:


Ob die Zahl der Deserteure in Italien im Vergleich besonders hoch war und damit auch dort besondere Befehle provozierte, weiß ich nicht, aber die Zahl der Deutschen, die sich dort den Partisanen angeschlossen haben, soll "ein bedeutendes Ausmaß erreicht haben."
Ich vermute dass jedenfalls unter den regulären deutschen Wehrmachtsangehörigen die Desertionsraten nicht besonders hoch gewesen sein dürften weil beim Versuch überzulaufen natürlich die Gefahr bestand, italienischen Einheiten, die jetzt auf Seite der Westalliierten kämpften oder Partisanen in die Hände zu fallen.
Und nachdem die Deutschen (Praxis der Deportation von "Militärinternierten" und Zwagsarbeit etc.) nicht nur Partisanen in verbrecherischer Weise bekämpften, sondern auch regulären Angehörigen der italienschen Streitkräfte die kriegsrechtlich korrekte Behandlung verweigerten dürfte Überlaufen für die deutschen Kader eher risikoreich gewesen sein, weil sie damit rechnen mussten, dann im Gegenzug auch von den Italienern nicht korrekt behandelt zu werden, sollten sie diesen in die Hände fallen oder nach Kapitulation vor den vorrückenden Amerikaner oder Briten an italienischen Stellen überstellt übergeben werden.

Anders wird dass (auch auf die Gefahr hin, dass mir wieder vorgeworfen wird, ich würde Faktoide prodzuieren) alledings bei auf deutscher Seite kämpfenden Italienern gewesen sein, die plausibel vorbringen konnten, von den Deutschen gezwungen worden zu sein, oder eventuell auch bei Personen aus Bewährungs/Strafformationen, über denen jederzeit das Damoklesschwert schwebte dem eigenen Regime zum Opfer zu fallen und die erwarten konnten auf Himmelfahrtskommandos geschickt zu werden.
 
Allenfalls könnte ein nachgeordneter Offizier von seinen Leuten verlangt haben, sich per Unterschrift auf einer Liste einzutragen. Quasi als Bestätigung, den Befehl gelesen zu haben bzw. für den Offizier als Rückversicherung, dass er den Befehl an alle weitergegeben hatte, vor allem dann, wenn die Weitergabe an alle Soldaten im Befehl ausdrücklich verlangt wurde. Ich kenne jedoch keine Belege für eine solche Praxis.
So würde die Erzählung wenigstens einen Sinn ergeben.
 
Interessant sind in diesem Dossier die Feldpostbriefe der 10. Armee zu lesen, die von der Zensur abgefangen wurden. Da versuchte jemand in "Geheimschrift" zuhause mitzuteilen, dass aus seiner Division eine ganze Kompanie samt Offizier übergelaufen sei.
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Ob die Zahl der Deserteure in Italien im Vergleich besonders hoch war und damit auch dort besondere Befehle provozierte, weiß ich nicht, aber die Zahl der Deutschen, die sich dort den Partisanen angeschlossen haben, soll "ein bedeutendes Ausmaß erreicht haben."

Deutsche Partisanen in der italienischen Widerstandsbewegung, Roberto Battaglia, in Internationale Hefte der Widerstandsbewegung, II. Studien über die Widerstandsbewegung
Die Geheimschrift habe ich noch nicht durchdrungen, zumindest keine einfache Substitution der Buchstaben durch ihre Positionen im Alphabet (A = 1, B = 2....) auch nicht mit Caesar-Chiffre (Rotationsverfahren). Zumindest nicht mit einem einfachen Rotationsverfahren.

Ich frage mich allerdings, wie jemand auf die Idee kam, so etwas zu versenden, dass das die Aufmerksamkeit der Zensurstelle mehr wecken würde, als ein lapidar eingestreuter Satz, liegt doch auf der Hand.


Ist überliefert, ob Boßmann irgendwelche Repressalien zu erdulden hatte?
 
Man kann ja auch mal lesen was der Obergefreite Werner Mork (* 1921) aus Kronach zu kämpfen bei Ortona 1943 schrieb.

Seinen Bericht zu folge wäre dies wohl eine Situation, wo dieses erschießen zur Anwendung hätte kommen/können/müssen.

Gerade auf LeMO gesehen: LeMO Das lebendige Museum Online .
Ja und nein, dieses Durchschlagen war eine "übliche Methode". Gerade an der Ostfront auch schon eher die Regel. Letztlich kam es auf die Offiziere an, aber im allgemeinen scheinen die Einheit froh um jeden überlebenden Soldaten gewesen zu sein.

Man muß auch klar zwischen "Soldaten" und "politisch motivierten/indoktrinieren Soldaten" unterscheiden.
 
Ich frage mich allerdings, wie jemand auf die Idee kam, so etwas zu versenden, dass das die Aufmerksamkeit der Zensurstelle mehr wecken würde, als ein lapidar eingestreuter Satz, liegt doch auf der Hand.


Ist überliefert, ob Boßmann irgendwelche Repressalien zu erdulden hatte?
Die Feldpostprüfstelle gab für den Berichtsmonat Feb. 1944 in 19 Fällen die Benutzung einer Geheimschrift an und vermerkte:
Des öfteren werden in Geheimschrift militärische Dinge, die der Geheimhaltung unterliegen nach Hause berichtet.

Der Brief Boßmanns wurde als schwerer Verstoß gegen die Geheimhaltung, nicht etwa wegen Zersetzung der Wehrkraft, eingestuft (46 schwere Verstöße bei 37046 geprüften Briefen), wobei dem III-H 75 beanstandete Sendungen vorgelegt, 5 davon an die Divisionsgerichte weitergeleitet und 42 zur "weiteren Untersuchung oder zuständigkeitshalber abgegeben" wurden. Man kann sich vorstellen, was das bedeutete, in diesem Fall gibt es jedoch keine weiteren Angaben.

Bei den schweren Verstößen war aber nur dieser Brief in Geheimschrift, die anderen 18 verschlüsselten Briefe wurden scheinbar akzeptiert.
 
Sehe ich grundsätzlich ähnlich, wobei dann die Problematik vorliegen würde, dass das von ziemlich weit oben gekommen sein müsste, denn die Kommandeure einzelner Truppenkörper würden mit Sicherheit ihre Befugnisse weit überschritten haben, wenn sie eigenmächtig ihren Soldaten "Sippenhaft" angedroht hätten.
Loeffel teilt die eigenmächtigen Befehle mit Androhungen von Sippenhaft durch Kommandeure in vor und nach dem 20. Juli 1944 ein, wobei er danach eine deutliche Zunahme sieht.
Er meint auch, dass erst durch eine Direktive* Burgdorfs vom 2. August 1944 die Bedrohung durch Sippenhaft in der ganzen Wehrmacht als von "weiter oben" befohlen betrachtet und verbreitet diskutiert wurde.

*im Wortlaut: ".. dass jeder Soldat, der sich in den Dienst des Feindes stellt, sein und seiner Familie Leben verwirkt hat."
 
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