Archäologiestudium

Hallo, ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Wenn jetzt keiner mehr Archäologie studiert, sterben wir ja aus.
Archäologie ist über weite Strecken auch ein normaler Beruf. Wenn man gut ist und sich engagiert, ein bischen Glück hat und eine ausreichende Sozialkompetenz mitbringt, kommt auch unter. Neid und Konkurrenz gibt es überall, auch im Lehrerzimmer, und bei jedem Studium fangen mehr an, als schließlich abschließen, denn man merkt ja meist erst während des Studiums, ob man sich als Wissenschaftler eignet, ob man parallele Wege gehen will oder etwas ganz anderes beginnt.
Die Frage ist, ob man den Willen hat, auch Durststrecken durchzustehen, die hart sein können, aber das gibt es, denke ich, in jedem anderen Bereich auch.

Ich kann jedenfalls auf die Frage: Wenn Zeit und Geld keine Rolle spielen würden und Sie sich völlig frei für einen Beruf entscheiden könnten, welchen würden Sie wählen? ehrlich antworten: Für meinen. Archäologe.
 
Natürlich ist der Beruf des Archäologen auch meine erste Wahl, aber ich kann davon nun mal nicht leben, zu viel Aufträge weit weg von meinem Lebenszentrum, zu wenig Geld und eine zu starke periodische Belastung für Körper und Geist. Als Lehrer verdiene ich doppelt so viel Stundenlohn und kann mich nebenher auch noch mit Archäologie beschäftigen, auch ab und zu in den Ferien an einer Ausgrabung teilnehmen, oder ein Seminar an der Uni halten. Außerdem habe ich an meinem Gymnasium eine AG Geschichte und Archäologie ins Leben berufen, die Schüler hier sind meist noch motivierter als so mancher Student (Das Niveau an den Unis ist ja in den letzen Jahren sehr stark gesunken) !

Wie alt bist Du denn hjwien und wie viele Jahre warst Du schon auf der Fläche ?

Grüße
 
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Wie alt bist Du denn hjwien und wie viele Jahre warst Du schon auf der Fläche ?

Grüße

Du stellst ja persönliche Fragen, soll ich die wirklich hier in der Öffentlichkeit beantworten?
Ich bin 36, und als Klassischer Archäologe grabe ich seit zehn Jahren da aus, wo es schön warm ist :).

Ich stimme Dir ja bei den meisten Dingen zu, besonders was das Niveau an den Unis betrifft, habe gestern erst die Hausarbeit eines angehenden Masterstudenten gelesen: grauenvoll. Trotzdem! Je mehr Leute Archäologie studieren, desto größer ist auch die Chance, daß gute Leute das Fach weiterführen.
 
Ich wollte auch erst Archäologie Studieren, aber da es so schlecht auf dem Arbeitsmarkt aussieht, habe ich mich für ein Restaurationsstudium entschieden ;)
Zumal man da mehr mit den gefundenen Gegenständen zu tun hat und sie länger begutachten und vor allem restaurieren darf ^^°

Davor bin ich bei einer Studienberatung gewesen (vom Arbeitsamt bei uns an der Schule) und sie konnte mir nur sagen, dass sie es persönlich nicht machen würde...
(als ich mich erdreistet habe zu fragen, wie es mit dem Studium von Restauration aussieht, hat sie nur noch ein "Was auch immer das sein soll" von sich gegeben. -_-")
Da ich aber gerne etwas mit antiquaren Dingen zu tun haben möchte, habe ich mich halt umgehört und recherchiert, bin auf dieses Stundium gestoßen und freue mich schon drauf, wenn das Abi endlich durch ist :D

Ich persönlich denke, es ist eine gute Möglichkeit, den Problemen die Archäologen haben (können) auszuweichen und trotzdem etwas mit der Archäologie zu tun zu haben.
 
Wahl einer geeigneten Universität
Ich träume davon nach meinem Abitur Archäologie zu studieren.Meine Interessensschwerpunkte sind Zentralasien und der circumpontische Raum von der Bronze- bis zur Eisenzeit obgleich ich generell von fast allen geschichtlichen Themen begeiserungsfähig bin und durchaus auch der Mediävistik nicht abgetan bin.Aufgrund dieser anvisierten Schwerpunktsetzung meines Studiums rückt Halle an der Saale schon mal in die nähere Auswahl.
Ich ziehe auch ein Auslandsstudium in Betracht muss mich jedoch noch über die Zugangsbeschränkungen informieren und da ich gelesen habe, dass man während seines Studiums bereits Beziehungen zu möglichen späteren Arbeitgebern aufbauen sollte und ich eher flexibel bleiben möchte muss ich mir das 2mal überlegen.Deswegen meine Frage:Inwieweit ist es möglich einen Arbeitsplatz bei einer Einrichtung der Archäologie zu bekommen, wenn man vorher keine Kontakte knüpfen konnte?
 
