"Alexander" von Oliver Stone

Aber die Schlacht gegen Poros wurde doch völlig falsch dargestellt. In der Tat setzte Alexander seine Kavallerie ein und vernichtete damit die feindliche Kav. und ihm gelang durch einen geschickten Aufmarsch seiner Truppen, den frontalen Angriff gegen die Elefanten zu vermeiden. Während dessen wurden die Elefanten von der Flanke her aufgerollt, wobei sich natürlich Alexanders Infanterie der indischen meilenweit überlegen zeigte.
Was soll also an der Darstellung der Schlacht gegen Poros korrekt gewesen sein? Wie es im Film gezeigt wurde, wäre wohl den Truppen von Poros ganz recht gewesen, aber unser Kenntnisstand heute ist ein anderer.

Dabei ist mir noch eines aufgefallen, ein Thema was mich immer brennend bewegt und ein bisschen verstört, nämlich der große Gegensatz zwischen Wollen und Handeln. Irgendwie verstehe ich nicht wie Oliver Stone, wenn er sich tatsächlich für Alexander interessiert, so einen schwachen Film machen konnte. Stone mag sich ja wirklich Mühe bei Gaugamela gegeben haben. Aber ansonsten sind die Freiheiten, die er sich nimmt etwas arg groß und die Regiearbeit wie auch die Besetzung nicht gerade überzeugend (bis auf Philipp wie gesagt). Auf der einen Seite bemüht sich Stone um Korrektheit in der Kleidung, auf der anderen verliert er historische Zusammenhänge aus den Augen, opfert sie der Hollywood Beschau von Frau Jolie. Irgendwie geht bei dem Film etwas nicht zusammen. Mal hat er Tempo, mal erstickt er in Langatmigkeit. Man merkt halt, dass Stone kein Regiegenie wie Kubrick oder Leone ist und das musste dem Film seinen Stempel aufdrücken. Anders als in ganz großartigen Werken wie "Laurence von Arabien", der ja auch lange Szenen verarbeiten konnte, vergreift sich Stone in dem Takt eines Filmes, den er scheinbar nicht kennt.
Als einzigen Lichtblick, neben den genannten, finde ich den Streit zwischen Alexander und seinen Unterkommandeuren und die Szene, als er einen von ihnen erschlägt und wirklich so glaubhaft schockiert durch seine Zerrissenheit gespielt wird, das einmal kurz ein Bild aus seinen Biographien glaubhaft visualisiert wurde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man merkt halt, dass Stone kein Regiegenie wie Kubrick oder Leone ist und das musste dem Film seinen Stempel aufdrücken.
Immerhin hat er "Platoon" gemacht, den ich inhaltlich wie filmisch sehr stark finde. Und noch ein paar andere gute Filme, wobei dieser heraussticht.
 
Aber die Schlacht gegen Poros wurde doch völlig falsch dargestellt. In der Tat setzte Alexander seine Kavallerie ein und vernichtete damit die feindliche Kav. und ihm gelang durch einen geschickten Aufmarsch seiner Truppen, den frontalen Angriff gegen die Elefanten zu vermeiden. Während dessen wurden die Elefanten von der Flanke her aufgerollt, wobei sich natürlich Alexanders Infanterie der indischen meilenweit überlegen zeigte.
Was soll also an der Darstellung der Schlacht gegen Poros korrekt gewesen sein? Wie es im Film gezeigt wurde, wäre wohl den Truppen von Poros ganz recht gewesen, aber unser Kenntnisstand heute ist ein anderer.

Ja, da gebe ich dir vollkommen recht. Wenn man den Film von der historischen Seite anschaut, dann kräuseln sich einem manchmal die Fußnägel hoch. Aber künstlerisch betrachtet hat die Poros-Schlacht sogar ein bisschen Sinn. Eben durch die Parallelen zu Gaugamela, die es historisch betrachtet natürlich de facto nicht gab. Aber dadurch rundet Stone im Zuge seiner Rahmen-im-Rahmen-Konstruktion den Feldzug als Einheit zwischen zwei Schlachten, die ähnlich geführt werden, aber unterschiedlich ausgehen, (Gut, die Makedonen haben noch gewonnen, aber teuer dafür bezahlt) ab.

Man merkt halt, dass Stone kein Regiegenie wie Kubrick oder Leone ist und das musste dem Film seinen Stempel aufdrücken.

