Französisch Nordafrika

Mittelalterlager

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Moin

Kennt jemand von Euch sich mit dem Industriepotential von französisch Nordafrika (Marokko, Algerien, Tunesien) um 1939/40 aus?

Die Frage bezieht sich letztlich auf die Möglichkeit des weiteren Wiederstandes der französischen Streitkräfte nach der Niederlage im Mutterland.
Hierzu sollte auch ein Minimum an Produktions-und Versorgungskapazität vorhanden sein. War das in Nordafrika überhaupt möglich?
 
Zumindest bei der Lebensmittelproduktion war Algerien damals noch recht gut aufgestellt. Mit 20 Millionen Hektoliter Wein pro Jahr zählte Algerien damals sogar zu den grössten Weinproduzenten der Welt. Zudem war es der weltweit grösste Weinexporteur.
Der Getreideanbau und die Tierhaltung waren aber schon damals rückläufig und litt unter Arbeitskräftemangel.

Gruß Pelzer
 
Ich denke, es dürfte kaum eine industrielle Basis gegeben haben, die für andere Zwecke als für die Produktion von Lebensmitteln zu gebrauchen war:
"In North Africa industrial production, confined to agricultural and foodstuff industries, remained limited contributing to only 10% of GDP in Algeria and Morocco, and 5% in Tunisia by 1955 (Amin 1970, 42-43)."
(Laura Maravall Buckwalter and Laura Panza (2024): THE COLONIAL STATE IN THE MIDDLE EAST AND NORTH AFRICA,
cepr discussion paper 19736)
 
Ja, dass dachte ich auch, da gab es wohl keine Waffenproduktion, Stahlerzeugung, und weitere Grundlagen!?
Da war es schon eine beachtliche Leistung einen Vierlingsturm der "Jean Bart" gefechtsklar zu bekommen.
 
Ja, dass dachte ich auch, da gab es wohl keine Waffenproduktion, Stahlerzeugung, und weitere Grundlagen!?
Hätte das denn eine Rolle gespielt, so lange die Briten grundsätzlich bereit gewesen wären Kriegsmaterial zu liefern?

Es war ja bereits im 1. Weltkrieg so, dass Frankreich in den ersten Monaten der Auseinandersetzung erhebliche Industriekapazitäten verlorengingen und der Krieg im Grunde ohne permanenten Zufluss von Material von den britischen Inseln und aus Amerika kaum zu führen gewesen wäre.

Frankreich hätte auf sich gestellt kaum von Nordafrika aus weiterkämfen können, aber es wäre ja auch nicht auf sich gestellt gewesen und die Briten mussten nach Dünkirchen und den dortigen Verlusten ihre Produktion von Waffen für den Landkrieg ohnehin massiv hochlaufen lassen, um die noch vorhandenen Truppen möglichst schnell wieder ausrüsten zu können, aber gleichzeitig ohne Aussicht darauf zu haben so schnell weitere Truppen ausheben und ausbilden zu können, wie sich potentiell Waffen herstellen ließen.

So lange Großbritannien als Land, in dem es traditionell keine Wehrpflicht gab kaum über ausgebildete, einsatzfähige Reservisten für das Landheer verfügte und die Ausbildung neuer Soldaten erstmal langsam anlief, wäre es in der Zwischenzeit sicherlich sinnvoll gewesen weitere französische Verbände, die das ausgebildete Personal gehabt hätten im Falle weiteren Widerstands materiell zu ertüchtigen.

Zumal Italienisch-Libyen unter Kontrolle zu bringen ja durchaus im britischen Sinne gewesen wäre um potentiellen Druck von Ägypten zu nehmen und mehr operative Freiheit im Mittelmeerraum zu haben, gleichzeitig hätte die französische Mittelmeerflotte, wenn man sie von britischer Seite weiterhin hätte einspannen können eine erhebliche Entlastung für die Sicherung der britischen Nachschubwege darstellen und die strategische Bedrohung für die italienischen Inseln massiv erhöhen können.
 
