Pope schrieb:
Um Euren Wunschvorstellungen gerecht zu werden, müsste ich ja ab sofort (besser noch rückwirkend) sämtliche Mittelalterstränge mit Verschwörungstheorien beleben. Ist es das, was ihr wollt?
Nein, genau das ist es nicht!
Esoterische Verschwörungstheorien haben mit wissenschaftlicher historischer Betrachtung nun einmal nichts zu tun...
Pope schrieb:
Oder sind das etwa nur so dahergeredete Totschlagargumente, die mich nicht weiter kümmern sollten?
Auch das nicht; im Gegenteil.
Wolltest Du, daß wir Dir Antworten geben oder ging es nur darum, Deine Aussagen zu bestätigen?
Ersteres hast Du erhalten, zu Zweitgenanntem bin zumindest ich nicht bereit...
Pope schrieb:
Was Ihr eigentlich sagen wollt, ist "ich weiss es besser, daher erübrigen sich Deine Fragen". Auch ein guter Diskussionstil. Aber wenigstens ehrlicher und nicht unterstellend. Nun ja, Ihr seid ja auch nur Menschen. So, wie der Papst und der Herr von Puy, den ich mir mal unter die Lupe nehmen werde.
Was
ich sagen will, ist "ich bin kein Mediävist und auch kein Kirchenhistoriker, also halte ich mich an die Fakten und bin mit Wertungen vorsichtig".
BTW: Klar, sind wir nur Menschen - Du nicht?
Aber gut, nehmen wir uns die Fragen vor...
Pope schrieb:
1. Meine Frage lautet, ob das vom Papst in Rom gepredigte Christentum um die Zeit des ersten Kreuzzuges Züge einer totalitären und autokratischen Ideologie trägt, die alles davor gewesene in den Schatten stellt.
totalitär, weil alle Lebensbereiche umfassend/umfassen wollend.
autokratisch, weil die Lehre zentral und von oben herab diktiert wurde, und selten Widerspruch und erst recht keine Alternativen tolerierte.
Der Begriff
Totalitarismus ist gänzlich fehl am Platze, da er bei seiner Prägung (im 20. Jh.!!!) eine Gesellschaftsform beschrieb, die es so vorher noch nicht gegeben hatte.
Außerdem ist der Begriff bei Historikern, Politikwissenschaftlern u.a. selbst für die Anwendung auf "moderne" Diktaturen durchaus umstritten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Totalitarismus
Über die Anwendung des Begriffs
Autokratie kann zwar diskutiert werden, aber auch dieser wird gewöhnlich von der mittelalterlichen Monarchie u.ä. mittelalterlichen Herrschaftsformen getrennt.
Selbst die Anwendung auf den Absolutismus des 17./18. Jh., der im Vergleich zu den traditionellen Herrschaftsformen des Mittelalters eine neue Qualität darstellt, ist nicht eindeutig.
http://de.wikipedia.org/wiki/Autokratie
Pope schrieb:
2. Inwiefern lässt sich eine Doppelmoral des Heiligen Stuhls und seiner Vertreter ausmachen, was belegen würde, dass sie opportunistisch und den göttlichen Prinzipien nach untreu handelten.
Zur Doppelmoral hatte sich Hyokkose bereits geäußert, weswegen ich an der Stelle auf seine Einwände diesbezüglich nochmals verweise.
Ich sehe mich auf jeden Fall außerstande, dies so allgemein festzulegen...
Pope schrieb:
3. Ist jede Tat eines Menschen, der gläubig ist, entschuldbar? Oder gab es nicht zu jeder Zeit moralische Standards, deren Übertretung auch damals nicht mit dem Argument der eigenen Gottgefälligkeit zu entschuldigen war?
Das Problem bei dieser Fragestellung ist, daß es zwar zu jeder Zeit moralische Standards gibt, diese aber nicht statisch sind - wie es die Fragestellung impliziert -, sondern sich im Laufe der Epochen mitunter erheblich verändern.
Und dies gilt gerade für das Verhältnis des Christentums zur Gewalt...
Pope schrieb:
Man war sogar gezwungen Krieg zu führen? Sehe ich das richtig?
Das würde ich leicht abgewandelt formulieren: man sah sich gezwungen, Kriege gegen den Unglauben (und das includiert insbes. gegen Ungläubige) zu führen.
Auch wenn Bernard de Clairvaux seine Worte nach dem 1. Kreuzzug vorbrachte, so widerspiegeln sie dennoch eindeutig diese Sichtweise:
Bernard de Clairvaux schrieb:
Man sollte Heiden natürlich ebensowenig töten wie andere Menschen, wenn es denn ein anderes Mittel gibt, ihre Einfälle abzuwehren und sie daran zu hindern, Gläubige zu unterdrücken. Aber es ist besser, sie umzubringen, als die Zuchtrute der Sünder über den Häuptern der Gläubigen schweben und die Gerechten Gefahr laufen zu lassen, daß auch sie ungerecht handelten.
Pope schrieb:
Mag sein
feif: