Hat die Politik weltweit aus der halbdemokratischen Machtübernahme Hitlers gelernt?

Am 01.Febraur 1933 wurde der Reichstag vom willfährigen Hindenburg, wieder einmal, aufgelöst. Bis zur nächsten Wahl am 05.März setzte reichsweit ein ungeheurer Terror und Verfogung der politischen Gegner ein. Das läßt sich wohl kaum wegleugnen und hat die deutsche Bevölkerung auch mitbekommen. Die Wahl am 05.März 1933 war keine freiheitliche Wahl mehr!

Es ist vielmehr erstaunlich das Hitler und seine Schergen nicht die absolute Mehrheit in dieser unfreien Wahl erreicht hatten, denn das war ja das Ziel der Nazis. Erstaunlich ist auch, trotz des brutalen Terrors der SA, das Ergebnis der KPD und der SPD.

Es ist müßig darüber nachzudenken, was wohl geschehen wäre, wenn Hindenburg Hitler nicht zum Reichskanzler gemacht hätte. Solche was-wäre-wenn-Fragen bringen Historiker kaum weiter, da Geschichte erfahrungsgemäß die unvorhersehbarensten Wendungen nimmt.

Finde ich gar nicht, denn die Geschichte wäre anders verlaufen; ohne den entsetztlichen Holocaust, ohne einen neuen Weltkrieg.

Hier ein Zitat vom Bundestag:

Unmittelbar nach der Machtübertragung am 30. Januar 1933 begannen die Nationalsozialisten mit der Ausschaltung des Parlamentarismus und der demokratischen Parteien in Deutschland. Die so genannte Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 setzte wichtige politische Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft. An den Reichstagswahlen am 5. März 1933 konnten zwar noch alle Parteien teilnehmen, doch von einer demokratischen Wahl konnte nicht mehr gesprochen werden.<?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:eek:ffice:eek:ffice" /><o:p></o:p>
Insbesondere KPD und SPD bekamen den beginnenden Terror zu spüren. Ihre Mitglieder,<o:p></o:p>
Funktionäre und Abgeordneten waren massiven Einschüchterungen, Verfolgungen und Verhaftungen durch die neuen Machthaber ausgesetzt. Auf Grundlage der "Reichstagsbrandverordnung" wurden am 8. März 1933 alle politischen Mandate von Mitgliedern der KPD annulliert. Das betraf auch die erst am 5. März 1933 gewählten Abgeordneten der KPD-Reichstagsfraktion.

Quelle:http://www.bundestag.de/kulturundgeschichte/geschichte/infoblatt/scheinparlament.pdf<o:p></o:p>
 
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Am 01.Febraur 1933 wurde der Reichstag vom willfährigen Hindenburg, wieder einmal, aufgelöst. Bis zur nächsten Wahl am 05.März setzte reichsweit ein ungeheurer Terror und Verfogung der politischen Gegner ein. <o:p></o:p>

Während poltische Gegner eingeschüchtert wurden, wählten Millionen Deutsche Hitler und die NSDAP - und diese Millionen taten das freiwillig, leider!
 
Jürgen W. Falter schreibt in Hitlers Wähler zu den Märzwahlen folgendes:

"Die nun -vor allem nach dem Reichstagsbrand- ensetzende Verfolgung der politisch Linke, insbesondere der Kommunisten, und die mannigfachen Einschüchterungsversuche gegenüber den übrigen Parteien lassen die Märzwahl von 1933 nicht mehr als ganz freie Wahl erscheinen. Der zu einer Propagandaschlach ohne Vorbild stilisierte Wahlkamp,für den jetzt der NSDAP auch der staatliche Rundfunk, mit immerhin rund 5 Millionen Teilnehmern zur Verfügung stand, führte nochmals zu einer in der damaligen Zeit kaum noch für möglich gehaltenen Steigerung der Wahlbeteiligung auf 88,8 Prozent. Trotz des sozialen und politischen Drucks, der vor allem aus kleineren Gemeinden berichtet wird, gab es aber noch immer die Möglichkeit, auf dem Stimmzettel innerhalb des gesamten parteipolitischen Spekturms auszuwählen, was von den Bürgern, die Wahlergebnisse beweisen es, nochmals - zum letzten Mal vor der endgütligen Etablierung des Dritten Reiches - genutzt wurde.
Es erscheint daher unverständlich, dass praktisch sämtliche vorliegende Wahlanalysen über den Nationalsozialismus diese Wahl nicht berücksichtigen. (...)

