Frage Otto Wels - Reichtstagsrede/Ermächtigungsgesetz

Die Mehrheitssozialisten gingen 1921, beispielsweise in der Deutschen Nationalversammlung davon aus, dass 1918/1919 in Deutschland eine Revolution stattgefunden, dass die Arbeiterklasse nun in Deutschland endlich das nachhole, "was das deutsche Bürgertum versäumt hatte"; die Einführung der Demokratie, die 1848/49 nicht eingeholt wurde. Aus diesen, ihren Selbstverständnis heraus betrieb die SPD bis 1933 Innen- und Außenpolitik. Dass 1918/1919 in Deutschland eine Revolution nicht stattgefunden, dass das Proletariat sich nicht eingebracht, ist die Position von Rosa Luxemburg, mit der auf den historischen Lernprozess gesetzt wurde. Die letztere Position, wird auf Moral gesetzt, gibt her der SPD, da sie einen als notwendig erachteten historischen Lernprozess nicht mitgemacht, diesem also entsprechend auch nicht gehandelt, den Aufstieg des NS lastend anzurechnen. Auf diese Moral zu setzen ist nicht zwingend.
Rosa Luxemburg hat doch den Nationalsozialismus gar nicht mehr miterlebt, allenfalls protofaschistische Aufstände (wenn man das so nennen will), einem davon fiel sie bekanntermaßen zum Opfer. So ganz kohärent will mir deine Argumentation daher noch nicht sein. Das allerdings unter dem Vorbehalt, dass ich deinen Worten auch das entnehme, was du ausdrücken möchtest.
 
Die Kommunisten haben sich ja, weil sie die Sozialdemokraten in ihrer ideologischen Verblendung als "Sozialfaschisten" ansahen, gegen einen gemeinsamen Generalstreik gewehrt. Insofern finde ich es ein wenig verwunderlich, ausgerechnet Kommunisten als Kronzeugen gegen die Sozialdemokraten aufzurufen.
 
Das allerdings unter dem Vorbehalt, dass ich deinen Worten auch das entnehme, was du ausdrücken möchtest.
Dieser überaus gelungenen Formulierung vollumfänglich zustimmend, hoffe ich, lieber Fredi, dass ich jetzt begriffen habe, worauf Du hinaus willst.

"Was hätten die Sozialdemokraten dagegen tun sollen[FONT=Arial, sans-serif]?" [/FONT]Vor der Abstimmung konnte die Sozialdemokratie nichts anderes tun, als das was in der Rede von Otto Wels zum Ausdruck gekommen ist. Meine Frage zielt auf den Zeitraum von 1918/19 bis 1933. War es für die Sozialdemokratie eine unumkehrbare Kette von Ereignissen, dass, von München ausgehend ab 1933 der NS die Stellung bezog, von der die SPD sich gezwungen sah, die staatlichen Stellungen zu räumen? Gab es in der WR keine aus sozialdemokratischen Kreisen kommende Unternehmungen, die bereits die in München sich zusammengefundenen Nationalsozialisten ( … DAP …) als den innenpolitischen Gegner der WR erkannt, analysiert und systematisch entgegengearbeitet? Ist eine innenpolitisch durchgehende sozialdemokratische Abwehrarbeit nicht nachzuweisen, musste die SPD dann 1933 nicht zwangsläufig die Position einnehmen, die von Otto Wels in der Rede im Reichstag formuliert wurde?


Du denkst also, dass die Sozialdemokratie die Schuld am Aufstieg der Nazis trägt, weil sich die SPD geweigert hat, den Hund zu geben, mit dem der KPD-Schwanz gern gewedelt hätte? Lieber Fredi, das Problem war nicht die SPD. Das Problem - oder mindestens ein Teil davon - waren die Kommunisten. Die waren nämlich auch keine Demokraten. Das war der Punkt, der dem Weimarer Reichstag das Genick gebrochen hat: Es war ein demokratisch gewähltes Parlament, in dem Demokraten in der Minderheit waren.

Die Legende, der Du aufsitzt, besagt, dass die Kommunisten nur deshalb ganz tolle Typen waren, weil sie "Antifaschisten" waren. Diese Legende existiert bis heute. Das Problem ist nur: Der größte Antifaschist jener Tage war ein irrsinniger Massenmörder, der dem Adolf kaum nachstand. Die SPD hätte die KPD-Pocken wählen müssen, um und die Nazi-Pest zu ersparen? Die Legende, der Du aufsitzt, verschweigt übrigens, dass es auch Antifaschisten gab, die KEINE Kommunisten waren. Die stellten sogar die Mehrheit.

Wie auch immer: Wenn irgendwo ein Verbrechen begangen wird, dann macht man gemeinhin die Täter dafür verantwortlich. Deinen Beiträgen zufolge tragen die Opfer die Schuld. Das will mir nicht einleuchten.

MfG
 
Rosa Luxemburg hat doch den Nationalsozialismus gar nicht mehr miterlebt, allenfalls protofaschistische Aufstände (wenn man das so nennen will), einem davon fiel sie bekanntermaßen zum Opfer. So ganz kohärent will mir deine Argumentation daher noch nicht sein. Das allerdings unter dem Vorbehalt, dass ich deinen Worten auch das entnehme, was du ausdrücken möchtest.

Diese Argumentation ist dann schlüssig, wird der von Rosa Luxemburg formulierte historische Lernprozess - die geschichtliche Entwicklung als einen Prozess historischer Dialektik zu begreifen -, nicht mit ihren Tod als hinfällig begriffen. Dass es nach Luxemburg verschiedene historische Notwendigkeiten gibt - die historische Notwendigkeit des Kapitals, die historische Notwendigkeit seines Totengräbers, der sozialistischen Arbeiterschaft -, gibt die auch nach ihrem Tod vorgefundene Denkfigur her, mit der beispielsweise in der Weimarer Zeit die SPD bezüglich des Aufstieges des NS gewertet wurde.

