Hat die Politik weltweit aus der halbdemokratischen Machtübernahme Hitlers gelernt?

Trenne bitte Wahlbeteiligung von aktiver politischer Beteiligung. Im Gegensatz zu der Zeit nach 1968 sprach man weder in dne Familien, noch im Freundeskreis viel über Politik. Man ging zur Wahlurne, machte sein Kreuz bei der partei mit dem C im Namen (außer in den klassischen Industriegebieten) und ging nach Hause, weil man wusste, dass Land war unter Onkel Adenauer in besten Händen war. Der politische Diskurs fand hingegen fast ausschließlich zwischen den Parteien statt und weniger in der Öffentlichkeit.

Zum Themenbereich politische Diskurse in der Bevölkerung und ob die Mehrheit der Deutschen politisch uninteressiert war, werde ich noch auf die Suche gehen. Dabei ist die andere Medienausstattung zu berücksichtigen und die politischen Ausdrucksmittel.
Diese änderten sich mit 1968 grundsätzlich, die politische Auseinandersetzung fand dann quer durch die Familien zwischen den Generationen statt und ist sehr gut belegt.
Die 50er waren aber weltweit die Phase "Kommunismus vs Kapitalismus", daher fände ich es spannend, wie breit diese Diskussion in der Bevölkerung stattfand.



Das wiederrum ist eine fragliche These. Einerseits weichen die Wahlergebnisse der politischen Partein der 20er Jahre und ihrer Nachfolgeparteien in den 50ern doch stark voneinander ab

Bei Deutscher Bundestag: Bundesrepublik Deutschland ist die Entwicklung gut dargestellt. Um bei den Wahlergebnissen tiefer einzusteigen, müßten wir
http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2010/27411088_wahlperioden09/statistik_download.pdf http://www.bundestag.de/kulturundgeschichte/geschichte/infoblatt/reichstagswahlergebnisse.pdf
vergleichen

und zweitens frage ich mich wo eine Generation, die seit ihrer Jugend nur Krieg und Diktatur kannte diese demokratische Tradition herholen sollte? Immerhin waren in den 50er Jahren viele Familien zerrissen, Kreigstraumata wurdne unterdrückt und vieles mehr.
Gerade weil diese Generation prägende Erfahrungen mit Krieg und Diktatur hinter sich hatte, konnte sie daraus lernen. Dazu kamen weitere Eindrücke aus der unmittelbaren Nachkriegszeit und der Kriegsgefangenschaft.
Dazu möchte ich auf http://www.geschichtsforum.de/f46/kriegsgefangenschaft-den-usa-37190/ hinweisen.
 
Ich möchte eigentlich in diesem Thread in der Nachkriegszeit bleiben, im Moment beschäftigen mich nebenbei Daniel Goldhagen ? Wikipedia , den ich nicht gelesen habe, sondern nur einen kurzen Aufsatz von Welzer über den Befehl an das 101. Polizeiregiment, und noch immer das Milgram-Experiment.
Deshalb meine Frage: Gibt es aktuelle Wiederholungen des Experiment?
U.a. möchte ich mehr über das in Nachfolgeexperimente am Schluß erwähnte Krankenhausexperiment wissen.
 
Mir ist soeben noch einmal der Titel dieses Threads ins Auge gesprungen:

"Hat die Politik weltweit aus der halbdemokratischen Machtübernahme Hitlers gelernt?"

Hier stellt sich Frage: War es denn wirklich nur eine "halbdemokratische" Machtübernahme und nicht eine "demokratische"? Das Amt des Reichskanzlers ist Hitler völlig legal von Hindenburg übertragen worden. Die Mehrheit im Reichstag zum Ermächtigungsgesetz erlangte er, indem sich neben anderen rechten Parteirudimenten vor allem das Zentrum an seine Seite stellte und somit die verfassungsändernde Zweidrittelmehrheit sicherte. Damit war die Macht im Staat auf ganz legale Weise erobert.

Man könnte einwenden, dass Hitler die Zentrums-Partei durch vage (und wie später herausstellte unwahre) Versprechungen hinsichtlich der Dauer und Wirksamkeit des Ermächtigungsgesetzes beschwichtigte. Legal bleibt aber die Machtübernahme trotz der Dummheit und Naivität der Zentrums-Führung.

