Inwieweit Piraterie und "Piratenschiffe" im Kontext zum Seekrieg gesehen werden können, wäre daher nur mit Blick auf die politische Organisation von Flotten, sowie der Rolle der antiken Piraterie in Gesellschaft, zwischenstaatlicher Beziehung und Handel zu beantworten. Dazu müsste man noch weiter ausholen.
Welche Rolle spielte denn die Piraterie im Mittelmeerraum? Dass sie im Laufe der römischen Expansion unter Pompejus noch eine gewaltige Kraftanstrengung Roms provozieren sollte, dürfte nicht unbekannt sein.
Ein interessantes Thema, da die Piraterie mehrmals mit der römischen Expansion in ursächlichem Zusammenhang stand.
Es begann im 3. Jhdt. v. Chr. mit der illyrischen Piraterie in der Adria, die Rom letztlich zum Eingreifen und zur Festsetzung an der illyrischen Küste veranlasste. Von Skodra aus hatte der Stamm der Labeaten ein großes Illyrerreich gebildet, das die Piraterie aktiv unterstützte. Das Illyrerreich war aber insofern eher instabil, als es kein fester Staat war, sondern eine Ansammlung von Stämmen, die die Hoheit des gemeinsamen Königs anerkannten, aber auch schnell wieder abfallen konnten. Ihre Schlagkraft verdankten die Illyrer vor allem ihren schnellen, „Liburnae“ genannten, Schiffen. Hauptopfer waren zunächst die Griechenstädte der Adria, unter anderem Epidamnos, Apollonia und die Inselstädte Issa und Pharos. Später intervenierten die Illyrer dann auch offen in Epiros, wodurch sie in Konflikt mit Rom gerieten: Die Römer hatten dem Piratenunwesen in der Adria lange Zeit tatenlos zugesehen. Als jedoch in Epiros italische Kaufleute von den Illyrern ermordet worden waren und die verbündete Stadt Issa um Hilfe bat, bequemte sich der Senat schließlich doch, zwei Gesandte, die Brüder Gaius und Lucius Coruncanius, zur Königin Teuta zu schicken, um sie aufzufordern, etwas gegen die Piraterie zu unternehmen und die geschädigten römischen Kaufleute zu entschädigen. Die Verhandlungen verliefen ergebnislos. Als die Gesandten heimsegelten, wurden sie überfallen und Lucius ermordet. Die Auslieferung der Mörder wurde verweigert. Daraufhin wurde in Rom der Krieg beschlossen und eine Flotte und ein Heer gerüstet. Die nun folgenden kriegerischen Handlungen erstreckten sich über mehrere Jahre (229-228 und 219) und endeten damit, dass die Römer die illyrische Küste kontrollierten, aber ins Landesinnere stießen sie noch nicht vor. Die griechischen Städte an der Küste und auf den Inseln blieben autonom; insbesondere Apollonia erwies sich in den folgenden Jahrzehnten als wichtiger Fuß in der Tür bei Roms Einmischung in innergriechische Angelegenheiten.
Mit dem Verfall der hellenistischen Mächte nahm die Piraterie vor allem im östlichen, aber auch im westlichen Mittelmeerraum bedrohliche Ausmaße an. Sie beeinträchtigte den Handelsverkehr massiv und wirkte sich auch auf die Getreideimporte nach Italien aus. Auch Römer wurden immer wieder auf Seereisen gefangen genommen und mussten sich dann freikaufen, sofern sie nicht ermordet wurden. (Wie nervig sie waren, kann man an der Episode von Caesars Gefangennahme durch Piraten 75 erkennen.) Es wurde so schlimm, dass Schiffe bevorzugt im Herbst und Winter fuhren, weil sie sich vor den Stürmen dieser Jahreszeit weniger fürchteten als vor den Piraten, die da lieber zuhause blieben (aber freilich auch nicht alle). Sie hatten auch eine Schlüsselposition im Sklavenhandel inne, indem sie küstennahe Siedlungen überfielen und die Einwohner als Sklaven verschleppten. Das führte dazu, dass viele Küstensiedlungen von ihren Bewohnern, die sich ins Landesinnere zurückzogen, freiwillig verlassen wurden. Delos fungierte als Hauptumschlagplatz für die Sklaven. Insbesondere in