Liegt der Sagenfigur Siegfried eine historische Gestalt zu Grunde?

...Wenn wir jedoch dieser Aussage folgen, hieße das ins reine Geschrieben: was die Germanen niederlegen konnten, schriftlich oder bildlich, haben sie niemandem erzählt... Das ist denke ich nicht in deinem Sinne zu äußern.
....

In der Kunst der Germanen können die Tierbilder in verschiedene Epochen eingeteilt werden: Tierstil I-III.
Vom 1.-4.Jh. n.Chr. wurden die germanischen Darstellungen auch von der römischen Kultur beeinflußt. Im Ostseeraum sind besonders Schlangen- und Vogelkopfmotive dargestellt worden. Diese Darstellungen wurden auch auf römische Importware angebracht bzw. verziert. Weiterhin wurden Fibeln und Pferdezaumzeug damit ausgestattet. Darstellungen auf Schilden oder Textilien sind nicht erhalten geblieben, aber es hat sie höchstwahrscheinlich gegeben.
Über diese verschiedenen Tierstile gab es einen Zusammenhalt zwischen den einzelnen germanischen Stämme von Skandinavien bis nach Großbritannien. Und somit eine Identität. Eine künstlerische Freiheit hat es bei diesen Tierstilen nicht gegeben. Somit haben diese Darstellungen eine bestimmte Botschaft hinterlassen, die heutzutage nicht mehr ersichtlich ist.
Da die Germanen größtenteils Analphabeten waren, blieb nur die Bildsprache übrig, um z.B. ihre Religion zu verbreiten.
So standen auch noch im Frühmittelalter die Bilder für bestimmte Botschaften. Der Tierstil III war nicht im heidnischen Raum anzufinden und wird daher als Erfindung im christlichen Raum gewertet. Selbst im Hochmittelalter wurden noch Darstellungen angewendet.

Fazit: Die Germanen haben über ihre Kunst schnell gemeinsame Bilder (z.B. Tiermotive) über ihren Siedlungsraum verbreitet, die eine gleiche Weltanschauung darstellten. Egal ob sie sich auch untereinander bekriegten. Jeder Germane erkannte die Botschaft, die die Darstellung zeigte.

Informationen: u.a. von Fr. Dr. A. Pesch
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Nun es gibt ja zwei Erzähltraditionen:
(a) Arminius und (b) Siegfried.


Genau. Und die sind zeitlich und inhaltlich ähnlich weit auseinander wie Parzival und Kara ben Nemsi.



P.S.: Hast du überhaupt mal den Giesebrecht oder Mone gelesen? Hat dass hier überhaupt jemand getan? Klappt das mit dem Link? Scanne ich den ganzen Krempel und mache mir die Mühe nur für die Katz?


Keiner der beiden Links hat mich zu einem lesbaren Text geführt. Und das, was Du zitiert hast, enthält keine "handfesten Gründe", eigentlich überhaupt keine Argumente von irgendeiner Aussagekraft.


Es gibt den Beowulf, die Edda, das Nibelungenlied. Und es gibt die gotländischen Bildsteine, die die Siegfried-Story wiedergeben. All die haben nichts mit Drachen aus dem Kaukasus zu tun.


Ebensowenig wie sie etwas mit der Arminius-Story zu tun haben.


Man kann lediglich die Frage stellen, hatte der Held XYZ eine Historie, die die Versinnbildlichung durch einen Drachen rechtfertigt oder nicht?


Wenn man die "Rechtfertigung" allerdings so großzügig handhabt wie bei der Arminius-Siegfried-Konstruktion, kann man so gut wie jedem Helden einen Drachen anhängen.
 
Quijote: a propos Karl der Grosse

1; Zu Karls Aussehen: Die Franken trugen keine Vollbärte. Wäre Karl eine Ausnahme, so würde das Einhard oder sonstwer erwähnt haben.
In den Chansons ist er "l'empereur a la barbe fleurie", also ein "blühender Bart", und so stellen ihn alle spätmittelalterlichen Bilder dar.
2. Über die Entstehung des Rolandsliedes gibt es verschiedene Theorien, datiert wird es meist ins 11.Jh.
Ich bin der Meinung, dass da mindestens ein älteres Lied bruchstûckweise verwendet wurde.
Laisse 65 wird "Gautier de l'Hum" mit tausend Mann als Nachhut bestellt, Laisse 152 ist er zurück, der einzige Überlebende. Das ist die trockene historische Information, plus der Tod des Grafen Roland.
Der Kampf der Paladine dagegen stammt aus einem bestehenden älteren Lied, was eine Reihe von Details bestätigt, aber das Alles gehört nicht in diesen Thread;
Sorry
Boiorix
 
In der Kunst der Germanen können die Tierbilder in verschiedene Epochen eingeteilt werden: Tierstil I-III.
Vom 1.-4.Jh. n.Chr. wurden die germanischen Darstellungen auch von der römischen Kultur beeinflußt. Im Ostseeraum sind besonders Schlangen- und
(...)
Fazit: Die Germanen haben über ihre Kunst schnell gemeinsame Bilder (z.B. Tiermotive) über ihren Siedlungsraum verbreitet, die eine gleiche Weltanschauung darstellten. Egal ob sie sich auch untereinander bekriegten. Jeder Germane erkannte die Botschaft, die die Darstellung zeigte.

Informationen: u.a. von Fr. Dr. A. Pesch

Habe ich nie bestritten, werde ich nie bestreiten und war hier nicht das Thema.
Du sagtest:

Cherusker schrieb:
Ich hatte doch beschrieben, daß die Germanen eine Bildersprache verwendeten. Wieso sollten sie daher den Römern ihre Geschichten und Sagen mitteilen, die vielleicht schon stilisiert waren?
Worauf meine Erwiderung war:
Wenn wir jedoch dieser Aussage folgen, hieße das ins reine Geschrieben: was die Germanen niederlegen konnten, schriftlich oder bildlich, haben sie niemandem erzählt...Das ist denke ich nicht in deinem Sinne zu äußern.
Kein Wort über Bildstil, Bildentwicklung, Sprachanalyse oder Bildungsstand.
Also bitte zurück zum Thema.

Wenn es ein Problem mit dem germanischen Analphabetentum gab, dann sicher in die andere Richtung, also der Rezeption römischer Literatur im gemeinen germanischen Volk. Ein rein verbaler Transport ist auf keinen Fall ein Ausschluß zum gegenseitigen Kontakt, schon gar nicht, wenn eine Geschichte einen derartigen Verbreitungsgrad gehabt haben soll.
 
