Die Ursprünge der Römischen Flotte

Unterscheiden die antike Autoren tatsächlich in verschiedene Arten von Bundesgenossen? Hatten diese dann (wie Galsterer meint) einen geringeren Status als andere socii?
(Hartmut Galsterer. Herrschaft und Verwaltung im republikanischen Italien. München 1976. S. 107)
Mir stellt sich hier auch die Frage ob dieser Status etwas damit zu tun haben könnte, wie tief ein Verbündeter in das römische System eingebunden war? Dann wäre es stärker ein rechtlicher Unterschied, bei dem unterschiedliche Leistungen im Rahmen der Bündnisverpflichtungen verlangt wurden - und unterschiedlich gewichtet.

Solange Rom das Heer als Kern seiner Macht ansah, solange dürften Leistungen zu dessen Gunsten wohl auch besser angesehen worden sein. Heereskontingente konnten eine prägend lange Zeit hindurch enger in das römische System eingebunden werden, als die Marine. Vielleicht ist das eine Erklärung?
 
Aha. Das ist ja mein Reden.
Im Detail kann alles stimmen, muss es aber nicht.
Bloß dass üblicherweise davon ausgegangen wird, dass ab etwa Mitte des 4. Jhdts. die Überlieferung einigermaßen zuverlässig ist, davor, vor allem vor der Eroberung durch die Gallier, hingegen nicht.

Also wäre statt 311 nun 338 das Gründungsdatum der Flottenrüstung.
Nicht unbedingt. So wie ich die Quellen verstehe, übernahm man 338 v. Chr. fremde Kriegsschiffe und begann 311 v. Chr. mit dem Bau von eigenen.

Inwiefern die ersten römischen duumvirn unter ihrem Kommando auch wirklich „originär römische“ Schiffe – und nicht etwa (vor allem?) durch Verbündete gestellte Kontingente kommandierten, kann man guten Gewissens fragen.
Livius - anscheinend unsere einzige Quelle zu diesen Duumvirn - schrieb über sie (9,30): "alterum, ut duumviros navales classis ornandae reficiendaeque causa idem populus iuberet", also: "Schiffs-Duumviri, um die Flotte auszurüsten und wiederherzustellen". Das klingt schon danach, als wäre es um eigene Schiffe gegangen.

Galsterer gibt an dass Mommsen (St.-R. III 676f.) die süditalischen Griechenstädte als besondere Kategorie von Bundesgenossen ansah, die socii navales genannt wurden. Ich konnte das bis jetzt nicht genau nach prüfen, aber:

Unterscheiden die antike Autoren tatsächlich in verschiedene Arten von Bundesgenossen? Hatten diese dann (wie Galsterer meint) einen geringeren Status als andere socii?
Es gab von Haus aus unterschiedliche Arten von Bundesgenossen. Die Römer hatten mit den einzelnen Bundesgenossen Verträge geschlossen, die höchst unterschiedlichen Inhalts waren und auch unterschiedliche Rechte und Pflichten enthielten. Die "socii navales" unterschieden sich von anderen socii einfach nur dadurch, dass sie Schiffe zu stellen hatten statt wie üblich Landtruppen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir haben eine "Mittelmacht" vor uns, wobei der maritime Teil sicher das mitbekommen hat, was Griechen, Phönizier, Etrusker etc. so trieben. Das wird sich schon aufgrund der Handelskontakte Roms beiläufig und zwwangsläufig ergeben haben....Denen Seemacht vertraut war. Die Expansion Roms wurde - unbestritten - auf die Landmacht gestützt. Der Rest "blanco" - ist für mich eher eine Legende des Mittelmeeres und der Hunderte Kilometer Küste. Aeneas ist übrigens per Schiff gekommen

Für mich ergibt sich daraus eine gewisse Chronologie, da über die Kriegsschiffe des Hellenismus schon etwas mehr bekannt ist, als vom gleichzeitigen Seehandel oder gar über die damals gebräuchlichen Handelsschiffe..

Wenn Roms früher Kontakt mit dem Meer "hellenistisch" beeinfluss war, warum sollte es sich nicht daran orientiert haben
--> Ergo Trennung zwischen Kriegsschiffen und Handelsschiffen
(zumal Rom hier auch alles Andere als innovativ war bis zum 1. Punischen Krieg - und dort hat man im wahrsten Sinne des Wortes auf die bewährte, hellenistische Kriegsmaschinerie zur See noch etwas [Corvus] draufgesetzt!)

