Liegt der Sagenfigur Siegfried eine historische Gestalt zu Grunde?

@ElQuijote: „..Ich denke auch Du wirst nicht nach 144 Wagenladungen (warum eigentlich 144? Im Nibelungenlied steht hundert ganze wagene (A), hvndert chanz wægene (B), hundert chantzwægene (C), bei der Rheinversenkung ist von nur noch zwölf Wagen die Rede, die je vier Touren machen sollen (macht 48), die in zwei HSS (A und B) drei Stunden und in C neun Stunden dauern) augusteischen Silbers suchen; ...“

Es sind zwölf Wagen die an vier Tagen je dreimal fahren müssen, ergo 144 Wagen voll. Ein weithin bekannte Zahl, kannst Du als Sprachwissenschaftler u.a. im Wörterbuch von Reichert nachlesen:

http://www2.hs-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/12Jh/Nibelungen/reichert_nhd.pdf
S. 248 1119,2: 12x4x3=144
Was Reichert schreibt, ist mir egal. Er ist ein Mensch und daher nicht fehlerlos. Ausschlaggebend ist doch, was das Nibelungenlied schreibt, und das spricht von zwölf Wagen, die je vier Touren machen sollen, die je nach HS drei oder neun Stunden dauern.

HS A: swaz zuelf kanzwegene meist mohten tragen/in vier tagen vñ naht von dem berge dan/ovch muos ir islicher des tages dristvnde gan
HS B: swaz zwelf chanzwagene meiste mohten tragen/in vier tagen vnd nahten von dem berge dan/ovch mvose ir ietslicher des tages dristvnt gan.
HS C: swaz zwelf kanzwægene meiste mohten tragen/viere tage lange von dem berge dan/ovch mvos ir ieslicher des tages nivn stvnden gan.

Wenn Du das im Matheunterricht der Grundschule als Textaufgabe zu lösen gäbest, würdest Du auch nicht erwarten, dass Deine Drittklässler 144 Warenladungen herausbekämen, sondern 48. 144 ist die Lösung für die Stundenzahl, welcher ein Wagen unterwegs wäre, wenn er den ganzen Schatz allein transportieren müsste.

Im Übrigen, diese kleine Spitze kann ich mir hier leider nicht verkneifen:
Wissenschaft besteht jedenfalls nicht aus dem ständigen repetieren lexikalischen und veralteten Wissens.
Wer hat hier also falsches repetiert?

@ElQuijote: „..Stattdessen die Wagenanzahl im Nibelungenlied beinahe wörtlich zu nehmen und daraus gleich eine Mengenangabe zu machen ist - vorsichtig ausgedrückt – Schwachsinn....“

Lieber ElQuichote, als was sollte ich denn - vorsichtig ausgedrückt – dann deine Wackelkonstruktionen bezeichnen? Als Ausbruch von Intelligenz?


Ein Ausbruch an Intelligenz sicherlich nicht. Aber seriöse Textarbeit im Gegensatz zu Deinen z.T. haltlosen (ich sag ja nicht uninteressanten) Spekulationen und Verdrehungen.
Nenne doch mal eine meiner "Wackelkonstruktionen" im Einzelnen (und nimm nicht den Sigismund, dort habe ich darauf hingewiesen, dass ich ihn nicht ganz ernst gemeint habe!). Deine "Gegenargumente" bestanden bisher jedenfalls in nicht viel mehr, als versuchten Bagatellisierungen.

@Auch wenn das von mir Vorgebrachte nicht deinem Weltbild entspricht, Mäßigung täte gut.
Mit Weltbild hat das nichts zu tun. Höchstens insofern, dass ich für möglichst wissenschaftliche Korrektheit bzw. Intersubjektivität bin. Wenn Dir das Wort Blödsinn nicht schmeckt, dann tut es mir sehr leid, aber wenn etwas Blödsinn ist, dann muss man das Kind auch beim Namen nennen dürfen!

@ElQuijote: "..Du vergisst, dass wir es hier mit einem Epos zu tun haben und nicht mit einem historiographischen Bericht. Da passt die im Waffenrock steckende Halbheidin ganz gut in die Rolle der Mörderin. .....Was ist hieraus zu lernen? Der Epos spielt mit den Motiven, er reißt Personen aus ihrem historischen Kontext und fügt sie in einen anderen historischen Kontext ein, verkehrt dabei mitunter ihre Rollen in ihr glattes Gegenteil. ... "

Yep, natürlich, so werden Markomannen zu Burgunder oder Ungarn. Aus dem einfachen Grunde, weil die Franken, als sich die Sage ab dem 5. Jhd. verfestigte, es nicht mehr so genau wussten, außer eben dass ein Teil der Geschichte dort im Osten spielte, zumal rund um die Donau.
Dafür gibt es null Anhaltspunkte. Es gibt keinen Hinweis auf Marbod, keinen auf die Markomannen, keinen auf die FKZ, nur auf VWZ und FMA und das zuhauf. Dagegen zu argumentieren, muss man mehr in der Hand haben, als dass der Vater von Arminius Segimer hieß. Denn Segestes (und dessen Bruder Segimer) und Segimund gehören nicht zur Familie des Arminius. Und sein Sohn heißt nun mal Thumelicus, sein Onkel Inguiomer. Also gerade mal ein nachweisbares Familienmitglied mit der entsprechenden Namenssilbe. Zur Problematik der Leitnamenkontinuität in dieser frühen Zeit später mehr.

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@ElQuijote: „..denn Mythen sterben nie ... Daher sind auch kleinere Anachronismen kein großes Problem. ....“

Natürlich, Mythen sterben nie, schon gar nicht die von Arminius/Segifrit und Marbod/Thidrek. Selbstverständlich ist es auch gerechtfertigt, hier und da die Fünfe gerade sein zu lassen. Aber eben nicht alle Fünfe. Und Du lässt viel zu viele Fünfe gerade sein. Was mich dabei aber am meisten stört ist nicht diese Tatsache, sondern dass Du immer dann wenn es sich um deine eigenen Vorstellungen handelt, dass mühelos durchgehen lässt, bei anderen dasselbe aber scharf verurteilst.

Ich habe damit gerechnet, dass Du das Argument der nicht sterbenden Mythen für Dich wenden würdest. ;)Nur macht das Aus Arminius keinen Siegfried und erst recht aus Marbod keinen Theoderich. Der Vorwurf den DU mir machst ist haltlos. Ich habe gezeigt, dass die Epen wenig bis nichts mit der historischen Realität zu tun haben. Also ist das einzige, worauf wir zurückgreifen können, das Namenmaterial. Und hier gehst Du hin und siehst in jeder Figur eine historische Persönlichkeit mit einem vollkommen anderen Namen. Näher liegende Persönlichkeiten versuchst Du als zu unbedeutend herunterzuspielen und wenn man Dir mit Textbelegen kommt, ignorierst Du diese oder erklärst sie für null und nichtig. Das ist nicht methodisch sondern abenteuerlich.


Während die Siegfriedsage schon sehr früh mit Arminius verknüpft wurde, war die Sage um Theoderich aber immer ein Rätsel geblieben. Denn die offensichtliche Namensähnlichkeiten vom Volkskönig Thidrek/Dietrch/Theoderich mit Theoderich dem Großen, aber auch Etzel/Attila verführen, trotz der historischen Unmöglichkeit sowie der charakterlichen Unstimmigkeit, dazu diese als ernsten Hintergrund zu betrachten.

Hier begehst Du einen großen Fehler, denn der Charakter der Figuren ist in den ganzen Texten bei weitem nicht so homogen, wie es für Deine Thesen notwendig wäre. Der Hagen des Waltharius ist z.B. eine tragische Figur, die eher unfreiwillig gegen einen Freund kämpft, während der Hagen des Nibelungenliedes ein richtiger Fiesling ist.

Dann führst Du aber aus:
@ElQuijote: ".... die außerdem noch den Gründungsmythos der Franken aufgreift, der Troja an den Niederrhein verlagert, die Colonia Ulpia Trajana oder auch ze Santen (im Nibelungenlied) oder Xanten. ... "

Und der Gründungsmythos ergibt sich nun ganz ohne Verbiegung aus der mit Kalefeld bewiesenen Verbindung zwischen Cheruskern und Franken franci nebulones und dem Aufenthalt von Arminius in Xanten/Castra Vetera.
Nur wurde die Colonia Ulpia Traiana erst hundert Jahre nach Arminius begründet. Deine Kalefeld-Hypothese ist auch alles andere als überzeugend.


@ElQuijote: "....Ich kann aber gerne einen weiteren Kandidaten für Siegfried präsentieren, den Burgunder Sigismund über dessen Ende ....Im Klartext: Sigismund wurde mitsamt Frau und Söhnen kopfüber in einen Brunnen geworfen. Im Nibelungenlied heißt es:
.../ Do der herre Sifrit ob dem brunnen tranch /er schoz im durch daz crivze daz von der wnden spranc / daz blůt von dem herzen vaste an Hagnen wat / solher missewende ein helt nv nimmer begat... Sowohl der historische Sigismund, als auch der epische Siegfried sterben also mit dem Kopf über im Brunnen. "

Die Sage berichtet lediglich, das Siegfried am Brunnen (bzw. Quelle) getrunken hat, niedersinken tut er dann aber nicht im Brunnen, sondern in den folgenden Strophen in den Blumen! Keine Übereinstimmung also. Dagegen wieder einer von den so vielen Sigis, von denen es aufgrund der Nibelungentradition bei den Franken wimmelt.
Hier brauchst Du gar nicht gegen zu argumentieren, denn ich habe deutlich gemacht, dass ich hierin keine historische Vorlage für den literarischen Siegfriedtod sehe:
Ich bin nicht der Meinung, dass der Hl. Sigismund die historische Folie für Siegfried ist, zumindest sehe ich seinen Brunnentod nicht wirklich als den historischen Vorläufer für den Tod des Siegfried an - was lediglich deutlich gemacht werden soll, ist das es einige sehr viel wahrscheinlichere Hypothesen für das historische Vorbild des Sagensiegfried gibt, als ausgerechnet Arminius.



