Konfession, Antisemitismus und NS

Diskutiert das doch bitte untereinander aus, dann müssen @Nikias und ich nicht immer als Strohmänner für Meinungen herhalten, die wir gar nicht geäußert haben.

Wenn man Wert darauf legt nicht in diese Diskussion hinein gezogen zu werden, würde es sich empfehlen sich aus dieser Diskussion auch herauszuhalten und nicht dadurch das ganze zu komentieren entsprechende Repliken herauszufordern.

Ansonsten würde ich das sehr gern vernünftig mit Dion diskutieren, was nur auf Grund des Umstands, dass sich Dion jeder vernünftigen Diskussion entzieht und sich daruf beschränkt seine wenig sinnvolle monokausale Argumentation andauernd zu widerholen um sich jeder weiteren Erörterung seiner Einlassungen zu verweigern, schlicht nicht möglich ist.


Offen gesagt habe ich relativ wenig Verständnis dafür dass ich dafür die Gdeuld aufzubringen mich weiterhin, einigermaßen freundlich damit zu beschäftigen hier noch angepflaumt werde.


Ich lege ganz sicher keinen Wert darauf immer wieder gegen dieses Modell anzureden und wäre sehr dankbar darum, wenn man dieses Thema als erledigt betrachten würde.

Ich bin aber auf der anderen Seite nicht bereit dazu Dions persönlichen Kreuzzug gegen den Protestantismus in dieser Weise unkommentiert zu lassen, ganz einfach weil das was Dion da von sich gibt, keine sachliche Grundlage mehr hat und offensichtlich nur den einen Zweck verfolgt ohne das in irgendeiner Form sinnvoll begründen zu können, gegen bestimmte religiöse Institutionen, Gruppen und Personen auszuteilen.

Es ist mir persönlich ein Rätsel warum dass in dieser Form stehen gelassen wird weil das so wie Dion das in Summa über mehrere Fäden verteilt vorgetragen hat im Hinblick auf die Forenregeln in meinen Augen auf keine Kuhhaut mehr geht, für mich steht nur fest, dass ich so lange er das so betreibt dagegen halten werde.

Wenn diese Diskussionen anderen auf die Nerven gehen, wäre es vielleicht angezeigt sich an den Urheber des Problems zu wenden und ihn zur Mäßigung anzuhalten.
 
Ich hatte ein ländliches Gebiet unbeachtlich der Konfession mit den Großstädten Berlin und Hamburg vergleichen.

Und das sollte man so eben nicht machen, zumindest wenn man daran interessiert ist, den Einfluss von Konfession und Stadt/Land bzw. Sozialstrukutur auf die Wahlergebnisse zu untersuchen.

Wenn man weiß (oder vermutet), dass mindestens zwei Variablen einen großen Einfluss auf ein Ergebnis haben und man möchte diesen Einfluss untersuchen, dann sollte man jeweils nur eine der Variablen ändern, bzw. in unserem Fall Wahlkreise miteinander vergleichen, die sich nur in einer Variable bedeutend voneinander unterscheiden.

Das ist eigentlich elementare Wissenschaftslogik.

Ich hätte hier ohne weiteres auch das konfessionell gemischte aber doch überwiegend protestantische Würtemberg anführen können, dass im November 1932 ebenfalls schwächer NSDAP wählte, als Hamburg, wo man es aber eben nicht so eindeutig an der Konfession festmachen kann.

In Württemberg gab es als Besonderheit den Württembergischen Bauern- und Weingärtnerbund (WBWB), der im November 1932 immerhin noch auf etwa 8% kam, wie ich zuvor schon schrieb.

Daneben kam auch das Zentrum immer auf mindestens 20%, siehe dazu auch das Posting von @Sepiola.

Zusammen erklärt dass das relativ schlechte Abschneiden der Nazis.

Auch der Wahlkreis Potsam II der zwar noch Teile von einen Teil der Bezirke von Berlin mitumfasste insgesamt aber weniger städtisch geprägt war, als die Wahlkreise Berlin und Hamburg, die sich ausschließlich über das jeweilige Stadtgebiet erstreckten, wählte zwar stärker NSDAP als Berlin, aber weniger stark als Hamburg und auch das wird man nicht an der Konfession festmachen können.

Da möchte ich mal die Prämisse anzweifeln, dass der Wahlkreis Hamburg so viel städtischer war als Potsdam II. Zum Wahlkreis Hamburg gehörte auch noch Bremen und der sehr ländliche Regierungsbezirk Stade. Umgekehrt gehörten einige sehr städtisch geprägte Gebiete wie Altona und Wandsbek damals noch nicht zu Hamburg, sondern zu Schleswig-Holstein.

Ein weiteres Problem über das man im Hinblick auf Konfession und Verstädterung sprechen müsste, wäre der dritte sehr stark urban geprägte Wahlkreis in der Weimarer Zeit, nämlich der Wahlkreis Düsseldorf-Ost (Düsseldorf Stadt, Düsseldorf Landkreis, Essen, Barmen, Elberfeld (heutiges Wuppertal) , Solingen, Remscheid, Lennep und Mettmann.

Der Wahlkreis umfasste also einen Teil des Ruhrgebiets und des nördlichen Abschnittss der Rheinschiene
Eine Besonderheit des Wahlkreises ist, dass es sich um eine KPD-Hochburg handelte.

Interessant an diesem Wahlkeis ist, dass nicht nur sehr stark städtisch geprägt war, sondern auch einen großen Katholikenanteil, wenn nicht eine katholische Mehrheit gehabt haben dürfte.
Die NSDAP-Ergebisse der Wahlen 1932 und 1933 lauteten:

1932 (1) 31,6 %
1932 (2) 27,0%
1933 37,4 %

(Das Zentrum kam in den 3 Wahlen auf 20,6%, 20,5% und 19,6%)

Vergleicht man das mit den Berliner Wahlergebnissen (24,6%, 22,5% und 31,2% für die NSDAP), dann fällt auf dass wir es hier mit einer urbanen Region mit relativ vielen Katholiken zu tun haben (in Essen dürften protestantische Binnenmigrantenn aus Ostelbien eine Rolle gespielt haben, der Rest ist aber eigentlich urkatholisches Rheinland), die deutlich stärker NSDAP wählte, als das protestantische Berlin (wo das Zentrum jeweils an die 5% erreichte)

Der Wahlkreis Düsseldorf-Ost wählte damit stärker NSDAP als der beachbarte Kreis Westfalen-Süd (weitgehend mit dem heutigen Regierungsbezirk Arnsberg identisch), obwohl letzterer insgesamt ländlicher geprägt war, obwohl in Westfalen und im Besonderen im Märkischen der Protestantismus stärker ausgeprägt sein dürfte und obwohl zu Westfalen-Süd mit Siegen-Wittgenstein im Süden eine Region gehörte, die schon im Kaiserreich zu den Zentren des politischen Antisemitismus gehört hatte.