Eher noch könnte man einwenden, dass Hitler und seine SA-Schläger das Plenum schon im Vorfeld eingeschüchtert hatten und die Abgeordneten der KPD gar nicht mehr an der entscheidenden Situng des Parlaments teilnehmen konnten, da sie entweder in "Schutzhaft" saßen oder in den Untergrund gegangen waren. Das scheint mir vielleicht ein entscheidendes Moment zu sein, um von einer "halbdemokratischen Machtübernahme" zu sprechen.
 
Solche Beschreibungen werden ja eher beiläufig verwendet, um die Vorgänge zu fassen.

Wenn man nicht formal auf die Bestellung Hitlers als Reichskanzler, also die Installation der "Regierung Hitler" abstellt, sondern - dynamisch betrachtet - auf den anschließenden brutalen Vorgang der Errichtung einer Diktatur, dann werden in dieser Phase die demokratischen Strukturen beseitigt und wesentliche Regelungen der Weimarer Verfassung gebrochen.

"Machtübernahme Hitlers" wäre dann die Errichtung der Diktatur, wobei man sich im Dritten Reich formeller Rechtsmäntelchen und dem Anschein der Legalität bediente.

Versteht man das also eher materiell, mit dem beschriebenen Vorgang, werden die unscharfen Begriffe verständlich.
 
"Machtübernahme Hitlers" wäre dann die Errichtung der Diktatur, wobei man sich im Dritten Reich formeller Rechtsmäntelchen und dem Anschein der Legalität bediente.

Es geht hier schon um die Frage, ob die Eroberung der Macht auf demokratische Weise erfolgte. Gerade hier ist oft zu hören, Hitler sei "gewaltsam" an die Macht gelangt und ich weiß aus Gesprächen, dass viele Deutsche davon in der tat überzeugt sind. Das rührt gewiss daher, dass sie die beschämende Tatsache nicht glauben wollen, der Diktator Hitler sei legal (!) bzw. auf demokratische Weise an die absolute Macht gekommen.
 
Ich denke ob die niederlage überraschend kam und wie viel man von dne Naziverbrechen wusste hing sehr vom Wohnort, von der Vorbildung, der Herkunft und vom Beruf ab. Die Kombination aus dem tatsächlichen Untergang des "tausendjährigen Reiches", dem Umfang der Naziverbrechen und der Besatzung waren wohl ein schwerer Schock. Doch dieses Thema kann Bände füllen und ich würde hier ungern so weit vom Thema abweichen.

Dass es in den 1950er Jahren so sehr unpolitisch zuging, halte ich für eine zum Teil durch die 1968er hervorgerufene Verzerrung.
Zwei Themen prägten die Zeit: zum einen die Deutschlandfrage und dann die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik.
Bei beiden Themenfeldern kam es auch zu spektakulären Massenaktionen. So veranstaltete die FDP - die sich in den Fünfziger Jahren sehr stark in der Ostpolitik engagierte - in den Jahren nach dem 17. Juni 1953 Fackelkundgebungen entlang der deutsch-deutschen Grenze, an denen viele Leute teilnahmen.
Was die Wiederbewaffnung betrifft, so gab es unter dem Motto "Kampf gegen den Atomtod" 1957 Massenkundgebungen in den deutschen Städten.
 
@Dieter

Ein Thema über das man sich trefflich streiten kann.

Ich würde mir erlauben, dieses Thema nicht historisch zu behandeln, sondern geschichtsphilosophisch bzw. rechtsphilosophisch.

Meine Auffassung ist, hier kollidierten einfach Naturrecht und positives Recht. Nach positiven Recht war die Machtübernahme vllt. fragil aber wahrscheinlich o.k, (manches konnte Preuß halt nicht voraussehen).

Nach überpositiven Recht allerdings nicht. (sic!). Hindenburg und seine Berater hätten zwar niemals die Shoa voraussehen können und auch nicht den II. WK, wohl aber den antidemokratischen und totalitären Impetus der NSDAP, inklusive der Feindschaft gegenüber den Juden. Darüber hinaus hat Hindenburg einige Gesetze kontrasigniert, die die totalitäre Herrschaft der NSDAP erst ermöglichten.

