Colonel House und die Möglichkeit einer Allianz im Jahr 1913

Das war also in der Außenwirkung
Ganz so einfach können wir uns das nicht machen.

"Er (gemeint ist Bethmann; Anmerkung von mir) sieht die englischen-russischen Verhandlungen über eine Marineconvention, Landung in Pommern sehr ernst an, letztes Glied in der Kette."
Das sind die Worte des Scharfmachers Rizeler, erst Jahrzehnte nach dem Ersten Weltkrieg veröffent. Außerdem sind seine Aufzeichnungen nur lückenhaft erhalten.

Da ist mal davon auszugehen, dass da im Nachhinein durch Riezler einiges geglättet und ins recht Licht gerückt worden ist.
Inwiefern das die authentische Einschätzung Bethmann-Hollwegs wiedergibt, muss insofern zweifelhaft bleiben, zumal dieser uns ja leider nicht belastbares zu dem Thema hinterlassen hat.

Das die projektierte Marinekonvention und das Ableugnen seitens London sicherlich dazu geführt hat der britischen Politik nicht so unbedingt voll zu vertrauen, da bin ich durchaus bei dir.

Aber dazwischen der britischen Politik nicht zu vertrauen und in der britischen Politik ein "letztes Glied in der Kette", also letztendlich eine großangelegte Verschwörung gegen Deutschland sehen zu wollen, besteht nochmal ein deutlicher Unterschied.
Und um eine solche Annahme durch Bethman vorauszusetzen, ist mir die Rechtfertigungsliteratur des falken Riezler ehrlich gesagt zu wenig.
Da müssste dann doch schon mehr her.

Das englische Verhalten in dieser Sache war sicherlich nicht klug, aber ich sehe auf dieser Basis keinen Grund derart weitreichende Auswirkungen anzunehmen.
 
Da ist mal davon auszugehen, dass da im Nachhinein durch Riezler einiges geglättet und ins recht Licht gerückt worden ist.

Das ist jetzt aber Spekulation. Und weshalb wird Riezler denn so gerne in Geschichtsbüchern zitiert?

Aber dazwischen der britischen Politik nicht zu vertrauen und in der britischen Politik ein "letztes Glied in der Kette", also letztendlich eine großangelegte Verschwörung gegen Deutschland sehen zu wollen, besteht nochmal ein deutlicher Unterschied.

Ich habe Kurt Riezler zitiert, der wiederum Bethmann Hollweg zitierte. In den verantwortlichen politischen Kreisen in Berlin fühlte man sich durchaus eingekreist und Bethmann verlieh dem Ausdruck. Bethmann hatte sich doch sehr um England bemüht und nun musste er mit ansehen, wie Sir Edward ihm nicht die Wahrheit sagte. Das war für Bethmann ein sicher schwerer Schlag.
 
Ja, die Abmachung wurde im Oktober 1913 unterschrieben. Schon 1898 hatten Deutschland und England eine entsprechende Vereinbarung getroffen gehabt. Im sogenannten Windsor Vertrag von 1899 hatte London dieses Abmachung mit Berlin unterlaufen. Gegenüber Lissabon hatte man sich verpflichtet, die Integrität der portugiesischen Kolonien zu verteidigen, und dafür das Recht erhalten dort seine Truppen frei bewegen zu können. Grey setzte diese Doppelspiel fort. Einerseits stellte er Berlin Angola in Aussicht, auf der anderen Seite wurde dem portugiesischen Außenminister die britische Unterstützung bei der Wahrung des dortigen Besitzrechts zugesichert.

Tatsache ist, London war bereit mit Berlin erneut ein Abkommen über die Umverteilung von Besitz in Afrika abzuschließen, ohne die eigenen Entente-Partner daran zu beteiligen.
Du argumentierst damit, dass das eine windige Nummer gewesen sei auf Grund der Vorgeschichte, ich aber frage dich, was du denn glaubst, wie das im Paris angekommen wäre, hätte man dieses Abkommen finalisiert und publiziert, was ja letztendlich an der deutschen, nicht der britischen Seite scheiterte.
Für Frankreich wäre dieses Spiel mindestens ebenso undurchsichtig gewesen, wie für die deutsche Seite.

