Arminius = Siegfried ?

Cherusker schrieb:
Dazwischen lagen über 1.000Jahre!!!:winke: Zu Zeiten eines Tacitus wurde die Geschichte höchstwahrscheinlich noch in reinster Form übertragen. Aber alleine bie der Christianisierung sind viele heidnische Handlungen usw. verlorengegangen.

Was soll denn an den Kämpfen zwischen mit Varus, Germanicus und Marbod "heidnisch" sein?

Cherusker schrieb:
Welch ein Interesse hätte denn Karl der Große gehabt, wenn sich die rebellischen Sachsen eine Geschichte erzählen, in der ein Volksheld ein mächtiges Heer, das auch noch vom Rhein kommt, besiegt? :yes:

Und wo ist hier das Argument?


Cherusker schrieb:
Wenn man die Thidrekssaga nimmt, so werden dort die gleichen Begebenheiten wie im NL beschrieben. Nur auf eine andere Art, in anderer Umwelt und Örtlichkeit und mit abgewandelten Namen. Sie ist eine Sammlung früher niederdeutscher Überlieferungen, diein alten nordischen Sprachen verfaßt wurde.

Und hier soll sich also die Zensur Karls des Großen ausgewirkt haben oder wie soll ich das verstehen?

...
 
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askan schrieb:
Nett gemeint, aber wo ist der alte Römer da mir das übersetzt? :grübel:

Du mußt nur mit der Suchfunktion die Stelle mit dem Namen "Armin(ius)" finden, die Übersetzung bekommst Du dann von mir geliefert.


(Ich vermute zwar, daß es eine solche Stelle gar nicht gibt, aber mein Angebot steht!)
 
ning schrieb:
1.... heerzüge gabs tausende und die Germanenkrieger trugen gewiss längst Rüstungen alla moda di Roma...

ning schrieb:
3. Weshalb wird eigentlich ständig ausgeklammert, dass der Autor des Nibelungensangs ziemlich sicher aus dem Herzogtum der Babenberger, also Österreich (oder von mir aus auch Bayern) kam? Und das er folglich einen uralten nord. Sagenstoff ins Donauländische transferierte?[/qote]
Ganz einfach: Weil das ziemlich unwahrscheinlich ist. Der Mann kannte sich viel zu gut am Wormser Hof und den dortigen Verhältnissen aus. Er wird eher in den Kreisen am Hofe zu Worms zu suchen sein.

also 5.

ning schrieb:
Ich (und viel gescheitere leute als ich) denke, dass die bisher wenig erwähnte Diedriks-(tiedriks-), also Dietrichssage den Kern des Nibelungenliedes darstellt.
Ich glaube an jene Version*, dass Zeit und Personen der Dietrichssage und des Nibelungenliedes am Höhepunkts der Völkerwanderungszeit, also der ersten Konsolidierungen von germanischen Klein- und Großkönigreichen zu suchen sind: Anfang bis Mitte des 6. Jhdts.

Ich nicht. Die Thidrekssaga wurde 1m 13. Jh. in Bergen (Norwegen) verfasst. Der Verfasser war ein Kompilator und hat manches aus dem Nibelungenlied übernommen.

ning schrieb:
Andere mögliche Personen bzw. Handlungsräume:

Dieter schrieb es ja schon (wenn auch vom 5. Jhdt): der Personen dürften rund bzw. nahe um das erstarkte Merowingische Königreich zu suchen sein (Chlodwig um 510). "Rund um": es soll östlich (des Rheins), also am ripuarischen-fränkischen Ufer, zahlreiche - noch von den sal. Merowingern unabhängige - Kleinkönigreiche gegeben haben, die teils verbündet, teils in schroffer Feindschaft zueinander standen. (War ja allgemein Usus)
Und warum nicht das Worms aus der Zeit des Dichters? Gab's im 5. Jh. einen Dom, auf dessen Stufen sich die Frauen streiten konnten? Gab es einen Truchsess am Hofe?
...