Lieber Mitdiskutant, mehr kann man einem Mitdiskutanten wohl nicht schreiben und wer es nicht begreift, Dieter, da hilft dann alles nichts mehr.

M.
 
Es geht hier schon um die Frage, ob die Eroberung der Macht auf demokratische Weise erfolgte. Gerade hier ist oft zu hören, Hitler sei "gewaltsam" an die Macht gelangt und ich weiß aus Gesprächen, dass viele Deutsche davon in der tat überzeugt sind. Das rührt gewiss daher, dass sie die beschämende Tatsache nicht glauben wollen, der Diktator Hitler sei legal (!) bzw. auf demokratische Weise an die absolute Macht gekommen.

Da verkennst Du in Deiner Fragestellung leider völlig die Differenzierung zwischen dem legal-demokratischen Antritt als Reichskanzler und der Installation der (diktatorischen) Macht in den folgenden Monaten. "Die Macht" (s.o.) des Diktators Hitler vom Herbst 1933, oder vom Juli 1934 ist nicht deckungsgleich mit der des Reichskanzler Hitler vom 30.1.1933.

Der Unterschied liegt in einigen tausend Opfern, in der faktischen Beseitigung der Verfassung (was wohl kaum auf "demokratischem Weg" erfolgt ist), in der Beseitigung demokratischer Reste und Personen in den Strukturen von Legislative, Exekutive und Judikative.

Das hat nichts mit Verdrängungsdebatten zu tun, sondern ist eigentlich seit Jahrzehnten eine in der Geschichtsliteratur zum Dritten Reich konstatierte Entwicklung, wenn man mal an die grundlegende Darstellung dieses Gewaltprozesses in Brachers "Machtergreifung" denkt.

Insofern kann ich mich nur Melchior anschließen: man nimmt diesen Prozess wahr, oder eben nicht.
 
@Dieter

Ein Thema über das man sich trefflich streiten kann.

Finde ich nicht.

Der Reichspräsident hat Hitler in den Sattel des Reichskanzlers gehoben, die Deutschen haben ihn zu rund 45% gewählt und seine verfassungsändernde Zweidrittelmehrheit für das dämonische Ermächtigungsgesetz haben ihm die demokratischen Parteien des Reichstags in den Schoß gelegt - mit Ausnahme der SPD!

Hitler hat somit auf ganz legalem, demokratischen Wege die absolute Macht erobert und die politische Elite der Weimarer Republik hat ihm schandbar dabei geholfen - sei es aus Dummheit, aus Naivität oder Einschüchterung! :cry:
 
Die Wahl im März 1933 war aber keine freie Wahl mehr und insofern würde ich dieses Ergebnis nicht zählen.

Bei der letzten freien Wahl wares es lediglich 33% und das ist doch ein Unterschied.
 
Zum Ermächtigungsgesetz

Hier ist wichtig zu beachten, dass das Zentrum einer Änderung der Geschäftsordnung zustimmte, die dann quasi die 81 zwangsweise abwesenden Abgeordneten der KPD, die schon zum guten Teil verhaftet worden waren, und die 26 Abgeordneten der SPD als anwesend betrachtet wurden. Dieser "Kunstgriff" war nötig, weil zwei Drittel der Reichstagsabgeordneten anwesend sein mussten. SPD und KPD verfügten über 201 Mandate und die Reichsregierung Hitlers wollte auf Nummer sicher gehen. Die SPD hat während der Sitzung ausdrücklich auf die Gefahr des Missbrauchs hingewiesen.

In der abschließenden Abstimmung haben dann nur die 94 Abgeordneten der SPD mit Nein gestimmt. Ob die anderen Parteien so ganz aus freien Stücken heraus zugestimmt haben, darf bei der gängigen Praxis der nazis bezweifelt werden. Da wird wohl eine entsprechende Drohkulissen aufgebaut worden sein, um"ja keine Missverständnisse" aufkommen zu lassen.
 