Zeitens scheint Rom mit einer „alternativen Art der Seekriegsführung" in deinem Sinne (Mehrzweckschiffe), erst mit seinem Konflikt gegen die Illyrer in Kontakt gekommen zu sein
--> Ergo deutlich später!
(Wobei die „klassischen“, römischen Flotten anscheinend erst mal leichtes Spiel gehabt zu haben scheinen)

...sollte eigentlich reichen, oder?
Ansonsten müsste mangels klarer Linien wohl die halbe vorrömische Seefahrtsgeschichte versucht werden zu rekonstruieren?
Die Inseln der Winde - Kommunikation und Marketing - Universität Heidelberg
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/volltexte/2011/895/pdf/Suess_Juergen_Schiff.pdf
...die Ausstellung war übrigens klein & sehr interessant. Hatte darüber auch etwas im Forum geschrieben...
 
Bloß dass üblicherweise davon ausgegangen wird, dass ab etwa Mitte des 4. Jhdts. die Überlieferung einigermaßen zuverlässig ist, davor, vor allem vor der Eroberung durch die Gallier, hingegen nicht.

Bezüglich der Details, der Seemacht, und den wirtschaftshistorischen Erkenntnissen: von wem wird davon ausgegangen?

Nicht unbedingt. So wie ich die Quellen verstehe, übernahm man 338 v. Chr. fremde Schiffe und begann 311 v. Chr. mit dem Bau von eigenen.
"Schiffe" hat man schon früher.

Da man schon vorher über Schiffe verfügte (siehe den behauptet datierten Vertrag mit Karthago), ist das Fehlen einer Flotte ein Rätsel.
 
Ich meinte natürlich Kriegsschiffe.

Die Verträge mit Karthago würde ich nicht überbewerten. Ich halte es für gut möglich, dass Karthago mit allen möglichen italischen Mittelmeeranrainern Verträge abschloss, egal wie viel diese wirklich zur See fuhren, als rein vorbeugende Maßnahme, um vorab schon einmal die Positionen klar abzustecken. Dass wir über andere Verträge nichts wissen, könnte dann einfach daran liegen, dass wir über die Geschichte der meisten anderen Städte generell nicht viel wissen. Denn mal ehrlich: So wahnsinnig bedeutend war Rom zur Zeit des ersten Vertrags nun wirklich noch nicht, dass die Karthager ihr Augenmerk ausgerechnet auf diese Stadt richten sollten.
 
Die Verträge mit Karthago würde ich nicht überbewerten. Ich halte es für gut möglich, dass Karthago mit allen möglichen italischen Mittelmeeranrainern Verträge abschloss, egal wie viel diese wirklich zur See fuhren, als rein vorbeugende Maßnahme, um vorab schon einmal die Positionen klar abzustecken. Dass wir über andere Verträge nichts wissen, könnte dann einfach daran liegen, dass wir über die Geschichte der meisten anderen Städte generell nicht viel wissen. Denn mal ehrlich: So wahnsinnig bedeutend war Rom zur Zeit des ersten Vertrags nun wirklich noch nicht, dass die Karthager ihr Augenmerk ausgerechnet auf diese Stadt richten sollten.

Immerhin sah man sich veranlasst, eine Vertrag abzuschließen. Erfolgten solche Abschlüsse mit duodez-MM-Anrainern?

Da wir über andere Verträge nichts wissen, ist das Spekulation. Wie bedeutend die Stadt am Tiber für den Handel war, und für welchen Handel und welche Strecken, läßt sich auch nur spekulieren.

"Vorbeugung" für über 2 Jahrhunderte ist etwas gedehnt, findest Du nicht?:winke:
 
Ich weiß, dass man die Zustände heute mit denen vor zweieinhalb tausend Jahren nur sehr bedingt vergleichen kann, aber heutzutage haben auch europäische Staaten mit allen möglichen Staaten alle möglichen Abkommen abgeschlossen. Z. B. bin ich einmal über ein Abkommen Österreichs mit Chile gestolpert, das die vorübergehende Entsendung von Arbeitnehmern in den jeweils anderen Staat regelt. Ich bezweifle, dass es in der Praxis allzu große Bedeutung hat ...