@Zur Dietrichepik lesen wir doch einfach mal bei Heinzle nach, sicherlich einer der bekanntesten Vertreter der Merowingerinterpretation:

S.4:“..Aus der Sicht der modernen Geschichtswissenschaft erscheinen die skizzierten historischen Ereignisse in der Dietrichsage eigentümlich verdunkelt und verzerrt...“

S.6:“..Rätselhaft bleibt indes die Hauptsache: wie es zur Verwandlung der historischen Eroberung durch Theoderich in die Vertreibung Dietrichs aus Italien kommen konnte. Man hat u.a. diskutiert, ob hier ein Versuch vorliegt, die Gotenherrschaft in Italien als ursprünglich und daher rechtmäßig hinzustellen, ob im Schicksal des „armen Dietrich“ (wie er sich selbst wiederholt nennt) die Vernichtung des Ostgotenreichs durch Byzanz reflektiert wird....Letzlich bleiben aber alle Erklärungsversuche unverbindlich, und man kann nur grundsätzlich feststellen, dass sich die Umformulierung des historischen Geschehens zur Fluchtsage an einem „Situationsschema“ orientierte, das –mit einem mehr oder weniger festen Motivinventar ausgestattet – aus älterer Erzähltradition geläufig war.“

Auch Heinzle ist klar, dass Theoderich der Große einfach nicht zum Dietrich der Sage passt.
Nein, Heinzle sagt im Prinzip nichts anderes aus, als dass in Epen die Rollen von historischen Figuren zum Teil bis in ihr Gegenteil verkehrt werden. Er ist kein Gewährsmann für Deine Markomannenthese. Im Gegenteil: "Wie die anderen Zweige dieser Überlieferung, hat auch die Dietrichsage einen historischen Ursprung in der Völkerwanderungszeit: in Dietrich, dem Herrscher von Bern (das heißt: Verona) lebt die Erinnerung an den Ostgotenkönig Theoderich den Großen fort. (S. 1) [...] Der Kern der Dietrichsage: Die Fluchtfabel lässt sich auf das zentrale Ereignis in der Laufahn Theoderichs beziehen: die Begründung des italienischen Reiches der Ostgoten. (S. 2)"
Desweiteren führt Heinzle dann aus, wie unter Theoderichs Vater Thiudemir die Ostgoten noch als Verbündete oder Untertanen von Attilas Hunnen gegen die Römer kämpften und schließlich, nach Attilas Tod, Theoderich als Geisel nach Byzanz ging, bevor er zunächst nach Pannonien zurückkehrte um dann Italien zu erobern.


Im Übrigen spricht Heinzle auch mehrfach Witege an, den Sohn des Sagenschmieds Weland, der in der Dietrichsepik eine Rolle spielt. Der historische Vitege war der Schwiegerenkel von Theoderich, wiederum ein Hinweis auf die VWZ/das FMA.

@Er zitiert im Rahmen dieser Merkwürdigkeit auch zwei Runeninschriften aus Skandinavien:

S.15:“..Es herrschte, ThiodrikR, der kühngemute,
der Fürst der Krieger, über den Strand des Hreidmeeres.
. Jetzt sitzt er gerüstet, auf seinem gotischen Roß,
den Schild auf der Schulter, der Held der Märinge.“

S.16:“..Deodric besaß dreißig Winter lang Maeringaburg (die Stadt der Maeringe?), dass war vielen bekannt.“

Mit Marbod/Thidrek ist Märige/Märinge als Mähren (Böhmen) nun leicht zu übersetzen!

Ist es nicht. Die Mærinȝa burg des englischen Deor-Liedes ist eindeutig ein Ort (burg), keine Landschaft.
Interessanterweise ist Süttirols zweitgrößte Stadt Meran in mittelalterlichen Dokumenten als Maeringa überliefert. So treten bei der Scheidung der Grafschaften Tirol und Görz 1267 in Lienz der Meraner Priester (plebano de Maeringa) Alberone Scriba und der lokale Graf(?) Heinrich von Meran (Haeinrico de Maeringa) als Zeugen auf. Mit Meran wiederum sind wir wieder mitten im ostgotischen Herrschaftsgebiet unter Theoderich.
Ein weitere Kandidat, ebenfalls im Herschaftsgebiet Theoderichs, wäre das in mittelalterlichen Quellen (Urkunden und historiographischen Texten) als "Marinco" überlieferte Marengo, zwischen Mailand und Genua.

Und Dietrich ist eben kein erfolgreicher Eroberer, im Gegenteil, er ist der „arme Dietrich“ ohne Land:

S.24:“...Als dieser Dietrich die Nachricht überbringt, bricht dieser in Klage aus, es fällt das Wort vom armen Dietrich, und Dietrich fragt verzweifelt, wer ihm nun helfen solle in der Amelunge lant zurückzukehren.“


Der ins Land der Amaler (also des greutungischen ergo ostgotischen Adelsgeschlechtes, unten mehr dazu) zurückkehren möchte.


Zu Ermenrichs Tod: S.55:“Interessant ist eine Variante von B in V. 1,2: statt „den“ (Ermenrich) will der Berner vertreiben, wie in A heißt es da:“der wollte den Berner vertreiben“. Damit kann eine Variante von Dietrichs Vertreibung angezeigt sein, in der es beim Versuch blieb;...Die Forschung hat viel Mühe darauf verwendet, die Genese des Liedes zu erhellen: Quellen, Einflußwege und Vorstufen zu ermitteln und zu rekonstruieren. Alle diese Versuche sind gescheitert.“

Nun in Ermenrich oder Ermanerik kann man (G)ermanicus erkennen. Zwar war der Herrführer im römischen Versuch dessen Onkel Tiberius, aber Germanicus blieb hier, vor allem wegen des 15/16er Krieges besser in Erinnerung. Wenn nun Germanicus als Onkel Thidreks/Marbods erscheint, dann ist auch das nicht verwunderlich: Denn Marbod war ja nun ein römischer Mitläufer, sein Reich nach römischen Muster geformt, und sein Exil unter Roms Gnaden. Das dann später noch Etzel/Attila mit Pannonien in Verbindung gebracht wurde, liegt für die Völkerwanderungszeit auf der Hand. Zumal Pannonien nicht nur das spätere Hunnenland war, sondern zu Marbods Zeiten das neuralgische Einfallstor in die Poebene (hier auch: Ravenna; und last but not least, Arminius dieses Einfallstor kannte, was im weiteren noch interessant sein könnte).

Ach ja, wieder Deine These von der versuchten Befreiung der Thusnelda :D. Nimm doch mal einfach das näher liegende an: Ermanarich ist ein germanischer Name. Belegt beim Romanogoten Jordanes als König der Goten aus dem Geschlecht der Amaler: Ermanareik, da braucht man Germanicus nicht für zu bemühen. Und die Beziehung zwischen Ermanareik und Theoderich klärt sich dann auch auf, wenn man mal Jodanes bemüht, Ermanareik war der Bruder des Urururopas von Theoderich, die beiden Linien verbanden sich wieder mit Theoderichs Tochter Amalaswintha:
"Amal, a quo et origo Amalorum decurrit: qui Amal genuit Hisarna: Hisarnis autem genuit Ostrogotha: Ostrogotha autem genuit Hunuil: Hunuil item genuit Athal: Athal genuit Achiulf et Oduulf: Achiulf autem genuit Ansila et Ediulf, Vultuulf et Hermenerig: Vultuulf vero genuit Valaravans: Valaravans autem genuit Vinitharium: Vinitharius quoque genuit Vandiliarium: Vandalarius genuit Thiudemer et Valamir et Vidimir: Thiudimir genuit Theodericum: Theodericus genuit Amalasuentham: Amalasuentha genuit Athalaricum et Matesuentham de Eutharico viro suo, cuius affinitas generis sic ad eam coniuncta est.
Nam supra dictus Hermanaricus, filius Achiulf, genuit Hunimundum: Hunimundus autem genuit Thorismundo: Thorismund vero genuit Berimud: Berimud autem genuit Vetericum: Vetericus item genuit Eutharicum, qui coniunctus Amalasuinthae genuit Athalaricum et Mathesuentam, mortuoque in puerilibus annis Athalarico Mathesuenthae Vitigis est copulatus, de quo non suscepit liberum;..."
Amal von dem sich das Geschlecht der Amaler herleitet, so dass Amal Hisarnis zeugte, Hirsanis zeugte aber Ostrogotha, Ostrogotha aber zeugte Hunuil, Hunuil zeugte ebenso Athal, Athal zeugte Achiulf [...], Achiulf zeugte aber [...] Vultuulf und Hermanarich, Vultuulf zeugte aber Valaravans, Valavarans aber zeugte Vinitharius. Vinitharius zuegte auch Vandalarius. Vandalarius zeugte Thiudemir [...] Thiudemir zeugte Amalaswintha. Amalaswintha zeugte Athalarich und Matesuentha von ihrem Manne Eutharich, mit dem sie auf folgende Weise durch Blutsverwandtschaft verbunden war: Der oben erwähnte Ermanarich, Sohn des Achiulf, zeugte Berimud, Berimud zeugte Vetericus, ebenso zeugte Vetericus Eutharich, welcher mit seiner Ehefrau Amalaswintha Athalarich und Matesuentha zeugte....

