Flüchtlinge aus Ostpreußen

Da würde ich inzwischen von 100% ausgehen.
Ich selbst bin 100% Schwabe. Meine Frau ist 50%Westpreußin und zu 50% eine Hinterpommersche.
Meine Töchter haben sich für die Muttersprache entschieden, mein Sohn neigt derzeit zur "Vatersprache".
Per Saldo würde ich sagen es ist OK.

Ich hab keine Vertriebenen/Flüchtlinge als direkte Vorfahren.

Hab zwar direkte Vorfahren aus Ostpreußen aber die wanderten vor 1896 nach Braubauerschaft (Gelsenkirchen) aus.
 
", ich hätte nie gedacht, dass meine Aussage so rüberkommen könnte. Meine Grundstimmung war eher traurig als ich das schrieb. Bei meinem Posting vom 23.02.2010, 22:00 kann ich allerdings nur Sachlichkeit entdecken.

Hallo Beate, darf ich dir eine persönliche Frage stellen: Hast du die Flucht aus Ostpreußen selbst erlebt, berichtest du als Betroffene?
 
Wenn Gonnet hier aber als ein Hauptnahrungsmittel die "Rüben" nennt, lässt das allerdings einen tieferen Blick in die damalige Ernährungslage zu. Denn besonders sind die für den "menschlichen Verzehr" nicht geeignet.
@Repo, kennst du keine "Vrucken"? Habe ich bei Oma sogar immer gemocht, obwohl man wirklich nicht darauf angewiesen war.

Ein dänischer Kollege (mit deutsch klingendem Nachnamen) hatte seinen Großvater aus Königsberg geerbt, woher auch mein Opa mütterlicherseits kam.
Schade, dass der Dialekt de facto ausgestorben ist (...mein Mann ist bei die Hiiener, du Lorbass...).
 
Zuletzt bearbeitet:
@Beate
ja, aber wie kannst du dann sagen, ausgebomt und im zugigen Keller wäre dagegen Luxus gewesen. Sie haben genauso gehungert, gefroren, hatten oft alles verloren etc.pp.
Mich störte der Vergleich, bzw. das Fazit, das aus deinen Worten klang.
 
@Repo, kennst du keine "Vrucken"? Habe ich bei Oma sogar immer gemocht, obwohl man wirklich nicht darauf angewiesen war.

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:friends:
Papa und seine Geschwister haben immer von den Bratkartoffeln mit Spitzbohnenkaffee erzählt. Aus den Notzeiten des WK I.


Ein dänischer Kollege (mit deutsch klingendem Nachnamen) hatte seinen Großvater aus Königsberg geerbt, woher auch mein Opa mütterlicherseits kam.
Schade, dass der Dialekt de facto ausgestorben ist (...mein Mann ist bei die Hiiener, du Lorbass...)

Wirklich schade.
Worte die man nie mehr hören wird.

Scheiß Hitler
 
Vielleicht noch ein, zwei Worte zum Thread. Ich glabe Beate ist mächtig missverstanden worden. Ich bezweifele, dass sie sagen wollte, dass ein Flüchtlingsschicksal "schlimmer" gewesen sei, als ein Ausgebomtenschicksal. Sicher nicht!

Wenn man aber annimmt, dass eine ausgebomte Familie, welche den Angriff im Bunker überlebt hat, nun in den Ruinen eigenen oder eines fremden Hauses haust und dies mit der Flüchtlingsfamilie, die zunächst keine Bleibe hat und desorientiert ist, vergleicht, dann ist die Flüchtlingsfamilie in diesem speziellen Augenblick natürlich erst mal schlimmer dran, ganz gleich, welche Schrecklichkeiten beide Familien in welcher Intensität erlebt haben.

Von meiner eigenen Familie weiß ich leider wenig, da meine Mutter erst im Krieg geboren wurde und nur über wenige verschwommene Erinnerungen verfügt, meine Großeltern habe ich nie kennen gelernt.