Die Hunen (es soll auch einen König "Hunding" gegeben haben) sind, so die Autoren, die ich hier nacherzähle, anscheinend ein vergessenes kleines Volk/Königreich östl. von Bonn. Hunding soll der Namensgeber des Hunen- bzw. Hunalandes gewesen sein.
UND, ÜBERRASCHUNG, ich glaube sogar Gregor von Tours erwähnt einen König AttAla. (ja: Attala) Attala, Attila heißt german. nichts anderes als "Väterchen". im "Widsith-Lied (Widsith, der Weltfahrer) werden berühmte Könige der Zeit (wieder 6. Jhdt.) aufgezählt: auch ein "Aetla weold Hunum" wird erwähnt. :grübel: Ich würde natürlich auch eher zum weltberühmten Hunnen-Mongolenkönig Attila tendieren, in der Aufzählung geht es allerdings um rheinsiche Königreiche! (Ja, ich weiß, der hunne Attila herrschte bis zur Katalaunischen Felderschlacht auch dort oben... tat er das? Nein. Die Könige unterwarfen sich seiner Oberhoheiit, blieben aber Könige ihres Volks.

ning schrieb:
Es soll ein Niflungenland erwähnt worden sein. (NiF = f also vor der 2. Lautverschiebung, passt geradezu perfekt), es gibt einen Ort und Bach Nef(f)elbach. Ich kenn mich in Westfalen nicht aus, vielleicht kann das wer hier genauer orten. (südwestl. von Köln)
Und warum werden die Burgonden erst bei ihrem Zug zu Etzel zu den Nibelungen?

ning schrieb:
Schluss: Das Nibelungenlied steht, wie auch die noch spätere "Lieder-Edda" am Ende, und zwar sehr weit am Ende des immer gleichen Heldenliedes, das auch ich am ehesten in der Diedriks-Sage sehe.
Reine Spekulation. Bestandteile sind sich älter. Aber das Lied ist eine Neukomposition und setzt Schriftlichkeit voraus. Das ergibt sich aus den vielen vor und Rückverweisen innerhalb des Liedes, die sich bei einem mündlichen Vortrag verbieten.


ning schrieb:
Die Assoziation (schon alleine zu Ehren des Babenbergerhofes) zu Attila dem Hunnenkönig in der Theissebene war für den Dichter zeithistorisch gefragt, aktuell, attraktiv.
Aha, da kommen wir doch (wenn auch schief) zur Zeitgeschichte.

ning schrieb:
Falls wer in Frage stellen möchte, dass der Autor von der Donau kam: er kannte sie topographisch einfach zu genau, selbst die Marschabstände stimmen recht genau, zB. Eferding(en) - Pöchlarn (bechelaren)). Und er deutet hier auch genau an, wo die Donau nicht schiffbar war.
Dazu reicht es, Verwandte in der Gegend zu haben und mal selber dort gewesen zu sein. Umgekehrt, die Verhältnisse am Wormser Hof erfährt man nicht, wenn man mal in Worms zu Besuch war.
 
hyokkose schrieb:
Und hier soll sich also die Zensur Karls des Großen ausgewirkt haben oder wie soll ich das verstehen?

...
Aber klar doch. Karl der Große als moderner Diktator mit Geheimpolizei, die in allen Klöstern schnüffelt, dass ja kein Mönch irgendwo im Reich den Namen Arminius erwähne. Die totale Damnatio memoriae, die selbst gegen Nero nicht gelungen ist.
Diese Aktion war so geheim, dass sie selbst nirgendwo erwähnt ist. Sie kann nur daraus erschlossen werden, dass Arminius nirgendwo in irgendwelchen Schriften auftaucht. Die geheime reichsweite anti-arminianische Verschwörung.:autsch:
 
hyokkose schrieb:
Es handelt sich nur um die Spitze des Eisbergs. Insgesamt sollen es angeblich über 140 Belege sein.
Wenn ein Ereignis in einem so kleinen Ort (damals) so viel schriftliche Zeugnisse hat, dann ist das für mich ein schlagendes Argument gegen eine 1000-jährige rein orale Überlieferung für einen Volkshelden.
 