Eine Wertung, mit der in der WR lediglich ein Faktor, den der linksextremistischen Ausrichtung, gefunden. Ein Faktor, der, bei der im obigen Beitrag gestellten Frage - ist von 1918 bis 1933 eine durchgehende sozialdemokratische Abwehr des NS aufzuzeigen? -, zu berücksichtigen ist. Dass die sozialdemokratische Abwehr keine durchgehende SEIN SOLL, wird mit dem kommunistischen Geschichtsbewusstsein belegt. Diese Wertung, da diese nur ein Faktor bei der Behandlung der gestellten Frage ist, ist also nicht die Einzige. Wird diese Wertung als jene angenommen, wie diese daherkommt, eben als die Einzige, gäbe es bezüglich der Schuldfrage der SPD am Aufstieg des NS nichts zu diskutieren, bereits die Infragestellung dieser Schuldzuweisung wird als indiskutabel aufgefasst.
 
Die Kommunisten haben sich ja, weil sie die Sozialdemokraten in ihrer ideologischen Verblendung als "Sozialfaschisten" ansahen, gegen einen gemeinsamen Generalstreik gewehrt. Insofern finde ich es ein wenig verwunderlich, ausgerechnet Kommunisten als Kronzeugen gegen die Sozialdemokraten aufzurufen.

[FONT=Arial, Helvetica]Die SPD, in der WR, zwischen Kommunisten und NS.[/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Ist nicht eindeutig, welche Position mit „Sozialfaschismus“ sich artikulierte?, eben jenes[/FONT] [FONT=Arial, Helvetica]kommunistische Geschichtsbewusstsein, dass[/FONT] [FONT=Arial, Helvetica]davon ausgegangen, dass der SPD anzulasten sei - da sie auf der Seite gestanden mit der das „Endziel“, „Sozialismus“ nicht zu erreichen sei -,[/FONT] [FONT=Arial, Helvetica]der[/FONT] [FONT=Arial, Helvetica]Aufstieg des NS. In der, vom kommunistischen Geschichtsbewusstsein zugewiesenen Position des Steigbügelhalters lag also keinesfalls im[/FONT] [FONT=Arial, Helvetica]Vermögen der SPD[/FONT] [FONT=Arial, Helvetica]den[/FONT] [FONT=Arial, Helvetica]Aufstieg zu verhindern. Nach dieser „Endziel“-“Sozialismus“-Logik gilt[/FONT] [FONT=Arial, Helvetica]die Rede Otto Wels als empirischer Beweis, dass die eigene Geschichtsauffassung nicht nur die Richtige, sondern auch die Wahre ist. [/FONT][FONT=Arial, Helvetica]Eine bittere Erkenntnis für die Kommunisten, da ihnen 1933, wie die von ihnen bekämpften Sozialdemokraten nun Widerstand und Exil blieb. Die SPD hätte sich eben nur den Kommunisten und ihrer Geschichtsauffassung anschließen brauchen, dann wären nicht nur die Kommunisten, sondern auch die Sozialdemokraten die Richtigen, die Wahren, eben DIE Antifaschisten.[/FONT]


[FONT=Arial, Helvetica]Dass Geschichtsbewusstsein der SPD war jenes, wie es beispielsweise in der Deutschen Nationalversammlung von 14.2.1921 ausgesprochen wurde: „War England schon vor 300 Jahren gelungen, die Feudalherrschaft zu zertrümmern, war Frankreich vor 130 Jahren mit ihr fertig geworden, so hatte das deutsche Bürgertum nach der mißlungenden März-Revolution sich mit dem Fortbestehen der Feudalherrschaft abgefunden. Erst die Arbeiterschaft hat die Junkerherrschaft in Deutschland in der Novemberrevolution für immer ein Ende bereitet (Sehr richtig! Bei den Sozialdemokraten)“ Die Sozialdemokratie ging also davon aus, dass die deutsche Arbeiterschaft eine Revolution durchgeführt, deren Ergebnis gewesen, dass endlich auch in Deutschland die Demokratie eingeführt wird. Die Nationalversammlung, und nicht wie bei der USPD und den Kommunisten die Arbeiterschaft, ist der SPD-Führung das historische Subjekt gewesen. Otto Wels, in dem er in der Rede das Sozialistengesetz aufgriff, wusste wo von er gesprochen: dass die SPD ab 1933 nun nicht mehr unter der Herrschaft des Junkertums steht, sondern unter der Herrschaft jener[/FONT] [FONT=Arial, Helvetica]antirepublikanischen Kräfte, die ihren Vorstoß gegen die Sozialisten, und alles was darunter rubriziert wurde,[/FONT] [FONT=Arial, Helvetica]nicht erst seit 1933 praktizierten. [/FONT]

[FONT=Arial, Helvetica]Die[/FONT] „[FONT=Arial, Helvetica]Endziel“,“Sozialismus“-Logik der Kommunisten in der WR beinhaltet, dass die Demokratie, dass der Parlamentarismus, dass die politischen Parteien zu bekämpfen waren. Nach dieser Linksextremisten-Logik ist die SPD einer der politischen Parteien die den Aufstieg des NS überhaupt nicht verhindern konnte, die, im Gegenteil, zu diesen Aufstieg beigetragen. Die Logik dieses „Endziel“,Sozialismus“-Geschichtsbewusstsein unterscheidet sich bezüglich der Auffassung der Demokratie, des Parlamentarismus und der politischen Parteien nicht von den Kräften, die 1933 angetreten und das 1000-Jährige Reich errichten wollten, in dem beispielsweise die Demokratie, der Parlamentarismus und die politischen Parteien ausgemerzt.[/FONT]
 
@fredi: Eine generelle Antwort zu 1918-1923. In Anlehnung an Peukert: "Es ist daher zwar mit A. Winkler zuzustimmen, wenn er resümiert, dass Deutschland ein bereits zu fortgeschrittenes sowohl für die Revolution klassischen Typs [meine Anmerkung: gemeint ist die Französische Revolution bzw. die von 48] als auch eine Revolution bolschewistischen Typs gewesen sei. Der Grad demokratischer Tradition und das Niveau industreiller Kompelxität verboten einen radikalen Bruch und erzwangen ein labiles Ausbalancieren der beteiligten Interessen..... (S. 61)".