Mit der finalisierung dieses Abkommens musste Großbritannien damit rechnen, dass man sich in Paris hintergangen fühlen würde.
Und dieses Risiko war man offensichtlich bereit einzugehen.

Du nennts das "bestenfalls Planungen"? Ich bin überrascht.
Ja, so nenne ich das. Oder hast du einen Anhaltspunkt dafür, dass irgendeine Klausel angedacht worden wäre, die die beiden Mächte auf gegenseitigen Beistand in einem Eroberungskrieg verpflichtet hätte?

Ich habe nicht behauptet, das London ein aggressives, kriegerisches Vorgehen gegen Deutschland im Sinne hatte.
Nein, aber du hattest behauptet, dass es primärer Zweck der Entente gewesen sei gegen Deutschland zu arbeiten.

Mit deinem Herumreiten auf der Marinekonvention implizierst du, dass du jedenfalls annimmst, dass GB jederzeit bereit gewesen wäre einen Krieg gegen Deutschland billigend in Kauf zu nehmen.
Denn ansonsten hätte diese Absprache, sofern Deutschland nicht angriff ja überhaupt nicht wirksam werden können.
Warum sich aber über eine de facto nicht aktivierbare Absprache aufregen?

Woran machst du denn das bitte fest?

Daran, dass eine Invasion der pommerschen Küste vorausgesetzt hätte, dass die schweren Einheiten der britischen Marine in die Ostsee einlaufen würden, um ein solches Unternehmen zu decken.
Heißt die Briten hätten einen Großteil ihrer stolzen Grand durch den Sund zwängen und die schweren Einheiten Tagelang in Reichweite der deutschen Untersee- und Torpedoboote mehr oder minder parken müssen.

Wir wissen beide, was Tsushima gewesen ist und dass die damaligen Schlachtschiffe unterhalb des Panzergürtels extrem anfällig waren und ziemlich langsam waren.

Zudem gab es überhaupt keine Logistik schweres Gerät im Rahmen einer amphibischen Situation anzulanden. Ob potentiell anzulandende Truppen damit überhaupt in der Lage gewesen wären sich zu halten, geschweigedenn irgendwas bedeutendes einzunehmen, muss vor dem Hintergrund auch fragwürdig sein.

Unter diesen Umständen halte ich meine Zweifel daran für sehr berechtigt.

Ein unrealistisches Szenario, da dies nicht in dem Bereich der gewollten deutschen Handlungsoptionen lag.
Ich habe auch nicht behauptet, dass das ernsthaft im Aussicht gestanden hätte.
Man war eben in Berlin der Meinung, dass man auf diesen Bündnispartner nicht verzichten könnte. Die Frage ist aber ob man da in Berlin nicht Ursache und Wirkung verwechselt hat.
 
Das ist jetzt aber Spekulation.
Das bei Memoirenliteratur eine gesunde Skepsis angebracht ist, im Besonderen von jemandem verfasst, der vor der Geschichte einiges zu rechtfertigen hatte und dazu Jahrzehnte Zeit dafür, ist keine Spekulation.

Was Riezler da behauptet liegt sicher im Bereich des Möglichen. Lässt sich aber schwerlich verifizieren und es gibt gute Gründe Zweifel zu haben.

Und weshalb wird Riezler denn so gerne in Geschichtsbüchern zitiert?
Weil er eben eine vorhandene Quelle ist und es der Sache nicht gerecht würde, wenn man sie unterschlüge.
Damit dass er zitiert wird, ist aber nicht vom Tisch, dass man seine Version durchaus anzweifeln kann, Gründe dafür liefern seine Biographie und Machart un Entstehungskontext seiner Aufzeichnungen.

Ich habe Kurt Riezler zitiert, der wiederum Bethmann Hollweg zitierte.
Er behauptet Bethmann-Hollweg zu zitieren.

Vielleicht hat er ihn wörtlich zitiert, vielleicht hat er ihn sinngemäß zitiert, vielleicht hat er dessen Zitat eine eigene Interpretation angehängt.
Wissen wir nicht.

