Galeotto
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(Aquarell Galeotto)
Als siegentscheidend für die Flotte der "heiligen Liga" in der Seeschlacht von Lepanto(Nafpaktos) am 7. Oktober 1571, gelten die sechs Galeassen der Venezianer, überdimensionale Galeeren mit großer Feuerkraft. Die Venezianer benutzten fast als einzige Nation große Galeeren (Galea Grossa) als Handelsschiffe. Beim Zustandekommen der "Heiligen Liga" rüsteten sie sechs dieser Schiffe, deren Rümpfe wegen der Handelskrisen des 16. Jh. ungenutzt im Arsenal lagerten, zu Kriegszwecken um, indem auf dem vorderen Deck eine turmartige Bastion für 9 Kanonen und am Bug ein eisenverstärkter Rammsporn aufgebaut wurden. Ebenso wurden verstärkte, schräge Schanzkleider über den Ruderern angebracht und entlang der Borde Falkonetten aufgestellt. Der Antrieb erfolgte durch drei Masten mit Lateinertagelung ,teilweise ,wie auf meinem Bild, mit einem Rahsegel am Fockmast,und 28 Riemen pro Seite, die von sechs Sklaven bedient wurden. Die spanische Galeasse "San Lorenzo" aus der großen Armada von Philipp II. besaß eine vollstädige Rahtakelage, wie die einer Galeone.
(Zeichnung Galeotto)Schnitt durch eine Galeasse
Auch auf dem Achterdeck wurden Kanonen aufgestellt so daß eine solche Galeasse die achtfache Feuerkraft einer Galeere besaß. Durch ihren breiteren Rumpf besaß sie bessere Segeleigenschaften als eine normale Galeere. Allerdings ließ sie sich schwerer rudern und war somit langsamer. Die sechs Galeassen der Liga mußten von mehreren Galeeren vor die Kampflinie geschleppt werden.
(Zeichnung Galeotto)venez. Galeasse 16. Jh.
Am Beginn der Schlacht richteten sie unter den osmanischen Galeeren, die mit einer solchen Waffe nicht gerechnet hatten ,mit ihren Geschützen, ein heilloses Durcheinander an. Bereits in den ersten Minuten wurden mehrere türkische Schiffe versenkt oder manövrierunfähig geschossen. Durch ihre höheren Bordwände waren die Galeassen durch die niederbordigen Galeeren nicht zu entern. Nur die osmanischen Galeeren,die es schafften an diesen schwimmenden Festungen vorbeizukommen, kamen dazu die eigentliche christliche Flotte anzugreifen.
(Zeichnung Galeotto)venez. Galeeren aus der Zeit der Seeschlacht von Lepanto
Allerdings darf man sich ein solches Geschützfeuer nicht wie im Film vorstellen, wo die Kanonen nonstop schießen. Im 16. Jh. konnte ein Kanonier sein Geschütz maximal zwei bis drei mal pro Stunde abfeuern, da die Rohre nach jedem Schuß abgekühlt und ausgefegt werden mußten ,ehe sie neu geladen werden konnten. Doch trotz dieser langsamen Artillerie waren sie den auf Enterkampf spezialisierten Osmanen überlegen.
(Auarell Galeotto)osmanische Galeere
Galeassen befuhren im Gegensatz zu den normalen Galeeren auch im Winter das Mittelmeer. Der Kapitän, einer Galeazza, der stets aus den vornehmsten Familien Venedigs stammte, mußte einen Eid leisten, daß er dem Kampf mit fünf Galeeren nicht ausweichen würde. Dieser Schiffstyp blieb aber auf das Mittelmeer beschränkt, da Galeassen, obwohl sie hochseetauglich waren, auf Grund ihrer riesigen Mannschaft, bestehend aus über 600 Mann, ständig Trinkwasser und Nahrung nachfassen mußten. Da Lepanto die letzte große Schlacht von geruderten Schiffen war, wurden die Galeassen ,am Ende der Renaissance, bedeutungslos. Ihre Unterhaltung war auf Grund der riesigen Mannschaft einfach zu kostspielig. Venedig behielt diese Schiffe noch, in modernisierter Version, bis zur Mitte des 18. Jh.s als Kriegs-und Transportschiffe in seiner Flotte .
(Aquarell Galeotto)Galeasse des 17.Jh.
Der ulmer Stadtbaumeister Josef Furttenbach besichtigte Anfang des 17. Jh.s zwei der Lepanto-Galeassen, die in Venedig als Denkmäler ausgestellt waren, und beschrieb sie sehr ausführlich in seiner "Architectura Navalis". Ihre Maße betrugen 55 Meter Länge, 9 Meter Breite, 13 Meter Breite zwischen den Auslegern, 18 Meter Riemenlänge.
Galeassen kann man nicht als große revolutionäre Erfindung bezeichnen, da ihre Feuerkraft nicht an die von Segelkriegsschiffen ,wie Karacken und Galeonen, heranreichten aber in Gefechten mit Galeeren kamen ihre Vorzüge voll zur Geltung. Flotten aus Segelschiffen und Ruderschiffen operierten im Verbund, wegen ihrer unterschiedlichen Geschwindigkeit, sehr schlecht, das hatten Seeschlachten wie die von Zonchio und Preveza sehr deutlich gezeigt. Auch " große Armada" von Philipp II. bestand teilweise aus reinen Segelschiffen und Galeassen und Galeeren, deren Zusammenspiel gegen die Engländer auch nicht funktionierte.
Bei der seeschlacht von Lepanto, trafen die segelgetriebenen Transportschiffe der "heiligen Liga" , wegen ihrer Langsamkeit, erst mehrere Tage nach der Schlacht, am Ort des Geschehens ein.
:winke:Galeotto