Diese Stelle zeigt uns im Übrigen exemplarisch noch etwas anderes, ganz interessantes: Die sich erst mit den Merowingern ausbildende Leitnamenkontinuität – auf der ja letztlich auch die These von der notwendigen Seg-Silbe bei Arminius beruht (dann anstelle der Leitnamenkontinuitätz die Leitsilbenkontinuität) – ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben. Bei den Amalern lassen sich keine Leitnamen feststellen, auch bei den späteren Ost- und Westgoten nicht.

Nach einem Leben als erfolgreicher König aller Goten und Sieger über viele Völker, wird Hermanarich von zwei ihre Schwester rächenden Brüdern ein Schwert in die Seite gestoßen, woran er dann auch stirbt, laut Jordanes in dem biblischen Alter von 110 Jahren: "Inter haec Hermanaricus tam vulneris dolore quam etiam Hunnorum incursionibus non ferens grandevus et plenus dierum centesimo decimo anno vitae suae defunctus est. " Unter diesem so heftigen Wundschmerz und auch den feindlichen Einfällen der Hunnen brachte er sein Leben unter den vollen Tagen von 110 Jahren zu Ende.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ausgerechnet Arminius?
Arminius ist DER herausragende Germane überhaupt. Seine Leistung, die Befreiung Germaniens aus der römischen Herrschaft und die Abwehr der riesigen Heere des Germanicus, wird bei den germanischen Stämmen einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben (im Laufe der Zeit werden die Gesänge bis nach Skandinavien und Island gelangt sein).
Dagegen erscheinen die Taten irgendeines Sigibert III. usw. als geradezu lächerlich.
Ich habe nie behauptet, dass Sigibert III. bedeutender sei, als Arminius. Aber: Er war bedeutsam genug, dass noch 500 Jahre nach seinem Tod eine Biographie von ihm verfasst wurde, weshalb ihn als unbedeutend hinzustellen nicht gerechtfertigt ist.

Sigurd/Siegfried wird, zumindest was den frühen Teil der Edda/des Nibelungenliedes betrifft, als DER herausragende Held dargestellt, der alles kann und dem alles gelingt. Diese Eigenschaften können nur einem Mann zugeschrieben werden, der Epochales geleistet
hat: Arminius.

Ich finde jemandem, der einen Zweifrontenkrieg erfolgreich schlägt, kann man durchaus auch zugestehen, dass er "Epochales" geleistet hat.

Wenn Sigibert oder sonst jemand durch höhere Tributzahlungen erreicht haben, dass die Hunnen einige Jahre nicht kamen, so wird das einen Isländer im 10.Jhd. weinig beeindruckt haben.
Das mag zwar die historische Wahrheit sein, die hinter Gregor steht, aber Gregor selbst überliefert es ja gerade so, dass Sigibert (I., nicht III. wohlgemerkt!) die Geschenke erhalten habe, nicht umgekehrt.


Arminius bzw. Sigurd verdanken ihren Aufstieg und Ruhm der Vernichtung des Varusheeres bzw. der Tötung des Drachens. Gerade Deine angeführten Beispiele von historischen bzw. epischen Ereignissen zeigen die Verfremdungen der Details, die im Laufe der Jahrhunderte stattgefunden haben.

Weshalb uns eben nichts bleibt, als auf das vorhandene Namenmaterial zurückzugreifen. Und das Namenmaterial verweist ganz deutlich auf die VWZ/das FMA, auf Franken, Goten, Hunnen, nicht auf Cherusker, Markomannen und Römer.


Es ist so, wie es Giesebrecht schon 1837 (!) festgestellt hat:
Hinter dem Siegfried des Nibelungensliedes verbirgt sich nicht eine EINZIGE historische Person, sondern MEHRERE.
Es ist sinnlos, nach einer einzigen historischen Person zu suchen, auf die alle Eigenschaften und Ereignisse passen.

Solcherlei würde ich nie bestreiten.


So, ich geh jetzt Winnetous Nuggets suchen. Die muss er ja verloren haben, als er erschossen wurde. :pfeif:
 
Ave Zusammen,

@ElQuichote:"...Was Reichert schreibt, ist mir egal. Er ist ein Mensch und daher nicht fehlerlos...."

Ach ja richtig, das ist ja nur ein Germanistik Professor, hatte ich vergessen, fehlerlos, das bist du ja.

@ElQuichote:"...Ausschlaggebend ist doch, was das Nibelungenlied schreibt, und das spricht von zwölf Wagen, die je vier Touren machen sollen, die je nach HS drei oder neun Stunden dauern.
HS A: swaz zuelf kanzwegene meist mohten tragen/in vier tagen vñ naht von dem berge dan/ovch muos ir islicher des tages dristvnde gan
HS B: swaz zwelf chanzwagene meiste mohten tragen/in vier tagen vnd nahten von dem berge dan/ovch mvose ir ietslicher des tages dristvnt gan.
HS C: swaz zwelf kanzwægene meiste mohten tragen/viere tage lange von dem berge dan/ovch mvos ir ieslicher des tages nivn stvnden gan. .... dass Deine Drittklässler 144 Warenladungen herausbekämen, sondern 48. ...“

12 Wagen, 1 mal Tag und 1 mal Nacht mal an 4 Tagen, das sind alleine schon 96 und nicht 48.

Nun, Simrock übersetzt in seiner 1868er Ausgabe: „...Nun mögt ihr von dem Horte Wunder hören sagen: Zwölf Doppelwagen konnten ihn kaum von dannen tragen, In der Tag und Nächte vieren aus des Berges Schacht, hätten sie des Tages den Weg auch dreimal gemacht.“

Also somit dann 144. Über die sprachlichen Details kannst Du dich ja mit Prof. Reichert auseinander setzten, falls er nicht zu sehr unter deinem Niveau liegt.

@ElQuichote:"...Im Übrigen, diese kleine Spitze kann ich mir hier leider nicht verkneifen:
Zitat:
Trajan
Wissenschaft besteht jedenfalls nicht aus dem ständigen repetieren lexikalischen und veralteten Wissens.

Wer hat hier also falsches repetiert?...“

Im Übrigen, diese kleine Spitze kann ich mir hier leider nicht verkneifen: Deine zwei schönsten Jahre waren das dritte Schuljahr?

@ElQuichote:"... „...Mit Weltbild hat das nichts zu tun. Höchstens insofern, dass ich für möglichst wissenschaftliche Korrektheit bzw. Intersubjektivität bin. Wenn Dir das Wort Blödsinn nicht schmeckt, dann tut es mir sehr leid, aber wenn etwas Blödsinn ist, dann muss man das Kind auch beim Namen nennen dürfen! ...“

„wissenschaftliche Korrektheit bzw. Intersubjektivität“ bei Dir? Wenn Dir das Wort Quacksalberei nicht schmeckt, nenne es gelehrten Blödsinn. Dann tut es mir sehr leid, aber wenn etwas Quacksalberei ist, dann muss man das Kind auch beim Namen nennen dürfen!


@ElQuichote:"...Dafür gibt es null Anhaltspunkte. Es gibt keinen Hinweis auf Marbod, keinen auf die Markomannen, keinen auf die FKZ, nur auf VWZ und FMA und das zuhauf. Dagegen zu argumentieren, muss man mehr in der Hand haben, als dass der Vater von Arminius Segimer hieß. ... Ich habe gezeigt, dass die Epen wenig bis nichts mit der historischen Realität zu tun haben. Also ist das einzige, worauf wir zurückgreifen können, das Namenmaterial....“

Hinweise gibt es zu Hauf, wer sie nicht sehen will, dem kann man nicht helfen. Deine „wissenschaftliche Korrektheit bzw. Intersubjektivität“ hilft die natürlich nicht weiter, wenn Du als Sprachwissenschaftler immer an denselben Oberflächlichkeiten hängen bleibst. Als Althistoriker muss man aber auch ein bisschen weiterdenken, bei den dünnen Quellen muss halt immer mal etwas interpoliert werden.

@ElQuichote:"..Nur wurde die Colonia Ulpia Traiana erst hundert Jahre nach Arminius begründet. Deine Kalefeld-Hypothese ist auch alles andere als überzeugend....“

Ersteres bezweifelt ja niemand, aber das Nibelungenlied und seine Vorgängersagen wurden ja auch sehr viel später verschriftlicht. Was das zweite angeht: Die Kalefeld Folgerung ist nicht überzeugend, sondern zwingend. Tatsachen sind zwingend, Überzeugungen tödlich.


