Ave El Quichote,
nun Du hattest ja noch weitere Einwände, die ich noch schuldig bin:
@ElQuijote:"...Dazu hätte ich einige Fragen:
Wie kommst Du auf ein Dreieck? Wann war Bad Salzuflen jemals ein Wallfahrtsort? Wie kommst Du überhaupt darauf, dass die Dörfer Kilian(der) und Horus/Herus Wallfahrtsorte gewesen sein sollen? Das gibt der Text nicht her. ..."
Kilianderkirchen gab es zu der Zeit häufiger, so auch in Bad Salzuflen. Wikipedia: Evangelisch-reformierte Kilianskirche, erste Kirche um 800 n. Chr., Urpfarrei und Muttergemeinde für viele Ortschaften des Umlandes, in Bad Salzuflen-Schötmar. Herford selbst konnte von Nikulas Bergsson praktisch nicht umgangen werden. Einerseits führten die Hauptwege auf der angegebenen Strecke sowieso via Porta Westfalica an Herford vorbei nach Paderborn und andererseits war in dieser Zeit Herford ein ganz wichtiger Wallfahrtsort.
Wikipedia: "....Bis zur Reformation war Herford („Heeresfurt") ein bedeutender Sammelpunkt der Jakobspilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Die Stadt lag verkehrsgünstig am Kreuzungspunkt der Handelsstraßen von Mainz nach Lübeck und von Hameln nach Osnabrück. ....Gegen Ende des Mittellalters waren in Herford mehr als 20 Sakrale Bauwerke verzeichnet. Die Zahl der Stifte und Klöster übertraf die der benachbarten Bischofsstädte Osnabrück, Minden und Paderborn bei weitem. In Quellen ist die Rede vom heiligen Herford; „Sancta Herfordia" und dem „Hilligen Hervede"...."
Anziehungspunkt waren damals schon mindestens zwei wichtige christliche Anknüpfungen: Wikipedia: "...Anziehungspunkte für die Pilger waren die wundertätige Marienkirche als Ort der Herforder Vision sowie die heilige Pusinna, deren Reliquie in der Münsterkirche aufbewahrt wurde. In der Radewig, dem Rast- und Marktplatz der Fernhändler, wurde eine Kapelle errichtet, aus der die spätere Jakobikirche (Radewiger Kirche) entstand......Die für das 11. Jahrhundert dokumentierte Herforder Vision gilt als die älteste bekannte Marienerscheinung nördlich der Alpen. Der Legende nach soll am 19. Juni des Jahres 1011, dem Tag der Heiligen Gervasius, einem Schäfer die Jungfrau Maria erschienen sein. Die an der Stelle der Vision gebaute Herforder Marienkirche war im Mittelalter ein Anziehungspunkt für Pilger .....Die Heilige Pusinna ist die Schutzpatronin von Herford. Die heilige Jungfrau wurde im 5./6. Jahrhundert bei Corbie in Frankreich geboren....Ihre Gebeine wurden im Jahr 860 in das Stift Herford überführt, das dadurch erheblich an geistiger Bedeutung gewann und später den Namen St. Marien und Pusinna trug...."
Das alles konnte sich Nikulas als christlicher Pilger unmöglich entgehen lassen, er war ganz sicher in Herford gewesen, bevor er Paderborn erreichte. Die Gleichsetzung Herus=Herford, Kiliander=Bad Salzuflen/Schötmar, Gnitaheide=Knetterheide ist dann sehr nahe liegend. Übrigens weist gerade diese Ecke Werl-Knetterheide-Schötmar einige der sehr seltenen augusteschen Münzfunde im Weserbergland auf (drei nahe beieinander liegende Zufalls-Fundorte).
@ElQuijote:"...Wieso sollten Verbündete wie Flavus und Italicus mit Spitznamen zwecks Demütigung belegt werden, Leute, deren Bündnistreue aber eher zweifelhaft war, wie Segestes und Segimundus, mit ihrem normalen Namen benannt werden? ..."
Na, es war doch genau umgekehrt, jedenfalls nachdem das Kind (Varus) in den Brunnen gefallen war: Segestes und Segimundus rehabilitierten sich, Segimundus erhielt sogar seinen Posten als hoher Priester in Köln zurück, Segestes einen Ehrenplatz auf der Tribüne im Triumphzug von 17. Arminius dagegen war der schlimmste aller denkbaren Verräter, und seine möglichen Thronfolger erstmal keinen Deut besser.
@ElQuijote:"...Du hast meinen Beitrag zu Sigibert I. bei Gregor von Tours nicht gelesen, nicht wahr? Sigiberts Frau: Brünhilde, die laut Zeitgenossen Gregor "cum magnis thesauris" aus [H]Is[pania]land zu Sigibert kommt. ..."
Natürlich hatte ich den gelesen, wie ich selbstverständlich alles von dir lese. Nur habe ich mich schon damals gefragt, wie jemand der so elegant sprachliche Haare spalten kann wie Du, dann solche abstrusen Kombination anhängen kann, um eine extrem wackelige Interpretation rüber zu bringen. Das passt irgendwie nicht.