Immerhin ist bemerkenswert, dass wir über umfangreichere frühe maritime Aktivitäten Roms weder in römischen noch griechischen Quellen etwas lesen, während z. B. die Etrusker und Griechen Italiens in dieser Hinsicht sehr viel aktiver waren. Z. B. spielte Rom keine aktive Rolle in den jahrzehntelangen, teilweise zur See ausgetragenen Auseinandersetzungen zwischen Etruskern und Kampaniern im späten 6. und frühen 5. Jhdt., obwohl es zwischen den Konfliktparteien lag.
 
Immerhin ist bemerkenswert, dass wir über umfangreichere frühe maritime Aktivitäten Roms weder in römischen noch griechischen Quellen etwas lesen, während z. B. die Etrusker und Griechen Italiens in dieser Hinsicht sehr viel aktiver waren. Z. B. spielte Rom keine aktive Rolle in den jahrzehntelangen, teilweise zur See ausgetragenen Auseinandersetzungen zwischen Etruskern und Kampaniern im späten 6. und frühen 5. Jhdt., obwohl es zwischen den Konfliktparteien lag.

Welche Quellen meinst Du damit (ich vermute, aus griechischer Sicht)?

Die Frage, wie Rom den Etruskern zuzuordnen ist, ist kritisch. Warum sollte Rom im 6. Jhdt. nicht einfach/undifferenziert der etruskischen Seite zugeschlagen worden sein?

508 werden die Schiffe Roms offenbar von Karthago wahrgenommen (wenn die Überlieferung den Vertrag hier nicht übertreibt). Warum sollten römische Schiffe nicht bei Cumae dabei gewesen sein, auch wenn sie danach ihren Einfluss auf Rom wegen der Niederlage weiter einbüßten (so +/- Republik 509 und 474 liegi nicht weit entfernt)? Ich würde da von einem Prozess ausgehen, fließende Entwicklungen. Mglw. hat Syrakus hier einen entscheidenden Anteil am Aufstieg der Provinzstadt Rom, durch die Schwächung der Seemacht der Etrusker in 5 Jahrzehnten.
 
Zu diesem Thema schreibt auch Thiel (den ich bereits zitiert habe) etwas. Auch er nimmt an, dass bei Antium römische Kriegsschiffe bereits aktiv waren. Desweiteren erwähnt er ein römisches Kriegsschiff, dass nach Delphi 394 gereist sein soll (es fehlt hier jedoch der Beleg). Auch er ist dr Meinung, dass es Kriegsschiffe lange vor 311 gegeben haben muss, räumt aber ein dass diese Flotte äußerst schwach gewesen sein muss und nimmt an, dass sie vor den Gebrauch der socii navales die Küstenbewohner Latiums als Seemannschaft benutzt haben. (Thiel 1954. 47-49)
 
Also die Epoche gehört nun nicht gerade zu meinen Spezialgebiet, aber dennoch ein paar Worte.

Am Anfang gibt es ein paar Schiffe, meist Handelsschiffe die von Privatpersonen betrieben werden. Um hieraus eine einheitliche maritime Struktur zu erhalten, war es notwendig, eine Führungsstruktur aufzubauen, denn ohne diese sind es einfach nur einzelne Schiffe. Rom errichtet seine erste Marinebehörde 311 v.Chr.ein. Die duoviri navales stellen damit erste kleinen Küstenschutzflottillen auf. Wobei es zu dieser Zeit, hochseefähige Boote sicherlich die große Ausnahme waren.[1]

Wie schon berichtet, hat es Rom anfänglich keine Bedürfnisse, über See offensiv vorzugehen. Doch ein paar Schiffe waren vorhanden, es gab also schon von Anfang bei den Römern Seefahrt. Weiter heißt es in meiner Quelle, daß es Verträge mit Karthago gab, in denen die Römer die Seeherrschaft im westlichen Mittelmeer anerkannten und es gab den ersten römischen Seesieg im Latinerkrieg 338 v.Chr.[2]

Wahrscheinlich wurden diese Infos schon genannt, aber wie schon gesagt, um eine Kriegsmarine zu halten bedarf es eine Befehlsstruktur und Behörden, daß mussten die Römer ja sicherlich von ihrem Landheer gekannt haben. Da es Teuer war, sich solche Flotten aufrecht zu erhalten, bedarf es sicherlich auch wichtige Gründe, die es politisch vertretbar erscheinen lassen, die finanziellen Mittel zu stellen. Von daher wurden auch Schiffe doppelt genutzt, zu Friedenszeiten als Handelsschiffe und im Krieg mit Waffen und Soldaten ausgerüstet. Oder noch einfacher, wenn der Verbündete eine große Flotte besitzt, diese zum Kriegsdienst heranzuziehen.