@ElQuichote:"...Nein, Heinzle sagt im Prinzip nichts anderes aus, als dass in Epen die Rollen von historischen Figuren zum Teil bis in ihr Gegenteil verkehrt werden...“

Nun dass musste er ja auch, da er auf die Idee mit Marbod noch nicht gekommen ist. Da braucht man diese Hilfskonstruktion eben nicht mehr.

@ElQuichote:"... Er ist kein Gewährsmann für Deine Markomannenthese. Im Gegenteil: "Wie die anderen Zweige dieser Überlieferung, hat auch die Dietrichsage einen historischen Ursprung in der Völkerwanderungszeit: in Dietrich, dem Herrscher von Bern (das heißt: Verona) lebt die Erinnerung an den Ostgotenkönig Theoderich den Großen fort. (S. 1) [...] Der Kern der Dietrichsage: Die Fluchtfabel lässt sich auf das zentrale Ereignis in der Laufahn Theoderichs beziehen: die Begründung des italienischen Reiches der Ostgoten. (S. 2)"

Yep, genau das sind diese Hilfskonstruktionen, die inzwischen dutzende Promotionen füllen, vermutlich deine auch.

@ElQuichote:"...Ist es nicht. Die Mærinȝa burg des englischen Deor-Liedes ist eindeutig ein Ort (burg), keine Landschaft. ...“

Niemand verlangt eine Landschaft. Übrigens benennt Ptolemäus (150) in der Gegend Böhmen und Mähren diese seine Hauptstadt mit Marobudum .

@ElQuichote:"...Interessanterweise ist Süttirols zweitgrößte Stadt Meran in mittelalterlichen Dokumenten als Maeringa überliefert. ...“

Wiki: „...Meran (italienisch Merano, lateinisch Meranum, mittelalterlich an der Meran)
Im Meraner Stadtteil Zenoberg befand sich bereits in der Spätantike eine befestigte römerzeitliche Siedlung namens Castrum Maiense, die im Namen der ehemaligen Gemeinde und des heutigen Stadtteils Mais fortlebt. Meran selbst wurde zum ersten Mal im Jahre 857 als Mairania erwähnt...“ Zudem ist Meran eben schon mal nicht Ravenna, wo Theodrich UND zum Schluss auch Marbod weilten.

@ElQuichote:"...Weshalb uns eben nichts bleibt, als auf das vorhandene Namenmaterial zurückzugreifen. Und das Namenmaterial verweist ganz deutlich auf die VWZ/das FMA, auf Franken, Goten, Hunnen, nicht auf Cherusker, Markomannen und Römer. ...“

Was Dir als Sprachwissenschaftler bleibt, weiss ich nicht, als Althistoriker bleibt jedenfalls mehr. Mit dem oberflächlichen Namensmaterial bleibst du ewig in der mittelalterlichen Sackgasse stecken. Übrigens: Die historische Hilfswissenschaft der Sprachforschung kann zwar historisch weder etwas beweisen noch widerlegen, aber man kann sie gleichermaßen konstruktiv als auch destruktiv einsetzen. Dass du sie hier nur destruktiv einsetzt, ist verständlich. Aber vielleicht versuchst Du es mal mit Konstruktivität.

@ElQuichote:"...So, ich geh jetzt Winnetous Nuggets suchen. Die muss er ja verloren haben, als er erschossen wurde. ...“

Und ich such dann den Nibelungenschatz, mal sehen wer ehr fündig wird. Aber der findet sich natürlich genauso wenig im Rhein, wie deine Indianer-Nuggets.:pfeif:


@Sascha:"...Tja, das ist woran ich immer verzweifle….
Der Held, in Liedern besungen etc, bis auf Tacitus der sagt das sie Helden besingen gibt es dort doch nichts, es heißt nicht einmal das Arminius besungen wird…"

Das ist nicht richtig, denn es heisst in tac.ann. II,88: "..Er wurde 37 Jahre alt, zwölf Jahre hatte er die Macht in Händen, und noch immer besingt man ihn bei den barbarischen Völkern." Ohne Zweifel also Arminius.

@Sascha:"...Wie und Wo kann man die Traditionslinie aus den ersten beiden Jahrzehnten des erstens Jahrhunderts zur Entstehung des mythischen Siegfrieds ziehen? Das sind alles recht wackelige Thesen…"

Nun, die Traditionslinie über die Franken ist ja klar, und das schrieb vor Giesebrecht in 1822 schon Mone. Mit Kalefeld ist aber nun die letzte Lücke auch durch archäologische Quellen geschlossen. Auch ist die Überlieferungszeit keineswegs so kritisch. Denn der lockere Frankenverband schloss sich spätestens mit Chilperich Mitte des fünften Jahrhunderts zu einem Königreich zusammen. In dieser Völkerwanderungszeit wurde das ganze verfestigt, und natürlich mit den damals interessanten Personennamen eingedeckt. Spätestens mit KdG im ausgehenden achten Jahrhundert wurde es sogar verschriftlicht. Die mündlich volatile Zeit war also nicht mehr als gute 500 Jahre, oder 15 Generationen bzw. 7 Grossvätergenerationen lang. Das ist nicht so viel. Auch nicht mehr als bei der Illias des Homer. Mit dem Unterschied, das im vergleichsweisen langweiligen germanischen es nicht so viele Heldengestalten gab wie in der reichhaltigeren griechischen Antike, was die mündliche Überlieferung zusätzlich passiv festigte. Zumal die Überlieferung in Gesängen und Versen mehr Festigkeit hat, als lose Prosa.


@Nicole:"...Hinter dem Siegfried des Nibelungensliedes verbirgt sich nicht eine EINZIGE historische Person, sondern MEHRERE.
Es ist sinnlos, nach einer einzigen historischen Person zu suchen, auf die alle Eigenschaften und Ereignisse passen...."

Das würde ich nicht sagen. Denn wodurch wird eine Person beschrieben? Durch seinen Charakter, Taten, Orte, Partner? Oder durch seinen Namen? Nimmt man letzteres, dann gibt es reichlich Siegfriede, so ziemlich jeder Adlige der sich irgendwann in die Überlieferung reinschreiben lies. Gerade bei der charakterlichen Diskrepanz zwischen dem Loser Dietrich und dem Erfolgsmenschen Theoderich der Große ist das überdeutlich.

Nehmen wir mal als modernes Beispiel Romeo und Julia von Shakespeare und die Westside Story von Bernstein. Namen, Orte, Zeiten wurden bei letzterem geändert, trotzdem ist es noch Romeo und Julia, weil die Begebenheiten und Charaktere einfach übertragen wurden. Wenn wir diese Zusammenhänge nicht genau wüssten, so werden sich vielleicht spätere Historiker des Jahres 10324 genauso in den Haaren hängen, wie wir heute mit Arminius/Sigurd und Marbod/Thidrek.

Und so sehen wir inzwischen immer deutlicher, dass das Nibelungenlied nur zusammenbrachte, was zusammengehörte: Die Arminius/Sigurd und Marbod/Thidrek Sagen. Die solange merkwürdigen Zusammenhänge zwischen Siegfriedsage und Dietrichepik lösen sich damit endlich auf.

Es wird noch ein paar Jahrzehnte dauern, bis sich das durchsetzt, aber es ist absehbar. Wer den Faden aufnimmt, kann seine Chance nutzen.

Beste Grüsse, Trajan.
 
Ave Zusammen,

@ElQuichote:"...Was Reichert schreibt, ist mir egal. Er ist ein Mensch und daher nicht fehlerlos...."

Ach ja richtig, das ist ja nur ein Germanistik Professor, hatte ich vergessen, fehlerlos, das bist du ja.

Was soll diese billige Polemik?! Nimm doch einfach zur Kenntnis, was das Nibelungenlied schreibt.

Nun, Simrock übersetzt in seiner 1868er Ausgabe: „...Nun mögt ihr von dem Horte Wunder hören sagen: Zwölf Doppelwagen konnten ihn kaum von dannen tragen, In der Tag und Nächte vieren aus des Berges Schacht, hätten sie des Tages den Weg auch dreimal gemacht.“

Karl Simrock ist nur wirklich alles andere, als ein guter Gewährsmann. Der übersetzte nicht, der dichtete nach. Dabei waren ihm Metrik und Reim sehr viel wichtiger als Texttreue.

Im Übrigen, diese kleine Spitze kann ich mir hier leider nicht verkneifen: Deine zwei schönsten Jahre waren das dritte Schuljahr?

Wenn Dir die Argumente ausgehen wirst Du also persönlich? Schade!


@ElQuichote:"...Dafür gibt es null Anhaltspunkte. Es gibt keinen Hinweis auf Marbod, keinen auf die Markomannen, keinen auf die FKZ, nur auf VWZ und FMA und das zuhauf. Dagegen zu argumentieren, muss man mehr in der Hand haben, als dass der Vater von Arminius Segimer hieß. ... Ich habe gezeigt, dass die Epen wenig bis nichts mit der historischen Realität zu tun haben. Also ist das einzige, worauf wir zurückgreifen können, das Namenmaterial....“

Hinweise gibt es zu Hauf, wer sie nicht sehen will, dem kann man nicht helfen. Deine „wissenschaftliche Korrektheit bzw. Intersubjektivität“ hilft die natürlich nicht weiter, wenn Du als Sprachwissenschaftler immer an denselben Oberflächlichkeiten hängen bleibst. Als Althistoriker muss man aber auch ein bisschen weiterdenken, bei den dünnen Quellen muss halt immer mal etwas interpoliert werden.