Auch hier würde ich sagen funktioniert das so nicht ganz.

Zum Vergleich Düsseldorf-Ost mit Berlin: Berlin war wohl der mit Abstand am meisten städtisch geprägte Wahlkreis. Das äußert sich dann daran, dass KPD und SPD hier noch im November 1932 zusammen auf gut 60% kamen. Entsprechend schlecht schnitt die NSDAP ab.

Zum Vergleich Düsseldorf-Ost mit Westfalen-Süd. Offensichtlich beide gemischt-konfessionell und mit städtischen und ländlichen Anteilen. Die KPD ist in Westfalen-Süd nur wenig schwächer als in Düsseldorf-Ost, dafür ist das Zentrum stärker. Die NSDAP schneidet in Westfalen-Süd etwas schlechter ab, aber groß ist der Unterschied nicht.

Es bringt uns imho nicht weiter, solche gemischten Wahlkreise daraufhin zu untersuchen, ob sich ein paar Prozent mehr Katholiken dann auch in einem schlechteren Ergebnis für die NSDAP widerspiegeln. Dafür spielen dann doch noch zu viele Faktoren und auch regionale Besonderheiten eine Rolle.

Nein, nur weil der Wahlkreis katholisch geprägt war, bedeutete das nicht automatisch ein besonders starkes Abschneiden der Zentrumspartei.
Auch Düsseldorf-Ost war katholisch geprägt, aber hier landete die Zentrumspartei in 1932 und 1933 jeweils hinter NSDAP und KPD auf dem 3. Platz.

Ein hoher Anteil an Katholiken muss vielleicht nicht zwangsläufig zu einem starken Abschneiden des Zentrum führen, der Umkehrschluss gilt aber schon:

Dort, wo das Zentrum besonders stark war, wie in Koblenz-Trier mit teilweise über 55%, liegt das am hohen Anteil an Katholiken in der Bevölkerung, da Protestanten wohl nur in Ausnahmefällen das Zentrum wählten.

Zählt man neben der DNVP nocch den rechten DVP-Flügel ins konservativ-protestantische Millieu, was man sicherlich mit einer gewissen Berechtigung tun kann, verliert dieses Millieu 2/3 seiner Klientel an die Nazis.

Soweit ich weiß, wird die DVP normalerweise als nationalliberal eingestuft. Jetzt nur einen Flügel zu einem bestimmten Lager zu rechnen, ist für unsere Fragestellung problematisch, da man dann eben nicht mehr genau berechnen kann, wieviel die einzelnen Lager einbüßten.

Wenn wir die DVP ganz dem konservativen Lager zurechnen, fällt die Rechnung für das nur noch von der DDP/DStP vertretene liberale Lager noch desaströser aus, das sich die DVP noch etwas besser hielt als die DDP. Diese verlor etwa 94% ihrer Anhänger.

Die SPD war zwischen 1924 und 1930 zwar beliebter als danach mit den beide Ergebnissen von 1932 (21,6% und 20,4% ) erreichte sie allerdings immernoch Werte, die denen bei den Wahlen von 1920 und 1924 (1) vergleichbar waren (21,6% und 20,5%).
Die KPD wurde wurde in den 3 Wahlen von 1930 und 1932 nicht schwächer sondern kontinuierlich stärker.

1928 bevor die Nazis begannen eine Rolle zu spielen, erreichten die beiden Arbeiterparteien zusammen 40,4%, dabei entfielen 29,8% auf die SPD und 10,6% auf die KPD.

Im November 1932 erreichten beide Parteien zusammen immerhin noch 37,3% wobei sich die Gewichte zwischen beiden zu Gunsten der KPD verschoben und die SPD noch 20,4% erreichte und die KPD 16,9%.

Damit hatte die beiden Arbeiterparteien zusammen bis Ende 1932 weniger als 10% ihrer Zustimmung von vor 1930 verloren, deutlichere Verluste brachte dann die repressierte Wahl vom März 1933 mit sich, die man allerdings kaum mehr als frei bezeichnen kann.

Wir müssen die Verluste für alle Parteien bzw. Milieus schon nach dem selben Prinzip ermitteln und nicht mal vom Höchstwert ausgehen und mal vom Ergebnis 1928. Bleiben wir mal beim Höchstwert, dann verlieren das sozialistische Lager (KPD, USPD und SPD) durchaus etwas stärker als in Deiner Rechnung und Zentrum + BVP ebenfalls.

Ja, beide halten sich deutlich besser als das konservativ-reaktionäre Lager, aber jenes hält sich wiederum ungleich besser als das liberale Lager, das 1932 kaum noch existiert.
 
Zum Vergleich Düsseldorf-Ost mit Berlin: Berlin war wohl der mit Abstand am meisten städtisch geprägte Wahlkreis.

Das Berlin der mit Abstand am stärksten städtisch geprägte Wahlkreis war, ist richtig nur, wenn du schon, den Vergleich mit den am meisten vergleichbaren Wahlkreisen ablehnst, frage ich mich wie man sich dem Thema denn überhaupt nähern sollte.

In Sachen Hamburg hast du im Hinblick auf den Charakter recht, da hatte ich mich von der im Wiki-Artikel zu den Reichstagswahlen eingestellt Karte, die Stadte nicht als Teil des Wahlkreises Hamburg ausweist irreleiten lassen.
Da wird man tatsächlich hinterfragen können, ob das so viel städtischer war, als Potsam II.

Wenn man diese Wahlkreise als Vergleichsobjekte zu Berlin aber ausklammert, weil auch länddliche Gebiete dazu gehören, hätte man mit Berlin nur einen einzigen wirklich städtischen Wahlkreis und das wäre kaum geeignet daraus Aussagen abzueiten.
Vergleichsobjekte wird es schon brauchen und da machen am Ehesten Potsdam II, Hamburg, und Düsseldorf-Ost Sinn.

Zum Vergleich Düsseldorf-Ost mit Westfalen-Süd. Offensichtlich beide gemischt-konfessionell und mit städtischen und ländlichen Anteilen. Die KPD ist in Westfalen-Süd nur wenig schwächer als in Düsseldorf-Ost, dafür ist das Zentrum stärker. Die NSDAP schneidet in Westfalen-Süd etwas schlechter ab, aber groß ist der Unterschied nicht.

