Offenbar nicht Sheldon genug. Ist doch keinem, inklusive mir, aufgefallen, dass man auf dem zweiten von mir oben geposteten Standbild eine junge Frau in einem Gemüsebeet arbeiten sieht. [Link] ;)
Das Bild verdeutlich ganz gut den Mangel des Barbarendorfes.
Die Chersuker sind ein Volk ohne Raum. Dicht an dicht stehen ein Art Schuppen, die Rennöfen und ein lächerlich kleiner Gemüsegarten, dessen Bestand nicht mal für eine ganze Kohlsuppe ausreicht. (Man beachte hier, dass die Rennöfen fast schon unter Dach stehen. Wenn das die Brankasse wüsste.) Auf der anderen Straßenseite(!) ist ein Getreidegärtchen, dass vom urgermanisches Urwald überragt wird. Einzig die Dorfstraße(!) beeindruckt durch ihre Breite und frisch aufgestreute, saubere Stroh.

Genug gemosert, es gibt auch Filmemacher dennen die Darstellung antiker Kulturlandschaften gelungen ist.
Im Neosandalenfilm Gladiator (2000) gibt es eine beeindruckende Szene, in der Gladiator mitten in einem Gerstenfeld in der Toskana steht und in die Weite schaut. Und es ist ein echtes Gerstenfeld, keine Animation! So einfach ist es und doch zeigt diese Szene ganz deutlich auf welcher Wirtschaftsweise das Imperium basiert. Römische Männer streben nicht nach Aktien oder schnellen Autos, sondern nach einer Villa Rustica jeder Menge Ackerland.
Na gut- das war jetzt ein Hollywood-Blockbuster. Die bessere Vergleichsfolie ist die WDR-Sitcom "Baldur Blauzahn" (1990). Leider wird diese unterhaltsame Serie seit vielen Jahren nicht mehr gezeigt und ist auch online nicht verfügbar. Erschreckend ist allerdings, dass die Germanen der 30 Jahre alten WDR-Produktion nicht nur besser angezogen sind als die Germanen der Netflix-Serie. Auch die Kulisse und die Requisiten der Klamauck-Serie, die nicht ernst genommen werden wollte, sind überzeugender als die der neuen Netflix-Produktion.Dabei gab es 1989 noch gar keine Computeranimation, sondern nur Studioaufnahmen mit handbemalten Hintergrundbildern, dafür hat Baldur Blauzahn aber echte Küühe im Stall.
Seht selbst:
https://www.gettyimages.de/detail/n...rina-palm-christine-nachrichtenfoto/179935868
https://www.gettyimages.de/detail/n...blauzahn-13-teilige-nachrichtenfoto/179935869
https://www.gettyimages.de/detail/n...nk-christine-langer-nachrichtenfoto/180557860
Baldur Blauzahn trägt Bundschuhe, seine Hose und Tunika sind geschnürt und augenscheinlich nah dran an den Thorsber-Funden. Selbst Opas Hörnerhelm ist nah dran an der Fundlage - allerdings an denen der Bronzezeit.;)
(Für ganz große Nerds: Im Moorheiligtum von Baldur Blauzahn wurde ein Damhirsch geopfert. Das passt ja gar nicht zusammen!)
 
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Genug gemosert, es gibt auch Filmemacher dennen die Darstellung antiker Kulturlandschaften gelungen ist.
Im Neosandalenfilm Gladiator (2000) gibt es eine beeindruckende Szene, in der Gladiator mitten in einem Gerstenfeld in der Toskana steht und in die Weite schaut. Und es ist ein echtes Gerstenfeld, keine Animation!
Dafür findet die Schlacht in Gladiator in einer modernen Fichtenplantage statt. Die Wälder in Barbaren haben mir jedenfalls besser gefallen.
 
Dafür findet die Schlacht in Gladiator in einer modernen Fichtenplantage statt. Die Wälder in Barbaren haben mir jedenfalls besser gefallen.
Die Inszenierung der Schlachtszene von "Gladiator" ähnelt sehr der Netflex-Serie "Barbaren".
Die Inszenierung von "Gladiator" und Barbaren" ähnelt sich erschreckend. Nur die Rollen sind ein bisschen verstauscht
Ehrgeschwafel und Wolfskult sind bei "Gladiator" noch die Art der Römer, während die Germanen als Exotismus ein unverständliche Sprache sprechen. Leider ist bei "Gladiator" nicht erkennbar, welche Seite Napalm einsetzt.
Bei "Barbaren" sind natürlich die Chersusker für Ehrgeschwafel und Wolfsesoterik zuständig und für den Einsatz von Napalm. Die Römer sind hier die Exoten mit der komischen Sprache, die im Flammenmeer der wölfischen Germanen untergehen.

(Wegen der Fichten ist zumindest anzumerken, dass in der Markomannia tatsächlich mit einem natürlichen Fichtenwald zu rechnen ist. Marcomannia non est Buchonia!)
 