In den verantwortlichen politischen Kreisen in Berlin fühlte man sich durchaus eingekreist und Bethmann verlieh dem Ausdruck. Bethmann hatte sich doch sehr um England bemüht und nun musste er mit ansehen, wie Sir Edward ihm nicht die Wahrheit sagte. Das war für Bethmann ein sicher schwerer Schlag.
Naja und da sind wir eben bei den entsprechenden Interpretationen.
Dass man in Deutschland mit dieser politischen Konstellation nicht glücklich sein konnte, weil die es erschwerte in internationalen Fragen die eigene Position durchzusetzen, liegt auf der Hand.
Das man sich in Berlin nach dieser Nummer auf GB lieber erstmal nicht verlassen wollte, auch.

Das man daraus aber insgesamt eine großangelegte Verschwörung gegen Deutschland, in letzter Konsequenz eine großangelegte Kriegsvorbereitung von langer Hand gegen Deutschland gesehen hätte, das geht daraus nicht so klar hervor.
 
Mit deinem Herumreiten auf der Marinekonvention implizierst du, dass du jedenfalls annimmst, dass GB jederzeit bereit gewesen wäre einen Krieg gegen Deutschland billigend in Kauf zu nehmen.

Also bitte, etwas sachlicher.
Ich habe nicht behauptet, das England bereit gewesen war einen Krieg gegen Deutschland zu wollen oder billigend in Kauf zu nehmen.
Hingegen habe ich ausgeführt, das es für das Foreign Office absolute Priorität hatte, das Empire zu erhalten und sichern. Und von diesem Gesichtspunkte aus, war Russland ein verdammt wichtiger Partner. Sir Edwards Haltung, seine "Nachgiebigkeit" gegenüber Petersburg, wurde in der britischen Öffentlichkeit durchaus kritisiert.

Zwischen Berlin und London stand als aktuelles Problem das Flottenrüsten auf der Tagesordnung. Das war kein leichtes Unterfangen, dies aus der Welt zu schaffen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tatsache ist, London war bereit mit Berlin erneut ein Abkommen über die Umverteilung von Besitz in Afrika abzuschließen, ohne die eigenen Entente-Partner daran zu beteiligen.
Du argumentierst damit, dass das eine windige Nummer gewesen sei auf Grund der Vorgeschichte, ich aber frage dich, was du denn glaubst, wie das im Paris angekommen wäre, hätte man dieses Abkommen finalisiert und publiziert, was ja letztendlich an der deutschen, nicht der britischen Seite scheiterte.
Für Frankreich wäre dieses Spiel mindestens ebenso undurchsichtig gewesen, wie für die deutsche Seite.

Mit der finalisierung dieses Abkommens musste Großbritannien damit rechnen, dass man sich in Paris hintergangen fühlen würde.
Und dieses Risiko war man offensichtlich bereit einzugehen.

Woher weißt du das? Beide Verabredungen wurden doch wie dargestellt unterlaufen.
 
Shinigami schrieb:
Das man daraus aber insgesamt eine großangelegte Verschwörung gegen Deutschland, in letzter Konsequenz eine großangelegte Kriegsvorbereitung von langer Hand gegen Deutschland gesehen hätte, das geht daraus nicht so klar hervor.


Von einer Verschwörung wurde auch gar nicht geredet. Es gab aber jede Menge militärische Befürchtungen hinsichtlich des Jahres 1917.
 
Woher weißt du das? Beide Verabredungen wurden doch wie dargestellt unterlaufen.

Ja und wie meinst du, kommt das bei den britischen de facto Bündnispartnern so an, wenn man seitens London geruht permanent Vereinbarungen zu unterlaufen?
Was sind Verträge mit jemandem wert, der sie bricht, wenn es ihm passt?

Von britischer Seite her ging man mit dem Abkommen ein außenpolitisches Risiko ein.

Gedachte man sich daran zu halten, hätte man hinter dem Rücken der eigenen Partner Deutschlands Position in Afrika gestärkt.
Das hätte in Besonderen Paris nicht gefallen können.
Gedachte man sich nicht daran zu halten und das Abkommen einseitig zu brechen, musste man damit den eigenen diplomatischen Ruf schädigen.
Wenn London es nicht für nötig hielt mit Berlin geschlossene Verträge zu achten, wer garantierte, für die Einhaltung der mit Paris geschlossenen Verträge?
Auch das konnte Paris nicht besonders gefallen.

Das kannst du drehen und wenden wie du magst, die Briten waren mit diesen Schritt offensichtlich bereit die eigenen Beziehungen zu Frankreich zu belasten, ob Berlin nun davon profitieren sollte oder nicht.