Das ist ein wenig stark relativierend, insofern die städtischen Anteile in Düssseldorf-Ost wirklich klar überwiegen, während Wstfalen-Süd mit einem Teil des Ruhrgebiets im Nordosten zwar eine stark städtische Region beinhaltete, der gannze Rest aber eher ländlich geprägt gewesen ist.

Dort, wo das Zentrum besonders stark war, wie in Koblenz-Trier mit teilweise über 55%, liegt das am hohen Anteil an Katholiken in der Bevölkerung, da Protestanten wohl nur in Ausnahmefällen das Zentrum wählten.

Naja, wenn du das aber voraussetzt, kannst du, nicht einfach Düsseldorf-Ost als "gemischtkonfessionel"l vom Tisch wischen, immerhin waren hier die Ergebnisse des Zentrums doppelt so hoch wie im Reichsdurchschnitt.

Ich bisher für den Wahlkreis, was die Konfession angeht keine exakten Zahlen finden können, aber wenn man eine durchnittlich starke Bindung der Katholiken an das Zentrum in diesem Wahlkreis voaussetzt, lässt das Ergebnis von 20% durchaus auf die Verhältnisse schließen.

Setzt man von Sepiola angeführte Ausschöpfungsquote von 38,6% im Reichsdurchschnitt voraus und wendet das auf die ca. 20% Zustimmung für das Zentrum in Düsseldorf-Ost an würde sich daraus, wenn es keine großen Abweichungen bei der Ausschöpfung gibt ein Katholikenanteil von 50-55% im Wahlkreis ergeben.
Bei NSDAP-Ergebnissen von 31,6% und 27% in den Wahlen von 1932.

Die Ergebnisse sind deutlich unter dem Reichsdurchschnitt keine Frage, aber man wird doch nicht umhinkommen zu bemerken dass diese NSDAP-Ergebnisse bemerkenswert hoch sind, wenn man berücksichtigt, dass in diesem Wahkreis gleich zwei Faktoren zum Tragen kommen, die für die NSDAP eigentlich ein Problem hätten sein müssen, nämlich ein übeerdurchschnittlich hoher Katholikenanteil, wahrscheinlich sogar eine leichte katholische Mehrheit und gleichzeitig eine sehr städtisch geprägte Einwohnerschaft, mit starkem organisierten Arbeitermillieu.

Und warun du den Vergleich mit Westfalen-Süd vom Tisch haben willst, begreife ich nicht.


Oben hast du dich beschwert ich könne nicht einach städtsche und ländlichere Gegenden miteinder vergleichen, wenn in beiden die Konfession unterschiedlich ist.
Nun vergliche Düsseldorf Ost mit dem deutlich ländlicheren Westfalen-Süd, die relativ ähnliche konfessionelle Verhältnisse aufweisen und das ist dann auch wieder nicht richtig?

Soweit ich weiß, wird die DVP normalerweise als nationalliberal eingestuft. Jetzt nur einen Flügel zu einem bestimmten Lager zu rechnen, ist für unsere Fragestellung problematisch, da man dann eben nicht mehr genau berechnen kann, wieviel die einzelnen Lager einbüßten.

Die DVP hat sich jedenfalls in ihrer Anfangsphase auf den Standpunkt gestellt die Weimarer Verfassung abzulehnen, was es für mich schwierig macht, sie als eine Partei vollständig auf dem Boden des bürgerlichen Liberalismus, vergleichbar der DDP wahrzunehmen.
Aber bitte, lass die DVP aus der Angelegenheit raus, dann verlor die DNVP je nachdem an welchen Zahlen man ich orientieeren möchte noch immer 1/2 bis und mehr ihrer Wählerschaft an die NSDAP.
Resistenz ist was anderes.

Wenn wir die DVP ganz dem konservativen Lager zurechnen, fällt die Rechnung für das nur noch von der DDP/DStP vertretene liberale Lager noch desaströser aus, das sich die DVP noch etwas besser hielt als die DDP. Diese verlor etwa 94% ihrer Anhänger.

Das mag ja sein, aber nur weil andere Parteien ihre Wählerschaft gänzlich einbüsten, ist ein Lager, dass 50% seiner Wähler verlor nicht als "resistent" zu bezeichnen.

Wir müssen die Verluste für alle Parteien bzw. Milieus schon nach dem selben Prinzip ermitteln und nicht mal vom Höchstwert ausgehen und mal vom Ergebnis 1928.

Ich bin nirgendwo vom Höchstwert ausgegangen, ich bin von dem ausgegangen, was die verschiedenen Millieus bei den Wahlen 1928 also den letzten Wahlen, beevor die Nazis relevant wurden erreichten und was sie 1932 bei den letzten freien Wahlen erreichten.

Daraus resultiert:

Das Katholische Millieu verlor fast nichts an Zustimmung, das organisierte Arbeitermillieu an die 10% seiner Wähler (die SPD verlor zwar mehr, dafür legte aber die KPD merklich zu) das liberale Lager, wenn man es hier gesondert aufführen möchte, löste sich fast gänzlich auf und dass protestantisch-konservative Lager, selbst wenn man es auf die DNVP einengen möchte verlor annähernd die Hälfte seiner Wählerschaft.
 
Wenn man Wert darauf legt nicht in diese Diskussion hinein gezogen zu werden, ...
Das hast Du falsch verstanden. Ich diskutiere hier sehr gern mit, würde aber gern sehen, dass die von mir eingebrachten Argumente irgendwie zur Kenntnis genommen werden.

(Wenn Du Dich stattdessen lieber an jemand abarbeiten möchtest, der "alles an der Konfession festmachen" will, halte Dich an @Dion, und wenn Du seinem Vorwurf, Du wolltest "die Rolle der Religion kleinzureden versuchen" entgegentreten willst, sag es so deutlich und insbesondere so knapp, dass es auch Dion versteht.)


Setzt man von Sepiola angeführte Ausschöpfungsquote von 38,6% im Reichsdurchschnitt voraus und wendet das auf die ca. 20% Zustimmung für das Zentrum in Düsseldorf-Ost an ...

Der Sinn solcher Rechenspiele erschließt sich mir nicht. Es ist zwar klar, dass die Konfession statistisch den mit Abstand stärksten Faktor für die Wahlentscheidung pro oder contra NSDAP darstellt, gefolgt von der Ortsgröße, aber es gibt darüber hinaus eine Reihe weiterer nachweisbarer Faktoren, von denen ich schon einige genannt habe und die sich summieren können. Und dann kann es noch lokale Faktoren gegeben haben wie die lokale Presse, die lokale(n) Parteiorganisation(en), prominente Persönlichkeiten, die für die eine oder andere Partei standen etc.