Wenn es ein Problem mit dem germanischen Analphabetentum gab, dann sicher in die andere Richtung, also der Rezeption römischer Literatur im gemeinen germanischen Volk. Ein rein verbaler Transport ist auf keinen Fall ein Ausschluß zum gegenseitigen Kontakt, schon gar nicht, wenn eine Geschichte einen derartigen Verbreitungsgrad gehabt haben soll.

Das ist doch Deine Vermutung. Du gehst davon aus, daß z.B. die Römer beim gegenseitigem Handel mit den Germanen auch deren Heldengeschichten hätten erwähnen müssen.
Und ich habe Dir hier geantwortet, daß hier zwei völlig unterschiedliche Kulturen aufeinander getroffen sind. Einerseits ein Volk mit Schrift und andererseits ein Volk, daß seine Geschichten mündlich und in Bildern überlieferte. Und die Römer kein großes Interesse hatten die Geschichte der Kelten und Germanen aufzuzeichnen, wenn es sie nicht unmittelbar betraf.
 
Einerseits ein Volk mit Schrift und andererseits ein Volk, daß seine Geschichten mündlich und in Bildern überlieferte.
Angesichts der wesentlich höheren Schriftlichkeit im Römischen Reich sollte nicht ganz außer Acht gelassen werden, dass auch die Römer eine sehr starke bildliche Überlieferung von Geschichten (Wandmalereien, Mosaike, Reliefs und Münzen) besaßen - eines der prägnantesten Beispiele ist die Trajanssäule.
 
Das ist doch Deine Vermutung.
Absolut, wir sind hier nun mal auf dein Betreiben im Reich der Spekulation über den verbalen oder symbolisierten Transport germanischen Sagen - und Historiengutes.
Und wenn wir uns also darüber unterhalten, was zwei Menschen die viel miteinander zu tun haben so reden, so äußere ich die Vermutung, dass darunter unabhängig von der Abstammung des Kameraden auch mal die Sagenwelt angeschnitten wird.

Du gehst davon aus, daß z.B. die Römer beim gegenseitigem Handel mit den Germanen auch deren Heldengeschichten hätten erwähnen müssen.
Nein, ich gehe davon aus, dass im engen Kontakt (worunter auch aber nicht nur der Handel fällt) diese Sagen ausgetauscht wurden. Besonders in der Spätantike ist der germanisch-römische Kontakt alles andere als nur auf Handel beschränkt, und uns gnädigerweise einiges an Quellen geläufig.
Ein beständiges und stolzes weitergeben der Arminiusstory würde, wie dies bei Tacitus ja noch zu lesen ist, m.E. auffallen und Eindruck hinterlassen, aber wie gesagt, wir laufen hier schon eine ganze Weile auf dem Eis der Spekulation.

Und ich habe Dir hier geantwortet, daß hier zwei völlig unterschiedliche Kulturen aufeinander getroffen sind.
Und weiter? An allen Ecken des Reiches traf man auf fremde Kulturen? Das zeichnet Rom ja u.a. aus, der Austausch mit anderen Kulturen.

Aber davon abgesehen hast du dich im letzten Posting eher darauf beschränkt über bildliche Darstellung zu dozieren.


Einerseits ein Volk mit Schrift und andererseits ein Volk, daß seine Geschichten mündlich und in Bildern überlieferte. Und die Römer kein großes Interesse hatten die Geschichte der Kelten und Germanen aufzuzeichnen, wenn es sie nicht unmittelbar betraf.

Das Fehlen einer eigenen Schriftsprache verhindert keineswegs einen Austausch.
Der Austausch der Kulturen, auch das erwähnte ich bereits, intensiviert sich im übrigen im Laufe der nachchristlichen Jahrhunderte. Damit ist auch das Interesse gewachsen.
 
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Und wenn wir uns also darüber unterhalten, was zwei Menschen die viel miteinander zu tun haben so reden, so äußere ich die Vermutung, dass darunter unabhängig von der Abstammung des Kameraden auch mal die Sagenwelt angeschnitten wird. ...


Nein, ich gehe davon aus, dass im engen Kontakt (worunter auch aber nicht nur der Handel fällt) diese Sagen ausgetauscht wurden. Besonders in der Spätantike ist der germanisch-römische Kontakt alles andere als nur auf Handel beschränkt, und uns gnädigerweise einiges an Quellen geläufig.
Ein beständiges und stolzes weitergeben der Arminiusstory würde, wie dies bei Tacitus ja noch zu lesen ist, m.E. auffallen und Eindruck hinterlassen, aber wie gesagt, wir laufen hier schon eine ganze Weile auf dem Eis der Spekulation.
...

So? Was haben uns denn die Römer über die Heldensagen der Kelten überlassen? Schließlich haben sie große Teile der keltischen Welt erobert und dann deren Stämme assimiliert.
Hat es da einen Austausch gegeben? Haben die Römer die gallischen Heldentaten überliefert (sofern sie nicht selber betroffen waren: z.B. Gallischer Krieg)? Die Kelten haben es jedenfalls nicht aufgezeichnet und es auch nur mündlich weitergegeben (in Gallien und Britannien durch die Druiden und Barden).
 
Na bevor wir uns jetzt wieder hier stundelang hin und her wenden:
Mündliche Überlieferung der Kelten mit starker bildlicher Ausprägung: ihr Pantheon.
Bei den Römern im Schriftgut niedergeschlagen: ja.
Beispiel beendet...

Wenig Zeugnisse haben wir, was bei den Germanen und Kelten überliefert wurde, darunter findet sich, soweit ich informiert bin, kein Hinweis auf Heldenverehrung im klassischen Sinne.
Daher ist weder auszuschließen, dass sie es taten, noch ist klar gesagt ob sie es taten.
Wenn aber, wie gesagt, noch immer im Spekulativen, ist auf keinen Fall auszuschließen, dass diese famae und legendae zu den Römern drangen bzw. mit diesen geteilt wurden bzw. warum diese dann nicht in das gemeinsame Kulturgut nach der Übernahme eingingen.
 