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... gleichzeitig hätte die französische Mittelmeerflotte, wenn man sie von britischer Seite weiterhin hätte einspannen können eine erhebliche Entlastung für die Sicherung der britischen Nachschubwege darstellen und die strategische Bedrohung für die italienischen Inseln massiv erhöhen können.
Allerdings wurden beträchtliche Teile der französischen Mittelmeerflotte bei der Operation Catapult am 3. Juli 1940 von den Briten im Hafen von Hafen von Mers-el-Kébir versenkt oder erheblich beschädigt. Zeitgleich wurden bei der Operation Grasp weitere in britischen Häfen befindliche französische Schiffe gekapert und beschlagnahmt.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt dürften die französischen Kolonialtruppen nicht mehr sehr geneigt gewesen sein, den Kampf gegen Deutschland an der Seite Großbritanniens in Missachtung der Befehle von Vichy weiter zu führen.
 
Allerdings wurden beträchtliche Teile der französischen Mittelmeerflotte bei der Operation Catapult am 3. Juli 1940 von den Briten im Hafen von Hafen von Mers-el-Kébir versenkt oder erheblich beschädigt. Zeitgleich wurden bei der Operation Grasp weitere in britischen Häfen befindliche französische Schiffe gekapert und beschlagnahmt.
Nur war Opration Catapult, ja eine Reaktion darauf, dass Frankreichs Regierung faktisch die Waffen streckte und damit die Auslieferung der französischen Seestreitkräfte an Deutschland eine ernstzunehmende Perspektive darstellte, die das maritime Kräfteverhältnis zu Gunsten der Achsenmächte verschieben konnte.

In dem Moment, in dem Frankreich militärisch kollabierte, musste damit gerechnet werden, dass Japan früher oder später versuchen würde die Kolonialbesitzungen Frankreichs und der Niederlande, einzusammeln und damit die maritime Situation des britischen Kolonialreichs in Asien zu verkomplizieren und hier Einheiten zu binden, während mit Norwegen und der Bretagne in Deutscher Hand, klar war, dass starke Kräfte im Atlantik benötigt wurden um die Seewege hier offen zu halten.
Dann war natürlich auch nicht unbedingt sofort klar, ob der Kollaps Frankreichs im Mittelmeerraum noch andere Kettenreaktionen nach sich ziehen würde.
Für die Türkei konnte der Kollaps Frankreichs die Glegenheit darstellen, nach den verlorenen Besitzungen des Osmanischen Reiches in Syrien zu greifen, Jugoslawien hatte mit Frankreich seine Schutzmacht verloren und konnte sich gezwungen sehen einen Anschluss an das Deutsch-Italienische Bündnis zu suchen um sich gegen potentielle Expansionsabsichten beider Länder abzusichern und wo Spanien so genau stand, dass ließ sich natürlich auch nicht komplett sicher abschätzen.
Spaniens Marine hatte zwar im Bürgerkrieg durchaus gelitten aber als Störfaktor für die Seewege durfte man sie aus britischer Sicht sicherlich auf dem Schirm behalten.


Hätte es kein französisches Waffenstillstandsgesuch sondern ein Ausweichen der Regierung nach Algier oder Tunis gegeben, inklusive der Erklärung weiterkämpfen zu wollen, oder hätten sich die Kolonien im Maghreb klar dazu erklärt und die französische Marine diesen gegenüber klar ihre Loyalität und jegliches zur Kollaboration tendierendes Regiem in Frankreich selbst zu Verrätern und diesem den Krieg erklärt, hätte die Lage aus britischer Sicht anders ausgesehen, dann hätte man auf "Operation Catapult" verzichten und sich darauf konzentrieren zusammen mit den Franzosen Libyen einzunehmen, auch um Spanien und der Türkei klar zu machen, dass man noch nicht am Ende war und sie vor Einmischung auf seiten der Achsenmächte zu warnen.
 
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Algerien hatte eine Grundstoffindustrie, und Oran war eine Industriestadt. Aber das waren keine integrierten lokalen Produktionsketten, das funktionierte nur mit der Integration in den französischen Markt.
Die Schwierigkeiten einer dann exportorientierten Stahlproduktion zeigten sich nach 1964.
Algerien hat kürzlich erst wieder Stahlimporte beschränkt.
 
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Nun ja, GB stand ja unter starkem Druck, ich denke, das GB ohne starke und wesentliche Unterstützung der USA, genügend Waffen und Material an die französischen Truppen in Nordafrika hätte liefern können.

1940 stand GB ja allein da und im Gegensatz zum WKI gab es dann ja auch kein Festlandsfrankreich mehr. Die gesamte Zuliefer-und Ersatzteilproduktion, einschließlich der Munitionsherstellung fiel ja auch weg. Praktisch hätte ja die französische Armee vollständig neu ausgerüstet werden müßen, ebenso, was eventuell noch mehr zählt, die "Armee le Air".
 