Erwähnt habe ich z. B. oben schon, dass es die Nazis in Gegenden mit hohem Beschäftigungsanteil in exportorientierten Betrieben signifikant schwerer hatten. (Falter: "Dort, wo die wenigsten Beschäftigten in exportorientierten Betrieben zu finden waren, votierten 44 Prozent der Wahlberechtigten bei der Märzwahl 1933 für die Nationalsozialisten. Wo hingegen die meisten in exportorientierten Betrieben beschäftigten Personen lebten, waren es bei der gleichen Wahl nur 35 Prozent.")

Auch das Verschuldungsniveau der Bevölkerung spielte eine signifikante Rolle: "Als vorläufiges Fazit kann festgehalten werden, dass vom Verbreitungsgrad der landwirtschaftlichen und nicht-landwirtschaftlichen Schulden ein von anderen Faktoren unabhängiger Einfluss auf die Wahlerfolge der Hitlerbewegung ausgegangen ist. [...] In den stärker verstädterten Regionen ging von der nicht-landwirtschaftlichen Verschuldung bei den Reichstagswahlen 1930 und 1933 sogar in etwa die gleiche Wirkung aus wie von der Konfession!"
 
(Wenn Du Dich stattdessen lieber an jemand abarbeiten möchtest, der "alles an der Konfession festmachen" will, halte Dich an @Dion, und wenn Du seinem Vorwurf, Du wolltest "die Rolle der Religion kleinzureden versuchen" entgegentreten willst, sag es so deutlich und insbesondere so knapp, dass es auch Dion versteht.)
Das wird @Shinigami kaum gelingen, denn er schrieb z.B. diesen Satz:
Dementsprechend gehört zu einer sauberen Analyse selbstrendend sich die Sozialstrukturen anzusehen und in Betracht zu ziehen, dass diese möglicherweise eine größere Rolle spielten, als die Religion, bzw. dieses als gegeben zu akzeptieren, weil es sonst keine protestantischen Gebiete mit unterdurchschnittlichen NSDAP-Ergebnissen gegeben haben dürften, was aber mindestens in den städtischen Regionen durchaus gegeben war.
Das z.B. nenne ich "die Rolle der Religion kleinzureden versuchen".

Ich habe in diesem Faden über die Rolle der Religion bei den Wahlen in der Weimarer Republik in den 1930er nicht mehr sagen wollen, als das, was Du, @Sepiola, u.a. Falter zitierend, gesagt hast:
Natürlich gab es weitere Faktoren, die eine Rolle gespielt haben: Geschlecht, Zugehörigkeit zu einer Schicht, Berufszugehörigkeit etc., und natürlich gibt es auch ein Unterkapitel über die regionale Ausbreitung der NSDAP. Das ist das Kapitel vor der Untersuchung konfessionsspezifischer Einflüsse:

Betrachtet man die soziale und wirtschaftliche Struktur dieser Kreise und Gemeinden, so fällt auf, dass die NSDAP nach 1928 ihre größten Erfolge vor allem in agrarischen Regionen mit evangelischer Bevölkerungsmehrheit und in überwiegend protestantischen Kleingemeinden erreichte, während sie in katholischen Agrargebieten und Landgemeinden mit hohem Katholikenanteil in der Diaspora agierte. Wir wollen im Folgenden den Einfluss dieser beiden Merkmale zunächst getrennt und dann in ihrem Zusammenspiel untersuchen.
 
Das wird @Shinigami kaum gelingen, denn er schrieb z.B. diesen Satz:

Dann würde mich doch mal interessieren, was an diesem Satz grundsätzlich falsch sein sollte, denn das mindestens in städtisch geprägten Regionen wie Berlin und Hamburg obwohl protestantisch, die NSDAP deutlich unterdurchschnittlich abschnitt und diese Wahlkreise in der Regel von anderen Parteien gewonnen wurden, beweist doch ganz offensichtlich dass in diesem Wahlkreisen andere Faktoren die Konfession (sofern man dieser eine grundsätzliche Tendenz zur NSDAP zuschreiben möchte) ausstachen, mithin, mindestens auf dieser Ebene also stärkere Faktoren darstellten.

Das z.B. nenne ich "die Rolle der Religion kleinzureden versuchen".

Aha. Der Hinweis darauf dass die NSDAP in den städtischen Gebiten auch den protestantischen unterdurchschnittlich abschnitt und damit die Dion'sche Erklärungsformel "Protestanten = Naziwähler" so nicht aufgeht, ist also ein Kleinreden der Religion.
Interessant.

Das sich hinter der Thematik "Konfession" selbst allerdings nicht nur der Bereich religiöser Anschauungen, sondern auch der gesamte Komplex der Strukturen innnerhalb der Kirchen und Gemeinden verbirgt und somit die Diskussion über das Thema Konfession auch eine Diskussion über Sozialstrukturen sui generis ist, ist dir natürlich entgangen?
Ebenso wie der Umstand, dass hierdurch bedingt die Feststellung, dass die Konfession eine Rolle spielte nicht gleichbedeutend damit ist, dass religiöse Lehren an und für sich hierbei eine besondere Rolle gespielt hätten und dass dementsprechend nichts von dem, was du da zitierst als Kronzeuge für deine Einlassungen herhalten kann?

Ich habe in diesem Faden über die Rolle der Religion bei den Wahlen in der Weimarer Republik in den 1930er nicht mehr sagen wollen, als das [...]

Wenn du nicht mehr darüber sagen wolltest, warum hast du es dann getan?

Einen Großteil der Diskussion über hast du versucht die Nazis als bloße Handlanger Luthers und Teile von Luthers Schriften als wegbereitend für den Holocaust darzustellten (und streite bitte nicht ab, was jeder nachlesen kann).

Du bist die ganze Zeit darauf fixiert gewesen irgendwelche Belege für von dir postulierte Ideengeschichtliche Kontinuitäten zwischen Protestantismus und Nationalszialismus auszumachen und darauf bist du, wenn du mir hier "Verharmlosung der Religion" vorwirfst und geflissentlich übergehst, dass Konfession in diesem Zusammenhang eben nicht als Synonym für "religiöse Lehre" allein verstanden werden kann, auch jetzt noch aus.


Offen gesagt, weiß ich nicht was das soll.


