Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Zur Geographie, ich wäre da in jeder Hinsicht vorsichtig, was Flüsse und Sümpfe angeht.
So sah das vor nicht langer Zeit in meiner Heimat aus.

http://www.sielhorst.de/historik/ueberschw/hochw1956.jpg

Jeder Weg nordwärts der Mittelgebirge wäre ein Todesmarsch gewesen. Es ging bestenfalls am Wiehengebirge/Süntel entlang. Alle anderen Versuche wäre "ersoffen". Nach Norden ist nur undurchquerbarer Sumpf. Ich stamme daher, da kommt man nicht durch, riesige Wasserflächen.
 
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Hallo Angrivarier,

vielen Dank für deinen Hinweis. Diese Aussage beweist eindeutig, dass die Legionen des Germanicus bei ihrem Weg von der Weser zur Ems bei Kalkriese vorbeikommen mussten.

Gruß Maelo
 
Oder, dass sie auf ihrem Weg vom Rhein an die Weser bei Kalkriese vorbeikamen und dabei dann die dort liegenden Knochen der Gefallenen der Varusschlacht bestatteten. Man hätte aber auch von den Lippequellen weiter durch die Gebirge ziehen können, um dort an die Weser zu gelangen. Wege gibts viele. Eindeutige Beweise sehen definitiv anders aus.
 
Germanicus hatte bei diesem Feldzug ein gewaltiges Heer bei sich, und die Germanen mögen vielleicht eine ähnliche Truppenmacht aufgestellt haben. Anzunehmen dass sich die Schlacht am Angrivarierwall auf eine Fläche von einer Größe von wenigen Fußballfeldern zugetragen hat ist abwegig. Der Kampf wird sich sicherlich über ein Gebiet von einigen Quadratkilometern zugetragen haben. Und dann gerät die Hunte und die Hase in den Bereich der Überlegungen. Wer weiß um welche Gewässer sich die Hunte und die Hase vor zweitausend Jahren gehandelt haben. Vielleicht waren es keine Flüsse in herkömmlichen Sinne, aber doch kräftige Flüsschen, die Tacitus mit seiner Bezeichnung ein wenig aufgewertet hat.
Hm, vielleicht Geologen(?).:grübel:Hatten wir nicht in einem anderen Thread zum Thema Kalkriese schon geologische Karten herangezogen?
 
@Maelonn
Das Ausgrabungsergebnis von Kalkriese beweist nur eindeutig dass dort Römer gekämpft haben. Wer dort gewonnen hat sagt es nicht. Das Problem bei fast allen Varusschlachttheorien war immer, dass jeder Theoretiker von jedem Autor eine Prise genommen hat und sich daraus sein eigenes Menü zusammengestellt hat. Eine Prise Cassius Dio, eine Prise Tacitus, etwas Paterculus, ein wenig Florus, und schon hatte man die schönste Theorie. Kein Wunder dass es über 700 geworden sind, etwa so viele wie es Schweinebratenvariationen gibt. Ich lehne konsequent Cassius Dio ab und stimme Paterculus und Tacitus aus erwähnten Gründen bei ihren Ortsangaben vollkommen zu. Wenn man ausschließlich den Paterculus und Tacitus übernimmt, dann kommt man logischer Weise zu einem ganz anderen Resultat als die beherrschende Meinung.

Bei Paterculus hat der Schlüssel zur Lokalisierung einen Namen: Aliso! Diesem Lager kam während der Varusschlacht eine besondere Bedeutung zu. Hierhin konnten sich die Reste des Varusheeres flüchten und einer längeren Belagerung durch die Germanen standhalten. Nachdem die Eingeschlossenen vergeblich auf Entsatz gehofft hatten und der Proviant knapp wurde, konnten sie sich durch einen entschlossen geführten Durchbruch zum Rhein durchschlagen. Das Auffinden dieses Lagers würde unzweifelhaft wichtige Hinweise zur Varusschlachtlokalisierung geben.

Ginge man von einer Position dieses Lagers tief im Inneren Germaniens aus, beispielsweise bei Anreppen oder noch weiter östlich, und sollte sich der Schlachtort im heutigen Teutoburger Wald zugetragen haben, werfen sich zwei (als Kalkrieseanhänger sogar drei.) fundamentale und so nicht zu klärende Fragen auf. Warum versucht Numonius Vala mit seinen Reitereinheiten den Rhein zu erreichen, wo doch dieses Lager Aliso als rettender Fluchtpunkt viel näher lag, und wie konnten es die Eingeschlossenen schaffen, sich über weit mehr als 150 Kilometern zum Rhein durchzuschlagen, wo sie doch keinen Proviant mehr hatten und sicherlich viele Verwundete bei ihnen waren. Lokalisiert man die Varusschlacht bei Kalkriese, dann wird man zusätzlich noch mit der Frage konfrontiert, wie es die zerstreuten Reste der Varuslegionen geschafft haben konnten, sich auch hier mehr als 100 Kilometer quer durch feindliches Territorium nach Aliso zu retten.

Verortet man jedoch Aliso wesentlich weiter westlich, zum Beispiel bei Haltern oder noch näher am Rhein, so relativiert sich eine Frage mit zunehmender Rheinnähe, doch eine Andere tut sich auf, wenn man weiterhin den Ort der Varusschlacht im ehemaligen Osning sieht. Zum einen fragt man sich wieder, warum Numonius Vala den Rhein erreichen will, wo doch Haltern erneut näher lag, und wie es die Überlebenden der Varusschlacht geschafft haben könnten, weit mehr als 100 Kilometer, bei Kalkriese über 150 Kilometer, quer durch feindliches Gelände, ohne Proviant und die bekannten Wege meidend, Haltern erreichen konnten.

Man sieht schon bei der Betrachtung des Berichtes von Paterculus, dass es durch seine Aussagen, für einen Schlachtort im heutigen Teutoburger Wald oder am Wiehengebirge, schwer zu überbrückende Diskrepanzen ergibt, zumal er wie schon erwähnt, eindeutig davon spricht, dass sich die Schlacht in Wäldern und Sümpfen zugetragen hat.

Aus den Aussagen des Tacitus lässt sich die römische Taktik der Germanenkriege im Jahr 15 herauslesen. Ihnen ging es darum, die Brukterer, die sich an der Varusniederlage beteiligt hatten, abzustrafen oder sogar vollständig zu vernichten, und dabei verloren gegangenes Terrain zurückzuerobern. Das erkennt man an den drei verschiedenen Angriffspitzen (Caecina, Pedo, Germanicus) die die gesamte Münsterländer Bucht einkreisten, und die von drei Richtungen zur Ems vorgestoßen sind. Von seinem Stützpunkt an der Ems, die Gegend von Rheine scheint realistisch zu sein, zerstört Germanicus das gesamte Gebiet zwischen Lippe und Ems. Dabei wird es sich nicht nur um das recht kleine Gebiet zwischen den Oberläufen dieser Flüsse gehandelt haben, sondern bei dieser Vergeltungsmaßnahme hatten die Römer mit ihrer gewaltigen Heeresmacht sicherlich das ganze Territorium der Brukterer vernichtet. Dann kamen sie bis zur Grenze der Brukterer, nicht weit von dem Ort wo die Varusschlacht stattfand.