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Nun ja, GB stand ja unter starkem Druck, ich denke, das GB ohne starke und wesentliche Unterstützung der USA, genügend Waffen und Material an die französischen Truppen in Nordafrika hätte liefern können.
Da wäre dann erstmal die Frage, über welche Dimensionen an Truppen wir überhaupt reden.

Ich war bis dato von vielleicht einem halben Dutzend Infanterie und Mob-Infanteriedivisionen plus ein Bisschen Kavallerie ausgegangen zuzüglich vor allem der vorhandenen Seestreitkräfte.

In einem Szenario, in dem Frankreich Regierung nach Nordafrika ausgewichen wäre um weiter zu kämpfen statt aufzugeben, hätte es vermutlich selbst bei einigermaßen zügigem Vorstoßen der deutschen Truppen noch ein paar Monate länger gedauert ganz Frankreich zu besetzen. Zumal gerade das nicht ganz einfache Gelände zwischen Zentralmassiv und französischen Alpen möglicherweise nochmal Gelegenheit gegeben hätte im Süd-Osten Frankreichs nochmal einige Zeit hinhaltenden Widerstand zu leisten. Die Zeit hätte dann natürlich zur Verfügung gestanden um vorhandene Armeebestände und Ersatzteile aus dem Süden des Landes nach Nordafrika zu verbringen und damit hätte sich bei einer relativ kleinen Armee dort wahrscheinlich eine Weile überbrücken lassen.
Möglicherweise hätten sich bei einer planmäßigen Evakuierung auch einige Maschienen und Rüstungsarbeiter nach Nordafrika raus bringen lassen um wenigstens einen Teil des Bedarfs produzieren zu können, so lange Rohstoffe hereingekommen wären.

Wenn man Korsika als Drehscheibe und von den Deutschen de facto nicht einnehmbaren Stapelplatz für rauszubringendes Kriegsgerät und Personal genutzt und Frankreichs Mitteelmerflotte zum Schutz der Route zwischen Provence und Korsika und der korsischen Küste eingesetzt hätte, um auch die Italiener auf Distanz zu halten, hätte man über Marseille, Toulon, Frejus, Cannes und Nizza sicherlich noch einiges in Sicherheit nach Korsika bringen können, von wo aus man das Material dann nach und nach nach Nordafrika hätte überführen können.

Noch in der Bretagne vorhandenes Material oder Maschinen hätten sich möglicherweise noch nach Großbritannien verschieben und dort remontieren oder ggf. weiter transferieren lassen.


Nach dem Rifkrieg in den 1920er Jahren in Marokko dürfte Frankreich da vor dem Hintergrund weiterer möglicher Aufstände in diesem Gebiet sicherlich auch für genügend Munition für die dort stationierten Truppen gesorgt haben, weniggstens was Gewehrmunition und leichte Ari angeht.


1940 stand GB ja allein da und im Gegensatz zum WKI gab es dann ja auch kein Festlandsfrankreich mehr. Die gesamte Zuliefer-und Ersatzteilproduktion, einschließlich der Munitionsherstellung fiel ja auch weg. Praktisch hätte ja die französische Armee vollständig neu ausgerüstet werden müßen, ebenso, was eventuell noch mehr zählt, die "Armee le Air".
Die Frage ist halt, wie genau das gelaufen wäre.

Hätte Frankreichs Regierung um Waffenstillstand gebeten und sich das Kolonialreich vollständig von ihr losgesagt um weiterkämpfen zu können und wäre dementsprechend nichts mehr aus Frankreich herauszubringen gewesen, hätten die französischen Truppen ziemlich blank dagestanden und vermutlich allenfalls hoffen können, die italienischen Truppen in libyen irgendwie in schach zu halten.

Hätte sich Frankreichs Regierung entschieden, keinen Waffensstillstand anzustreben, sondern nach Nordafrik zu gehen um weiter zu kämpfen und hätte sie sich darum bemüht, in der verbleibenden Zeit bis zur vollständigen Besetzung Festlandfrankreichs alles irgendwie nützliche via Korsika nach Nordafrika oder nach Großbritannien raus zu schaffen, hätte das möglicherweise anders ausgesehen.

