Drogen im 18. Jahrhundert

Entschuldigt, dass ich mich erst so spät einschalte.
Die Lifestyledroge Nr. 1 dürfte allerdings Shnupftabak gewesen sein. Im 18. Jahrhundert wurde in spanien mehr Schnupftabak, als Rauchtabak verarbeitet. In den oft sehr kostbaren Schnupftabakdosen wurden allerdings auch Pillen aufbewahrt. Dazu brauchte ein schnupfer mehrere Garnituren Taschentücher und eine Raspel, denn Schnupftabak wurde in fester Karottenform auf den Markt gebracht, den man sich selbst raspeln mußte. Als Tabatieren auch für ärmere Zeitgenossen brachte ein Herr Stowasser Tabatieren aus Pappmache´ auf den Markt, die heute noch gesuchte Antiquitäten sind. auch in China war Schnupftabak sehr beliebt, der in kleinen Porzellan- oder Chinalackfläschchen aufbewahrt wurde, die mit der Chinamode auch Europa eroberten.
Hierzu hätte ich eine Anmerkung. Also ich hatte das so in Erinnerung dass es sowohl spezielle Schnupftabaksdosen, als auch Dosen für Pastillen, Pillen etc. gab, wobei man schon damals auf einen guten Atem wohl achtete. Ich muss mal schauen, ob ich Beispiele für Pastillendöschen finde, bei "Kunst und Krempel" (BR) hatten sie einmal ein solches Döschen vorgeführt, welches aus dem 18.Jh. stammte und eindeutig nur für die Funktion der Aufnahme von Pastillen aber keinesfalls für Tabak gedacht war.

Ansonsten fände ich es der Übersichtlichkeit halber gut, wenn man sich tatsächlich bei den Antworten in dem Thema auf den zeitlichen Rahmen der Fragestellung begrenzen würde, da man frühere und spätere Praktiken bitte nicht in eine andere Zeit bedenkenlos übertragen sollte!

Besonders zum Tabakkonsum im 18.Jh. hatten wir ja schon einen recht erschöpfenden Thread. http://www.geschichtsforum.de/f76/die-kultur-des-rauchens-im-17-18-jh-12765/ Das Thema Tabakkonsum ist meines Wissens recht gut erforscht, eben weil es im 17. und 18.Jh. ein Massenphänomen wurde. Währenddessen kenne ich den Drogenkonsum mit dem, was wir heute als harte Drogen bezeichnen würden, eher als eine Randerscheinung der Oberschicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Erwähnenswert als Droge ist allerdings auch der Kaffee, der im 18. Jahrhundert eines der lukrativsten Schmuggelgüter war, da sein Genuß in vielen deutschen Ländern illegal für das gemeine Volk war.

Ich würde Kaffee eher als Psyschotropika einordnen denn als Droge im engeren Sinn.
Vielleicht ist das aber auch schon zu pedantisch. ;)
 
war.

Ansonsten fände ich es der Übersichtlichkeit halber gut, wenn man sich tatsächlich bei den Antworten in dem Thema auf den zeitlichen Rahmen der Fragestellung begrenzen würde, da man frühere und spätere Praktiken bitte nicht in eine andere Zeit bedenkenlos übertragen sollte!

Besonders zum Tabakkonsum im 18.Jh. hatten wir ja schon einen recht erschöpfenden Thread. http://www.geschichtsforum.de/f76/die-kultur-des-rauchens-im-17-18-jh-12765/ Das Thema Tabakkonsum ist meines Wissens recht gut erforscht, eben weil es im 17. und 18.Jh. ein Massenphänomen wurde. Währenddessen kenne ich den Drogenkonsum mit dem, was wir heute als harte Drogen bezeichnen würden, eher als eine Randerscheinung der Oberschicht.

Das ist sicher richtig, der hedonistische Gebrauch von Cannabispräparaten, aber auch die Gewohnheit, Opium zu gebrauchen, war bis zum Ende des 18. Jahrhunderts weitgehend auf die Eliten beschränkt, zumal die Preise für Importware ärmeren Zeitgenossen unerschwinglich waren. Bei Zeitgenossen wie Mozart habe ich ehrlich gesagt Schwierigkeiten, ihn mir als abenteuerlustigen Drogenfreak vorzustellen. Er würde heute vermutlich zu den 1, 5 Millionen Medikamentenabhängigen zählen.

Auch die Probleme mit dem Alkohol dürften deutlich geringer sein, als man es aus der Zeit der Industriellen Revolution kennt. Vor allem unter hart arbeitenden Zeitgenossen war es üblich, schon morgens Branntwein zu trinken. Zeitgenossen schrieben, dass schon die Kinder Schnaps bekämen, damit sie nicht so laut schrien. Dennoch muß die Zahl der Alkoholiker verhältnismäßig gering gewesen sein. Beim Branntwein handelte es sich meist um äußerst geringe Qualität, die oft noch Fuselöle enthielten. Hanf war unter dem gemeinen Volk als Tabaksurrogat bekannt und beliebt. Die Qualität dürfte noch deutlich unter dem Niveau moderner Erzeugnisse aus "deutscher Hecke" gewesen sein. Importware und hochwertige Cannabiserzeugnisse wurden gelegentlich von abenteuerlustigen Libertins gebraucht, doch war das eher marginal. Etwas häufiger dürfte der medizinische Gebrauch von Cannabispräparaten gewesen sein.