Natürlich hat der Film nicht in dem Maße die regietechnischen feinen Geistesblitze wie die der ganz großen Regisseure (Den Phalangenaufmarsch zum Text des Opferpriesters vor Gaugamela nehme ich davon aus, das ist mE genial). Aber die Grobarbeit leistet Stone schon ziemlich gut. Das Rahmenprinzip gefällt mir und die oft nicht chronologischen Ereignisse machen den Film abwechslungsreich. Ich muss auch sagen, ein solcher Film braucht nicht regietechnische feine Genialitäten. So ein Film braucht starke Bilder, eine verständliche klare Handlung, und gute Schauspieler. Das hat "Alexander" alles. Dem Anspruch der historischen Genauigkeit weicht Stone elegant aus, indem er die Geschichte von Ptolemaios erzählen lässt und dem ganzen damit eine Art Subjektivität verleiht, die aber mE nicht stört. Trotzdem ist es natürlich schade, wenn die historische Authentizität unter der von dir zurecht angesprochenen Inkonsequenz leidet. Aber es ist eben "nur" die historische Authentizität. Das macht für mich den Film nicht kaputt. So etwas wie die plötzliche unmotivierte Magenta-Einfärbung nach Alexens Verwundung finde ich viel ärgerlicher. Aber das ist eine kleine Sache und macht mir den Film auch nicht kaputt.

Als einzigen Lichtblick, neben den genannten, finde ich den Streit zwischen Alexander und seinen Unterkommandeuren und die Szene, als er einen von ihnen erschlägt und wirklich so glaubhaft schockiert durch seine Zerrissenheit gespielt wird, das einmal kurz ein Bild aus seinen Biographien glaubhaft visualisiert wurde.

Du meinst, als er Kleitos ersticht? Ja, das ist in der Tat eine starke Szene. Aber der Film hat mE einige davon. Der Streit mit Philipp zum Beispiel, das ist von beiden großartig gespielt. Schauspielerisch habe ich an sich wenig zu meckern. Gut, Hephaistion kann man so nicht besetzen, aber das was der Typ spielt, tut er konsequent und gut, selbst wenn er nicht reinpasst... Das einzige, was ich mir für die Figur von Alex gewünscht hätte, wäre ein bisschen mehr von der Verantwortung, die als Anführer auf ihm lastet. Aber die schiebt er ja ständig von sich, wenn er so etwas sagt, wie: "Wenn ich falle, fällt nur ein Makedone". Außerdem lässt Idealismus oft nicht viel Platz für Verantwortungsbewusstsein. Und der Idealismus kommt für mich sehr stark rüber.





Ja, ich finde, Stone hat eine fesselnde, runde und überzeugende Geschichte erzählt. Nur nicht die von Alexander...
Nein, soweit gehe ich mit der Ungenauigkeit nicht. Ich empfand die kleinen Unkorrektheiten nicht als störend und kann so dem Film nichts wirklich schlechtes anlasten.
 
_________________________________________________________________2008

So, ich möchte gern auch was dazu sagen... auch wenn ich Jahre zu spät bin. Aber ich hab den Film erst im Fernsehn diesen Jahres gesehen...

Ich frag mich warum sich manche über Kleinigkeiten aufregen, wie z. B. zu sehr geschminkt, zu sehr Hexe und so weiter... Das sind Kleinigkeiten und das fällt in die Kategorie "Filmfreiheit"...

Im Großen und Ganzen fand ich den Film ziemlich gut... Das man nicht alles historische da hineinquetschen kann ist doch irgendwo klar, und kleine oder mittlere Schwachstellen hat jeder Film.

Aber einen totalen Reinfall würde ich das nicht bezeichnen.

Die Charaktere waren meines Erachtens nach nicht wirklich schwach dargestellt... Das ist Ansichtssache. Wir haben doch schon selbst festgestellt, dass es schwer ist einige dieser Personen richtig zu charakterisieren... Und Stone hat es eben so getan...

Die Kinofassung war wirklich leicht verwirrend, aber in der erweiterten Fassung kommt einiges besser an, und man versteht die Zusammenhänge leichter.

So, das solls erst mal von mir gewesen sein.

Würde mich freuen, wenn dieser Thread nochmals belebt wird.

LG
 
Das ist vom psychologischem Standpunkt ganz einfach zu beurteilen.

Viele Leute hier sind so lesewüterich, dass sie glauben, Alexander persönlich zu kennen.
Das geht soweit, das sie keine Meinung, ausser ihre akzeptieren, weil sie eben glauben, dabei gewesen zu sein.

Wenn ich aber als Aussenstehender einen Film mache, der versucht diese Zeit darzustellen, muss ich Kompromisse in die Denkweise der heutigen Menschen anbieten.

