Nun, zu Thusnelda/Thumelicus hatten wir ja schon ausführliche Diskussionen. Diese Namen sind alleine durch den griechisch schreibenden Geographen Strabon bezeugt, das Thu- scheint eine Ortsbezeichnung, der Rest eine römische Bezeichnung. Bei Thu-Melicus ist das ganz offensichtlich, bei Thu-s-nelda etwas schwieriger.
Wie kommst Du bitte darauf, dass Thu- eine Ortsbezeichnung ist?!?!?!
Weiter: Strabon nennt neben Thusnelda und Thumelicus weitere Beteiligte am Triumphzug (im Bild mit T bezeichnet) des Germanicus im Jahre 17: Neben Segest auf dem Ehrenplatz im Zug selbst noch Sesithank und Rhamis. Die benennt er aber offensichtlich nach ihren bekannten germanischen Namen. Was war an den beiden so wichtig, dass er sie namentlich kannte und(!) benannte? Sonst tauchen diese Beiden nirgendwo auf.
Das sollte Dir doch zu denken geben, dass er die Leute nach ihren germanischen Namen benannte. Wenn es Dir in den Kram passt, hatten die Leute germanische Namen, wenn es Dir nicht in den Kram passt (Arminius/Thusnelda), dann sollen die Namen plötzlich nur die lateinischen bzw. griechischen Formen sein. Mit seriöser Forschung hat das nichts mehr zu tun, egal ob wissenschaftlich oder dilettantisch.
Und in diesem Zusammenhang ist uns ein weiterer Name überliefert: Adgandestrus benennt Tacitus den Chatten, der in Rom um Gift für den Mord an Arminius anfragte. Also unschwer zu erkennen germanisch Hadgan, oder mittelalterlich Hagen. Von Thusnelda ist wiederum überliefert das sie einem Chatten versprochen war, offensichtlich ganz in Familientradition. Schließlich war man in den Kriegen gegen die Römer lange Zeit in Waffenbrüderschaft verbunden, gestützt offensichtlich durch diese Heiratspolitik. Es liegt nicht fern, in Hadgan den zu kurz gekommenen Chattenverlobten zu sehen. Sein Hass auf den Verlobtenräuber Arminius/Segifrit auch leicht nachvollziehbar.
Mächtige Familien haben immer dafür gesorgt, dass ihre Kinder machtgewinnend verheiratet wurden. Insofern sind Heiraten zwischen Stämmen nichts verwunderliches.
Das Nibelungenlied spart nicht an Eifersuchtsdramen, doch gerade hier sollte es das Eifersuchtsdrama ad acta legen? Im Nibelungenlied ist Hagen er Onkel der Krimhild, im Atlilied Gudruns Bruder.
Wenn Hagens/Högnis Funktion lediglich die des Mörders wäre, warum nimmt er in beiden Büchern des Liedes einen so breiten Raum ein? Warum ist er in anderen Epen zu finden, auch in solchen, in denen Siegfried nicht drin vorkommt? Im Übirgen auch als Gegner Theoderichs. Aber ach ja... Theoderich sit für Dich ja nicht der Ostgotenkönig, sondern Marbod...
Viel näher liegt es doch, dass die von Silius geplagten Chatten die Rachefeldzüge leid waren. Ihre Dörfer waren zerstört worden, einschließlich des
caput Mattium, wichtige Chatten waren in Gefangenschaft geraten, die Jungmannschaft hatte an der Eder eine empfindliche Niederlage erlitten. Was lag näher, als den Römern den Sündenbock zu präsentieren?
An diesem Punkt muss man etwas zum Nibelungenlied einschieben: Natürlich enthält diese Sammlung verschiedener Vorgängersagen Anschmiegungen aus rund 3000 Jahren germanischer Geschichte: angefangen bei Göttermythen der Bronzezeit bis hin zum Bischof von Passau des Jahres 1200, und eben alles mögliche dazwischen. Das wäre nicht so sehr der Rede wert, wenn sich nicht die, nach Abstrippen der Ausschmückungen übrig bleibende, Grundstory über den gesamten germanischen Raum östlich des Rheins ausgebreitet hätte: über Deutschland, Skandinavien, Britannien und im Osten, wie uns der User Boiorix versichert, sogar bis an den Kaukasus.
Boiorix' Argumentation ist eine andere. Für ihn kommt Siegfried aus dem Kaukasus.
Etwa bei Korbach, eine Gegend die für ihr Eisenerz bekannt war.
Eigentlich ist Korbach für Goldbergbau bekannt.
Könnte es sich bei Rhamis um die spätere Brünhild handeln, und Island in Wahrheit das Eisenland bezeichnen?
Das ganz ist viel zu weit hergeholt und methodisch völlig unsauber. Sinnvolle Schlussfolgerungen können nicht auf Spekulationen beruhen. Dann nehme ich lieber eine historisch verbürgte Brunhildis, die mit einem historisch verbürgten Sigibert verheiratet war, diesem einen großen Schatz mitgebracht hat und die aus His(pania)land kam. Da habe ich dann mit der
Methode Trajan auch ganz schnell Island und muss nicht die ganze Zeit argumentieren, warum die Leute die historisch verbürgt sind nicht die Vorbilder sind, sondern Leute, die 500 Jahre früher lebten und ganz andere Namen hatten.