Da man immer den Dio im Hinterkopf hatte, der ja von einem Schlachtort zwischen Bergen und Schluchten sprach, wurde andauernd das Gebiet jenseits der Ems oder der oberen Lippe, also der heutige Teutoburger Wald oder das Wiehengebirge als mutmaßlicher Schlachtort lokalisiert. Vergisst man jedoch den Dio dann eröffnet sich ein vollkommen anders Bild. Denn die äußerste Grenze zu den Brukterern könnte nicht nur östlich der Ems sondern genau so gut weiter westlich von ihr gewesen sein, an der topographischen Grenze zwischen der Hochtrasse der Münsterländer Bucht und der Holländischen Niedertrasse (Daher der Name Niederland), in einem einstmals durchgehend versumpften und damals fast siedlungsfreiem Gebiet.

Wenn auch die Darlegung des Tacitus für das Jahr 15 bedingt für einen Schlachtort jenseits der Ems sprechen könnte, so zeigt der gerne übersehene, bestrittene, verbogene Bericht über das Jahr 16, ganz klar die Schwächen auf, welche sich nicht mit den derzeitigen Varusschlachttheorien vereinbaren lassen. Bei Tacitus hat der Schlüssel zur Lokalisierung auch ein Wort: Aliso!

Germanicus lässt im Jahr 16 eine Flotte bauen, mit der er seine Legionen ausgeruht ins vorgesehene Einsatzgebiet an der Ems transportieren will. Bevor es dazu kommt, führt er auf die Nachricht dass das Lager Aliso erneut von Germanen belagert wird, seine Legionen dorthin und hebt diese Belagerung auf. Bei dem Abzug von Aliso zerstörten die Germanen noch den Drususaltar und den Grabtumulus der Varuslegionen. Den Drususaltar stellt Germanicus wieder her, aber den Tumulus erneut aufzuschichten hält er für nicht erforderlich. Er versieht aber noch das ganze Gebiet zwischen Aliso und dem Rhein mit neuen Grenzwegen und Dämmen.

Will man das Lager Aliso bei Anreppen oder noch weiter östlich lokalisieren und die Varusschlacht im heutigen Teutoburger Wald, dann eröffnen sich eine ganze Reihe von fundamentalen Fragen die nicht befriedigend erklärt werden können. Eine erste Frage ist, ob sich nach der Varusschlacht ein einzelnes Römerlager, über 150 Kilometer vom Rhein entfernt, im feindlichen Germanien halten konnte, und auch dort unterhalten werden konnte. Wie muss man sich diese Grenzwege und Dämme zwischen Aliso und dem Rhein vorstellen? Warum wurde der Drususaltar mitten im feindlichen Germanien erst sieben Jahre nach der Varusschlacht von den Germanen zerstört, und nicht schon sofort?

Lokalisiert man das Lager Aliso bei Haltern oder noch näher am Rhein, so relativieren sich auch diese vorgenannten Fragestellungen mit zunehmender Rheinnähe hin, aber dadurch eröffnen sich weitere Fragestellungen, denn wie können die Germanen beim Abzug vom Lager Aliso den Grabtumulus im Teutoburger Wald, oder noch weiter weg bei Kalkriese zerstören? Warum haben sie es nicht schon vorher getan? Warum erkennt Germanicus auf einem mutmaßlichen Schlachtfeld bei Kalkriese, jenseits der Ems, dass der Tumulus zerstört wurde, kehrt zum Rhein zu seiner Flotte zurück und fährt mit ihr wieder zur Ems?

Alle diese Fragestellungen würden sich mit einem Schlag erledigen, wenn man das Lager Aliso in der Nähe des Rheines lokalisieren würde, und den Schlachtort in einem ausgedehntem Sumpfgebiet in seiner Nähe.


Gruß Maelo
 
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Ich lehne konsequent Cassius Dio ab und stimme Paterculus und Tacitus aus erwähnten Gründen bei ihren Ortsangaben vollkommen zu. Wenn man ausschließlich den Paterculus und Tacitus übernimmt, dann kommt man logischer Weise zu einem ganz anderen Resultat als die beherrschende Meinung.
Bei Tacitus Annalen I, 60,3 steht (für dich in deutscher Übersetzung):

Von da aus wurde das Heer in die entlegensten Teile des Bruktererlandes geführt und alles Gebiet zwischen Ems und Lippe verwüstet, nicht weit vom Teutoburger Wald, in dem, wie es hieß, die Überreste des Varus und seiner Legionen noch unbestattet lagen.

Bei Tacitus steht also klar und eindeutig, dass sich Germanicus im Gebiet zwischen Ems und Lippe aufgehalten hat, als er das in der Nähe liegende Schlachtfeld der Varusschlacht sehen wollte. Der Rhein ist da ziemlich weit weg.

Wie du zum einen behaupten kannst, dass du den Ortsangaben des Tacitus absolut folgst, zum anderen aber einen Ort favorisierst, der mit den Angaben des Tacitus in keinster Weise zur Übereinstimmung gebracht werden kann, dass erschließt sich mir nicht. :motz:

Warum auch sollte Germanicus zuerst vom Rhein ins Ems-Lippe Land marschiert sein, dann zurück an den Rhein, weil er das Varusschlachtfeld sehen wollte und dann wieder zurück in Richtung Weser?

Warum sollten die Legionen des Varus 6 Jahre lang nicht bestattet worden sein, wenn die Schlacht so nahe an römischem Gebiet stattgefunden hätte?

Ein Ratschlag: Verbreite deine Theorie besser nur noch im Kreise von Leuten, die keinen Tacitus-Text zur Hand haben. :still:
 
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Die nächst Szene die Tacitus beschreibt, ist, dass die Germanen die letzen Kräfte zusammenziehen und die Römer auf dem Marsch angreifen, und sie in Verwirrung bringen. Wohin sollten den die Römer wohl marschiert sein, wo sie gerade einen nach ihrer Überzeugung entscheidenden Sieg errungen und dadurch den Krieg gegen die Germanen gewonnen haben. Noch weiter östlich? Zur Elbe? Zur Oder? Nach Rom? Sie haben sich logischer Weise auf dem Weg zu ihrer Flotte an der Ems gemacht, um dann zu den Winterlagern zurückzukehren.


Arminius wusste welchen Weg die Römer nehmen werden, nämlich die ihnen bekannte Route durch die Niewedder Senke um zur Ems zu gelangen.
Der alte Hellseher...
Aber wieso "durch" die Senke. Es steht doch bei Tacitus dass die Römer die Berge im Rücken hatten und du selbst schreibst später in dem zitierten Posting:
Jetzt ergibt sich folgende Situation: Die Römer stehen links und haben was im Rücken? Den Kalkrieser Berg, exakt wie bei Tacitus beschrieben.
Will man dich so lesen, dass erst durch den Wandel der Schlacht die von Tacitus beschriebene Situation entstand, dann müssen die werten Germanen aber den Wall während der Schlacht gedreht haben, damit er paßt. Und dabei ignorierten sie immer noch, dass ein Wall am Fuß eines Hügels ein Blödsinn vor dem Herrn ist...
War alles von Anfang an so, dann sind die Römer wie einige gelb tragende Radfahrer über den Hügel statt durch die Senke marschiert und haben beim Sturm fein aufgepaßt, nichts am Wall zu verlieren, sondern erst auf der anderen Seite...




Dadurch dass ein Teil der Germanen den römischen Marschzug angreift und ihn etwas aufhält, verschafft er einem anderen Teil der Germanen genügend Zeit, um an einer Engstelle des vermuteten Marschweges, bei Kalkriese, eine Stellung mit einem Wall aufzubauen.
Öhm, ja. Tacitus schrieb zwar, von dir selbst zitiert etwas vollkommen anderes, aber wer anderen verbiegen vorwirft muß ja zeigen wie das geht. Also kennt Tacitus die Gegen wie seine Westentasche, lügt sich aber sonst im Verlauf und den Merkmalen der Region die Tasche voll?
"Volk und Adel, jung und alt fielen plötzlich den römischen Heereszug an und verwirrten ihn. Zuletzt ersahen sie sich eine viom Flusse und von Waldung eng umgrenzte, sumpfige Ebene zum Kampfplatz."

