Österreich(-Ungarn) war erst 1866 ein von Deutschland (noch nicht der Staat Deutschland) "separates" Staatswesen geworden. Unter völlig anderen Voraussetzungen, damals war man eine Großmacht.

Wie kommt man denn dazu den Deutschen Bund von 1815 in irgenndeiner Form mit dem Begriff "Deutschland" gleichzusetzen?
Österreich war bis 1866/1867 ein deutscher Staat, insofern es diesem Bund angehörte, aber dieser Umstand machte doch sein Bestehen als eigenständiges staatliches Subjekt in keiner Weise "unnatürlich"/"künstlich".

1919 wurde aus der Großmacht Österreich ein Kleinstaat. Keiner glaubte, dass dieses Land existenzfähig war, die Planungen, dass Deutsch-Österreich (inkl. bestimmter böhmischer Gebiete) im Deutschen Reich aufgeht, waren mehr als konkret. Es gab m.W. keine politische Partei, die für ein selbständiges Österreich eintrat.

Mit dem Schlagwort der "Lebensfähigkeit" oder "wirtschaftlichen (Über)Lebensfähigkeit" wurde am Ende des 1. Weltkriegs einiger Unfug betrieben.
Das Land war nicht kleiner und wirtschaftlich grundsätzlich nicht schlechter aufgestellt als andere im Zuge des 1. Weltkriegs entstandene Staaten, wie das unabhängige Ungarn oder die Baltischen Staaten.
Verglichen damit stand Österreich mit seiner durchaus entwickelten Industrie eigentlich ganz gut da, das einzige Sonderproblem Österreichs war die Versorgung der Millionenstadt Wien.
Dafür alleine hätte es keinen Anschluss an Deutschland gebraucht, demgegenüber stand ja auch das Konzept "Donauföderation" und der Versuch den Wirtsschaftsraum der alten K.u.K.-Monarchie mindestens teilweise zu erhalten.

Was die Frage der Eigenständigkeit Österreichs und die Parteienlandschaft angeht, so weit mir bekannt, waren wärend der 1. Republik sowohl die Österreichischen Sozialdemokraten/Sozialisten (vor Hitlers Machtergreifung), als auch die Deutsch-Völkischen vom rechten Spektrum für einen Anschluss an Deutschland, während die Christsozialen, mindestens im Verlauf der Geschichte der Republik durchaus eine Position entwickelten, die die Eigenständigkeit positiv sahen.
Eventuell kann mich @Ravenik hier korrigieren, wenn ich da falsch informiert sein sollte.

Hinzu kommt, du beschreibst da die Ereignisse und Stimmungen von 1919.
Das war im März 1938 aber fast 20 Jahre her und es darf doch bezweifelt werden, dass man die Stimmungen von 1919 so ohne weiteres als den authentischen politischen Willen der Bevölkerung 20 Jahre danach betrachten kann.

ABER, das galt für einen Anschluss an Nazi-Deutschland. Die Regierung und die sie tragenden Gruppen, die sich in erster Linie aus dem politischen Katholizismus speiste, sah Österreich als das Gegenmodell zum Nationalsozialismus, aber immer noch als deutschen Staat.

Das mag ja sein, aber dennoch wehrte sich die Österreichische Regierung gegen eine Vereinnahmung durch das NS-Reich und zwar in Weise, dass das für die internationalen Beobachter durchaus auch sichtbar war.
Um für Österreichs Unabhängigkeit einzutreten und die österreichische Regierung beim Erhalt der Unabhängigkeit des Landes gegenüber dem NS-Reich zu unterstützen musste man also keineswegen österreichischer sein, als die Österreicher oder sich in eine Auseinandersetzung für tote Prinzipien einlassen.

Auch wenn wegen des mehr oder minder diktatorischen Regimes es keine authentischen Meinungsbilder aus Österreich mehr gab, konnte man sich doch durchaus daran orientieren, dass in Österreich so lang die Wahlen frei waren 35-40% (Nationalratswahlen) die Linksparteien gewählt hatten und von dem her mit dem Hitlerregime sicherlich nicht unbedingt einverstanden gewesen wären, während christlich soziale und konservative Gruppen die Träger des Systems Dollfuß/Schuschnigg stellten und das auch nicht wollten.

Daraus wären ebenso gute Argumente abzuleiten gewesen, dass das Österreichische Volk einen Anschluss an dieses Deutschland eben nicht wollte, wie man aus den Stimmungen von 1918/1919 dafür ableiten konnte.

Schuschnigg dürfte der unpopulärste Kanzler der I. Republik gewesen sein, gerade weil er mit "den ihm zu Gebote stehenden Mittel" einsetzte. Er war für die Wiedereinführung der Todesstrafe verantwortlich, er ließ tausende Sozialisten, Kommunisten, Gewerkschafter und Nazis einsperren.

Das mag alles richtig sein, dennoch trat Schuschnigg und die österreichische Regierung den Ansprüchen NS-Deutschlands lage so deutlich entgegen, dass man dass man wenn man hätte versuchen wollen den "Anschluss" zu verhindern, ein Interesse am Erhalt österreichischer Eigenständigkeit nicht künstlich hätte erfinden müssen.