Industriekapazitäten für wirklich schwere Waffen hätte man vermutlich nicht ohne weiters transferieren können, aber wenn man Teile der Maschienerie, die Pläne der entsprechenden Produktionsstätten und der Facharbeiter hätte rausbringen können, wäre es ggf. möglich gewesen das an anderer Stelle neu zu bauen und zu betreiben sofern Energie und Rohstoffe/Halbzeug regelmäßig hätten geliefert werden können.



Eine erfolgreiche Rückeroberung Frankreichs wäre damit natürlich nicht zu machen gewesen. Aber für die Italiener hätte das durchaus noch einen ernsthaften Gegner darstellen können und natürlich hätte sich die strategische Bedrohung für Positionen der Achsenmächte im Mittelmeerraum dann deutlich erhöht.
 
Ich stimme Dir bei Deinen Einwänden/Anmerkungen im großen und ganzen zu, außer bei dem hinhaltemden Widerstand. Frankreichs Armee war trotz noch ausreichendem Material in den Arsenalen ( Panzer, Munition, Artillerie) wohl kaum noch in der Lage, nach dem Durchbruch ihrer Sommestellungen, sich wieder zu fangen und der Wehrmacht Zeit abzuringen.
Die relativ starke Flotte hätte hier unter Umständen ähnliche Probleme wie die Britten später bei Kreta bekommen, (natürlich nur wenn die Luftwaffe hier schon Absprungplätze in Reichweite gehabt hätte).
 
Ich stimme Dir bei Deinen Einwänden/Anmerkungen im großen und ganzen zu, außer bei dem hinhaltemden Widerstand. [...]

Ich meine damit vor allem auch Sabotageakte und punktuellen Widerstand um die Besetzung wichtiger Verkehrsknotenpunkte zu verzögern, weniger Abwehrstellungen im konventionellen Sinne.

Gerade der Osten und Südosten Frankreichs besteht ja, was das Gelände angeht zu nicht unwesentlichen Teilen aus Gebirgs- und Mittelgebirgslandschaften, in denen sich ein militärischer Vormarsch durch die Sprengung der einen oder anderen Brücke, Straße oder Bahnlinie wesentlich effektiver verzögern lässt, als in der Ebene, wo sehr viel mehr Auswichmöglichkeiten vorhanden sind.

In Nord-Süd-Richtung waren wirklich große Verbände, wenn sie von Deutschland aus kommend über Ostfrankreich die Mittelmeerküste erreichen sollten im Prinzip auf das Rhône-Tal als vormarsch-Route angewiesen, dass sich aber natürlich durch Sabotagen und punktuellen Widerstand von den beiden östlich und westlich umliegenden Gebirgszügen jedenfalls gegen blitzartige, schnelle Vorstöße sperren ließ.


Die deutschen Truppen selber waren natürlich in weiten Teilen nicht motorisiert und trotz "Panzerschokolade" nach 6 Wochen harter Kämpfe und andauernden Vormarsches auch erschöpft. Zudem waren ihre Nachschub- /Vormarschstraßen in Ostfrankreich von französischen Flüchtlingen verstopft.
Teile der Garnisonen der Maginot-Linie hatten sich noch nicht ergeben und banden noch Truppen und wenn man Seiten der französischen Regierung hier die Entscheidung getroffen hätte weiter zu kämpfen, nach Nordafrika zu gehen und alles wichtige zu evakuieren und man zügig daran gegangen wäre die Verkehrsverbindungen in die Territorien, die die Deutschen schon kontrollierten durch Sabotage zu kappen, würde ich davon ausgehen, dass die Deutschen sicherlich noch 2-3 Monate benötigt hätten um das Land, vor allem auch den Süden vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen.

In der Zeit hätte man noch einiges herausschaffen können.

Ich weiß nicht im Detail, wie sich die französische Rüstungsindustrie geographisch verteilte. Während des 1. Weltkriegs hatte man von französischer Seite ja daran gearbeitet, verlorene Kapazitäten in den von Deutschland kontrollierten Gebieten durch Schaffung von Kapazitäten vor allem im Südwesten zu ersetzen.
Da fehlten natürlich die Rohstoffe, in Form der lothringer Erze etwas, aber natürlich ließen sich weiterverarbeitende Betriebe für die Waffen und Munitionsfertigung da ansiedeln.