Jeder vergalloppiert sich mal. Auch ich vergalloppiere mich hin und wieder, wie kürzlich in Sachen Weltkrieg Nr.1.
Kann vorkommen und wird sicherlich auch grundsätzlich niemandem nachgetragen, auch dir nicht.
Nur wenn du nach dem, was du in diesem Faden und anderen geschrieben hast, mit der Behauptung ankommst, du habest ja nur das schreiben wollen was Falter postuliert hatte, dann frage ich mich ehrlich gesagt auf gut deutsch, für wie einfältig du deine Mitdiskutanten eigentlich hältst und ob du ihnen nicht zutraust sich an den Diskussionsverlauf während des vergangenen Jahres zu erinnen oder das ganze einfach nachzulesen (es steht ja da).
 
Zuletzt bearbeitet:
Du, @Shinigami, hast Folgendes geschrieben (Fettschreibung durch mich): "Dementsprechend gehört zu einer sauberen Analyse selbstrendend sich die Sozialstrukturen anzusehen und in Betracht zu ziehen, dass diese möglicherweise eine größere Rolle spielten, als die Religion, bzw. dieses als gegeben zu akzeptieren, weil es sonst keine protestantischen Gebiete mit unterdurchschnittlichen NSDAP-Ergebnissen gegeben haben dürften, was aber mindestens in den städtischen Regionen durchaus gegeben war."

Das heißt übersetzt: Wenn es nur ein protestantisches Gebiet mit unterdurchschnittlichen NSDAP-Ergebnissen gegeben hätte, dürfte man nicht mehr sagen, Protestanten haben in Deutschland, anders als die Katholiken, mehrheitlich die NSDAP gewählt. Das wäre absurd und deswegen habe ich das als Versuch bezeichnet, die Rolle der Religion bei den letzten Wahlen der Weimarer Republik kleinzureden.

Jetzt bleibt dir nur noch zu versuchen, deine hier zitierte Aussage vom 22. September zu "relativieren".
 
Das heißt übersetzt: Wenn es nur ein protestantisches Gebiet mit unterdurchschnittlichen NSDAP-Ergebnissen gegeben hätte, dürfte man nicht mehr sagen, Protestanten haben in Deutschland, anders als die Katholiken, mehrheitlich die NSDAP gewählt.

Nö, heißt übersetzt, wenn es protestantische Gebiete gab (und da gibt es duchaus mehr als eins), die deutlich weniger stark NSDAP wählten, als Gebiete mit deutlich höherem Katholiken-Anteil und unter dem Durchschnitt, kann man die Konfession nicht zum alles entscheidenden Faktor erklären.
Denn offensichtlich muss es in diesen Gebieten dann Faktoren gegeben haben, die in der Lage waren die bei protestantischer Konfession vorausgesetzte NSDAP-Affinität abzuschwächen oder weitgehend zu egalisieren.

Das wäre absurd und deswegen habe ich das als Versuch bezeichnet, die Rolle der Religion bei den letzten Wahlen der Weimarer Republik kleinzureden.
Absurd sind einzig deine Versuche meine Einlassungen zu verdrehen.
Ebennso wie deine Versuche die Aussagen der Literatur zu verdrehen, denn die machen zwar Aussagen über die Rolle der konfessionellen Millieus als Faktoren, nicht aber über die "Rolle der Religion bei Wahlen".
Einmal mehr wirfst du Aussagen über soziale Strukturen, die gemacht wurden, mit Aussagen über religiöse Inhalte durcheinander, die in dieser Form nicht gemacht wurden, bzw. versuchst Aussagen über Strukturen dafür zu kapern uns deine Ansichten über religiöse Inhalte zu verkaufen.

Jetzt bleibt dir nur noch zu versuchen....
..... dich erneut darum zu bitten vernünftig zu diskutieren, was beinhaltet, nicht dem Gegenüber fortgesetzt das Wort im Mund umzudrehen und ihm Einlassungen anzudichten, die er in dieser Form nicht vorgebracht hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die meisten Menschen, die sich vom rabiaten Antisemitismus der Nazis abgestoßen gefühlten, dürften keine "sog. Intellektuelle" gewesen sein. Ich habe noch einige hochbetagte Zeitzeugen kennengelernt, die sicher keine Intellektuellen waren und seinerzeit, als die Nazis hochkamen, kein Verständnis für deren rabiaten Antisemitismus aufbrachten.

Die habe ich auch noch kennen gelernt. Die ich kannte, waren auch nicht unbedingt Intellektuelle. Viele von ihnen waren in der Partei gewesen, und bei vielen war auch lange nach 1945 noch eine gewisse Übereinstimmung mit Teilen der NS-Ideologie vorhanden, und die weitaus Meisten waren alles andere als Philosemiten. Es gab auch in Punkto Antisemitismus eine gewisse Übereinstimmung.

Aber auch in Punkto Antisemitismus gibt es ja ein breites Spektrum, und noch längst nicht jeder, der sich mal antisemitisch äußerte, hat die Maßnahmen nach 1933 oder gar den Holocaust bejaht.

Was die Meisten Zeitgenossen aufbrachte, war, meiner Erfahrung nach, gar nicht mal eine intellektuelle Auseinandersetzung mit dem NS, sondern Gerechtigkeitsgefühl, das Gefühl, dass den niedrigsten Instinkten gar zu ungeniert gefrönt wurde, das Gefühl das überlieferte Verhaltensnormen, das "was sich gehörte" allzu sehr missachtet wurde oder auch persönliche Gefühle eine Rolle spielten. Diesen einen Juden, diese eine Jüdin hatte der eine oder die andere doch gern gehabt- und wenn diesen großes Unrecht geschah- und das geschah häufig, war es dann vielen nicht recht, auch wenn ansonsten keine Rede von einer generellen Opposition gegen den NS sein konnte.
 
Das zu lesen lohnt sich, denn Mössingen war seit der Reformation evangelisch, was ein Umstand ist, der sich nicht wegdiskutieren lässt.
Das fällt in die Kategorie der Ausnahmen: So wie es einige wenige evangelische Pfarrer gab, die nicht zu Deutschen Christen gehörten, so gab es auch Städte/Gemeinden, die im Vergleich zu vielen anderen evangelischen Städten/Gemeinden weniger oft die NSDAP wählten oder die Nazis weniger unterstützten.
 
Ca 63 % der Deutschen waren nominell Protestanten.
Ergebnis der NSDAP
Juli 1932: 37 %
November 1932: 33 %
März 1933 (keine freie Wahl mehr): 44 %
 
Das fällt in die Kategorie der Ausnahmen: So wie es einige wenige evangelische Pfarrer gab, die nicht zu Deutschen Christen gehörten, so gab es auch Städte/Gemeinden, die im Vergleich zu vielen anderen evangelischen Städten/Gemeinden weniger oft die NSDAP wählten oder die Nazis weniger unterstützten.
Die evangelische Kirche war in mehr als ein Dutzend Landeskirchen zersplittert, und die Deutschen Christen hatten mit kräftig Rückenwind der Nazis vorgezogene Kirchenwahlen angesetzt, die sie auch fast überall mit Mehrheit gewannen. Ludwig Müller wurde zum Reichsbischof gewählt, und damit schien die Gleichschaltung der evangelischen Kirche vollendet, aber so einfach ließ sich die Kirche dann doch nicht gleichschalten.