Ein Aspekt, den Bernstein sehr deutlich als Kritik an den Bolschewiken formuliert hat und ihnen eine ahistorische Anmaßung vorwirft, Revolution zu spielen. Zumindest spricht er ihnen das Recht ab, ihre Revolution auf Marx und seine Vorstellungen von der Entwicklung der gesellschaftlichen Entwicklung als Konsequenz der sich verschärfenden ökonomischen Widersprüche zu beziehen.

Diese Sichtweise ist dabei völlig kongruent zur marxschen Sicht auf Geschichte, da entsprechend den veränderten historischen Prozessen, eine Anpassung der Analyse vorgenommen werden muss. Es gibt keine "Kochrezepte" für historische Situationen, wie Lenin, Bukharin und Stalin festellen mußten.

Die Weimarer Republik - Detlev Peukert - Google Books

In seinem Kapitel "Alternativen zur Weimarer Republik" spielt Wehler eine Reihe von historischen Optionen durch. Er hält eine moderate sozialistische Variante, mit einer deutlichen Umgestaltung der kaiserlichen Bürokratie, für eine durchaus realistische Variante. Und vermutet sogar, dass insbesondere die USA, dieses positiv beurteilt hätten und es absolut zu keiner Intervention in die deutsche Innenpolitik gekommen wäre. Gescheitert ist dieser weitergehende Umgestaltungsprozess vor allem daran, so die These von Wehler, "weil es die die Überschreitung ihres Denk- und Erfahrungshorizonts verlangte" (S. 210). Eine These, die ich in Anlehnung an das, was ich zum Individuum im historischen Kontext geschrieben habe, absolut ähnlich sehe.

Deutsche Gesellschaftsgeschichte: Bd. Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis ... - Hans-Ulrich Wehler - Google Books

In diesem Sinne gibt es keinen historischen Determinismus, wenn sich das eigentlich "determiniert fühlende historische Subjekt", sprich die Sozialdemokratie, einem "historischen Lernprozess" (sofern es überhaupt sowas gibt) verweigert.

Die Entwicklung des Verhältnissen zwischen den marxistischen Parteien in Deutschland, der MSPD, der USPD und der KPD, ist insgesamt sehr gut bei Eley beschrieben.
Forging Democracy : The History of the Left in Europe, 1850-2000: The ... - Geoff Eley Professor of History University of Michigan - Google Books

Eine aktuelle Darstellung, basierend auf neuen Dokumenten nach der Öffnung der Archive, wirft vor allem ein differenzierte Licht auf die Bezeiehung zwischen der KPD und von EKKI. Ein wesentlicher Aspekt für die gesamte Diskussion zum Verhätlnis der SPD und der KPD. Und in der bisherigen Diskussion komplett ausgeblendet, erstaunlicherweise.

In Stalins Gefolgschaft: Moskau und die KPD, 1928-1933 - Bert Hoppe - Google Books

Und es waren nicht zuletzt EKKI, die einsehen mußten, dass ihre These zum "Sozialfaschismus" eine völlig verkehrte historische Bewertung war und die Abkehr nach 34 zu den Volksfrontbündnissen in Frankreich und Spanien geführt hat. Bei Carr findet sich eine Beschreibung des Eingeständnisses der Fehlinterpretation der historischen Verhältnisse im Rahmen des "Sozialfaschismus"-Paradigmas und der Übergang zur kollektiven Sicherheitsphilosophie und der "Volksfrontpolitik".

Twilight of the Comintern, 1930-1935 - Edward Hallett Carr - Google Books
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieser überaus gelungenen Formulierung vollumfänglich zustimmend, hoffe ich, lieber Fredi, dass ich jetzt begriffen habe, worauf Du hinaus willst.

Du denkst also, dass die Sozialdemokratie die Schuld am Aufstieg der Nazis trägt, weil sich die SPD geweigert hat, den Hund zu geben, mit dem der KPD-Schwanz gern gewedelt hätte? Lieber Fredi, das Problem war nicht die SPD. Das Problem - oder mindestens ein Teil davon - waren die Kommunisten. Die waren nämlich auch keine Demokraten. Das war der Punkt, der dem Weimarer Reichstag das Genick gebrochen hat: Es war ein demokratisch gewähltes Parlament, in dem Demokraten in der Minderheit waren.