Wo sind sie denn, deine Hinweise?! Haltlose Spekulationen en masse.


@ElQuichote:"...Interessanterweise ist Süttirols zweitgrößte Stadt Meran in mittelalterlichen Dokumenten als Maeringa überliefert. ...“

Wiki: „...Meran (italienisch Merano, lateinisch Meranum, mittelalterlich an der Meran)
Im Meraner Stadtteil Zenoberg befand sich bereits in der Spätantike eine befestigte römerzeitliche Siedlung namens Castrum Maiense, die im Namen der ehemaligen Gemeinde und des heutigen Stadtteils Mais fortlebt. Meran selbst wurde zum ersten Mal im Jahre 857 als Mairania erwähnt...“ Zudem ist Meran eben schon mal nicht Ravenna, wo Theodrich UND zum Schluss auch Marbod weilten.

Willst Du mit Deinem Wikipedia-Zitat etwa das als Meran belegte Maeringa anzweifeln?! Dann wende Dich bitte ans Tiroler Landesarchiv in Innsbruck!
Meran und Marenga/Marinca sind sehr näher liegender und gehören zum Herrschaftsgebiet des Theoderich.

@ElQuichote:"...Weshalb uns eben nichts bleibt, als auf das vorhandene Namenmaterial zurückzugreifen. Und das Namenmaterial verweist ganz deutlich auf die VWZ/das FMA, auf Franken, Goten, Hunnen, nicht auf Cherusker, Markomannen und Römer. ...“

Was Dir als Sprachwissenschaftler bleibt, weiss ich nicht, als Althistoriker bleibt jedenfalls mehr. Mit dem oberflächlichen Namensmaterial bleibst du ewig in der mittelalterlichen Sackgasse stecken. Übrigens: Die historische Hilfswissenschaft der Sprachforschung kann zwar historisch weder etwas beweisen noch widerlegen, aber man kann sie gleichermaßen konstruktiv als auch destruktiv einsetzen. Dass du sie hier nur destruktiv einsetzt, ist verständlich. Aber vielleicht versuchst Du es mal mit Konstruktivität.

Spekulation gegen Namenmaterial? Dann entscheide ich mich für das, auf das man sich sinnvollerweise stützen kann!
 
...Deine Kalefeld-Hypothese ist auch alles andere als überzeugend....“

...Was das zweite angeht: Die Kalefeld Folgerung ist nicht überzeugend, sondern zwingend. Tatsachen sind zwingend, Überzeugungen tödlich.

Ähm hab ich da was verpasst? Was soll daran bitte zwingend sein? Hatte ich nicht genügend Gegenargumente geschrieben?


Deine Theorie lautet ungefähr so:

Die Römer haben tatsächlich eine Schlacht in Germanien geschlagen.

Also muss sie gegen die Franken gegangen sein, obwohl sie sie damals noch nicht nennen und in der gleichen Quelle für spätere dann doch kennen.

Daraus folgt also eindeutig, dass die Franken die Nachfolger der Cherusker waren.


Wo bitte ist da was zwingendes?



Die Stämme vermischten sich untereinander immer wieder. Natürlich gab es unter den Franken Nachfahren der Cherusker, genau wie auch bei den Sachsen, aber dafür brauche ich keine Schlacht gegen die Römer. Und einzig aus dem Ort dieser Schlacht, möchtest du jetzt also "beweisen", dass die Cherusker den Kern der Franken darstellten?

Also da muss ich El Quijote eindeutig zustimmen...





Außerdem wollte ich nochmal fragen wie du auf die Gleichsetzung von Diedrich und Marbod kommst. Wenn du es schon einmal geschrieben hast, habe ich es wohl wegen dem ganzen Durcheinander in diesem Thread übersehen.
Oder einfach nur, weil er der Gegenspieler von Arminius war?
 
Zuletzt bearbeitet:
Und einzig aus dem Ort dieser Schlacht, möchtest du jetzt also "beweisen", dass die Cherusker den Kern der Franken darstellten?

Kurz bevor die ersten Frankeneinfälle ins Römische Reich stattfanden, operierten die Römer tief in Germanien (im ehemaligen Cheruskerland). Das ist durch Kalefeld archäologisch bewiesen.
Um ihren Konfliktpartner in seinem Kerngebiet zu treffen, waren diese weiten Vorstöße notwendig.
So habe ich zumindest Trajan verstanden und so macht es auch Sinn.
 
Kurz bevor die ersten Frankeneinfälle ins Römische Reich stattfanden, operierten die Römer tief in Germanien (im ehemaligen Cheruskerland). Das ist durch Kalefeld archäologisch bewiesen.
Um ihren Konfliktpartner in seinem Kerngebiet zu treffen, waren diese weiten Vorstöße notwendig.
So habe ich zumindest Trajan verstanden und so macht es auch Sinn.

Und wie kommt man jetzt auf dieses "Kerngebiet" und darauf dass es einen homogenen "Konfliktpartner" in Germanien gab??? Da fehlt irgendwie dieser zwingende Beweis damit es einen Sinn ergeben kann...
 
Und wie kommt man jetzt auf dieses "Kerngebiet" und darauf dass es einen homogenen "Konfliktpartner" in Germanien gab??? Da fehlt irgendwie dieser zwingende Beweis damit es einen Sinn ergeben kann...

Homogen war der Konliktpartner wahrscheinlich nicht. Aber die Römer wussten im ersten Drittel des 3.Jhs. n.Chr. genau, wo sich neue Gegner formierten. Und das war offensichtlich im ehemaligen Cheruskerland. Ansonsten lässt sich kaum erklären, was die Römer so tief in Germanien zu dieser Zeit noch zu suchen hatten.
 
Aber die Römer wussten im ersten Drittel des 3.Jhs. n.Chr. genau, wo sich neue Gegner formierten. Und das war offensichtlich im ehemaligen Cheruskerland. Ansonsten lässt sich kaum erklären, was die Römer so tief in Germanien zu dieser Zeit noch zu suchen hatten.

Hier noch einmal Herodianus, der einen anderen Grund gibt:
(3) Als Maximinus ins Feindesland gekommen war, zog er weit hinein, ohne daß jemand ihm Widerstand leistete; die Barbaren waren zurückgewichen. Er verheerte das ganze Gebiet, als das Getreide gerade ganz reif war, zündete die Dörfer an und überließ sie den Truppen zum Plündern. Sehr leicht nämlich verbreitet sich das Feuer über die Städte, die sie bewohnen, und überhaupt über alle Behausungen...(6)...In jenen Gegenden nun vor allem geschahen die Zusammenstöße. Dort begann der Kaiser selbst aufs tapferste den Kampf.
Daraus könnte man also auch die Theorie basteln, dass die Römer nur so weit nach Germanien gezogen sind, im die Feinde endlich zu stellen und schon zuvor, also näher am Rhein, deren Siedlungen zerstört haben.

So weit ich weis wurden beim Schlachtfeld keine Siedlungen gefunden, oder? Also kann die "Formierung" der Gegner auch an einem anderen Platz stattgefunden haben. Von zwingend zu sprechen ist wohl eindeutig übertrieben...
 
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Daraus könnte man also auch die Theorie basteln, dass die Römer nur so weit nach Germanien gezogen sind, im die Feinde endlich zu stellen und schon zuvor, also näher am Rhein, deren Siedlungen zerstört haben.

Allerdings sieht es in Kalefeld danach aus, dass die Römer bereits auf dem Rückzug waren, als ihnen der Weg versperrt wurde. Woher die Römer kamen, kann nur vermutet werden, evtl. aus dem Raum zwischen Leine und nördlichem Harzvorland, also nach heutigem Kenntnisstand eine der Siedlungskammern der Cherusker.


So weit ich weis wurden beim Schlachtfeld keine Siedlungen gefunden, oder? Also kann die "Formierung" der Gegner auch an einem anderen Platz stattgefunden haben. Von zwingend zu sprechen ist wohl eindeutig übertrieben...

Von „zwingend“ hat auch niemand gesprochen.
Es müssen keineswegs Siedlungen direkt am Schlachtfeld gelegen haben. Maximinus Thrax ist lediglich weit ins (ehemalige) Cheruskerland, d.h. östlich der Leine vorgedrungen, hat auf dem Weg dorthin das Land verwüstet und schließlich die „Schlacht im Sumpf“ geschlagen.
Es ist durchaus möglich, dass bei Kalefeld ein Teil seiner Truppen von Germanen auf dem Rückweg in Kämpfe verwickelt wurde.

Es ist weniger wahrscheinlich, dass Maximinus Thrax rheinnahe Stämme durch halb Germanien vor sich hertrieb, um sie schlussendlich bei Kalefeld zu stellen. Dieses widerspräche auch dem archäologischen Befund.
 
Allerdings sieht es in Kalefeld danach aus, dass die Römer bereits auf dem Rückzug waren, als ihnen der Weg versperrt wurde. Woher die Römer kamen, kann nur vermutet werden
eben


Von „zwingend“ hat auch niemand gesprochen.
Eigentlich schon...


Es ist weniger wahrscheinlich, dass Maximinus Thrax rheinnahe Stämme durch halb Germanien vor sich hertrieb, um sie schlussendlich bei Kalefeld zu stellen. Dieses widerspräche auch dem archäologischen Befund.
Sorry, aber wie bitte kann man so etwas archäologisch widerlegen??? Wegen mir wollten die Römer von Norden über den Pass. Aber alles andere, was man daraus folgern möchte sind einfach nur haltlose Vermutungen...