Es waren im Grunde nur 3 Substanzen, bei denen man seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert von "Volksdrogen" sprechen kann, deren Verwendung weitverbreitet war: Das waren Alkohol, vor allem Schnaps, Kaffee und seit die Kolonialmächte Geschmack am Opiumhandel gefunden hatten das Opium.


manche Proletarierfamilien lebten nur von Brot, Kartoffeln, Schnaps und Kaffee. Kaffee hatte großen Einfluß auf Ernährungsgewohnheiten und verdrängte die morgendlichen Suppen. In vielen Proletarierfamilien kam Kaffee als eine Art Powerriegel auf den Tisch. Man röstete Brotschnitten in Fett und brockte das dann in den Kaffee ein. Im Grenzgebiet zwischen Sachsen und Böhmen blühte der Kaffeeschmuggel. Es wurden viele Heimarbeiter, die Kattun für Dienstbotenkleidung webten, oft mit Kaffee bezahlt. Interessanterweise diente das Kattun oft als Arbeitskleidung für brasilianische Sklaven, und hier schloss sich dann wieder der Kreis, denn die sächsischen Proletarier waren im Grunde ebenso "Kaffeesklaven" wie die brasilianischen Pflücker.

Die erste "Drogenwelle" in der Mitte des 19. Jahrhunderts kündigte sich bereits am Ende des 18. Jahrhunderts an, als die Ostindienkompanien sich auf den Chinahandel konzentrierten und in großem Stil Opium aus Bengalen auf den Markt brachten. Der Preisverfall innerhalb weniger Jahre war etwa ebenso dramatisch, wie der Einbruch der Heroinpreise am Ende des 20. Jahrhunderts durch afghanische Großproduktion. Der Gebrauch von Opium bürgerte sich bald schon unter Arbeitern aus, und war zu Karl Marx zeiten längst alltäglich. De Quincey berichtete in seinen Confessiones, dass am Zahltag in Manchester Apotheken sehr viele Opiumportionen verkauft wurden, dass damals bereits billiger, als Schnaps war. 1806 wurde erstmals das Hauptalkaloid Morphin isoliert, dass seinen Siegeszug nicht zuletzt auch den industrialisierten Kriegen des 19. Jahrhunderts verdankte.
 
Danke guter Scorpio, dass Du auf das eigentliche Thema so zurück kommst. :yes:
Bei Zeitgenossen wie Mozart habe ich ehrlich gesagt Schwierigkeiten, ihn mir als abenteuerlustigen Drogenfreak vorzustellen. Er würde heute vermutlich zu den 1, 5 Millionen Medikamentenabhängigen zählen.
Das mit Mozart sehe ich auch so. Zugegeben er lebte eben genau zu der Zeit, in welcher Leute wie Mesmer, Cagliostro ihr (Un-)Wesen trieben und eben mit dieser Zeit verbindet man auch den Konsum von Drogen in den bestimmten Kreisen.
Du unterscheidest aber, Scorpio, ganz richtig zwischen Medikamentenabhängigkeit und gezielter Drogeneinnahme. Leider kenne ich mich mit den Medikamenten der Zeit zu wenig aus, aber kann mir gut vorstellen, dass eben die Resultate ähnlich gewesen sein mögen und daher leicht mit der Einnahme von Drogen, um Spaß zu haben, zu verwechseln ist.
 
Danke guter Scorpio, dass Du auf das eigentliche Thema so zurück kommst. :yes:

Das mit Mozart sehe ich auch so. Zugegeben er lebte eben genau zu der Zeit, in welcher Leute wie Mesmer, Cagliostro ihr (Un-)Wesen trieben und eben mit dieser Zeit verbindet man auch den Konsum von Drogen in den bestimmten Kreisen.
Du unterscheidest aber, Scorpio, ganz richtig zwischen Medikamentenabhängigkeit und gezielter Drogeneinnahme. Leider kenne ich mich mit den Medikamenten der Zeit zu wenig aus, aber kann mir gut vorstellen, dass eben die Resultate ähnlich gewesen sein mögen und daher leicht mit der Einnahme von Drogen, um Spaß zu haben, zu verwechseln ist.

Wobei der hedonistische Gebrauch und der medizinische Gebrauch allerdings fließend ineinander übergehen können. Worin sie sich unterscheiden, ist nicht die Dosis oder die Substanz, sondern vor allem auch die Wahrnehmung. Das erinnert mich an eine längst verblichene Dame, von der meine Urgroßmutter immer zu erzählen pflegte. Sie war ultrareligiös und hatte eine heftige Abneigung gegen den Alkohol. Einmal wurde ihr Klosterfraumelissengeist verordnet. Seitdem erlebte sie keine nüchterne Minute mehr, trank aber ihren Melissenschnaps oder Portwein aber nie anders, als aus dem Löffel- es war schließlich Medizin.
 