Die grundsätzlich prodeutsche Stimmung der Österreicher war in Frankreich und Großbritannien bekannt. Wenn noch 1939 die Frage aufkam "Mourir pour Dantzig", wie wenig wären die Menschen bereit gewesen, um Österreichs Unabhängigkeit zu kämpfen?

Um Österreichs Unabhängigkeit selbst vielleicht nicht, aber gegen eine drohende deutsche Hegemonie in Zetraleuropa?

Könnter der Umstand dass die Frage "Mourir pour Dantzig" aufkam, möglicherweise auch damit zusammenhängen, dass es manchem unsinnig erschien sich ausgerechnet wegen Danzig zu schlagen nachdem man bereits Österreich und die Tschechoslowakei den Nazis geopfert hatte?

Denn vor dem Hintergrund, dass man auf einmal gegen eine deutsche Hegemonie kämpfen sollte, deren Aufbau man 2 Jahre lang geduldet hatte, obwohl man es möglicherweise hätte verhindern können, erscheint ein gewisses Maß an Konfusion ja durchaus verständlich.

Die Frage ist, wäre das auch so gewesen, wenn man vorher anders gehandelt hätte?
 
Und hinter den Kulissen gehen die Verhandlungen mit den französischen Partnern weiter.
Daladier hat den Generalstabchef Gamelin mitgebracht.
Der gibt sich schneidig und verspricht für den Kriegsfall einen großen Angriff auf die Siegfriedlinie und die Bombardierung Deutschlands.
Sehr zu Recht glaubt ihm Chamberlain kein Wort, sondern geht davon aus, dass sich die Franzosen in diesem Falle nach ein paar Scharmützeln hinter die Maginotlinie zurückziehen würden.
Und das Versprechen Deutschland zu bombardieren ist geradezu lächerlich.
Das liest sich nach: Franzosen sind schuld, dass wir, Briten, nachgegeben haben.

Es waren die Briten, die keinen Krieg wollten, aber als Verbündete dazu gezwungen wären, wenn Franzosen, die der Tschechoslowakei vertraglich Beistand versprochen hatten, auf die Besetzung des Sudetenlandes mit Krieg antworteten. Deswegen mussten die Franzosen auf die britische Linie gebracht werden.

Es waren die Briten, die Basil Newton, der zuvor fast 10 Jahre (bis 1937) in der britischen Botschaft in Berlin arbeitete, als Gesandter nach Prag schickten, um Druck auf die dortige Regierung auszuüben, Hitler nachzugeben. Newton verstand sich gut mit Sudetendeutschen und hielt ihre Forderungen für berechtigt – sein Auftreten in Prag war entsprechend.

Am 29.9.1938 um 22 Uhr treffen die tschechoslowakischen Abgesandten Masarik und Mastny in München Mitglied der britischen Delegation Ashton-Gwatkin, der ihnen die Hauptpunkte des Abkommens erklärte. Darüber hinaus sagte er ihnen, dass im Fall einer Ablehnung sie sich ganz allein mit Deutschland auseinandersetzen müssten, denn auch die Franzosen, ihre eigentlichen Verbündeten, würden desinteressiert sein.

Interessant, dass ein Brite den Tschechoslowaken den Standpunkt der Franzosen überbrachte, und nicht die Franzosen selbst.
 
Naja, tatsächlich ist aber die Annahme der Briten, wie es mit den Franzosen laufen wird, wohl hinreichend begründet.
Was die französische Armee zu leisten im Stande war, hat man ja eineinhalb Jahre später gesehen.
Falsche Militärdoktrin, falsche Anwendung der Mittel, völlige Fehleinschätzung der Möglichkeiten moderner Kriegführung, beharren auf einer durchgehenden Front und und und!

Etwas in dieser Richtung wird den maßgeblichen britischen Stellen sicherlich nicht unbekannt gewesen sein.
 
Wie kommt man denn dazu den Deutschen Bund von 1815 in irgenndeiner Form mit dem Begriff "Deutschland" gleichzusetzen?
Österreich war bis 1866/1867 ein deutscher Staat, insofern es diesem Bund angehörte, aber dieser Umstand machte doch sein Bestehen als eigenständiges staatliches Subjekt in keiner Weise "unnatürlich"/"künstlich".

Mangels anderer, kürzerer Begrifflichkeiten...

Natürlich gab es bis 1871 kein "Deutschland" als einiges, staatliches Gebilde, aber zunindest als geografische Bezeichnung für eine Ansammlung von Staaten. Und die "deutsche Frage", klein- oder großdeutsch zog sich von bis 1866 hin und bis 1866 begriff sich Österreich eben als einem, wie auch immer gearteten, "Deutschland" zugehörig!

Dafür alleine hätte es keinen Anschluss an Deutschland gebraucht, demgegenüber stand ja auch das Konzept "Donauföderation" und der Versuch den Wirtsschaftsraum der alten K.u.K.-Monarchie mindestens teilweise zu erhalten.

Was ein spezifisch habsburgisches Hirngespinst war. Weder wollten die gerade von Wien unabhängig gewordenen Staaten damit was zu tun haben, noch hätten die Siegermächte das Vorhaben begrüßt (Churchill griff die Idee später ebenso erfolglos auf).