Ich hatte jetzt auch einmal die Gelegenheit, die Serie anzusehen, und war nach den harschen Kritiken hier positiv überrascht. Details, bei denen ich mich nicht auskenne, will ich den althistorisch vorbelasteten Foristen überlassen, deswegen nur ein paar Gedanken in loser Folge:
  • Um eines aus dem Weg zu bekommen, wo seht Ihr in 'Barbaren' alle Napalm? Die Szenen zu Beginn der Schlacht zeigen eindeutig, dass eine dünne, klare Flüssigkeit über die Legionäre geschüttet wird. Konnten die Cherusker denn keinen Alkohol brennen?
  • @Maglor's Kritik an der Darstellung der Motive der Cherusker kann ich nicht teilen, denn hier scheint sich die Serie auf Tacitus' Annalen zu beziehen.
  • Die Ausstattung des Films hat mich positiv beeindruckt. Soweit ich das beurteilen kann, wurde weitgehend auf Authentizität Wert gelegt. Gewisse Einschränkungen (z.B. das Reiten mit Steigbügeln) muss man hinnehmen, alles andere wäre illusorisch.
  • Einschränkend muss man sagen, dass mir die Cherusker der Serie nicht wie eine Kultur vorkommen, die die von hier bis Italien in Museen liegenden Schmuckstücke und Waffen hervorgebracht hat. Vermutlich sollte so die Diskrepanz zwischen Römern und Germanen betont werden. Das Problem dabei ist, dass eine so schwache und ärmliche Kultur eigentlich in keiner Position war, wie die echten Cherusker mit den Römern zu verhandeln, oder es wert waren, um Abgaben erpresst zu werden. Aber vermutlich war es den Filmemachern zu heikel, die Cherusker als durch die Tributforderungen Beleidigte anstatt als in Not Gestürzte darzustellen.
  • Positiv beeindruckt haben mich auch die Darsteller und der allgemeine visuelle Stil der Serie; vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung für den deutschen Film. Bestnoten gehen an Laurence Rupp als Arminius, Jeanne Goursaud als Thusnelda und, ganz besonders, an Gaetano Aronica als Publius Quinctilius Varus, für mich das heimliche Highlight der Serie. David Schütter als Folkwin war mimisch beeindruckend, aber wie ein ausgebildeter Schauspieler so schlimm nuscheln kann, ist mir ein Rätsel.
  • Packend war der Identitätskonflikt des Arminius, obwohl fast ausschließlich fiktiv. Gut gemacht fand ich, dass Varus als jemand dargestellt wurde, der nicht anders konnte als auf seinem Weltbild beharren. Die römische "Arroganz", die in Filmen immer öfter thematisiert wird, war aus Sicht der Römer absolut berechtigt, immerhin hatten sie die Welt erobert.
  • Insgesamt war die Serie erzählerisch clever in Szene gesetzt, auch wenn man dazu auf fiktive Personen zurückgreifen oder fiktive Biographien erfinden musste. Eine Serie packend zu inszenieren, deren Ende den meisten Zuschauern bekannt sein musste oder konnte, verdient schon eine Würdigung.
  • Die Entscheidung, die Römer Latein sprechen zu lassen, war richtig und nützlich. Ich weiß nicht, ob die Serie ohne dieses Stilmittel funktioniert hätte.
  • Die Schlachtenszene war, seltsamerweise, der schwächste Teil. Da näherte sich die Serie zu sehr der Hollywood-Bildersprache an. Dass wir dank Cassius Dio und den Kalkriese-Ausgrabungen eine gewisse Vorstellung davon haben, wie die Schlacht abgelaufen ist oder plausibel abgelaufen sein könnte, fällt unter den Tisch. Zugegeben, die offene Feldschlacht war vielleicht interessanter anzuschauen als andauernde Hinterhalte mitten im Wald. Auf das Feuer hätte man aber verzichten können. Thusnelda als Schildmaid wirkte in der Schlacht deplatziert, und zwar nicht so sehr als Frau denn vielmehr als Einäugige. Das Zusammentreffen von Varus und Arminius war erzählerisch clever und logischer Schlusspunkt ihrer Beziehung, aber doch zu viel des Zufalls. Das "Gespräch", das Arminius zum Ende der Folge mit Varus führt, war allerdings einer der emotionalen Höhepunkte der Serie.
  • Ich kann keine bessere Zusammenfassung bieten, als dass ich die Serie beeindruckend fand und vielleicht noch mal anschauen werde, aber mich gleichzeitig die Ankündigung einer zweiten Staffel völlig kalt gelassen hat. Für mich ist Arminius' Geschichte erzählt.
 
