Zuerst einmal ist diese Einheit eine normale reguläre Truppe die auch der üblichen Militärjustiz untersteht. Die deutschen Fallschirmjägereinheiten sind nach den Verlusten der Invasion von Kreta kaum noch für ihre eigentliche Aufgabe eingesetzt worden, sondern wurden vielfach als "Feuerwehr" eingesetzt. Sich dem Feind in aussichtsloser Lage zu ergeben ist, zumindest für den normalen Soldaten, nicht als Fahnenflucht gewertet worden.
Des weiteren ist anzumerken, das ab Mitte des Krieges wehrtüchtige Männer nicht mehr zwingend freiwillig bei den Luftlandeeinheiten landeten.
Auch wird man den "Eliteeinheiten" sicherlich kaum mit "Sippenhaft" gedroht haben. Mir ist so kein Fall in dieser Richtung bekannt, aber vielleicht hast du da ja Dokumente.
Ein Gedanke dazu: Holger Afflabach hat in seinem Buch "Die Kunst der Nierderlage, eine Geschichte der Kapitulation" unter anderem auf die Unterschiedlichen Möglichkeiten sich einem Feind zu ergeben, bei den Teilstreitkräften von Heer und Marine hingewiesen und mehr oder minder darauf abgestellt, dass es Angehörigen der Bodentruppen in der Regel wesentlich leichter sei, dem Feind, die eigene Kapitulation anzubieten, als Angehörigen der Marine.
Das erscheint insofern Bodengefechte häufig auf direkter Sichtdistanz der einzelnen Soldaten Stattfinden, Seegefechte dagegen eher auf Artilleriedistanz (was bei moderner Arri natürlich schonmal ein paar Km sein können) oder in noch ganz anderer Form (Marineflieger/U-Boote) und angesichts dessen, dass Seesoldaten von den Schiffen auf denen sie sind, auch nicht einfach verschwinden können, während Bodentruppen durchaus Gelegenheit haben können, sich von den eigenen Einheiten abzusetzen.
Wenn ich mich recht erinnere (ich habe das Buch leider gerade nicht zur Hand, ich müsste das nochmal nachschlagen), wies Afflerbach in dem Zusammenhang auch darauf hin, dass bei Seeoffizieren, möglicherweise aus der Erfahrung dieser Umstände heraus, die Bereitschaft zu Kapitulieren tendenziell geringer und diejenige bis zum Tod zu kämpfen tendenziell höher gewesen sei, als bei Landtruppen.
Man wird sicherlich jedenfalls in der Geschichte jedenfalls Beispiele für so etwas finden. Man denke etwa an die verhängnisvolle Absicht der Offiziere der höheren Offiziere der Hochseeflotte im November 1918 nochmal gegen die Briten die Schlacht suchen zu wollen, während an Land schon alles klar auf dem Rückzug war.
Wenn wir mal unterstellen, dass die Möglichkeiten der eigenen Waffengattung/Teilstreitkraft überhaupt kapitulieren zu können, auf das Mindset der Offiziere abfärbte, wie Afflerbach das in seinem Buch mehr oder weniger postuliert hat und mal davon ausgehen, dass das möglicherweise zum Teil auch für die Luftwaffe in ähnlicher Weise zutrifft wie für die Marine (Aussteigen/Notlanden und sich ergeben funktioniert ja durchaus nicht in jeder denkbaren Gefechtssituation) und mal annehmen, dass Luftwaffenoffiziere da möglicherweise ähnlich ticken/tickten, wie Marineoffiziere und Kapitulation schlicht für keine annehmbare Option halten, könnte natürlich die Zweckentfremdung von Fallschirmjägertruppen für den Bodenkampf dazu geführt haben, die entsprechende Denke der Luftwaffenoffiziere in die Bodentruppen hinein zu tragen.
Das könnte eine Erklärung für abweichendes Verhalten von Offizieren innerhalb einer solchen Truppe, gegenüber dem Verhalten der Offiziere in den regulären Formationen des Heeres darstellen.