Es wurde ein defacto in ein dejure Zustand umgewandelt.
Das ist eine sehr abenteuerliche Interpretation.
Tatsache ist, dass Wien 1878 die Besatzung und die Verwaltung Bosniens und der Herzegowina zugestanden wurde, nicht die Eingliederung in den eigenen Herrschaftsbereich.
Und damit hatte ÖU ohne zweifel sein Territorium durch die Annexion von 1908 erweitert.
Da sehe ich nur den Unterschied, dass das Schlagwort des "Sacro Egoismo" in Italien tatsächlich geflügeltes Wort wurde. Betrieben haben das beide.Ich sehe hier zwischen Wien und Rom durchaus einen wesentlichen Unterschied in der Art und Weise, Stichwort der heilige Egoismus Roms, des Umgangs mit dem Bündnispartner.
Dafür gab es keine Verpflichtung.Auf welcher Grundlage ist nun Wien verpflichtet gewesen, Italien bei der Durchsetzung seiner Interessen, vor allem wenn diese den eigenen klar entgegenstehen, zu unterstützten
Es war eben nur im Hinblick auf das Verhältnis zu Italien nicht gut hier wieder seinen Kopf durchzusetzen, nachdem man sich bereits ein halbes Jahrzehnt vorher in Bosnien de facto vertragswidrig verhalten hatte, was die Kompensation betrifft.
Der Unterschied ist nur, dass der Tripoliskrieg eine überschaubare Aktion in der kolonialen Sphäre war, während in der Julikrise mal eben ein Weltkrieg ausgeköst wurde.Zur Informationspflicht siehe #157. Übrigens, zu dem auf die Bremse treten. Das war exakt der Grund, weshalb Rom seine Verbündeten eben nicht über den Tripoliskrieg informierte. Unmittelbar vor Eröffnung der Feindseligkeiten erhielt man Kenntnis von dem Überfall. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.
Muss ich darlegen, welche Probleme dieser Weltkrieg allein im Hinblick auf die Bennstoffversorgung der italienischen Industrie bedeutete, nachdem es Italien einmal an hinreichenden Kohlevorkommen fehlten, die übrigen europäischen Exportmengen verknappten und die Preise explodierten?
Hatte es, nur wie glaubwürdig wirkte das auf die anderen Akteure?Wien hatte klar angekündigt, kein serbische Territorium annektieren zu wollen.
Nein, habe ich nicht. Mir war nur auch einfach mal an einer Gegendarstellung zu deinem außerordentlich negativen Italienbild gelegen.Du hast wirklich eine ausgesprochene negative Meinung von den Zentralmächten.
Immer wenn sich Österreich äußerst fragwürdig oder vertragswidrig verhalten hat, redest du das klein "de facto Zustand in einen de jure Zustand umgewandelt", wenn sich demgegenüber Italien fragwürdig oder vertragsbrüchig verhielt, dann neigest du dazu das zu skandalisieren.
Nur dass das für Wien undurchführbar war und das wußte man in Rom auch. Wie sollte man das dann bitte der eigenen Öffentlichkeit verkaufen können, das man den eigenen Verbündeten Italien mit eigenen Territorium bezahlt, damit dieser die Füße still hält.
Nachdem man sich zum Schluss ja selbst in Wien dazu durchrang dann doch darauf eingehen zu wollen, hielt man das ja offenbar nicht mehr für undurchführbar, nur hatte die Entente mittlerweile mehr geboten und damit war das Fenster zu.
Du weißt auch, dass Berlin Rom in Form von Sosnowiec und Umgebung Kompensation für die Abtretungen in Aussicht gestellt hatte, letztendlich hätte es sich also um einen Gebietstausch gehandelt, den nicht Österreich zu bezahlen gehabt hätte, sondern Russland und Serbien.