Der Untergang

"Der Untergang"

Hallo Leute,

nochmal zum Film "Der Untergang". Ich muss eine Charakteristik verschiedener Hauptfiguren des Fims verfassen. Da es schon eine Weile her ist, dass ich den Film gesehen habe, bräuchte ich in Form einiger Stichpunkte (Kurzcharakteristik) eine kleine Unterstützung.

Traudl Junge, Adolf Hitler, Eva Braun, Albert Speer, Josef Goebbels, Magda Goebbels, Heinrich Himmler, Peter Kranz (fiktive Figur)
vielen Dank.
 
Ich habe den Film schon zwei mal gesehen und finde ihn gut gespielt und (wenn man das als junger Mensch sagen darf) realitätsgetreu aber in der Schule haben wir grade in Religion das Thema Religion wärend des dritten Reichs. naja wir haben uns schon Sophie Scholl angeschaut (fand ich nicht so gut) und wollen uns am ende des schuljahres noch einen weiteren Film anschauen z.b schindlers liste . ich habe "der untergang" vorgeschlagen (hat wenig mit Reli zu tun) aber unsere Reli lehrerin hat gesagt das der film Hitler "verniedlicht". Findet ihr das auch oder ist er realistisch dargestellt.

mfg
 
Ich empfand Hitler nicht als niedlich in dem Film. Er war ungewohn tmenschlich. Wenngleich alles andere als sympathisch. Aber niedlich? Der spuckende Choleriker?
 
Vielleicht meinte deine Lehrerin einfach, dass der Film sich nicht mit den Schrecken der NS-Zeit beschäftigt oder die Situation der Menschen charakterisiert, sondern einfach nur versucht eine Darstellung Hitlers letzter Tage zu geben, bzw. seiner getreuen oder weniger getreuen Untergebenen.

Ich würde ihn auch nicht im Religionsunterricht sehen, denn als Lehrer/in würde mich mehr der Mensch da draußen interessieren, das Leben der "Nichtdeutschen" oder Deutschen, anstatt irgendeinem "alten Mann" beim Sterben zuzusehen...
 
Naja...die Möglichkeit kommt vielleicht maaanchmal zum Vorscheinen...aber so oft nun auch wieder nicht im Film...

:scheinheilig: Deine Rechtschreibung?:scheinheilig:
 
Also ich fand den Film eigentlich gut, obwohl die Thematik 3. Reich an sich schon sowas von ausgelaugt ist. Aber der Film zeigt auch mal Menschen hinter den Ereignissen, an die man vielleicht vorher nicht dachte. Mitleid habe ich schon empfunden, aber nicht mit dem geistesgestörten Psychopathen (glänzend gespielt von Bruno Ganz), sondern mit den Kindern von Goebels (Bei der Szene habe ich geheult, ich muss es offen zugeben). Bei nichts anderem wird das Paradoxe der Situation mehr deutlich. Welche Schuld trifft denn die Kinder, warum mussten sie sterben, wie sinnlos war das alles, wie pervers kann ein Fanatismus sein, dass man seine eigenen Kinder umbringt?

Was das mit Religion zu tun hat ist ein bischen unklar. Eher was mit menschlicher Moral oder der Abwesenheit ebensolcher.
Der Hitler-Kult als solcher hatte stark religiöse Züge, O-Zitat: "Ihr müsst an mich glauben...."
 
Hallo Klassenstreber,

Ich habe den Film auch gesehen und bin nicht der Ansicht, dass Hitler darin "verniedlicht" wurde. Eher im Gegenteil wurde versucht, anhand der Überlieferungen von Zeitzeugen die letzten Tage im Bunker der Reichskanzlei zu schildern. In den Kritiken über den Film wurde oftmals der Vorwurf erhoben, dass die Person Hitler zu menschlich dargestellt wurde. Aber genau das ist auch der Hintergrund der Filmemacher gewesen, in diesem Film von der Dämonisierung Hitlers etwas abzukommen und den Zuschauern zu zeigen, dass sich hinter der Fassade eben auch nur ein Mensch befand, der es dazu noch vollbrachte eine Mehrheit des Deutschen Volkes derart zu fanatisieren, dass sie ihm blind gefolgt sind, auch in den Selbstmord.

Ich habe aber auch das Buch von Joachim C. Fest mit dem gleichen Titel gelesen. Das Buch ist etwas ausführlicher und der Rückblick beginnt bereits im Februar / März 1945. Sein Buch bildet auch die Grundlage zum Film.

Der Mord von Magda Goebbels an ihren Kindern ist einzeln betrachtet schrecklich, keine Frage, er ist jedoch auch ein Synonym für die Untergangsstimmung die sich nicht nur im "Führerbunker" sondern in weiten Teilen Deutschland verbreitete. Denn es haben sich weitaus mehr Menschen in den Selbstmord getrieben, weil sie glaubten in einem anderen Deutschland als dem untergehenden, entweder nicht leben zu können oder auch nicht leben zu wollen. Hier sei an eine Szene erinnert bei der sich der "Reichsarzt SS" (der Name ist mir im Moment nicht geläufig) mit seiner ganzen Familie beim Abendessen mittels zweier Eierhandgranaten in die Luft sprengte. Dies aus dem Grund, weil Hitler es ihm versagte seine Famile in Sicherheit, d. h. nach Westen, zu bringen. Dieser Arzt allerdings wusste um seine Verantwortung und die drohenden Konsequenzen wenn er in Gefangenschaft der Sowjets gelangen würde.