Trotz eines beträchtlichen Stimmenzuwachses erziehlte die NSDAP jedoch nicht die erwartete absolute Mehrheit. Nur mit Hilfe des deutsch-nationalen Koalitionspartners erreichte sie über 50 Prozent der Reichstagsmandate. Eine Mehrheit der Wahlberechtigten bleib selbst dieser Koalition versagt. Tatsächlich vermochte sie trotz der für sie überaus günstigen politischen Umstände "nur" 20 der ingsgesamt 45 Millionen Wahlberechtigten hinter sich zu vereeinigen".
Quelle: Hitlers Wähler: Seite 38 - 39 (Hervorhebungen von mir).

Die Wähler hatten auch im März 1933 noch die Möglichkeit die andern Parteien, auch die KPD und SPD, zu wählen. Was Millionen nicht getan haben. Man darf aber auch nicht die Einschüchterungen die durch die SA geschah unterschätzen.
Sie markierten vor den Wahllokalen Präsenz.
 
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In Anbetracht des Aufs und Abs welches Parteien bei Wahlen immer wieder erleben - wenn dies nicht so wäre, könnte man sich das Wählen auf Kommunal-, Länder-, Bundes- und Europaebene ja gleich ganz sparen - finde ich es vermessen aufgrund einer Wahl der - wenn auch unter Verlusten - am stärksten aus dieser Wahl hervorgegangenen Partei zu attestieren, sie habe "ihren Zenit bereits überschritten".
 
In Anbetracht des Aufs und Abs welches Parteien bei Wahlen immer wieder erleben - wenn dies nicht so wäre, könnte man sich das Wählen auf Kommunal-, Länder-, Bundes- und Europaebene ja gleich ganz sparen - finde ich es vermessen aufgrund einer Wahl der - wenn auch unter Verlusten - am stärksten aus dieser Wahl hervorgegangenen Partei zu attestieren, sie habe "ihren Zenit bereits überschritten".

Die NSDAP hat keine Verluste erlitten, sondern ihr Ergebnis von 33,1% am 6.11.1932 auf 43,9% am 5.3.1933 gesteigert. Es ist also eine Partei im Aufwind, auch wenn man die verfehlte absolute Mehrheit in Rechnung stellt.

Eins ist ganz klar: mindestens die Hälfte der Deutschen wünschte eine NS-Regierung mit Hitler an der Spitze und wer die Flut von Hitlers Wahlreden gehört hatte, der wusste, was auf Deutschland zukam. Ganz unverblümt wurde das überall verkündet, doch hat das leider niemand ganz geglaubt, und die forschen Reden lediglich für Wahlgetöse gehalten - mit bekanntem Ausgang.
 
El Quijote schrieb:
Das muss man gar nicht annehmen, das weiß man: Die Verhaftungen der KPD-Leute liefen ziemlich öffentlich ab und den Nazis war daran auch gelegen.


Wer bitte ist man?

ElQuijote schrieb:
In Anbetracht des Aufs und Abs welches Parteien bei Wahlen immer wieder erleben - wenn dies nicht so wäre, könnte man sich das Wählen auf Kommunal-, Länder-, Bundes- und Europaebene ja gleich ganz sparen - finde ich es vermessen aufgrund einer Wahl der - wenn auch unter Verlusten - am stärksten aus dieser Wahl hervorgegangenen Partei zu attestieren, sie habe "ihren Zenit bereits überschritten".

Vermessen nennst du meine Ausführung. Nett.

Das Auf der NSDAP hatte ja Ursachen und wenn die entfallen, dann geht es mit der Gunst der Wähler bergab. Noch 1928 dümpelte die NSDAP bei ganzen 2,6 % herum und der Verlust von 2 Millionen Wählerstimmen ist ein erheblicher Einbruch.