Ich denke aber, daß es hier keinen zeitlichen Schnitt geben wird, ab wann es eine römische Flotte gab. Wenn einer definiert werden sollte, dann mit dem Aufbau der ersten Marinebehörde.
267 v.Chr schafft Rom die Stelle der vier Flottenquästoren, welche die Organisation der Flottenstreitkräfte der italienischen Bundesgenossen überwachen soll.[1]

[1]Seeherrschaft / H. Pemsel / Band 1 Seite 46
[2]Seeherrschaft / H. Pemsel / Band 1 Seite 39f

Noch ein Buchtipp zum Online lesen:
Die römische Nobilität im Ersten Punischen Krieg: Untersuchungen zur ... - Bruno Bleckmann - Google Bücher
 
Zuletzt bearbeitet:
Desweiteren erwähnt er ein römisches Kriegsschiff, dass nach Delphi 394 gereist sein soll (es fehlt hier jedoch der Beleg).
Der Beleg ist Livius 5,28. Allerdings sind alle Angaben aus so früher Zeit mit höchster Vorsicht zu genießen. Diese Geschichte klingt ohnehin eher sagenhaft: Das Kriegsschiff wurde an der Straße von Messina von Liparischen Piraten gekapert, doch Timasitheus, der oberste Magistrat von Lipara (das ausdrücklich als Seeräuberstaat bezeichnet wird), hatte so viel Achtung vor der Gesandtschaft und dem Heiligen ihrer Mission, dass er die Gefangenen nicht nur freiließ, sondern sie sogar nach Delphi und zurück nach Rom eskortierten ließ.

Zu diesem Thema schreibt auch Thiel (den ich bereits zitiert habe) etwas. Auch er nimmt an, dass bei Antium römische Kriegsschiffe bereits aktiv waren.
Hat er auch Gründe für seine Annahme angeführt?

nimmt an, dass sie vor den Gebrauch der socii navales die Küstenbewohner Latiums als Seemannschaft benutzt haben.
Das kann aber wohl ohnehin erst in der Zeit nach dem 2. Latinerkrieg der Fall gewesen sein.

es gab den ersten römischen Seesieg im Latinerkrieg 338 v.Chr.
Wie bereits weiter oben ausgeführt wurde, dürfte das mit dem "Seesieg" auf einem Missverständnis beruhen.

Von daher wurden auch Schiffe doppelt genutzt, zu Friedenszeiten als Handelsschiffe und im Krieg mit Waffen und Soldaten ausgerüstet.
Wie soll das funktioniert haben? Die großen Kriegsschiffe dieser Zeit, vor allem auch die der Griechenstädte, waren mit einem Rammsporn ausgestattet, Handelsschiffe nicht. Mit Soldaten bemannte Handelsschiffe hätten sich doch kaum auf eine Seeschlacht gegen echte Kriegsschiffe einlassen können, zumindest wären sie arg im Nachteil gewesen. Gegen Triremen kamen allenfalls kleine Schnellsegler an, wie sie Piraten bevorzugt verwendeten.
 
Wie soll das funktioniert haben? Die großen Kriegsschiffe dieser Zeit, vor allem auch die der Griechenstädte, waren mit einem Rammsporn ausgestattet, Handelsschiffe nicht. Mit Soldaten bemannte Handelsschiffe hätten sich doch kaum auf eine Seeschlacht gegen echte Kriegsschiffe einlassen können, zumindest wären sie arg im Nachteil gewesen. Gegen Triremen kamen allenfalls kleine Schnellsegler an, wie sie Piraten bevorzugt verwendeten.

Stimmt, in diesem Zeitraum wurden reine Kriegsflotten gehalten. Sollte eigendlich nur ein Hinweis auf doppelte Nutzung sein, also kein tatsächliches Verfahren. Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt.:rotwerd:
Die Kriegssflotten der Antike und Römer haben sich aber nicht durchgesetzt, denn erst ab dem 14/15. Jahrhundert gab es so langsam wieder reine Kriegsschiffe.
Wäre interessant festzuhalten warum diese Kriegsflotten wieder verschwaden, aber das ist wohl ein anderes Thema.Lag wahrscheinlich daran, dass diese Schiffe nicht hochseetauglich waren bzw. nur bedingt.
 
