Es wurde ja schon gesagt, aber nochmal ganz deutlich und übersichtlich, warum der Einsatzradius eines germanischen Heeres / Stammes durchaus größer sein kann, als 150 km.
Nahrungsquellen: Jagd, Fischerei, Landwirtschaft, Sammeln, mitgenommene Verpflegung, örtliche Bevölkerung.
Dein Argument gegen die Jagd war: die große Menge an Germanen verscheucht das wild und es ist zu langwierig.
Gegenargument: Ein Heer betreibt keine Treibjagd, schon gar nicht als gesamter Truppenverband. Jäger werden ausgeschickt, d.h. sie jagen in Tagesabstand VOR dem Heer, NEBEN dem Heer und ggf. auch HINTER dem Heer. Ich traue germanischen Jägern durchaus die nötige Geschicklichkeit zu, Wild zu erlegen, aufzubrechen, auszuweiden und aus der Decke zu schlagen /abbalgen. Dieser ganze Vorgang erfordert bei geübten Jägern nicht wirklich lange. Waren sie Feinschmecker wäre das abhängen noch von Bedeutung, aber ich nehme an, auf dem Feldzug war man weniger wählerisch. Wenn sich dann noch kleine Jagdtrupps organisieren ist das kaum der Rede wert.
Weiteres Gegenargument: Wild ist zwar scheu, aber nicht so scheu, dass auf mehrere km alles flüchtet, wenn irgendwo ein paar oder ein paar mehr Germanen durchs Feld laufen.
Dein Argument: Fischerei dauert zu lange.
Gegenargument: Sicher, wenn man sich mit Rute und Eimer an einen See oder Fluß setzt, kann das auch mal eine Weile dauern. Harpunenjagd (nein, nicht unter Wasser) oder Treibjagd (das eintreiben von Fischen in eine vorbereitete "Bucht") oder Netzfischerei ist schnell erledigt, und nur letzteres braucht bestimmtes Material, dass mitgeführt werden muß.
Dein Argument: Der Wald gibt nichts her.
Gegenargument: wer in der Natur lebt, weiß wie viel essbares da rum- liegt, fleucht, wächst und fliegt. Der Don nannte ja bereits ein paar Beispiele. Wer eine Durchschlageübung bei der BW mit Überlebensseminar gemacht hat oder EK, der kennt die nahrhaften Leckereien...
Dein Argument: Die Bevölkerung hatte nicht genug, um andere zu versorgen.
Gegenargument: Sie hatte aber scheinbar genug, um Abgaben zu zahlen, ohne zu verhungern. Letzteres basiert zwar z.T. auf Vermutungen, aber die berichtete Praxis bei den Friesen zeigt, dass die Germanen sehr wohl gezwungen wurden, Abgaben zu leisten (und zeigt auch, dass diese Last immerhin eine bestimmte Zeit gestemmt werden konnte).
Differenzen in der Berechnung der Nahrungsversorgung und des Nahrungsbedarfs treten bei vielen Armeen und Feldzügen auf, selbst wenn wir relativ genaue Zahlen zur Verfügung haben. Und trotzdem sind diese Unternehmungen real. Der 30jährige Krieg ist ein brachiales Beispiel, was passiert, wenn nicht genug Nahrungsmittel zur Verfügung stehen. Diese "Heuschreckenschwärme" sind regelrecht über Landschaften hergefallen. Und wenn die Stadtbevölkerung oder sogar die Bauern verhungerten, die Armeen als solche überlebten.
Und sollte die Argumentation korrekt sein, und ein Teil der Germanen gehörte zum Heer der Römer bevor sie sich gegen diese wandten, so wurden diese Truppenteile ja auch von den Römern versorgt.
Ansonsten empfinde ich auch die Zahl der Germanen als zu hoch gegriffen. Es ging hier ja um einen Angriff aus dem Hinterhalt und nicht um einen Frontalangriff. Die Zurückhaltung vieler Stämme wird in den Quellen ebenfalls geschildert. Ein Wachstum des germanischen Heeres also während der Schlacht.
Und, wie bereits mehrfach erwähnt, sollten deine Bedenken noch immer nicht ausgeräumt sein, so müßtest du alle anderen überlieferten Schlachten ebenfalls nach diesem Schema überarbeiten. Da fiele dann schlagartig ein großer Teil der mitteleuropäischen, antiken Kriegsgeschichte ins Wasser.