Außerdem spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, dass die Feinde der Römer aus einem größeren Gebiet stammten und einfach nur die Summe aller Kriegerverbände darstellten, die auf römischem Boden Beute machen wollten. Da braucht man keinen Schmelztiegel im Cherusklerland.
 
Zuletzt bearbeitet:
Homogen war der Konliktpartner wahrscheinlich nicht. Aber die Römer wussten im ersten Drittel des 3.Jhs. n.Chr. genau, wo sich neue Gegner formierten. Und das war offensichtlich im ehemaligen Cheruskerland. Ansonsten lässt sich kaum erklären, was die Römer so tief in Germanien zu dieser Zeit noch zu suchen hatten.
Was soll es für eine Bedeutung haben, wenn sich im 3. Jh. Germanen dort formieren, wo 200 Jahre früher mal ein anderer Stamm sein Zentrum gehabt hat (haben könnte...)? Also: Warum die Betonung des ehemaligen Cheruskerlandes? :confused:
 
Sorry, aber wie bitte kann man so etwas archäologisch widerlegen??? Wegen mir wollten die Römer von Norden über den Pass.

Deine Frage hast Du ja schon selbst beantwortet.
Um eine ungefähre Aussage darüber zu treffen, woher die Römer kamen, muss man die Hauptkommunikationswege in Germanien kennen, die im wesentlichen seit Drusus´Zeiten bekannt waren.
Ein römisches Heer, das im Leinetal südwärts zog, kam aus dem Gebiet, das nach heutiger Kenntnis um Christi Geburt Cheruskerland war.
Aber alles andere, was man daraus folgern möchte sind einfach nur haltlose Vermutungen...
Nun gut, dann versuch´Du doch mal, den Sachverhalt zu erklären.

Dass die Römer in friedlicher Absicht unterwegs waren, ist nicht auszuschließen aber eher unwahrscheinlich. Warum sucht sich Maximinus Thrax so tief im Landesinneren (mehr als 250 km vom Rhein entfernt) seine Gegner, wenn er deren in Rheinnähe genügend hatte? Eine Möglichkeit ist, dass er dort das Zentrum vermutete und mit diesem Gegenschlag die Feinde in ihrer Heimat treffen wollte. Ansonsten macht dieses „Himmelfahrtsunternehmen“ keinen Sinn.

Was soll es für eine Bedeutung haben, wenn sich im 3. Jh. Germanen dort formieren, wo 200 Jahre früher mal ein anderer Stamm sein Zentrum gehabt hat (haben könnte...)? Also: Warum die Betonung des ehemaligen Cheruskerlandes?

Im Grunde genommen hast Du recht. Bisher nahm man an, dass nach den Chattenkriegen Domitians die Cherusker ab etwa 100 n.Chr. an Bedeutung verloren hatten und damit auch für die Römer nicht mehr von Interesse waren.
Was aber suchte das römische Heer, das im 3.Jh. bei Kalefeld kämpfte, in ihrem Land? Bis vor einem Jahr wäre die These Trajans noch vollkommen absurd gewesen, aber es sieht so aus, dass die Reste der Cherusker größtenteils im Verband der Franken (und nicht Sachsen) aufgingen und im Zuge dessen in Konflikt mit den Römern traten.
Trajan geht dann den nächsten Schritt: Wenn die Cherusker in den Franken aufgingen, könnte, bei aller gebotenen Vorsicht, auch deren Sagentradition (die Geschichten um Arminius und Marbod) weitergetragen worden sein. Spekulativ aber interessant.
 
Ave Zusammen,

@Witege:“...Deine Theorie lautet ungefähr so: Die Römer haben tatsächlich eine Schlacht in Germanien geschlagen. Also muss sie gegen die Franken gegangen sein, obwohl sie sie damals noch nicht nennen und in der gleichen Quelle für spätere dann doch kennen. Daraus folgt also eindeutig, dass die Franken die Nachfolger der Cherusker waren. Wo bitte ist da was zwingendes? ...“

Nun, Franken wurden sie erst genannt, nachdem sie Gallien tatsächlich überfielen. Vorher nannte man sie nur unter dem Oberbegriff Germanen bzw. Barbaren. Der Zeitpunkt der Benennung allein sagt über die Genese der Franken gar nichts aus.


@Witege:“...Die Stämme vermischten sich untereinander immer wieder. Natürlich gab es unter den Franken Nachfahren der Cherusker, genau wie auch bei den Sachsen, aber dafür brauche ich keine Schlacht gegen die Römer. Und einzig aus dem Ort dieser Schlacht, möchtest du jetzt also "beweisen", dass die Cherusker den Kern der Franken darstellten? ...“

Das Cherusker zu den (Proto-)Franken gehörten war eigentlich schon lange bekannt, aber mit Kalefeld wird klar, dass es sich eben nicht um ein paar Cherusker handelte. Alle Cherusker gingen in den später so genannten Franken/Alemannen und den späteren Sachsen auf. UND sogar auf dem Gebiet der Cherusker! Das bringt eine völlig neue Qualität mit sich. Die westlichen Cherusker bildeten einen wesentlichen Kulturteil der Franken, und die östlichen einen wesentlichen Teil der entstehenden Sachsen. Es ist damit selbstverständlich, das auch das wesentliche Kulturgut, nämlich sicher die Siegfried/Sigurd-Sage, und vermutlich die des Volkskönig Thidrek, in den Sagenschatz der Nachfolgervölker auf. Kein Wunder also, dass sich der Stoff danach in alle Himmelsrichtungen ausbreitete, mit unterschiedlichen Akzenten und Ausschmückungen. Insbesondere erkennbar auch, dass mit den Angel-Sachsen der Stoff sogar auch im britischen Beowulf untergebracht wurde.



@Nicole:“Kurz bevor die ersten Frankeneinfälle ins Römische Reich stattfanden, operierten die Römer tief in Germanien (im ehemaligen Cheruskerland). Das ist durch Kalefeld archäologisch bewiesen.
Um ihren Konfliktpartner in seinem Kerngebiet zu treffen, waren diese weiten Vorstöße notwendig...... Homogen war der Konliktpartner wahrscheinlich nicht. Aber die Römer wussten im ersten Drittel des 3.Jhs. n.Chr. genau, wo sich neue Gegner formierten. Und das war offensichtlich im ehemaligen Cheruskerland. Ansonsten lässt sich kaum erklären, was die Römer so tief in Germanien zu dieser Zeit noch zu suchen hatten.


Absolut korrekt.



@Witege:“...Hier noch einmal Herodianus, der einen anderen Grund gibt: (3) Als Maximinus ins Feindesland gekommen war, zog er weit hinein, ohne daß jemand ihm Widerstand leistete; die Barbaren waren zurückgewichen. Er verheerte das ganze Gebiet, als das Getreide gerade ganz reif war, zündete die Dörfer an und überließ sie den Truppen zum Plündern. Sehr leicht nämlich verbreitet sich das Feuer über die Städte, die sie bewohnen, und überhaupt über alle Behausungen...(6)...In jenen Gegenden nun vor allem geschahen die Zusammenstöße. Dort begann der Kaiser selbst aufs tapferste den Kampf....“

Hier wird die spätestens seit Arminius bekannte Strategie des Hit and Run beschrieben, nicht mehr und nicht weniger. Wenn die Germanen etwas begriffen hatten, dann war es den Römern möglichst keine offene Feldschlacht zu bieten. Da konnte man nur verlieren.

@Witege:“...Daraus könnte man also auch die Theorie basteln, dass die Römer nur so weit nach Germanien gezogen sind, im die Feinde endlich zu stellen und schon zuvor, also näher am Rhein, deren Siedlungen zerstört haben....“

Yep, basteln. Nur klappt das schon aus logistischen Gründen nicht: Kein Römer wäre so blöd gewesen, sich, wenn er nur rheinnahe Feinde suchte, bis hinter die Weser locken zu lassen, nach den archäologischen Befunden mindestens etwa bis Hildesheim, vielleicht sogar bis fast an die Elbe. Wenn man den Feind nach 50 km nicht gefunden hatte, da läuft man dann nicht noch 500 km weit. Und der eigentliche logistische Grund ist: Für eine so weitgehende Militäroperation, wie sie durch Kalefeld bewiesen ist, braucht man eine ganz andere Unterstützung (syrische Bogenschützen, massivste Artellerie, etc.pp.), Material, Proviant, eben Logistik. Das klappt nur, zumal erfolgreich, wie ebenfalls in Kalefeld zu sehen ist, wenn man von Anbeginn sich für diese weite Reise gewappnet hat.
Ein aus dem Ruder gelaufener Rheinnaher Feldzug (zudem von Mainz statt von Köln aus) scheidet daher mit Sicherheit aus.

