Aussterbende Wörter - vergessene Wörter

alte Jungfern: früher, als ich noch jung war, gab es das in unserem Dorf. Heute wüsste ich niemanden mehr, die auf diese Bezeichnung zutreffen würde. Irgendwie scheinen die alte Jungfern nicht mehr zeitgemäss zu sein.

Der Unterschied ist wohl der, dass man früher bei unverheirateten Frauen annahm, sie seien noch Jungfern - oder man zerriss sich das Maul über sie. Heute dagegen ist es in einigen Gegenden normal, außerehelich Kinder zu gebären. Während - in Dtld. - Baden-Würtemberg die konservativste (oder die in der Verhütung geschickteste?) Region ist, mit etwa 14 - 30 % nichtehelicher Geburten, sind in den neuen Bundesländern 40 - 72 % der Geburten nichtehelich (die Zahlen gelten für das Jahr 2007): Insgesamt gibt es ein schwaches Nordsüd- und ein starkes Ostwestgefälle, was die Zahl der außerehelichen Geburten angeht. Ergo: Die außereheliche Geburt ist heute - selbst in den konservativen Regionen - normal. Das setzt voraus, dass der außereheliche Verkehr normal ist. Die Liberalisierung ist mit der Marktzulassung der Pille anzusetzen.
OT: Das starke Ostwestgefälle ist wohl - ähnlich der in den Ostbundesländern nach wie vor verbreiteteren FKK - ein Erbe der DDR. Interessant, wie das auch 20 Jahre nach dem Mauerfall noch nachwirkt.
 
alte Jungfern: früher, als ich noch jung war, gab es das in unserem Dorf. Heute wüsste ich niemanden mehr, die auf diese Bezeichnung zutreffen würde. Irgendwie scheinen die alte Jungfern nicht mehr zeitgemäss zu sein.


In Deutschland gab es die häufig.
Die potentiellen Ehemänner hatten Kriegsgräber bekommen.
Der Frauenüberschuss in den Geburtsjahrgängen 1918-1925 war immens.
Heute alte Damen um die 90, die teilweise jetzt noch Wert auf die Anrede Fräulein legen.

Was mögen sich da alles für Dramen im verborgenen abgespielt haben?
 
Der Unterschied ist wohl der, dass man früher bei unverheirateten Frauen annahm, sie seien noch Jungfern - oder man zerriss sich das Maul über sie. Heute dagegen ist es in einigen Gegenden normal, außerehelich Kinder zu gebären. Während - in Dtld. - Baden-Würtemberg die konservativste (oder die in der Verhütung geschickteste?) Region ist,

Es ist in de Zusammenhang OT. Aber ich halte es für Bemerkenswert.

Dieser Tage war das Kirchenblättle, das Mitteilungsblatt der Kirchengemeinde im Briefkasten.
Darin abgedruckt die Statistik des vergangen Jahres. 7tausendsowieso Mitglieder, Taufen, Beerdigungen alles im erwarteten Bereich.
Aber sage und schreibe Kirchliche Trauungen 2 (in Worten zwei) im ganzen Jahr 2010
 
Der Unterschied ist wohl der, dass man früher bei unverheirateten Frauen annahm, sie seien noch Jungfern - oder man zerriss sich das Maul über sie.

Gut - aber als alte Jungfer bezeichnet man nicht eine alleinerziehende Mutter, sondern eine unverheiratete und kinderlose Frau. Das Wort Jungfrau hat in diesem Sinne seine Bedeutung nicht verloren - obwohl hier wohl meist keine effektive Kontrolle bezüglich der Jungfräulichkeit stattfand...:D. Hingegegen gab es wohl eine soziale Kontrolle, wenn eine unverheiratete Frau Besuch von einem Herrn hatte oder bei einem Herrn zu Besuch ging, hatte der Dorfklatsch wohl neue Nahrung.

Das Thema der ausserehelichen Kinder und ihre gesellschaftliche Anschauung wäre wohl ein eigener Thread wert.
 
Gut - aber als alte Jungfer bezeichnet man nicht eine alleinerziehende Mutter, sondern eine unverheiratete und kinderlose Frau. Das Wort Jungfrau hat in diesem Sinne seine Bedeutung nicht verloren - obwohl hier wohl meist keine effektive Kontrolle bezüglich der Jungfräulichkeit stattfand...:D. Hingegegen gab es wohl eine soziale Kontrolle, wenn eine unverheiratete Frau Besuch von einem Herrn hatte oder bei einem Herrn zu Besuch ging, hatte der Dorfklatsch wohl neue Nahrung.

Das Thema der ausserehelichen Kinder und ihre gesellschaftliche Anschauung wäre wohl ein eigener Thread wert.

Ich verstehe dein "aber" nicht. :confused:
 
Du hattest festgestellt, dass das Wort Jungfer ausstirbt. Und ich habe versucht das daran zu erklären, dass man im Gegensatz zu früher, als man bei unverheirateten Frauen normalerweise davon ausging, dass sie noch unberührt waren, heute bei einer unverheirateten Frau nicht mehr von der Jungfräulichkeit ausgeht, sondern, dass im Gegenteil der Anteil an außerehelichen Geburten sehr hoch ist, was - bei den heute zu bekommenden Verhütungsmitteln und ihrer Wirksamkeit bei richtiger Anwendung - ein starkes Indiz dafür ist, dass der außereheliche Vekehr heute als Normalfall angesehen werden darf - was früher eben nicht der Fall war. Allerdings haben die Menschen früher auch eher geheiratet als diejenigen, die es heute überhaupt noch machen. Begriffen?
 
Gut. Hingegegen gab es wohl eine soziale Kontrolle, wenn eine unverheiratete Frau Besuch von einem Herrn hatte oder bei einem Herrn zu Besuch ging, hatte der Dorfklatsch wohl neue Nahrung.

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Der Stadtklatsch auch.
Aber insbesondere die Polente Arbeit!
Kuppelei

Wobei wir wieder beim Thema wären, und dem nächsten ausgestorbenen Wort.
 
Wobei es den Kuppelei-Paragraph im deutschen Strafrecht noch bis 1969 (!) gab

Und wie heißt die Base auf Määänzerisch?Kuss Enge????????

Nee, Kusiene mit langem i.-aber der Schwabe hat offenbar keinen Sinn für die Integration fremder Zungen :D
Die ins rheinhessisch-pfälzische integrierten französischen Wörter sind übrigens Legion und leider fast alle aussterbend- Trottwar,Perron, Waschlawor, Karbonade, karessiern, Bagaasch,Adschee, usw.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wobei es den Kuppelei-Paragraph im deutschen Strafrecht noch bis 1969 (!) gab



Nee, Kusiene mit langem i.-aber der Schwabe hat offenbar keinen Sinn für die Integration fremder Zungen :D
Die ins rheinhessisch-pfälzische integrierten französischen Wörter sind übrigens Legion und leider fast alle aussterbend- Trottwar,Perron, Waschlawor, Karbonade, karessiern, Bagaasch,Adschee, usw.


auf dem Trottwar flaniere ich fleißig, d´Bagasch stirbt leider auch nicht aus, auf d´ Karess sind die jungen Mädchen in meinem Alter fleißig gegangen, heute vermutlich auch, aber das Wort habe ich seit langem nicht mehr gehört,
tja, das Waschlavor kannte man früher in zweierlei Bedeutung, einmal um die Hände darin zu waschen, und einmal um Papas Kriegserzählungen zu umschreiben "dr Alt ischt wieder im Kessel hinter Waschlavor".

OT: Du kennst doch auch die Kriegserzählungen zweier Generationen: Geht es mir nur in der Rückschau so, dass die Erzählungen der 14-18 Soldaten lange nicht von der "Hoffnungslosigkeit" geprägt waren, wie die der 39-45er?
Der "Argonnerwald" gesungen mit den hohen feinen Altmännerstimmen, klang doch wie ein Kirchenlied. Entsprechungen 39-45 fehlen völlig
 
Hier!

Wie siehst aus mit munkeln?