Nach den harten aber eben nicht so erfolgreichen Wahlkämpfen, gemessen an den eigenen Zielvorstellungen, hatten sich in der NSDAP Ungeduld, Resignation, Finanznot und vor allem Zweifel an antidemokratischen Kurs von Hitler breitgemacht. Auch der Abwärtstrend bei den Wahlen hielt an. Bei der Wahl in einistige NSDAP Hochburg Thüringen mussten man herbe Verluste hinnehmen. Goebbles notierte dazu, " Wir müssen mehr arbeiten und weniger verhandeln." Und verhandeln wollte vor allen die Gruppe um Gregor Strasser.

Thamer, Verführung und Gewalt
 
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Die NSDAP hat keine Verluste erlitten, sondern ihr Ergebnis von 33,1% am 6.11.1932 auf 43,9% am 5.3.1933 gesteigert. Es ist also eine Partei im Aufwind, auch wenn man die verfehlte absolute Mehrheit in Rechnung stellt.

Eins ist ganz klar: mindestens die Hälfte der Deutschen wünschte eine NS-Regierung mit Hitler an der Spitze und wer die Flut von Hitlers Wahlreden gehört hatte, der wusste, was auf Deutschland zukam. Ganz unverblümt wurde das überall verkündet, doch hat das leider niemand ganz geglaubt, und die forschen Reden lediglich für Wahlgetöse gehalten - mit bekanntem Ausgang.


Warum blendest du eigentlich konsequent den Umstand aus, das es keine demokratische Wahl gewesen war?
Wir reden derzeit vollkommen aneinander vorbei. Du redest von Wahlerfolgen, ich rede von undemorkatischen Wahlen am 05.März 1933 und Wahlerfolge auf so einer Basis sind irrelevant.
 
Ich nicht! Das Auf der NSDAP hatte ja Ursachen und wenn die entfallen, dann geht es mit der Gunst der Wähler bergab. Noch 1928 dümpelte die NSDAP bei ganzen 2,6 % herum.

1928 nahm die NSDAP zum ersten Mal unter ihrem eigenen Namen an den Reichstagswahlen teil. Was sie zu einer Splitterpartei machte, die man kaum wahrgenommen hat.

Nach 1928 begannen sich die Ereignisse zu überschlagen. Die Wahl von 1930 stand bereits unter dem Einfluss der Weltwirtschaftskrise und der wachsenden Arbeitslosigkeit. Die SPD war immer noch die stärkste Partei, musste aber schon Abstriche hinnehmen, die KPD konnte ihren Anteil auf über 40% steigen. Die NSDAP konnte ca. 6 Millionen neue Wähler hinzugewinnen und konnte damit ihren Stimmenanteil von 1928 nahezu verzehnfachen. Sie zogen als zweitstärkste Fraktion in den Reichstag.

Dieser Aufstieg von 1928 und 1930 kam aber nicht aus heiterem Himmel. Erste Anzeichen gab es bereits in den Landtags- und Kommunalwahlen. Wenn man diese vergleicht kann man eine deutliche Zunahme der Wählerstimmen für die NSDAP von Wahl zu Wahl erkennen.
 
Die NSDAP hat keine Verluste erlitten, sondern ihr Ergebnis von 33,1% am 6.11.1932 auf 43,9% am 5.3.1933 gesteigert. Es ist also eine Partei im Aufwind, auch wenn man die verfehlte absolute Mehrheit in Rechnung stellt.

Die Rede war vom Vergleich der Reichtagswahlen im Juli und November 1932. Im Gegensatz zur vorherigen Wahl, September 1930, konnte die NSDAP im Juli ihre Stimmanteile verdoppeln, verlor aber zum November hin einige Prozentpunkte. Dieser Verlust wird hin und wieder als Abstieg der NSDAP vor der Machtergreifung interpretiert. Ich halte das für Wunschdenken. Allerdings kann ich umgekehrt dem nicht zustimmen:

Eins ist ganz klar: mindestens die Hälfte der Deutschen wünschte eine NS-Regierung mit Hitler an der Spitze

Denn auch 1933 in nur noch eingeschränkt freien Wahlen, bekamen die Nationalsozialisten keine 50 % (und wenn man den Freistaat Bayern als Demokratie anerkennt*, weiß man, dass das auch in einem demokratischen System möglich ist).

wer die Flut von Hitlers Wahlreden gehört hatte, der wusste, was auf Deutschland zukam. Ganz unverblümt wurde das überall verkündet, doch hat das leider niemand ganz geglaubt, und die forschen Reden lediglich für Wahlgetöse gehalten - mit bekanntem Ausgang.