Und für alle, die an genauer Wortwahl interesse haben:
plebes primores, inventus senes agmen Romanum repente incursant, turbant. postremo deligunt locum flumine et silvis clausum, arta intus planitie et umida: silvas quoque profunda palus ambibat nisi quod latus unum Angrivarii lato aggere extulerant quo a Cheruscis dirimerentur.
Es steht also da nichts von Senke. Es steht da was von Fluß und Wald. Es steht da nichts von Angriffen während die anderen vorbereiten sondern bevor sie sich dahin zurück zogen.
Oder kurz zusammengefasst: das letzte Aufgebot griff emotional wachgerüttelt an, wurde abgeschlagen, zog sich zurück zum Wall und verteidigte sich dort. Klingt nicht unlogisch. Klingt nicht nach dem, was du auftischst.


Dann erreicht Germanicus Kalkriese. Er erkennt die Situation die sich im bietet. Die Angrivarier offen erkennbar links auf dem Wall, dahinter der Kalkrieser Berg, die Cherusker rechts verborgen im Wald, und dahinter das Große Moor.
Aha, also nicht über den Hügel.
Also haben sich die Germanen entweder mit offener Flanke gut sichtbar zum wohlgeordneten Feind aufgestellt oder die Römer kamen aus dem Sumpf...macht Sinn... oder :grübel:?



Die Römer würden also von den Germanen in dieser Gefechtssituation gezwungen über den Wall zu drängen. Hinter dem Wall gäbe es jedoch einen Spitzgraben, eine weitere Barriere die die Römer nicht ohne weiteres überwinden konnten.Panikartig nachrückende Legionäre würden die Römer in dieses neue Hindernis hinein drängen, und die vor dem Graben stehenden Angrivarier könnten die in extremer Unordnung gekommenen Legionäre fassen, während diese versuchen würden über den Graben zu gelangen. Im Grunde eine perfekte Falle, wenn sie Germanicus nicht durchschaut hätte.
Schade nur, dass ein Spitzgraben keine Schlucht ist. Das von dir geschilderte Szenario funktioniert nur, wenn "der Graben" mehr ist als nur ein Annäherungshindernis. Das ist beim Spitzgraben ohne "Inhalt" nicht der Fall. Bei der Masse der in deinem Szenario angreifenden Soldaten wäre der Graben sehr schnell "voll" und wäre kein Hindernis mehr.
In Realität wissen wir, dass Sturmangriffe auf Wallanlangen nicht ein einziges mal durch "alle zur Verfügung stehenden Mittel" durchgeführt werden, kein Wunder also dass der Sturm bei Tacitus selbst dann von den Kohorten der Prätorianer durchgeführt und beendet wird, nicht von der Armee.
Würde deine Falle also zuschnappen, knallen die Germanen aus dem Hinterhalt entweder auf den wartenden Teil der römischen Armee oder gerät zwischen beide Teile...
Die Taktik ist übrigens auch nachzulesen bei Polybios, Livius, Plutarch, Frontin, Caesar, Flavius Josephus...




und die germanischen Reitereinheiten kämpfen immer noch.

Komisch das die in den Quellen gar nicht vorkommen...

Es fehlt nur noch die Sache mit dem Fluss der die Römer abriegelt hat.
Na wenigstens eine Diskrepanz fällt dir auf. Der Rest paßt nur leider auch nicht.

Der Kampf wird sich sicherlich über ein Gebiet von einigen Quadratkilometern zugetragen haben. Und dann gerät die Hunte und die Hase in den Bereich der Überlegungen. Wer weiß um welche Gewässer sich die Hunte und die Hase vor zweitausend Jahren gehandelt haben. Vielleicht waren es keine Flüsse in herkömmlichen Sinne, aber doch kräftige Flüsschen, die Tacitus mit seiner Bezeichnung ein wenig aufgewertet hat.
Die Schlachtfelder von Krefeld Gellep zeigen ein anderes Bild.

Nach wie vor, der einzige der hier biegt und ignoriert bist du. Die offenen Fragen die du versucht hast auszuräumen konntest du nur mit ignorieren der eigenen Quellentexte erreichen, die anderen Fragen hast du einfach weg gelassen.
Für mich ist die Sache damit gegessen. Wer so arrogant von oben die Fachwelt und die ihr Folgenden als Lüger, Ignoranten und Idioten bezeichnet verdient sich selbst.
 
Hallo Tela,

Du hast danach geschrieben, dass ich dir doch ganz schnell erklären soll, warum Kalkriese nicht mit Tacitus vereinbar ist. Ich habe dir geschrieben warum, ausführlich und, so hoffe ich, nachvollziehbar. Vielleicht hättest du, anstatt sofort wieder aufzuschreien und das geschriebene ins lächerliche zu ziehen, den Text auf dich wirken lassen (ich meine nicht den Teil mit den Sternen), und erst darüber nachgedacht was du schreibst.

Das was ich geschildert habe nennt man das so genannte Alisoproblem. Es wurde schon viel „Fachliteratur“ drüber geschrieben. Egal wo man dieses Lager lokalisieren will, es passt nicht wenn man von einem Schlachtort im heutigen Teutoburger Wald ausgeht. Weder mit Tacitus noch mit Paterculus, und nur damit ich ihn erwähnt habe, auch Cassius Dio. Ersetzt man aber einen mutmaßlichen Schlachtort im Teutoburger Wald durch einen Schlachtort in Rheinnähe, dann gibt es kein Alisoproblem mehr.

Gruß Maelo
 
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Obwohl ich mich hier inhaltlich nicht beteilige, trotzdem noch eine Anmerkung:
... es passt nicht wenn man von einem Schlachtort im heutigen Teutoburger Wald ausgeht...
Teutoburger Wald und Kalkriese sind zwei verschiedene Lokationen, auch wenn sie geographisch relativ nahe benachbart sind - Bramsche, zu welchem Kalkriese gehört, ist ca. 70 km (Luftlinie) entfernt vom Hermannsdenkmal bei Detmold im Teutoburger Wald.
 
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Maelo schrieb:
Bei Paterculus hat der Schlüssel zur Lokalisierung einen Namen: Aliso! Diesem Lager kam während der Varusschlacht eine besondere Bedeutung zu. Hierhin konnten sich die Reste des Varusheeres flüchten und einer längeren Belagerung durch die Germanen standhalten. Nachdem die Eingeschlossenen vergeblich auf Entsatz gehofft hatten und der Proviant knapp wurde, konnten sie sich durch einen entschlossen geführten Durchbruch zum Rhein durchschlagen. Das Auffinden dieses Lagers würde unzweifelhaft wichtige Hinweise zur Varusschlachtlokalisierung geben.
Kannst Du bitte Paterculus entsprechend zitieren? Ich finde nämlich keinen Hinweis bei ihm, dass sich "Reste des Varusheeres nach Aliso" geflüchtet haben. Der Lagerpräfekt L. Caedicius und seine Truppen dürfte meines Erachtens kaum an der Varusschlacht teilgenommen haben. Seine Aufgabe war es ein Lager zu bewachen. Nach der Varusniederlage haben die Germanen sein Kastell belagert. Dies war natürlich durch die römische Niederlage begünstigt. Mehr Verbindung zur Varusschlacht besteht hier nicht.