Oder Eidam? (Das war immer der Punkt beim Kreuzworträtseln, an dem meine Schwester mich fragte, ob ich mir ausdenke was ich eintrage)
 
Fast vergessen ist die Endung -an für nach oben.

Also: hinan (hinauf), bergan (bergauf), treppan (treppauf), usw.
 
Ohha,auch der Schwabe hat einen frankophilen Wortschatz.Repo ich bin beeindruckt.
Zum OT schick ich Dir ne PN,würde hier den Rahmen sprengen.
Fluxx, flunken kennen und können wir :D Und das im Dunkeln gut munkeln ist ,ist eine Tasache- nur der Eidam ist wohl endgültig ausgestorben-
aber kennt jemand noch den Pedder und´das Gettche, vulgo Patenonkel und Patentante genannt.

Jacobum-die Endung -an wird doch gerade um München noch immer verwendet .z.B bei Tit-an Ollik-an . :D

Was ist eigentlich mit dem schönen Wort "alldieweil" ?
 
Auf die Schule gehen...

Meine Großeltern gingen noch auf die Schule, auf das Postamt, auf's Rathaus.

Heute gehen die Kinder zur Schule oder in die Schule, man geht zur Post oder ins Rathaus.

Aber ein Postamt gibt es sowieso nicht mehr, sondern den Zeitschriftenkiosk mit integrierter Postagentur. Man muss auch nicht mehr auf's Rathaus gehen, es genügt, auf die Internetpräsenz der Stadtverwaltung zu gehen. Und was aus der Schule noch wird, man weiß es nicht... ;)
 
die -sal-Wörter:
Scheusal, Mühsal, Trübsal, Labsal...

Nur eines bleibt uns für ewig: das Schicksal...:devil:

P.S.: das soll aber nicht heissen, dass es keine Scheusale mehr gibt, aber das wäre wohl zu tagespolitisch...:D
 
die -sal-Wörter:
Scheusal, Mühsal, Trübsal, Labsal...

Nur eines bleibt uns für ewig: das Schicksal...

Ja das "-sal" trieb schon andere zur Kreativität an (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?topic=2846.0). Vielleicht muß Schicksal bleiben, weil man es nicht ver-selig-en kann. Aber das geht wohl nicht auf, wenn es wirklich nichts Labseliges (Wohltuendes, "Erquickendes")gibt ... Wie dem auch sei, das Scheußliche bleibt wohl erhalten ... wie auch alles Müh- und Trübselige.
Davon abgesehen: Hast du noch nie Trübsal geblasen ... :still:
 
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Ja das "-sal" trieb schon andere zur Kreativität an (Nomen mit dem Suffix -sal). Vielleicht muß Schicksal bleiben, weil man es nicht ver-selig-en kann. Aber das geht wohl nicht auf, wenn es wirklich nichts Labseliges (Wohltuendes, "Erquickendes")gibt ... Wie dem auch sei, das Scheußliche bleibt wohl erhalten ... wie auch alles Müh- und Trübselige.
Davon abgesehen: Hast du noch nie Trübsal geblasen ... :still:

nö, dann hab' ich den Blues...:rofl:

Uebrigens: das Wort Aussteuer befindet sich ebenfalls auf dem absteigenden Ast: heute heiratet man vielfach erst dann, wenn man schon zusammen gewohnt hat oder je selbst einen eigenen Haushalt gehabt hat.
 
Heine,das ist wohl eher regional bedingt- bei uns geht man nach wie vor auf´s Rathaus , auf die Post ,auf die Bahn ,aber in die Kirche.
Bei der Schule gibt es zwei Varianten .
Ist die Schule im eigenen Ort und eine Volksschule,geht man in die Schule-
Ist es eine weiterführende Schule geht man auf die Realschule bzw. das Gymnasium, ebenso wenn es sich um eine auswärtige Schule handelt, dann geht man nach Worms auf die Schule.

Megatrend, daß das Wort Aussteuer sich auf dem absteigenden Ast befindet lässt ja hoffen,daß auch dessen Stammwort "Steuer" mal auf diesen ASt gerät und ausstirbt :D
 
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