Ja und nein. Es ist ja nicht so, als hätte der nationalsozialistische Terror erst 1933 nach der Machtergreifung begonnen. Keine Ahnung, was die Leute sich damals dabei gedacht haben.

Wer bitte ist man?

Ist das wirklich nötig zu beantworten?

Das Auf der NSDAP hatte ja Ursachen und wenn die entfallen, dann geht es mit der Gunst der Wähler bergab. Noch 1928 dümpelte die NSDAP bei ganzen 2,6 % herum.

Jaaaa?! Was ändert das daran, dass die NSDAP bei beiden Wahlen 1932 als stärkste Fraktion aus den Wahlen hervorging?


Nach den harten aber eben nicht so erfolgreichen Wahlkämpfen, gemessen an den eigenen Zielvorstellungen, hatten sich in der NSDAP Ungeduld, Resignation, Finanznot und vor allem Zweifel an antidemokratischen Kurs von Hitler breitgemacht.

Zweifel am antidemokratischen Kurs innerhalb der NSDAP?
Du spielst hier aber nicht auf den Konflikt Strasser-Hitler an, oder? Das würde nämlich nicht ganz passen.


Auch der Abwärtstrend bei den Wahlen hielt an. Bei der Wahl in einistige NSDAP Hochburg Thüringen mussten man herbe Verluste hinnehmen. Goebbles notierte dazu, " Wir müssen mehr arbeiten und weniger verhandeln." Und verhandeln wollte vor allen die Gruppe um Gregor Strasser.
Die NSDAP erhielt in der Wahl zum Thüringer Landtag 1932 42 % der Stimmen. Das war gegenüber 1929 ein Anstieg von 31 Prozentpunkten!


*Die Roten hierfür sind einkalkuliert.
 
Warum blendest du eigentlich konsequent den Umstand aus, das es keine demokratische Wahl gewesen war?
Wir reden derzeit vollkommen aneinander vorbei. Du redest von Wahlerfolgen, ich rede von undemorkatischen Wahlen am 05.März 1933 und Wahlerfolge auf so einer Basis sind irrelevant.

Es gab aber immer noch die Möglichkeit andere Partein zu wählen. Es standen ja alle zur Verfügung.

Wenn man in gewissen Wahlkreisen nachschaut, da erziehlte die NSDAP im März 12,3% der Stimmen. In andern Wahlkreisen dann über 80%.

Beispiel:

Niederreihnischen Bocholt: 12,3%

In Niederbrechen (Wahlkreis Hessen-Nassau) gerade mal 2,8% der Stimmen.

Demgegenüber stehen die Wahlkreise die fast 100% der Stimmen der NSDAP gaben. Wie zum Beispiel Viöl, Schwesing oder Hennestedt in Schleswig-Holstein.
 
Die Rede war vom Vergleich der Reichtagswahlen im Juli und November 1932. Im Gegensatz zur vorherigen Wahl, September 1930, konnte die NSDAP im Juli ihre Stimmanteile verdoppeln, verlor aber zum November hin einige Prozentpunkte. Dieser Verlust wird hin und wieder als Abstieg der NSDAP vor der Machtergreifung interpretiert. Ich halte das für Wunschdenken. Allerdings kann ich umgekehrt dem nicht zustimmen:

Wir können uns auch den Sockel der NSDAP-Wähler Mitte der 20er Jahre anschauen, um den unerhörten Aufstieg der NSDAP sichtbar zu machen.

Denn auch 1933 in nur noch eingeschränkt freien Wahlen, bekamen die Nationalsozialisten keine 50 % (und wenn man den Freistaat Bayern als Demokratie anerkennt*, weiß man, dass das auch in einem demokratischen System möglich ist)
]

Die Wahlen waren nicht eingeschränkt, denn jeder konnte sein Kreuzchen bei zahlreichen Parteien machen, sogar bei der KPD. Das taten die Deutschen auch, wählten zahlreiche Abgeordnete der SPD, KPD und des Zentrums, aber eben auch an die 45% NSDAP.