Ich hatte jetzt auch einmal die Gelegenheit, die Serie anzusehen, und war nach den harschen Kritiken hier positiv überrascht. Details, bei denen ich mich nicht auskenne, will ich den althistorisch vorbelasteten Foristen überlassen, deswegen nur ein paar Gedanken in loser Folge:
  • Um eines aus dem Weg zu bekommen, wo seht Ihr in 'Barbaren' alle Napalm? Die Szenen zu Beginn der Schlacht zeigen eindeutig, dass eine dünne, klare Flüssigkeit über die Legionäre geschüttet wird. Konnten die Cherusker denn keinen Alkohol brennen?
  • Meines Wissens ist das Brennen von Alkohol etwas, was man erst in der FNZ kannte. (Also vor dem 17. Jhdt. gibt es keine Zeugnisse für harten Alkohol, gleichwohl hat der Alembik seinen Namen vom arab. al-inbīq, muss also eigentlich bereits im Mittelalter bei den Spaniern (alambique) in Gebrauch gewesen sein
Dass wir dank Cassius Dio und den Kalkriese-Ausgrabungen eine gewisse Vorstellung davon haben, wie die Schlacht abgelaufen ist oder plausibel abgelaufen sein könnte, fällt unter den Tisch.
Cassius Dio finde ich gerade höchst unplausibel. Den Naturgewalten unterworfene Römer vs. einer Überzahl an Legolassen, die leichtfüßig, jedem Naturgesetz trotzend durch den sturmgepeitschen Wald hüpfen, während die Römer in demselben Wald von herabstürzenden Baumkronen erschlagen werden.



  • Ich kann keine bessere Zusammenfassung bieten, als dass ich die Serie beeindruckend fand und vielleicht noch mal anschauen werde, aber mich gleichzeitig die Ankündigung einer zweiten Staffel völlig kalt gelassen hat. Für mich ist Arminius' Geschichte erzählt.
Da ich die Serie nach wie vor nicht kenne: Wenn ich das richtig sehe, spiegelt sie nur die Jahre 7 - 9 oder gleich ganz nur das Jahr 9 wieder? Was ist mit den Feldzügen der folgenden Jahre? Arminius' Konflikt mit seinem Bruder Flavus?
 
Cassius Dio finde ich gerade höchst unplausibel. Den Naturgewalten unterworfene Römer vs. einer Überzahl an Legolassen, die leichtfüßig, jedem Naturgesetz trotzend durch den sturmgepeitschen Wald hüpfen, während die Römer in demselben Wald von herabstürzenden Baumkronen erschlagen werden.
Die "Legolasse" hätten indes Ortskenntnis besessen, wären leichter gerüstet gewesen und hätten ausgeruht angreifen können, wohingegen die Legionäre lange Märsche mit schwerem Gepäck hinter sich gehabt hätten.

Hinzu treten das Überraschungsmoment und der Umstand, dass sich die taktischen Vorzeichen eines Hinterhalts umkehren, wenn die Angegriffenen die Falle zu durchstoßen suchen.

In diesem Zeitabschnitt des Gefechts würden die Römer zu Angreifern, die die nun zu Verteidigern werdenden Germanen in ihrer überlegenen taktischen Ausgangslage angreifen müssen, um aus der Falle zu entkommen.

Um hier Erfolg zu haben, müssten die Römer die Kraft und Koordination besessen haben, zumindest im Wege der Schwerpunktbildung ein punktuelles Übergewicht der Kräfte aufzubauen.

Und nach Cassius Dio hätte ihnen dies an jedem Abschnitt der Kampflinie glücken müssen, da die Germanen im Sinne eines Stonewall'schen defeat in detail die Kräfte der Römer in viele kleine Zellen aufgespalten hätten.
Cassius Dio finde ich gerade höchst unplausibel.
Dann lassen wir die offenbar zugeneigte Meinung der Literatur außen vor und machen selbst die Probe aufs Exempel.

Was spricht gegen Cassius Dio? Meiner Meinung nach:
  • Er schrieb um Generationen nach der Schlacht.
  • Römische Chronisten hatten ein verständliches Interesse, die blamable Niederlage als Kombination von in toto unüberwindbaren Hindernissen darzustellen.
  • Sie hatten außerdem ein Interesse daran, die Schuld für die Niederlage von der anonymen Masse der Legionäre und Offiziere (also vom römischen Volk) auf einige wenige Schultern abzuwälzen, namentlich auf den Befehlshaber Varus und den verräterischen Arminius.
  • Damit seine Darstellung glaubhaft wird, brauchte Arminius Glück und immenses Überredungsgeschick.
Was spricht für ihn?
  • Der zeitliche Abstand zwischen Ereignis und Dokumentation kann unbeachtlich sein, da Cassius Dio sich auf Quellen gestützt haben könnte, die für uns verloren sind.
  • Seine Beschreibung des Hinterhalts ist ziemlich spezifisch, was das Gelände und die Arbeiten anging, die das römische Heer vornehmen musste, um voranzukommen.
  • Wenn Arminius seine Erfahrung aus römischen Diensten in die Planung einbrachte, dürfte er klug genug gewesen sein, die Römer in eine Situation zu locken, in der sie ihre Stärken nicht ausspielen konnten.
  • Der Hinterhalt der Boier im Silva Litana 216 v.Chr., der ähnlich ablief. Die Boier griffen ein Heer unter der Führung des Prätors Lucius Postumius Albinus an, indem sie angesägte Baumstämme auf die Marschkolonne stürzen ließen und die desorientierten und oft verletzten Legionäre, die keine Schlachtaufstellung mehr einnehmen konnten, im Nahkampf töteten. Damit ist die Blaupause für einen erfolgreichen Hinterhalt nach diesem Muster vorhanden.
Insgesamt habe ich zumindest keinen Zweifel, dass die Römer glaubten, die Schlacht sei genau so abgelaufen.
Da ich die Serie nach wie vor nicht kenne: Wenn ich das richtig sehe, spiegelt sie nur die Jahre 7 - 9 oder gleich ganz nur das Jahr 9 wieder? Was ist mit den Feldzügen der folgenden Jahre? Arminius' Konflikt mit seinem Bruder Flavus?
Die Serie setzt mit oder kurz nach der Ankunft Varus' in Germanien ein und endet noch auf dem Schlachtfeld, wobei bereits hier angedeutet wird, dass Arminius' Koalition schon im Zerfall begriffen ist.
 