Der Beleg ist Livius 5,28. Allerdings sind alle Angaben aus so früher Zeit mit höchster Vorsicht zu genießen. Diese Geschichte klingt ohnehin eher sagenhaft: Das Kriegsschiff wurde an der Straße von Messina von Liparischen Piraten gekapert, doch Timasitheus, der oberste Magistrat von Lipara (das ausdrücklich als Seeräuberstaat bezeichnet wird), hatte so viel Achtung vor der Gesandtschaft und dem Heiligen ihrer Mission, dass er die Gefangenen nicht nur freiließ, sondern sie sogar nach Delphi und zurück nach Rom eskortierten ließ.

Ok, danke für die Stelle:winke:

Hat er auch Gründe für seine Annahme angeführt?

Die Stelle lautet:
The fact that in 338 part of the captured warships of Antium were taken into the Roman Navalia proves the pre-existence of those navalia, because otherwise they could not have received the ships;
(Thiel 1954. 48)

Das kann aber wohl ohnehin erst in der Zeit nach dem 2. Latinerkrieg der Fall gewesen sein.

Ja das denke ich auch.
 
Die Stelle lautet:
The fact that in 338 part of the captured warships of Antium were taken into the Roman Navalia proves the pre-existence of those navalia, because otherwise they could not have received the ships;
(Thiel 1954. 48)
Das Argument ist grundsätzlich nicht schlecht, Livius schreibt tatsächlich davon. Zwingend ist es allerdings nicht: Der Plural "Navalia" bedeutet "Werft" oder "Dock". In Rom gab es am Tiber beim Campus Martius eine Werft. Vielleicht ist die Stelle auch so zu verstehen, dass die Römer die erbeuteten Kriegsschiffe der Antiaten in die Werft brachten, um sie dort zu studieren.
 
Das Argument ist grundsätzlich nicht schlecht, Livius schreibt tatsächlich davon. Zwingend ist es allerdings nicht: Der Plural "Navalia" bedeutet "Werft" oder "Dock". In Rom gab es am Tiber beim Campus Martius eine Werft. Vielleicht ist die Stelle auch so zu verstehen, dass die Römer die erbeuteten Kriegsschiffe der Antiaten in die Werft brachten, um sie dort zu studieren.

Livius (8,14,7-9) schreibt:
to Antium likewise a colony was dispatched, with an understanding that the Antiates might be permitted, if they liked, themselves to enroll as colonists; their war —ships were taken from them and their people were forbidden the sea;

Das klingt für mich danach, als hätten die Antiaten den Römern zu See einigen Ärger bereitet. Deutet das nicht auf Seekämpfe zwischen Rom und Antium hin?
 
Sowohl Antium als auch Ostia wurden römische Kolonien.
Laut (Liv. XXVII 38 / XXXVI 3) waren beide Städte von der Verpflichtung zum Heeresdienst befreit... ungewöhnlich, oder?
Das ergibt nur einen Sinn, wenn sie statt dessen maritime Leistungen zu erbringen hatten - wie auch die ganze Anlage einer größeren Kolonie in Ostia...
 
Schiffstypen

Die Quellen zu antiken Schiffen sind recht mager. Wracks sind wichtige Momentaufnahmen, doch ist dadurch alleine keine durchgängige Chronologie möglich. Sie sind das wichtigste Mittel um auch andere Quellen einordnen zu können. Es gibt (sehr magere) Beschreibungen in historischen Texten, Details in literarisch/künstlerischen Beschreibungen und Darstellungen. Darstellungen gibt es nicht selten auf Keramik zu finden. Wenn nach der Zahl der Darstellungen von Schiffen auf die Bedeutung der Seefahrt für das Volk zu schließen sei, von welchem die Darstellung stammte, wären fast nur die Griechen für die Seefahrt „zuständig“ gewesen. Dabei weist Herodot den Phöniziern die einst führende Rolle zur See zu. Deren karthagische Ableger sollten noch dem Aufstieg Roms im Wege stehen, was deren ungebrochenes Interesse an Seefahrt belegt. Jedes Volk besaß zur See gewiss einige Eigenheiten im Schiffsbau. Trotzdem lässt sich eine gewisse Entwicklung ablesen.