Hinzu kommt, du beschreibst da die Ereignisse und Stimmungen von 1919.
Das war im März 1938 aber fast 20 Jahre her und es darf doch bezweifelt werden, dass man die Stimmungen von 1919 so ohne weiteres als den authentischen politischen Willen der Bevölkerung 20 Jahre danach betrachten kann.

Bis zur Diktatur (ohne mehr oder minder) Dollfuß/Schuschnigg, hatten prodeutsche Parteien immer die Mehrheit im Parlament. Die Christsozialen entwickelten eine Abneigung, weil sie nicht Teil/Anhängsel eines überwiegend protestantischen Staates werden wollten.

Natürlich kann man keine Prozentzahlen ableiten, weder aus dem Plebiszit, noch aus den Jubelbildern. Aber es bestehen/bestanden wenig Zweifel, dass eine freie und faire Abstimmung den Anschluss abgelehnt hätte.

Ein "österreichisches" Nationalbewusstsein war damals höchstens rudimentär vorhanden (erst nach der Katastrophe des 2. WK kann man davon sprechen). Nazi-Deutschland war wirtschaftlich erfolgreicher, versprach alte Größe wiederzuerlangen, der Faschismus war europaweit ein Erfolgsmodell.
Wie kommt man denn dazu den Deutschen Bund von 1815 in irgenndeiner Form mit dem Begriff "Deutschland" gleichzusetzen?
Österreich war bis 1866/1867 ein deutscher Staat, insofern es diesem Bund angehörte, aber dieser Umstand machte doch sein Bestehen als eigenständiges staatliches Subjekt in keiner Weise "unnatürlich"/"künstlich".

In dem kein anderer, passenderer und kürzerer Begriff dafür existiert.

Ich hatte ja geschrieben, dass "Deutschland" 1866 kein Staat im heutigen Sinne war. Aber die Begrifflichkeit "Deutschland", und sei es nur als geografische Umschreibung, existierte sehr wohl.

Bis 1866 begriff sich Österreich als Teil Deutschlands (zumindest die Teile, die zum Deutschen Bund gehörten). Erst nach 1866 dann, zwangsweise, als davon getrennt.

"Künstlich" war Österreich-Ungarn nicht, "unnatürlich" auch nicht, aber in seiner Konstruktion unhewöhnlich.

Aber der 1919 entstandene Staat Österreich war künstlich, als das er von den Siegermächten geschaffen wurde, ohne Rücksicht auf historische oder sprachliche Grenzen und schon erst recht nicht nach dem Selbstbestimmungsrecht der Völker.

Dafür alleine hätte es keinen Anschluss an Deutschland gebraucht, demgegenüber stand ja auch das Konzept "Donauföderation" und der Versuch den Wirtsschaftsraum der alten K.u.K.-Monarchie mindestens teilweise zu erhalten.

Die Donauföderatuon war ein äußerst kurzfristiges Hirngespinst der abgesetzten Habsburger. Weder wollten die gerade unabhängig gewordenen Teile Ö-U wieder zusammenkomnen, noch die Siegermächte eine solche Nachfolge.

Hinzu kommt, du beschreibst da die Ereignisse und Stimmungen von 1919.
Das war im März 1938 aber fast 20 Jahre her und es darf doch bezweifelt werden, dass man die Stimmungen von 1919 so ohne weiteres als den authentischen politischen Willen der Bevölkerung 20 Jahre danach betrachten kann.

Die grundsätzlich prodeutsche, oder besser anti-österreichische Stimmung ist belegt. Sämtliche Parteien hatten das Endziel des Anschlusses, auch die Christsozialen. Ein "österreichisches Natiinalbewusstsein" gab es schlichtweg nicht.

Die Christsozialen als erzkonservative ubd erzkatholische Partei fürchtete aber um ihre Macht/Einfluss in einem überwiegend protestantischen Deutschland.

Selbst nach der Machtergreifung Hitlers lehnten KPÖ, SPÖ und Gewerkschaften nur den Anschluss an Nazi-Deutschland ab.

Von 1933 konnten die Österreicher beobachten, dass das Deutsche Reich sich wirtschaftlich erholte, aufrüstete und alte Macht wiedererlangte, international an Einfluss gewann. Man denke nur an Berlin 36.

Das mag ja sein, aber dennoch wehrte sich die Österreichische Regierung gegen eine Vereinnahmung durch das NS-Reich und zwar in Weise, dass das für die internationalen Beobachter durchaus auch sichtbar war.

Du verwechselst Regierung, die nicht demokratisch legitimiert war, mit Volk. Für internationale Beobachter gab es da einen sichtbaren Unterschied. Andernfalls wären Proteste nach dem Anschluss zu vernehmen gewesen (Mexiko war das einizige Land, alle anderen nahmen es hin, verwandelten umgehend ihre Botschaften in Konsulate).

Um Österreichs Unabhängigkeit selbst vielleicht nicht, aber gegen eine drohende deutsche Hegemonie in Zetraleuropa?

Die gab es schon, auch ohne Anschluss, allein der Lage und Größe geschuldet.
 