Was die älteren Bestandteile des NL betrifft (der Bericht Hagens über die Vergangenheit Siegfrieds - Drachenkampf usw) möchte ich mal das Augenmerk auf die vortextualen bildlichen Darstellungen richten:

Um 950 wurde auf der Isle of Man ein Kreuz hergestellt, das Sigurd zeigt, wie er beidhändig das Schwert in einen Lindwurm stößt. Auch lutscht er an einer anderen Stelle am Daumen - die Fingerprobe mit dem Drachenblut, und dass Sigurd das Herz des Drachen zerschneidet und brät. Also dieser Teil der Geschichte ist älter als das NL (aber nicht 1000 Jahre älter!). Die Geschichte dürfte von den Norwegern dorthingebracht worden sein, nachdem Harald Schönhaar 880 in die irische See gekommen war, um die wikingischen Seeräuber auszuräuchern, die von dort die norwegische Küste heimsuchten. Die Zeit um 950 wird aus dem Jelling-Stil geschlossen, in dem die Ornamentik gearbeitet ist. Im Codex Regius ist diese Geschichte in der Fafnirsmál geschildert.
Auf der Rückseite ist ein gefesselter Mann, der von zwei Schlangen angegriffen wird. Eine beißt ihm in die Brust. Dabei dürfte es sich um Gunnar in der Schlangengrube handeln. Auch auf wikingischen Trinkhörnern (Mo in Telemark) des 14. Jh. ist diese Doppelszene "Held tötet Wurm" und "Wurm tötet Held" dargestellt (Sigurd Grieg: "Tre norske drikkehorn fra middelalderen" Viking 23, Oslo 1959 S. 87 ff.). Also auch das Ende der Nibelungen am Hofe Etzels ist eine alte Überlieferung. Es gibt noch viele andere Bildsteine mit Sigurddarstellungen, die allerdings nicht so alt sind.
Man kann also schließen, dass die für den Beginn und das Ende des NL verwendeten Sagenfassungen Ende des 9. Jh. in Südnorwegen bekannt gewesen, wenn nicht gar entstanden sind. Sie wurden alsbald in Bilddarstellungen umgesetzt, in der Regel Teppiche, mit denen die Häuptlinshalle innen behängt wurde, so wie der Teppich von Bayeux. Sie wurden mitgeführt, und die Motive kamen auf die Bildsteine, wo die Norweger hinkamen, z.B. auf die Insel Man. Auch fanden sie in der Edda und in den Sagas (Völsungensaga z.B.) im 10. - 13. Jh. ihren Niederschlag. Des weiteren gerieten die Motive in die Holzschnitzereen der norwegischen Stabkirchen des 11. - 13. Jh.
Zu den Teppichen: Olav der Heilige forderte nach der Olafs saga helga den Skalden Þorfinn auf, nach der Darstellung von Sigurds Drachenkampf auf einem Bildteppich ein Gedicht zu improvisieren. Snorri, der Verfasser, ging also davon aus, dass zu dieser Zeit die Geschichte noch keinen festen Textkorpus hatte, den Þorfinn einfach hätte rezitieren können.

Römische Heereszüge dürften kaum Pate gestanden haben. Der Topos des Kampfes mit der Schlange ist schon in der Antike bekannt. Herakles tötet als Kind eine Schlange.
 
hyokkose schrieb:
Was soll denn an den Kämpfen zwischen mit Varus, Germanicus und Marbod "heidnisch" sein?
....
Und wo ist hier das Argument?
....
Und hier soll sich also die Zensur Karls des Großen ausgewirkt haben oder wie soll ich das verstehen?