Die "Legolasse" hätten indes Ortskenntnis besessen, wären leichter gerüstet gewesen und hätten ausgeruht angreifen können, wohingegen die Legionäre lange Märsche mit schwerem Gepäck hinter sich gehabt hätten.
Auch ein Legionär kann sein Gepäck abschmeißen, gerade dann, wenn es offensichtlich um Leben und Tod geht. Außerdem hätte keine Ortskenntnis und keine leichtere Rüstung gegen Sturm und seine Auswirkung geholfen. Auch dass die Römer aus dem Rutschen nicht herauskamen, während die Germanen über dieselben Böden hinweghuschten ist kaum glaubwürdig.

der Umstand, dass sich die taktischen Vorzeichen eines Hinterhalts umkehren, wenn die Angegriffenen die Falle zu durchstoßen suchen.
Ich verstehe deinen Gedankengang hier nicht. Könntest du den bitte noch mal genauer erläutern?


Was spricht gegen Cassius Dio? Meiner Meinung nach:
  • Er schrieb um Generationen nach der Schlacht.
Ganze 200 Jahre danach. Der Beginn seiner Arbeit wird mit 202 angesetzt, zehn Jahre schreibt er, habe er mit seiner Materialsammlung verbracht, weitere zwölf, mit dem Schreiben seiner Geschichte (202 - 224)

Was spricht für ihn?
  • Der zeitliche Abstand zwischen Ereignis und Dokumentation kann unbeachtlich sein, da Cassius Dio sich auf Quellen gestützt haben könnte, die für uns verloren sind.
Das ist ein beliebtes Argument hier im Forum, wenn Leute versuchen Cassius Dio für ihre Interpretation der Eriegnisse zu retten. Das Problem ist, dass Cassius Dio nicht selten von seinen Quellen abweicht (an einer Stelle stellt er etwa Caesar positiver dar, als der sich selbst). Cassius Dio gilt in seinem Urteil als relativ frei und unabhängig, allerdings glauben manche Historiker, er habe die ersten zehn Jahre im Quellenstudium verbracht und dann zwölf Jahre nur anhand seiner Notizen und ohne seine Quellen noch mal anzusehen, geschrieben.

Er ist der einzige Autor, der die Schlacht als viertägig beschreibt, bei den anderen Autoren finden wir dazu keine Angaben, nur indirekt eine von Tacitus, die nämlich von einem ersten und einem letzten Lager spricht, das erste Lager als eines, an dem man sehe, dass hier drei Legionen Hand angelegt hätten, das letzte Lager, welches die Reste der Legionen kurz vor der endgültigen Niederlage errichteten, welches sich durch niedrige Gräben und Wälle kennzeichne.

Viel ist darüber geschrieben worden und aufgrund Tacitus' Stils, der zwischen Raffung und Weitschweifigkeit changiert, haben viele geglaubt, dass das letzte Lager sich in dem ersten befunden habe (was sich mit der Darstellung von Florus, der von einem Überfall in einem Lager fabuliert decken würde). Dabei schreibt tacitus nichts über die Menge der Lager sondern vergleicht nur das letzte Lager vor der Schlacht mit dem letzten Lager vor der endgültigen Niederlage, das allerdings in einen Satz verdichtet.

Die Beschreibung der Varusschlacht bei Cassius Dio ist auch nicht die einzige Stelle, an der Cassius Dio Dinge berichtet, die der physikalischen Realität widersprechen. Er beschreibt z.B. - aber das hat er wohl anderswo geklaut - dass Caesar mit Schriftstücken in der Hand von einem Schiff ins Meer gestürzt sei, sich seines Mantels entledigt habe und ans Ufer geschwommen sei, ohne, dass die Schriftstücke nass geworden seien. Jeder von uns, der schon mal vom Beckenrand ins Wasser gesprungen ist, weiß, dass das schon von der ersten Sekunde an nicht stimmen kann, er wäre vollständig eingetaucht; geschweige denn sich noch des Mantels zu entledigen und zu schwimmen.

So etwas macht Cassius Dio einfach unglaubwürdig.