Es wäre allerdings undinnig gewesen Paris und Berlin gleichzeitig vor den Kopf zu stoßen, der Schritt machte nur dann Sinn, wenn man eine gewisse Annäherung an Berlin vor hatte.
Ansonsten wäre es logisch gewesen überhaupt kein Abkommen zu schließen oder sich über die Teilung der Kolonien nicht mit Berlin, sondern mit Paris zu verständigen.
 
Ich habe nicht behauptet, das England bereit gewesen war einen Krieg gegen Deutschland zu wollen oder billigend in Kauf zu nehmen.

Warum dann deine Aufregung über die projektierte Marinekonvention?
Warum regen dich militärische Absprachen auf, wenn du davon ausgehst, dass die ohnehin nicht realisiert werden?
So lange man davon ausgeht, ist das nichts weiter als ein militärisches Wolkenkuckucksheim. Slapstick.

Sicherlich, dass man seitens London hier gegenüber Berlin log, musste dazu führen, dass man deutscherseits in der näheren Zukunft den Briten und ihren Absichten misstrauen würde.

Damit ist aber nicht erwisen, dass man im Allgemeinen und im Besonderen Bethmann darin irgendein "letztes Glied" in irgendeiner Kette, sprich einer antideutschen Verschwörung gesehen hätte.
Das behauptet Riezler, der das vielleicht zu seiner Rechtfertigung schreibt und vielleicht tatsächlich damals so gesehen hat.
Das beweist aber eben nicht, wie Bethmann-Hollweg und die anderen maßgeblichen Minister/Staatssekretäre das tatsächlich sahen.
 
Welche Aufregung? ich habe hier sachlich dargestellt und im gegebenen Kontext kann die Marinekonvention nicht einfach ausgeblendet werden.

Hast du Belege, das Riezler die Äußerung Bethmann vorsätzlich falsch wiedergegeben hat? Und es wird sicher schon einen Grund geben, ich sagte es schon, das Riezler als Quelle für Geschichtswerke bemüht wird. Er ist ja auch eine erstrangige Quelle als Privatsekretär Bethmann Hollwegs.
 
Ja und wie meinst du, kommt das bei den britischen de facto Bündnispartnern so an, wenn man seitens London geruht permanent Vereinbarungen zu unterlaufen?
Was sind Verträge mit jemandem wert, der sie bricht, wenn es ihm passt?

Die Frage kannst du sicher beantworten. Denke nur an das Madrider Abkommen in Zusammenhang mit der Marokkokrise.

Von britischer Seite her ging man mit dem Abkommen ein außenpolitisches Risiko ein.

Inwiefern? Keiner der Vertragspartner, ohne jetzt die Akteneditionen zu bemühen, ist
m.W. nach mit der Vereinbarung hausieren gegangen.

Das kannst du drehen und wenden wie du magst, die Briten waren mit diesen Schritt offensichtlich bereit die eigenen Beziehungen zu Frankreich zu belasten, ob Berlin nun davon profitieren sollte oder nicht.

Hier kommen wir nicht auf einen Punkt.
 
Welche Aufregung? ich habe hier sachlich dargestellt und im gegebenen Kontext kann die Marinekonvention nicht einfach ausgeblendet werden.
Nein natürlich kann die nicht austgeblendet werden, aber das habe ich nicht getan. Ich sage nur, dass ich derartig gravierende Auswirkungen nicht so sehr sehe, wie du das tust.

Hast du Belege, das Riezler die Äußerung Bethmann vorsätzlich falsch wiedergegeben hat? Und es wird sicher schon einen Grund geben, ich sagte es schon, das Riezler als Quelle für Geschichtswerke bemüht wird. Er ist ja auch eine erstrangige Quelle als Privatsekretär Bethmann Hollwegs.
Ich habe genau so wenig Belege dafür, dass Riezler das falsch wiedergegeben hat, wie du welche dafür hast, dass diese Aussage authentisch Bethmann wiedergiebt.
Was wir haben sind Behauptungen Riezlers, die auf Grund des Kontextes mit Vorsicht zu genießen sind.