...
Oh...einige Römer aus der Varusschlacht wurden nach der Niederlage geopfert. Nicht gerade eine christliche Maßnahme....

Und es gab einen gewissen WIDUKIND, der leitete über 20Jahre einen sächsischen Widerstand gegen Karl d.G. . Und die Franken konnten solche Volkshelden nicht gebrauchen...

Nicht die Zensur Karl d. G., sondern die Überlieferung großer heldenhafter Schlachten nach Skandinavien, ohne daß es sofort zu einer Christianisierung der Geschichte kam.
Übrigens Widukind zog sich bei der vorübergehenden Flucht vor den Franken öfters nach Dänemark zurück (ich glaube dorthin bestanden verwandschaftliche Beziehung).
 
fingalo schrieb:
Was die älteren Bestandteile des NL betrifft (der Bericht Hagens über die Vergangenheit Siegfrieds - Drachenkampf usw) möchte ich mal das Augenmerk auf die vortextualen bildlichen Darstellungen richten:

Um 950 wurde auf der Isle of Man ein Kreuz hergestellt, das Sigurd zeigt, wie er beidhändig das Schwert in einen Lindwurm stößt. Auch lutscht er an einer anderen Stelle am Daumen - die Fingerprobe mit dem Drachenblut, und dass Sigurd das Herz des Drachen zerschneidet und brät. Also dieser Teil der Geschichte ist älter als das NL (aber nicht 1000 Jahre älter!).


Komisch...jetzt also doch.....anscheinend gibt es einen sehr viel älteren Teil.:grübel: Warum kommen wohl soviele "Experten" auf den Gedanken der Völkerwanderungszeit und die Zeiten der Zeitenwende???
Das höfische Begebenheiten und gewisse Verhaltensweisen in das NL mit eingeflochten wurden und den größten Bestandteil ausmachen, das habe ich nicht bestritten.

P.S.
Und jetzt verteilt wieder fleißig rote Sterne. :winke:
 
Cherusker schrieb:
Oh...einige Römer aus der Varusschlacht wurden nach der Niederlage geopfert. Nicht gerade eine christliche Maßnahme....

Und es gab einen gewissen WIDUKIND, der leitete über 20Jahre einen sächsischen Widerstand gegen Karl d.G. . Und die Franken konnten solche Volkshelden nicht gebrauchen...

Nicht die Zensur Karl d. G., sondern die Überlieferung großer heldenhafter Schlachten nach Skandinavien, ohne daß es sofort zu einer Christianisierung der Geschichte kam.
Übrigens Widukind zog sich bei der vorübergehenden Flucht vor den Franken öfters nach Dänemark zurück (ich glaube dorthin bestanden verwandschaftliche Beziehung).

I. Auch die dort gestorbenen Römer waren keine Christen, das wäre einem Chronisten folglich höchstens Anlaß gewesen, über die Unsitten der Heiden zu berichten, so wie auch die Römer jener Zeit gerne mal unter Beschuß genommen wurden...
II. Wenn die Franken solch einen Volkshelden nicht hätten haben wollen hätten sie die ganze Story fallen lassen statt sie umzuschreiben...
III. Über deine ...interessante...Traduierung schweige ich mich mal aus...
 
Cherusker schrieb:
Oh...einige Römer aus der Varusschlacht wurden nach der Niederlage geopfert. Nicht gerade eine christliche Maßnahme....

Und es gab einen gewissen WIDUKIND, der leitete über 20Jahre einen sächsischen Widerstand gegen Karl d.G. . Und die Franken konnten solche Volkshelden nicht gebrauchen...

Nicht die Zensur Karl d. G., sondern die Überlieferung großer heldenhafter Schlachten nach Skandinavien, ohne daß es sofort zu einer Christianisierung der Geschichte kam.
Übrigens Widukind zog sich bei der vorübergehenden Flucht vor den Franken öfters nach Dänemark zurück (ich glaube dorthin bestanden verwandschaftliche Beziehung).