Ja, das große Manko der SPD, dass sie mit ihren Geschichtsbewusstsein (siehe obige Rede in der Nationalversammlung) von 1918 an, eine parteipolitische Ausnahme der deutschen Bevölkerungsschichten gewesen ist, so dass, zugleich mit den ökonomischen Krisen, jene antirepublikanischen Kräfte 1933 die Oberhand bekamen, die darauf zielten, nicht nur die soziale Gesetzgebung zu beseitigen. Vom linksextremen Faktor, den Kommunisten in der WR, siehe die beiden vorgehenden Beiträge.​
 
Diese Argumentation ist dann schlüssig, wird der von Rosa Luxemburg formulierte historische Lernprozess - die geschichtliche Entwicklung als einen Prozess historischer Dialektik zu begreifen -, nicht mit ihren Tod als hinfällig begriffen. Dass es nach Luxemburg verschiedene historische Notwendigkeiten gibt - die historische Notwendigkeit des Kapitals, die historische Notwendigkeit seines Totengräbers, der sozialistischen Arbeiterschaft -, gibt die auch nach ihrem Tod vorgefundene Denkfigur her, mit der beispielsweise in der Weimarer Zeit die SPD bezüglich des Aufstieges des NS gewertet wurde.

Eine Wertung, mit der in der WR lediglich ein Faktor, den der linksextremistischen Ausrichtung, gefunden. Ein Faktor, der, bei der im obigen Beitrag gestellten Frage - ist von 1918 bis 1933 eine durchgehende sozialdemokratische Abwehr des NS aufzuzeigen? -, zu berücksichtigen ist. Dass die sozialdemokratische Abwehr keine durchgehende SEIN SOLL, wird mit dem kommunistischen Geschichtsbewusstsein belegt. Diese Wertung, da diese nur ein Faktor bei der Behandlung der gestellten Frage ist, ist also nicht die Einzige. Wird diese Wertung als jene angenommen, wie diese daherkommt, eben als die Einzige, gäbe es bezüglich der Schuldfrage der SPD am Aufstieg des NS nichts zu diskutieren, bereits die Infragestellung dieser Schuldzuweisung wird als indiskutabel aufgefasst.

Was ich ja noch akzeptieren könnte, wäre, den HistoMat (dem im Übrigen damals auch noch die Sozialdemokratie anhing) als geschichtstheoretische Denkfigur zu verwenden. Allerdings das "kommunistische Geschichtsbewusstsein" - und wir reden hier offensichtlich von den Dogmen der bolschewistischen Orthodoxie - als Beleg dafür zu verwenden, dass die Sozis die Nazis nicht verhindert haben, respektive an ihrem Aufstieg schuld sind, ist Kokolores.
 
Prälat Kaas vom Zentrum begründete todesmutig , weshalb seine Partei einknickte und den Nazis die Hand reichte, um die "Fortführung des Aufstiegswerks zu sichern." Auch der spätere Bundespräsident Heuss stimmte dem Ermächtigungsgesetz brav zu.


Genau dieser Bundespräsident, der durch sein Ja mithalf Adolf Hitler die Schleusen zu öffnen, meinte später in der zweiten Republik als Staatsoberhaupt, es nötig zu haben, vor dem deutschen Volke wie einen bissigen Hund zu warnen.
 
[FONT=Arial, Helvetica]... Die SPD hätte sich eben nur den Kommunisten und ihrer Geschichtsauffassung anschließen brauchen, dann wären nicht nur die Kommunisten, sondern auch die Sozialdemokraten die Richtigen, die Wahren, eben DIE Antifaschisten....[/FONT][FONT=Arial, Helvetica].[/FONT]

@fredi

Ersteinmal eines vorweg, die Nationalsozialisten waren keine Antirepublikaner, sondern Republikaner durch und durch. Da gab es durchaus Unterschiede zu den Faschisten. Nur in der historischen Kontextualisierung mit Blick auf die WR, lehnten sie diese Republik, in ihrer staatsrechtlichen Form ab ("Systemzeit"). Nur im Hinblick auf die WR, wäre der Terminus "Antirepublikaner" gerechtfertigt. Eine Wiederherstellung der Monarchie war für die NSDAP ausgeschlossen und hatte keinen Raum in der ns Ideologie.

In dem oben angeführten Zitat schränkst Du den antifaschistischen Widerstand m.E. zu stark auf den kommunistischen und sozialdemokratischen Widerstand ein und blendest dabei den bürgerlichen und auch kirchlichen Widerstand aus.

W.o. hat Thane dankenswerter Weise Wehler zitiert:

"weil es die die Überschreitung ihres Denk- und Erfahrungshorizonts verlangte"

Dieses ist m.E. der Kernpunkt des Scheiterns der WR. Das Scheitern der WR an dem komplexen Verhältnis EKKI <=> KPD (aus meiner beschränkten Sicht, spätestens mit dem "Thälmannschen ZK der KPD" einigermaßen geklärt) und der SPD tritt dagegen zurück.

Diese "Überschreitung" der Denk- und Erfahrungshorizonte trat erst unter der drohenden militärischen Niederlage sukzessive ein, spätestens mit dem Potsdamer Abkommen und den Nürnberger Prozessen.

@Thane

Ich wäre mir sehr unsicher, ob die USA eine "Sozialisierungspolitik" des DR goutiert hätten.

Tatsächlich sind alle derartigen Zielsetzungen, siehe das Zitat von Wehler, w.z.B. der RWR "im Sande" verlaufen.


M. :winke:
 
Ersteinmal eines vorweg, die Nationalsozialisten waren keine Antirepublikaner, sondern Republikaner durch und durch. Da gab es durchaus Unterschiede zu den Faschisten. Nur in der historischen Kontextualisierung mit Blick auf die WR, lehnten sie diese Republik, in ihrer staatsrechtlichen Form ab ("Systemzeit"). Nur im Hinblick auf die WR, wäre der Terminus "Antirepublikaner" gerechtfertigt.

Das ist eine sehr ... überraschende Sichtweise. Sicher, eine Republik muss nicht zwingend eine Demokratie sein, dennoch bereitet mir diese Aussage Bauchweh. Und kennte ich dich nicht besser... oder anders: Weil ich dich kenne, bin ich ob dieser Sichtweise irritiert.