Insofern ist das was Riezler das schreibt im Rahmen der Möglichkeiten, aber eben alles andere als gewiss, dass es sich bei Bethmann so verhielt.
Und deswegen kann man das nicht als Gewissheit behandeln, sondern muss in Rechnung stellen, dass wir hier im Dunkeln tappen.
Es bleibt ja jedem unbenommen das eine oder andere für wahrscheinlicher zu halten, aber eine Notiz aus Riezlers Feder ist nunmal kein hinreichender Beweis für Bethmanns Denke.

Hä, seit wann ist eine Befürchtung über die erwartete enorme zahlenmäßige Stärke der zaristischen Armee eine Verschwörung?

Eine Verschwörung ist eine verdeckte Absprache zweier oder mehrerer Akteure zusammen auf ein bestimmtes Ziel hin zu arbeiten.
Wenn man unterstellt, dass diese enormen militärischen Potentiale geschaffen wurden um gemeinsam gegen einen Feind loszuschlagen unterstellt man eine Verschwörung zu eben diesem Zweck.
Wenn man nicht unterstellt, dass diese militärischen Potentiale eingesetzt würden, gibt es keinen Grund zur Befürchtung, denn dann sind sie nichts anderes als als eine enorme Belastung des Staatshaushalts des Akteurs, der sie vollkommen unsinniger Weise unterhält und damit ein volkswirtschaftliches Eigentor und Entwicklungshindernis.

Die Frage kannst du sicher beantworten.
Die Frage habe ich was meinen Standpunkt betrifft, meine ich, deutlich beantwortet.

Keiner der Vertragspartner, ohne jetzt die Akteneditionen zu bemühen, ist m.W. nach mit der Vereinbarung hausieren gegangen
Selbst wenn man das nicht getan hätte.

Irgendwann wäre das entweder wirksam geworden oder verworfen woren. Wäre es wirksam geworden, wären hätte das die franzosen ganz böse auf dem falchen Fuß erwischen können.
Wäre das nicht wirksam geworden, weil die Briten sich darüber hinweg gesetzt hätten, hätten die Deutschen das trotzdem bei Gelegenheit einfach mal auf den Tisch legen können um Russen und Franzosen im Hinblick auf den Abschluss weiterer Abkommen mit den Briten zu verunsichern.
 
Irgendwann wäre das entweder wirksam geworden oder verworfen woren. Wäre es wirksam geworden, wären hätte das die franzosen ganz böse auf dem falchen Fuß erwischen können.
Wäre das nicht wirksam geworden, weil die Briten sich darüber hinweg gesetzt hätten, hätten die Deutschen das trotzdem bei Gelegenheit einfach mal auf den Tisch legen können um Russen und Franzosen im Hinblick auf den Abschluss weiterer Abkommen mit den Briten zu verunsichern.
Das verstehe ich nicht wegen der Konjunktive:
1. Wäre es wirksam geworden, hätte...
2. Wäre es nicht wirksam geworden, hätte...
Was bleibt nach den beiden konträren Konjunktiven für einen Indikativ noch übrig?
 
Das verstehe ich nicht wegen der Konjunktive:
1. Wäre es wirksam geworden, hätte...
2. Wäre es nicht wirksam geworden, hätte...
Was bleibt nach den beiden konträren Konjunktiven für einen Indikativ noch übrig?

Verzeihung, aber mit den Konjunkitven hatte eigentlich @Turgot angefangen, wenn der den Briten die Absicht unterstellt projektierte Abkommen in Zukunft ohnehin unterlaufen zu wollen.
Ich hab den Gedanken nur weiter gesponnen.

Wenn wir im Indikativ bleiben wollen, waren die Briten anno 1913-1914 de facto bereit größere Landmassen in Afrika zu eigenen und deutschen Gunsten umzuverteilen und ihre de facto verbündeten dabei zu düppieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein natürlich kann die nicht austgeblendet werden, aber das habe ich nicht getan. Ich sage nur, dass ich derartig gravierende Auswirkungen nicht so sehr sehe, wie du das tust.

Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich die Auswirkungen vorzustellen. Man hatte sich hinsichtlich der Bagdadbahn geeinigt, portugiesische Kolonien, man hatte während der Balkankriege erfolgreich zusammengearbeitet und und wird Bethmann von Sir Edward eben nicht die Wahrheit eröffnet. Bethmann dürfte sich wohl hinter das Licht geführt halten, aber er hat dabei auch nicht die erheblichen Schwierigkeiten Greys nicht richtig gewürdigt.
Russland war von großer Bedeutung und Sir Edward von von Sasonow schon fast zu den Verhandlungen genötigt; Stichwort war hier Persien. Die Begeisterung der englischen Öffentlichkeit über das russische Verhalten in Persien hielt sich in überschaubaren Grenzen und wenn dann die Nachricht über eine Marinekonvention an die Öffentlichkeit gelangt wäre, dann hätte Sir Edward einen schweren Stand gehabt. Er befand sich in einer Zwickmühle und wählte den aus seiner Sicht weniger schlimmer Weg. Nur, dieser wurde von Jagow und Bethmann wohl als "Vertrauensbruch" empfunden.

Bethmann stand unter einmal unter den Eindruck der sehr weit verbreiteten Überzeugung des unausweichlichen Krieges und dann eben das Bekanntwerden der englisch-russischen Flottengespräche, die von Sir Edward geleugnet wurden.
 
ch habe genau so wenig Belege dafür, dass Riezler das falsch wiedergegeben hat, wie du welche dafür hast, dass diese Aussage authentisch Bethmann wiedergiebt.

Das ist ja nun irgendwie Blödsinn. Du unterstellst einfach mal so nebenbei, das Riezler vorsätzlich Bethmann falsch wiedergegeben hat. Und das ohne dafür ein Beleg zu haben und weist stattdessen aber daraufhin, das ich kein Beleg für die Richtigkeit hätte. Wie soll deiner Meinung Geschichtsschreibung ohne Quellen funktionieren?

Verzeihung, aber mit den Konjunkitven hatte eigentlich @Turgot angefangen, wenn der den Briten die Absicht unterstellt projektierte Abkommen in Zukunft ohnehin unterlaufen zu wollen.
Ich hab den Gedanken nur weiter gesponnen.

Lies dir bitte doch einmal das geheime Windsor Abkommen aus dem Jahre 1899 durch.

https://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Windsor_(1899)

Dieser Vertrag zwischen England und Portugal unterläuft, das ist kein Konjunktiv, die Abmachungen zwischen London und Berlin aus dem Jahre 1898.

Das hätte in Besonderen Paris nicht gefallen können.

Paris wußte Bescheid.

Sir Edward wollte die veränderte Abmachung aus dem Jahre 1913 gemeinsam mit dem Windsor Vertrag von 1899 veröffentlichen.

Deutschland hatte die Abmachung nicht unterschrieben, da man u.a. die negativen Auswirkungen in der deutschen Öffentlichkeit bezüglich des Windsor Abkommens von 1899 befürchtete und durch die Veröffentlichung eben dessen Bekräftigung.
Die Abmachung von 1913 war also nicht rechtskräftig geworden.
 
Das sind die Worte des Scharfmachers Rizeler, erst Jahrzehnte nach dem Ersten Weltkrieg veröffent. Außerdem sind seine Aufzeichnungen nur lückenhaft erhalten.

Ein kurzer - verwunderter - Einwurf. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wenn man Riezler als "Scharfmacher" hinstellt.

In "Tagebücher, Aufsätze, Dokumente" positioniert er sich, dabei Bethmann folgend (vgl. 7.7. 1914), als klarer Gegner - 3. OHL - gegen die Scharfmacher. Am 15.4. 1918 "Kaum mehr verschleierte Militärdiktatur".

Folgt man Riezler, dann (7.7.1914) ist der Vertrauensbruch mit England durchaus relevant. Aber die Frage der nicht zustandegekommenen Verständigung - seit 1912 - wird auch sehr deutlich an der Person von Tirpitz festgemacht (vgl. 20.07.1914)
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch als Ergänzung:

"The diaries of the diplomat and philosopher Kurt Riezler, Bethmann’s closest adviser and confidant, convey the tenor of the chancellor’s thinking at the time the decision was made to back Vienna."
Clark, Christopher. The Sleepwalkers: How Europe Went to War in 1914 (S.422). Penguin Books Ltd.

Das ist sicherlich nur eine "Stimme" zur Einschätzung von Riezler als Quelle. Gleichzeitig wird er von allen neueren, internationalen Arbeiten zur Juli-Krise ausführlich zitiert.

Riezler:

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