Doch leider, wollten die anderen nicht so sein wie er. Sie verstanden die Freundschaft zwischen den beiden noch nicht einmal. Sie sahen in Hephaistion eher ein Kriecher, als einen Freund.
Ich denke, jeder interpretierte in die Rolle Hephaistions (oder auch Alexanders), was er wollte. War jemandem die Autorität Alexanders so schon zuviel, deutete er sicherlich eher Negatives in die Haltung von dessen näheren Freunden worunter Hephaistion natürlich hervor ragt.
Vieles können wir, wie Dieter richtig sagte, nur erspekulieren. Sicherlich war der Freiheitswille oder das Slebstbewusstsein der Griechen und Makedonen ein erheblicher Faktor. Das Königtum in Griechenland war zwar unterschiedlich ausgeprägt, von Staat zu Staat unterschiedlich, aber gemein war ihnen, dass eben die Rolle des Königs doch eher der eines "Ersten unter Gleichen" entsprach, als einem Herrscher absoluter Macht. Bezeichnungen wie "Gefährten" erinnern ja auch daran. Viele Griechen beargwöhnten daher die zunehmend konkreter werden Rolle Alexanders als König mit einer herrausragenden Machtstellung. Dies widersprach zweifellos den Ansichten vieler über das, was sie sich unter der Rolle eines Königs innerhalb ihres Königtums vorstellten und diejenigen, welche in ihren Augen diese scheinbar negative Tendenz Alexanders unterstützen bekamen die Kritik ab, mit welcher man auch gern die Perser als ein Volk von Unfreien unter der Herrschaft eines Herrschers, der umgeben von Heuchlern war, in Verbindung brachte. Während sich Alexander auf die Fahnen schrieb, die Bedrohung durch die Perser als diejenigen, welche den Griechen eine Unfreiheit aufzwingen wollten (und denen es in der Vergangenheit auch durchaus teilw. gelungen war), endgültig zu beenden, schien die Operation in Augen einiger darauf hinaus zu laufen, dass sich Alexander an die Stelle des Dareios setzte.
Klar das sind alles für Dich,
Naphae, keine Neuheiten.
Man kann aber hinterfragen, in wie weit der Begriff "Kriecher", wenn man ihn Hephaistion unterstellen möchte, überhaupt überprüfbar ist. Wie können wir heute überhaupt die Motive Hephaistions ausmachen, wenn wir über ihn so wenig wissen? Heute stellen Historiker ja vor allem was die Beziehungsgeflechte der personellen Umgebung Alexanders anbelangt ja verschiedene Optionen nebeneinander da. Man kennt ein Ereignis und führt nebeneinander Versionen vor, wie es dazu gekommen sein kann.
Heißt: Ich will nicht ausschließen, dass Hephaistion ein Kriecher war, aber genausogut hätte er ein ehrlicher Freund gewesen sein können. Immerhin ist es ja gesichert, dass er von Alexander selbst sehr geschätzt wurde und von dem Standpunkt aus, ließe sich wohl am ehesten auf Hephaistions eigene Haltung schließen lassen. War Alexander ein guter Menschenkenner? Das brächte uns schonmal weiter.