  • Seine Beschreibung des Hinterhalts ist ziemlich spezifisch, was das Gelände und die Arbeiten anging, die das römische Heer vornehmen musste, um voranzukommen.
Findest du? Eigentlich ist es doch eher topisch als spezifisch. Die marschieren durch allerlei marsch- und zivilisationsfeindliche Gelände (Wald, Schluchten, Sümpfe) mit ungepflegten Wegen, wo die Wagen des Trosses zusätzliche Probleme bereiten, bis sie endlich (allerdings nur zum größen Teil) verbrannt werden, damit sei den Feinden nicht in die Hände fallen (taktisch eher unklug, hätte man den Gegner doch etwas zum Plündern gelassen, dann wären sie vielleicht abgelenkt gewesen...)
Eigentlich fügt sich die Geländebeschreibung in die Begründung für die Niederlage nahtlos ein: Götter, Wetter und Gelände erschweren den Römern ihr Fortkommen und begünstigen angeblich die Germanen.

  • Wenn Arminius seine Erfahrung aus römischen Diensten in die Planung einbrachte, dürfte er klug genug gewesen sein, die Römer in eine Situation zu locken, in der sie ihre Stärken nicht ausspielen konnten.
Durchaus. Aber was spielt das für eine Rolle für die Darstellung des Cassius Dio bzw. dessen Glaubwürdigkeit?

  • Der Hinterhalt der Boier im Silva Litana 216 v.Chr., der ähnlich ablief. Die Boier griffen ein Heer unter der Führung des Prätors Lucius Postumius Albinus an, indem sie angesägte Baumstämme auf die Marschkolonne stürzen ließen und die desorientierten und oft verletzten Legionäre, die keine Schlachtaufstellung mehr einnehmen konnten, im Nahkampf töteten. Damit ist die Blaupause für einen erfolgreichen Hinterhalt nach diesem Muster vorhanden.
So eine These ist in diesem Forum schon mal von jemandem verfochten worden, allerdings ohne dass derjenige Kenntnis von der Schlacht in der Silva Litana hatte. Derjenige phantasierte sich dann nämlich zusammen, dass die Germanen die Baumkronen angesägt hätte und mit Absicht auf die Römer stürzen ließen. Nur... davon lässt sich bei Cassius Dio in Bezug auf die Varusschlacht nichts finden. Die herabstürzenden Baumkronen gehen hier eindeutig auf den Sturm zurück, nicht auf irgendwelche vorbereiteten Hinterhalte.
 
Da ich die Serie nach wie vor nicht kenne: Wenn ich das richtig sehe, spiegelt sie nur die Jahre 7 - 9 oder gleich ganz nur das Jahr 9 wieder? Was ist mit den Feldzügen der folgenden Jahre?
Die Ereignisse spielen komplett im Jahre 9 kurz vor der Varus-Schlacht, wobei die Vermählung von Arminius und Thusnelda auch in diese Zeit vorverlegt wurde. Der Plot um Thusnela und Arminius ist in der Serie allerdings auch völlig anders als bei den antiken Autoren, da sich Thusnelda zusätzlich mit dem fiktiven Germanen Folkwin Wolfspeer in einer Dreiecksbeziehung befindet.

In Rückblenden werden auch Szenen aus der Kindheit gezeigt. Arminius wird in der Serie als Geisel nach Rom gebracht und Varus wird sein Adoptivvater. Durch diese Erfindung einer familiären Bindung zwischen Varus und Arminius erhält bekommt das Geschehen eine völlige neue Dimension.

Arminius' Konflikt mit seinem Bruder Flavus?
Flavus kommt in der 1. Staffel überhaupt nicht vor. Er ist aber für die 2. Staffel gecastet. (Unbelesene Zuschauer sind bestimmt überascht, wenn Arminius plötzlich einen Bruder hat, aber vielleicht sind die Familienverhältnisse in der Serie auch ganz anders.)
Auch Marbod ist erst für die 2. Staffel gecastet.

Meines Erachten ist das größte Makel der Serie, dass in der 1. Staffel zu wenige historische Charakter eingeführt wurden. Ich hätte mir die komplette stirps regia der Cherusker als Familiendrama gewünscht - so was ähnliches wie "Fackeln im Sturm" nur eben in Germanien.
Segimundus und Inguiomerus wären meiner Meinung sehr spannende Charaktere gewesen. Das sind vertanene Chancen.
 
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Arminius wird in der Serie als Geisel nach Rom gebracht und Varus wird sein Adoptivvater. Durch diese Erfindung einer familiären Bindung zwischen Varus und Arminius erhält bekommt das Geschehen eine völlige neue Dimension.
Ja, die eine Stelle bei Velleius Paterculus wird in der Richtung, dass Arminius in Rom war und eine römische Bildung erhalten habe, gerne überstrapaziert. Die Serie hat da also noch einen draufgesetzt.