A propos Siegfried- und Nibelungen-Überlieferung

Mit Arminius kann die Sage nur mühsam und unvollständig in Verbindung gebracht werden, und wenn es zu Namen in der Merowingergesellschaft reicht, so passt bei der Handlung nichts zusammen.
Übrigens sind bei Sagen-Überlieferungen allgemein die Ereignisse wesentlich stabiler als die Namen, sonst gäbe es keine "Wandersagen".
- Was schliesslich eine vermutete burgundische Tradition angeht, so habe ich sechs Jahre in Burgund gelebt, mich in Bibliotheken, bei Universitären und im Volk umgeschaut und -gehört - und nichts gefunden, ausser "J.Gollut Mémoires historiques de la Franche Comté " (1597), aber der hat offensichtlich bei Aventin (1554) abgeschrieben .
Die karolingischen "Nivelonen" hatten Einfluss auf die "Fredegar- Chronik "und haben ihn nicht benutzt, um eine entsprechende Tradition darin zu zitieren, und obwohl ihre Familien-Onomastik mehr als nur einen Nibelungen-Namen aufweist.
Sie wurden hier schon irgendwo ausführlich und kompetent vorgestellt, aber ein kurioser Zug bleibt nachzutragen:
Die Nivelonen und ihre Vettern, die Karolinger stammen vvon den Arnulfingern von Metz ab, und diese wiederum stammen, laut der "Vita S. Faronis" (einer der "Burgundofarones" und Bischof von Meaux) von Sigebert dem Hinker, König von Köln ab und von seinem vatermörderischen Sohn.(siehe Gregor v. Tours.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Allgemeines

Methodologie:
Ich bin ja noch neu in diesen verschiedenen Foren, aber ich kann nur staunen, wieviele Leute es gibt, die auf ein ihnen nicht in den Kram passendes Quellen-Zitat hin - beginnen von etwas Anderem zu reden.
Schade
Boiorix
 
...Keiner der beiden Links hat mich zu einem lesbaren Text geführt. .....

Ave zusammen,

dass mit dem verlinken von Giesebrecht 1837 und Mone 1830 hat wohl nicht geklappt.

Ich bitte alle an der Sache interessierten mir eine PN zu senden. Ich verschicke die PDFs dann auf eine beliebige Emailadresse die ihr mir angeben möchtet.

Oder alternativ: Die Admins gäben mir eine maximale PDF Grösse für Anhänge (voübergehend) in Höhe von 2 MB. Dann könnte ich die Scans hier hochladen. Rechtlich wohl auch kein Problem, da die Autoren mehr als 70 Jahre tot sind, sind die Texte gemeinfrei.

Beste Grüsse, Trajan.
 
An Cherusker zu seinem Beitrag No.278

Du schreibst in Deinem Beitrag 278 als Argument gegen meine "Kaukasus-Kaspis-Theorie"
" Man gut, dass Goten und Wikinger nicht aufeinander trafen", aber siehst Du, das ist gar nicht so sicher:
Wenn das für die eigentlichen Wikinger gilt, meist Dänen und Norweger, so ist das eine andere Frage hinsichtlich der schwedisch-gotländischen Waräger.
Wir kommen da freilich auf ein unterminiertes Gelände, denn die Waräger sollen unter dem Namen "Rus" den Grundstein für das russische Reich gelegt haben. Das ist die sogenannte "normannistische Theorie" , die vor allem unter Germanen-Historikern vertreten ist.
Du kannst Dir aber vorstellen, dass sie in Russland noch nie beliebt war.Dort zweifelt man, und nicht ohne Grund, an der Ableitung des Namens von "Ruderer" oder der schwedischen Provinz "Roslagen", die tatsächlich besser umgekehrt zu deuten ist, denn altnord. "lag" bedeutet nicht nur "Lage, Liegestelle", sondern auch "Bûndnis, Gesellschaft, Gesetz" ("Danelag" in England). Roslagen wäre also seinerseits eine Gründung eingewanderter "Ros".
So nimmt die "antinormannistische Theorie" an, das die "Ros" etwas mit den "Roxolanen" und "Rosomonen" in der Ukraine zu tun haben, die es eben vor dem Hunnensturm gab, und die nach Norden gawandert seien.
Im Übrigen haben sich laut Procop Krimgoten auch östlich der Strasse von Kertch niedergelassen, wo, vor 600, die syrische "Kirchengeschichte des Zacharias Rhetor" nebeneinander Alanen, "Hros" (angeblich sehr gross)und "Burgaere" (Burgunder?) kennt und wo später ein Warägerfürst die Stadt Tmuturakan gegründet haben soll.
Ich masse mir nicht an, zwischen den beiden Theorien zu entscheiden, aber es gibt genug Material, das zeigt, dass ein Kulturstrom vom schwarzen Meer nach Skandinavien führte. So sind etwa die Waffen der "Vendelgräber" bei Upsala, die man um 500-550 datiert, deutlich sarmatisch-vorderasiatischer Herkunft.
Du findest auch bei Herodot, dass die Daker/Geten einen Boten an die Götter schicken, indem sie ihn hochwerfen und mit Speeren auffangen, um dann dem Sterbenden ihre Botschaft zu sagen. In der "Ragnarsaga Lodbrokar " Kap.10 verlangt Erik, Sohn König Ragnars, der in Gefangenschaft geraten ist, dass er auf eben solche Weise getötet werde(übrigens ist er der Sohn Thoras, der ersten Frau Ragnars.Dessen zweite Frau, Aslaug, ist nach dieser Sage eine Tochter des SigurdR Fafnisbani und der Brynhild, Tochter des Hunnenkönigs Budli.!!) Es gibt noch einige solcher Angaben mehr, die alle einen Kulturstrom vom unteren Don und der Wolgamündung nach Norden zeigen, lange ehe die Waräger-Rus in der Geschichtsschreibung auftauchen. Die Antwort auf die Frage, ob Waräger- Wikinger und südrussische Goten je zusammengetroffen seien ist alsoim Grunde eine blosse Frage der Klassifikation.
Wer war Wer?
 
Zuletzt bearbeitet:
Herkunft der Figur des Siegfried

Die ganze Diskussion interessiert mich sehr. Ich persönlich bezweifle massiv die Konstruktion, daß die Sagengestalt des Siegfried aus dem Kaukaus stammen soll.

Wenn man nur will, kann man de facto jede Legende auf fast alle Weltgegenden projezieren, es gäbe auch genug gleichwertige Hinweise das Siegfried von den Indianern her stammt usw

Das gilt nicht nur für Siegfried sondern auch für fast alle anderen Sagengestalten. Wenn man es nur will, kann man sie de facto überall hinprojezieren und in der Folge dessen wird das auch gemacht.