Inwieweit ist es möglich einen Arbeitsplatz bei einer Einrichtung der Archäologie zu bekommen, wenn man vorher keine Kontakte knüpfen konnte?

Das wird sehr schwer, Kontakte sind äußerst wichtig um einen Einstieg in der Berufswelt der Archäologie zu bekommen.
 
Dem stimme ich zu, da sollte man sich frühzeitig reinknien. Wenn Du ein ordentlicher Student wirst, dann sollten Deine Profs, wenn Du sie fragst, Dir da Einstiege ermöglichen können, Du darfst aber nicht darauf warten, daß etwas von alleine kommt, man muß immer dran bleiben. Schau Dich auf den Seiten des DAI um (Deutsches Archäologisches Institut), bei den Forschungsprojekten, und bewirb Dich, und laß Dich nicht von ersten Ablehnungen entmutigen. Und wenn Dich Zentralasien so interessiert, dann schau doch mal, was der Parzinger zur Zeit so macht, vielleicht kannst Du da ja irgendwo mit einsteigen. Viel Glück
 
Das wird sehr schwer, Kontakte sind äußerst wichtig um einen Einstieg in der Berufswelt der Archäologie zu bekommen.

d.h. also, wenn ich ich wien studiere, sollte ich mich auch darauf einstellen auch nach dem studium dort zu wohnen?

wenn das so ist, werde ich mich wohl eher um ein studium in deutschland bemühen...
 
d.h. also, wenn ich ich wien studiere, sollte ich mich auch darauf einstellen auch nach dem studium dort zu wohnen?

wenn das so ist, werde ich mich wohl eher um ein studium in deutschland bemühen...

Nicht unbedingt, Kontakte knüpft man nicht nur am Institut, sondern vor allem durch die Besuche von Kolloquien, Tagungen etc, wenn man dort dann auch noch selbst vorträgt umso besser.
Also soweit es die Zeit erlaubt, immer wieder auf Veranstaltungen präsent sein, die einen thematische interessieren und schon kann das Netzwerken laufen.
 
Lasst bloß die Hände weg von einem Archäologiestudium, die Jobchancen, gerade jetzt mit Wegfallen des Magisterstudiengangs, sind minimal. Ich habe schon mit zu vielen Magistern und Doktoren zusammengearbeitet, welche immer mit einem Bein unter der Brücke leben. Gehört man jedoch zu den 10% der besten an seiner Uni, sind die Aufstiegschancen durch Förderung eines Profs und die Einstellung in einem gutbezahlten Job höher. Ansonsten müßt ihr euch damit abfinden im Sommer 70-80 Stunden in der Woche für 1500-2000,-€ im Monat zu arbeiten und euch im Winter arbeitslos zu melden, habe das selbst 5 Jahre gemacht und arbeite nun wieder in meinem alten Lehrerberuf. Wenns denn unbedingt sein muß, Archäologie zu studieren, dann sichert euch mit nem Lehramtsexamen ab, ansonsten könnt ihr sehr schnell HARZER sein. Außerdem mutiert man, zumindest als Feldarchäologe, zum Vagabunden, was in jungen Jahren OK ist, sich aber im Alter auf Gesundheit und Familienleben negativ auswirkt, habe schon mit zu veilen alten Archäologen gearbeitet, welche schlimmer ausschauen als der letzte zugesoffene Hauptfeldwebel der Bundeswehr.

Was im Beruf auch nervt, ist der ständige Konkurrenzkampf und der stetige Neid bei Erfolg. Scheiß Job - lernt etwas richtiges und beschäftigt euch nebenbei mit Archäologie und Geschichte.

Grüße
Hermenefred

Eine absolut realistische Darstellung!
 