Ja und nein. Es ist ja nicht so, als hätte der nationalsozialistische Terror erst 1933 nach der Machtergreifung begonnen. Keine Ahnung, was die Leute sich damals dabei gedacht haben.

Sie haben gedacht: "Da räumt endlich jemand mit dem "linken Lumpenpack" auf (Zitat auf Wahlreden der NSDAP) und anschließend haben die Deutschen zu rund 45% ihre braune Partei gewählt.
 
Die Wahlen waren nicht eingeschränkt, denn jeder konnte sein Kreuzchen bei zahlreichen Parteien machen, sogar bei der KPD. Das taten die Deutschen auch, wählten zahlreiche Abgeordnete der SPD, KPD und des Zentrums, aber eben auch an die 45% NSDAP.

Ich schrieb nicht "eingeschränkt", sondern "eingeschränkt frei", man beachte den Unterschied. Wenn du allerdings in Razzien, Publikationsverboten und einseitiger Nutzung der staatlichen Medien für den Wahlkampf keine Einschränkungen der Wahlfreiheit erkennen kannst, dann musst du die Sachlage eben anders bewerten.

Sie haben gedacht: "Da räumt endlich jemand mit dem "linken Lumpenpack" auf (Zitat auf Wahlreden der NSDAP) und anschließend haben die Deutschen zu rund 45% ihre braune Partei gewählt.

Einge mögen so gedacht haben, ich nehme aber an, dass ein Großteil schlicht die Demokratie für zu schwach hielt, die Probleme zu meistern. Man hatte halt noch keine ausreichenden Erfahrungen mit der Demokratie.
 
Besteht zumindest insoweit Konsens, als es sich im März 1933 um Wahlen handelte, die nicht den Ansprüchen an demokratische Wahlen genügten? Ich denke hier z.B. an unzulässige Wahl- bzw. Wählerbeeinflussung und Behinderung konkurrierender Parteien.
 
Die Rede war vom Vergleich der Reichtagswahlen im Juli und November 1932. Im Gegensatz zur vorherigen Wahl, September 1930, konnte die NSDAP im Juli ihre Stimmanteile verdoppeln, verlor aber zum November hin einige Prozentpunkte. Dieser Verlust wird hin und wieder als Abstieg der NSDAP vor der Machtergreifung interpretiert. Ich halte das für Wunschdenken. Allerdings kann ich umgekehrt dem nicht zustimmen:

Versuche einfach einmal sachlich zu bleiben. Begriffe wie Wunschdenken, vermessen etc. kannst du dir schenken.

Die NSDAP konnt zwar im Juli 32 nochmals kräftig zulegen, aber das Ende der Zuwachsraten war absehbar. Das bestätigt einer der es wissen sollte, nämlich Goebbels. Der schrieb:" Zur absoluten Mehrheit kommen wir so nicht." Das bedeutete doch, das ein anderer Weg gesucht werden musste. Hier kam Strasser is Spiel. Die Aussage von Goebbels hat sich ja dann auch im November 32 bestätigt. Ein Verlust von 2 Millionen Stimmen und das ist ein erheblicher Rückgang! Strasser war sich der finanziellen lage der Partei und der Grenzen der Mobilisierungsstratgie vollkommen bewußt und suchte einen anderen Weg.

Es gab aber immer noch die Möglichkeit andere Partein zu wählen. Es standen ja alle zur Verfügung.

Wurde ja von mir auch nicht in Frage gestellt. Das ändert aber nicht an dem Terror im Wahlkampf, gegen den die staatliche Polizei nichts aber auch rein gar nichts unternommen hat. Es wurden 50.000 Hilfspolizisten, die von SA, SS und Stahlhelm rekrutiert worden waren, eingestellt. Es verging kein Tag des Wahlkampfes ohne Terror gegen die anderen Parteien. Willkürliche Verhaftungen waren an der Tagesordnung. Während des Wahlkampfes gab es 69 Tote und hunderte von Verletzten. Ein demokratisch geführter Wahlkampf sieht anders aus.

ElQuijote[/QUOTE schrieb:
gedacht: "Da räumt endlich jemand mit dem "linken Lumpenpack" auf (Zitat auf Wahlreden der NSDAP) und anschließend haben die Deutschen zu rund 45% ihre braune Partei gewählt.