Das liest sich nach: Franzosen sind schuld, dass wir, Briten, nachgegeben haben.

Das liest sich nach "die Briten hatten berechtigte Zweifel daran, dass Frankreich zu einer ernsthaften militärischen Intervention bereit wäre".

Und angesichts dessen, dass Frankeich sich auf die Konzeption verlegt hatte einen Großteil seines Militärbudgets in starre Verteidigungslinien an der eigenen Grenze zu investieren und insgesamt relativ wenig für die Verbesserung/Modernisierung seiner offensiven Fähigkeiten getan hatte, ist das sicherlich nicht unberechtigt gewesen.
Die französische Militärdoktirn war sichtlich auf Verteidigung ausgelegt, von jemandem, der nur für den Verteidigungsfall plant, ist nicht unbedingt überschwänglicher Offennsivgeist zu erwarten.

Es waren die Briten, die keinen Krieg wollten, aber als Verbündete dazu gezwungen wären, wenn Franzosen, die der Tschechoslowakei vertraglich Beistand versprochen hatten, auf die Besetzung des Sudetenlandes mit Krieg antworteten. Deswegen mussten die Franzosen auf die britische Linie gebracht werden.

Inwiefern wären die Briten gezwungen gewesen sich den Franzosen anzuschließen, wenn diese der Meinung gewesen wären, der CSR beistehen zu wollen?
London hatte keine Bündnisverpflichtungen gegenüber Frannkreich, die GB darauf festgelegt hätten nicht nur Frankreich, sondern auch jeden Verbündeten Frankreichs im Krieg zu unterstützen.

Umgekehrt wird in Schuh draus.

De facto hatte sich die französische Außenpolitik im Hinblick auf Deutschland bereits seit der Rheinlandbesetzung komplett an die britische Politik dranngehängt, weil sich Paris auf Grund der innenpolitischen Krise, auf Grund des Umstands, dass man demographisch und wirtschaftlich schwächer war als Deutschland und wahrscheinlich auch auf Grund des Umstands, dass man sich mehr oder minder vollständig auf Verteidigung verlegt und wenig für die eigenen Offensivfähigkeeiten getan hatte, nicht in der Lage sah, allein etwas gegen Deutschland zu unternehmen.

Hätte man sich das in Frankreich zugetraut und es für richtig gehalten, warum hätte man sich von irgendwem davon abhalten lassen sollen?

Am 29.9.1938 um 22 Uhr treffen die tschechoslowakischen Abgesandten Masarik und Mastny in München Mitglied der britischen Delegation Ashton-Gwatkin, der ihnen die Hauptpunkte des Abkommens erklärte. Darüber hinaus sagte er ihnen, dass im Fall einer Ablehnung sie sich ganz allein mit Deutschland auseinandersetzen müssten, denn auch die Franzosen, ihre eigentlichen Verbündeten, würden desinteressiert sein.

Interessant, dass ein Brite den Tschechoslowaken den Standpunkt der Franzosen überbrachte, und nicht die Franzosen selbst.
Er hat keinen offiziellen Französischen Standpunkt überbracht, sondern eine persönliche Einschätzung zur Haltung der Franzosen abgegeben.
Und in dieser Hinsicht musste man angesichts des vollständigen Verlegens auf Verteidigung bei der französischen Militärplanung und der innenpolitisch schwierigen Situation in Frankreich auch kein Hellseher oder besonderer Insider sein.

Das Frankreichs Möglichkeiten eingeschränkt waren, hatte nebenbei, abseits der Aktionen Hitlers auch bereits der Spanische Bürgerkrieg gezeigt, in dem Frankreichs Möglichkeiten tatsächlich Einfluss auf das Geschehen zu nehmen, sich als extrem begrenzt herausstellten.
Davon ab, wird man den Spanischen Bürgerkrieg, angesichts dessen dass er sich unmittlbar an Frankreichs Grenzen absspielte und die Kräfteverhältnisse im Mittelmeer tangierte auch als wichtige Punkt auf der französischen Prioritätenliste betrachten dürfen, der stets auch in Konkurrenz zu allem stand, was Hiter tat.

Was die Situation der Tschechoslowakei betrifft, wird man wahrscheinlich mit einigem Recht annnehmen dürfen, dass Paris mehr interesse daran hatte, was an der eigenen Grenze jenseits der Pyrenäen passierte, als im realtiv fernen Mittel-Ost-Europa.
Und wenn Frankreich sich außerstande zeigte seine Position in Fragen, die unmittelbar die Sicherheit der eigenen Grenzen Betraf geltend zu machen (Rheinlandbesetzung/Spanischer Bürgerkrieg), dass es dann erst recht nicht daran interessiert sein würde, sich über Fragen, die seine direkte Sicherheit nicht unbedingt tangierten, in einen Krieg hineinziehen zu lassen.
 
Aber der 1919 entstandene Staat Österreich war künstlich, als das er von den Siegermächten geschaffen wurde, ohne Rücksicht auf historische oder sprachliche Grenzen und schon erst recht nicht nach dem Selbstbestimmungsrecht der Völker.