Eine Wiederherstellung der Monarchie war für die NSDAP ausgeschlossen und hatte keinen Raum in der ns Ideologie.

Ja, richtig, aber das würde ja bedeuten, dass Monarchie und Republik die einzigen beiden Staatsformen wären.

War der NS-Staat denn wirklich eine res publica?
 
Das ist eine sehr ... überraschende Sichtweise. Sicher, eine Republik muss nicht zwingend eine Demokratie sein, dennoch bereitet mir diese Aussage Bauchweh. Und kennte ich dich nicht besser... oder anders: Weil ich dich kenne, bin ich ob dieser Sichtweise irritiert.

Ja, richtig, aber das würde ja bedeuten, dass Monarchie und Republik die einzigen beiden Staatsformen wären.

War der NS-Staat denn wirklich eine res publica?

Also, da frage ich mich, was den für eine echte Republik es geben kann ohne Demokratie? Eine Militärjunta? Oder die Sowjetrepubliken? Nur die beziechneten sich ja als "Volksdemokratien", ob nun zu recht oder nicht sei dahingestellt. Eine "res publica" ist eben eine öffentliche Angelegenheit im Gegensatz zu einer "res privata", wo ein König oder Tyrann regiert...

Auch mich würde überraschen, dass die Nazis den Begriff "Republik" mochten, die bevorzugten den Begriff "Staat" genauso wie später Den État Francais nicht mehr Republik nannten, das war dort wie in Deutschland phasenweise fast ein Schimpfwort.
 
@fredi: Eine generelle Antwort zu 1918-1923. In Anlehnung an Peukert: "Es ist daher zwar mit A. Winkler zuzustimmen, wenn er resümiert, dass Deutschland ein bereits zu fortgeschrittenes sowohl für die Revolution klassischen Typs [meine Anmerkung: gemeint ist die Französische Revolution bzw. die von 48] als auch eine Revolution bolschewistischen Typs gewesen sei. Der Grad demokratischer Tradition und das Niveau industreiller Kompelxität verboten einen radikalen Bruch und erzwangen ein labiles Ausbalancieren der beteiligten Interessen..... (S. 61)".

Ein Aspekt, den Bernstein sehr deutlich als Kritik an den Bolschewiken formuliert hat und ihnen eine ahistorische Anmaßung vorwirft, Revolution zu spielen. Zumindest spricht er ihnen das Recht ab, ihre Revolution auf Marx und seine Vorstellungen von der Entwicklung der gesellschaftlichen Entwicklung als Konsequenz der sich verschärfenden ökonomischen Widersprüche zu beziehen.

Diese Sichtweise ist dabei völlig kongruent zur marxschen Sicht auf Geschichte, da entsprechend den veränderten historischen Prozessen, eine Anpassung der Analyse vorgenommen werden muss. Es gibt keine "Kochrezepte" für historische Situationen, wie Lenin, Bukharin und Stalin festellen mußten.

Die Weimarer Republik - Detlev Peukert - Google Books

In seinem Kapitel "Alternativen zur Weimarer Republik" spielt Wehler eine Reihe von historischen Optionen durch. Er hält eine moderate sozialistische Variante, mit einer deutlichen Umgestaltung der kaiserlichen Bürokratie, für eine durchaus realistische Variante. Und vermutet sogar, dass insbesondere die USA, dieses positiv beurteilt hätten und es absolut zu keiner Intervention in die deutsche Innenpolitik gekommen wäre. Gescheitert ist dieser weitergehende Umgestaltungsprozess vor allem daran, so die These von Wehler, "weil es die die Überschreitung ihres Denk- und Erfahrungshorizonts verlangte" (S. 210). Eine These, die ich in Anlehnung an das, was ich zum Individuum im historischen Kontext geschrieben habe, absolut ähnlich sehe.

Deutsche Gesellschaftsgeschichte: Bd. Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis ... - Hans-Ulrich Wehler - Google Books

In diesem Sinne gibt es keinen historischen Determinismus, wenn sich das eigentlich "determiniert fühlende historische Subjekt", sprich die Sozialdemokratie, einem "historischen Lernprozess" (sofern es überhaupt sowas gibt) verweigert.

OK, bleiben wir bei diesem Zeitraum. Mit der, beispielsweise katholischen Ausrichtung und deren Einflussnahme auf die bayerische Politik fanden Sozialisten in Deutschland, hier also in Bayern, ein soziales Niveau vor, dass Lenin bei den Bauern, mit denen er zu tun bekam, nicht vorgefunden. Und nicht nur das. Wie in dem Zitat hervorgehoben, auch der Stand der Industrie, wie ihn beispielsweise Marx vorgefunden. Und dazu noch, wie ebenfalls im Zitat hervorgehoben, die demokratische Tradition in Deutschland. Werden diese sozialen, technischen und politischen Umstände stark berücksichtigt, stößt eine Forderung, im Politischen den Bolschewismus 1 zu 1 auf Deutschland zu übertragen um deren Verhältnisse zu gestalten, auf nicht geringe Abwehr von nicht wenigen Schichten. Die deutschen Schichten müssten sich antiwestlich aufstellen. Eine Annahme, die zwar von einigen Kreisen 1918 und in der WR erwogen wurde, mit der an den deutschen Verhältnissen jedoch vorbei gezielt wurde. So gesehen, soweit ich sehe, trifft die Kritik Bernstein, mit der dann daran festgehalten wird, dass Marx im Zusammenhang mit dem Stand jener Ökonomie zu denken ist, mit der Gesellschaft auftritt. Da nun Lenin diese Komplexität des Ökonomischen, des Sozialen, des Technischen, des Politischen nicht vorfand, sondern eine andere Situation vorgefunden, griff die Analyse von Marx auch nicht. Keine Determination.