Alles in allem schildert der Film eine Mischung aus irrationalem Glauben an den unmöglichen "Endsieg", Feigheit der Leute in Hitlers nächster Umgebung und seiner destruktiver Energie. Die Kaltschnäutzigkeit von Josef Goebbels "... wir haben das Deutsche Volk ja nicht gezwungen uns zu wählen. Es hat uns selbst an die Macht gebracht, jetzt wird ihnen eben das Hälschen durchgeschnitten. ..." ist auch ein weiteres Beispiel für die Menschenverachtung der Nazis im Gleichklang mit dem Nerobefehl Hitlers nur mit anderen, drastischeren Worten.

Es ist bezeichnend für den Nationalsozialismus, dass eben diejenigen die von anderen Verantwortung für ihr Handeln einforderten, selber sich dieser entzogen. Sei es durch Selbstmord (Hitler, Goebbels, Himmler, Bormann) oder während der Nürnberger Prozesse (Göring, Kaltenbrunner, Streicher). Der einzige der sich seiner Verantwortung stellte, auch dies nur bedingt war Albert Speer. Die Tatsachen die Jahrzehnte danach bekannt wurden, hätte selbst Sperr an den Galgen gebracht. Rudolf Hess war noch etwas dreister und sagte er bereue nichts und würde wieder so handeln wie er handelte. Was will man von Leuten mit dieser Einstellung erwarten. Der einzige, dem ich es bedingt abnehmen würde, dass er sich innerlich gewandelt hatte ist Albert Speer. Aber wie dem auch sei, er hat dies auch zu seinem eigenen Vorteil genutzt und vielleicht haftet auch seiner Person gegenüber deshalb auch eine gewisse Skepsis an.

Der Film als solcher sollte auch bewirken, dass man in Deutschland davon abkommt, Hitler nur als übergroßen Dämon zu sehen sondern auch als "gewöhnlichen" Menschen. Und letzteres sollte zeigen, wie gefährlich er war mit seiner Anhängerschaft und wie klein ohne (am Ende).

MfG

Thomas
 
Klassenstreber schrieb:
sie hat halt gesagt das er so dargestellt wurde das man mit ihm mitleid haben könnte

mfg
Zugegeben, er war auf dem absteigenden Ast. Aber die SChuld daran trug er und nciht die Umstände. Mitleid kommt in solchen Fällen bei mir nicht auf.
 
Thomas "Brecht" schrieb:
Ich habe aber auch das Buch von Joachim C. Fest mit dem gleichen Titel gelesen. Das Buch ist etwas ausführlicher und der Rückblick beginnt bereits im Februar / März 1945. Sein Buch bildet auch die Grundlage zum Film.

Das Buch scheint mir auch das eigentliche Problem des Films zu sein. Vor allem was die Darstellung Speers betrifft. (Auch wenn Fest sich bei seiner Fixierung auf handelnde Einzelpersonen technisch sicher gut zur Verfilmung eignet.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Unsere Geschichtslehrerin meinte damals, dass wohl Fest und Speer eine Freundschaft entwickelten und deshalb Speer bei der Darstellung besser davon kam, als er vielleicht sollte.
 
Yeah! Endlich habe ich ihn auch gesehen! Mag noch jemand darüber reden? ;)

Fand ihn natürlich sehr gut, auch wenn mir einige Szenen etwas seltsam vorkamen. Z.B. die Geschichte des Jungen. Oder andere Szenen mit den deutschen Zivilisten, z.B. im Lazarett. Ich finde es weniger bedenklich oder zutreffend, dass Hitler als "Mensch" davonkommt. Mich hat die etwas zu pathetische Sicht auf die Berliner Bevölkerung gestört. M.E. wäre der Film viel wirkulngsvoller gewesen, wenn man den Menschen 'da draußen' im Trümmerhaufen Berlin kein Gesicht gegeben hätte. So, wie die Millionen Kriegsopfer vor ihnen in Polen, Frankreich, Russland, Nordafrika, usw. usw. auch nicht erwähnt werden.

Wir wissen doch alle, dass in jeder Minute des Spielfilms, während wir bei 'Hitlers daheim im Bunker' zusehen, wie der Mythos auseinander fällt, ein Dutzend Menschen ihr Leben lassen. Stellt Euch den Film einfach mal ohne diese Szenen vor. Ohne den Volkssturm, ohne Häuserkampf, ohne die erhängten Deserteure. Nur wenn Martha rauchen geht oder Hitler die jungen SS-Kämpfer auszeichnet sieht man, was oben los ist.

Fände ich viel wirkungsvoller.

sie hat halt gesagt das er so dargestellt wurde das man mit ihm mitleid haben könnte

Ähem, welche Religion unterrichtet die Frau?
 