Das dürfte wohl nicht zuletzt auf dem Brand des Reichstages zurückzuführen sein; die Leute haben den Lügen der Nazis Glauben geschenkt. Und wie schon gesagt: Die Wahl am 05.März 1933 war nicht demokratisch und fair schon gar nicht.
 
Versuche einfach einmal sachlich zu bleiben.

:confused:

Begriffe wie Wunschdenken, vermessen etc. kannst du dir schenken.

Leider nicht. Da es Wunschdenken und vermessen ist, aus ein paar Prozentpunkten Stimmenverlust in einer Wahl so weitreichende Rückschlüsse zu ziehen.
Nehmen wir die FDP. Deren ehemaliger Außenminister Kinkel erlaubte sich vor einigen Jahren den Faux Pas die Wahrheit zu sagen: Die FDP ist die Partei der Besserverdienenden. Die Folge waren Einbrüche bei den Wählerstimmen. Westerwelle und Möllemann gelang es - frag mich nicht wie - die Stimmen für die Partei wieder in den zweistelligen Prozent-Bereich zu heben. Und jetzt? Abstürze vom zweistelligen Prozentbereich auf zwei Prozent.

Und die SPD? Man sprach schon von der CDU als letzter großer Volkspartei. Aber im Jahr 2011 kommt die SPD plötzlich wieder. Nicht mit denselben Zahlen wie früher, aber stark genug, um Regierungskoalitionen zu bilden.

Der NSDAP ist im November 1932 das passiert, was jeder Partei in einer demokratischen Wahl passieren kann: Sie hat für die folgende Legislaturperiode Stimmen verloren. Sie blieb aber die stärkste Fraktion. Punkt.
Zenit überschritten? Das könnte man allenfalls dann sagen, wenn man eine Serie von freien Wahlen vorliegen hätte, anhand derer man das empirsich untersuchen könnte. Die haben wir aber nicht. Insofern wird hier ein einzelnes Wahlergebnis völlig überstrapaziert.


Die NSDAP konnt zwar im Juli 32 nochmals kräftig zulegen, aber das Ende der Zuwachsraten war absehbar. Das bestätigt einer der es wissen sollte, nämlich Goebbels. Der schrieb:" Zur absoluten Mehrheit kommen wir so nicht."

Und? Ist das etwa ein Beleg dafür, dass die NSDAP ihren Zenit überschritten habe?
 
Leider nicht. Da es Wunschdenken und vermessen ist, aus ein paar Prozentpunkten Stimmenverlust in einer Wahl so weitreichende Rückschlüsse zu ziehen.

Sehr bedauerlich!

Nehmen wir die FDP. Deren ehemaliger Außenminister Kinkel erlaubte sich vor einigen Jahren den Faux Pas die Wahrheit zu sagen: Die FDP ist die Partei der Besserverdienenden. Die Folge waren Einbrüche bei den Wählerstimmen. Westerwelle und Möllemann gelang es - frag mich nicht wie - die Stimmen für die Partei wieder in den zweistelligen Prozent-Bereich zu heben. Und jetzt? Abstürze vom zweistelligen Prozentbereich auf zwei Prozent.

Und die SPD? Man sprach schon von der CDU als letzter großer Volkspartei. Aber im Jahr 2011 kommt die SPD plötzlich wieder. Nicht mit denselben Zahlen wie früher, aber stark genug, um Regierungskoalitionen zu bilden.

Der Vergleich bundesrepublikanischer Verhältnisse, einer anerkannten Demokratie, mit einer totalitären Diktatur, einen verbrecherischen Staatswesen, finde ich unpassend und deshalb gehe ich darauf nicht ein.

Der NSDAP ist im November 1932 das passiert, was jeder Partei in einer demokratischen Wahl passieren kann: Sie hat für die folgende Legislaturperiode Stimmen verloren. Sie blieb aber die stärkste Fraktion. Punkt.

