Archäologiestudium

Russisch müsstest du dir aber als zweite moderne europäische Sprache anstelle von Französisch anrechnen lassen können. Was Latein und Griechisch angeht: Erkundige dich, was in den einzelnen Bundesländern und an der einzelnen Uni gefordert wird. Es ist natürlich schon sehr sinnvoll, als Historiker oder Archäologe in der Lage zu sein, die Texte oder gar Inschriften zu verstehen. Aber auch Latein und Griechisch kann man lernen. Du hast ja gewissermaßen die Motivation dazu. Was hierbei aber hilfreich ist, ist Eltern zu haben, die Mittel und Lust haben, einen dabei zu unterstützen, denn Die Semester, in denen man eine Sprache nachholt sind recht arbeitssintensiv, für anderes bleibt kaum Platz, es wirkt also studienverlängernd und nebenbei Geld verdienen ist in diesen Semestern auch nicht bei jedem drin.
 
Leben als Archäologe

Also, ich bin Klassischer Archäologe, und ich lebe davon, und ernähre eine Familie mit drei Kindern von einer halben, befristeten Stelle. Generell ist es heutzutage so, daß die Geisteswissenschaften keine Garantie bieten, automatisch eine gut bezahlte Professur zu erhalten. Die wichtigsten Voraussetzungen sind Interesse und Engagement, dann kann man auch diesen Beruf ausüben.
Was heißt das für einen Studenten? Sei anwesend im Institut, lies Bücher und geh zu Vorträgen, um die Themen und Arbeitsweisen kennenzulernen. Mache Dich mit den Leuten bekannt, sieh zu, daß Du auf Grabungen kommst. Und wenn Du dann nicht ganz blöd bist und Dir ein eigenes Thema erarbeiten kannst, dann sieht das schon nicht so schlecht aus. In der Regel wird nur ein kleiner Bruchteil eines Jahrgangs später auch wirklich Wissenschaftler.
 
@El Quijote:

Am besten wäre es doch, wenn ich zumindest Latein vor dem Studium schon lerne...dann muss ich das nicht neben dem Studium hermachen...oder?

Ich habe mich mal ein bischen über die verschiedenen Uni's informiert und bin auf die Uni Freiburg gestoßen, die mir zusagt...
der Bachelor-Studiengang Archäologische Wissenschaften scheint dort am meisten auf mich angepasst zu sein, da ich dort Klassische, Provinzialrömische, Christliche, sowie Archäologie des Mittelalters erlernen kann.
Wie ist denn der "Ruf" von der Uni Freiburg?

da es dort aber sehr teuer zu studieren ist, und ich aufgrund der prekären Arbeitslage eigentlich lieber keinen Bildungskredit aufnehmen würde, ist mir noch eine weitere Uni aufgefallen, die Uni Wien.
kennt jemand vielleicht zufällig die Uni? und stimmt es dass ich dort nur insgesamt ca. 16 € pro Semester zahlen muss? (habe ich gelesen, aber scheint mir fast zu schön um wahr zu sein)
gibt es Nachteile wenn man in Ö. studiert?

schonmal danke für die Antworten!
 
Am besten wäre es doch, wenn ich zumindest Latein vor dem Studium schon lerne...dann muss ich das nicht neben dem Studium hermachen...oder?

Lerne Latein vor dem Beginn des Studiums, die Uni-Kurse, das habe ich selbst erlebt, sehr schwer und du wirst dann auch kaum Zeit haben noch andere Veranstaltungen zu besuchen.

Die Uni Freiburg ist eine gute Wahl, wenn du Geld sparen willst, könnte ich dir noch die Uni Frankfurt ans Herz legen, Hessen hat keine Studiengebühren.
 
Lerne Latein vor dem Beginn des Studiums, die Uni-Kurse, das habe ich selbst erlebt, sehr schwer und du wirst dann auch kaum Zeit haben noch andere Veranstaltungen zu besuchen.
Die Kurse sind vor allem natürlich deswegen schwer, weil man innerhalb sehr kurzer Zeit den gleichen Stoff lernen soll, den man in der Schule in einigen Jahren erlernen kann. Und es bleibt wirklich kaum Zeit für anderes.
Ich habe in einem Sommer genügend Latein gelernt, um das Große Latinum gerade mal so zu bestehen und wir haben in einer Lerngruppe gegen Ende des Kurses nahezu den ganzen restlichen Tag mit Übersetzen der Hausaufgaben verbracht. Da blieb wirklich kaum Zeit für andere Dinge.
 
ich wollte nächstes Wintersemester anfangen...
reichen ein paar monate nicht, um Latein zu lernen?
habe nämlich auch gelesen, dass ich zumindest in Wien wohl vor dem Studienbeginn schon eine Lateinprüfung machen muss...
 
ich wollte nächstes Wintersemester anfangen...
reichen ein paar monate nicht, um Latein zu lernen?