Danke für den Hinweis. Dann finde ich es doppelt doof.

a) weil's mich gestört hat.
b) weil's erfunden ist.

Schade. Hinterläßt irgendwie einen blöden Nachgeschmack.
 
Sehe ich ähnlich,

a) weil man - auch durch Vor- und Abspann mit der echten Traudl Junge - der Geschichte den Geschmack des Authetischen gegeben hat und daher davon auszugehen ist, dass Peter Kranz nun für Millionen Menschen als reale Person "existiert(e)" und
b) weil das erneut die Frage stellt: Was erlebte Frau Junge nach dem Kriegsende in Berlin?

In einem Punkt möchte ich Dir aber widersprechen:
Mich hat die etwas zu pathetische Sicht auf die Berliner Bevölkerung gestört. M.E. wäre der Film viel wirkungsvoller gewesen, wenn man den Menschen 'da draußen' im Trümmerhaufen Berlin kein Gesicht gegeben hätte. So, wie die Millionen Kriegsopfer vor ihnen in Polen, Frankreich, Russland, Nordafrika, usw. usw. auch nicht erwähnt werden.

Da Hitler und der WK II. offensichtlich nach wie vor nicht nur auf eine historisch interessierte, sondern auch auf eine gruselige Art und Weise manch einen gruseligen Zeitgenossen fasziniert, war es - glaube ich - wichtig, zu zeigen, wohin der Krieg führt, auch wenn man mit ein wenig organischer Elektrizität von alleine darauf hätte kommen können. Es ist imho wichtig zu zeigen, dass so ein Krieg immer auch auf die Aggressoren selbst zurückfällt und alle diejenigen, die unter die Aggressoren schuldig wie unschuldig subsumiert werden.


Was ich Traudl Junge im Übrigen nicht abnehme, ist, dass sie von der Vernichtung der Juden im Zentrum der Macht nichts mitbekommen haben will.
 
a) weil man - auch durch Vor- und Abspann mit der echten Traudl Junge - der Geschichte den Geschmack des Authetischen gegeben hat und daher davon auszugehen ist, dass Peter Kranz nun für Millionen Menschen als reale Person "existiert(e)" und

Es gab übrigens noch weitere fiktive Figuren/Szenen: natürlich Peters Vater, aber ich meine auch der Arzt, der sich in einer Szene um die Verwundeten kümmern will (tritt mit Weidling auf) wurde der Story hinzugefügt. Auch eine der zentralen Szenen zu Beginn, nämlich als Traudl Junge zum Probediktat gebeten wird, soll sich nicht so abgespielt haben, habe ich neulich gelesen.
 
Es gab übrigens noch weitere fiktive Figuren/Szenen: natürlich Peters Vater, aber ich meine auch der Arzt, der sich in einer Szene um die Verwundeten kümmern will (tritt mit Weidling auf) wurde der Story hinzugefügt. Auch eine der zentralen Szenen zu Beginn, nämlich als Traudl Junge zum Probediktat gebeten wird, soll sich nicht so abgespielt haben, habe ich neulich gelesen.

Das ist jetzt ziemlich erschütternd. Die Szene, inder Adolf für mich 'Mensch' wurde, war jene inder Traudl beim ersten Diktat abbricht und Adolf zu ihr rübergeht und sagt: "Das versuchen wir besser nochmal."

Ich kann das nur so entschuldigen, dass Traudl mehrmals ähnliche Situationen erlebt hatte, inder Adolf väterlich und verständnisvoll aufgetreten ist, und dass Hirschbiegel diese Situationen einfach zu einem fiktiven Auswahlgespräch aggregiert hat. Ich glaube Eva Braun sagt es auch irgendwann im Film (sinngemäß): "Er kann so einfühlsam (?) sein, besonders zu Kindern!"

Diese Seite Adolfs hätte ich gerne authentisch zu Gesicht bekommen.... :(

@ Quijote

1. Ob Traudl vom Holocaust gewusst hat oder nicht, es ist m.E. irrelevant. Adolf war der Führer. Jeder Zweifel an seiner Authorität oder der Rechtschaffenheit seiner Entscheidungen wäre Verrat an seiner Person und der Sache des Volkes gewesen. Traudl hätte - wie viele andere - die Wahrheit garnicht an sich heran gelassen. Es durfte einfach keinen Widerspruch zwischen Ideologie und Realität geben. So wurde die Realität bis zum Ende verdeckt, verdrängt, geleugnet.

2. Ich verstehe Dein Argument, dass man das Grauen 'oben' zeigen wollte. Aber ich hätte andere cinematographische/dramaturgische Mittel für angebrachter gehalten. Ich hätte die Anonymität bevorzugt. Der Film brauchte keine Helden. Keinen überforderten Arzt und keinen bemitleidenswerten Hitlerjungen.

Es ist schwierig zu sagen, aber die 'Spannung' (= emotionale Widerspruch) würde m.E. dadurch vergrößert. Und wenn der Zuschauer endlich mal 'raus darf', blickt er in die Gesichter von Kindern in Uniform.

Naja, müßig darüber zu streiten. Ich glaube, ich hätte es anders gemacht.
 
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