Hier ist wichtig zu beachten, dass das Zentrum einer Änderung der Geschäftsordnung zustimmte, die dann quasi die 81 zwangsweise abwesenden Abgeordneten der KPD, die schon zum guten Teil verhaftet worden waren, und die 26 Abgeordneten der SPD als anwesend betrachtet wurden. Dieser "Kunstgriff" war nötig, weil zwei Drittel der Reichstagsabgeordneten anwesend sein mussten. SPD und KPD verfügten über 201 Mandate und die Reichsregierung Hitlers wollte auf Nummer sicher gehen. Die SPD hat während der Sitzung ausdrücklich auf die Gefahr des Missbrauchs hingewiesen.

In der abschließenden Abstimmung haben dann nur die 94 Abgeordneten der SPD mit Nein gestimmt. Ob die anderen Parteien so ganz aus freien Stücken heraus zugestimmt haben, darf bei der gängigen Praxis der Nazis bezweifelt werden. Da wird wohl eine entsprechende Drohkulissen aufgebaut worden sein, um"ja keine Missverständnisse" aufkommen zu lassen.

Das muss man gar nicht annehmen, das weiß man: Die Verhaftungen der KPD-Leute liefen ziemlich öffentlich ab und den Nazis war daran auch gelegen.
Vor und in der Krolloper (der Reichstag lag ja in Schutt und Ansche) war SA aufmarschiert, welche die Abgeordneten beleidigte und bedrohte. Und das Zentrum, bis 1933 einer der schärfsten Gegner der NSDAP, hatte von Hitler, wie der Rede des Parteivorsitzenden Kaas' zu entnehmen ist, wohl Zugeständnisse mit Hitler ausgehandelt. Wie diese Zugeständnisse genau aussahen, ist heute leider nicht mehr bekannt, da diese offenbar mündlich vereinbart und nie gehalten wurden.
 
Wenn ich die letzten Beiträge so verfolge, dann wird deutlich, dass die Vertreter politischer Parteien damals eher parteipolitischen Interessen folgten. Mit welchem Erfolg auch immer.

Ist/war das später oder heute anders? Wenn ich die jüngsten Aktivitäten der Fast Drei Prozent-Partei ansehe, eher nicht.

Was wurde also gelernt? Sind ein paar Einschränkungen für politische Parteien im Grundgesetz der Weisheit letzter Schluss?

Eher wohl nicht.

Mehr zu sagen ist mit den Forenregeln nicht vereinbar.

Grüße
excideuil
 
Wobei zwischen den sogenannten Fensterreden und dem Wahlkampf auf der einen und der Ausschussarbeit und Abstimmungsverhalten bei politischen Entscheidungen auf der anderen Seite zu unterscheiden ist.
 
Die SA ist nicht nur vor der Krolloper aufmarschiert sondern war, wenn ich mich richtig erinnere auch als Saalschutz eingesetzt. Einige SPD-Abgeordnete waren sogar noch vor der sitzung auf dem Weg in den Saal verhaftet worden. Ich denke, das Ergebnis der ganzen Geschichte hätte auch eine negative Abstimmung nicht verändert. Man hätte vor dem zweiten Anlauf wohl alle SPD-Abgeordneten verhaften lassen. Das ganze hätte zwar einen Gesichtsverlust bedeutet, das Ergebnis aber nicht wirklich beeinflusst.

Zu den Wahlen 1932 (II) und 1933:
Die NSDAP erhielt 1933 6 Mio. Stimmen mehr als 1932. Das Wahlergebnis basierte also nicht nur auf der Einschüchterung der Anhänger anderer Parteien, sondern durchaus auch eine wachsende Zustimmung. Die Wahlbeteiligung war die Höchste bei einer Wahl in der WR mit 88%. Wobei die Wahlbeteiligung immer hoch war (meist bei ca. 80%).
 
Zuletzt bearbeitet:
Die NSDAP ehielt im Juli 1932 37,4 % der Stimmen; im November 1932 waren es "nur" noch 33,2%. Die Wahlbeteiligung lag bei 84,1% bzw. 80,6%.

Die Wahl vom 05.März 1933 war keine freie Wahl mehr. Die Mitglieder der KPD Fraktion waren in Haft.

