In den letzten Jahrhunderten des Mittelalters erreichte der Fleischverbrauch ein hohes Niveau. Die Einwohner von Carpentras zum Beispiel konsumierten 26 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr, die Einwohner von Tours 43 Kilogramm und die Provinzadligen der Auvergne sogar über hundert Kilogramm! Allerdings war das eine Periode des Überflusses, denn später sank der Fleischkonsum beständig. Im 16. Jahrhundert verzehrten die Sizilianer im Höchstfall 10 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr, während es ein Jahrhundert früher noch das Doppelte gewesen war. Und im Gegensatz zu dem, was skrupellose Schmeichler geschrieben haben, waren die Bauern unter Ludwig XIV. im Allgemeinen schlechter ernährt als ihre Vorfahren im 15. Jahrhundert. Tatsächlich wurde der hohe Fleischverbrauch des Spätmittelalters erst wieder im 19. Jahrhundert erreicht. Diese günstige Situation ist einerseits zurückzuführen auf vermehrte Viehzucht und andererseits auf die nach den vergangenen Katastrophen gesunkene Bevölkerungszahl! Wenn man von gelegentlichen Hungerjahren absieht, war die Ernährung im Spätmittelalter gesund, üppig und sogar fleischreich. Doch man darf darüber nicht die "Unglücksfälle" vernachlässigen, die vielleicht noch besser als die normale Ernährung Aufschluß über die Rangordnung der verschiedenen Lebensmittel im Abendland geben.
<HR>Quelle: Tafelfreuden im Mittelalter