Burmeister:Ich versuche gerade das Video auf FB nachzuschauen, es stockt leider ständig. Um Minute 19/20 refereriert Burmeister über eine Halsgeige, mit der der Träger der L. segmentata womöglich gefesselt war. Sie läge so, wie man erwarten würde, dass sie lag, wenn jemand gefesselt worden sei. Ob dazu müsse es erst weitere wissenschaftliche Untersuchungen geben.
"Wenn sich das dann bewahrheiten lässt - und darauf deutet schon einiges hin. Wir fassen hier ein ein ganz individuelles Schicksal, eine persönliche Tragödie und das ist erstmalig. Das ist auch erstmalig auf unserem Fundplatz und auch auf vergleichbaren anderen Schlachtfeldern, die ich zumindest aus der Antike kenne. Wenn dieser Mensch gefesselt gewesen ist, dann müssen wir uns das im Grunde so vorstellen, dass wir hier einen römischen Legionär, der ganz offensichtlich - weil Tote fesselt man nicht - die Schlacht überlebt hat - nach der Schlacht von den siegreichen Germanen gefesselt wurde. Zumindest wäre das ein plausibles Szenario. Und dann letzten Endes doch sein Ende auf dem Oberesch - vielleicht in einer Grube, wir graben gerade, es deutet sich an, dass der Mann in einer Grube gelegen hat, mit seiner weiteren Ausstattung um ihn herum, dass er dann sein Ende gefunden hat."
Burmeister mdl. auf der heutige PK im Vortrag. Burmeister erwähnt zwar nicht ausdrücklich die scrobes bei Tacitus, die in einigen Übersetzungen als 'Martergruben' wiedergegeben werden, aber ich denke, dass er hier an die taciteische Überlieferung der Geschehnisse nach der Varusschlacht gedacht hat. Obgleich ich Verfechter der Varusschlacht bei Kalkriese-These bin, ist mir das für den Augenblick zu positivistisch. Natürlich können die Germanen nach der Schlacht einen Römer römische Fesseln angelegt haben, das ist sogar einigermaßen wahrscheinlich. Jedoch wissen wir das nicht. Auf der anderen Seite ist es natürlich so, dass ein römischer Legionär, der wegen eines Vergehens vielleicht gefesselt gewesen war, im Falle einer Schlacht sicherlich seiner Fesseln entledigt worden wäre, um sich in sein Manipel einzureihen und für das gemeinsame Überleben zu kämpfen.