Stärkste Fraktion ja, aber sie hatte gewaltige Verluste von 2 Millionen Stimmen zu schlucken und war weiter denn je vom Ziel der absoluten Mehrheit entfernt. Deshalb setzten ja auch Überlegungen ein, ob der gewählte Weg noch der richtige ist. Die SA war frustiert. Für die Wahlerfolge der NSDAP, ich schreib es bereits oben, gab es konkrete Ursachen. Diese fatale Stimmung der Wähler, das war klar, würde sich ändern, wenn eine Besserung erkennbar würde. Immerhin wurde im Juli 1932 im Zuge der Lausanner Konferenz das Ende der Reparationen gegen eine Restzahlung von 3 Milliarden Reichsmark erreicht. Das war der erst durchaus nicht zu verachtende Schritt aus der Krise und dieses Signal wurde auch von der Bevölkerung so verstanden.

Schon vor der Reichstagswahl im Juli 1932 erfogte der sogenannte Preußenschlag. Preußen fiel damit in der Folge als demokratische Bastion aus.


Und? Ist das etwa ein Beleg dafür, dass die NSDAP ihren Zenit überschritten habe?

Es ist ein Beleg dafür, das ein bedeutendes und gut informiertes Parteimitglied eben der Meinung, das es mit der absoluten Mehrheit nichts werden wird. Die Mehrheit der Deutschen wählte nicht nationalsozialisitisch. Hitler hat bei Wahlen nie die Mehrheit gewonnen.

ElQuijote schrieb:
:confused:
 
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Zenit überschritten? Das könnte man allenfalls dann sagen, wenn man eine Serie von freien Wahlen vorliegen hätte, anhand derer man das empirsich untersuchen könnte. Die haben wir aber nicht. Insofern wird hier ein einzelnes Wahlergebnis völlig überstrapaziert.

Warum haben wir denn nicht die Möglichkeit, empirisch weitere Wahlen zu untersuchen, um zu betrachten, ob die NSDAP ihren Zenit überschritten hatte oder nicht? Die Antwort ist einfach wie verblüffend: es gab keine weiteren Wahlen!
Und damit kommt den Aussagen führender NS-Strategen dann doch einige Bedeutung zu. Und die Begleitumstände der Wahl, die wohl in die Richtung gehen, mit allen (auch undemokratischen) Mitteln die Wahl zu "gewinnen" sprechen doch wohl für sich.

Grüße
excideuil
 
Leider nicht. Da es Wunschdenken und vermessen ist, aus ein paar Prozentpunkten Stimmenverlust in einer Wahl so weitreichende Rückschlüsse zu ziehen.
Nehmen wir die FDP. Deren ehemaliger Außenminister Kinkel erlaubte sich vor einigen Jahren den Faux Pas die Wahrheit zu sagen: Die FDP ist die Partei der Besserverdienenden. Die Folge waren Einbrüche bei den Wählerstimmen. Westerwelle und Möllemann gelang es - frag mich nicht wie - die Stimmen für die Partei wieder in den zweistelligen Prozent-Bereich zu heben. Und jetzt? Abstürze vom zweistelligen Prozentbereich auf zwei Prozent.

Und die SPD? Man sprach schon von der CDU als letzter großer Volkspartei. Aber im Jahr 2011 kommt die SPD plötzlich wieder. Nicht mit denselben Zahlen wie früher, aber stark genug, um Regierungskoalitionen zu bilden.

Der NSDAP ist im November 1932 das passiert, was jeder Partei in einer demokratischen Wahl passieren kann: Sie hat für die folgende Legislaturperiode Stimmen verloren. Sie blieb aber die stärkste Fraktion. Punkt.
Zenit überschritten? Das könnte man allenfalls dann sagen, wenn man eine Serie von freien Wahlen vorliegen hätte, anhand derer man das empirsich untersuchen könnte. Die haben wir aber nicht. Insofern wird hier ein einzelnes Wahlergebnis völlig überstrapaziert.




Und? Ist das etwa ein Beleg dafür, dass die NSDAP ihren Zenit überschritten habe?


Der Vergleich mit den Parteien der Bundesrepublik ist eher problematisch:

Die Ergebnisveränderungen der im Bundestag vertretenen Parteien sind nie so extrem gewesen wie die der praktisch aus dem nichts gekommenen NSDAP. Die Partei hatte keine langjährigen Stammwähler, die zu ihr standen.