Und warum hätte Vala sich nach Aliso retten sollen anstatt an den Rhein? Er hatte sechs Alen unter sich. Das waren höchstens 3.000 Mann - eher kann man mit deutlich weniger rechnen (Verluste in der Schlacht, nicht erreichte Soll-Stärke, Abstellung von Soldaten für andere Aufgaben schon vor dem Marsch ins Winterquartier). In Aliso wäre er ebenfalls eingekesselt worden und Proviant für seine Truppen gab es da auch nicht in ausreichender Menge. Sein Ziel war wohl der Anschluss an Asprenas, der zwei (nach Paterculus) oder drei (nach Timpe) Legionen unter sich hatte. Linksrheinisch hätte es auch kein Proviantproblem gegeben.

Leider gibt es keine Quellen wie Vala und seine Alen zugrunde gingen. Waren es wieder Sümpfe und Wälder oder germanische Wallanlagen? Das ist auch eines der vielen unklaren Punkte aus der Clades Variana.
:grübel:
 
Du hast danach geschrieen, dass ich dir doch ganz schnell erklären soll, warum Kalkriese nicht mit Tacitus vereinbar ist.

Falsch. Ich habe gefragt, wie du (1) behaupten kannst, dass du den Ortsangaben im Werk des Tacitus komplett folgst und (2) gleichzeitig versuchst das Geschehen an den Rhein zu verlegen, was - wie gezeigt - mit dem Text des Tacitus nicht vereinbar ist.

Dafür wollte ich eine Erklärung. Und diesen Widerspruch hast du immer noch nicht erklärt.

Die von Flavius Sterius angesprochenen Belege für das Geschehen rund um Aliso würden mich auch interessieren.
 
Ich habe ein wenig in Velleius Paterculus gelesen.

1. zu Numonius Vala. Zu ihm heißt es: Numonius Vala aber, ein Legat des Varus [...] gab ein abschreckendes Beispiel: Er beraubte die Fußsoldaten ihres Schutzes durch die Reiterei, machte sich mit den Schwadronen auf die Flucht und suchte den Rhein zu erreichen.

Warum nicht nach Aliso? Da kann man nur spekulieren. 2 Möglichkeiten fallen mir sehr schnell ein. Vielleicht war der Weg dorthin von Germanen besetzt, weil man damit rechnen konnte, dass Römer, die dem Hinterhalt entkommen würden, sich dorthin flüchten würden. Oder man glaubte an einen allgemeinen Aufstand und dachte nicht, dass Aliso noch existieren würde. Dann wäre der Rhein das einzig sichere Ziel aus Germanien heraus. Aber: Nur Spekulation.

2. Zu Aliso: Lobende Erwähnung verdient ebenso die Tapferkeit des Lagerpräfekten L. Caedicius und seiner Soldaten, die mit ihm in Alsio eingekesselt und von den Germanen mit einer ungeheuren Truppenmacht belagert wurden. Sie meisterten ihre schwierige Lage, die der Mangel an Lebensmitteln schier unerträglich und die Übermacht der Feinde fast aussichtslos gemacht hatte. Dabei verließen sie sich weder auf tollkühne Entschlüsse noch auf zauderndes Hin- und Herüberlegen, sondern fassten eine günstige Gelegenheit ins Auge und schlugen sich mit dem Schwert in der Hand zu ihren Kameraden durch.

Dass sich die Reste des Varusheeres nach Aliso flüchteten ist dieser Stelle nicht zu entnehmen (gibts noch andere?). Warum es ihnen gelang zum Rhein zu kommen? Spekulieren kann man viel! Aber Paterculus schreibt es ja: Sie nutzten eine günstige Gelegenheit.

Maelo schreibt zudem: Man sieht schon bei der Betrachtung des Berichtes von Paterculus, dass es durch seine Aussagen, für einen Schlachtort im heutigen Teutoburger Wald oder am Wiehengebirge, schwer zu überbrückende Diskrepanzen ergibt, zumal er wie schon erwähnt, eindeutig davon spricht, dass sich die Schlacht in Wäldern und Sümpfen zugetragen hat.

In Kalkriese haben wir eindeutig einen Sumpf. Ich sehe da keinen Widerspruch. Wie es mit Wald aussieht, ist eine andere Frage. Aber da sehe ich auch keine unüberbrückbaren Hindernisse.
 
Hallo Forumsfreunde

Ich weiß nicht warum meine Antwort auf den mir recht wirr scheinenden Beitrag von Tiberius Gabinus gelöscht wurde. Ich vermute mal, dass es hier gewisse Sympathieverbindungen gibt.

Um den Einwand von Flavius Sterius zu beantworten. Aus dem Text von Paterculus lässt sich natürlich nicht herauslesen, ob sich die Überlebenden der Varusschlacht nach Aliso gerettet haben. Aber dieses kann man aus den Text von Frontinius zur Clades Variana herleiten.

Kriegslisten:3/15,4.Als die Überlebenden nach der Niederlage des Varus belagert wurden, weil es schien, sie hätten Mangel an Getreide, führten sie einige Gefangene einen ganze Nacht hindurch in den Magazinen umher, hieben ihnen dann die Hände ab uns entließen sie. Diese brachten die Belagerer dazu, ihre Hoffnung auf eine schnelle Eroberung nicht auf eine Hungersnot der Römer zu bauen, da jenen ein gewaltiger Vorrat an Nahrungsmitteln zur Verfügung stände.

4/7,8 Als der Primipilar Caedicus, der in Germanien nach der Niederlage des Varus die Führung der eingeschlossenen Römer übernommen hatte, befürchtete, die Barbaren würden das Holz, das sie gesammelt hatten, an den Wall schaffen und sein Lager anzünden, tat er, als hätte er Mangel an Holz, und sandte überallhin Leute aus, um es heimlich zu entwenden, und erreichte dadurch, dass die Germanen sämtliche Baumstämme wegschafften.

Der hier genannte Primipilar Caedicus ist mit Sicherheit mit dem bei Paterculus genannten Lagerkommandanten von Aliso identisch. Und Frontinius schreibt, dass sich in diesem von Caedicus befehligtem Lager die Überlebenden der Varusschlacht aufgehalten haben, also hierhin geflüchtet sind. Ergo muss es demnach eine erreichbare Nähe vom Ort der Varusschlacht zum Lager Aliso gegeben haben. Eine Flucht der versprengten Varuslegionen von etwa 100 Kilometer von Kalkriese zu einem mutmaßlichen Lager Aliso am Lippeoberlauf, und dann noch eine Flucht von Aliso zum Rhein über mehr als 150 Kilometer scheint nicht realistisch zu sein.

Aus zwei Gründen muss Vala zuerst die noch bestehenden Lager Anreppen oder Haltern als nächstliegenden Fluchtpunkt angesteuert haben, wenn sich die Varusschlacht im heutigen Teutoburger Wald oder bei Kalkriese zugetragen haben soll. Zum einen weil es der nächstliegende Fluchtpunkt war, an dem er sicherlich nicht einfach vorbeigezogen wäre ohne seine Kameraden nochmals in Stich zu lassen. Zum anderen war ihm in diesen Falle auch sicherlich klar, dass er, wenn er sofort zum Rhein geflüchtet wäre, ihm und seinen Leuten als absolute Deserteure der Prozess gemacht würde.


Gruß Maelo
 
Mod an:

Hallo Forumsfreunde

Ich weiß nicht warum meine Antwort auf den mir recht wirr scheinenden Beitrag von Tiberius Gabinus gelöscht wurde. Ich vermute mal, dass es hier gewisse Sympathieverbindungen gibt.