Karl-Franzens-Universität Graz - "Antike Seefahrt"
In diesem Link dürfte recht gut der prinzipielle Unterschied zwischen einem antiken Handelsschiff und einem Kriegsschiff deutlich werden, wie er mehrfach betont wurde.
Corbita (Schiffstyp) ? Wikipedia
Als Beispiel für römische Handelsschiffe späterer Zeit. Am Beispiel von Ostia finden sich im Web einige schöne Eindrücke zu den Wechselspielen von Entfernungen, nautischen Erfordernissen und auch Schiffstypen in der Antike. Hierzu besonders wichtig in folgendem link Kapitel 5 „Roman Maritime Traffic“!
Ostia - A Mediterranean Port
Taktisch hatten Kriegsschiffe damals vor allem die Absicht gegnerische Kriegsschiffe auszuschalten. Die geruderten Galeeren setzten dazu auf Ramm-Manöver.
Piraten sind dagegen auf Beute aus und haben folglich wenig Interesse daran, die zu plündernden Schiffe unzeitig der Gefahr des Versenkens auszusetzen.

Von diesen Punkten her möchte ich erneut unterstreichen, dass ein Einsatz von Handelsschiffen als direkte Kampfschiffe in der von uns betrachteten Zeitspanne der Antike keine nennenswerte Rolle spielte. Roms „früheste, echte Flotten“ sollten daher kaum aus solchen Schiffen bestanden haben. Piraterie & Ableger ist davon prinzipiell zu unterscheiden! Aber das ist ein weites Thema, das man nicht unter militärischen Aspekten allein bewerten kann.

So wenig wie bewaffnete Männer eine Armee bilden, so wenig sind einige bewaffnete Schiffe eine Flotte, denn dazu bedarf es einer übergeordneten Organisation und Befehlsgewalt. Piraterie ist das Ergebnis von Gewinnstreben auf „privater“ Basis, eine Flottenbildung setzt staatliche Organisation und vor allem politische Absichten voraus.

Inwieweit Piraterie und "Piratenschiffe" im Kontext zum Seekrieg gesehen werden können, wäre daher nur mit Blick auf die politische Organisation von Flotten, sowie der Rolle der antiken Piraterie in Gesellschaft, zwischenstaatlicher Beziehung und Handel zu beantworten. Dazu müsste man noch weiter ausholen.
Welche Rolle spielte denn die Piraterie im Mittelmeerraum? Dass sie im Laufe der römischen Expansion unter Pompejus noch eine gewaltige Kraftanstrengung Roms provozieren sollte, dürfte nicht unbekannt sein.
 
Inwieweit Piraterie und "Piratenschiffe" im Kontext zum Seekrieg gesehen werden können, wäre daher nur mit Blick auf die politische Organisation von Flotten, sowie der Rolle der antiken Piraterie in Gesellschaft, zwischenstaatlicher Beziehung und Handel zu beantworten. Dazu müsste man noch weiter ausholen.
Welche Rolle spielte denn die Piraterie im Mittelmeerraum? Dass sie im Laufe der römischen Expansion unter Pompejus noch eine gewaltige Kraftanstrengung Roms provozieren sollte, dürfte nicht unbekannt sein.
Ein interessantes Thema, da die Piraterie mehrmals mit der römischen Expansion in ursächlichem Zusammenhang stand.

Es begann im 3. Jhdt. v. Chr. mit der illyrischen Piraterie in der Adria, die Rom letztlich zum Eingreifen und zur Festsetzung an der illyrischen Küste veranlasste. Von Skodra aus hatte der Stamm der Labeaten ein großes Illyrerreich gebildet, das die Piraterie aktiv unterstützte. Das Illyrerreich war aber insofern eher instabil, als es kein fester Staat war, sondern eine Ansammlung von Stämmen, die die Hoheit des gemeinsamen Königs anerkannten, aber auch schnell wieder abfallen konnten. Ihre Schlagkraft verdankten die Illyrer vor allem ihren schnellen, „Liburnae“ genannten, Schiffen. Hauptopfer waren zunächst die Griechenstädte der Adria, unter anderem Epidamnos, Apollonia und die Inselstädte Issa und Pharos. Später intervenierten die Illyrer dann auch offen in Epiros, wodurch sie in Konflikt mit Rom gerieten: Die Römer hatten dem Piratenunwesen in der Adria lange Zeit tatenlos zugesehen. Als jedoch in Epiros italische Kaufleute von den Illyrern ermordet worden waren und die verbündete Stadt Issa um Hilfe bat, bequemte sich der Senat schließlich doch, zwei Gesandte, die Brüder Gaius und Lucius Coruncanius, zur Königin Teuta zu schicken, um sie aufzufordern, etwas gegen die Piraterie zu unternehmen und die geschädigten römischen Kaufleute zu entschädigen. Die Verhandlungen verliefen ergebnislos. Als die Gesandten heimsegelten, wurden sie überfallen und Lucius ermordet. Die Auslieferung der Mörder wurde verweigert. Daraufhin wurde in Rom der Krieg beschlossen und eine Flotte und ein Heer gerüstet. Die nun folgenden kriegerischen Handlungen erstreckten sich über mehrere Jahre (229-228 und 219) und endeten damit, dass die Römer die illyrische Küste kontrollierten, aber ins Landesinnere stießen sie noch nicht vor. Die griechischen Städte an der Küste und auf den Inseln blieben autonom; insbesondere Apollonia erwies sich in den folgenden Jahrzehnten als wichtiger Fuß in der Tür bei Roms Einmischung in innergriechische Angelegenheiten.