„In seinem Kapitel "Alternativen zur Weimarer Republik" spielt Wehler eine Reihe von historischen Optionen durch."

Die USPD, mit Däumig hielt beispielsweise an der Rätebewegung und zwar als das historische Subjekt der Novemberrevolution fest. Außerdem berücksichtigte Däumig: „Es ist ja unglaublich, wie wenig sich diese deutsche Revolution zutraut.“ In der sogenannten Revolutionszeit schreibt er: „Denn, meine Herren, kein einziges Revolutionsparlament der Geschichte (Große Englische Revolution, Französische Revolution, fredi) hat einen so nüchternen, hausbacken, ja ich sage, philiströsen Geist aufzuweisen, wie dieses erste Revolutionsparlament, das hier zusammengetreten ist.“ Der Untertanen- und Korporalsgeist sitze als „Erbschaft von Jahrzehnten natürlich noch tief in ihr.“ Eine „moderate sozialistische Variante“ angenommen, die die „Überschreitung“ voraussetzt. Dann wäre die Ökonomie in Deutschland nicht die geblieben, wie diese mit Wilhelm II offen aufgetreten ist? Weiter angenommen, die Ökonomie wäre, getragen vom Geschichtsbewusstsein, dass die Rätebewegung das historische Subjekt der Novemberrevolution sei, moderat sozialisiert. Die Träger jener Ökonomie hätten sich dieser sozialistischen Ausrichtung gefügt? Weiter angenommen, dass mit der Rätebewegung eine Außenpolitik der Erfüllung auf den Weg gekommen. Dann ist doch davon auszugehen, dass, da auf einer ökonomischen Basis stehend, eine souveräne Erfüllungspolitik in Deutschland auf den Weg gekommen wäre. Ein Weg, der sich zwar mit den Räten von der Form der englischen und französischen Revolution unterscheidet, der jedoch, da auf diesen Räterepublikanischen Weg die Erfüllung prinzipiell nicht abzulehnen ist, die deutsche antiwestliche, im besonderen die deutsche anti-französische Unternehmung der Nicht-Erfüllung die Spitze genommen wäre. Dieser Weg gibt eine ganz andere Gewichtung bezüglich weiter deutscher Schichten und den Forderungen beispielsweise der französischen Regierungen her, als beispielsweise Eisners Auffassung der Moral in der Politik. Die ökonomischen Krisenzeiten der WR gebe die Schwungkraft nicht her, der den NS entgegengekommen ist. Weite Schichten hätten dem Nationalsozialismus distanzierter wahrgenommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist eine sehr ... überraschende Sichtweise. Sicher, eine Republik muss nicht zwingend eine Demokratie sein, dennoch bereitet mir diese Aussage Bauchweh. ... Ja, richtig, aber das würde ja bedeuten, dass Monarchie und Republik die einzigen beiden Staatsformen wären.

War der NS-Staat denn wirklich eine res publica?

@ElQ

Jetzt bin ich irritiert. Selbstverständlich beziehe ich mich nur ausdrücklich auf die staatsrechtliche Kategorie "Republik" und nicht auf antidemokratische und totalitäre Strukturen des ns Regimes.

Das es semantische Deutungsverschiebungen der politischen Kategorie "Antirepublikaner" seit 1919 bis heute gegeben hat, steht außer Frage.

Du hast mich so irritiert, daß ich mir das "25-Punkte-Programm" nocheinmal angeschaut habe, also "antirepublikanisches" finde ich da nichts, wohl aber eine Kampfansage an die Grundlagen der WR - und das meinte ich w.o.

Vllt. habe ich unklar formuliert.

"War der NS-Staat denn wirklich eine res publica?"

Das kann ich nicht beantworten, sondern nur eine Meinung äußern, ja, ich denke, die Thesen zur "Zustimmungsdiktatur" sind im wesentlichen zutreffend.

M.
 
@ElQ

Jetzt bin ich irritiert. Selbstverständlich beziehe ich mich nur ausdrücklich auf die staatsrechtliche Kategorie "Republik" und nicht auf antidemokratische und totalitäre Strukturen des ns Regimes.
...
"War der NS-Staat denn wirklich eine res publica?"

Das kann ich nicht beantworten, sondern nur eine Meinung äußern, ja, ich denke, die Thesen zur "Zustimmungsdiktatur" sind im wesentlichen zutreffend.

M.
Aly hat zweifellos insoweit Recht, dass der deutsche Nationalsozialismus nicht als Ergebnis einer Verschwörung einer kleinen Minderheit begriffen werden kann. Da die demokratische Weimarer Republik mit den Mitteln der Republik ausgehebelt werden konnte, muss es eine relativ breite Zustimmung zu einer un- oder gar anti-demokratischen Grundhaltung gegeben haben.

Fraglich bleibt allerdings, ob die anti-demokratische Grundhaltung sich auf eine Bevölkerungsmehrheit oder auch nur auf eine demokratisch legitimierte Mehrheit stützen konnte. Wie wir wissen, haben sich die Nazis genötigt gesehen, eine Reihe von Reichstagsabgeordneten durch willkürliche Verfolgung "aus dem Spiel zu nehmen". Und diese "zustimmungsdemokratischen" Faktoren spielten nur eine Rolle, bis das Ermächtigungsgesetz verabschiedet war. Danach konnten alle Leute, die nicht zustimmungswillig waren, vor der Zustimmung (besser: vor der Ablehung) beseitigt werden.

Das Ermächtigungsgesetz führte dazu, dass nur noch Zustimmung erlaubt war - besser: dass alle, die widersprechen wollten, nicht mehr stimmberechtigt waren. Wenn man die Stimmberechtigung jedoch von der Bereitschaft zur Zustimmung abhängig macht, dann wird Demokratie zur Farce.