Ich hätte mir die komplette stirps regia der Cherusker als Familiendrama gewünscht - so was ähnliches wie "Fackeln im Sturm" nur eben in Germanien.
Segimundus und Inguiomerus wären meiner Meinung sehr spannende Charaktere gewesen. Das sind vertanene Chancen.
Weil du stirps regia schreibst... Wir wissen über all diese Leute ja so gut wie nichts. Über Arminius wissen wir noch am meisten und trotzdem stochern wir auch bei ihm vorwiegend im Nebel.
 
Das sind vertanene Chancen.
Vielleicht kommen sie noch. Es kommt mir so vor, als hätte man dem Konzept der Serie nicht gänzlich vertraut und deswegen etwas Kompaktes servieren wollen, mit dem das Publikum leicht fertig wird.
Flavus kommt in der 1. Staffel überhaupt nicht vor.
Jain. In den Rückblenden kommt er vor, im Kindesalter. Zum Zeitpunkt der Handlung wird er freilich nur einmal erwähnt.
Auch ein Legionär kann sein Gepäck abschmeißen, gerade dann, wenn es offensichtlich um Leben und Tod geht.
Freilich, das bestreitet niemand. Allerdings ist es ein Unterschied, ob ich einen ganzen Tag mit schwerem Gepäck durch schwieriges Gelände marschiert bin und vielleicht noch zusätzliche körperliche Arbeiten habe erledigen müssen, oder ob ich bequem im Hinterhalt liegen und ausgeruht in den Kampf gehen kann.
Außerdem hätte keine Ortskenntnis und keine leichtere Rüstung gegen Sturm und seine Auswirkung geholfen.
Das sehe ich anders. Als Jäger kenne ich mein Revier besser als ein Spaziergänger, der bloß alle Jubeljahre Waldluft schnappen geht. Ich weiß, welche Pfade bei schlechtem Wetter gangbar bleiben, kenne windgeschützte Senken, etc. pp. Außerdem weiß ich, dass ich vor herabstürzenden Ästen am Waldrand gefährdeter bin als mitten im Wald.

In einem naturnahen oder natürlichen Wald stützen sich die Baumkronen gegenseitig, darum fallen Sturmschäden geringer aus. Da sich die Römer unterwegs zu einer besiedelten Region befanden, könnte man vermuten, dass sie sich zumindest auf einer Waldschneise bewegten, also sturmgefährdeter.

Ein besserer Einwand gegen mein Argument wäre meiner Ansicht nach die Frage, ob die Germanen wirklich eine genaue Ortskenntnis hatten. Ich würde es aber dringend vermuten. Niemand legt einen Hinterhalt, ohne das Gelände zumindest vorher ausgekundschaftet zu haben.
Auch dass die Römer aus dem Rutschen nicht herauskamen, während die Germanen über dieselben Böden hinweghuschten ist kaum glaubwürdig.
Waren sie barfuß, wie die Germanen oft beschrieben werden, würde ich dem widersprechen. Zumindest aus dem Mittelalter kenne ich etliche Berichte (etwa von Bannockburn), die darauf hinweisen, dass gelegentlich sogar das Ausziehen der Schuhe befohlen wurde, um in schlammigem Untergrund besseren Halt zu finden.

Außerdem haben die Germanen sicherlich nicht bergauf angegriffen, was bar jeder Vernunft wäre. Ihr Hinterhalt wäre im Keim erstickt. Die Römer hätten sich also bergauf bewegen müssen, und damit wäre es ihnen schwerer gefallen zu den Germanen zu gelangen als umgekehrt.

Die Schanze von Hemmingstedt bietet dafür ein anschauliches Beispiel: die dänischen Söldner konnten die Schanze nicht erstürmen, weil sie zu steil und schlammig war, aber die Verteidiger konnten dennoch hinuntergelangen.
Ich verstehe deinen Gedankengang hier nicht. Könntest du den bitte noch mal genauer erläutern?
Ein Hinterhalt lässt sich taktisch als Gefecht in mehreren Phasen beschreiben. Zunächst einmal: der Verteidiger einer überlegenen Ausgangsstellung – ob nun eine Burg oder eine simple Anhöhe – hat natürlich immer einen Vorteil.

Und zwar einen derart großen, dass bspw. die Gefechtsdoktrin der Bundeswehr heute noch zu einem Kräftedispositiv von wenigstens 3:1 rät, damit ein Angriff auf eine den Gegner begünstigende Stellung erwogen werden kann.

Nun die Phasen:

A legt einen Hinterhalt für B, typischerweise durch die Ausnutzung eines geographischen oder durch die Wirkmöglichkeiten der A-Kräfte künstlich geschaffenen Nadelöhrs.

B gerät in die Falle des A. Bestehen die B-Kräfte aus Infanterie, kommen sie fast zwangsläufig zum Stehen (wogegen Kavallerie vermutlich versuchen würde, den Hinterhalt zu durchstoßen, aber die Schlussfolgerung ist die gleiche).

In dem Moment, in dem die Falle zuschnappt, ist B Verteidiger auf dem Gelände, auf dem er angegriffen wird, während A der Angreifer ist.