Mit dem Verfall der hellenistischen Mächte nahm die Piraterie vor allem im östlichen, aber auch im westlichen Mittelmeerraum bedrohliche Ausmaße an. Sie beeinträchtigte den Handelsverkehr massiv und wirkte sich auch auf die Getreideimporte nach Italien aus. Auch Römer wurden immer wieder auf Seereisen gefangen genommen und mussten sich dann freikaufen, sofern sie nicht ermordet wurden. (Wie nervig sie waren, kann man an der Episode von Caesars Gefangennahme durch Piraten 75 erkennen.) Es wurde so schlimm, dass Schiffe bevorzugt im Herbst und Winter fuhren, weil sie sich vor den Stürmen dieser Jahreszeit weniger fürchteten als vor den Piraten, die da lieber zuhause blieben (aber freilich auch nicht alle). Sie hatten auch eine Schlüsselposition im Sklavenhandel inne, indem sie küstennahe Siedlungen überfielen und die Einwohner als Sklaven verschleppten. Das führte dazu, dass viele Küstensiedlungen von ihren Bewohnern, die sich ins Landesinnere zurückzogen, freiwillig verlassen wurden. Delos fungierte als Hauptumschlagplatz für die Sklaven. Insbesondere in Kleinasien und Griechenland landeten immer wieder Piratenverbände bei Küstenstädten und zwangen sie zur Loskaufung, andernfalls erstürmten und plünderten sie sie. So bedeutende Inseln und Städte wie Samothrake, Klazomenai, Knidos, Kolophon, Samos und Issos wurden geplündert. Auch küstennahe Tempel waren ein beliebtes Ziel. Manchmal drangen sie aber auch ins Landesinnere vor. Die Piraten stellten auch zunehmend eine politische Macht dar. Mithridates setzte die Piraten sogar aktiv gegen die Römer ein. Auch beim Aufstand des Spartacus spielten sie eine Rolle, indem Spartacus sie anheuerte, ihn und sein Heer nach Sizilien überzusetzen. (Die Piraten nahmen die Anzahlung, kamen aber nicht.) Zentrum der Piraterie war Kilikien, ein seit dem Verfall des Seleukidenreiches faktisch herrenloses Land, das durch seine unzugängliche Topographie viel Raum für Schlupfwinkel bot und eine kriegerische Bevölkerung mit Hang zum Raubwesen beheimatete, allen voran die Isaurier. Die Piraten waren nicht mehr irgendwelche wilden Horden, sondern sie gingen organisiert vor; es gab Ansätze eines mittelmeerumspannenden „Piratenstaates“. Die Piraten hielten untereinander eng zusammen, sie leisteten einander Beistand und rächten einander.
Der römischen Regierung war das Problem natürlich bewusst, jedoch unternahm sie lange Zeit nichts dagegen. Sie war auch nicht wirklich in der Lage dazu, da die römische Flotte gegen Ende des 2. Jhdts. ziemlich vernachlässigt worden war. Als „Flotte“ wurden im Notfall meist beschlagnahmte Schiffe verwendet. Gegen die Piratenüberfälle an den Küsten suchte man sich mit Strandwachen zu behelfen, die aber natürlich von den Ansässigen gestellt und finanziert werden mussten.
Erst relativ spät startete Rom erste Aktivitäten. Der Praetor Marcus Antonius „Orator“ intervenierte 102 in Kilikien und eroberte die Küste, aber ohne bleibenden Erfolg; die Römer kontrollierten nicht einmal die Küste wirklich, geschweige denn das Binnenland. 86 schlugen die Piraten eine römische Flotte bei Brundisium. 79 wurde dann endlich erstmals ernst gemacht: Der Konsul Publius Servilius Vatia wurde mit einer Flotte nach Kilikien geschickt. Er besiegte die Piraten in einer Seeschlacht, dann zerstörte er zahlreiche ihrer Stützpunkte an der Südküste Kleinasiens. Nun zog er gegen die Isaurier. Jahrelang führte er im unwegsamen Bergland Krieg gegen sie und zerstörte ihre Hauptfestungen Isaura und Oroanda. Diese Erfolge brachten ihm den Siegernamen „Isauricus“ ein. Erst 75 wurde der Feldzug abgeschlossen. Die Piraten operierten nun hauptsächlich von Kreta aus. 74 beauftragte der Senat den Praetor Marcus Antonius mit dem Seekrieg gegen die Piraten, allerdings gab man ihm nicht genug Geld und Schiffe, sodass er beides selbst von den Untertanen eintrieb. Vor der Küste Kampaniens errang er einen kleinen Seesieg, dann segelte er nach Kreta und forderte die Kreter auf, ihre Unterstützung für die Piraten einzustellen. Als die sich weigerten, kam es zu einer Seeschlacht, die mit einem klaren Sieg der Kreter endete. Der Feldzug war ein völliger Fehlschlag, der Antonius den spöttisch gemeinten „Siegernamen“ „Creticus“ einbrachte. 71 starb er auf Kreta. Durch diesen Erfolg wurden die Piraten wieder kühner, und der Senat verlor das Interesse an einer effektiven Bekämpfung, sodass sich die Piraterie wieder ausbreitete und florierte wie eh und je. 69 schickte der Senat den Konsul Quintus Caecilius Metellus nach Kreta. Es kam zu einer harten Schlacht, die letztlich die Römer gewannen, aber erst nach zwei Jahren, 67, war Kreta unterworfen, und Metellus erhielt den Siegernamen „Creticus“.
Der nächste Schritt war dann der berühmte Piratenkrieg des Pompeius.
 