Schon Herbst 1933 begann sich Widerstand gegen die Deutschen Christen zu regen. Einer der Aufhänger für den sogenannten Kirchenkampf war die Forderung der DC nach einem Arierparagraphen.
Es gab zweifellos vielfach Zustimmung auch und gerade zum Antisemitismus der Nazis, aber bei der Frage der "Judenchristen" ging es doch ums Eingemachte, es waren damit zentrale theologische Positionen berührt, und nach christlicher Glaubenslehre kann ein Mensch sich ändern, und sein Bekenntnis zum Christentum wiegt mehr, als sein Ariernachweis. Die Christen jüdischer Herkunft sollten von allen Kirchenämtern und schließlich ach aus den Kirchengemeinden ausgestoßen werden.

Dafür gab es keinerlei theologische Rechtfertigung, und die DC stießen mit ihrer Forderung innerhalb der Kirche vielerorts auf massive Ablehnung. Dabei waren es nicht einmal viele "Judenchristen". Einige von den DC beherrschte Landeskirchen erließen dennoch Arierparagraphen. Insgesamt aber schadete die Aktion den DC. Auch in Kurhessen hatten die DC 1933 die Kirchenwahlen gewonnen. Auf dem Landeskirchentag in Kassel 1933 wurde das Thema der "Judenchristen" intensiv diskutiert.

Eigentlich spielte das gar keine große praktische Rolle, es gab nur wenige "nichtarische Amtsträger" in Kurhessen, aber so leicht ließ sich die Kirche nicht gleichschalten. Obwohl die DC in der kurhessischen Landeskirche die Mehrheit geholt hatte, zog die Fraktion der DC im September 1933 ihren Antrag auf Einführung des Arierparagraphen zurück, weil sie ganz offensichtlich die heftigen Konflikte scheute, die dieser Vorschlag entfacht hatte. In Kurhessen kam der Arierparagraph nie wieder auf die Tagesordnung, und auch in der Reichskirche wurde er stillschweigend zu den Akten gelegt.
Auch anderen Ortes hatte die Forderung nach Einführung eines Arierparagraphen heftigen Widerspruch ausgelöst, obwohl er kaum praktische Bedeutung hatte. Ende 1933 hatten die DC auch in Punkto kirchenpolitischem Einfluss ihren Zenit bereits überschritten. Auf die Wahl Müllers wurde der Pfarrernotbund gegründet, dem im Februar 1934 mit mehr als 7000 Mitgliedern über ein Drittel der deutschen protestantischen Pfarrer angehörten. Es entstanden Bekenntnisgemeinden, die von Brüderräten geleitet wurden, die den offiziellen Kirchenleitungen den Gehorsam verweigerten. Reichsbischof Müller reagierte darauf mit dem "Maulkorberlass", der jede Kritik verbot, aber nur zur Verschärfung der Konflikte beitrug.
 
Wo hast Du denn das her?
Aus dem von dir gepostetem Link – Zitat (Fettschreibung durch mich):

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 änderte sich die Situation der Kirchen in Deutschland nachhaltig. Als offensichtlich wurde, dass Adolf Hitler seine kirchenpolitischen Ziele, Gleichschaltung und Ausrichtung der Kirchen auf die nationalsozialistische Weltanschauung, mit Unterstützung der Deutschen Christen erreichen wollte, hatten diese zunächst einen Massenzulauf.

Dieser Massenzulauf bestätigt das, was sehr viele Protestanten schon bei den Reichstagswahlen wollten: Dass Hitler an die Macht kommt.

Ein weiteres Zitat aus der gleichen Quelle (LeMO):

Adolf Hitler war sich jedoch durchaus bewußt, daß die Etablierung des NS-Regimes nicht gegen massiven Widerstand der Kirchen zu erreichen war - gehörten 1933 doch immerhin 62,7 Prozent der Deutschen der protestantischen und 32,5 Prozent der katholischen Kirche an.

Die beiden Kirchen hätten Widerstand leisten können, aber sie haben das weitgehend unterlassen, lediglich die katholische Kirche übte passiven Widerstand, in dem sie ihren Priestern verbot, in die NSDAP einzutreten. Anders handelten die evangelischen Kirchen – Zitat aus LeMO:

Lediglich die Bischöfe der Landeskirchen von Bayern, Württemberg und Hannover gehörten nicht den Deutschen Christen an.
(…)
Der Bekennenden Kirche ging es vor allem um die Erhaltung kirchlicher Freiheiten, und sie verstand sich nicht als politische Oppositionsbewegung.


Das heißt, lediglich 3 von 28 Landeskirchen traten nicht den Deutschen Christen bei. Und selbst die Bekennende Kirche war nicht gegen die Nazis, sondern wollte nur ihre Freiheiten verteidigen. Ähnlich handelte auch die katholische Kirche.

Mit anderen Worten: Was die Nazis sonst taten (Juden verfolgen und töten, Angriffskriege führen, etc.), war den Kirchen (fast) egal, Hauptsache, sie ließen sie in Ruhe.

Ein weiteres Zitat daraus:

Das Schweigen auch großer Teile der Bekennenden Kirche zum NS-Völkermord war nach Ende des Zweiten Weltkriegs einer der Gründe für die Abfassung des "Stuttgarter Schuldbekenntnisses", in dem sich der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland am 18./19. Oktober 1945 zur Mitverantwortung der Kirche an den Verbrechen des Nationalsozialismus bekannte.

Und diesem Gastkommentar entnehme ich – Zitat (Fettschreibung durch mich):

Der Protest des Theologen Dietrich Bonhoeffer gegen den kirchlichen Arierparagrafen erzielte keine Wirkung. Hinzu kommt, dass sich 1932 innerhalb der evangelischen Kirche mit den „Deutschen Christen“ eine immer stärker werdende Strömung entwickelte, die schon durch das Hakenkreuz in ihrer Fahne dokumentierte, wo sie stand. Ein Beispiel für ihre Linientreue bot ihr Landesbischof Martin Sasse aus Eisenach. 1938 sorgte er dafür, dass Luthers zweite Judenschrift in einer Auflage von 150 000 Exemplaren erneut veröffentlicht wurde, nachdem die Nationalsozialisten den Text bereits mehrfach neu gedruckt hatten.