Meine Großeltern und mein Urgroßvater hatten im Ruhrgebiet je eine Wohnung. Das Haus, in dem sich die Wohnung meiner Großelter befand, hatte einen Treffer abbekommen, der sich allerdings als Blindgänger herausstellte. Die Bombe hat ein Loch in die Deck gerissen und ist wohl durch sämtliche Etagen gegangen. Meine Mutter erinnert sich, dass sie durch das Loch in der Decke den Himmel sehen konnte.
Später dann musste eine der beiden Wohnungen aufgegeben werden, ich weiß aber nicht, ob noch während des Krieges oder erst danach*. Jedenfalls hat ein Großvater (der als Kriegsversehrter Dienst an der Heimatfront machen musste) die Möbel aus der einen Wohnung in die andere verfrachtet und die Familie musste dann zusammenziehen. Ob die andere Wohnung durch Flüchtlinge oder durch Ausgebombte (wohl eher letzteres) besetzt wurde, weiß ich nicht.

*Ich glaube noch während des Krieges, da meine Mutter mit meiner Großmutter 1945 sich irgendwo in Mitteldeutschand befand und sie dann schließlich von dort aus zurück nach Hause mussten, was sie ziemlich zeitig bewerkstelligten.
Meine Mutter erinnert sich jedenfalls an die Begegnungen mit russischen Soldaten, allerdings aus noch sehr kindlicher Perspektive.
 
Vielen Dank, @El. Ich habe mal 2 Wochen auf einem Schiff verbracht, dessen russischer Kapitän kurz nach Krieg in Ostpreussen geboren war. Er hatte ein Faible für Lokalgeschichte, zeigte mir alte Atlanten mit Dörfern, die es nicht mehr gibt und deklamierte auch schon mal Schillers "Jungfrau von Orleans". Danach wollte er wissen, ob es richtig ausgesprochen war.
Aber man mag es nicht glauben: Der Mann hat Wort gehalten und tatsächlich das Grab meines Großvaters (gef. Febr. 1945) in Fischhausen, heute Primorsk gefunden.
 
Vielleicht noch ein, zwei Worte zum Thread.

Vergleiche sind auch wenig hilfreich. Ich habe in meiner Familie die eine Seite mit den Bombennächten in Magdeburg, die andere als Flüchtlinge aus dem Osten. Gemeinsam ist beiden Erfahrungen höchstens die schon beschriebene Verdrängung.

Nochmals zu den ehemaligen "Westgebieten" des Deutschen Reiches. Man muss sich hier einmal den Umfang der Bevölkerungsbewegung klarmachen: der Vorkriegsstand der Bevölkerung betrug rd. 39 Mio., und stieg 1945-50 auf 49 Mio. (Statistische Jahrbücher), dabei alle Bewegungen einbezogen (auch Kriegsheimkehrer aus der Gefangenschaft etc.).

Die Aufnahme von 10 Mio. Menschen in 5 Jahren wäre vermutlich schon bei einem unzerstörten Gebiet ein Kraftakt, der im Chaos münden könnte. Diese Bewegung erfolgte aber in Gebiete, die Kriegszerstörungen an Wohnraum (in manchen Städten 70% und mehr), zusammengebrochene Logistik jeder Art und Hungerperioden 1945/47 aufwies.

Der Flüchtlingsteil meiner Familie kam übrigens im August 1946 in den Westen (im Mai 45 waren die Trecks auf kurz vor tschechischem Gebiet zum Stillstand gekommen und wurden zunächst zurückbeordert, 1946 erfolgten die Umsiedlungen in drei Wellen), nach der dortigen Ernte, aus relativ versorgtem dörflichem Umfeld, direkt in eine zerbombte mittlere Großstadt.
 
Der Flüchtlingsteil meiner Familie kam übrigens im August 1946 in den Westen (im Mai 45 waren die Trecks auf kurz vor tschechischem Gebiet zum Stillstand gekommen und wurden zunächst zurückbeordert, 1946 erfolgten die Umsiedlungen in drei Wellen), nach der dortigen Ernte, aus relativ versorgtem dörflichem Umfeld, direkt in eine zerbombte mittlere Großstadt.
Also gewissermassen vom Regen in die Traufe ...
 