Das widerspricht dem Inhalt der Formulierung "res publica". Wenn eine Sache (res) öffentlich (publica) ist, dann müssen ALLE an der Entscheidung mitwirken dürfen. In diesem Sinne ist "Republik" gleichbedeutend mit "Demokratie". Wenn willkürlich diese (Juden) oder jene (Sozis) Gruppe von der Teilhabe ausgeschlossen wird, dann liegt keine "res publica" mehr vor. Und folgerichtig auch keine Demokratie.

Zudem bedeutet "Demokratie", dass gegebene Verhältnisse durch Wahlen auch wieder geändert werden können. Sowas lässt Diktatur aber nicht zu.

"Zustimmungsdiktatur" kann es deshalb nicht geben. Das Wort ist ein Widerspruch in sich.

MfG
 
Ja, das große Manko der SPD, dass sie mit ihren Geschichtsbewusstsein (siehe obige Rede in der Nationalversammlung) von 1918 an, eine parteipolitische Ausnahme der deutschen Bevölkerungsschichten gewesen ist, so dass, zugleich mit den ökonomischen Krisen, jene antirepublikanischen Kräfte 1933 die Oberhand bekamen, die darauf zielten, nicht nur die soziale Gesetzgebung zu beseitigen. Vom linksextremen Faktor, den Kommunisten in der WR, siehe die beiden vorgehenden Beiträge.​

Vorweg ein gutgemeinter Rat:

Du solltest hart an Deiner eigenen "Dialektik" arbeiten. Es fällt wirklich schwer, Dich zu verstehen. Und ich bin durchaus erfahren darin, wirr erscheinende Textbeiträge zu entschlüsseln!

Deine Argumentation ist aus ???????? Gründen widersinnig:

Erstens behauptest Du, dass die Sozialdemokratie nach 1918 nichts getan habe, um den Nazis entgegenzutreten. Das ist falsch. Sie haben zum Beispiel das Reichsbanner gegründet und damit tätig Widerstand geleistet.

Hinzu kommt: Die Sozialdemokraten haben sich immer als DEMOKRATEN verstanden. Das Reichsbanner war eine Organisation, deren Aufgabe darin bestand, die REPUBLIK zu verteidigen. Und jetzt sagst Du, dass die Sozialdemokratie ihre Grundwerte (Demokratie und Republik) hätte aufgeben müssen? Dass sie sich einer undemokratischen und republikfeindlichen Minderheit (KPD) hätte unterordnenen müssen, um eine andere undemokratische und republikfeindliche Minderheit (NSDAP) an der Machtergreifung zu hindern?

Das ist Blödsinn!

Du verbreitest mit solchen Behauptungen nur die Legende, dass es zwischen 1918 und 1933 für die Menschen in diesem Land nur die Wahl zwischen Faschismus und Kommunismus, zwischen Pest und Pocken, gegeben habe. Genau diese Legende hat uns in den Kalten Krieg gestürzt!

Zweitens verbreitest Du die Legende, dass die Sozis wegen ihres "schrägen Geschichtsbewusstseins" nicht erkannt hätten, wo sie eigentlich hingehörten. Nun schau Dir doch mal die Realität an: Leben wir in einem Land, das von Stalin oder von Hitler entworfen wurde? Nein, wir leben nicht in so einem Land. Und das tun wir deshalb nicht, weil es einen DRITTEN Weg gab. Der hat sich sogar durchgesetzt! Und er folgt ziemlich genau den Linien, die die Sozialdemokratie vor 150 Jahren vorgezeichnet hat.

MfG
 
@fredi

Ersteinmal eines vorweg, die Nationalsozialisten waren keine Antirepublikaner, sondern Republikaner durch und durch. Da gab es durchaus Unterschiede zu den Faschisten. Nur in der historischen Kontextualisierung mit Blick auf die WR, lehnten sie diese Republik, in ihrer staatsrechtlichen Form ab ("Systemzeit"). Nur im Hinblick auf die WR, wäre der Terminus "Antirepublikaner" gerechtfertigt. Eine Wiederherstellung der Monarchie war für die NSDAP ausgeschlossen und hatte keinen Raum in der ns Ideologie.

In dem oben angeführten Zitat schränkst Du den antifaschistischen Widerstand m.E. zu stark auf den kommunistischen und sozialdemokratischen Widerstand ein und blendest dabei den bürgerlichen und auch kirchlichen Widerstand aus. M. :winke:


In dem Textteil, aus dem Du das oben angeführte Zitat genommen, wurde lediglich die Logik der Kommunisten angerissen, die, bis 1933 auch mit „Sozialfaschismus“ operierten, und damit IHR Bild von der SPD sich gebildet. In diesem Textteil ist, beispielsweise vom Widerstand der Sozialdemokraten, von ihren demokratischen Unternehmungen und ihrer demokratischen Sichtweise beispielsweise von Kommunisten nichts gesagt.