@Witege:“...So weit ich weis wurden beim Schlachtfeld keine Siedlungen gefunden, oder? Also kann die "Formierung" der Gegner auch an einem anderen Platz stattgefunden haben. Von zwingend zu sprechen ist wohl eindeutig übertrieben...“

@Nicole:“...Allerdings sieht es in Kalefeld danach aus, dass die Römer bereits auf dem Rückzug waren, als ihnen der Weg versperrt wurde. Woher die Römer kamen, kann nur vermutet werden, evtl. aus dem Raum zwischen Leine und nördlichem Harzvorland, also nach heutigem Kenntnisstand eine der Siedlungskammern der Cherusker...“

Genauso ist es, wie Nicole sagt. Denn auch dass ist eindeutig aus den Schussrichtungen der Artellerie (Katapultbolzen) zu erkennen. Die Römer kamen von Norden, östlich der Weser, unweit von Hildesheim! Dieselbe Gegend die Germanicus in seinem 16er Endkampf massiv unter Feuer nahm.

@Nicole:“...Es müssen keineswegs Siedlungen direkt am Schlachtfeld gelegen haben. Maximinus Thrax ist lediglich weit ins (ehemalige) Cheruskerland, d.h. östlich der Leine vorgedrungen, hat auf dem Weg dorthin das Land verwüstet und schließlich die „Schlacht im Sumpf“ geschlagen.
Es ist durchaus möglich, dass bei Kalefeld ein Teil seiner Truppen von Germanen auf dem Rückweg in Kämpfe verwickelt wurde....“

Der archäologische Befund spricht unzweideutig davon, dass die Germanen versuchten, den Römern den Rückweg abzuschneiden. Wieder mal an einem geographischen Engpass, ganz nach dem Schema von Kalkriese.


@Witege.“... Aber alles andere, was man daraus folgern möchte sind einfach nur haltlose Vermutungen...Außerdem spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, dass die Feinde der Römer aus einem größeren Gebiet stammten und einfach nur die Summe aller Kriegerverbände darstellten, die auf römischem Boden Beute machen wollten. Da braucht man keinen Schmelztiegel im Cherusklerland....“

Es spielt keine Rolle ob man ihn „braucht“. Man hatte aber einen, und die Belege dafür sind eben jetzt auch archäologisch haltbar.


@Tela:“...Was soll es für eine Bedeutung haben, wenn sich im 3. Jh. Germanen dort formieren, wo 200 Jahre früher mal ein anderer Stamm sein Zentrum gehabt hat (haben könnte...)? Also: Warum die Betonung des ehemaligen Cheruskerlandes?...“

Die zeitliche Abfolge ist ja ganz anders: Der letzte bekannte cheruskische König Chariomerus wurde um das Jahr 88 n. Chr. von den Chatten vertrieben und rief Kaiser Domitian vergeblich um Hilfe an, wie Cassius Dio berichtet. Dann folgte das dunkle zweite Jahrhundert. Um 213 wird von Caracalla berichtet, das er wieder in die Wetterau einbrach, wobei das zweifelhaft ist, da er militärisch wohl er ein Möchtegerne gewesen ist. Aber es bahnte sich wohl schon Ärger im Innern germaniens an. Mit Kalefeld in 235, vermutlich Max.Thrax, ist dann der nächste, und sicher, belegte Punkt. Mit den Überfällen auf Gallien ca. 256 wird dann der Wendepunkt der Geschichte gesetzt. Gallien wurde dermassen schwer getroffen, dass es zur ersten Teilung des römischen Reiches kam, dass Gallische Sonderreich wurde gegründet.

Wir sprechen also von nur gut 3 Generationen, in denen aus Cheruskern Franken und auch Sachsen wurden. Das hat massive Bedeutung. Ganz sicher auch für die Sagentradition.

Und nun noch mal zum Punkt Marbod:

@Witege:“...Außerdem wollte ich nochmal fragen wie du auf die Gleichsetzung von Diedrich und Marbod kommst. Wenn du es schon einmal geschrieben hast, habe ich es wohl wegen dem ganzen Durcheinander in diesem Thread übersehen.
Oder einfach nur, weil er der Gegenspieler von Arminius war?...“

Nun, dass erschließt sich nur implizit. Einiges hatte ich schon vor einiger Zeit im Thread „Arminius nach 16“ geschrieben, wo es um die Geschehnisse ab 17 zwischen Arminius und Marbod ging. Da kannst Du noch mal einiges nachlesen, dito die Einlassungen hier im Thread.

Ich fasse nur mal grob zusammen:

(A) Marbod ist genau der Loser auf der Suche nach seinem Land, wie es in der Dietrichepik beschrieben wird. Angemerkt sei hier noch mal, dass Marbod im Exil in Ravenna von den Römern anheim gestellt wurde, bei günstiger Gelegenheit wieder in sein Land und seinen Status zurück zu kehren. Dazu kam es bis zu seinem Tod in 37 aber nicht. Versucht hat er es bestimmt.

(B) Thidrek ist kein Name, sondern eine „Amtsbezeichnung“: Thid-rek ist der Volkskönig, Diet-rich und Theode-rich sind ebenfalls Ableitungen davon. Marbod war der erste richtige germanische Volkskönig.

(C) Das das Nibelungenlied und seine Vorgängerlieder auch fränkisches Sagengut ist, steht ja nicht in Zweifel. Es war nur fraglich, ob cheruskisches Sagengut darin eingeflossen sein könnte.

(D) Das wurde schon seit der Wiederveröffentlichung der Nibelungenlieder zwar gemutmasst, ist jetzt aber durch Kalefeld implizit bewiesen.

(E) Dadurch entfällt nun die (germanistische) Notwendigkeit, aus dem angenommenen Vorbild und absoluten Erfolgsmenschen Theoderich den Großen den Loser, Flüchtling und Exilanten Dietrich kompliziert zu konstruieren.

(F) Sowohl die Tradierung als auch der Sageninhalt, als drittens auch der seltsame Zusammenhang zwischen Siegfriedstoff und Dietrichepik, obendrein in weit getrennten Kulturen, wird damit endlich schlüssig und Bedarf keiner seltsamen (germanistischen) Winkelzügerei mehr. Es ist jetzt ganz natürlich und zwanglos erklärbar.

Natürlich werden dadurch ein paar Kilometer Bücherregale zu quasi Makulatur, weil man offensichtlich einer, wenn auch auf den ersten Blick nahe liegenden, Namens- bzw. Personenverwechslung auf gesessen ist. Entsprechend zäh wird sich das alte Bild die nächsten Jahrzehnte halten. Ganz nach Max Planck:“ Die Wahrheit triumphiert nie, ihre Gegner sterben nur aus.“

Beste Grüße, Trajan.
 
was mich interessiert ist was macht das Schlachtfeld in Kalefeld zu einem fränkischen und nicht zu einem sächsischen,wenn man Franken und Sachsen doch kaum bis gar nicht unterscheiden kann,Jahre später bildete die Eder den Grenzfluss zwischen beiden Großstämmen,die Franken südlich der Eder,von Kalefeld bis Fritzlar sind es 3 Tagesmärsche,Geographisch würde ich dazu neigen das es sich bei Kalefeld um "Protosachsen" handelt,die Chatten nördlich der Eder gehörten dann zu den Sachsen während die südlich den Franken angehörten,oder gibt es irgendwelche,mir unbekannten Hinweise,dass die Sachsen die Franken bis südlich der Eder vertrieben?
 
(B) Thidrek ist kein Name, sondern eine „Amtsbezeichnung“: Thid-rek ist der Volkskönig, Diet-rich und Theode-rich sind ebenfalls Ableitungen davon. Marbod war der erste richtige germanische Volkskönig.

Nur eine kleine linguistische Bemerkung: Thidrek ist die nordische Variante des Namens. Der Gote wird Thiudereik(s) oder Theodereik(s) geheißen haben, entsprechend dem, was uns Jordanes als Theodericus überliefert und Wulfila in Einzelteilen als þiuda und reiks. Die Übersetzung als Volkskönig oder Volksherrscher ist korrekt, allerdings nicht die Interpretation, dass es sich um einen Titel handelt. Es ist ein sprechender Name, das ist wahr, aber wir haben eine ganze Reihe an Gotenkönigen überliefert, die den Namen -reiks ebenfalls tragen:
- Ermanarich
- Roderich
- Athanarich
- Alarich
- Eurich
(- Heiðrek - dieser in Klammern, weil der Name wiederum nur aus der altschwedischen Hervara-Saga stammt, also altnordisch ist, aber einem gotischen König zugesprochen wird)
Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Auch der Namensteil Thiuda ist überliefert: etwa bei Theoderichs Vater Thiudemir, aber auch bei Theudebert (Franke) und Theudelinde (Langobardin).
Auch der fränkische König Theuderich trägt z.B. diesen Namen.
Andere Gotenkönige tragen wiederum kein -reiks in ihrem Namen, so der schon erwähnte Thiudemir, aber auch Athanagild, Leovigild, Wamba, Witege et alii.
Wovon man ausgehen kann ist, dass die Namensendung -reiks einen Herrschaftsanspruch der Eltern des Trägers andeutet. Beweisen kann man das nicht, da aufgrund der Überlieferungslage hinreichendes Namenmaterial fehlt, dass man sagen könnte, dieser oder jener Name wurde nur vom gotischen Adel verwendet.
Aus dem fränkischen Adel ist (neben dem Frankenkönig Theuderich) noch der Name Landerich überliefert. Landericus war ein Grafensohn, der gegen den Willen seines Vaters Priester wurde

(E) Dadurch entfällt nun die (germanistische) Notwendigkeit, aus dem angenommenen Vorbild und absoluten Erfolgsmenschen Theoderich den Großen den Loser, Flüchtling und Exilanten Dietrich kompliziert zu konstruieren.