So kommt dann Hildebrand aus dem Iran usw

Nun aber mal zu Boiorix Einträgen im Strang zum Schuppenpanzer:

Laut der Edda und der Voelsungensage erwirbt der Held SigurdR durch die Tötung des "Drachen" Fafnir einen "Schreckenshelm".

wenn man Sagen hernimmt, sollte man immer bedenken, daß es mehrere Versionen davon gibt, insbesondere im hier vorliegenden Fall. Die verschiedenen Versionen ein und desselben Geschehens unterscheiden sich oft massiv. Im weiteren stellt sich dann die Frage, welche Version älter ist. Du zitierst meiner Ansicht nach zu oft Nordische (Skandinavische) Versionen, diese sind aber jünger als die Südlicheren (Deutschen) Versionen desselben Sagenstoffes. Ein sehr typischer Fehler den auch Wagner schon so gemacht hat, als er annahm, die Nordischen Fassungen seien die ursprünglicheren. Das ist eben nicht der Fall !

Nun ist Fafnir ja ein verwandelter Mensch,

Fafnir ist genau genommen kein verwandelter Mensch. In den Versionen in denen er zum Drachen erst geworden ist, war er zuvor ein Riese.

während SigurdR bei eine kunstreichen Schmied lebt, während seine Familie Besitz in 'Hunaland" hat.

Oder in den Niederlanden, bzw in Xanten usw

In den ältesten Texten sind die Nibelungen übrigens interessantererweise ein Stamm der Franken. Und diese Texte die an die Walther Sage anschließen bzw diese Sage von Walther von Aquitanien sind eben älter als die nordischen Sagas.
Und Huna bedeutet im übrigen nicht Hunne.

Auch dass SigurdR Köpfe abschneidet, und Blut der Opfer trinkt, was beides von Herodot als skythische Sitte bezeichnet wird, das bedeutet Dir nichts?

Kopfjagd ist auch eine typisch keltische Sitte usw

und "Fafnir" als schuppengepanzerten "Sarmaten",

Und Fafnir als Sinnbild für eine römische Legion und Fafnir als Sinnbild für einen römischen Standartenträger oder Zenturio der einen Schuppenpanzer trägt, und Fafnir als römischen Reiter mit einem Schuppenpanzer usw usf

Man kann wenn man es will da alles was man nur will hinein lesen.

So wenig, wie die Tatsache , dass der Fafnirschatz zuerst Lösegeld für eden Totschlag eines Otters war, eines den Medern heiligen Tieres, dessen Tötung ebenfalls ein absurd hohes Wergeld kostete

Ebenso wie sich in Iranischen Sagen das Hildebrandlied 1 : 1 wieder findet usw

Die Frage ist also, ob man es hier nicht mit viel älteren, indogermanischen Grundmythen zu tun hat, die sowohl im Iranischen Raum als auch bei den Sarmaten (ebenfalls Indogermanischer Abstammung) als auch bei den Germanischen Stämmen unabhängig voneinander weiter bestand gehabt haben.

Dass die Thidreksage die Überlieferung des Namens Fafnir ausdrücklich den Warägern zuschreibt, das ist ebenso wurscht wie die wiederholte Bezeichnung Sigurds in der Vers-Edda als "Hunne, Hunnenkönig".

Die Nordischen Sagas bringen schon etliches immer mehr durcheinander indem sie frühere und ältere Sagen und Legenden aus dem Germanischen Raum miteinander vermischen. Im weiteren zu den Warägern: diese waren im Kaukasus gar nicht präsent.

auch auf die Tatsache, dass des Schatzes erster Besitzer Andvari genannt, wörtlich "Mann der Andi", eines Volkes in Daghestan

Andvari heißt aber eben nicht Mann der Andi, sondern die richtige Übersetzung ist Der Vorsichtige

SigurdR stammt aus dem Geschlecht der Voelsungr, die in "Hunaland"sitzen.(Saga)

Siegfried stammt aus Xanten. In der Völkerwanderungszeit war das Fränkisches Gebiet. Die Nibelungen sind ursprünglich ein Unterstamm der Franken. Usw usf Im übrigen bedeutet huna nicht hunnen sondern riesen.

SigurdR ist der Schüler eines magischen Schmiedes Reginn("Schmiede und Schamanen kommen aus einem Nest" Sibirisches Sprichwort)

Also was nun, Sibirien oder Kaukasus ?

Im weiteren gibt es älterer Versionen in denen Siegfried nun der Lehrling von Wieland ist, oder von Mime selbst usw

Wer sagt das ursprünglich Siegfried der Schüler von Regin war ?

danach versteht er die Sprache der Vögel (mit dem Schamanenblut kam dessen Fähigkeit)

Das ist tatsächlich typisch sibirisch, aber untypisch für den Kaukasus. Soll Siegfried nicht aus dem Kaukasus stammen ?!

und die "hunnische' Königstochter Brynhild durchinandergeraten

Brynhild war ursprünglich eine Westgotin die dann bei den Franken eingeheiratet wurde.

Für die Beziehung SigurdR-Walküre gibt es eine Reihe von Parallelen in der Ossetischen Sage,

Und ebenso in den Iranischen Sagen, und die Germanisten tun dies durchaus nicht hochnäsig ab, sondern gehen davon aus, daß der Kern der Siegfried Sage auf noch viel Ältere Indogermanische Mythen zurück geht.

Aber das Verwandelns der Schädelkalotte in Trinkbecher ist eben in Europa nur skythische Sitte

Das stimmt zwar auch nicht, aber das spielt eigentlich keine Rolle.


Schamane ist ein typisch sibirischer Begriff. Die frühen Germanen aber ebenso wie die frühen Stämme im Kaukasus waren durchaus selber Schamanistisch. Das man in der Siegfried Sage und überhaupt in Germanischen Sagen schamanistische Elemente findet bedeutet daher nicht, daß diese Sagen woanders her kommen müssen. Die frühe Germanische Religion war stark schamanistisch geprägt.

Zwischen dem Indogermanischen Schamanismus (wie ihn Germanen und auch Sarmaten sicher noch hatten) und dem Sibirischen Schamanismus sind aber deutliche Unterschiede. Die Völker in Sibirien unterscheiden sich sprachlich und kulturell vom Indogermanischen Raum stark.