Ich verstehe das Problem der Pseudohistoriker nicht.
 
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Du meinst, als er Kleitos ersticht? Ja, das ist in der Tat eine starke Szene. Aber der Film hat mE einige davon. Der Streit mit Philipp zum Beispiel, das ist von beiden großartig gespielt. Schauspielerisch habe ich an sich wenig zu meckern. Gut, Hephaistion kann man so nicht besetzen, aber das was der Typ spielt, tut er konsequent und gut, selbst wenn er nicht reinpasst...

Diese besagte Szene ist in der erweiterten Filmfassung noch besser dargestellt, find ich. Da wird gezeigt, dass versucht wurde Kleitos und Alexander ganz zu trennen, also aus den Augen zu bringen. Doch Kleitos kommt wieder hereingestürmt. *toll*

Wieso war Hephaistion mit Jared Leto falsch besetzt? Ich fand, dass das gut gepasst hat... wohl eher war die Rolle womöglich falsch geschrieben... Aber Ansichtssache. Und das sag ich nicht, weil ich Jared Leto gern seh... :pfeif:
 
1. Ich frag mich warum sich manche über Kleinigkeiten aufregen, wie z. B. zu sehr geschminkt, zu sehr Hexe und so weiter... Das sind Kleinigkeiten und das fällt in die Kategorie "Filmfreiheit"...

2. Aber einen totalen Reinfall würde ich das nicht bezeichnen.


3. Würde mich freuen, wenn dieser Thread nochmals belebt wird.
1. Weil das Spaß macht. Völlige Müllfilme verreißen kann ja jeder. Ordentlich gemachte Filme nach Fehlern abtasten ist schon schwieriger aber auch interessanter.

2. Hat das jemand gesagt? (Weiß nicht mehr.)

3. Das ist schwierig, Du hast ja nur allgemeines gesagt, eigentlich nur kurz Deine ungefähre Meinung zum Film. Einhaken würde ich eher bei Detailpunkten wie der Authenzität der Darstellung bestimmter Schlachten, der Ausrüstung der Kämpfer oder dergleichen.

Als Film fand ich ihn, gemessen an dem Aufwand, der dafür betrieben wurde, erstaunlich langweilig. Aber das ist mein individueller Eindruck vom einmaligen Sehen. Andere finden auch "Das Mädchen mit den Perlenohringen" oder Jane-Austen-Verfilmungen langweilig. Das ist Geschmackssache. Mir fehlte allerdings irgendwie eine mitreißende Spannung, von der Darstellung der Schlacht bei Gaugamela mal abgesehen, die fand ich schön gemacht trotz alledem.
 
1. Weil das Spaß macht. Völlige Müllfilme verreißen kann ja jeder. Ordentlich gemachte Filme nach Fehlern abtasten ist schon schwieriger aber auch interessanter.

2. Hat das jemand gesagt? (Weiß nicht mehr.)

3. Das ist schwierig, Du hast ja nur allgemeines gesagt, eigentlich nur kurz Deine ungefähre Meinung zum Film. Einhaken würde ich eher bei Detailpunkten wie der Authenzität der Darstellung bestimmter Schlachten, der Ausrüstung der Kämpfer oder dergleichen.

1. Geb ich dir recht, Brisso... ich fang auch immer an zu lachen bei solchen Filmen.

2. Das war jetzt einfach mal grob zusammengefasst.:scheinheilig:

3. Ich weiß, ich brauchte erst mal einen Anfang... nach soo vielen Jahren... Ok, da haken wir doch bei Detailsachen und so ein... Würde mich jedoch freuen, wenn du da irgendwie mal einen Punkt vorbringst. Ich lass mich gerne ziehen...:rofl:
 
Das ist das Problem bei vielen Historischen Filmen, die versuchen so realistisch wie möglich zu sein. Sie sind oft langweillig.
Master&Commander ist da auch ein gutes Beispiel. Mein Vater als Seekriegsinteressierter fand den langweillig. Ich aber fand den gut.
 
Master&Commander ist da auch ein gutes Beispiel. Mein Vater als Seekriegsinteressierter fand den langweillig. Ich aber fand den gut.
Mag er auch Segelkriegsschiffe?

Also alle Seekriegsinteressierte, die ich kenne, fanden den Film genial und spannend.

Bei "Alexander" kann ich das von den Interessierten an der Antike aber nicht behaupten.
 
Nee eher U-Boote :D Spielt täglich stundenlang online Silent Hunter III :D
Für Segelschiffe hat er sich früher mehr interessiert.