Im Vorwort dieser Publikation „Martin Luther und die Juden – weg mit ihnen!“ äußerte sich Bischof Sasse so: „Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen (…). In dieser Stunde muss die Stimme des Mannes gehört werden, der als der Deutsche Prophet im 16. Jahrhundert aus Unkenntnis einst als Freund der Juden begann, der getrieben von seinem Gewissen, getrieben von den Erfahrungen und der Wirklichkeit, der größte Antisemit seiner Zeit geworden ist, der Warner seines Volkes wider die Juden.“
(…)
Wie der Wahlforscher Jürgen Falter ermittelt hat, verdankte sie [NSDAP] ihren Sieg den evangelischen Wählern. Von ihnen hatte sich jeder Zweite für Hitler entschieden, von den Katholiken dagegen nur jeder Fünfte.


Die Protestenten bildeten die Mehrheit (63 %) der Bevölkerung, und wenn die Hälfte von ihnen Hitler wählte, war ihm der Wahlsieg nicht zu nehmen.

Außerdem – Zitat (Fettschreibung durch mich):

Bis 1941 übernahmen weitere Teilkirchen der DEK den Arierparagraphen und entließen Pfarrer jüdischer Abstammung. Dies konnte weder der Notbund noch die spätere Bekennende Kirche verhindern.
(…)

Nur einzelne Mitglieder des Notbunds widersprachen der antisemitischen Politik der Nationalsozialisten.
 
Wo hast Du denn das her?
Aus dem von dir gepostetem Link – Zitat (Fettschreibung durch mich):

Also da hast Du die eklatant blödsinnige Behauptung, alle evangelischen Pfarrer hätten bis auf einige wenige Ausnahmen zu den Deutschen Christen gehört, ganz bestimmt nicht her.

Dann ist meine Frage
Gibt es dafür eine Quelle oder fantasierst Du Dir wieder etwas zusammen?
wohl erschöpfend beantwortet.
 
Bis 1941 übernahmen weitere Teilkirchen der DEK den Arierparagraphen und entließen Pfarrer jüdischer Abstammung. Dies konnte weder der Notbund noch die spätere Bekennende Kirche verhindern.
(…)

Nur einzelne Mitglieder des Notbunds widersprachen der antisemitischen Politik der Nationalsozialisten.


Wenn die Gleichschaltung der evangelischen Kirche angeblich so mühelos gelang, wenn das alles Brüder im Geiste waren, warum in Gottes Namen gab es dann einen so starken Gegenwind wegen der geplanten Einführung des Arierparagraphen?

Es waren ja nicht einmal viele Judenchristen in Kurhessen und noch weniger, die Kirchenvorstandsposten innehatten- da würde man doch eher vermuten, dass die diese Kröte willig schluckten.
Das Gegenteil war aber der Fall, und obwohl die DC auch in Kurhessen die vorgezogenen Kirchenwahlen gewonnen hatten, obwohl sie eigentlich die Mehrheit hatten, ließen sie den Vorschlag mit dem Ariernachweis wieder fallen, weil sie die massiven Konflikte scheuten, die der Vorschlag entfesselt hatte. Die Einführung eines Ariernachweises war damit in Kurhessen vom Tisch, er wurde nie wieder aufgegriffen.

Die Kirchenleute in Nordhessen waren keineswegs grundsätzlich dem NS abgeneigt. Der Aufstieg der NSDAP wurde von der evangelischen Kirche sehr wohlwollend begleitet. Wahlerfolge der NSDAP und später die außenpolitischen Erfolge Hitlers wurden mit Glockengeläut begleitet. Von einer grundsätzlichen Opposition gegen die Nazis konnte keine Rede sein. Der HJ und dem BdM wurden großzügig Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, und evangelische Pastoren traten als Redner auf.
Dennoch ist es einfach Unsinn, zu behaupten, dass die Interessen der Nazis und der evangelischen Kirche deckungsgleich waren. Ebenso ist es Unsinn, zu behaupten, innerhalb der evangelischen Kirche habe eine Pogromstimmung geherrscht. Bei der geplanten, teilweise auch vollzogenen Einführung des Ariernachweises zeigte sich zumindest, dass die evangelische Kirche in einer Grundsatzfrage keineswegs bereit war, kritiklos alles mitzumachen, und auf den Konflikt mit den DC ließ man es ankommen, obwohl die "Judenchristen" eine verschwindende Minderheit waren.

Wenn die Gleichung protestantisch= nationalsozialistisch so einfach war, wenn da angeblich 100% Übereinstimmung vorhanden war, wenn man da im Grunde seit 500 Jahren Pogromstimmung herrschte - wie erklärt sich dann der Kirchenkampf in der EK, wie erklärt sich dann, dass Kirchenleute beim Ariernachweis eben nicht einknickten, sondern dass dieser Vorschlag auf so massive Kritik stieß, dass die DC, obwohl in der Mehrheit diesen Vorschlag fallen ließen, ihn nie wieder auf die Tagesordnung brachte? Wie lässt sich das erklären?

Zählt das auch zu den großen Ausnahmen, die die Regel bestätigen?
 
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 änderte sich die Situation der Kirchen in Deutschland nachhaltig. Als offensichtlich wurde, dass Adolf Hitler seine kirchenpolitischen Ziele, Gleichschaltung und Ausrichtung der Kirchen auf die nationalsozialistische Weltanschauung, mit Unterstützung der Deutschen Christen erreichen wollte, hatten diese zunächst einen Massenzulauf.

Und das es mit dem Zulauf ab Novmber 1933 wieder vorbei war, unterschlägst du natürlich geflissentlich:

"Etwa 20.000 Zuhörer nahmen diese Rede begeistert auf. Eine entsprechende Erklärung mit Krauses Forderungen wurde mit nur einer Gegenstimme angenommen. Viele evangelische Gemeindeglieder, die bis dahin mit den DC sympathisiert hatten, hörten die Rundfunkübertragung der Rede. Diese bewirkte bei ihnen einen Stimmungsumschwung. Krauses Forderungen waren zwar Programmpunkte der DC, vielen Protestanten aber trotz des zurückliegenden Wahlkampfs nicht voll bewusst geworden. [...]

Vielen Kirchengemeinden und Mitgliedern der DC, denen eher eine „christliche“ Nationalreligion vorgeschwebt hatte, gingen diese Konsequenzen nun zu weit, und sie traten zu Tausenden wieder aus. Fast alle evangelischen Teilkirchen distanzierten sich relativ rasch von den DC. Um die kirchliche Einheit und sein Leitungsamt zu retten, enthob Reichsbischof Müller Krause aller kirchlichen Ämter und legte selbst die „Schirmherrschaft“ über die DC nieder. Doch er wurde nicht länger als Führer der DEK akzeptiert, da er deren Einheit nicht wahren konnte." [...]