Ursprünglicher Besitzer dieses Schatzes war der "Zweg Andvari".das heisst "Mann der Andi", eines bis ins 19.Jh als Kunstschmiede berühmten Völkchens in Daghestan (östl. Kaukasus)

Andwari heißt aber nicht Mann der Andi, sondern der Vorsichtige. Im weiteren ist der Zwerg Andwari auch kein Schmied, in keiner Version.

Die wahre Herkunft des SigurdR aus der gotisch-hunnisch-alanischen Umwelt zwischen (grosszügig) Dnjepr und Wolga ist besser belegt als die Herkunft irgendeines anderen reinen Sagenhelden

Das bezweifle ich.

Interessant ist noch beschließend, daß Sigurd im Atlilied noch nicht auftaucht. Das dieses Lied älter ist, zeigt dies klar wie hier in den nordischen Sagas verschiedene südliche Legenden uns Sagen zusammen gemischt wurden mit der Zeit.

Und da auf die Thidreksaga und die Waräger usw hingewiesen wurde, in dieser steht selbst, daß der Verfasser sie von Deutschen hätte.
 
Ave Quintus Fabius,

Quintus Fabius schrieb:
...Interessant ist noch beschließend, daß Sigurd im Atlilied noch nicht auftaucht. Das dieses Lied älter ist, zeigt dies klar wie hier in den nordischen Sagas verschiedene südliche Legenden uns Sagen zusammen gemischt wurden mit der Zeit....


Ganz richtig, die im hohen Mittelalter verschriftlichten Sagen sind allesamt zusammengewürfelt und zeit- und lokalpolitisch angereichert worden. Deswegen ist es ja so enorm schwierig, und auch fragwürdig, die historischen Hintergründe auseinander zu halten.

Nur so als eines der unzähligen Beispiele aus dem Nibelungenlied: Attila (Etzel) und Theoderich der Grosse (Dietrich von Bern) können unmöglich zusammen Abenteuer erlebt haben: als Attila starb machte Theoderich gerade mal seine Windeln voll.

Daraus lässt sich u.a. schliessen, dass in diesem Beispiel das NL zwei historische Hintergründe unhistorisch vermischt. Fraglich bleibt aber wann und in welcher Reihenfolge das stattfand. Und die Kette der Beispiele lässt sich natürlich durch alle Sagenkomplexe fortsetzen.

Wirklich interessant ist aber, dass sich in allen germanischen Kulturkreisen nordöstlich des Rheines, also der ehemaligen römischen Grenze, ein gewisser Grundtopos der Sagen erhalten hat, insbesondere der Siegfriedfigur, die durch sämtliche lokalen Varianten der Sagenbildungen hindurchschimmert.

Eine Folgerung daraus ist, dass der ursprüngliche Siegfried keiner der vielen "Wald- und Wiesen-Könige" gewesen sein kann, auch wenn sich etliche dieser germanischen Lokalgrössen zwischen Rhein und Kaukasus, Donau und Island, gerne so ähnlich wie das grosse Vorbild nannten und eine wie auch immer geartete Verwandtschaft reklamierten. Das Urbild des Siegfrieds aber muss ein überegional anerkannter ganz Grosser Antiker gewesen sein.

Quintus Fabius schrieb:
...Und da auf die Thidreksaga und die Waräger usw hingewiesen wurde, in dieser steht selbst, daß der Verfasser sie von Deutschen hätte.....


Interessantes Detail, kannst Du mir die Stelle näher beschreiben?



Wer zu diesem Thema den Giesebrecht Artikel von 1837 noch nicht gelesen hat, er ist unter

Internet Archive: Details: Ueber den Ursprung der Siegfriedsage

downloadbar. In Fraktur und in der Sprache des 19.Jhd gesetzt ist er etwas mühsam zu lesen, aber es lohnt sich in jedem Fall.



Beste Grüsse, Trajan.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die genaue stelle weiß ich nicht mehr, aber ich bin mir sehr sicher das es erwähnt wird. Es ist ein Jahr her das ich es gelesen habe, ich müsste es nochmal nachschaun wo genau es steht.

Daraus lässt sich u.a. schliessen, dass in diesem Beispiel das NL zwei historische Hintergründe unhistorisch vermischt. Fraglich bleibt aber wann und in welcher Reihenfolge das stattfand

Es gibt ja ältere Sagen die überliefert sind wie das Atillied, das Hildebrandlied und die Sage von Walther in denen die gleichen Figuren vorkommen. Diese frühesten Sagen stammen noch aus dem 8 bis 9 Jahrhundert.

In diesen Sagen sind beispielsweise die Figuren noch zeitlich getrennt, die Nibelungen sind ein Stamm der Franken ! und Siegfried kommt im Kreis der Burgunder nicht vor, Hagen verliert sein Auge im Kampf mit Walther usw usw

Sehr sicher gab es auch damals schon die Siegfried Sage und dennoch kommt Siegfried in diesen ältesten Überlieferungen über die Burgunder und über Hagen gar nicht vor.

Es steht also zu vermuten, daß die Vermischung dieser älteren Legenden in der Zeit zwischen 1000 und 1200 stattgefunden hat.
 
Ave Quintus Fabius,

Quintus Fabius schrieb:
…Diese frühesten Sagen stammen noch aus dem 8 bis 9 Jahrhundert. ......
Quintus Fabius schrieb:
steht also zu vermuten, daß die Vermischung dieser älteren Legenden in der Zeit zwischen 1000 und 1200 stattgefunden hat.....

Yep, denn mit KdG begann überhaupt erst eine erste Verschriftlichung, die Sagen des 8 Jhd. haben daher sicherlich bereist ältere Ursprünge. Wann nun welche Sagen und Sagenteile vermischt wurden, bleibt ziemlich schleierhaft. Sicherlich hast Du recht, dass die Endstufe des NL so um 1000 bis 1200 zusammengebastelt wurde.

Quintus Fabius schrieb:
…In diesen Sagen sind beispielsweise die Figuren noch zeitlich getrennt, die Nibelungen sind ein Stamm der Franken ! ...

Und die Franken werden historisch so um 200 greifbar. Sie waren ein Zusammenschluss mehrerer germanischer Stämme bzw. Stammesteile.

