Varusschlacht, Ablauf und Ort
Bei Wilhelm Müller steht dazu:
"[...] Besondere Bedeutung verdient die nähere Umgebung des Dorfes Himmighausen. Hier wurden im Juli 1872 im Waldboden am Hang des sog. Varusberges beim Bau des Bahndamms Hannover-Altenbeken zwei goldene Augustusmünzen mit den Abbildungen der Prinzen Gajus and Lucius Cäsar gefunden, die frühestens um das J. 2 v. Chr. geprägt wurden (vgl. Cohen Bd. 1 S. 68/69 Nr. 39 und 41), [...]"
"[...] Sehr auffällig erscheint aber die gerade von Himmighausen ab in nordwestlicher Richtung laufende Kette weiterer republikanischer und augustischer Münzfunde bei Horn, Berlebeck, Detmold, Donoper Teich, Dörenschlucht, Pivitsheide und Stapelage, auf die Albert Wormstall ("Augustische Münzfunde un Raume Westfalen und römische Marschrichtungen", Westfalen 1935 Heft 5) mit Recht hinweist."
"[...] Liegt Himmighausen auf jener bedeutungsvollen Ostseite des Gebirges, so haben sich auf der gegenüberliegenden Westseite nicht minder beachtliche Spuren ergeben, die zwar nicht mit dem Varuszuge als solchem, wohl aber mit dem Anmarsch des Germanicus zur Walstätte zusammenhängen könnten.
Es handelt sich um den um 1890 beim Wegebau erfolgten Fund einer Bronzemünze des Augustus vom Jahre 11 n. Chr. (vgl. Cohen Bd,. 1 S. 93 Nr. 226) bei Neuenbeken - also am Westeingang der Pässe von Altenbeken und Driburg, die lange unbemerkt in der Privatsammlung des aus Neuenbeken stammenden Rendanten Wewer in Paderborn ruhte, wo sie von Baurat Ortmann-Paderborn ([...]) daselbst entdeckt und auf meine Anregung dem dortigen Museum überwiesen wurde. Da für diese Augustusmünze dank ihrer Umschrift (im 34. Jahr der tribunicischen Gewalt) die Datierung in das Jahr 11 auf das Erfreulichste gesichert ist und somit alle älteren Feldzüge der Römer für sie ausscheiden, bleibt nach dem, was wir über solche Münzfunde der frühen Kaiserzeit im freien Germanien wissen, kaum eine andere Erklärung, als ihr Zusammenhang mit jenem Vormarsch des Germanicus zum Teutoburger Schlachtfeld, der sonach von Paderborn aus geradewegs ostwärts auf den Paß von Driburg zielte. [...]"
Ich war Berufssoldat und habe 2009 für eine militärhistorisch interessierte Gruppe eine Fahrt nach Kalkriese vorbereitet. In diesem Zusammenhang habe ich die Quellen zur Schlacht auf ihre Plausibilität aus militärisch Sicht überprüft. Das Ergebnis habe ich unter Wolfgang Kappen in Römerfreunde Weser unter dem Titel "Hinterhalt in weglosem Gelände oder Überfall auf die Abstellungen" veröffentlicht.
Als Ergebnis möchte ich zusammenfassend sagen, daß Arminius aus militärischer Sicht wahrscheinlich mit einem Überfall auf die in die germanischen Siedlungen abgestellten Soldaten begonnen hat (Quelle Cassius Dio "nachdem man die Abstellungen niedergemacht hatte"). Varus hat unter dem Schock dieses Ereignisses fluchtartig mit seinem Hauptquartier und einer Legion das Lager geräumt (Quelle Cassius Dio "exhormonta", sie begleiteten ihn, der es sehr eilig hatte). Er befahl den beiden anderen Legionen, die nicht im selben Lager stationiert waren (Cassius Dio), im ersten Marschlager zu ihm zu stoßen. Auf dem Marsch werden sie durch germanische Stämme angegriffen, ein Gewittersturm verzögert den Marsch weiter, so daß nur eine Legion Varus im Lager erreicht. Die dritte Legion muß im Wald lagern(Cassius Dio).
Am nächsten Morgen greift Arminius das Lager an, Varus begeht Selbstmord, die Armee ist führerlos, die Reiterei flieht, die beiden Legionen sind von den Germanen eingekreist und geben auf (Paterculus). Dieses Lager findet Germanicus sechs jahre später. Nach Tacitus ist Varus mit der masse seiner Armee dort umgekommen oder in Gefangenschaft geraten.
Die dritte Legion erfährt von der Niederlage, verbrennt ihr schweres Gerät, da der Weg zu den Lippe-Lagern durch die Germanen versperrt ist und schlägt sich durch. Dabei wird sie aufgerieben. Ein Überlebender hat darüber berichtet, diesen Bericht hat Dio, der offensichtlich 200 Jahre später intensives Quellenstudium betrieben hat und dem wir daher die vielen Details verdanken, auf die ganze Armee bezogen. Wenn man seine Vermutung über den Plan des Arminius als offensichtliche Spekulation wegläßtund stattdessen den Überfall auf die Abstellungen einsetzt, stimmt das ganze Bild, der Ablauf ist militärisch vernünftig und Varus war nicht der Idiot, der sich mit seiner ganzen Armee in unwegsames Gelände locken ließ.
Nun zm Ort der Schlacht: wenn man annimmt, daß Varus an der Weser gelegen hat und aus einem der Lippe-Lager versorgt wurde, kommen als Orte für das Sommerlager die Räume Höxter, Hameln und Vlotho in Frage.
Wenn Anreppen noch genutzt wurde, spricht alles für den Raum Höxter.
Wenn Varus von dort zurück zur Lippe wollte, muß sein erstes Marschlager im Raum Bad Driburg gelegen haben. Dorthin hat er die beiden anderen Legionen befohlen, dort ist Varus geschlagen worden und die dritte Legion hat versucht nach Nordwesten oder Südwesten zu umgehen und die Lippelager zu erreichen.
Wenn nun genau in diesem Raum die von Pastor Müller geschilderten Funde gemacht wurden, würde das ins Bild passen. Die im Wald gefundenen Goldmünzen könnten dann der dritten Legion, die sich durchschlug, zugeordnet werden.
Ich würde mich um kritische Anmerkungen freuen.