Aber El Q. hat natürlich Recht, alleine aufgrund eines Verlustes zu sagen, daß die NSDAP ihren Höhepunkt überschritten hat, ist methodisch nicht korrekt.

Interessant finde ich die Pressemeldungen aus der Zeit. Im nachfolgenden Artikel sind einige Auszüge aus der Presse vom Januar 1933:

"Wie hieß er doch schon mit Vornamen, Adalbert?? - Nachrichten DIE WELT - WELT ONLINE

Demnach hat die Presse Hitler und die NSDAP schon abgeschrieben.

Es gab aber immer noch die Möglichkeit andere Partein zu wählen. Es standen ja alle zur Verfügung.

Wenn man in gewissen Wahlkreisen nachschaut, da erziehlte die NSDAP im März 12,3% der Stimmen. In andern Wahlkreisen dann über 80%.

Beispiel:

Niederreihnischen Bocholt: 12,3%

In Niederbrechen (Wahlkreis Hessen-Nassau) gerade mal 2,8% der Stimmen.

Demgegenüber stehen die Wahlkreise die fast 100% der Stimmen der NSDAP gaben. Wie zum Beispiel Viöl, Schwesing oder Hennestedt in Schleswig-Holstein.

Tja, das ist in der Tat bemerkenswert. Auch wenn man die Wahlen von März 1933 nicht mehr als vollkommen frei bewerten will, so ist es dennoch erstaunlich, wie die NSDAP diesen riesigen Stimmanteil erhalten hat. Interessant wären, wenn man die damaligen Pressestimmen auswerten könnte. Gab es bis zu den Märzwahlen noch eine unabhängige Presse?


Übrigens: das erwähnte Bocholt liegt zwar an der Grenze zum Niederrhein, ist aber im Münsterland und damit Westfalen.
 
Subjektiver Zwischenruf: schade, dass man sich von der Ausgangsfrage in die heiße, gleichwohl etwas weniger frische Debatte verwickelt hat,
 
Der Wahlkampf zur Reichstagswahl 1932 war brutaler denn je. Unmittelbar nach Aufhebung des Verbotes der SA ging "es rund". Es kam zu heftigen Zusammenstößen mit den politischen Gegnern der KPD. Schießereien standen auf der Tagesordnung. Unter den 86 Toten des Juli 1932 waren 38 Nationalsozialisten und 30 Kommunisten. Besonders "zur Sache" ging es sonntags. So gab es beispielsweise am 10.Juli 1932 17 Tote, 10 tödlich Verletzte und 181 Schwerverletzte. In der schlesischen Stadt Ohlau allein gab es 4 Tote und 34 Verletzte. Hier haben sich SS, SA mit dem Reichsbanner eine "Schlacht geliefert. Der Altonaer Blutsonntag am 17.Juli war ein trauriger Höhepunkt. Der Vorsitzende der deutschnationalen Frakton in Preußen Friedrich von Winterfeldt meinte dazu, das diese Zustände einen offenen Bürgekrieg glichen.

Wahlen unter solchen Vorzeichen mit denen der Bundesrepublik zu vergleichen ist daher nicht sonderlich glücklich.


ZUr Wahl von November 32 ist noch hinzuzufügem, das ein von Papen via Radio am 04.November noch an der überaus brutalen Mordakton von Potempa und Hitlers provozierendes Auftreten danach erinnerte. Ein weiterer Schock dürfte auch die Zusammenarbeit mit der KPD beim Berliner Verkehrsstreik gewesen sein. Das hatte abschreckende Wirkung; keine Glanzleistung von Goebbels.

Hitler meinte gegenüber den Reichspräsidenten am 19.November, wenn seine Bewegung zugrunde gehen, dann kommt Deutschland in die größte Gefahr." Hitler meinte, es ist also im vaterländischen Interesse, daß meine Bewegung erhalten bleibt, und das setzt voraus, daß meiner Bewegung die Leitung zufällt." Hitler hatt also duchaus realisiert, was das Wahlergebnis vom Novmeber 32 bedeutete.

Das ist auch mein letzter Beitrag in diesem Thread, da ich hier wohl eine unerwünschte Meinung zu vertreten scheine und dafür eine entsprechende Ernte im Kontrollzentrum vorfinde.

Winkler, Weimar 1918-1933
 
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