Die Cherusker wurden in den Domitianischen Kriegen um 82 durch die Chatten endgültig aufgerieben. In das ehemalige Cheruskergebiet (in etwa vom Teutoburgerwald im Westen über den Nordharz bis hin zur Elbe im Osten) strömten benachbarte Stämme ein, u.a. die Cheruskernachbarn und späteren Frankenstämmen der Brukterer und Ampsivariern, natürlich die siegreichen Chatten, die später als chattuarische Franken fassbar werden. Sie rissen sich nicht nur das Land unter den Nagel, sondern übernahmen auch die kläglichen Reste der Cherusker und deren kulturelles Erbe.

Ritter-Schaumburg, dessen teils sehr spekulatiuve Thesen ich nicht teile, schreibt in „Die Nibelungen zogen nordwärts“, Verl. Herbig, 1980, S.116: „Sigfrids Vater Sigmund war König im Tarlungaland, und dieses lag jenseits des Teutoburgerwaldes nach Osten, wie eine Stelle der Thidrekssage ganz deutlich sagt.“
Und in Fussnote 72: „...Das Tarlungaland wird von der Ths deutlich in den Raum zwischen Nordharz und Elbe gelegt...“

Demnach verortet die ältere Thidreksage den Siegfried klar ins ehemalige Cheruskerland.


Quintus Fabius schrieb:
…Sehr sicher gab es auch damals schon die Siegfried Sage und dennoch kommt Siegfried in diesen ältesten Überlieferungen über die Burgunder und über Hagen gar nicht vor. ...


Dazu bemerkt Ritter-Schaumburg, S.144:“Man hat geglaubt, den Sigfrid unserer Sage gleichsetzen zu dürfen mit dem Sieger der Varusschlacht, dessen römischer Name ein angenommener war, dessen eigentlicher nach Ausweis seiner Verwandtschaft sehr wohl „Sigfrid“ hätte heissen können....Aber es kann sein, daß die Taten Arminius-Sigfrids lange nachwirkten, daß sie in Spielen und Festen jahrhundertelang gefeiert wurden, daß dabei jeweils ein „Sigfrid“ einen römischen „Drachen“ erschlug, daß der Sigfrid-Name als nachahmenswertes Zeichen und Sinnbild gegeben wurde.“

Und spätere Siegfriede gab es zu hauf. Allein die bekannten fränkischen Merowinger seien hier erwähnt: Sigibert von Köln (gest. um 508), Sigibert I (561-575), Sigibert II (602-613), Sigibert III (633-656). Allesamt aufgrund ihrer Vita keine Könige die für den ursprünglichen Drachentöter herhalten könnten, aber die Namenswahl hängt sicherlich mit dem kulturellen Erbe zusammen.


Beste Grüsse, Trajan.
 
Ganz richtig, die im hohen Mittelalter verschriftlichten Sagen sind allesamt zusammengewürfelt und zeit- und lokalpolitisch angereichert worden. Deswegen ist es ja so enorm schwierig, und auch fragwürdig, die historischen Hintergründe auseinander zu halten.

Ich denke auch, dass die Sagen selbst wenig bis eigentlich gar nichts über Zusammenhänge zwischen Arminius und Siegfried aussagen können. Und wir leider nicht (wie etwa bei den Evangelien) annehmen können, dass das Auswendiglernen bei den Germanenstämmen je Tradition hatte, wie damals in der jüdischen Kultur, wo dies zur Grundausbildung der jungen Menschen gehörte. Hochangesehne Rabbis konnten damals sogar das ganze alte Testament vollständig aus dem Gedächnis aufsagen.

Daher haben wir höchst wahrscheinlich zum Unterschied und als Vergleich zur jüdischen Auswendiglern-Traditon bei den Germanen leider eher ein "Stille Post" Verhalten. Das einen wahren historischen Kern in den Sagen zu ergründen ganz schwierig macht, ja eigentlich unmöglich macht.

Siegfried bringe ich nur in Verbindung mit "Drachentöter". Die Ermordung von den Verwandten deckt sich zwar mit Arminius, auch hierin ist es aber meiner Ansicht nicht gewiss, ob dieses Mord-Ereignis dem "Drachentöter" selbst auch passierte? Als kleine Paralelle sehe ich noch, dass von beiden die Augen/der Blick beschrieben werden.

Der Ansatz, was ist/könnte genau der Drache/Lindwurm sein, dem Siegfried getötet haben soll, find ich gut. Auch wenn ich nicht einfach einen langen röm. Heerzug einfach als "Wurm" betrachten kann, diese Ansicht mir ein bisschen zu "billig" als Erklärung vorkommt.

Am bemerkenswertesten in der Sage finde ich aber die Anstifteraussage, dass Siegfried zur Tötung des Drachens erst angestiftet werden muss. Dies bedeutet, HIER muss erst wer den Anstoss dafür geben. Ich denke, es ist eher unwahrscheinlich, dass diese Anstiftung zur Drachentötung, also dass Held Siegfried überhaupt was tut in diese Richtung, nachhaltig eingefügt wurde.

Falls Arminius und Siegfried wirklich ein und die selbe Person sind/wären, denke ich, würde hier EIN Punkt in der Sage sein, in Arminius Umfeld einen Anstifter zu suchen. In der Sage bringt Siefried den Schädel des Drachens dem Anstifter, über Arminius wird berichtet, dem Kopf Varus dem Marobodus zugesandt zu haben.

Kann es für Marobodus solche Gründe gegeben haben, dass Arminius ihm in Weg steht? Dass der junge Cheruskerfürst mit seinem Dasein bei den Römern und seinen guten Kontakten irgendwelche Pläne des Marobodus durchkreuzte?

Unabhängig nun davon, ob nun Siegfried Arminius ist oder nicht, hat Marobodus eine tragende und recht undurchsichtige Rolle. Die Römer erkannten genau, als er sie zu Hilfe rufen wollte, dass er ihnen nie selbst Hilfe gewährte im Kampf. Arminius bemerkt über ihn, dass er noch nie eine Schlacht mitmachte, sich lieber verstecke in den Wäldern. Meiner Ansicht nach, hat Marobous den Charakter eines typischen "Anstifters", in dem sein Interesse es gelegen haben kann (ja ja, ist nur reine Spekulation), dass der Cheruskerfürst die Römer angriff und ihnen Schaden anrichtet, selbst aber dabei ums Leben kam. Er, der sich nicht selbst beteiligt hat an dem Hinterhalt, wäre danach als Schutz.- und Helferkönig für die Römer ganz wichtig geworden. Arminius überleben, ja dass der Cherusker sogar siegte und alle 3 Legionen vernichtete, machte ihn da einen Strich durch die Rechnung.