Dein Beitrag bestand auf folgendem:

Hallo Tib. Gabinus,

?

Gruß Maelo

Das ist nun mal ein nullinhalt Beitrag, sagt nur aus das du etwas nicht verstanden hast.

Solche Beiträge werden hier gelöscht. Das hat nichts mit Sympathie zu tun, sondern einfach damit das dies in die Sparte Spam gehört.

Mod aus
 
Es ist ein beliebtes Mittel, wenn man innerhalb einer Diskussion in Erklärungsnöte kommt, seinen Kontrahenten einen augenscheinlichen Wissens- oder Kompetenzvorsprung vor Augen zu führen. Ich habe schon einmal in einem Diskussionsbeitrag erwähnt, dass ich der lateinischen Sprache nicht mächtig bin. Insofern kann ich mit euren lateinischen Zitaten oder Deklarierungen nicht viel anfangen. Es wirkt auf mich nur ein wenig hilflos.

Tja, Du wirst damit leben müssen, dass manche Leute ihre Kompetenzen in die Wagschale werfen, ohne, dass Du Dich dadurch gleich angegriffen fühlen musst. Die Quellen sind nun mal im Original auf Latein und Griechisch verfasst und die Übersetzungen mehr oder weniger unzureichend. Wenn z.B. ein Plusquamperfekt in der deutschen Übersetzung nicht als solches erkennbar ist, und dadurch die Interpretation eines Sachverhalts in Schieflage gerät, dann ist es wichtig, dass da Leute sind, die darauf aufmerksam machen (können). Ansonsten steht Dir immer frei, den Poster um eine Übersetzung zu bitten.

„Bis dahin bleibt nur die Pauschalbeurteilung: gewaltsame Todesursache durch Kopfverletzung.“ Genau das ist es Tiberius Gabinus. Und was machen die in Kalkriese daraus? Von den Germanen erschlagene Römer die durch Germanicus im Jahr 15 bestattet wurden. Durch nichts bewiesen und bei genauer Betrachtung sogar sehr unwahrscheinlich.

Was ist daran denn unwahrscheinlich? Wir haben hier einen Befund (ich weiß nicht wie viele Male ich das schon geschrieben habe) der sich mit einem historiographischen Bericht ganz gut deckt (was noch keine 100%ige Sicherheit ausmacht, aber was ein klares Indiz ergibt): Im Kampf Gefallene, die mehrere Jahre auf der Erdoberfläche lagen. Die Sieger, davon darf man ausgehen, hätten ihre Toten vom Feld geräumt. Die Masse der Indizien ergibt ein auf die Varusschlacht zeigendes Gesamtbild: Münzhorizont, nach Jahren vergrabene Knochen, schwere römische Verluste, Anwesenheit von Frauen. Einen endgültigen Beweis ergibt das natürlich noch nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit spricht in Kalkriese nach wie vor für dieses eine Ereignis!


Es gibt einen Wall in Kalkriese an dem Römer gekämpft haben, und flugs wird dieser Wall als ursächlich für die Niederlage des Varus angesehen, obwohl dieser Wall für einen Hinterhalt nicht taugt und er auch nicht durch irgendeine Quelle belegt ist.

Vielleicht ist Dir aufgefallen, dass unser historiographisches Wissen über die Varusschlacht überhaupt recht dünn ist, zwar ist die germanische Strategie zu erkennen, keineswegs aber die Taktik. Uns fehlen schlicht verlässliche Angaben über den Schlachtverlauf (was vielleicht der Grund für die traditionelle Wertschätzung des Cassius Dio ist).

Da werden Münzhorte gefunden und die Kalkrieser behaupten diese Münzhorte hätten römische Legionäre im Verlauf der Varusschlacht vergraben, obwohl niemand in höchster Not, während seine Kameraden gerade von Germanen abgeschlachtet werden, auf die Idee kommen würde sein Kleingeld zu vergraben, zumal er nicht wusste ob er jemals wieder an diesen Ort zurückkehrt.

Der Mensch handelt in Extremsituationen irrational. Lies mal den Bericht des lippischen Offiziers Dornheim (hrsg. in Eckart Kleßmann, Erinnerungen lippischer Soldaten aus den Feldzügen 1809-1814. Bielefeld, 1991.) vom Rückzug der Revolutionstruppen aus Russland, wie dort, die Tartaren auf ihren winterfesten Ponys ignorierend, französische Soldaten die französische Kriegskasse an der Beresina plünderten. In Borissow plünderten sie die Vorratslager und besoffen sich im tiefsten Winter auf der Straße.


Da werden in Kalkriese, obwohl in der Varusschlacht die Germanen mit ihrer germanischen Bewaffnung gekämpft haben müssen, ausschließlich höherwertige Waffen- und Ausrüstungsteile gefunden, und schon wird gesagt dass die germanische Bewaffnung so schlecht war, dass man davon überhaupt nichts wieder finden würde. Womit sollen sie dann gewonnen haben?

Wie gesagt: Abgesehen von dem Umstand, dass minderwertige Bewaffnung nicht heißt, dass sie rein organisch war, wir also damit rechnen müssen, dass die Germanen mit Framen, Schwertern, Beilen und Buckellosen Schilden kämpften, besteht auch die Möglichkeit, dass – Arminius ist uns als Auxiliarier ja bekannt – ein Großteil der Angreifer römische Waffen (und Rüstungsbestandteile) besaß. Dies ist dann aber für den heutigen Archäologen nicht auseinander zu halten, denn die Waffenteile geben leider keine Auskunft, wer sie nach Kalkriese geschleppt hat.

Genau die gleiche Sache ist es mit der Maultierglocke, die ich anfangs meines Widereinstiegs in diese Diskussion angesprochen habe. Das diese Glocke aus einem Grund mit Gras zugestopft wurde, der nichts mit irgendeiner Kampfhandlung zu tun hat, weiß nicht nur ich, sondern auch die Ausgräber vor Ort. Aber was machen sie daraus? Legionäre die heimlich an diesem Wall vorbeiziehen wollten. Es gibt noch viel mehr Unstimmigkeiten die hier schon hinreichend ausdiskutiert wurden, und auf die ich auf Grund der Länge meines Beitrages nicht noch einmal eingehen möchte.

Die Maultierglocke macht aber weder aus Kalkriese den Ort der Varusschlacht, noch einen anderen Schlachtort. Wer Hypothesen bildet, macht auch Fehler. Das interessante an der Glocke ist aber doch eigentlich, dass sie, gemeinsam mit den Zähnen der Maultiere, Hinweise auf die Jahreszeit gab, in der die Schlacht stattfand, was recht interessant ist.

Da wird hin und her gebogen und was das Zeug hält und auf eine effekthascherische Art seriöse Geschichtsforschung vorgegaukelt, und der überwiegende Teil der interessierten aber nicht ausreichend informierten Bevölkerung sagt Toll und Klasse. Und auch ihr nickt das alles brav ab, obwohl gerade euch Geschichtscracks diese Unstimmigkeiten auffallen sollten, und diese gerade euer Misstrauen wecken müsste. Ich weiß dass die Fronten in dieser Diskussion mittlerweile verhärtet sind, aber so wie ihr blindgläubig das Szenario der Ausgräber in Kalkriese nachbetet, zweifele ich an eurer Unvoreingenommenheit in der Beurteilung eines archäologischen Befundes.
Wer im Glashaus sitzt...



 
Man kann mit einiger Gewissheit annehmen, dass auch im Heer des Caecina Frauen mitzogen, die im Tross gewisse Aufgaben (z. B. Pflege von Verwundeten) übernahmen.

Ansonsten ließe es sich kaum erklären, weshalb Caecina noch 6 Jahre nach der Schlacht an den pontes longi im römischen Senat vehement dafür plädierte, dass Frauen im Heerzug besser nicht mitzögen.
(Tac. 3,33):

„Wenn Frauen zum Gefolge gehören, so führe dies im Frieden zum Wohlleben und im Krieg zu ängstlicher Rücksicht und damit zu Hemmungen, und eine römische Marschkolonne verwandle sich in eine Art Barbarenaufzug. (…) Sie (die Frauen) marschieren mitten unter den Soldaten und benützen die Centurionen als Handlanger.“

Das klingt durchaus nach eigener (sehr schlechter) Erfahrung.
Die alte Regel, keine Frauen zu Bundesgenossen oder fremden Völkern mitzunehmen, wurde offensichtlich schon lange nicht mehr befolgt. Ganz zu schweigen von den Verordnungen des Tiberius.
Der Antrag wurde allerdings im Senat abgelehnt.
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Es ist natürlich nicht völlig auszuschließen, dass in den Jahren 15/16 Frauen bei den Rachfeldzügen anwesend waren. Ich halte es aber nicht für sehr wahrscheinlich. Möglich, dass Caecina hier aus eigener Erfahrung spricht – manches hört sich aber auch nach Hörensagen an* – aber darauf Rückschlüsse auf die Kolonnenzusammensetzung bei pontes longi, Idistaviso oder Angrivarierwall zu ziehen, halte ich für falsch. Immerhin verweist Caecina auf seine vierzigjährige Diensterfahrung: "quamquam ipse pluris per provincias quadraginta stipendia explevisset." Und er betont, dass seine Frau während dieser 40 Jahre immer in Italien geblieben sei und ihm dennoch 6 Kinder geboren habe: "sex partus enixam".
Desweiteren hebt er zu seiner Rede in einem bestimmten Kontext an, nämlich als es darum geht, einen fähigen militärischen Befehlshaber gegen Tiqfarin/Tacfarinas zu finden (bist Du eigentlich sicher, dass dieses Ereignis schon 21 stattgefunden hat?! Weil Marcus Lepidus ja erst 26 Statthalter von Asia wurde, andererseits ist Tiqfarin schon 24 gefallen?! Naja, vielleicht vermischt der gute Publius Cornelius ja mal wieder einige Ereignisse [wer das als Seitenhieb auf die Glaubwürdigkeit Tacitus’ verstehen will, darf das gerne tun, wiewohl ich die Rede als historisch annehme, denn hier konnte er PCT tatsächlich mal auf senatorische Akten zurückgreifen]) und sowohl bei ihm, als auch in der Antwort des Valerius Messalinus ist explizit von den Gattinnen der Magistraten die Rede. (Caecina: "Inter quae Severus Caecina censuit ne quem magistratum cui provincia obvenisset uxor comitaretur,..."; Valerius Messalinus: "...cetera promisca cum marito nec ullum in eo pacis impedimentum. bella plane accinctis obeunda: sed revertentibus post laborem quod honestius quam uxorium levamentum? at quasdam in ambitionem aut avaritiam prolapsas. quid? ipsorum magistratuum nonne plerosque variis libidinibus obnoxios?")

Alles in allem bedient Caecina aber misogyne topoi (die von Valerius dann teilweise entkräftet werden), ich glaube daher nicht, dass er Frauen mit Medizin und Krankenpflege verbinden konnte (wiewohl es Ärztinnen in der römischen Antike gab!). Auch betrifft seine antifeminine Haltung den gesamten militärischen und administrativen Bereich, seine Beispiele beschreiben ja größtenteils Lagerleben und weniger den Kriegszug. Auch scheint er die Frauen der Magistrate nicht exemplarisch herauszugreifen, sondern insgesamt von höher gestellten Frauen, also den Frauen vom Primipilar aufwärts zu sprechen, denn welche Frau könnte es sich sonst erlauben, einen Zenturionen als Handlanger ("habere ad manum centuriones") zu missbrauchen oder die Exerzitien zu leiten ("praesedisse nuper feminam exercitio cohortium, decursu legionum.")? Das nuper, 'kürzlich' zeigt an, dass Caecina hier auf einen ganz konkreten Fall anspielt, den zumindest er als skandalös empfunden haben muss, der aber wohl kaum was mit den frühtiberischen Feldzügen gegen die Cherusker und ihre Verbündeten zu tun haben kann. Im Übrigen bedauert Caecina ja die Abschaffung des oppianischen Gesetzes (eingeführt während der punischen Kriege, nach 20 Jahren abgeschafft, schränkte die erlaubten Besitztümer einer Frau an Schmuck und Kleidung ein) und behauptet, dass die Frauen das Haus, das Forum und das Heer beherrschten. Wenn in den Feldzügen 15/16 Frauen ein Problem dargestellt hätten, hätte Caecina das also sicher erwähnt. Man hat hier eher einen alternden Mann vor sich, dessen Libido schon ein wenige ermüdet ist und bei dem zuhause die Frau die Toga anhat. Bei Valerius spielen dagegen die Libido und Eifersucht durchaus noch eine Rolle.

Festzuhalten bleibt, dass der historiographischen Überlieferung nach die Germanen am Angrivarierwall einen Sumpf im Rücken hatten, während die Römer hinter ihren Stellungen die Berge und einen (nicht benannten) Fluss vorfanden und sich diese Angaben mit dem Fundbild von Kalkriese nicht in Einklang bringen lassen. Auch ist es nur schwer vorstellbar, dass mit besagtem Fluss die vom Schlachtfeld relativ weit entfernte und schmale Hunte gemeint gewesen sein könnte. Insofern könnte man sich den Ausführungen von El Quijote anschließen.

Andererseits sei darauf hingewiesen, dass Tacitus kein Zeitzeuge, geschweige denn Augenzeuge war, seine geographischen und topographischen Schilderungen folglich nicht wörtlich zu nehmen sind.
Es ist durchaus denkbar, dass er diesbezüglich die Situation dramaturgisch verfremdete bzw. übersteigerte. Eventuell haben wir es hier abermals mit einem Beispiel von Tacitus´ literarischen Kunstgriffen zu tun.

Richtig, das kann natürlich sein, dass Tacitus hier, sofern er auf überliefertes zurückgriff, mittels literarischer Kunstgriffe eine völlig andere Situation schilderte, als sie wirklich war. Jedoch hieße das gegen die Quelle zu argumentieren und das kann man nur, wenn man plausible Argumente hat, die gegen die Quelle sprechen. Es ist eben nicht logisch, jemanden mit dem Rücken zum Sumpf zu platzieren, wenn dieser nicht mit dem rücken zum Sumpf stand und man Kenntnis davon hatte. Es ist aber logisch, den Besucher eines Schlachtfeldes den Schlachtverlauf chronologisch nachvollziehen zu lassen.


Also das Ausgangsszenario für die Schlacht am Angrivarierwall war die Schlacht bei Idastivo an der Weser. Nachdem diese Schlacht zu Gunsten der Römer entschieden war, errichtete Germanicus ein Siegesdenkmal aus den erbeuteten Waffen und fügte noch eine Inschrift hinzu, in er die besiegten Stämme bezeichnet.