Ich weiß nicht wie genau man in Frankreich die Aufrüstung Ende der 1930er Jahre anging, aber ich gehe mal davon aus, dass man sich aus Gründen des Luftschutzes darum bemüht haben wird, im Besonderen die weiterverarbeitenden Werke der Waffenindustrie in Bereiche zu verlagern, in denen Luftangriffe auch bei sich rasant entwickelnder Luftfahrt so ohne weiteres erstmal nicht möglich sein würden und auch da hätte sich vor allem wieder der Südwesten angeboten, weil das rückständige Spanien von allen umliegenden größeren Nachbarn am weitesten davon entfernt war, eine einigermaßen brauchbare eigene Luftwaffe zu haben.
Wenn man von französischer Seite her der Logik eines potentiellen Luftkrieges folgend, den Bau von Rüstungskapazitäten im Westen und Südwesten befördert hat, dürfte sich als absehbar war, dass die deutschen Truppen im Norden endgültig durchbrechen würden und Paris nicht mehr zu verteidigen sein würde noch ganz erhebliche Kapazitäten dem deutschen zugriff entzogen haben.
 
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Die französische Rüstungsindustrie war schwach entwickelt, bezüglich der Luftwaffe wurde hier eher handwerklich produziert. Eine strategische Platzierung dieser Industrien wurde ja von den kriegführenden Mächte erst in der zweiten Kriegsphase angegangen. Zuvor wurde dieser Punkt eher vernachlässigt. Panzer wurden in Frankreich in großen Fabriken produziert, auch die Renaultwerke in Paris waren eingebunden. Der Süden und die Mitte waren in dieser Hinsicht ( Ausnahme hier St. Etienne) allenfalls nur mäßig entwickelt.

Zur Sabotage, hier kann ich mir nicht vorstellen, das in der politischen und gesellschaftlichen Situation, in der sich das Land zur Zeit der Niederlage befand, da viel zu machen gewesen wäre. Einige "Saboteure" wären sicherlich von der eigenen Bevölkerung "gelyncht/eingesperrt7 behindert worden.
Das sah 1942 natürlich völlig anders aus.
 
Die französische Seite war bis zum Besuch Vullemins in Deutschland nicht der Meinung, das eine andere Macht viel Spielraum in ihrem Luftraum hat.

Du darfst in der Gesamtsituation vor dem Mai 1940 nicht die Arroganz, Unfähigkeit und die falsche Militärdoktrin der "Franzosen" außer acht lassen.
Hier ist das Buch von Historiker Bloch, als Franzose!!!, sehr aufschlußreich.
 
In einem französischen Geschichtsforum wurde eine ähnliche Frage gestellt.
Obwohl einem Geschichtsforum grundsätzlich zu trauen ist;), versuchte ich einige der Informationen zu verifizieren:

1938 gab es Pläne, die Kapazität der Munitionsfabrikation in Nordafrika zu erhöhen und auf 7.5mm Munition umzustellen, was wohl 1940 noch nicht ganz verwirklicht war.
Die Munitionsfabrik in Algerien war unter dem Namen "Cartoucherie d'Alger" bekannt. In Bellefontaine (heute Tidjelabine), wo sich 1872 ausgewanderte Elsässer und Lothringer ansiedelten, gab es schon seit dem 1. WK diese Munitionsfabrik, die 8mm und 11mm Munition herstellte.
Ein Zeitungsbericht anlässlich der Wiedereröffnung 1953 erwähnt dies und eine zweite Fabrik in Lavarande (heute Sidi Lakhdar), die erst 1941 fertig wurde.

In Casablanca gab es ab Januar 1940 eine Werkstatt für Flugzeuge (Atelier Industriel de l'Air oder kurz AIA), die verpackte Glenn Martin 167 und Douglas DB-7 zusammenbauen konnte. Insgesamt seien dort bis Juni 1940 noch mehr als 300 Stück dieser Typen bereit gestellt worden.

Etwas ähnliches gab es auch in Algerien. Dort für Potez 540, Morane-Saulnier 406 und Hanriot 432.
http://chezpeps.free.fr/0/Jarrige/No-html/71-Ateliers-industriels-de-l-Air-AIA.html#AIA_d-Alger

General Boselli von der italienischen Waffenstillstandskommission soll in Nordafrika insgesamt 56 Rüstungsbetriebe gefunden haben (37 in Algerien, 12 in Marokko und 7 in Tunesien).
Leider kann die entsprechende Seite in der angegeben Quelle online nicht eingesehen werden. Das Buch befasst sich ausführlich mit der Frage "wäre die Verteidigung Nordafrikas möglich gewesen?".
L'armistice de 1940 et l'Afrique du Nord

Etwas Infrastruktur, Personal und Know-how war wohl vorhanden.
 