Der 1919 entstandene österreichische Staat war im Kern nicht künstlicher, als etwa die CSR oder Jugoslawien.

Damit, dass es besonderes österreichisches Nationalbewustsein eher weniger gab, magst du sicherlich recht haben, nur mit einem dezidiert einheitlichen nationalbewusstsein war es ja auch in den anderen nachfolgestaaten der Habsburgermonarchie mit Ausnahme Ungarns nicht so weit her.

Die Haltung der slowakischen Nationalisten und auch ihrer kroatischen Pendants, belegt doch, dass auch die Vorstellung einer Tschechoslowakischen Nation oder einer Jugoslawischen Nation von großen Teilen der jeweiligen Bevölkerungen nicht unbedingt geteilt wurden.

Die grundsätzlich prodeutsche, oder besser anti-österreichische Stimmung ist belegt. Sämtliche Parteien hatten das Endziel des Anschlusses, auch die Christsozialen. Ein "österreichisches Natiinalbewusstsein" gab es schlichtweg nicht.

Die Christsozialen als erzkonservative ubd erzkatholische Partei fürchtete aber um ihre Macht/Einfluss in einem überwiegend protestantischen Deutschland.

Selbst nach der Machtergreifung Hitlers lehnten KPÖ, SPÖ und Gewerkschaften nur den Anschluss an Nazi-Deutschland ab.

Naja, aber selbst wenn sie nur gegen einen Anschluss an Nazi-Deutschland, nicht gegen einen Anschluss ann Deutschland per se waren, sie hatten es 1938 mit ersterem, nicht letzterem zu tun.

Und von dem her würde ich mich der Behauptung, dass es keinen Anlass gegeben hätte zu glauben, dass die Österreicher den Anschluss nicht gewollt hätten, wenn man sie tatsächlich frei hätte abstimmen lassen, eher nicht anschließen wollen.

Ich denke wenn es tatsächlich zu einer freien Abstimmung gekommen wäre, wäre das ein sehr offenes Ding geworden, weil eben bei vielen Österreichern der grundsätzliche Wunsch nach Anschluss der Abneigung gegen das NS-Regime als Grund gegnübergestanden hätte.

Du verwechselst Regierung, die nicht demokratisch legitimiert war, mit Volk.

Durchaus nicht.

Andernfalls wären Proteste nach dem Anschluss zu vernehmen gewesen

Würde ich nicht voraussetzen, immerhin sind lahme Protestnoten, denen dann keine Taten folgen letztendlich Ausdruck von Machtlosigkeit.
Darauf zu verzichten, kann auch mehr damit zusammenhängen nicht entsprechendes demonstrieren zu wollen, als tatsächlich keine Einwände zu haben.

Wäre die Annexion Österreichs tatsächlich als legitim betrachtet worden, hätte es ja wenig Grund gegeben, nach 1945 Österreich von Deutschland wieder abzutrennen und hier erneut einen eigenen Staat zu schaffen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mal eine ganz blöde Frage, sorry, aber wissen wir, was Chamberlain gewußt hat, für die Zukunft geplant/gehofft hat, welche Motive wirklich hinter dem Abkommen standen, welche Konsequenzen er schon vorher im Falle eines Fehlschlages (sofort oder auch später) gezogen hatte?
 
Chamberlain wird gefeiert werden als Retter des Friedens (und später verteufelt). Seiner Tochter wird er sagen, dass der Krieg noch kommen kann.

Und seinem Privatsekretär sinngemäß: hält sich der Hitler dran, dann ist gut. Tut er es nicht, dann wird dann alle Welt wissen, welchen Geistes er ist. Und das wird dann besonders wichtig sein.

Und der Hitler. Zu einem Mitarbeiter Rippentrops äußert er sinngemäß:
Wenn noch mal so ein Schwein von Vermittler daherkommt, dann werf ich ihn die Treppe runter.
Der Chamberlain hat mir die Besetzung Prags versaut.

Ich mach mal an der Stelle weiter: Der Hitler ist sauer, wie auch bei Overy – The Dictators S. 480 beschrieben. Er wollte seinen Krieg gegen die Tschechoslowakei und ist erzürnt ihn noch nicht beginnen zu können.

Der Chamberlain derweil wird in London von der Menge euphorisch als Held empfangen. Er schwenkt triumphal grüßend ein Papier mit Hitlers Unterschrift und lässt sich zu Aussagen hinreißen von deren Richtigkeit er wahrscheinlich selber nicht ganz überzeugt sein kann.