Nur so ein paar Beispiele:
@ElQuijote:"...dass es einige Parallelen zwischen Siegfried und Sigibert gibt, die über die Namen der Ehefrauen von Sigibert I. und III. hinaus gehen.“
Na ja, es gibt eben reichlich solche Sigis und Brünis und Kriemlis, dass muss dir doch zu denken geben.
@ElQuijote:"...Der berühmte Nibelungenhort, der so gerne als die Beute des Arminius aus der Varusschlacht gedeutet wird, könnte nämlich genauso gut die Mitgift der Brunichilde sein: Zunächst schickt Sigibert mit Geschenken nach Hispanien, um um die Hand der Brunichilde anzuhalten, er erhält aber Schätze zurück:“
Der Nibelungenhort ist aber keine Mitgift, es ist der hart erkämpfte Drachenhort, mythologisch etwas völlig anderes. Auch die Größe war anders: Der Nibelungenschatz fasste 144 Wagen, er war im zeitgenössischen Zusammenhang unendlich groß: Es heisst da etwa sinngemäß „...und hätte man Tausende täglich damit beschenkt, er wäre um keine Mark kleiner geworden..“. Also kein besseres Schmückkästchen. 144 Wagen sind natürlich 12 mal 12 und nicht ganz ernst zu nehmen, aber wir reden damit etwa von einer Größenordnung von mindestens 50 Tonnen Gold und Silber.
@ElQuijote:"...Brunichilde wird als elegantes Fräulein geschildert von lieblichem Aussehen und guter Erziehung, intelligent im Ratschlag und sanfter Rede. Brunchilde ist Arrianerin, die sich dann aber dem katholischen Glauben anschließt. Bei Gregor wird der Arrianismus nicht weiter beschrieben, der anonyme Verfasser der Liber Historiae Francorum aber hält ihn für heidnisch... Somit ist es kein Wunder, dass die weithergereiste Brunichilde zur nur oberflächlich christianisierten Heidin wird, der man anstelle christlicher Nächstenliebe leicht die Niederträchtigkeit der Nibelungenbrünhilde, die einen Meuchelmord an Siegfried veranlasst, andichten kann. Dies entspricht nur der literarischen Gattung, die es mit der historischen Wahrheit nicht ganz so genau nehmen muss: Es ist einfacher zu verstehen, wenn die Heidin mit dem kriegerischen Namen (Brünhilde, darin steckt das Wort Brünne, 'Waffenrock') den strahlenden Helden umbringen lässt, als wenn sie die zurückbleibende trauernde Witwe ist. ...“
Und da stört es dich jetzt gar nicht, dass die Mörderin nun Fredegunde hiess, und ein Hagen auch nicht dazu gehörte usw. usf. Da muss man es nun nach deinen eigenen Worten „es mit der historischen Wahrheit nicht ganz so genau nehmen“.
@ElQuijote:"..Gerade auf dem Höhepunkt seiner Macht - die Hunnen kommen nicht mehr wieder und die Brüder sind im Bruderkrieg besiegt - wird Sigibert von zwei gedungenen Meuchelmördern der Fredegunde ins Jenseits befördert (Gregor IV, 51). Auch Siegfried wird genau da umgebracht, als er eigentlich alles erreicht hat....“
Der Sagensiegfried besiegt aber nicht seine Brüder, und das nur ein paar Hunnen wegbleiben, ist auch nicht wirklich ein großer Sieg. Das ein Fürst auf dem Höhepunkt seiner Macht umgebracht wird ist dagegen ja nichts seltenes, sondern wohl ehr die Regel.
@ElQuijote:"..Sigebert von Gembloux, Verfasser der Vita brevior Sigiberti Regis, in der es um Sigibert III. geht, den Mann der Chimnechild/Chriemhild, greift bezeichnenderweise diese Stelle der Liber Historiae Francorum wieder auf, bevor er die Geschicke seines Protagonisten erzählt.“
Und schon wieder zwei neue Sigeberte...
@ElQuijote:"..Bei seiner Taufe wird Chlodwig von Bischof Remigius – laut Gregor - als Sigamber angesprochen...“
Yep, es wäre ja der viel erfolgreichere und wichtigere Chlodwig, der in der Story vorkommen müsste, und nicht einer seiner Unterkönige. Über dem Sagensiegfried gibt es aber dagegen nur seinen Vater, und der heisst wiederum etwas mit dem Seg-/Sig- Stamm. Ganz zu schweigen warum der Unterkönig weltberühmt, der Chlodwig aber nicht mal erwähnenswert gewesen sein soll.
Du siehst, da passt nicht viel zusammen. Das du mich hier nicht falsch verstehst: Wenn nur das eine oder andere unpassend wäre, da hätte man kein Problem mit, denn die Überlieferung ist ja anfällig. Aber da wird’s einfach zuviel. Insbesondere im Kontrast zu deinen Äusserungen hier zu meinen Vorstellungen.
Aber egal. Historische Theorien können und müssen durch archäologische Quellen neu bewertet werden und da wirft Kalefeld jetzt ein ganz neues Licht in die vertrackte Geschichte. Da muss man dann schon mal in sich gehen.
Nun, was meinst Du, immer noch „absurde Hypothesen“? Oder könnte nicht doch etwas dran sein?
Beste Grüsse, Trajan.