Das hilft etwas weiter, aber letztlich mußten die benötigen Teile und Halbzeuge importiert werden!?

Wobei ja die Potez, MS406 und Hanriot 432 zu dem Zeitpunkt schon unmodern/veraltet und demzufolge von eher geringem Kampfwert waren.

Die Entwicklungen wie die "Arsenal"-Reihe wären hier, sofern man Bauvorrichtungen hätte beschaffen können, sicherlich besser gewesen, ebenso die Dewoitine 520 mit stärkerem Triebwerk.
 
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Die französische Rüstungsindustrie war schwach entwickelt, bezüglich der Luftwaffe wurde hier eher handwerklich produziert.
Das mag grundsätzlich richtig sein.

Eine strategische Platzierung dieser Industrien wurde ja von den kriegführenden Mächte erst in der zweiten Kriegsphase angegangen.
Da spricht der Artikel hier eine etwas andere Sprache.

Es ist wohl schon in der Phase der Wiederaufrüstung zwischen 1936 und 1940 Wert darauf gelegt worden, die Rüstungswirtschaft etwas zu diversifiziren und nach abseits der erwartbaren Kampfzonen zu verlegen:

"Elle met également en œuvre bien en amont des fabrications de nombreuses mesures structurelles d’accompagnement qui permettent d’organiser et de rationaliser tout un secteur d’activités spécialisées organisé en différentes filières : constitution de stocks importants de matières premières stratégiques (en particulier, métaux en tous genres et produits chimiques nécessaires à la fabrication des armes et des munitions) ; modernisation des outillages par acquisition de machines-outils modernes, le parc français étant particulièrement âgé et très largement obsolète ; extension des ateliers et de leurs surfaces ; rationalisation et normalisation de la production (définition de normes permettant d’avoir des fabrications et une qualité constantes, la sous-traitance se généralisant) ; décentralisation de la production et construction de nouveaux sites éloignés des zones de combat prévisibles, etc."

Abschnitt: Les programmes d'armement de 1936 à 1940


Man scheint also jedenfalls bemüht gewesen zu sein strategische Dezentralisation der Waffenindustrie und Schutz vor Feindeinwirkung in die Politik der Wiederaufrüstung einzubeziehen.

Weiter oben im Text findet sich auch eine Passage die von verschiedenen Standorten im Westen/Südwesten spricht, im Abschnitt "les nationalisations de 1936":

"La Première Guerre mondiale n’a pas conduit à une étatisation de la production d’armements, et avant guerre les arsenaux et ateliers d’État, s’ils sont assez nombreux, n’ont que des capacités de fabrication limitées et de surcroît spécialisées dans les armes légères : établissements de Chatellerault (mitrailleuses), Bourges, Roanne, Tulle, Tarbes, Saint-Étienne, Rennes, etc. L’essentiel des capacités technologiques et industrielles de production d’armements est aux mains d’entreprises privées [23]. Si la nationalisation des industries de guerre de 1936 a constitué une des premières mesures importantes du nouveau gouvernement de Front populaire dirigé par Léon Blum (loi du 11 août 1936), il faut souligner immédiatement qu’elles ont été partielles et finalement limitées (hors aviation et marine où les situations sont très contrastées [24]) : en fait seuls les ateliers spécialisés dans la production d’armements sont nationalisés, ce qui a pour conséquence, dans un premier temps, de les couper de leur environnement industriel et technique."

Da scheinen also einige Produktionsstätten zumindest für leichte Waffen in Regionen gelegen zu haben, die zu erreichen für die deutsche Seite ggf. noch etwas Zeit benötigt hätte und die man ggf. zum Teil oder vollständig hätte demontieren und verlegen können.
Zur Sabotage, hier kann ich mir nicht vorstellen, das in der politischen und gesellschaftlichen Situation, in der sich das Land zur Zeit der Niederlage befand, da viel zu machen gewesen wäre. Einige "Saboteure" wären sicherlich von der eigenen Bevölkerung "gelyncht/eingesperrt7 behindert worden.
Ich denke kaum, dass die Bevölkerung die eigenen Truppen angegriffen hätte, wenn die versucht hätten durch Sabotagen den deutschen Vormarsch in Gebiete zu erschweren, die diese noch nicht erreicht hatten.
 
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