Als der Daldier von der Konferenz nach Paris zurückkehrt erwartet er Schmähungen und Proteste.
Doch zu seinem Erstaunen wird auch er mit Jubel empfangen.
Zu einem seiner Begleiter soll er gesagt haben; 'Wenn die wüssten was sie da bejubeln, diese Idioten'. (Es gibt auch noch eine andere Version statt „Idioten“ die weit drastischer ist.)
Neville S. 115

Wie auch immer, der französische Ministerpräsident scheint eine realistischere Einschätzung als sein britischer Amtskollege gehabt zu haben.
Aber zu dieser gehört auch wie er später sagt:
„Hätte ich über drei- oder viertausend Flugzeuge verfügt, es hätte kein München gegeben.“ (Duchene S. 66)

Es waren die Briten, die keinen Krieg wollten, aber als Verbündete dazu gezwungen wären, wenn Franzosen, die der Tschechoslowakei vertraglich Beistand versprochen hatten, auf die Besetzung des Sudetenlandes mit Krieg antworteten. Deswegen mussten die Franzosen auf die britische Linie gebracht werden.
Eben das sehe ich nicht so.
Die französische Außenpolitik stand ja im krassen Widerspruch zu seiner militärischen Doktrin.
Frankreich war Ende 1938 zu keiner aussichtsreichen Offensive gegen das 3. Reich mehr fähig.
Eine solche aber wäre Voraussetzung für die Erfüllung der Bündnisverpflichtung gegenüber der Tschechoslowakei gewesen.
Und das war auch Daladier klar.

Freilich hast Du recht, dass die Briten keinen Krieg wollten. Dies um so mehr als sie dem Schauplatz der Krise ferner waren.( Aber wer wollte schon Krieg, außer Hitler? )
Ein Krieg wegen einer Region von denen Briten vielleicht das erste Mal gehört haben war ihnen nicht vermittelbar. Oder wie es Chamberlain ausdrückte: „.. a quarrel in a faraway country between people of whom we know nothing..“ (Neville S. 107)

Ob ein Krieg gegen Deutschland wegen der Tschechoslowakei den Franzosen vermittelbar gewesen wäre? Ihre Erleichterung über den Verrat an ihrem Bündnispartner taten sie jedenfalls bei der Begrüßung des erbitterten Daladier durch Jubel kund.
Nur nicht schon wieder Krieg!

Doch wie dem auch so sei, selbst wenn die Franzosen gewollt hätten, sie konnten nicht.
Und das wussten auch die Briten.



Duchêne, François (1994): Jean Monnet. The first statesman of interdependence. 1. ed. New York, London: Norton.
 
Hier wird viel zu sehr mit dem heutigen Wissen argumentiert. Weder Chamberlain noch Daladier noch irgendein anderer demokratisch gewählter Regierungschef hätte 1938 einen Krieg gegen Nazi-Deutschland androhen, noch hätte er ihn führen können.

1. Analog zu den Österreichern waren die Sudetendeutschen nicht dem Staat zugehörig, dem sie angehören wollten. Dies drückten sie in allen Wahlen in der CSR aus. Auch nach 33 erhielten die pro-deutschen Parteien immer eine Mehrheit im Sudetenland. Die Behandlung politischer Gegner in Nazi-Deutschland war in beiden Länder bekannt, aber spielte keine Rolle (in Österreich waren Kommunisten und Sozialisten auch verfolgt und weggesperrt).

2. Das von Wilson proklamierte "Selbstbestimmungsrecht der Völker" war nach dem 1. WK immer zulasten Deutscher/ deutschsprachiger ausgelegt worden. Die Korrektur der Pariser Vorort-Verträge in diesem Punkt war gut begründet. Die Türkei hatte es bereits 1922/23 kriegerisch durchgesetzt, mit Hitler konnte man 1938 noch über eine friedliche Lösung verhandeln.

3. Nazi-Deutschland war 1938 ein Unrechtsstaat, aber noch kein Terror-Staat, der millionenfach mordete. Der Faschismus in den 30ern ein Erfolgsmodell in ganz Europa, Deutschland also keine Ausnahme, Hitler ein Diktator, aber kein Paria.

4. Gerade für GB galt, dass andere Krisen mindestens ebenso dringlich waren. Indien kaum noch zu kontrollieren, im Mittelmeer und Afrika drohte Italien zu mächtig zu werden (Stichwort Suezkanal, Gibraltar (über Franco), Horn von Afrika). Frankreich war durch Regierungskrisen weitestgehend gelähmt.

5. 20 Jahre nach dem 1. WK war dieser noch zu präsent, in den Regierungen und im Volk. Jeder, außer eben den diktatorischen Herrschern, wollte einen erneuten Krieg unter allen Umständen vermeiden (auch die Deutschen, siehe Stimmung August/September 1939). Ein Krieg um zu verhindern, dass Deutsche zu Deutschland gehören wollten, wäre in GB und schon gar nicht in Frankreich zu vermitteln gewesen.

6. Ein Zwei-Frontenkrieg als Garant für einen Sieg über Deutschland erschien unwahrscheinlich, da sowohl Polen als auch Ungarn in der Frage der Minderheiten in der CSR eher auf deutscher Seite standen.
Die Sowjetunion wollte niemand in Mitteleuropa sehen (außer den Tschechen, die aber mehr aus Verzweiflung). Zum Höhepunkt der Säuberungen setzte sowieso niemand auf die Kampfkraft der Roten Armee.
Und Italien stand auf deutscher Seite.