Das erinnert mich an eine längst verblichene Dame, von der meine Urgroßmutter immer zu erzählen pflegte. Sie war ultrareligiös und hatte eine heftige Abneigung gegen den Alkohol. Einmal wurde ihr Klosterfraumelissengeist verordnet. Seitdem erlebte sie keine nüchterne Minute mehr, trank aber ihren Melissenschnaps oder Portwein aber nie anders, als aus dem Löffel- es war schließlich Medizin.

Solche eine Geschichte über Klosterfrau Melissengeist habe ich auch schon gehört.

Gruß...
 
@murty:
Vielleicht findest du in den Briefen und der Literatur von Georgiana Duchess of Devonshire etwas zu dem Thema. Es ist bekannt, dass sie zeitweise ziemlich opiumsüchig war, allerdings habe ich über sie bisher nur eine Biographie mit Auszügen aus ihren Briefen gelesen, wo es nur immer heißt, dass sie ihrer Mutter - die ihr selbst den Konsum von Laudanum gegen ihre manisch-depressiven Phasen empfohlen hatte! - gesteht, dass sie wieder "etwas genommen" habe.
Vielleicht ist in ihrem anonym erschienenen Roman "The Sylph", (habe ihn leider noch nicht gelesen) in dem sie wohl gnadenlos mit der Schickeria Londons in den 1780ern abrechnet, ja auch was zum Thema Drogen zu finden.
 
De Quincey wurde Opium von einem Kommilitonen wegen Gesichtsneuralgie empfunden. Er schreibt in seinen "confessiones" wie er es zum ersten Mal austestete.

"Kaum war ich in meinem Quartier, so nahm ich ohne Zögern die vorgeschriebene Dosis. Wie erhob sich mein innerer Geist aus seinen innersten Tiefen hervor! Dass meine Schmerzen verschwanden, erschien mir ganz nebensächlich, die negative Nebenwirkung ging völlig unter im Abgrund der göttlichen Freuden. Das war das Geheimnis der Glückseligkeit, nach der die Philosophen so lange gesucht hatten. Man konnte für einen Penny Glückseligkeit kaufen und in der westentasche mit sich tragen. Verzückungen waren transportabel geworden und ließen sich in kleinen Flaschen verkorken, und Seelenfrieden konnte die Post nun gallonenweise verschicken."
 
De Quincey wurde Opium von einem Kommilitonen wegen Gesichtsneuralgie empfunden.
Passt ja ganz gut zum Thema Medikamentenmissbrauch und immerhin war er ein Kind des 18.Jh..

Thomas de Quincey (1785-1859): "Confessions of an English Opium-Eater (dt. Bekenntnisse eines englischen Opiumessers" (1822 erschienen)

Das nur nebenbei für diejenigen, denen der Name nicht geläufig ist.
 
Ich habe vor ein paar Tagen "From Hell" gesehen, die (sehr freie) Verfilmung der Jack the Ripper-Thematik mit Johnny Depp.

Murty hatte sich ja etwas auf den Zusammenhang Absinth <-> Laudanum versteift, wobei keiner eigentlich wusste, woher diese These kam.
Nun, in eben jenem Film habe ich zum ersten Mal solch einen Konsum gesehen. Johnny Depp bereitet sich dabei nach einer Mischung aus franz. (und tschechischem, obwohl dieses erst im 20. Jhr. entstand) Ritual seinen Absinth zu: Dabei träufelt er auch einige Tropfen Laudanum auf den Zucker.

Wahrscheinlich kommt der Irrglaube des Mischkonsums also von diesem Film, da eine tatsächliche Mischung der beiden Substanzen wahrscheinlich einen Rausch über Gebühr auslösen würde.
 
klar, ich bezog mich aber nur insofern auf den film, als dass ich dort generell etwas von Laudanum-Konsum erblicken konnte, d.h. von der genauen praktizierung.
aber das betrifft ja das späte 19. Jahrhundert und mich interessiert, die genaue einnahme wie sie im 18. Jahrhundert üblich war.

inzwischen bin ich um einige informationen reicher, danke aber jeden, der sich an dem beitrag beteiligt hat natürlich herzlichst!
... auch wenn einige noch immer den verdacht haben, meine absicht wäre es mir originalgetreu Laudanum reinzuziehen :nono:
...

da ich die informationen allerdings aufgrund schriftstellerischer absichten benötige, bin ich natürlich dankbar für jeden weiteren hinweis ^_~
 
klar, ich bezog mich aber nur insofern auf den film, als dass ich dort generell etwas von Laudanum-Konsum erblicken konnte, d.h. von der genauen praktizierung.
aber das betrifft ja das späte 19. Jahrhundert und mich interessiert, die genaue einnahme wie sie im 18. Jahrhundert üblich war.

Wenn ich den Film auch relativ spannend fand, verlässliche Informationen über den Laudanumkonsum sollte man aus ihm nicht herauslesen, sprich: es ist ein Spielfilm, keine historische Quelle, unabhängig davon, ob er im 19. Jhr. angesiedelt ist.
 
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