Colosseum und Seeschlachten

Vielleicht waren ihm die Naumachien zu teuer im Verhältnis zu den normalen Spielen. Zumindest im Kosten/Zeit-Verhältniss. Oder er war dem Wasser nicht gewogen.

Apvar
 
Noch einmal zum Thema zurück. Dass das Colosseum für große Seegefechte nicht geeignet war, ergibt sich schon aus seinen Abmessungen. Die Arena war mit 54 Meter Breite und einer Länge von 86 Metern zu klein dafür. Im Vergleich dazu die Abmessungen der Naumachie des Augustus, nahe der Tiberinsel : Länge 530 Meter, Breite 350 Meter betrug das Becken welches eine Schlacht mit 30 großen Kriegsschiffen und einer nicht genannten Menge kleinen Fahrzeugen Platz bot. Auch Nero und Titus verwendeten die Anlage für Naumachien. Das von Domitian in Auftrag gegebene Becken war sicher nicht kleiner. Es ist anzunehmen, dass diese Bauwerke mit einem Kanal zum Tiber verbunden waren, über den die Kontrahenten in den See einfahren konnten. Etwas derartiges hatte das flavische Amphitheater aber nicht, sodass lediglich Boote über die Bande hineingehoben werden konnten. Man gestaltete diese kleinen Fahrzeuge sicher wie Schlachtschiffe, mit Sporn und Aplustria (Heckzier) aber mehr als 8 Riemen pro Seite waren sicher nicht drin, wenn mehrere in der Arena fahren sollten.

Gibt es eigentlich zu der von Augustus erbauten Naumachia Vetus auch einen archäologischen Nachweis bzw. Untersuchung?

Ich habe zu ihr auf die Schnelle nur diesen Artikel gefunden: Naumachia Augusti ? Theoria Romana
 
Gibt es eigentlich zu der von Augustus erbauten Naumachia Vetus auch einen archäologischen Nachweis bzw. Untersuchung?

Ich habe zu ihr auf die Schnelle nur diesen Artikel gefunden: Naumachia Augusti ? Theoria Romana

Das ist ja heute ein ziemlich stark bebautes Gebiet. Ich weiß nicht ob man noch irgend etwas davon finden kann. Wenn es sich um einen See ohne Architektur, drum herum handelte, dann dürfte es schwierig sein. Er wird nicht sehr tief gewesen sein um gesunkene Schiffe bergen zu können. Es waren zwar Sitzreihen um das Becken gebaut worden aber diese können auch aus Holz und abbaubar gewesen sein, da Naumachien nur alle paar Jahre abgehalten wurden. Die übrige Zeit war es wohl eine Art Gondelteich für Lustbarkeiten und ein Fischteich. Wenn man bedenkt, dass das Niveau des heutigen Rom 8 Meter über dem antiken liegt denke ich, dass er längst zugeschüttet und überbaut wurde. Möglicherweise verschwand das Becken schon in der späteren Antike, da wie schon gesagt, keine Schlachten mehr aufgeführt wurden und Bauland in der Stadt kostbar war.
 
Unter Philippus Arabs feierte Rom seine 1000 Jahr Feier, und ich glaube, die als Quelle recht zweifelhafte Historia Augustalis berichtet über seine Spektakel.
Das kann kaum sein, da seine HA-Biographie verloren ist.
Vielleicht hast Du eine Stelle (Kap. 28) im Liber de Caesaribus von Aurelius Victor im Kopf, die manchmal als Hinweis auf eine Naumachie interpretiert wird, meines Erachtens allerdings fehlinterpretiert: Er berichtet, dass der Kaiser jenseits des Tibers einen künstlichen See anlegen ließ, was in Zusammenhang mit den gleich darauf erwähnten Spielen zur Tausendjahrfeier gebracht wird. Allerdings wird die Anlage des Beckens mit dem Wassermangel in der Gegend begründet, es wird sich also eher um ein Wasserreservoir gehandelt haben.

Kennst du (oder andere Forianer)zufällig schriftliche Quellen, die Naumachien nach der Zeit Domitians überliefern?
Die HA-Biographie über Elagabal (Kap. 23) erwähnt eine Art kleine Naumachie in den Kanälen des Circus (?) ("navales circenses"), wobei der Autor selbst Zweifel äußert ("fertur") und die Schilderung eher zweifelhaft ist, da die Kanäle mit Wein gefüllt gewesen sein sollen.
Die HA-Biographie über Aurelian (Kap. 34) erwähnt eine Naumachie, die der Kaiser anlässlich seines Triumphes veranstaltete.
 
Auf diesem Gemälde ,aus dem 19. Jh. ist eine Naumachie dargestellt. Auch wenn es ein Fantasiebild ist, finde ich es doch gut gelungen. Ein kleines Schiff, wie es hier im Vordergrund zu sehen ist war sicher das Maximum, welches im Colosseum eingesetzt werden konnte. Von diesen Ausmaßen hätten mehrere Platz in dem Oval gefunden.
 

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Dieser Quinarius mit einer undeutbaren „Inschrift“ - es handelt sich um eine germanischen Stämmen zugeschriebene imitierende Prägung, Datierung Ende 3./Anfang 4. Jhdt. zeigt einen Kämpfer am Boden, mit einer Art Dolch in der rechten Hand, der sich mit einem Schild einen angreifenden Bären vom Leib hält.
Erzählt die Münze eine historische Situation oder zeigt sie ein Spektakel im Amphitheater? Weder noch?


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Erzählt die Münze eine historische Situation oder zeigt sie ein Spektakel im Amphitheater? Weder noch?
Am naheliegendsten wäre, dass der Münzherr (oder Vorfahre) mal mit einem Bären gekämpft hatte (real oder angedichtet). Dagegen spricht ein bisschen, dass die Darstellung nicht unbedingt heroisch wirkt. Jedenfalls ist bspw. das Karpatengebiet bekannt für Bären und auch für Goldminen zur Römerzeit. Was Gladiatorenspiele angeht, kämen die Thraker für eine gewisse ›Tradition‹ in Frage.* Ob sie aber derart stolz darauf waren, dass sie von den Römern als Kriegsgefangene zur Unterhaltung getötet wurden, sei dahingestellt.

*: https://de.wikipedia.org/wiki/Thraker
 
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Von der Münze existieren ja mindestens zwei verschiedene Typen, selbst wenn wir annähmen, dass die Ober- und Unterstempel nicht zusammen gehörten und nur zufälligerweise miteinander verwendet wurden. Die Münze soll selten sein, daher wäre die Frage, wo die Exemplare gefunden wurden. Die Herkunft des Goldes ließe sich feststellen. Deutlich ist auf jeden Fall, dass der Stempelschneider beider Stempel Analphabet war und Schrift nur imitiert.
 
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