Den einzigen Vorwurf, den man Chamberlain (und Daladier) machen kann, ist der die CSR nicht beteiligt zu haben. Ob das was am Ergebnis vetändert hätte, wohl kaum, war doch das Ziel Chamberlains, einen Krieg zu vermeiden. Der Druck auf die CSR wäre wohl der gleiche gewesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Den einzigen Vorwurf, den man Chamberlain (und Daladier) machen kann, ist der die CSR nicht beteiligt zu haben. Ob das was am Ergebnis vetändert hätte, wohl kaum, war doch das Ziel Chamberlains, einen Krieg zu vermeiden.
Ja, die Westmächte verhielten sich gegenüber Tschechoslowakei nach der Devise: Friss oder stirb – wir rühren keinen Finger für dich. Das wurde Tschechoslowakei schon am 21. September 1938 mitgeteilt, d.h. in München wurde 8 Tage später nur eine Show veranstaltet.
 
Hältst du es für vorstellbar, das Frankreich und England nach dem grauenhaften Ersten Weltkrieg, dem sie nur durch die USA siegreich beenden konnten, keine Neigung verspürten, den nächsten, nämlich den 2., Weltkrieg zu beginnen?
 
Zuletzt bearbeitet:
3. Nazi-Deutschland war 1938 ein Unrechtsstaat, aber noch kein Terror-Staat, der millionenfach mordete. Der Faschismus in den 30ern ein Erfolgsmodell in ganz Europa, Deutschland also keine Ausnahme, Hitler ein Diktator, aber kein Paria.

Naja, ganz Europa?
Deutschland, Italien, Österreich und Portugal, in Spanien musste das "Erfolgsmodell" mit deutschen und italienischen Waffen herbeigebombt werden.
Andere Regimes in Europa kann man sicherlich als autoritär bezeichnen, aber nicht unbedingt als "faschistisch".
So umwerfend erfolgreich war das eigentlich nicht, zumal wenn man bedenkt, dass das vielleicht mit Ausnahme Deutschlands alles Länder waren, die nicht wirklich vorwärts kamen.
 
3. Nazi-Deutschland war 1938 ein Unrechtsstaat, aber noch kein Terror-Staat, der millionenfach mordete. Der Faschismus in den 30ern ein Erfolgsmodell in ganz Europa, Deutschland also keine Ausnahme, Hitler ein Diktator, aber kein Paria.

Die Opfer gingen noch nicht in die Millionen, und von der Machtergreifung bis zum Beginn des Holocaust vergingen mehr, als acht Jahre.

Aber in diesen acht Jahren zog sich die Schlinge immer enger, verging kaum ein Monat ohne Repressalien gegen Juden. KZs wie Dachau oder Buchenwald waren noch keine Mordfabriken, und mancher Sozialdemokrat oder Kommunist kam wieder frei- einen finsteren Ruf hatten diese Orte aber schon damals, und ein Terror-Staat war das 3. Reich vom ersten Tag an. Es zeigte sein wahres Gesicht auch recht früh. Bei der Nacht der langen Messer wurden freilich vielfach Rabauken liquidiert, die selbst einiges auf dem Kerbholz hatten. Aber die Art wie Ernst Röhm beseitigt wurde, wie Kurt von Schleicher und seine Frau und wie ganz Unbeteiligte, Unschuldige, die vielleicht den Zorn eines Partei-Gewaltigen erregt hatten umgebracht wurden, wie da ganz offen Feme-Morde begangen wurden, das war doch wirklich ein Rückgriff auf Gangster-Methoden, auf das Gesetz des Dschungels.

Die SA war herzlich unbeliebt, das NS-Regime unterließ es in den folgenden Jahren so offen sich auszutoben. Aber die Kaltschnäuzigkeit die das Regime dabei zeigte- das war ein Terror-Staat. Der Rechtsstaat war in Deutschland im Grunde bereits 1933 tot.
In seiner Posener Rede lobt Himmler die SS, und er stellte, durchaus nicht zu Unrecht- den Zusammenhang her zwischen der Nacht der langen Messer und dem Holocaust. Der SS habe es gegraut davor, Kameraden an die Wand gestellt zu haben. Aber sie habe nicht gezögert, sie werde es jederzeit wieder tun, und die SS übernehme auch den schwersten Auftrag (den Holocaust). Ein Terror-Staat, das war das 3. Reich vom ersten Tag an. Die Opfer gingen noch nicht in die Hunderttausende oder Millionen, aber die Qualität des Terrors ließ durchaus schließen auf Leute, die buchstäblich zu allem fähig waren.
 
Collo schreibt "Terrorstaat" ja nicht im luftleeren Raum, sondern in direkter Verbindung mit der Frage, ob GB & Frankreich einen Krieg in Kauf nehmen sollen. Ich interpretier das so, dass diese Kategorisierung dann ein "Ja" in dieser Frage impliziert, oder zumindest ein Argument mehr dafür: Mit einem "Unrechtstaat" kann es eine Koexistenz geben (wenn der mitspielt); bei einem "Terrorstaat" ist eine Grenze überschritten, und alleine der verbrecherische Charakter des Regimes stellt die Legitimität eine friedenssichernden Abkommens in Frage.

