3. Weshalb wird eigentlich ständig ausgeklammert, dass der Autor des Nibelungensangs ziemlich sicher aus dem Herzogtum der Babenberger, also Österreich (oder von mir aus auch Bayern) kam? Und das er folglich einen uralten nord. Sagenstoff ins Donauländische transferierte?[/qote]
Ganz einfach: Weil das ziemlich unwahrscheinlich ist. Der Mann kannte sich viel zu gut am Wormser Hof und den dortigen Verhältnissen aus. Er wird eher in den Kreisen am Hofe zu Worms zu suchen sein.
also 5.
ning schrieb:
Ich (und viel gescheitere leute als ich) denke, dass die bisher wenig erwähnte Diedriks-(tiedriks-), also Dietrichssage den Kern des Nibelungenliedes darstellt.
Ich glaube an jene Version*, dass Zeit und Personen der Dietrichssage und des Nibelungenliedes am Höhepunkts der Völkerwanderungszeit, also der ersten Konsolidierungen von germanischen Klein- und Großkönigreichen zu suchen sind: Anfang bis Mitte des 6. Jhdts.
Ich nicht. Die Thidrekssaga wurde 1m 13. Jh. in Bergen (Norwegen) verfasst. Der Verfasser war ein Kompilator und hat manches aus dem Nibelungenlied übernommen.
ning schrieb:
Andere mögliche Personen bzw. Handlungsräume:
Dieter schrieb es ja schon (wenn auch vom 5. Jhdt): der Personen dürften rund bzw. nahe um das erstarkte Merowingische Königreich zu suchen sein (Chlodwig um 510). "Rund um": es soll östlich (des Rheins), also am ripuarischen-fränkischen Ufer, zahlreiche - noch von den sal. Merowingern unabhängige - Kleinkönigreiche gegeben haben, die teils verbündet, teils in schroffer Feindschaft zueinander standen. (War ja allgemein Usus)
Und warum nicht das Worms aus der Zeit des Dichters? Gab's im 5. Jh. einen Dom, auf dessen Stufen sich die Frauen streiten konnten? Gab es einen Truchsess am Hofe?
...
Die
Hunen (es soll auch einen König "Hunding" gegeben haben) sind, so die Autoren, die ich hier nacherzähle, anscheinend ein vergessenes kleines Volk/Königreich östl. von Bonn. Hunding soll der Namensgeber des Hunen- bzw. Hunalandes gewesen sein.
UND, ÜBERRASCHUNG, ich glaube sogar Gregor von Tours erwähnt einen König AttAla. (ja: Attala) Attala, Attila heißt german. nichts anderes als "Väterchen". im "Widsith-Lied (Widsith, der Weltfahrer) werden berühmte Könige der Zeit (wieder 6. Jhdt.) aufgezählt: auch ein "Aetla weold Hunum" wird erwähnt. :grübel: Ich würde natürlich auch eher zum weltberühmten Hunnen-Mongolenkönig Attila tendieren, in der Aufzählung geht es allerdings um rheinsiche Königreiche! (Ja, ich weiß, der hunne Attila herrschte bis zur Katalaunischen Felderschlacht auch dort oben... tat er das? Nein. Die Könige unterwarfen sich seiner Oberhoheiit, blieben aber Könige ihres Volks.
ning schrieb:
Es soll ein Niflungenland erwähnt worden sein. (NiF = f also vor der 2. Lautverschiebung, passt geradezu perfekt), es gibt einen Ort und Bach Nef(f)elbach. Ich kenn mich in Westfalen nicht aus, vielleicht kann das wer hier genauer orten. (südwestl. von Köln)
Und warum werden die Burgonden erst bei ihrem Zug zu Etzel zu den Nibelungen?
ning schrieb:
Schluss: Das Nibelungenlied steht, wie auch die noch spätere "Lieder-Edda" am Ende, und zwar sehr weit am Ende des immer gleichen Heldenliedes, das auch ich am ehesten in der Diedriks-Sage sehe.
Reine Spekulation. Bestandteile sind sich älter. Aber das Lied ist eine Neukomposition und setzt Schriftlichkeit voraus. Das ergibt sich aus den vielen vor und Rückverweisen innerhalb des Liedes, die sich bei einem mündlichen Vortrag verbieten.
ning schrieb:
Die Assoziation (schon alleine zu Ehren des Babenbergerhofes) zu Attila dem Hunnenkönig in der Theissebene war für den Dichter zeithistorisch gefragt, aktuell, attraktiv.
Aha, da kommen wir doch (wenn auch schief) zur Zeitgeschichte.
ning schrieb:
Falls wer in Frage stellen möchte, dass der Autor von der Donau kam: er kannte sie topographisch einfach zu genau, selbst die Marschabstände stimmen recht genau, zB. Eferding(en) - Pöchlarn (bechelaren)). Und er deutet hier auch genau an, wo die Donau nicht schiffbar war.
Dazu reicht es, Verwandte in der Gegend zu haben und mal selber dort gewesen zu sein. Umgekehrt, die Verhältnisse am Wormser Hof erfährt man nicht, wenn man mal in Worms zu Besuch war.