Die nächst Szene die Tacitus beschreibt, ist, dass die Germanen die letzen Kräfte zusammenziehen und die Römer auf dem Marsch angreifen, und sie in Verwirrung bringen. Wohin sollten den die Römer wohl marschiert sein, wo sie gerade einen nach ihrer Überzeugung entscheidenden Sieg errungen und dadurch den Krieg gegen die Germanen gewonnen haben. Noch weiter östlich? Zur Elbe? Zur Oder? Nach Rom? Sie haben sich logischer Weise auf dem Weg zu ihrer Flotte an der Ems gemacht, um dann zu den Winterlagern zurückzukehren.

Arminius wusste welchen Weg die Römer nehmen werden, nämlich die ihnen bekannte Route durch die Niewedder Senke um zur Ems zu gelangen. Dadurch dass ein Teil der Germanen den römischen Marschzug angreift und ihn etwas aufhält, verschafft er einem anderen Teil der Germanen genügend Zeit, um an einer Engstelle des vermuteten Marschweges, bei Kalkriese, eine Stellung mit einem Wall aufzubauen.

Dann erreicht Germanicus Kalkriese. Er erkennt die Situation die sich im bietet. Die Angrivarier offen erkennbar links auf dem Wall, dahinter der Kalkrieser Berg, die Cherusker rechts verborgen im Wald, und dahinter das Große Moor. Rechts hinter ihm versetzt die ebenfalls in Lichtungen verborgenen germanischen Reitereinheiten. Hätte Germanicus die Situation mit den verborgenen Cheruskern und den Reitereinheiten nicht erkannt und wäre auf die sich ihm offenbar bietende Situation eingegangen, dann hätte sich folgendes Szenario ereignet. Die Römer hätten selbstverständlich den offen vor ihnen liegenden Wall angegriffen und ihn sicherlich auch relativ leicht erobert. Die Angrivarier hätten sich aber nur ein Scheingefecht geliefert, und sich bei einem zu starken Angriffsdruck der Römer wenige Meter hinter den Wall zurückgezogen und sich neu formiert. Die Römer wären in dieser Folge über den Wall gestürmt und hätten den Angrivariern nachgesetzt. Das wäre für die verbogenen Cherusker und die Reitereinheiten der Moment gewesen loszuschlagen, und die Römer die noch vor dem Wall kämpften in den Rücken zu fassen. Die Römer würden also von den Germanen in dieser Gefechtssituation gezwungen über den Wall zu drängen. Hinter dem Wall gäbe es jedoch einen Spitzgraben, eine weitere Barriere die die Römer nicht ohne weiteres überwinden konnten. Panikartig nachrückende Legionäre würden die Römer in dieses neue Hindernis hinein drängen, und die vor dem Graben stehenden Angrivarier könnten die in extremer Unordnung gekommenen Legionäre fassen, während diese versuchen würden über den Graben zu gelangen. Im Grunde eine perfekte Falle, wenn sie Germanicus nicht durchschaut hätte. (ich hoffe, dass das nicht zu Kompliziert klingt)

Es kommt anders als von Arminius geplant, weil Germanicus die Situation durchschaut hat. Die römischen Verbände gehen gleichermaßen gegen alle germanischen Einheiten vor. Links gegen die Angrivarier, rechts gegen die Cherusker. In der Mitte der Legat Tubero um mit seinen Einheiten zusätzlich das von mir geschilderte Szenario zu unterbinden und die Senke in der Mitte zu sichern. Die Angrivarier auf dem Wall wehren sich tapfer, weil der Plan nicht aufgegangen ist. Germanicus erkennt dass der Wall nicht einfach zu nehmen ist, zieht seine Legionäre etwas von dem Wall zurück und holt zügig seine Bogenschützen und die Einheiten mit den leichten Ballisten heran. Ob es nun 20, 30 oder 40 Meter Distanz waren ist unwesentlich, jedenfalls so weit weg, dass sie außerhalb der Reichweite der germanischen Distanzwaffen sind, aber mit ihrer qualitativ besseren Bewaffnung die Germanen auf den Wall sicher bestreichen können. Dazu werden auch nicht die schweren Geschütze und Katapulte aufgebaut. Wer schießt schon mit Kanonen auf Spatzen? In dieser Situation ging es darum, die Angrivarier vom Wall zu schießen, nicht um gewaltige Breschen in diesen relativ kleinen Erdwall zu schlagen.

Die Angrivarier werden vom Wall vertrieben und die linke Front von den Römern besetzt. Der Schlacht ist aber noch nicht vorbei, denn die Cherusker, rechts vor dem Großen Moor und die germanischen Reitereinheiten kämpfen immer noch. Jetzt ergibt sich folgende Situation: Die Römer stehen links und haben was im Rücken? Den Kalkrieser Berg, exakt wie bei Tacitus beschrieben. Die Germanen stehen rechts und haben was in Rücken? Den Sumpf, exakt wie bei Tacitus beschrieben. Das passt wie die Faust auf Auge. Es fehlt nur noch die Sache mit dem Fluss der die Römer abriegelt hat.

Schade, dass Du mit keinem Wort auf die Argumente gegen Deine Angrivarierwallthese eingegangen bist. Stattdessen entwirfst Du ein Szenario, bei dem die den mit Angrivariern besetzten Wall linkerhand beschießenden Römer mitten zwischen den Cheruskern rechterhand hätten gestanden haben müssen bzw. bei dem Germanicus, obwohl er die Falle vorher bemerkt haben soll, mitten hinein – zwischen die beiden germanischen Gruppierungen -getappt wäre. Hältst Du das wirklich für diskussionswürdig?


Germanicus hatte bei diesem Feldzug ein gewaltiges Heer bei sich, und die Germanen mögen vielleicht eine ähnliche Truppenmacht aufgestellt haben. Anzunehmen dass sich die Schlacht am Angrivarierwall auf eine Fläche von einer Größe von wenigen Fußballfeldern zugetragen hat ist abwegig.
Hat das jemand behauptet?

Der Kampf wird sich sicherlich über ein Gebiet von einigen Quadratkilometern zugetragen haben. Und dann gerät die Hunte und die Hase in den Bereich der Überlegungen. Wer weiß um welche Gewässer sich die Hunte und die Hase vor zweitausend Jahren gehandelt haben. Vielleicht waren es keine Flüsse in herkömmlichen Sinne, aber doch kräftige Flüsschen, die Tacitus mit seiner Bezeichnung ein wenig aufgewertet hat.
Man kann sich Texte natürlich auch so lange zurecht biegen, bis sie passen...
 
@ ursi
Danke für das Zitieren des "verlorenen" Beitrags.

@ maelo
Also ich fand zumindest den Beitrag von Tib. Gabinius garnicht wirr. Er hat sogar sehr umfangreich Punkt für Punkt Deiner Argumentation von seiner Seite her beleuchtet. Also ich habe alles verstanden, was er in seinem Beitrag von Gestern 22:38 sagen wollte, auch wenn ich leider nicht seine Sachkenntnis zu Römern und speziell diesen militärischen Zusammenhängen besitze.
Manchmal lese ich solche Beiträge, wenn ich sie nicht auf Anhieb begreife, auch zweimal.
 
(...) alles in allem bedient Caecina aber misogyne topoi (die von Valerius dann teilweise entkräftet werden), ich glaube daher nicht, dass er Frauen mit Medizin und Krankenpflege verbinden konnte (wiewohl es Ärztinnen in der römischen Antike gab!).