Verstehe. Die Opferung der Römer wurde also über acht oder mehr Jahrhunderte getreulich weitererzählt, und dann wurden nicht nur die Opferszenen, sondern bei der Gelegenheit gleich sämtliche Schlachten und Gegner wegzensiert?

Aber nicht von Karl dem Großen, sondern von den Dänen?

Irgendwie habe ich gerade Schwierigkeiten, die Argumentation nachzuvollziehen.
 
Hallo Leute,
ich habe nicht alles gelesen. Aber das Siegfried und Arminius vielleicht identisch sind, kann durchaus sein.
Siegfried erschlug den Drachen(Römer) Auf der Gnidderhoi(Gnitterheide).
Und wer nach Kalkriese fährt, kommt kurz vorher genau an dem Ort vorbei.
Ist der einzige Ort in Deutschland mit dem Namen.
Bis dann
 
Arminius gewann die Schlacht. Es gibt somit keinen Anlass, ihn plötzlich "Siegfried" zu nennen. Insofern ist seine Verankerung als sagenhafte Gestalt im Nibelungenlied glaubwürdiger als Spekulatuionen, Siegfreid sei möglicherweise "Arminius" gewesen.
 
Ave Haetius,

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Aber na gut.
Ich zitiere mich zunächst noch mal selbst:

Trajan schrieb:
....Nun, das Nibelungepos wurde um 1200 niedergeschrieben. Die unzweifelhaften völkerwanderungszeitlichen Anklänge lagen 800 Jahre zurück, die Arminiusgeschichte 1200 Jahre. Das ist kein wirklich grosser Unterschied. Zumal wenn man in Generationen rechnet, dass sind nur 24 oder 36 Generationen. Oder eben sogar nur 12 bis 18 Grossvätergenerationen, wenn wir mal annehmen dass die Alten zu Hause ihren Enkeln die Geschichten von damals weitergeben.
So oder so haben wir nur wenige dutzend Stationen eine „stillen Post“ über die die Story zwar ständig angepasst und mit jeweils aktuellen Ereignissen überprägt wird, aber in ihrem Topos weitgehend erhalten bleibt. So schreibt C. Gottzmann in Heldendichtung des 13. Jhd.,1987, s.17: „Dieser Ansatz geht dann nicht mehr davon aus, dass die Handlung des Epos auf die Person bezogen wird, ..., sondern dass die Gestalten lediglich Träger von Ereignissen sind, durch die aktuelle Zeitgeschehnisse kommentiert und dichterisch interpretiert werden...Obwohl der Gattung eine realkonkrete historische Grundlage nie abgesprochen wurde, zeigen diese Analysen, dass der Heldendichtung ein Aktualitätsbezug inhärent ist.“
Ergo, im Nibelungenlied finden sich Anlehnungen an historische Gestalten ohne Ende, die konkrete Rückführung auf welchen Ursprung auch immer muss zu einem gewissen Grade spekulativ bleiben....

Und in der Einleitung zu deinem Buch schreibst du ja dann auch:

Haetius schrieb:
....In der Sage leben alle Personen zur gleichen Zeit, obwohl zwischen den verschiedenen Ereignissen oft mehrere hundert Jahre liegen. Diese Gleichzeitigkeit in der Sage konnte nur durch einen Verschmelzungsprozess der Sagen aus den verschiedenen Jahrhunderten erreicht werden, in welchem Personen und Motive wegfielen, umgebildet wurden und neue hinzukamen. Dieser Verschmelzungsprozess ist überhaupt ein markanter Wesenszug der Sage, der aus den ursprünglichen, historischen Begebenheiten vollkommen neue Geschichten konstruierte. Die ersten Berührungspunkte zwischen den Sagen sind oft Namensähnlichkeiten bei Personen und Völkern, die dann den Verschmelzungsprozess einleiteten. Durch diesen Verschmelzungsprozess entstehen aber auch besondere Schwierigkeiten bei der Findung der ursprünglichen Geschehnisse. Eine Sagenperson vereint häufig viele geschichtliche Personen in sich und auch die Handlungsverläufe werden miteinander vermischt, so dass die ursprünglichen Ereignisse oft kaum noch zu erkennen sind. Aber diese Suche nach diesem Ursprung macht ja gerade den Reiz der Forschung aus. Eine Eigenheit der germanischen Heldensage ist, dass die Namen aller Mitglieder einer Königsfamilie mit dem gleichen Buchstaben beginnen. So war es für den Zuhörer leicht möglich, die betreffende Gestalt einem bestimmten Kreis zuzuordnen. In der Wirklichkeit war dies nicht unbedingt der Fall. Deshalb hat die Sage oft etwas nachgeholfen, um diese Gleichheit der Anfangsbuchstaben zu erreichen. König und Volksstamm stimmen in der Sage mit den historischen Grundlagen meistens überein, die Ortsangaben fast nie. Die Erzähler benutzten oft die Heimatorte als bessere Orientierung und als Mittel der Identifikation des Hörers mit dem Sagenstoff. Ebenfalls wurden von den Sagenerzählern auch die jeweiligen kulturellen und modischen Gegebenheiten der gerade herrschenden Epoche entnommen. Sowohl in Deutschland, als auch in Skandinavien wurde die Sage so geschildert, als spielte sie in der gegenwärtigen Zeit und Kultur. ....

Gewissermassen „nichts genaues weiss man nicht“, was ja auch durchaus stimmt.

Nur, dass ganze gibt es in viel tieferer und fundierterer Form z.B. bei:

Gottzmann, Carola: Heldendichtung des 13.Jahrhunderts; Siegfried - Dietrich – Ortnit, Frankfurt am Main [u.a.] Verlag Lang ISBN 3-8204-9558-4 Erscheinungsjahr 1987 Umfangsangabe 243 S.

Von einem anspruchsvollem Werk dieser Preisklasse würde ich diese und andere einschlägige und anspruchsvolle Referenzen erwarten.

In deinem Vortrag stellst du unter anderem darauf ab:

Haetius schrieb:
....In der Geschichte nun folgte die gigantische Schlacht auf den Katalaunischen Feldern. Ohne Valentinians Antwort abzuwarten, brach das gewaltige Heer Attilas, die Angaben schwanken zwischen 500000 und 700000 Mann, auf. ........ Nach Jordanis gab es in der Schlacht 180000 Gefallene, nach Hydatius 300000. ....

(siehe auch dazu : http://de.wikipedia.org/wiki/Katalaunische_Felder)

Es ist aber schon lange bekannt, dass deine Zahlen, die du fast kritiklos von den antiken Autoren übernimmst, völlig übertrieben und gegenstandslos sind. Die tatsächlichen Heerstärken lagen nach neueren sachgerechten Schätzungen zwischen 30.000 und 50.000 Mann, entsprechend die Verluste kaum mehr als einige wenige tausend. Es war eine grosse und wichtige Schlacht, aber keine gigantische.

Desweiteren erwarte ich, dass man in einem Werk mit wissenschaftlichen Anspruch die verschiedenen Thesen zu einem Thema erst einmal zusammenstellt, dann deren jeweilige Pro- und Contra anführt, bewertet, gegen einander abwägt, um danach dann seine Entscheidung für eine bestimmte These sachlich zu begründen.

Das ist in deinem Werk aber überhaupt nicht erkennbar. In deinem Vortrag kommt nicht einmal das Wort Arminius vor! Es scheint so, dass du als Mitglied einer Nibelungengesellschaft von vorneherein nur eine bestimmte These voraussetzt und diese dann positivistisch referierst. Das kann man aber auch preisgünstiger haben. In diesem Forum sogar zum Nulltarif. Von einer Belegung oder Widerlegung irgendeiner These kann so jedenfalls nicht die Rede sein.

Beste Grüsse, Trajan.
 