Als buddelnder und magistrierter VuFGler würd ich jetzt mal sagen der Job ist nur was für die richtig Harten...
Aber genug der Eigenlobhudelei, zum Thema:
Ja, ist richtig. Man arbeitet als Archäologe meist "projektbezogen". Nicht nur auf Grabungen (dort aber in grob geschätzt 95+ Prozent aller Fälle). Auch viele Archos jeder Ausrichtung in Museen, DFG-Projekten und allen anderen Möglichkeiten Geld zu verdienen sind quasi immer auf der Suche nach der nächsten Arbeitsstelle.
Andererseits ist das in vielen anderen Berufen inzwischen auch der Fall. Wer glaubt, heute als BWLer das große Los gezogen zu haben - nein, meist auch nicht. Auch Lehrer sind oft über die Sommerferien arbeitslos (zumindest war das bis vor ein paar Jahren hier in Hessen so). Informatiker, Ernährungswissenschaftler, Germanisten, Zimmerleute, Stukkateure, als Beispiele aus meinem Bekanntenkreis, alles derselbe Krampf.
Und Neid und Konkurrenzkampf (siehe Beitrag Vercingetorix) gibts auch überall.
Und so traurig es ist, aber man braucht einen Doktor (ich bin recht überzeugt, das ein Titel nicht automatisch den besseren Wissenschaftler macht. Kenn zu viele Gegenbeispiele). Wenn man es sich leisten kann. Ich bin seit vier Jahren fertig mit dem Studium und habe immer noch nicht angefangen. Kein Stipendium, und neben dem Vollzeit-Job schreiben ist vielleicht nicht unmöglich, aber schwer. Und es kostet Zeit. Ich kenne Ausgräber, die sind seit zehn Jahren nicht fertig geworden.
So weit, so schlecht. Andererseits sollte man das machen, was einen interessiert. Und noch viel, viel wichtiger - man sollte das machen, was einen auch noch in zehn, zwanzig und mehr Jahren interessiert. Oder, da das in jungen Jahren schwer einzuschätzen ist, was einen dann noch interessieren könnte. Ich habe ein Semester BWL studiert, und nach nur diesem halbem Jahr kann ich sagen: diesen Scheiß mein Leben lang - nein, danke.
Ich grabe gerne aus (ist aber nicht für jeden - wir haben hier schon mehrere Praktikanten verschlissen), habe einiges mit den Befunden und Funden selbst zu tun und kann abends im Containerdorf an meinem künftigen Aussehen als versoffener Hauptfeld arbeiten (Prost!). Dafür habe ich andererseits so gut wie nichts mehr mit dem universitären Betrieb zu tun.
Das Einzige was ich anders gemacht hätte: ich hätte vorher eine Lehre machen sollen. Als Rückzugsmöglichkeit, sozusagen, und zweites Standbein vor allem im Winter.
Aber gut, schaun wir mal ob das Arbeitsamt nicht eine Umschulung oder so bezahlt, nech?​
 
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Na super , jetzt bin ich verwirrt , einbisschen enttäuscht , irgendwie gemischte gefühle.
Ich bin 17 und mache gerade mein Abi und wollte schon von klein auf archäologe werden.
durch die ganzen beiträge ist also der arbeitsmarkt schlecht , und ich sollte mir was anderes überlegen? was ist wenn ich nichts anderes will?
sollte ich nach dem abi doch eine ausbildung machen? und dann ein studium mit zwei ausrichtungen anfangen ? :confused::confused::confused:
 
Wenn es das ist, was Du machen willst, dann mach es. Wenn Du neben der Archäologie Dich noch für anderes interessierst, dann mach es auch. Ansonsten wirst Du während des Studiums merken, was Dich am meisten interessiert, ob Du wirklich Wissenschaftler werden willst, ob Du "nur" ausgraben willst, Du kannst danach auch Aufbaustudien in Restaurierung machen oder zum Beispiel "World Heritage Studies" als Kulturmanager. Arbeit gibt es für Archäologen genug, bezahlte Stellen nur wenige. Das ist aber auch woanders der Fall. Du mußt also entscheiden, ob Dein Interesse ausreicht und Dir Kraft gibt, auch Durststrecken zu überstehen und ob Du Dich 100prozentig in eine Sache hineinknieen kannst, oder ob Du eine Sicherheit haben willst. Da mußt Du Dich aber fragen, wo es denn einen sicheren Arbeitsmarkt gibt, ob diese Sicherheit Dich durch Dein Leben trägt. Und mal ehrlich, wer weiß schon, wie es in zehn Jahren sein wird. Ich würde mir meine Lebensplanung nicht dadurch erschweren, daß ich Garantien erwarte. Ob Du später als Archäologe arbeiten kannst oder nicht, wirst Du sehen. Hinterher ist man immer schlauer, aber Lebensplanung funktioniert zumeist nicht von hinten.
Tip: Werde Archäologe!
 
Also im Stillen verfolge ich diesen Thread schon längere Zeit. Man hat von diesem Beruf ja durchaus eine Art romantische Vorstellung im Sinne von: sehr interessant, entdecken viele Dinge, spannende Aufgabe, wirkliche Berufung etc.

Die Wirklichkeit scheint wohl ein wenig anders zu sein...
Kann ich mir aber durchaus auch vorstellen. Die Bereitstellung von Geldern für die Archäologie wird sicherlich immer schwieriger.

Allerdings habe ich von Leuten gehört, die ein solches Studium aufnehmen und zwar im schon etwas gesetzterem Alter, also mindestens Ü40 oder noch älter.
(Anmerkung: Auch ich gehöre in diesen Kreis :D)

Es soll also Leute geben, die ein solches Studium aufnehmen um sich hinterher mehr oder weniger ehrenamtlich bzw. nebenberuflich der Archäologie widmen.

