War dieser Krieg für Deutschland von Anfang an zum Scheitern verurteilt und nicht gewinnbar, oder hätte Deutschland den Krieg gewinnen können, wenn bestimmte Dinge anders gelaufen wären?
Das hängt davon ab, was man sich unter "gewinnen" so vorstellt.
Wäre es möglich gewesen die Sowjetunion möglicherweise zu Gebietsabtretungen im Gegenzug für einen Friedensschluss zu zwingen? Möglicherweise.
Wäre es möglich gewesen die Sowjetunion mehr oder weniger auszulöschen, wie Hitler sich das vorstellte und das Gebiet bis mehr oder minder an den Ural zu beherrschen? Mit ziemlicher Sicherheit nicht.
Mann hatte auf deutscher Seite ganz einfach keine vernünftige Aufklärung was die Sowjetunion betrifft und war sowohl über die nummerische Stärke der Roten Armee, als auch über die industrielle Leistungsfähigkeit der Sowjetunion, im besonderen die neueren rüstungsrelevanten Industrien im Bereich des Ural und östlich des traditionellen Industriereviers in der Ostukraine schlicht zunzureichend informiert und dementsprechend völlig unzureichend gerüstet für diesen Krieg.
Hätte man z.B. Moskau 1941 nehmen können, wenn man alle militärische Kraft auf dieses Ziel konzentriert hätte? Und wäre das dann schon der Sieg gewesen? Immerhin hätte man dann in Moskau "überwintern" können.
Wenn man sich den Schwenk in die Ukraine gespart und Konsequent mit allen Kräften auf dem Mittelabschnitt gegen Moskau vorgegangen wäre, hätte man es möglicherweise einnehmen können.
Wobei allein die Belagerung (man vergleiche das mit der Belagerung Berlins am Ende des Krieges) wahrscheinlich Monate gedauert und extrem blutig gewesen wäre.
Hätte man damit aus militärischer Sicht besser dargstanden?
Wahrscheinlich nicht, denn dann hätten die Sowjets ihre Truppen aus der Ukraine retten und zum Gegenangriff einsetzen können.
Der Verlust Moskaus hätte die Sowjets etwas Industriekapazität gekostet (allerdings nicht im entscheidenden Maße), weh getan hätte es vor allem, als verlorener Verkehrsknotenpunkt für die Koordinierung der Armee.
Ein zwingender Grund aufzugeben (zumal nach Hitlers Bedingungen), wäre das mit Sicherheit nicht gewesen.
War nach der Niederlage vor Moskau im dem Scheitern eines "Blitzkrieges" der Krieg praktisch entschieden oder hätte die Wehrmacht 1942 mit einer erfolgreichen Sommeroffensive und vielleicht der vollständigen Kontrolle über Stalingrad doch noch gewinnen können?
Was heißt entschieden?
Die Konzeption Hitlers einen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion zu führen war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Die deutsche Generalität brauchte bis Ende 1941 um das zu erkennen, aber letztendlich war das von Beginn an (zum Glück) unrealistisch.
Ob es Ende 1941 oder 1942 noch möglich gewesen wäre einen Frieden auf Basis weniger weit gesteckter Ziele zu schließen, wäre eine andere Frage, die insofern Hitler von seiner Konzeption nicht abrückte eine theoretische bleibt.
Was hätte die vollständige Besetzung Stalingrads militärisch nutze sollen?
Selbst wenn die vollständige Eroberung der Stadt gelungen wäre, hätte das nichts daran geändert, dass der Flankenschutz der 6. Armee viel zu schwach war um denn sich zusammenbraueden sowjetischen Gegenangriff parieren zu können.
Die 6. Armee hätte sich also sehr schnell in der gleichen Lage befunden ihre Nachschublinien nicht mehr sichern zu können und sich entweder zurückziehen zu müssen oder eingeschlossen zu werden.
Warum hätten die Sowjets wegen des Verlusts Stalingrads, dessen Rückeroberung angesichts der Lage im Frontabschnitt nordwestlich Stalingrad kaum mehr als Formsache gewesen wäre den Krieg verloren geben sollen?
Wie groß ist der ganz persönliche Anteil Hitler beim Scheitern des Krieges gegen die Sowjetunion? Wäre es für Deutschland besser gelaufen, hätte Hitler sich aus allem Militärischen einfach rausgehalten und die Kriegsführung dem Generalität überlassen?
Was genau hätte das an den beiden entscheidenden Punkten, nämlich der Fehleinschätzung des militärischen Potentials der Sowjetunion und an der Problematik der unrealistischen deutschen Kriegsziele geändert, wenn sich Hitler nicht so sehr in die Operationsführung eingemischt hätte?
Die deutschen militärischen Planungen unterschätzten von Anfang an die Rote Armee um ein Drittel bis die Hälfte ihrer tatsächlichen Stärke und gingen zum Teil davon aus, dass die Lage an der mandschurischen Grenze sowjetische Teilkräfte dort binden würden.
Diese Einschätzung war weit gefehlt und realiter traf man auf eine Rote Armee, die doppelt so stark war, wie die deutsche Generalität gemeint war, gestützt von einer Industrie über deren Entwicklung und Leistungsfähigkeit der deutschen Seite in Teilen keine oder mangelhafte Kenntnisse vorlagen.
Diese Lage hätten auf Dauer auch die professionellen Militärs nicht dahin wenden können, genug Kräfte zusammen zu bringen um Hitlers menschenverachtennde und größenwahnsinnige Ziele zu erreichen.
Hätte man diesen Krieg mit einer anderen Zielsetzung geführt, zum Beispiel mit derjenigen Gebiete im Westen der Sowjetunion abzutrennen und dort durch einen Gürtel von an Deutschland angelehnter Kleinstaaten im Baltikum, Belarus und der westlichen Ukraine eine Pufferzone zu schaffen und dafür auch die Bevölkerung zur Unterstützung mobilisieren können, das hätte vielleicht funktioniert.
Aber niemals Hitlers Konzeption eines Vernnichtungskriegs und der Vorstellung mehr oder wenniger den gesamten in Europa liegendenn Teil der Sowjetunion zu erobern.
Von dem her, hat Hitler da sicherlich eine entscheidende Verantwortung, aber weniger auf militärisch-operativer, als viel mehr auf politischer Ebene.