In den teuren Kursen wird das Latinum über die Semesterferien, also in etwa zweieinhalb Monaten eingepaukt. Da bezahlt man einmal und darf so oft wiederholen, bis man das Zertifikat hat. In den regulären Kursen an der Uni dauert das meines Wissens drei Semester, in der Schule dreieinhalb Jahre, bis man das Latinum bekommt. Wenn du also noch zehn Monate hast, kannst du das mit eiserner Disziplin rein theoretisch schaffen.
 
Du musst dich aber wirklich total reinhängen, wenn du das noch vor der Uni machen willst (also Latinum, "Kenntnisse" würde ja vielleicht noch grad so gehn, kommt drauf an was die Uni da für einen "Test" macht...). Vor allem wenn du in der Zeit auch noch dein Abi machen musst.
Was machst du denn in der Zeit nach dem Abi? Ich habe mal irgendwo gelesen, es gibt wohl auch so einen Kurs, wo man ein paar Wochen ist und NUR Latein lernt und dann Latinum macht mit guten Erfolgsquoten. Oder es gibt auch Fernkurse. Oder man kann es sich auch selbst beibringen, klar (das wirst du vielleicht auch während des Studiums noch mit anderen Sprachen machen dürfen...).
Und zur der Uni-Wahl: es gibt doch noch Orte ohne Studiengebühren, z.B. Hessen. Oder du gehst nebenbei jobben. Am besten gleich am Lehrstuhl als Kopiersklave, wegen den Berufschancen... :D (das war ein Witz... die Jobs am Lehrstuhl gibts meist später erst, aber Studiengebühren hast du natürlich von Anfang an. Hier in Leipzig is zwar auch ohne, aber hier kannst du nur Klassische Archäologie und Ur-und Frühgeschichte machen, deshalb nützt dir das wohl nix...).
 
ich wollte nächstes Wintersemester anfangen...
reichen ein paar monate nicht, um Latein zu lernen?
habe nämlich auch gelesen, dass ich zumindest in Wien wohl vor dem Studienbeginn schon eine Lateinprüfung machen muss...

@Ajax

Meiner Erfahrung nach reicht es nicht, daß Du was "gelesen" hast. Manchmal steht auf den Websites der Unis und Fakultäten etwas, was Du als Studienbeginner eventuell falsch interpretieren könntest (gilt auch für Broschüren und ähnliches).

Mein Tipp, mach einen Termin bei der Studienberatung der Uni/Fakultät bei der Du studieren möchtest, in diesem Gespräch bekommst Du dann Rat aus erster Hand. Z.B. auch, ob das Latinum zwingend bei Studienstart erforderlich, oder nur erwünscht ist bzw. ob es durch eine andere Leistung z.B. einem Test ersetzt werden kann und wann dieser fällig wird.

Neben den von meinen Mitdiskutanten angesprochenen Möglichkeiten das Latinum zu erreichen, gibt es auch noch die Möglichkeit von Privatunterricht. Die ist zwar sehr teuer aber auch sehr effektiv, weil der Lehrer weiß spätestens nach der ersten Sitzung, was für ein "Lerntyp" Du bist und richtet dann seinen Einzelunterricht entsprechend aus.

Good luck!


M.
 
danke an alle für die Antworten!

@Water:
Mein Abitur habe ich dieses Jahr gemacht, jetzt im Moment bin ich nur am jobben...
Bin da etwas skeptisch ob ich mir Latein wirklich selbst beibringen kann...wahrscheinlich ist so ein Kurs wo man nur Latein lernt wie du sagst am besten...


@Melchior:
Ja, es wäre sinnvoll, wenn ich direkt bei der Uni vorbeischaue; bei Freiburg is das auch kein großes Problem, bei Wien schon eher, das is bisl weit weg...
Du hast auf jeden Fall recht aber vielleicht kann ich dergleichen auch in einem Telefongespräch mit der Uni herausfinden?!


Privatunterricht werde ich mir wohl leider nicht leisten können, naja ich muss mich wohl nach einem geeigneten Kurs umschauen...
(kann ich als Nichtstudent denn an einem Lateinkurs an einer Uni teilnehmen, oder wohin soll ich mich am besten wenden?)