Merkmal der Sozialdemokratischen Republikaner war ihr, bis 1933 praktiziertes demokratisches Geschichtsverständnis zu dem die öffentliche Verhandlung, genauer die parlamentarische Verhandlung anliegender Sachen und vom Volk legitimierte politische Parteien gehörten. Dass Reichsbanner, eine ihrer Unternehmungen der Verteidigung der Republik gegen extremistische Ausrichtungen, setzte sich aus Kriegsteilnehmern des 1. WK zusammen. Waren, wir Du schreibst, bis 1933 die Nationalsozialisten keine Antirepublikaner, sondern „Republikaner durch und durch“ - müssten dann nicht im Reichsbanner eine Vielzahl mehr Kriegsteilnehmer eingegliedert gewesen sein, von denen die Mehrzahl dann 1933 aus dem Reichsbanner marschierten, um nun, ihre, die mit der Gründung des Reichsbanners aufgesetzte rote Maske fallen lassend, für die Republik zu marschieren? Brauner „Republik“?-Marsch, der beispielsweise für die parlamentarische Verhandlung anliegender Sachen einstehenden Sozialdemokraten Ausgrenzung … aus der „Volksgemeinschaft“ praktizierte und damit die Abwesenheit demokratischer Unternehmung demonstrierte. Eine Republik ? deren Republikaner ? jene Republikaner verfolgten … die für die Demokratie in der WR einstanden? Eine Republik ohne Öffentliche Verhandlung? Was ist das für eine Republik? Nicht die Monarchie, sondern die Republik hatte Raum in der NS-Ideologie?​
 
Kriegsteilnehmer gewesen zu sein, war keine notwendige noch schon gar nicht die einzige Voraussetzung die Mitgliedschaft. Und eine Verpflichtung zum Beitritt zum Reichsbanner gab es auch nicht. Die Organisation nannte sich "Bund deutscher Kriegsteilnehmer und Republikaner". Wie man hört, soll es auch undemokratische Kriegsteilnehmer gegeben haben. Hitler war so einer. Die schlossen sich dann gern anderen Gruppierungen an. Zum Beispiel die SA. Oder auch der Rote Frontkämpferbund, der der KPD nahestand. Nebenbei: Wie konnten Kommunisten es eigentlich mit ihrem Geschichtsverständnis vereinbaren, an diesem Krieg teilzunehmen?

MfG
 
Kriegsteilnehmer gewesen zu sein, war keine notwendige noch schon gar nicht die einzige Voraussetzung die Mitgliedschaft. Und eine Verpflichtung zum Beitritt zum Reichsbanner gab es auch nicht. Die Organisation nannte sich "Bund deutscher Kriegsteilnehmer und Republikaner". Wie man hört, soll es auch undemokratische Kriegsteilnehmer gegeben haben. Hitler war so einer. Die schlossen sich dann gern anderen Gruppierungen an. Zum Beispiel die SA. Oder auch der Rote Frontkämpferbund, der der KPD nahestand. Nebenbei: Wie konnten Kommunisten es eigentlich mit ihrem Geschichtsverständnis vereinbaren, an diesem Krieg teilzunehmen?

MfG


Rechtsgerichtete Kriegsteilnehmer marschierten nicht nur gegen die Räterepublikaner, sondern auch gegen die Demokraten der WR. Der Kapitän Erhardt mit seiner Brigade beispielsweise, davon ausgehend das der sozialdemokratischen Regierung der Rückhalt im Volk nicht zukomme, marschierte am 13. März 1920 gegen die Republik. Die Reichswehr verhielt sich neutral. Die Reichsregierung floh nach Stuttgart. Der Kapp-Putsch führte nicht dazu, die Regierung zu stürzen. Kapp floh nach Schweden.

Dieser Putsch, mit dem die Weimarer Republik mit einem Schlag erledigt werden sollte, veranlasste die demokratischen Parteien nicht, dass Reichsbanner zu gründen, dass erst 1924, auch als Antwort auf den von Bayern ausgehenden Marsch gegen Berlin gegründet wurde. Nicht wenige Träger des Reichsbanners, vor allem die Sozialdemokraten waren Pazifisten im Geist, damit konnten sie gegen die militärische Ausrichtung, beispielsweise die des Stahlhelm, nicht bestehen. Dass Reichsbanner blieb in der Defensive. Dass Zentrum, nachdem das „nationale“ Geschrei der Opposition anschwoll, verließ das Reichsbanner. Die „Eiserne Front“, 1931 gegründet, unterlag als Hindenburg Hitler entgegengekommen. Der Rotfrontkämpferbund, insgesamt weit weniger pazifistisch und damit militanter als die vor allem sozialdemokratischen Träger des Reichsbanner, verblieb innerhalb der kommunistischen Partei, deren Einflussnahme auf die Masse nicht gelang.

Wenn nicht die Arbeiterschaft die Stütze und Gestalterin der Weimarer Republik war - wer dann? So wurde bis 1933 eine Stellung der WR nach der anderen geräumt. Einen abermaligen Generalstreik - dass dieser nicht zustande gekommen ist, dafür wird der Kommunist seine Gründe anführen, wird der Sozialdemokrat seine Gründe anführen … -, gab es 1933 nicht. Die republikanischen Institutionen blieben ohne demokratischen Geist. 1933 blieb Otto Wels übrig für die SPD im Reichstag eine dieser Situation entsprechende Rede zu halten, in der er auch auf die Sozialdemokratie unter dem Sozialistengesetz verwiesen.

Dass deutsche Bürgertum fand 1933 innenpolitisch vor, was es von 1848 bis 1918 innenpolitisch mit der junkerlich-monarchistischen Konstitution erreichte; die Arbeiterschaft spielte im Staat keine Rolle. Mit dem Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung - nicht erreicht wurde beispielsweise eine Reichsbürokratie zu schaffen mit der das obrigkeitsstaatliche Fürstenwesen überwunden wurde -, und bedingt durch die zunehmende Industrialisierung wurde die deutsche Einigung jedoch zur unabweisbaren Notwendigkeit. Dass deutsche Bürgertum wollte seinen geschlossenen nationalen Handelsstaat. Bismarck witterte die Chance; Junkertum und die Hohenzollernmonarchie, wenn diese zum Sachverwalter der bürgerlichen Interessen wurden, konnten weiterhin, ohne Arbeiterschaft, ihre Macht ausüben.
 
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