Deutsche Christen – Wikipedia

Siehe "Niedergang".

Dieser Massenzulauf bestätigt das, was sehr viele Protestanten schon bei den Reichstagswahlen wollten: Dass Hitler an die Macht kommt.

Ah, und wie erklärst du dann die Massenaustritte die folgten?
Die Idee das Anlass für viele zum Eintritt auch einfach das Bedürfnis gewesen sein könnte mit dem Nebeneinander der zersplitterten protstantischen Landeskirchen, einem Relikt der überkommenen Fürstenherrschaft schluss zu machen und das ganze in eine einheitliche Organisation zu überführen, ist dir noch nicht gekommen?

Die beiden Kirchen hätten Widerstand leisten können

Konkret in welcher Form und wogegen?

Adolf Hitler war sich jedoch durchaus bewußt, daß die Etablierung des NS-Regimes nicht gegen massiven Widerstand der Kirchen zu erreichen war - gehörten 1933 doch immerhin 62,7 Prozent der Deutschen der protestantischen und 32,5 Prozent der katholischen Kirche an.

Übersieht, dass von den über 90% organisierter Christen in Deutschland, ein Drittel explizit NSDAP gewählt hatte und für Widerstand dagegen kaum zu mobilisieren gewesen wäre, während ein weiterer Teil der organisierten Christen sich bei konservativen Veranstaltungen wie der DNVP oder der BVP sammelte, die zwar nicht explizit Nazis waren, zum Teil aber durchaus ebenfalls republikfeindliche Tendenzen und Antisemitismus vertraten.

Will heißen, hätten sich die Kirchen offener gegen die Etablierung des Regimes gestellt, hätte das einen großen Teil ihrer Mitglider in einen Loyalitätskonflikt gestürzt.

Bedenkt man, dass weder das Votiren für die NSDAP, noch das Votieren für die beiden Linksparteien SPD und KPD im Sinne der Kirchen war erscheint offensichtlich, dass die Macht der Kirchen ihre Mitglieder in politischen Fragen zu disziplinieren offenbar sehr begrenzt war.

Im November 1932 wählten 16,9% KPD, 20,4% SPD und 33,1% NSDAP, bei einer Wahlbeteiligung von 20%.

Heißt im Klartext:

Rund 20% der organisirten Christen verhielten sich politisch ohnehin passiv (die Wahlbeteiligung schwankte immer irgendwo um die 80%, im Schnitt vielleicht 82% oder 83%) und ließ sich im Hinblick auf auf politische Entscheidungen offennsichtlich von den Wahlempfehlungen der kirchlichen Amtsträger, auch etwa im hinblick auf das Zentrum oder die DNVP nicht entscheidend beeinflussen.

Von den übrigen 80% wiederrum wählten gut 2/3 Parteien deren weltanschauliche Inhalte, seien sie nationalsozialistischer Natur oder aus der marx'schen Lehre begründet mit denen der Kirchen nicht übereinzubringen waren und gegen die sich die Vertreter der Kirchen auch immer wieder aussprachen.

Insofern wird man es als erwiesen betrachten dürfen, dass die tatsächlich Organisationsmacht der Kirchen über ihre Mitglieder, was politische Entscheidungen angeht, eher gering anzusetzen ist.

Wie der Wahlforscher Jürgen Falter ermittelt hat, verdankte sie [NSDAP] ihren Sieg den evangelischen Wählern. Von ihnen hatte sich jeder Zweite für Hitler entschieden, von den Katholiken dagegen nur jeder Fünfte.

Die Protestenten bildeten die Mehrheit (63 %) der Bevölkerung, und wenn die Hälfte von ihnen Hitler wählte, war ihm der Wahlsieg nicht zu nehmen.

Ich weiß nicht:

Nach meiner Rechnung ergibt die Hälfte von 63% noch immer 31,5% und liegt damit deutlich unter 50%+1 Stimme, aber gut, ich war auch im Kopfrechnen in der Schule immer schwach, du wirst sicherlich schon überzeugend begründen können, dass 31,5% die 50%-Marke überschreitet.

Im Übrigen dürften angesichts von durchschnittlich an die 18-20% Nichtwähler, die Hälfte der Protestantenn wahrscheinlich deutlich übertrieben sein.
Falter konnte ja lediglich etwas über die Haltunng derer sagen, die sich tatsächlich an den Wahlen auch beteiligten, was aber durchaus nicht der Gesamtheit der wahlberechtigten Bevölkerung entspricht.


Es wäre wirklich schön, du würdest entschieden weniger tendennziösen Unsinn posten, und den Faden mit von dir zusammengestückelten Teilzitaten von anderen Plattformen unter Auslassung aller dir nicht genehmen Inhalte überfrachten.
Einer sinnvollen Diskussion hilft das nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bis 1941 übernahmen weitere Teilkirchen der DEK den Arierparagraphen und entließen Pfarrer jüdischer Abstammung. Dies konnte weder der Notbund noch die spätere Bekennende Kirche verhindern.
(…)

Nur einzelne Mitglieder des Notbunds widersprachen der antisemitischen Politik der Nationalsozialisten.
Wenn die Gleichschaltung der evangelischen Kirche angeblich so mühelos gelang, wenn das alles Brüder im Geiste waren, warum in Gottes Namen gab es dann einen so starken Gegenwind wegen der geplanten Einführung des Arierparagraphen?
Dieser angeblich starker Wind wurde aber im Laufe der Zeit ein Lüftchen, wie man das an der Annahme des Arienparagraphen durch die Landeskirchen sehen kann. Die Landeskirchen haben Pfarrer jüdische Abstammung entlassen, obwohl sie am Beispiel der katholischen Kirche, die das nicht getan hat, sehen konnten, dass man bei diesem Argument durchaus Widerstand leisten konnte.

Ich interpretiere das so: Die protestantischen Landeskirchen wollten in Punkto Arienparagraphen gar nicht Widerstand leisten, weil sie sich mit Luther, ihrem „Heiligen“, einig glaubten, Juden seien unser Unglück.*

Das ist der Kern des Ganzen, alles andere nur wortreicher Geplänkel, um diese Tatsache zu verschleiern.

* Um hier nicht wieder die schon geführte Diskussion zu führen: In Luthers Schrift “Von den Juden und ihren Lügen“ steht wörtlich – Zitat:

„Die Juden sind ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes Ding, dass sie 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind.“
 
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