B sitzt jedoch in einer taktisch ungünstigen Stellung. A kann auf B besser einwirken als B auf A, andernfalls hätte A den Hinterhalt gar nicht gelegt. Also muss B – falls er nicht bereits vernichtet ist – die Initiative zurückgewinnen und A entweder im Gegenangriff werfen, oder zumindest den Hinterhalt durchstoßen.

Damit wird A zum Verteidiger in der Stellung, aus der er den Hinterhalt initiiert hat, und B zum Angreifer.

Kürzer:

Um die Falle zuschnappen zu lassen, muss A einen Stoß gegen B führen. Er ist nicht im Nachteil, da er die Vorteile seiner Stellung und das Überraschungsmoment auf seiner Seite hat.

Um aus der Falle zu entkommen, muss B den Gegenstoß gegen A führen. Er ist im Nachteil, da überrascht und zum Gefecht aus einer ihn benachteiligenden Ausgangslage heraus gezwungen.
Das ist ein beliebtes Argument hier im Forum, wenn Leute versuchen Cassius Dio für ihre Interpretation der Eriegnisse zu retten.
Eigentlich will ich gar nichts "retten", meine Grundannahme beruht lediglich darauf, dass seine Interpretation sowohl glaubwürdiger ist als die Schlachtenszene in 'Barbaren', als auch an und für sich plausibel scheint. Ich habe nicht behauptet, dass sie mit Sicherheit zutreffend ist.
Das Problem ist, dass Cassius Dio nicht selten von seinen Quellen abweicht
Freilich, aber dieses Problem werden wir hier nicht beseitigen können, denn im Endeffekt lässt es sich auf die Fragestellung eindampfen, wie man zu dem Sprichwort steht: "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht."
Er ist der einzige Autor, der die Schlacht als viertägig beschreibt, bei den anderen Autoren finden wir dazu keine Angaben, nur indirekt eine von Tacitus, die nämlich von einem ersten und einem letzten Lager spricht, das erste Lager als eines, an dem man sehe, dass hier drei Legionen Hand angelegt hätten, das letzte Lager, welches die Reste der Legionen kurz vor der endgültigen Niederlage errichteten, welches sich durch niedrige Gräben und Wälle kennzeichne.
Gerade dass er die Schlacht als Serie mehrtägiger Gefechte beschreibt, macht ihn in meinen Augen glaubwürdig.

Die Römer mussten sich, darin scheinen alle Quellen übereinzustimmen, mehrmals von der Feindberührung lösen, und selbst wenn man ihre Absetzbewegung als "geordnet" beschreiben können sollte, war sie gewiss verlustreich.

Und genau deswegen impfen Militärtheoretiker seit wer weiß wie vielen Jahrhunderten ihren Schülern eine Abneigung dagegen ein, sich von einem Feind zu lösen, ohne ihn besiegt zu haben.

Mit schöner Regelmäßigkeit erleiden Heere ihre größten Verluste nicht im eigentlichen Treffen, sondern auf dem Rückzug – und umso schlimmere, umso unkoordinierter der Rückzug ist.
Die Beschreibung der Varusschlacht bei Cassius Dio ist auch nicht die einzige Stelle, an der Cassius Dio Dinge berichtet, die der physikalischen Realität widersprechen.
Damit wären wir wieder bei den bereits genannten Punkten, insofern als mich der Einwand in puncto Physik nicht überzeugt und es letztlich eine Wertungsfrage ist, inwieweit man einer Quelle vertraut, die an anderer Stelle Angaben gemacht hat, denen man nicht vertraut.
Durchaus. Aber was spielt das für eine Rolle für die Darstellung des Cassius Dio bzw. dessen Glaubwürdigkeit?
Meine Behauptung lautet, dass Cassius Dio keinen Plan beschreibt, den Arminius nicht hätte entwerfen und durchführen können.
So eine These ist in diesem Forum schon mal von jemandem verfochten worden, allerdings ohne dass derjenige Kenntnis von der Schlacht in der Silva Litana hatte. Derjenige phantasierte sich dann nämlich zusammen, dass die Germanen die Baumkronen angesägt hätte und mit Absicht auf die Römer stürzen ließen. Nur... davon lässt sich bei Cassius Dio in Bezug auf die Varusschlacht nichts finden. Die herabstürzenden Baumkronen gehen hier eindeutig auf den Sturm zurück, nicht auf irgendwelche vorbereiteten Hinterhalte.
Mein Argument stützt sich nicht auf stürzende Baumstämme, sondern darauf, dass die Boier sozusagen den Beweis erbrachten, dass man eine Marschkolonne, die durch Hindernisse in die Länge gezogen ist und ihre Kohäsion verloren hat (d.h. die Fähigkeit, als taktische Einheit zu wirken), erfolgreich aus dem Hinterhalt aufreiben kann: defeat in detail.

Es ist unerheblich, ob die Hindernisse nun absichtlich geschaffen oder zufällig vorgefunden wurden.
 
Nun die Phasen:

A legt einen Hinterhalt für B, typischerweise durch die Ausnutzung eines geographischen oder durch die Wirkmöglichkeiten der A-Kräfte künstlich geschaffenen Nadelöhrs.

