Tib. Gabinius schrieb:
Ansichtssache. Ich war recht glücklich keinen Actionfilm vor mir zu haben. Ich weiß nicht, wie du dir das Leben eines Feldherren vorstellst, aber die meiste Zeit ihres Lebens metzeln sie sich nicht über ein Feld oder vollbringen denkwürdige Taten..
Vermutlich habe ich etwas missverständlich geschrieben. Also: Ich bin fast 33, durchaus aufgeschlossen und verabscheue reine Effekt-Orgien wie "Van Helsing" oder Filme, wo es nur darum geht, möglichst viele Menschen möglichst blutig umzulegen.
Sprich: Ich mag auch dialoglastige Filme, die von jüngeren Generationen meist mit "Ey, was solln der fade Scheiß???" kommentiert werden. Okay?
Lass uns auf "Spartacus" zurückgreifen. Dieser besteht aus zwei Handlungssträngen: Zum einen das Schicksal von Spartacus selbst, das schließlich in der Revolute und einigen Schlachten gegen röm. Legionen mündet.
Zum anderen sind da die wortlastigen Intrigen im und außerhalb des Senats.
Weder sehen wir eine Aneinanderreihung von Gemetzeln, noch das unsäglich fade "Dann war das, weil das geschah und bevor ich´s vergesse, da war dann noch das und das" - wie es bei "Alexander" meiner Meinung nach der Fall ist.
Es ist ja gut und schön, seine "besondere" Beziehung zu Hephaistos aufzugreifen, und wenn der Film an einer Stelle Oliver Stones Handschrift trägt, dann eben hierin, eine historische Figur sehr offen als schwul darzustellen und dies nicht entweder peinlich berührt zu kaschieren (siehe die "Magst du Austern?"-Szene in "Spartacus") oder ins Lächerliche zu ziehen (der Prinz in "Braveheart").
Aber das Gros der Filmzeit mit solchem Geplänkel zu verschwenden, während viele wichtige Stationen Alexanders erzählt (!!!) werden, halte ich für am Zuschauer vorbei produziert. Deshalb auch mein Vorwurf mit dem Hörspiel, denn an ein solches erinnert der Film leider.
Manche Dialoge waren zu pathetisch, manche Figur überzeichnet und manchmal wurde es langatmig, aber immerhin hat man sich mal mehr Mühe gegeben als in manch anderem Sandalenfilm.
Ich habe nichts gegen Pathos; nichts gegen hemmungslose Überzeichnung; nichts gegen Langatmigkeit an manchen Stellen; ich habe aber was dagegen, wenn ein Film sich NUR au solchen Elementen zusammensetzt.
Wenn dich wirklich die Historie dahinter interessierte wären dir vielleicht die A Fragen und der Bezug zu den Quellen wichtig gewesen. Und die waren recht gut umgesetzt (für einen Film versteht sich).
Das kann ich nicht beurteilen, da ich mich mit dem Mythos Alexander nie beschäftigt habe. Gerade deshalb hätte ich es wichtig gefunden, dass der Film mir Lust macht, mich mit dem Wirken des Makedonen zu beschäftigen.
Dafür hat historisch gesehn kaum etwas gestimmt, von der Profession des Spartacus über die Ausrüstung der Legion bis hin zum überlieferten Ablauf der im Detail falsch war...
Das ist richtig. Immerhin jedoch haben sehr wichtige Ereignisse, etwa der Verrat der Piraten oder die Spaltung des Sklavenheeres gestimmt. Wobei wir die Figur des Spartacus durch die (klarerweise) sehr parteiische Dämonisierung durch die röm. Geschichtsschreiber nur erahnen können.
Aber weißt du was? Mir hat der Film damals (als noch Dinosaurier auf Erden weilten) dermaßen gut gefallen, dass ich mir hernach Stövers "Die Römer" zur Brust genommen habe, um etwas mehr zu erfahren. Kann man einem Film ein größeres Kompliment machen?
Stones Film hingegen lässt mich nur gelangweilt zurück.
Erm, steril? Ich habe selten eine so realistische Schlacht in einem Sandalenfilm gesehn. Den meisten wurde bei diesem gesplatter schlecht, die Taktik wurde erklärt (auch wenn ich das anders in Erinnerung hatte), die Ausrüstung war liebevoll ausgestaltet, die Schauspieler wirkten so, wie ich mich auch gefühlt hätte...
Die Taktik wurde erklärt, stimmt. Aber im Husch-Pfusch-Tempo, das einem Laien wie mir eine Spur zu schnell war.
Was mich wirklich beeindruckt hat, war und ist die Eröffnungssequenz in "Gladiator". Gut, die Taktik von Maximus war nicht sonderlich schwierig zu durchschauen, aber es war klar, was warum geschah.
Ich empfehle einen Blick auf die wenigen Darstellungen. Wenn die auch nur annähernd dem realen Bild nahe kamen, sah unser Alex nicht gerade nach dem kernigen Actionhero aus.
Ahm ... Kann man die damaligen Darstellungen tatsächlich für bare Münze nehmen?
Darum geht es aber auch gar nicht - es geht meiner Ansicht nach darum, dass man einen
besseren Schauspieler mit echter Präsenz nehmen hätte können! Etwa einen Brad Pitt (hat da jemand gelacht?) oder Edward Norton.
In der Tat, und man hat aus ihr eine überzeichnete Hexe gemacht...
Ja, gut: Das Frauenbild hat sich gerade in historischen Filmen nicht sonderlich gewandelt. Frauen waren und sind in solchen Epen stets entweder völlig hilflose Mäuschen oder durchtriebene Huren. Aber welche großartige Entwicklungsmöglichkeit hatten die Frauen in diesen Zeiten?
Man kann immer etwas zum kritisieren finden, ich finde hier weniger davon als in Troja, Arthur, Spartacus (und sein Remakes) oder Gladiator.
Oha! "Arthur" hatte ich schon völlig verdrängt! Der Film ist wirklich, wirklich erbärmlich. Es sollte einen Blitzdings-Stab auch für bestimmte Filme geben.
Wenn ich einen Wunsch frei hätte: macht aus dem einen Kinofilm eine Serie mit mehr Stunden fürs Fernsehen. Da kann dann wesentlich mehr verarbeitet werden und man muß nicht mit Stars um sich werfen, welche die Produktion nur teurer machen.
Also gerade mit Serien bin ich nicht wirklich glücklich geworden. Oft wird da der Versuch unternommen, quasi Kino fürs Fernsehen zu produzieren, obwohl man nur einen Bruchteil der finanziellen Möglichkeiten hatte. Erinnert sei an den bemerkenswert faden "Odysseus" (noch dazu tricktechnisch seltsam antiquiert).
Bei "Ring der Nibelungen" habe ich nur ein paar Minuten ertragen. Vor 15 Jahren, so als Pionier des Einsatzes von CGI-Effekten, wäre er durchaus erträglich gewesen. Aber ... Na ja.
Mal sehen, was sie aus "Hannibal" machen. Auf den bin ich wirklich gespannt!