Ave Haetius,

du offerierst hier mit deinem Link ein Buch zum stolzen Preis von 51,90 Euro. Zu dem druckst du deine Reklame in mehreren Threads hier gleichzeitig ab. Naja, dafür ist eigentlich das Forum nicht gedacht!


Das wurde Haetius von uns Moderatoren per PN bereits in deutlichen Worten mitgeteilt.


Desweiteren erwarte ich, dass man in einem Werk mit wissenschaftlichen Anspruch die verschiedenen Thesen zu einem Thema erst einmal zusammenstellt, dann deren jeweilige Pro- und Contra anführt, bewertet, gegen einander abwägt, um danach dann seine Entscheidung für eine bestimmte These sachlich zu begründen.

Das ist in deinem Werk aber überhaupt nicht erkennbar.


Meinst Du mit "Werk" das Buch oder die Internetseite?


In deinem Vortrag kommt nicht einmal das Wort Arminius vor!


Warum sollte es auch - in der Nibelungensage kommt das Wort ja auch nicht vor.
 
Die Nibelungensage kann ziemlich gut aus der Geschichte und den bereits damals übermittelnden Sagen nachvollzogen werden. [mod]Teil des Zitates [Eigenwerbung] Gelöscht[/mod]


Ich vertrete wie du die Hypothese, dass sich das Nibelungenlied und der Siegfried-Stoff gut aus der frühen fränkischen (und burgundischen!) Geschichte herleiten lassen. Allerdings sollte man nicht so vermessen sein, dies nun als "historische Wahrheit" zu apostrophieren. Dein Vortrag im Nibelungenmuseum - das ich gut kenne - in allen Ehren, aber auch der enthält lediglich Vermutungen, Spekulationen und Hypothesen. Ein seriöser historischer Beweis ist damit längst nicht erbracht und man kann höchstens die eine oder andere Hypothese mehr oder weniger plausibel finden.

Man muss sich darüber im Klaren sein, dass Forschungen in dieser Richtung, die es zu Hunderten gibt, eine nette historisch-intellektuelle Spielerei sind, die aber zu keinerlei praktischen Ergebnissen führen kann. Denn wer will heute noch behaupten, er könne die Gestalten Siegfrieds, Brunhilds und Kriemhilds, dazu vielleicht noch Fafner, Hagen und Alberich/Mime schlüssig entwirren und eventuell sogar ihre historische Existenz beweisen?

Es mögen also in der Tat Figuren wie die gotische Königin Brunichildis, ihr ermordeter Gemahl, der fränkische König Sigmund, und ihre Todfeindin Fredegunde in das Nibelungenlied eingeflossen sein, dazu natürlich die Vernichtung der Burgunder im Jahr 436 durch eine hunnische Streifschar. Welche Personen jedoch hinter Siegfried oder Kriemhild stehen, bleibt ungewiss, wobei man ohnehin annehmen muss, dass sie sich aus mehreren historischen Figuren zusammensetzen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ave Zusammen,

Hyokkose schrieb:
Meinst Du mit "Werk" das Buch oder die Internetseite?


Ich meine die Internetseite bzw.speziell den offerierten Vortrag. Dessen erster Satz ist ja gleich:

Haetius/Mario Bauch schrieb:
Thema meines Vortrages ist die Motivbündelung der Nibelungensage im frühen Mittelalter, mithin, welche historischen Ereignisse, ...


Er setzt also gleich die allseits bekannte Standardbehauptung (Chlodwig/Sigibert-Variante) der Nibelungengesellschaft als gegeben voraus.

Seine Aussage:

Haetius schrieb:
...Die Siegfried-Arminius-These dürfte damit unrichtig sein....


ist ergo damit fadenscheinig, da er auf diese deutlich ältere und immer noch naheliegende These mit keinem Wort eingeht.