B gerät in die Falle des A. Bestehen die B-Kräfte aus Infanterie, kommen sie fast zwangsläufig zum Stehen (wogegen Kavallerie vermutlich versuchen würde, den Hinterhalt zu durchstoßen, aber die Schlussfolgerung ist die gleiche).

In dem Moment, in dem die Falle zuschnappt, ist B Verteidiger auf dem Gelände, auf dem er angegriffen wird, während A der Angreifer ist.

B sitzt jedoch in einer taktisch ungünstigen Stellung. A kann auf B besser einwirken als B auf A, andernfalls hätte A den Hinterhalt gar nicht gelegt. Also muss B – falls er nicht bereits vernichtet ist – die Initiative zurückgewinnen und A entweder im Gegenangriff werfen, oder zumindest den Hinterhalt durchstoßen.

Damit wird A zum Verteidiger in der Stellung, aus der er den Hinterhalt initiiert hat, und B zum Angreifer.
Danke, das war - wenigstens für mich - anschaulicher, als in dem vorherigen Beitrag.

Freilich, aber dieses Problem werden wir hier nicht beseitigen können, denn im Endeffekt lässt es sich auf die Fragestellung eindampfen, wie man zu dem Sprichwort steht: "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht."
So radikal würde ich das nicht sehen. Ich weiß einfach, dass Cassius Dio bzgl. der Varusschlacht mehrere Alleinstellungsmerkmale hat (wie etwa das Wetter oder die herabstürzenden Baumkronen) und halte es für unplausibel, dass das 200 Jahre zuvor allen Chronisten gleichgültig ist. Daher halte ich das vielzitierte Wetter der Varusschlacht - ungeachtet dessen, ob es während der echten Varusschlacht regnete und stürmte oder ein laues Lüftchen Römer- und Germanennacken kühlte, während die Sonne auf sie herabschien - für eine die Niederlage begründende Erfindung von Cassius Dio.

Gerade dass er die Schlacht als Serie mehrtägiger Gefechte beschreibt, macht ihn in meinen Augen glaubwürdig.
Hier haben wir aneinander vorbei geredet. Mein Fehler. Dass es sich um eine mehrtägige (viertägig wie bei Cassius Dio, länger oder kürzer) Schlacht handelte, davon ist auszugehen. Schon wegen der beiden bei Tacitus so kurz wie prägnant beschriebenen Lager. Ohne Cassius Dio würde man die Tacitus-Stelle wahrscheinlich leicht überlesen oder sich der Auffassung anschließen, dass es sich um ein Lager im Lager handele. So gesehen ist Cassius Dio sogar eine wichtige Quelle. Aber er schreibt eben die wenigen Infos, die er hat, zu einem Narrativ aus. Und das sollte man nicht übersehen.

Damit wären wir wieder bei den bereits genannten Punkten, insofern als mich der Einwand in puncto Physik nicht überzeugt und es letztlich eine Wertungsfrage ist, inwieweit man einer Quelle vertraut, die an anderer Stelle Angaben gemacht hat, denen man nicht vertraut.
Ich denke nicht, dass man das auf "Wertungsfrage" reduzieren kann. Wenn Cassius Dio Naturgesetze bricht und dies nicht etwa nur einmal, sondern mehrfach, dann muss ich als Historiker damit umgehen. Und wenn er 200 Jahre nach der Schlacht plötzlich um Dinge weiß, die niemand vor ihm wusste, dann muss ich auch damit umgehen.

Mein Argument stützt sich nicht auf stürzende Baumstämme, sondern darauf, dass die Boier sozusagen den Beweis erbrachten, dass man eine Marschkolonne, die durch Hindernisse in die Länge gezogen ist und ihre Kohäsion verloren hat (d.h. die Fähigkeit, als taktische Einheit zu wirken), erfolgreich aus dem Hinterhalt aufreiben kann: defeat in detail.

Es ist unerheblich, ob die Hindernisse nun absichtlich geschaffen oder zufällig vorgefunden wurden.
Hier diskutieren wir eindeutig aneinander vorbei. Während du dich auf Arminius' Planung beziehst (Arminius konnte keinen Sturm planen und auch nicht, dass der Sturm Bäume auf die Römer werfen würde), beziehe ich mich auf die Darstellung des Cassius Dio, die all unserem physikalischen Erfahrungswissen widerspricht. Ich stelle keine Hindernisse in Abrede, egal, ob sie anthropogener oder kairogener (menschen- oder wettergemacht) Natur waren. Ich stelle in Abrede, dass - auch leicht gerüstete - Germanen sehr viel anders auf die Unbilden der Landschaft und Natur reagierten, als - schwer bepackte - Römer.

Ich stelle nicht in Abrede, dass
- die Römer erschöpfter gewesen sein dürften, als die Germanen
- die Germanen sich das Gelände aussuchen konnten und daher das Gelände für sich vorteilhaft aussuchten

Ich stelle in Abrede, dass
- die Germanen andere physikalische Eigenschaften hatten, als die Römer. Genau das erzählt uns Cassius Dio aber.
 
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