Das scheint auch mir die richtige Sicht der Dinge zu sein.
Ich denke btw. nicht, dass sich der Wert von Kolonien rein wirtschaftlich taxieren lässt.
Kolonien konnten auch dann durchaus dann einen Wert für die Kolonisatoren haben, wenn sie geostrategische Vorteile brachten, die sich außenpolitisch verwerten und in vorteilhafte Abkommen ummünzen ließen, etc.
Z.B. Russlands Annexion der Chinesischen Gebiete in der Armur- und der pazifischen Küstenregion, dürfte damals wirtschaftlich eher unitneressant gewesen sein.
Das Gebiet war kaum bewohnt, bis auf ein wenig Fischerei und ähnliches gab es da nichts interessantes und 1858, als China gezwungen war das Gebiet an Russland abzutreten, war auch verkehrstechnisch an eine Transsibierische Eisenbahn zwecks Anbindung noch nicht zu denken.
Wirtschaftlich also eher wertlos.
Dadurch, dass sich die Gegend um das heutige Wladiwostok aber für den Aufbau eines festen Marinestützpunktes im Pazifik eignete, der Russland eine Dauerpräsenz und kontinuierliche Einflusspolitik in Ostasien ermöglichte, wird man nicht bestreiten können, dass das für Russland von einigem strategischen Wert war, auch wenn es eher kostete.
Mann wird im Fall der Briten zu dem Schluss kommen können, dass Indien in der britischen Kolonialgeschichte zeitweise finanzielle Probleme verursachte.
Die East India Company jedenfalls geriet ja ab Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten und musste 1857/1858 liquidiert werden.
Die reine britisch-indische Handelsbilanz dürfte für Großbritannien zu diesem Zeitpunkt vermutlich nicht soooo rosig ausgesehen haben, vor allem, wenn man noch die Zusätzliche Belastung wegen Militär- und Verwaltungskosten sieht, nichts desto weniger war der strategische Wert dieser Kolonie immens, weil sich Teile ihrer Produkte (vor allem das bengalische Opium) in China absetzen ließen und damit den strategischen Schlüssel zur Öffnung anderer Märkte darstellten.
Auch dass hatte mit Sicherheit seinen Wert, auch wenn es vielleicht nicht zu jeder Zeit rentabel war.