Wenn das mit dem Latein so schwierig wird, wie ihr sagt, sollte ich mir dann nicht überlegen noch ein weiteres Jahr zu warten, eventuell an Grabungen teilzunehmen, Latein zu lernen etc. um gut vorbereitet zu sein?

Gruß Ajax
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn das mit dem Latein so schwierig wird, wie ihr sagt, sollte ich mir dann nicht überlegen noch ein weiteres Jahr zu warten, eventuell an Grabungen teilzunehmen, Latein zu lernen etc. um gut vorbereitet zu sein?

An Grabungen teilnehmen kannst du, schau dich mal bei den Landesämtern um, geh vielleicht auch - sofern die Uni Heidelberg oder Mannheim das hat, am archäologischen Institut vorbei und schau, ob du dort Aushänge findest, die Landesämter suchen immer Grabungshelfer. Vielleicht kannst du dann dir gleich so eine Grabung als Praktikum anrechnen lassen.

Allerdings ist man nach einem Tag in der Grabung ziemlich geschafft. Ich bin bei Versuchen, nach einem Grabungstag noch zu lernen, immer eingeschlafen.
 
Ich möchte Archäologie auch studieren und hab mich daher auch n bisschen informiert.
In Münster wird ein, wie ich finde, sehr interessanter Studiengang angeboten. Nennt sich 2-Fach-Bachelor, da hat man die Möglichkeit zwei Fächer zu kombinieren und quasi im selben Zeitraum zwei Bachelor zu machen. Eins der Fächer, die ich mir ausgesucht hab, ist soger extra auf die erschwerten Berufchancen ausgerichtet und ist sozusagen fächerübergreifend. Da sind da auch so sachen wie Soziologie vertreten. Das kann natürlich kein Ersatz sein für ein Studium im jeweiligen Fach, aber es hilft sicherlich mit, Grundkenntnisse darin zu erwerben.

Der Studienberater, bei dem ich war, hat mir auch zu dieser Fächerwahl geraten, da nicht viele Studenten diese Kombination wählen, könnte also ein Vorteil sein auf dem Arbeitsmarkt ;)

Gruß Tobias
 
@Ajax

Zu Grabungen als Grabungshelfer hat Dir EQ schon einiges geschrieben, insbesondere wie Du an Angebote kommst.

Wenn Du einen Grabungstag hinter Dir hast, vergiß es lernen zu wollen. Dann magst Du nur noch Deinen Rücken senkrecht halten, nicht zu knieen oder zu hocken.

Wenn die Lateinkurse an der Uni noch nicht "voll" sind, kannst Du meist teilnehmen. Mußt Du erfragen. Noch etwas, Wien mag a bissl weit weg sein, aber ein Tag in Wien bei der Studienberatung, ist a bissl besser als ein schiefgelaufenes Studienjahr.


M.
 
Ich würde dir bzgl. des Latinums raten einen Intensivkurs zu machen, das kostet zwar dann auch Geld, dafür bist du gut vorbereitet und wirst, sofern du ordentlich lernst, das Latinum auch im ersten Durchlauf schaffen.
Die Unikurse sind meistens sehr schwer und gnadenlos überfüllt.
So war es zumind. bei mir hier in Marburg.
 
An Grabungen teilnehmen kannst du, schau dich mal bei den Landesämtern um, geh vielleicht auch - sofern die Uni Heidelberg oder Mannheim das hat, am archäologischen Institut vorbei und schau, ob du dort Aushänge findest, die Landesämter suchen immer Grabungshelfer. Vielleicht kannst du dann dir gleich so eine Grabung als Praktikum anrechnen lassen.

Allerdings ist man nach einem Tag in der Grabung ziemlich geschafft. Ich bin bei Versuchen, nach einem Grabungstag noch zu lernen, immer eingeschlafen.

Noch eine Möglichkeit, wo man an Grabungen teilnehmen kann:
IBG e.V. - Programm

Das ist eine Organisation, die zum Selbstkostenpreis Work Camps anbietet. Gebühr und Anfahrt sind selber zu zahlen, für den Rest sorgen die Camps.

Besonders in Spanien und Osteuropa wurden auch viele Grabungsteilnahmen angeboten, derzeit gibts nix, wobei das Sommerprogramm nicht feststeht.

Ich habe dort auch zweimal an Grabungen in Spanien teilgenommen und zusätzlich ists eine sehr nette Atmosphäre, weil dort wirklich Leute rund um den Globus zusammen kommen.
 
Privatunterricht werde ich mir wohl leider nicht leisten können, naja ich muss mich wohl nach einem geeigneten Kurs umschauen...
(kann ich als Nichtstudent denn an einem Lateinkurs an einer Uni teilnehmen, oder wohin soll ich mich am besten wenden?)

Du kannst dich als Gasthörer in Heidelberg einschreiben und dann an den Latinumskursen teilnehmen (und dich z.B. auch mal in eine Archäologie-Vorlesung setzen). Was ich noch zu bedenken gebe: Solltest du Klassische Archäologie studieren wollen, wirst du auch um ein Graecum nicht herumkommen. Je früher du also mit Latein anfängst, desto besser. :hukahaka:
 
Der einzige Nachteil, wenn man in "Ö." studiert, sind die vielen Österreicher.

Aber Scherz beiseite, der Kurs für Keltologie an der Uni Wien ist zum Beispiel weltweit führend, dort lehren solche Koriphäen wie Raimund Karl. Allerdings finde ich als Archäologe die sprachwissenschaftliche Ausrichtung nicht so prickelnd. Ausser Latein müsstest du dich dort noch mit so exotischen Sprachen wie Gälisch und Neo-Cornisch auseinander setzen.

Und hör bloss keine Ägyptologie, von dem Lehrstuhlinhaber halte ich zum Beispiel garnichts. Aber das sind alles Sachen, die man während des Studiums erfährt.

Konzentrier dich erstmal darauf, mit einem guten Abitur die nötigen Grundlagen zu erarbeiten und informier dich so gut es geht. Für mich waren die Sprachen auch Hemmnis während des Studiums, mir ging es da wie Geist, aber bei genug Enthusiasmus für die Sache wird es an den Sprachen schon nicht scheitern.

Der Ruf von Freiburg ist übrigens auch sehr gut, vor allem auf der theoretischen Ebene wird hier Pionierarbeit geleistet, was in der Archäologie leider immer noch sehr selten ist. Und die Uni Heidelberg ist für mich vor allem ein Geheimtipp für die klassische Archäologie der minoischen Epoche, die haben da sehr interessante Grabungen auf Kreta. Falls du dich für diese Ecke der Archäologie interessieren solltest. Jede Uni hat halt so ihre Vor- und Nachteile. Ob ich dir allerdings als hessischer Archäologe wirklich zu Hessen raten soll, weiss ich nicht. (Ja, Geist, ich weiss, es gibt nichts besseres als das älteste Institut in Marburg!)
 
(Ja, Geist, ich weiss, es gibt nichts besseres als das älteste Institut in Marburg!)

Nur wenn du Materialfetischist :scheinheilig: bist, kann ich dir Marburg empfehlen, aber Ogrim hat schon die einige spannende Institute vorgestellt, ergänzend würde ich noch:
Köln -> Prof. Zimmermann (Neol. u. Landschaftsarchäologie), und die Uni Kiel (Archäoinformatik), auch Mainz ist auch ein Blick wert, vor allem viele recht spannende Projekte.
 
Lasst bloß die Hände weg von einem Archäologiestudium, die Jobchancen, gerade jetzt mit Wegfallen des Magisterstudiengangs, sind minimal. Ich habe schon mit zu vielen Magistern und Doktoren zusammengearbeitet, welche immer mit einem Bein unter der Brücke leben. Gehört man jedoch zu den 10% der besten an seiner Uni, sind die Aufstiegschancen durch Förderung eines Profs und die Einstellung in einem gutbezahlten Job höher. Ansonsten müßt ihr euch damit abfinden im Sommer 70-80 Stunden in der Woche für 1500-2000,-€ im Monat zu arbeiten und euch im Winter arbeitslos zu melden, habe das selbst 5 Jahre gemacht und arbeite nun wieder in meinem alten Lehrerberuf. Wenns denn unbedingt sein muß, Archäologie zu studieren, dann sichert euch mit nem Lehramtsexamen ab, ansonsten könnt ihr sehr schnell HARZER sein. Außerdem mutiert man, zumindest als Feldarchäologe, zum Vagabunden, was in jungen Jahren OK ist, sich aber im Alter auf Gesundheit und Familienleben negativ auswirkt, habe schon mit zu veilen alten Archäologen gearbeitet, welche schlimmer ausschauen als der letzte zugesoffene Hauptfeldwebel der Bundeswehr.

Was im Beruf auch nervt, ist der ständige Konkurrenzkampf und der stetige Neid bei Erfolg. Scheiß Job - lernt etwas richtiges und beschäftigt euch nebenbei mit Archäologie und Geschichte.

Grüße
Hermenefred
 
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