Nochmals zu den ehemaligen "Westgebieten" des Deutschen Reiches. Man muss sich hier einmal den Umfang der Bevölkerungsbewegung klarmachen: der Vorkriegsstand der Bevölkerung betrug rd. 39 Mio., und stieg 1945-50 auf 49 Mio. (Statistische Jahrbücher), dabei alle Bewegungen einbezogen (auch Kriegsheimkehrer aus der Gefangenschaft etc.).

Die Aufnahme von 10 Mio. Menschen in 5 Jahren wäre vermutlich schon bei einem unzerstörten Gebiet ein Kraftakt, der im Chaos münden könnte. Diese Bewegung erfolgte aber in Gebiete, die Kriegszerstörungen an Wohnraum (in manchen Städten 70% und mehr), zusammengebrochene Logistik jeder Art und Hungerperioden 1945/47 aufwies.

Das muss man klar herausstellen.
Wir Deutsche haben im 20. Jahrhundert einiges auf dem Kerbholz. Brauchen wir ja hier nicht vertiefen.

Das können wir aber getrost auf die Positivseite schreiben. Geflohene/Vertriebene und "Aufnehmende" haben da gigantisches geleistet.
 
Das können wir aber getrost auf die Positivseite schreiben. Geflohene/Vertriebene und "Aufnehmende" haben da gigantisches geleistet.

Leisten müssen, lieber Repo.
Die Tochter meiner Oma hats nach Niedersachsen verschlagen aus Schlesien. dDe hat mir erzählt, wie sie hinter den Ecken hörte, jetzt müssen wir dieses Pack auch noch durchfüttern.
Meine Oma musste mit ihrem jüngsten Sohn ein Jahr später auch raus. Die haben es nur bis zur sowjetischen Besatzungszone geschafft.
Da war es auch nicht besser, sich durchzubeissen.
Lastenausgleich und ähnliches gab es hier ja nicht. Die haben von der Bodenreform vorerst profitiert. Dumm angesehen wurden sie trotzdem.
"Wir treten unsere Hühner alleine" hiess es in vielen Dörfern.
Zum Glück hat sich mein Vater davon nicht abhalten lassen, sonst gäbe es mich heute nicht.
So schlimm, wie es war, aber mal ehrlich, ohne dese erzwungene "Völkerwanderung, wäre hier auf den Dörfern immer noch "Inzucht" vorherschend.
Ich weiss, dass das falsch verstanden wird, aber ich gebe nur wieder, was die meisten hier denken.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Wir treten unsere Hühner alleine" hiess es in vielen Dörfern.
Zum Glück hat sich mein Vater davon nicht abhalten lassen, sonst gäbe es mich heute nicht.
So schlimm, wie es war, aber mal ehrlich, ohne dese erzwungene "Völkerwanderung, wäre hier auf den Dörfern immer noch "Inzucht" vorherschend.
LOL, im dünn besiedelten Norddeutschland war das bestimmt ein Argument. An meiner Grundschule herrschte eine "ostpreussische Schlägerbande", alle aus einem Dorf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Leisten müssen, lieber Repo.
Die Tochter meiner Oma hats nach Niedersachsen verschlagen aus Schlesien. dDe hat mir erzählt, wie sie hinter den Ecken hörte, jetzt müssen wir dieses Pack auch noch durchfüttern.
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Klar kamen solche Sprüche. Es wurden auch Witze gerissen (In der alten Heimat hamer ghabt... ) Ein vielfaches der Gesamtfläche der verlorenen Ostgebiete wäre beim Lastenausgleich angemeldet worden. usw. usf.

Die Taten waren aber andere.
Die einen wurden verjagt, die anderen mussten die verjagten aufnehmen.
Man hat die gemeinsam angerichtete Kacke gemeinsam ausgelöffelt, und das mit Anstand.
 
Zitat:"
aber es gab Damals fälle wo die ansässigen Bauern die Notlage der Flüchtlinge ausnutzte."