Die Römische Flotte:
311 v. Chr. gegründet und im Laufe des Ersten Punischen Krieges massiv erweitert, spielte die Flotte Roms in der nun einsetzenden Expansion römischer Herschaft über Italien hinaus eine entscheidene Rolle. Durch Einführung der Enterbrücke übertugen die Römer die Taktik des Landkampfes auf den Seekrieg.v Die Flotte der Römischen Republik hatte sich auch bei der Bekämpfung illyrischer und kilikischer Seeräuber zu bewehren. In der Kaiserzeit waren Classe bei Ravenna und Misenum im Golf von neapel die kriegshäfen der intalienischen Halbinsel. Nach dem Ende Westroms trat das Oströmische Reich das Erbe der römischen Flotte an.

Karthagisches Kno-how:
Im ersten Punischen Krieg mussten die Römer ihre Flotte ausbauen, wollten sie gegen die Seemacht Karthago bestehen. Als Muster diente ihnnen ein erbeuteter karthagischer Fünfruderer. Der Seesieg der Römer bei den Ägatischen Inseln 241 v. Chr. zwang Karthago zum Friedensschluss.

Rammsporne und Bugfiguren:
Der Rammsporn war oft mit drei Spitzen versehen. Skilpturen eines Wildschwein- und Pferdekopes schmücken hier Bug, Seepferde und ein Triton die Vorschiffswand.

Bireme:
Ein Birme ist ein römischer Zweiruderer. Der römische Zweiruderer hat ein Toppsegel oberhalb der Rahe sowie ein Vorsegler am schrägliegenden Fockmast. Der Bug ziert ein Widderkopf.

Navis lusoria:
Das Kriegsschiff hieß bei den Römern Navis longa. Zur Überwachung der Schifffahrtwege im Mittelmeer und auf Flüssen setzte man die Navis lusoria mit kleineren Rudern und geringeren Tiefgang ein. Grenzpatrouillen und die Legionärsflottillen auf Rhein und Donau operierten mit solchen Schiffen.

Navis longa:
http://www.latijnleren.be/images/Les10NavisLonga.jpg

Navis lusoria:
http://www.kreis-germersheim.de/assets/images/Mannschaftsboot_rmisch_4_Jh_n_Chr_360.jpg
 
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