Kleinasien und Griechenland landeten immer wieder Piratenverbände bei Küstenstädten und zwangen sie zur Loskaufung, andernfalls erstürmten und plünderten sie sie. So bedeutende Inseln und Städte wie Samothrake, Klazomenai, Knidos, Kolophon, Samos und Issos wurden geplündert. Auch küstennahe Tempel waren ein beliebtes Ziel. Manchmal drangen sie aber auch ins Landesinnere vor. Die Piraten stellten auch zunehmend eine politische Macht dar. Mithridates setzte die Piraten sogar aktiv gegen die Römer ein. Auch beim Aufstand des Spartacus spielten sie eine Rolle, indem Spartacus sie anheuerte, ihn und sein Heer nach Sizilien überzusetzen. (Die Piraten nahmen die Anzahlung, kamen aber nicht.) Zentrum der Piraterie war Kilikien, ein seit dem Verfall des Seleukidenreiches faktisch herrenloses Land, das durch seine unzugängliche Topographie viel Raum für Schlupfwinkel bot und eine kriegerische Bevölkerung mit Hang zum Raubwesen beheimatete, allen voran die Isaurier. Die Piraten waren nicht mehr irgendwelche wilden Horden, sondern sie gingen organisiert vor; es gab Ansätze eines mittelmeerumspannenden „Piratenstaates“. Die Piraten hielten untereinander eng zusammen, sie leisteten einander Beistand und rächten einander.
Der römischen Regierung war das Problem natürlich bewusst, jedoch unternahm sie lange Zeit nichts dagegen. Sie war auch nicht wirklich in der Lage dazu, da die römische Flotte gegen Ende des 2. Jhdts. ziemlich vernachlässigt worden war. Als „Flotte“ wurden im Notfall meist beschlagnahmte Schiffe verwendet. Gegen die Piratenüberfälle an den Küsten suchte man sich mit Strandwachen zu behelfen, die aber natürlich von den Ansässigen gestellt und finanziert werden mussten.
Erst relativ spät startete Rom erste Aktivitäten. Der Praetor Marcus Antonius „Orator“ intervenierte 102 in Kilikien und eroberte die Küste, aber ohne bleibenden Erfolg; die Römer kontrollierten nicht einmal die Küste wirklich, geschweige denn das Binnenland. 86 schlugen die Piraten eine römische Flotte bei Brundisium. 79 wurde dann endlich erstmals ernst gemacht: Der Konsul Publius Servilius Vatia wurde mit einer Flotte nach Kilikien geschickt. Er besiegte die Piraten in einer Seeschlacht, dann zerstörte er zahlreiche ihrer Stützpunkte an der Südküste Kleinasiens. Nun zog er gegen die Isaurier. Jahrelang führte er im unwegsamen Bergland Krieg gegen sie und zerstörte ihre Hauptfestungen Isaura und Oroanda. Diese Erfolge brachten ihm den Siegernamen „Isauricus“ ein. Erst 75 wurde der Feldzug abgeschlossen. Die Piraten operierten nun hauptsächlich von Kreta aus. 74 beauftragte der Senat den Praetor Marcus Antonius mit dem Seekrieg gegen die Piraten, allerdings gab man ihm nicht genug Geld und Schiffe, sodass er beides selbst von den Untertanen eintrieb. Vor der Küste Kampaniens errang er einen kleinen Seesieg, dann segelte er nach Kreta und forderte die Kreter auf, ihre Unterstützung für die Piraten einzustellen. Als die sich weigerten, kam es zu einer Seeschlacht, die mit einem klaren Sieg der Kreter endete. Der Feldzug war ein völliger Fehlschlag, der Antonius den spöttisch gemeinten „Siegernamen“ „Creticus“ einbrachte. 71 starb er auf Kreta. Durch diesen Erfolg wurden die Piraten wieder kühner, und der Senat verlor das Interesse an einer effektiven Bekämpfung, sodass sich die Piraterie wieder ausbreitete und florierte wie eh und je. 69 schickte der Senat den Konsul Quintus Caecilius Metellus nach Kreta. Es kam zu einer harten Schlacht, die letztlich die Römer gewannen, aber erst nach zwei Jahren, 67, war Kreta unterworfen, und Metellus erhielt den Siegernamen „Creticus“.
Der nächste Schritt war dann der berühmte Piratenkrieg des Pompeius.