O ja, meine Grosseltern (Schlesien) waren nach 50 Jahre nach Kriegsende sauer auf so manche Niedersachsen. Beiden wurden nach Kriegsende von den Polen zur Erntearbeit zwangsverpflichtet, nachdem sie aus ihrem Haus Vertrieben wurden kamen sie in Hildesheim an und gingen, weil sie Bauern waren, freiwillig aufs Dorf. O-Ton: "Mehr Arbeit und weniger Fressen als bei den Polen, aber dafür ständig als Polake angeschnauzt werden". Als dann auch noch Anfang der 60er ein Haus gebaut wurde (Lastenausgleich) fing das Neidgeheule an.

Zitat:"
Es wäre mal interessant, eine aktuelle Bevölkerungsstatistik zu erheben, wer in der heutigen Jugend ein Abkömmling von Flüchtlingen oder Vertriebenen ist."

Ich müsste jetzt die Quelle raussuchen, aber so eine Statistik gibt es, ich hatte sie gefunde als ich für mein Dipl. recherchierte, ca ein Drittel der Bevölkerung stammt von Deutschen ab, die vor ´45 entweder zwischen Oder und Ural (Ostpreussen, Balten, Schlesier, Pommern, Russlanddeutsche) oder aus dem ehemaligen KUK-Gebiet (Ungarn-deutsche, Böhmen, Banater usw) stammten
 
Ich müsste jetzt die Quelle raussuchen, aber so eine Statistik gibt es, ich hatte sie gefunde als ich für mein Dipl. recherchierte, ca ein Drittel der Bevölkerung stammt von Deutschen ab, die vor ´45 entweder zwischen Oder und Ural (Ostpreussen, Balten, Schlesier, Pommern, Russlanddeutsche) oder aus dem ehemaligen KUK-Gebiet (Ungarn-deutsche, Böhmen, Banater usw) stammten


Die Zahl erscheint mir, gefühlt, sehr niedrig. (auch Angesichts der Beiträge hier, beinahe jeder kann doch irgend einen "Eingliederungs-Ärger" beitragen.)

Deshalb, wenn es Dir wieder einfällt, wäre Echt interessant.
 
Mit gefühlten Zahlen ist das "so eine Sache". Vielleicht sind Nachkommen von Flüchtlingen und Vertriebenen geschichtsinteressierter als andere oder askans erinnerte 1/3 bezogen sich auf beidseitige Nachkommen. Da würde ich mich dazuzählen, repo kann nur eine einseitige Nachkommenschaft beanspruchen, wegen der schwäbischen Seite. Und wie zählen anderweitig Entwurzelte, ich habe z.B. einen angeheirateten Onkel aus Berlin.
Der Krieg hat jedenfalls den deutschen Bevölkerungsbestand nochmal kräftig durcheinandergerührt.
OT: Es gab aber auch schon vorher immer wieder massive Wanderungsbewegungen, so habe ich kürzlich zur Chronik einer katholischen Kirche im protestantischen Umfeld gelesen, das diese im 19.Jhdt. für aus dem Eichsfeld eingewanderte Arbeiter gebaut wurde.

Nachtrag: Gab es dazu im GF schon eine Umfrage???
Übrigens, hatten wir hier schon lange keine Umfrage mehr.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit gefühlten Zahlen ist das "so eine Sache".

Zweifellos.

repo kann nur eine einseitige Nachkommenschaft beanspruchen, wegen der schwäbischen Seite.

Nee, Repo ist 100% Schwabe! (genau genommen 12,5% Thurgauer, aber die nehme ich da einfach zu den Schwaben dazu:cool:) Repos Frau dagegen ist wie rena 100%

askans erinnerte 1/3 bezogen sich auf beidseitige Nachkommen. Da würde ich mich dazuzählen, n.

Dann kämen doch insgesamt 90% zusammen. Frage ist auch, von wann die Untersuchung stammt. Der Anteil müsste ja jährlich steigen. Denke ich mal.

Nachtrag: Gab es dazu im GF schon eine Umfrage???
Übrigens, hatten wir hier schon lange keine Umfrage mehr.

Mach man (hätte Schwiegerpapa gebürtig aus Strasburg/Pr. gesagt)
 
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