Wie gesagt, ich bringe diese Theorie (oder Spekulation) nur auf, wenn Arminius und Siegfried ein und die selbe Person wären. Weil ich der Anstiftung der Sage zur Drachentötung mehr Bedeutung gebe (aus gewissen Überlegungen heraus) als anderem darin. Und NUR dann ist vielleicht überhaupt die Überlegung wert, WER hat dann Arminius angestiftet? Sind sie nicht ein und die selbige Person, muss Arminius von niemanden je angestiftet worden sein, die Römer in einen Hinterhalt zu locken.

Lieben Gruss, Chrysal
 
Ave Chrysal,



Chrysal schrieb:
...Ich denke auch, dass die Sagen selbst wenig bis eigentlich gar nichts über Zusammenhänge zwischen Arminius und Siegfried aussagen können. ...

Nunja, Sagen bzw. Mythen sind gewissermassen ein stark verrauschtes Signal aus der Vergangenheit. Signal und Rauschen sind da halt unheimlich schwer voneinander zu trennen.

Es ist so ähnlich wie ein stark verrauschtes Signal auf der Mittelwelle: Du hörst da jemanden sprechen, einzelne Worte kannst du aber nicht mehr verstehen; gerade mal vielleicht an der Sprachmelodie und Frequenz ob es ein Mann oder Frau ist, ob die Person vielleicht deutsch oder englisch spricht oder ob sie singt. Nur das langwellige, der Topos in der Sage, bleibt erhalten.

Man kann aber vergleichbare Strategien wie in der Technik anwenden: Man kann das Signalrauschverhältnis verbessern, indem man verschiedene Quellen des gleichen Signals überlagert. Dabei wird das Signal verstärkt und das zufällige Rauschen mittelt sich langsam raus. Für diese Diskussion haben wir das bereits an vielen Stellen gemacht, d.h. man nimmt z.B. römische Quellen, germanische (z.B. Bildsteine, Nikulas, Edda, Beowulf, Thidreksage, Nibelungenlied) Quellen etc. pp. und sucht nach dem immergleichen Grundsignal.

Chrysal schrieb:
...Und wir leider nicht (wie etwa bei den Evangelien) annehmen können, dass das Auswendiglernen bei den Germanenstämmen je Tradition hatte, ......Daher haben wir höchst wahrscheinlich zum Unterschied und als Vergleich zur jüdischen Auswendiglern-Traditon bei den Germanen leider eher ein "Stille Post" Verhalten....


Also die Lieder der Germanen wurden ja durchaus weitertradiert. Lieder sind i.d.R. auch in Verse gefasst und rhythmisch gebunden. Dies führt daher zu einer gewissen Festigkeit der Überlieferung. Abänderungen sind natürlich jederzeit möglich, aber sie sind nicht so einfach durchzuführen, wie bei einem freien Fliesstext: Erstens bemerkt ein Zuhörer gleich die Abänderung eines bekannten Liedes und zweitens muss die Änderung einfach ins Schema passen damit es nicht holperig wird. Die Überlieferungstradition war damit sicherlich eine andere als bei den Rabbis, aber sie war durchaus effektiv.


Chrysal schrieb:
..In der Sage bringt Siefried den Schädel des Drachens dem Anstifter, über Arminius wird berichtet, dem Kopf Varus dem Marobodus zugesandt zu haben. Kann es für Marobodus solche Gründe gegeben haben, dass Arminius ihm in Weg steht? Dass der junge Cheruskerfürst mit seinem Dasein bei den Römern und seinen guten Kontakten irgendwelche Pläne des Marobodus durchkreuzte? ...


Klar, Maroboduus hatte ja schon dass erreicht, wo Arminius vermutlich hinwollte, nämlich einen germanischen Staat zu errichten. Maroboduus hatte dass erste Bündnisangebot, der zugesandte Kopf des Varus, abgelehnt. Sicher angenommen hatte er, dass sich Arminius an den Römern verheben würde. Es kam aber anders, nach 16 war Arminius der Sieger. Es konnte nur einen geben .... für Maroboduus kam nur noch der Krieg in Frage.




Beste Grüsse, Trajan.
 
Also die Lieder der Germanen wurden ja durchaus weitertradiert. Lieder sind i.d.R. auch in Verse gefasst und rhythmisch gebunden. Dies führt daher zu einer gewissen Festigkeit der Überlieferung. Abänderungen sind natürlich jederzeit möglich, aber sie sind nicht so einfach durchzuführen, wie bei einem freien Fliesstext: Erstens bemerkt ein Zuhörer gleich die Abänderung eines bekannten Liedes und zweitens muss die Änderung einfach ins Schema passen damit es nicht holperig wird. Die Überlieferungstradition war damit sicherlich eine andere als bei den Rabbis, aber sie war durchaus effektiv.

Hi Trajan,

ja, die Überlieferungstradition war sicher eine andere. Ist Siegfried tatsächlich Arminius (der Kern der Sage), dann sind da ca. 1000 Jahre Überlieferungstradition bis es irgendwann in schriftlicher Form festgehalten wurde. Wir haben nun aber etwa bei den Evangelien (als Vergleich) schon grosse Schwierigkeiten genau zu bestimmen, was sind darin die authentischen Worte Jesus, obwohl hier vielleicht nur 40 - 70 Jahre bis zu ihrer Verfassung und Niederschrift vergangen sind?

Darin sehe ich aber auch den Grund (an den fast 1000 Jahren), dass von dem "historischen" Gegebenheiten (dem besungenen Heldentaten - die sicher auch schon verfärbt waren - des Arminius) fast nix mehr übrig blieb. Erst recht nach dem Zusammenbruch des römischen Reichs, der Sieg über die römischen Legionen und der Kampf gegen die Römer schnell überhaupt keine Rolle mehr gespielt haben kann. Ich denke, dass die Menschen nicht mehr viel damit anzufangen wissen mit etwas, was nicht mehr existiert, in ihrem täglichen Leben überhaupt gar nicht mehr vorkommt, ist gut zu verstehen. Wenn es ein Heldenlied über Arminius gab, wird HIER (wo es das römische Reich nicht mehr gab) die Gefahr am Grössten gewesen sein, dass es sich sehr stark verändert und den neuen (Herrscher) Umständen anpasste.