Keines der innenpolitischen Verbrechen vor 1939 hätte mE einen solchen Kriegskurs alleine rechtfertigen können; nicht vor den Augen der damaligen Welt, und ohne das Wissen, was nach 1939 geschehen würde, auch mE nicht wirklich logisch oder ethisch. Die Angst vor einer weiteren Expansion Deutschlands (also ob Hitler tatsächlich Frieden halten würden) ist das eine, und Chamberlains Politik in der Hinsicht zu hinterfragen sicher legitim. Die wage Furcht vor dem, zu was die Nazis vielleicht an (innen-) politischen Verbrechen in der Lage sein könnten, war 1938 aber kein Grund, einen Krieg in Kauf zu nehmen, von dem jeder (unter demEindruck des 1.Wk.) wusste, wie furchtbar er werden würde.
 
Vom Massenmord war man zwischen 33 und 38 noch weit entfernt, die Juden sollten gehen, aber niemand nahm sie auf. Noch sprach man nazi-intern von Madagaskar und nicht von Einsatzkommandos und Gasksmmern.

Und nur wenige politische und kulturelle Gegner wurden im Ausland wohlwollend empfangen, so viel zur Empathie in den demokratischen Staaten mit den Verfolgten. Auf deutsch gesagt, deren Schicksal war diesen egal.

Auch kam es vor 38 noch nicht zu systematischen Massenmorden. Das war zu dieser Zeit eine Besonderheit des Stalinismus.

Und vermutlich wollte zu der Zeit niemand glauben, was später folgte, weder in Deutschland noch sonstwo.
 
Hitler-Deutschland war ein Terrorstaat von Anfang an. Dazu muss ein Staat nicht Millionen Menschen umgebracht haben – bis 1938 waren es "nur" Tausende.
 
Die einzige Maßnahme, die Hitler jemals in Richtung Großbritannnien unternahm und die auf irgendeine konkrete Form von Interssenausgleich hinauslief, war das Flottenabkommen von 1935, dass von Anfang an das Papier nicht wert war, auf dem es geschrieben stand, weil Deutschland in vertragswidriger Weise U-Boote baute und bereits ein Jahr später mit den beiden Schiffen der Bismarck-Klasse anfing Schlachtschiffe auf Kiel zu legen, deren Tonnage die mit den Briten ausgehandelte Höchstgrenze deutlich überschritt.

Ich meine, das Hitler doch über eine bestimmte Zeit hinweg das Ziel verfolgte, mit Großbritannien ein Bündnis zu erreichen. Zu diesem Zweck wurde der Sektgroßhändler Ribbentrop von 1936 bis 1938 Botschafter des des Dritten Reiches in London und blamierte sich dort bis auf die Knochen, als er den britischen König mit "Heil Hitler" grüßte. Die Briten hatten aber verständlicherweise kein Interesse mit Hitler Deutschland ein Pakt abzuschließen.
 
Ich meine, das Hitler doch über eine bestimmte Zeit hinweg das Ziel verfolgte, mit Großbritannien ein Bündnis zu erreichen.

Er hatte sicherlich diese Wunschvorstellung.
Aber wann ist Hitler in dieeser Sache jemals wirklich konkret, in Form eines tatsächlich verhandelbaren Angebots in der Sache geworden?
Das ist - korrigire mich, wenn ich irren sollte - doch am Ende nicht vorgkommen, sondern es blieb bei eingem Gemisch aus vagen Avancen und kaum verhohlenen Drohungen, ohne jemals etwas konkretes vorzulegen, dass tatsächlich verhandelbar gewesen wäre.
 
Hitlers anvisiertes Bündnissystem war ein Dreibund mit Italien und Großbritannien. Selbstverständlich wußte Hitler um die historischen Wendungen Englands gegen einen potenziellen Hegemonen auf dem europäischen Kontinent. In seinem zweiten Buch aus dem Jahre 1928 begründete er wie folgt: Es sei eine sehr irrtümlich Auffassung, dass England jede europäische Vormacht sofort bekämpfe. Die Geschichte lehre vielmehr, das es das nur tue, um Konkurrenzmächte in Übersee auszuschalten, nicht aber solange die Ziele der jeweiligen europäischen Vormacht ersichtlich rein kontinentaler Natur sei. Nach dieser Logik konnte also eine europäische Hegemonialmacht ein Bündnis mit England unterhalten, wenn sie auf die Herausforderung in Übersee verzichtete.

Ein weiterer Punkt, der nach Hitlers Meinung England einen Ausgleich mit Deutschland nahelege, war der Gegensatz zur Sowjetunion. Die britische Politik, zumal diejenige der Tories, so meinte Hitler, sei traditionell von einer starken Russophobie bestimmt, die seit dem Sturz des Zaren und der Etablierung des Bolschewismus durch den ideologischen Gegensatz noch an Schärfe gewonnen habe. Diese Frontstellung zu Russland diktiere der Inselmacht eine Annäherung an Deutschland.

Diese gelte um so mehr, als das der Hauptantipode der britischen Politik längst nicht mehr in Deutschland, sondern in den USA sei. Dieser zunehmende weltpolitische Gegensatz zwischen London und Washington erhöhe für die Briten den Anreiz sich der deutschen Unterstützung zu versichern, denn diese war im Gegensatz zu derjenigen der Amerikaner zu haben, ohne das Empire opfern zu müssen.

So weit Hitlers Überlegungen.
 
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