Hallo Biturigos,
wie erklärst du dann die "nur" 17 Toten (bisher) bei Kalkriese? Im übrigen wissen wir nicht wie viele Überlebende es aus der Varus-Schlacht gab. 10, 50 oder gar Hunderte ? Das es sie gab sagen ja die historischen Quellen. Bei Lützen kämpften ca. 40.000 Menschen. Davon starben ca. 6000 - 10.000 Menschen. Viele sicherlich auch erst Tage und Wochen nach der Schlacht an Wundbrand (siehe Drusus 30 Tage später). Wenn ich aber nur 17 Individuen habe, komme ich ins grübeln.
Noch einmal:
Nein, ich denke da sind 17 Legionäre von Germanen mit dem Versprechen auf illegales Glücksspiel mit ihrem gesamten Guthaben aus tausenden Gold-Silber- und Kupfermünzen in einen kilometerlangen Hinterhalt gelockt worden, auf ihren 1,5 Maultieren hatten sie jedoch auch einen bronzenen Weinsieb, eine mit Halbedelsteinen besetzte Schwertscheide, eine gläserne, vielfarbige Trinkschale, einen silbernen Trinkbecher und einen Silberlöffel, eine mit Silber überezogene Gesichtsmaske, also Schnickschnack, den der gemeine Legionär auf jedem Trödelmarkt erstehen kann. Außerdem nahmen sie noch Pferdegeschirre, zahlreiche Nägel, Schleuderbleie und ein Senklot mit, man weiss ja nie, ob man das als Spieleinsatz bringen konnte. Polemik Ende.:motz:
Noch einmal zu deinen Zahlenvergleich - es gibt mehrere Möglichkeiten,
warum wenige menschliche Überreste gefunden wurden, diese wurden fast alle hier aufgeführt:
1. Tierfrass, Witterung, falls die Leichen unbestattet auf der Erdoberfläche liegen geblieben sind (Krähen, Nacktschnecken, Füchse, Wölfe, diverse Käfer und Fliegenmaden hätten ein Festmahl, an das sie unterirdisch nicht herangekommen wären)
2. Bodenbeschaffenheit, EQ erwähnt Kalkbrocken in den Knochengruben, ohne die auch dort nichts erhalten geblieben wäre
3. Nutzung der Leichen, um sie den Göttern für den Sieg zu weihen
4. Übernutzung des Schlachtfeldes zum Beispiel durch Ackerbau, Verpflügung der Skelettreste
Du hast noch einen Linkauszug zum Gräberfeld von Gelduba als Argument dazu genommen, meiner Meinung stärkt es deine Argumentation nicht, wenn du jetzt neben einen Apfel und eine Birne noch eine Orange legst.
Gelduba lag in einer knapp hundertjährigen römischen Provinz, die Opfer waren Beteiligte in einem bürgerkriegsähnlichen Aufstand, im Umfeld ist von einer provinzialen Zivilbevölkerung auszugehen, die sich politisch fraktioniert hat, neutral blieb oder sich auf eine Seite der Parteien geschlagen hat. Die Getöten hatten eventuell selbst Familienangehörige in der Umgebung - jetzt vergleiche doch einmal selbst dieses Setting mit der glades variana! Natürlich ist in einem Setting wie in Gelduba eine Bestattung wenn auch als Notbehelf möglich!
Zum Bestattungsritual - auch dort zeigt sich, dass eine unhistorische Herangehensweise zu falschen Ergebnissen führt. Du vergleichst Körper - und Massengräber des 17.Jahrhundert mit einer Zeit, als in diesem geographischen Raum die Brandbestattung auf Scheiterhaufen überwog, wobei aus der übrig gebliebenen Asche eventuell noch verschmolzene Fibeln und (wenige!) Knochenstücke ausgelesen und mit Asche in einer Urnenform deponiert wurden. Auch aus dieser Unterschiedlichkeit des frühgermanischen Bestattungsritals zum Körpergrab der frühen Neuzeit "verbietet" sich ein rein mathematischer Vergleich zweier völlig unterschiedlich verlaufener Schlachten in völlig unterschiedlichen Kontexten.