Es ist nicht notwendig Frauen für die römische Militärmedizin zu bemühen. Diese Vorstellung beruht auf den Erfahrungen des 30 jährigen Krieges, in welchem die Trossfrauen oft auch die Verletzten versorgten.
Für das römische Heer gibt es ein gut durchdachtes, geplantes und besetztes Medizinwesen. Angefangen mit den, für das Rheinland um die Zeitenwende natürlich noch zu frühen, valetudinaria bis hin zum kleinen Sanitätshelfer im Feld, dem capsarius. Ärzte, Sanitäter, Verwalter usw. gehören alle zum Militär, sind de facto männlich.
Ich ging davon aus, dass z.B. die Szene des Hauptverbandsplatzes auf der Trajanssäule so bekannt ist, das ich Nicoles Einwurf daher las unbeachtenswert empfand. Ich hoffe das ist damit nachgeholt :)

Brisso: chapeau :)

 
Zuletzt bearbeitet:
Ich ging davon aus, dass z.B. die Szene des Hauptverbandsplatzes auf der Trajanssäule so bekannt ist, das ich Nicoles Einwurf daher las unbeachtenswert empfand. Ich hoffe das ist damit nachgeholt :)



Hallo Tib. Gabinius,

ich möchte darauf hinweisen, dass die Trajanssäule beinahe 100 Jahre nach den Feldzügen des Germanicus eingeweiht wurde. Die Trajanssäule stellt außerdem KEINE Szenen aus den Feldzügen des Germanicus dar.
Wie schon beim missglückten Vergleich Kalkriese-Massada, sind auch in diesem Fall nur bedingt weiterführende Erkenntnisse zu erwarten. :fs:


(Tac. 3,33):

„Wenn Frauen zum Gefolge gehören, so führe dies im Frieden zum Wohlleben und im Krieg zu ängstlicher Rücksicht und damit zu Hemmungen, und eine römische Marschkolonne verwandle sich in eine Art Barbarenaufzug. (…) Sie (die Frauen) marschieren mitten unter den Soldaten und benützen die Centurionen als Handlanger.“


Allein die Tatsache, dass Caecina das „Problem der Anwesenheit von Frauen beim Heer“ im Senat anspricht, zeigt doch, dass es existiert hat. Und zwar im Jahr 21 n.Chr..
Welche Funktionen diese Frauen im Tross zu erfüllen hatten, ist eine ganz andere Frage, die Du, lieber Tib. Gabinius, sicher beantworten kannst. Oder nicht?

LG Nicole
 
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ich möchte darauf hinweisen, dass die Trajanssäule beinahe 100 Jahre nach den Feldzügen des Germanicus eingeweiht wurde. Die Trajanssäule stellt außerdem KEINE Szenen aus den Feldzügen des Germanicus dar.

Ich bin erfreut das dies in deinem Wissenskästchen vorhanden ist. Ich denke, dies dürfte allerdings auch allen anderen Teilnehmern dieser Diskussion bekannt gewesen sein. :fs:

Wie schon beim missglückten Vergleich Kalkriese-Massada, sind auch in diesem Fall nur bedingt weiterführende Erkenntnisse zu erwarten. :fs:
Für dich und deine Art mit Informationen und Mitdiskutanten umzugehen mit Sicherheit.
Für diejenigen, die sich ernsthaft mit historischer Forschung auseinandersetzen, wie etwa Wilmanns in seinem Werk zum Sanitätsdienst im römischen Heer, war dieser bildliche Verweis ein Indiz für eine Fürsorge im römischen Heer und einen standartisierten medizinischen Dienst im römischen Heer. Und da Forscher naturgemäß die Frage nach dem "woher" stellen, blickt man auf die Entwicklung vom frühesten, erfassbaren Zeitpunkt bis spätestens, weil so berühmt das auch dir bekannt, zur Abbildung auf der Trajanssäule.
(Deine Spitze funktioniert übrigens nur, wenn man die anderen von mir angegeben Informationen, etwa die Vielzahl an bekannten Einrichtungen und Rängen beim zitieren links liegen läßt, aber ich spiel mal mit)
Wenn du also in Abrede stellen willst, dass man in Masada die Waffenwirkung von Geschützen erkennen kann und das man, kennt man die Trajanssäule, auf den Gedanken der römischen Verletztenfürsorge durch das Militär selbst kommen kann, so Frage ich mich, ob wir dir nicht zukünftig einfach eine Literaturliste einstellen, statt mit dir zu diskutieren.

(Tac. 3,33):

„Wenn Frauen zum Gefolge gehören, so führe dies im Frieden zum Wohlleben und im Krieg zu ängstlicher Rücksicht und damit zu Hemmungen, und eine römische Marschkolonne verwandle sich in eine Art Barbarenaufzug. (…) Sie (die Frauen) marschieren mitten unter den Soldaten und benützen die Centurionen als Handlanger.“


Allein die Tatsache, dass Caecina das „Problem der Anwesenheit von Frauen beim Heer“ im Senat anspricht, zeigt doch, dass es existiert hat. Und zwar im Jahr 21 n.Chr..
Welche Funktionen diese Frauen im Tross zu erfüllen hatten, ist eine ganz andere Frage, die Du, lieber Tib. Gabinius, sicher beantworten kannst. Oder nicht?
Da mußt du mich nicht so lieb anbetteln.
Aber im Grunde würde das Problem gelöst, würdest du vollständig zitieren und auch auf das Original achten. Dort heißt es kurz vor der von dir gewählten Stelle:
si licentia adsit,
dem eine Aufreihung folgt. Es handelt sich also um eine hypothetische Konstruktion, eingebettet in ein Frauenbildnis. Der von dir zitierte Übersetzer hat das übrigens auch deutlich gemacht:
Wenn Frauen zum Gefolge gehören
Geschimpft wird an der Stelle (Tac. Ann. 3,33) konkret auf Frauen die sich in Militärbelange einmischen, und zwar nicht auf dem Feldzug, sondern:
praesedisse nuper feminam exercitio cohortium, decursu legionum
, also in den Übungen und Manövern. Daheim.
Als Stilmittel handelt es sich also um eine Gegenüberstellung: würde man sie mitziehen lassen täten sie, wie sie es daheim tun...

Das soll nicht heißen, das Tacitus (oder ich) es abstreiten, dass zu anderen Zeiten Frauen auch bei größeren Unternehmungen dabei waren, sehr viel früher sogar bei Feldzügen und nicht selten passierte es auch in den späteren Zeiten noch, erlaubt war es jedoch nicht und die Gelegenheiten sahen anders aus als eine ganze Reihe von Rachefeldzügen mit garantierten schweren Feindkontakten, von denen einige auch noch mit dem begrenzten Raum auf Schiffen und unsicherer Versorgungslage abliefen.
So finden wir Beispiele wie Cato nach seinem Amtsantritt in Spanien als Kommandeur erstmal alle Zivilisten aus dem (Stand-!)Lager entfernen ließ, ähnliches finden wir bei Caesar. Darauf spielt auch Tacitus an, schreibt er doch recht weit zu Beginn des von dir verknappten Absatzes:
"(...)er habe, was er als allgemeines Gesetz hinstelle, in seinem Hause beachtet, indem er sie auf Italien beschränkt habe" und weiter
"Denn nicht umsonst sei vorzeiten beschlossen worden, daß man keine Frauen in das Land von Bundesgenossen oder auswärtigen Völkern mitnehmen solle."
Das ist natürlich nur ein extremer Seitenblick auf die von mir angesprochenen Regelungen anderer Feldherren und Verbote, aber ich denke, wir können diesen Nebenskriegsschauplatz am schnellsten beenden, wenn wir mit deinen Vorlagen arbeiten. Ansonsten empfehle ich dir die Artikel zum römischen Militärrecht, dem conubium und einen Blick auf besagte Feldzüge Catos und Caesars.
 
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