Leider haben wir ja nicht einmal einen Vergleich dazu, inwieweit sich das Heldenlied des Arminius bis zur Auflösung des römischen Reiches verändert haben könnte. Ich denke aber wirklich, dass ab DA (wenn es da noch existiert hat) sehr in Gefahr läuft, entweder vergessen zu werden oder grundlegende grosse Veränderungen darin vollzogen werden.

Ich gehe einmal davon aus, dass es exestiert hat, da mir so eine Erwähnung des Heldengesangs über Arminius als sehr glaubhaft vorkommt, der Gedanke, dass man sich diese Erwähnung nur einfach so aus den Fingern saugt, mir eher recht unwahrscheinlich vorkommt.

Weiters würde ich meinen, dass die Datierung der Entstehung der Sage, je näher sie zeitlich zum Zusammenbruch des römischen Reiches steht, umso wahrscheinlicher wird es wohl sein, dass da "alte Lieder" textlich recht neu eingekleidet wurden. Auch wird die Ausbereitung der christlichen Religion das Seinige zur Veränderung beigetragen haben. Es gab ja in diesem Sinne niemanden, der ein Kontrollorgan (wie etwa früher bei den Rabbis) ausübte. Dazu ist ja Sprache so was Lebendiges, die sich so mitwandelt mit den Generationen, dass die Lebendigkeit der Sprache schon (ohne das da wer was bewusst an der Erzählung/Lied ändern will) mit den Jahren einhergeht. Hinzu kommt noch, dass ein Wort mehrere ganz unterschiedliche Bedeutungen haben kann.

Ich bin sicher kein Sprachwissenschaftler, weit davon entfernt, aber das sich allein durch die Lebendigkeit der Sprache Texte verändern, ohne das da je wer überhaupt was ändern will, passiert dann einfach so, weil Sprache sich ständig selbst immer verändert. Hierin scheint mir aber die Chance doch noch gegeben, das Ursprungswort zu finden. Aber bei grossen Textkorrekturen, weil man die Geschichte der Zeit anpasst???? Hier fliessen sicher ganz neue Figuren (Menschen) ein, andere werden völlig weggelassen. Das ein Varus (wenn der Name überhaupt im Heldenlied des Arminius vorkam - ich denke aber schon) darin keinen Platz mehr findet, ist klar. Aber das "Kopfabschneiden" und das Mitnehmen des Kopfes hätte sich ja dann erhalten? Ich denke, wenn es ein Arminiuslied wirklich gab, dann muss der abgetrennte Kopf (des Varus) eine wichtige Rolle darin gespielt haben. Wenn uns von römischer Seite berichtet wird, dass Arminius nach der Varusschlacht eine Rede dort hielt, dann wird er dies wohl mit den Kopf des damals mächtigsten Mannes in Germanien in seinen Händen gemacht haben. Ein abgetrennter Kopf war damals sicher nix besonderlich bemerkenwertes, aber der Kopf des Mannes, der das Haupt der ganzen römischen Macht in Germanien darstellt, ich kann mir Arminius bei seiner Rede vor den Stämmen gar nicht ohne Kopf des Varus vorstellen. Noch dazu, wo die röm. Geschichtsschreiber aussagten, dass Varus selbst wohl "Reden hielt" bei den Germanen, aös würde er sich in Rom vefinden. Arminius wird sicher nicht damit in die Fussstapfen des Varus (mit Rede halten) getreten sein, sondern Arminius Rede nach der Schlacht wird sich komplett darin unterschieden haben, eher eine totale Triumph - und Siegesrede gewesen sein, es liegt darin sehr nahe, dass er den Triumph (Varusschädel) dabei in seinen Händen hielt und den Menschen gross präsentierte.

Ich will damit nur da hinaus, dass wohl die sehr wahrscheinliche Präsentation des Varuskopfes doch ne grössere Menge Menschen gesehen/erlebt haben, und dies (wenn diese Präsentation vor vielen Menschen passierte) mit zimlicher Sicherheit in das "Heldenlied über Arminius" eingeflossen ist.

Und im Grunde sehe ich auch bei Siegfried, dass Siegfried mit dem "Drachenkopf" irgendwas sehr sehr bemerkenswertes erreichte (herzeigte). Eine grosse Tat (wie auch immer) muss es gewesen sein, eine Tat, die herausragend sein muss, und dazu.... (so meine ich), von vielen Menschen beobachtet worden sein.
Marobous etwa (was wir darüber lesen) versuchte, Arminius Erfolge über die Römer zu schmälern, ich denke aber doch, dass dies nicht leicht möglich war, weil es immer noch genug Menschen gab, die bei der Rede Arminius nach der Varusschlacht (und Kopfpräsentation) dabei waren, und auch beim Kampf Arminius - Marobous noch anwesend waren. Ich denke, der Ausgangspunkt für den grossen Ruhm Arminius war im Grunde die Sieg-Rede vor den vielen Menschen der verschiedenen Stämmen. Hier hatte man wirklich EINEN Menschen, mit dem man den Sieg über die röm. Legionen verband, und zwar nicht nur kurzfristig, sondern sehr einprägsam. Noch dazu wird diese Information weit verbreitet und zerstreut, weil Arminius nicht nur zu Menschen eines Stammes sprach (und damit die Geschichte nicht nur in ein Gebiet getragen wird), sondern durch die verschiedenen Stämme wird sie gebietsmässig breit gefächert verbreitet.

Wenn Siegfried also wirklich eine so bemerkenswerte herausragende Leistung vollbrachte, dann stelle ich die selben Kriterien auf, nämlich nicht nur vielleicht vor ein paar handvoll Menschen, die dann irgendjemand davon erzählten, sondern das es überhaupt eine Chance gibt zum längeren Überleben dieses Wissen seiner Leistung, müsste die Präsentation des "Drachenkopfes" ähnlich vor etlichen verschiedenen Menschen von statten gegangen sein, die dies von sich selbst aus auch anderen bestätigen können.

Klar ist alles reine Spekulation, nichtsdestotrotz sehe ich (wenn es das Heldenlied über Arminius in den Germanenstämmen wahrhaft gab) seine Ausgangsbasis in der Rede des Arminius (mMn. mit der Darbietung und zur Schaustellung des Varuskopfes) vor den vielen verschiedenen Stammes-Menschen nach der Varusschlacht. Hierin sehe ich, weil sehr viele Menschen versammelt aus allen "Windrichtungen" dies selbst erlebten, den Ursprung zu einer Legendenbildung.

Lieben Gruss, Chrysal
 
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