Ja oder kannst Du Dir einen hier einen Rechtsstreit vor einem Gericht vorstellen? Wenn ja, auf welcher Grundlage?
Leider bleibt offen, was ein "brauchbares Konzept" - vermutlich aus heutiger Sicht wäre.
Aus meiner Sicht wären nicht nur Großkampfschiffe sondern parallel auch Depots an verschiedenen Küsten (in den eigenen Kolonien und per Vertrag auch an anderen), unterstützende Kreuzer und allgemein Schiffe mit größerer Reichweite nötig gewesen. Kurz, nicht nur eine Schlachtflotte, der Aufwand hätte in allen Bereichen der Marine getrieben werden müssen. Bei gleichem Aufwand hätte dies natürlich weniger Großkampfschiffe bedeutet.
Politisch hätte eine Zusammenarbeit mit anderen Stellen gut getan, d.h. nicht nur eine fast schon Geheimpolitik mit dem Kaiser.
So unbrauchbar kann das damalige Konzept, ausführliche Darstellung im "
Entwurf eines Gesetzes , betreffend die deutsche Flotte vom 30.11,1897" auf den Seiten 2 ff., nicht gewesen sein, denn zumindest der Punkt 2 "Vertheidigung der vaterländischen Küsten" wurde von der Kaiserlichen Marine bis 1918 recht erfolgreich umgesetzt.
Für die Küstenverteidigung hätten weniger Großkampfschiffe gereicht. Die Schlachtflotte sollte (bei geringer Reichweite) auch jenseits der eigenen Küste aktiv werden, was ja auch funktionierte, nur gegenüber der Royal Navy immer noch nicht gut genug war. Defensiv hätte eine Zusammenarbeit von schweren UND leichten Kräften sicher effizienter gestaltet werden können.
Letztlich wurde mit enormen Mitteln eine Verteidigung erzielt, die aber so gar nicht vorgesehen war. Dies als Vorteil darzustellen ist nicht richtig.
Btw. was hat eigentlich das als vorbildlich hingestellte Frankreich unternommen, um nach Abschluss seines Bündnisses mit Russland eine in Dtschl. gefühlte Bedrohungslage diplomatisch abzufedern? Kann es sein, dass man hier mal wieder mit zweierlei Maß misst
Abgesehen davon, dass es hier nicht um Frankreich geht, in Paris hatte man das Bündnis und konnte sich anscheinend so etwas leisten. Auch wenn man im Kriegsverlauf gesehen hat, dass die Klappe beinah zu weit aufgerissen wurde.
Sowohl Frankreich als auch Russland verfügten über Aktiva in der damaligen "internationalen Währung" - Kolonien, strategische Positionen, Interventionsmöglichkeiten - die sie als Verhandlungsmasse einbringen konnten. Dtschl. konnte weder großartige Positionen noch Gebiete in die politische Waagschale werfen, aber das hatte bereits Turgot ausführlich und kompetent dargestellt. Der Flottenbau war auch ein Versuch einen derartigen Aktivposten unter Einsatz der vorhandenen Möglichkeiten aufzubauen, Kolonien konnte man nicht produzieren.
Aber eine Schlachtflotte in der Nordsee konnte produzieren?
Wenn ich mir die Entwicklung vor dem Krieg so ansehe, dann hätten die Mittel für Großkampfschiffe teilweise für die Heeresvermehrung (in Verbindung mit mehr Wehrgerechtigkeit) verwendet werden sollen. Die Landgrenzen konnte die Marine nicht angehen und umgekehrt brauchten die Briten keine Angst für Landtruppen zu haben.
Die wirtschaftliche Zusammenarbeit hingegen hätte weitere Früchte tragen können. Für mich erstaunlich sind immer noch die Berichte vom Bau der Titanic und dem nebeneinander von englischen, irischen und deutschen Arbeitern. Die Verluste der deutschen Wirtschaft durch Enteignungen im Ausland zeigen trotz aller Zölle und (aus heutiger Sicht) Abgrenzung die Bedeutung des internationalen Handels. Absatzmärkte für deutsche Produkte wären viel besser in Industrieländern gewonnen worden als in Kolonien. Auch hätte sich für Deutschland mehr Aufwand beim Kampf gegen die Auswanderung gelohnt.
Diese Darstellung ist doch etwas einseitig und lässt die andere Seite, in diesem Fall England völlig außer Acht. 1901 war bspw. Salisbury ein entschiedener Gegner eines Bündnisses mit den kontinentalen Mächten.
Die Unfähigkeit englischer Politiker wäre einen eigenen Strang wert, aber hier geht es um die deutsche Suche nach einem Bündnis. Und Salisbury war dabei ein zu überwindendes Hindernis. Mit der Flottenpolitik hat man es jedenfalls nicht geschafft.
Umgekehrt haben die Briten den ersten Weltkrieg gewonnen und ihr Imperium massiv geschwächt. Aber wie gesagt, das ist ein anderes Thema...