Hitler hatte seine Ausgangsposition für die Wahl durch eine rechtliche Basis deutlich verbessert, mit der er seine poltischen Gegener brutal unterdrücken konnten:

"Reichstagsbrandverordnung"
 
Zuletzt bearbeitet:
Die NSDAP ehielt im Juli 1932 37,4 % der Stimmen; im November 1932 waren es "nur" noch 33,2%. Die Wahlbeteiligung lag bei 84,1% bzw. 80,6%.

Am 14.9.1930 erhielt die NSDAP bei den Reichstagswahlen 18,3% der Stimmen, am 31.7.1932 erhielt sie 37,4%, am 6.11.1932 dann 33,1% und am 5.3.1933 beeindruckende 43,9%. Da niemand die Deutschen zwang, ihre Stimmen für Hitler abzugeben, ist das zweifellos eine gewaltige Siegesserie der NSDAP.

In der entscheidenden Reichstagssitzung vom 23. März 1933 marschierten Männer der SA auf, die die SPD-Abgeordneten bedrohten und beschimpften. Die 81 Abgeordneten der KPD waren bereits verhaftet oder untergetaucht. Insofern kann man diese Abstimmung nicht mehr als "frei" bezeichnen.

Man muss aber feststellen, dass selbst bei Anwesenheit aller Abgeordneten der KPD das Ermächtigungsgesetz dennoch die erforderliche Zweidrittelmehrheit erreicht hätte. Der komplette Reichstag umfasste seinerzeit 647 Abgeordnete, von denen 444 für das Gesetz stimmten und somit in jedem Fall eine Zweidrittelmehrheit sicherten. Das geschah - abgesehen von den Abgeordneten der NSDAP - besonders bei der Fraktion der ultrakonservtiven DNVP (52 Abgeordnete) aus Überzeugung, bei den 92 Abgeordneten von Zentrum und BVP zum Teil aus Gründen des Fraktionszwangs, zum Teil aus Gründen der Einschüchterung. Immerhin zählten auch so prominente Abgeordnete wie der spätere Bundespräsident Theodor Heuss oder der nachmalige erste Ministerpräsident von Baden-Württemberg - Reinhold Maier - dazu (beide Deutsche Staatspartei).

Es bleibt aber bei dem Verdikt, dass die politische Elite der Weimarer Republik Hitler in den Sattel gehoben hat, sei es aus Naivität, Dummheit oder Einschüchterung.
 
Dir ist sicher auch aufgefallen, das die Nazis zwischen Sommer 32 und November 32 über 4% an Stimmen verloren haben. Das waren umgerechnet knapp 2 Millionen Wähler.
Die NSDAP verfügte fortan nur noch über 193 statt über 230 Sitze im Reichstag.

Die NSDAP hatte zu jener Zeit ihren Zenit bereits überschritten gehabt. Wenn Hindenburg Hitler nicht ernannt hätte, wäre der Spuk möglicherweise bald wieder vorbei gewesen. Niemand hattte Hindenburg gezwungen. Und nochmals: Die Wahl vom 05.März 1933 war keine freie Wahl und ist somit irrelevant.

Es war vor allem Hindenburg der den böhmischen Gefreiten in den Sattel gehoben hat. Der Herr war sich ja auch nicht zu schade, die verbrecherischen Gesetze der Nazis zu unterschreiben und so machte er sich auch zum Totengräber der Republik.
 
Dir ist sicher auch aufgefallen, das die Nazis zwischen Sommer 32 und November 32 über 4% an Stimmen verloren haben. Das waren umgerechnet knapp 2 Millionen Wähler.
Die NSDAP verfügte fortan nur noch über 193 statt über 230 Sitze im Reichstag.

43,9% der Deutschen haben Hitler und seine NSDAP im März 1933 gewählt - und zwar ohne, dass sie dazu durch Einheitslisten oder ähnliches dazu gezwungen wurden. Das lässt sich überhaupt nicht klein reden und bildete die große Basis für das Ermächtigungsgesetz.

Es ist müßig darüber nachzudenken, was wohl geschehen wäre, wenn Hindenburg Hitler nicht zum Reichskanzler gemacht hätte. Solche was-wäre-wenn-Fragen bringen Historiker kaum weiter, da Geschichte erfahrungsgemäß die unvorhersehbarensten Wendungen nimmt.
 
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