Kann das sein?
 
Also im Stillen verfolge ich diesen Thread schon längere Zeit. Man hat von diesem Beruf ja durchaus eine Art romantische Vorstellung im Sinne von: sehr interessant, entdecken viele Dinge, spannende Aufgabe, wirkliche Berufung etc.

Die Wirklichkeit scheint wohl ein wenig anders zu sein...
Kann ich mir aber durchaus auch vorstellen. Die Bereitstellung von Geldern für die Archäologie wird sicherlich immer schwieriger.

Allerdings habe ich von Leuten gehört, die ein solches Studium aufnehmen und zwar im schon etwas gesetzterem Alter, also mindestens Ü40 oder noch älter.
(Anmerkung: Auch ich gehöre in diesen Kreis :D)

Es soll also Leute geben, die ein solches Studium aufnehmen um sich hinterher mehr oder weniger ehrenamtlich bzw. nebenberuflich der Archäologie widmen.

Kann das sein?

Ja, die Romantik. Wer sich schonmal wochenlang damit herumgeschlagen hat, Formenkataloge zu wälzen, um anhand der Wölbung eines Schalenrandes herauszukriegen, ob das Gefäß nun zehn Jahre früher oder später datiert, weiß, wie sterbenslangweilig und knochentrocken das sein kann. Der Beruf ist ähnlich wie andere auch, es gibt einen Teil sehr schöner Momente und viel Alltagsarbeit, die gemacht werden muß, aber keinen Hund hinter dem Ofen hervorbringt. Und wer ein Dutzend Hausarbeiten von jungen Studenten lesen darf, deren Schulbildung nicht ausreicht, um mal drei Sätze gerade hintereinander zu schreiben, weiß auch, wo die Verzweiflung wohnt (obwohl da manchmal Stilblüten blühen, das entschädigt dann fast schon wieder).
Die Jagd nach dem Geld ist nur ein Problem, da sind aber auch viele interne Probleme, die sich die Archäologie selbst geschaffen hat, mit an der Misere beteiligt. Es ist eigentlich genug Material zum Aufarbeiten da, ohne kostspielige neue Unternehmungen zu starten, und es ist auch Aufgabe einer Wissenschaft, die eigenen Ergebnisse stetig neu zu hinterfragen und den Entwicklungen anzupassen, mit anderen Worten: auch dem Parthenon sind noch nicht alle Fragen gestellt worden. Und da kann man eigentlich nur sagen:
Herzlich Willkommen allen, die sich am Gedanken machen beteiligen wollen, die Ergebnisse aufarbeiten und präsentieren wollen, die vermitteln wollen, die Fragen stellen und Antworten suchen.
Mein Credo lautet ja stets: Archäologie fängt eigentlich erst an, wenn die Grabung vorbei ist. Das Buddeln ist das wenigste, das Denken danach das meiste. Und zum Denken ist man ja nie zu alt. (OK, es gibt Leute, da würde ich sagen, gut, laß jetzt schon sein, aber in der Regel eigentlich nicht.)
 
Na super , jetzt bin ich verwirrt , einbisschen enttäuscht , irgendwie gemischte gefühle.
Ich bin 17 und mache gerade mein Abi und wollte schon von klein auf archäologe werden.
durch die ganzen beiträge ist also der arbeitsmarkt schlecht , und ich sollte mir was anderes überlegen? was ist wenn ich nichts anderes will?
sollte ich nach dem abi doch eine ausbildung machen? und dann ein studium mit zwei ausrichtungen anfangen ?

Eine Ausbildung vor dem Studium ist eine gute Idee, ich ärgere mich bis heute, dass ich das nicht getan habe....
Ansonsten studiere dass worauf du Lust hast und wofür du bereit bist mehr zu tun.
 
ich möchte auch unbedingt Ärchäologin werden, aber ich weiß einfach nicht welche Fremdsprachen man lernen soll und so und an wen man sich wenden sollte.
 
ich möchte auch unbedingt Ärchäologin werden, aber ich weiß einfach nicht welche Fremdsprachen man lernen soll und so und an wen man sich wenden sollte.

Wenn ich das richtig gelesen habe, bist Du ja erst zwölf Jahre alt, oder? Da würde ich mir jetzt noch nicht so viel Gedanken machen, denn in den nächsten sechs Jahren können sich Deine Prioritäten noch gehörig verschieben. Nimm erstmal alles so gut wie möglich mit, was Dir Deine Schule so bietet, und halte Dir eine gesunde Neugier wach, auch für Geschichte, aber auch für vieles andere.
Ansonsten wirst Du, wenn Du hier mitliest und mitdiskutierst, schon vieles erfahren. Hast Du Latein an Deiner Schule?
 
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