In seinem Buch, dass es auf erstaunliche 642 Seiten bringt, scheint er aber immerhin auf drei Seiten auf mehrere Konkurrenzthesen kurz eingegangen zu sein:

Haetius/Mario Bauch schrieb:
.....
1. Teil: Die Franken
Von Siegfried, dem strahlenden Helden 65
I. Baldur, Arminius und Sigibert 66
II. Die Sigmundsage 69
.....
Seiten: 642 Format DIN B5 Gewicht 1350 g


Speziell diese drei Seiten wären hier für eine Diskussion ggf. interessant, der Autor könnte die entsprechenden Passagen hier ja mal zur Verfügung stellen.

Dieter schrieb:
.... Dein Vortrag im Nibelungenmuseum - das ich gut kenne - in allen Ehren, aber auch der enthält lediglich Vermutungen, Spekulationen und Hypothesen. Ein seriöser historischer Beweis ist damit längst nicht erbracht und man kann höchstens die eine oder andere Hypothese mehr oder weniger plausibel finden. ... .... Welche Personen jedoch hinter Siegfried oder Kriemhild stehen, bleibt ungewiss, wobei man ohnehin annehmen muss, dass sie sich aus mehreren historischen Figuren zusammensetzen. ...


Richtig, das denke ich auch. Auf die ursprüngliche Siegfriedperson wurden immerwieder aktuelle Vorbilder aufgepfropft. Philologisch eine sprudelnde Quelle für kulturell-literarische Untersuchungen, die auch alle ihre Berechtigung haben. Für den Historiker stellt sich allerdings die ungleich schwieriger zu klärende Frage nach dem ältesten Ursprung der Sage.

Dieter schrieb:
....Man muss sich darüber im Klaren sein, dass Forschungen in dieser Richtung, die es zu Hunderten gibt, eine nette historisch-intellektuelle Spielerei sind, die aber zu keinerlei praktischen Ergebnissen führen kann. Denn wer will heute noch behaupten, er könne die Gestalten Siegfrieds, Brunhilds und Kriemhilds, dazu vielleicht noch Fafner, Hagen und Alberich/Mime schlüssig entwirren und eventuell sogar ihre historische Existenz beweisen?....


Hier würde ich ein Jein bevorzugen. Es besteht ja durchaus die Möglichkeit, archäologisch weitere missing Links zu finden. Die erwähnten Bildsteine von Gotland sind ein Beispiel dafür. Allerdings sind die etwas zu jung, anhand der Punkt-Runen dürften die kaum vor etwa 800 angelegt worden sein. Also erst nach der Völkerwanderungszeit, womit keine der zwei Haupthesen (Arminius/Siegfried - Sigibert/Siegfried) grundsätzlich ausgeschlossen werden kann. Erst ein missing Link vor der Zeit Chlodwigs/Sigiberts würde ein sicheres Indiz sein, das die dann jüngere Sigibert-These klar ausschliessen würde.

Aber sie sind trotzdem ein wichtiger Link zu Arminius, denn sie stehen nun mal in Skandinavien(!) und bezeugen, dass die Siegfriedstory schon lange vor dem NL dort oben gang und gäbe war. Insbesondere der grosse Drachen- und Schatztopos kann aber dort nicht ohne erhebliche Verrenkungen mit dem unbedeutenden Provinzkönig Sigibert in Verbindung gebracht werden. Auch die mühsame Umdeutung des Chlodwigs als Siegfried ist eine solche Verrenkung, die für mich gar keine Zugkraft im Vergleich zu Arminius (dessen Vater nach Tacitus Sigimer(us) hies, im NL heisst er Sigmund) hat.

Fazit: Auch wenn der Spekulationscharakter beim Thema NL/historische Anbindung inhärent ist, so sehe ich doch die, wenn auch geringe, Möglichkeit dass hier irgendwann noch das eine oder andere klärende missing link auftaucht. Irgend eine weitere uralte Überlieferung / Epigraphik, oder von mir aus auch der Nibelungenschatz.

Beste Grüsse, Trajan.
 
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