Spannend fand ich ALexander auch nicht wirklich, aber unterhaltsam allemale. Und die Ausstattung war klasse.
 
Spannend fand ich ALexander auch nicht wirklich, aber unterhaltsam allemale. Und die Ausstattung war klasse.

Wenn du was spannendes haben willst, Legat, dann schau Thriller oder so an. Das kannst von Historienfilmen nicht unbedingt verlangen. Du kannst dich ja auch nicht bei "Titanic" reinsetzen und sagen: Hoffentlich geht das Schiff nicht unter. :rofl:Das trifft bei Alexander auch zu... wobei ich echt gedacht hab, dass es ein Happyend gibt... wurde aber schwer enttäuscht. :weinen:

Aber man kann den Film anschauen. Die Ausstattung war wirklich klasse. Wobei ich eine Frage hätte: Hatten die wirklich so eine seltsame Weltkarte bzw. Weltanschauung?
 
Bei "Alexander" kann ich das von den Interessierten an der Antike aber nicht behaupten.

Doch, von mir. Ich fand den Film durchaus spannend und gut insziniert. Ein Meisterwerk ist er vielleicht nicht, aber auch nicht die Supergurke in den ihn viele Kritiker zerissen haben.

Ich kenn mich zwar nicht in den Bekleidungsvorschriften der antiken Makedonen und Perser aus, aber ob da nun ein Kopftuch tragen darf oder nicht, oder die Sarissa 10 oder 1 Meter lang ist interessiert mich da wenig. Hauptsache der erzählerische Inhalt orientierte sich nach den Fakten, ohne irgendwelche Fantasiegeschichten oder Außerirdische einzubauen (das darf nur Monty Python). Und damit ist der Film für mich sogar besser als "Gladiator". Außerdem ist Farrells Alexander um längen besser als der von Burton anno 1600.:cool:

Noch besser als einen Alexanderfilm fände ich einen über die Diadochen wie Antigonos oder Seleukos, die werden leider nur ignoriert obwohl ihre Zeit genauso aufregend war wie die von Alex.
 
@Naphae: Du meinst das mit dem Ende der Welt wo der Ozean ist? Ja hatten sie. Hab da sone Karte wie die Welt laut antiker Beschreibungen ausgesehen haben soll:)
 
Ok, danke Legat... War leicht verwirrt. Vorallem die erklärung, dass man vom Ozean zum Nil gelangt und dann ins Mittelmeer... Da war ich etwas verwirrt... Wird ne schwere Arbeit für sie! *g*
 
Ich kenn mich zwar nicht in den Bekleidungsvorschriften der antiken Makedonen und Perser aus, aber ob da nun ein Kopftuch tragen darf oder nicht, oder die Sarissa 10 oder 1 Meter lang ist interessiert mich da wenig. Hauptsache der erzählerische Inhalt orientierte sich nach den Fakten, ohne irgendwelche Fantasiegeschichten oder Außerirdische einzubauen (das darf nur Monty Python).
Sehe ich genau andersherum. Ich kann mich eher damit abfinden, dass an der Geschichte herumgebogen wird um eine gute Filmhandlung hinzubekommen als wenn unnötig Ausrüstung erfunden wird. Klar macht eine realistische Darstellung etwas mehr Arbeit und drückt vielleicht vereinzelt nicht ganz das aus, was der Regisseur sagen will, aber eigentlich kann Authenzität hierin nur gute Kritiken einbringen, aber nicht den Film verschlechtern. Freiheiten im Erzählen sind aber manchmal durchaus förderlich. In einem Aufsatz zu "Amadeus" (der mit der Beerdigungszene auch eine falsche Interpretation fördert ohne sie direkt auszusagen) sieht man einer Szene Mozart ein gerade gehörtes Musikstück nachspielen und verbessern. Der AUtor (den ich leider derzeit nicht nachschlagen kann) schreibt, dass eine ähnliche Szene unter anderen Rahmenbedingungen (Ort, andere Personen) überliefert ist, aber an der Stelle einfach gut Mozart charakterisiert und somit den Film unterstützt und gut erfunden ist. Sie ist zwar nicht real, aber sozusagen realistisch.
 
Das ist normal... Jeder sieht es anders.

Ich find den Film jedoch, wie oben auch schon mal gesagt, ziemlich unterhaltsam so oder so. :yes:

Apropos Legat: Das die den Ozean als Ende der Welt hatten ist mir auch bewusst gewesen, aber das die bekannte Welt bei denen so unförmig war? Und der Nil seine Quelle im Ozean hat? ...
 
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