*Schallplatte aufleg* Das ist keine Notwendigkeit, sondern der allgemeine Befund, auch wenn man sich die Namenumgebung zu Siegfried oder zu Dietrich anschaut.
 
Nun, Franken wurden sie erst genannt, nachdem sie Gallien tatsächlich überfielen. Vorher nannte man sie nur unter dem Oberbegriff Germanen bzw. Barbaren. Der Zeitpunkt der Benennung allein sagt über die Genese der Franken gar nichts aus.

Richtig, genausowenig sagt die Herkunft aus dem rheinweser Raum aus, dass es vorrangig um direkte Nachfahren der Cherusker handelt. Ich zitiere hierbei Prof. Pohl: "Es ist nicht unmöglich, dass ältere Identitäten unter den Franken jahrhundertelang bewahrt wurden, wie karolingerzeitliche Nennungen der Brukterer oder Chamaven nahelegen; denkbar ist jedoch, daß es sich bei den späten Belegen um bewußten Rückgriff auf ältere Namen handelte." (Die Völkerwanderun, S166f). Für mich fehlt nach wie vor der Beweis, dass sich die Germanen so zahlreich in Ostrheinischen Gebieten gehalten haben, um die Identität der Kleinstämme des ersten Jahrhunderts über fast 300 Jahre zu erhalten. Ebenso fehlt mir gerade im Bezug auf die Franken die häufige Nennung des Cheruskerstammes, was aber auch an einer Quellenlücke meinerseits liegen kann( Widerlegung durch Beispiele ist hier gerne gesehen).


Das Cherusker zu den (Proto-)Franken gehörten war eigentlich schon lange bekannt, aber mit Kalefeld wird klar, dass es sich eben nicht um ein paar Cherusker handelte. Alle Cherusker gingen in den später so genannten Franken/Alemannen und den späteren Sachsen auf. UND sogar auf dem Gebiet der Cherusker! Das bringt eine völlig neue Qualität mit sich. Die westlichen Cherusker bildeten einen wesentlichen Kulturteil der Franken, und die östlichen einen wesentlichen Teil der entstehenden Sachsen. Es ist damit selbstverständlich, das auch das wesentliche Kulturgut, nämlich sicher die Siegfried/Sigurd-Sage, und vermutlich die des Volkskönig Thidrek, in den Sagenschatz der Nachfolgervölker auf. Kein Wunder also, dass sich der Stoff danach in alle Himmelsrichtungen ausbreitete, mit unterschiedlichen Akzenten und Ausschmückungen. Insbesondere erkennbar auch, dass mit den Angel-Sachsen der Stoff sogar auch im britischen Beowulf untergebracht wurde.
Zu den Sagen hat meines erachtens EQ schon deutlich die kritischen Punkte angeführt.


@Nicole:“Kurz bevor die ersten Frankeneinfälle ins Römische Reich stattfanden, operierten die Römer tief in Germanien (im ehemaligen Cheruskerland). Das ist durch Kalefeld archäologisch bewiesen.
Um ihren Konfliktpartner in seinem Kerngebiet zu treffen, waren diese weiten Vorstöße notwendig...... Homogen war der Konliktpartner wahrscheinlich nicht. Aber die Römer wussten im ersten Drittel des 3.Jhs. n.Chr. genau, wo sich neue Gegner formierten. Und das war offensichtlich im ehemaligen Cheruskerland. Ansonsten lässt sich kaum erklären, was die Römer so tief in Germanien zu dieser Zeit noch zu suchen hatten.


Wie nicole so schön sagt ist es das ehemalige Cheruskerland, in der ein unbekannter Volksstamm bekämpft wurde. Das diese Gruppe unter dem Überbegriff Franken geführt wird, macht die Cherusker aber noch nicht zu den Stammesvätern der Franken, denn ähnlich der Allemannen handelten beide "Großstämme" noch bis ins 6. Jahrhundert unter eigenen, vollkommen unabhängigen Teilkönigen.



Genauso ist es, wie Nicole sagt. Denn auch dass ist eindeutig aus den Schussrichtungen der Artellerie (Katapultbolzen) zu erkennen. Die Römer kamen von Norden, östlich der Weser, unweit von Hildesheim! Dieselbe Gegend die Germanicus in seinem 16er Endkampf massiv unter Feuer nahm.

Aber das sagt doch nicht mehr oder weniger aus, dass in dieser Richtung eine Gruppe von Germanen saß, die sich im Konflikt mit dem Imperium befanden und nun zur "Raison" gebracht werden sollten. Auch der Ablauf, ein Abschneiden des Rückwegs an strategisch günstiger Position deutet doch nur auf einen guten General hin und nicht auf eine Verbindung mit Arminius oder den Cheruskern


Die zeitliche Abfolge ist ja ganz anders: Der letzte bekannte cheruskische König Chariomerus wurde um das Jahr 88 n. Chr. von den Chatten vertrieben und rief Kaiser Domitian vergeblich um Hilfe an, wie Cassius Dio berichtet. Dann folgte das dunkle zweite Jahrhundert. Um 213 wird von Caracalla berichtet, das er wieder in die Wetterau einbrach, wobei das zweifelhaft ist, da er militärisch wohl er ein Möchtegerne gewesen ist. Aber es bahnte sich wohl schon Ärger im Innern germaniens an. Mit Kalefeld in 235, vermutlich Max.Thrax, ist dann der nächste, und sicher, belegte Punkt. Mit den Überfällen auf Gallien ca. 256 wird dann der Wendepunkt der Geschichte gesetzt. Gallien wurde dermassen schwer getroffen, dass es zur ersten Teilung des römischen Reiches kam, dass Gallische Sonderreich wurde gegründet.

Wir sprechen also von nur gut 3 Generationen, in denen aus Cheruskern Franken und auch Sachsen wurden. Das hat massive Bedeutung. Ganz sicher auch für die Sagentradition.

Also wurde gegen Ende des 1. Jahrhunderts der Chersukerstamm von den Chatten bedroht, scheinbar war man damals nicht mehr so zahlreich um sich der germanischen Konkurrenz zu erwehren. Knappe 200 Jahre später, was für mich in der damaligen Zeit eher 5 Generationen sind als 3, sind die Cherusker aber dann wieder stark genug um sich an der Ethnogenese der Franken und Sachsen zu beteiligen. Trotz ihrer Stärke und ihres Traditionsbewusstseins verliert dabei jedoch der Cheruskername an Bedeutung und wird mehr oder weniger aufgegeben, einzig die Erinnerung an den vermeindlichen Stammeshelden wird nahezu unverändert übernommen. Fasse ich deine Aussage damit richtig auf Trajan?


Alles in allem krankt die Diskussion an der Schriftlosigkeit der Germanenstämme und der eher einseitigen und vor allem gleichgültigen Berichterstattung von römischer Seite. Somit tritt ein fränkischer oder allemannischer Stamm/Großstamm erst effektiv ins Bild der Geschichtsschreibung als es zu spät ist, seine Wurzeln genauer zu erkennen. Es magelt einfach an 300-400 Jahren Traditionsgeschichte und ohne die lassen sich die historischen Ursprünge des Siegfried einfach nicht finden, da wie Nicole schon sagte, mehrere historische Personen in den Siegfried eingeflossen sind.
 
So ein bisschen Intertextualität ist gefragt. Hier ein Stück aus der Thidrekssaga, notdürftig von mir übersetzt:


Þettmar konungr ræðr nu firir Bern. [...] Hans kona Odilia er vitr ok vinsæl ok allra kvenna at ser gor bezt um alla luti. [...] Þau attu einn son er Þiðrekr het.[...]
Þettmar konungr dubbaði Þiðrek til riddara þa er hann var XII... [...]
Einn hertugi reð firir borg þeirri er heitir Fenedi. Hans synir voru þeir Boltram ok Reginballdr. Er siðan voru hertugar i Fenedi ok Svava. Reginballdr hertugi atti einn so er het Hilldibrandr.[...] En er Hilldibrandr er þritugr at alldri, segir hann foður sinum, at hann vill kanna fleiri tiginna manna siðu. [...] Hertuginn spyrr hvert hann vill fara.
Hilldibrandr svarar at hann hefir spurt af einum rikum konungi.[...] En þat er Þettmarr konungr af Bern. Þangat vil ek fara. [...] er hann kemr i Bern a fand Þettmars konungs. [...] Þiðrekr son Þettmars konungs var þar fim vetra gamall. Hilldibrandr setr niðr Þiðrek hia ok fostrar hann þar til at hann er XII vetra gamall.

König Dietmar/Theodemir beherrschte nun Bern/Verona. [...] Auch seine Frau Odilia war weise und in allen Dingen geschickt. [...] Diese hatten einen Sohn, der Theoderich hieß. [Wir erinnern uns an Jordanes: Theodemir genuit Theoderich.]
Theodemir machte Theoderich zum Ritter, als er zwölf Winter hatte (zwölf Jahre alt war) [hieran lässt sich ersehen, dass der Text relativ jung ist, wir erfahren zwar nicht, wie Theoderich zum Ritter wird, ob via Schlag oder via Schwertleite, aber er wird zum Ritter, also kann der Text frühestens aus dem 12. Jahrhundert stammen; später erwähnt der Dichter das Hildebrand und Theoderich zueinanderstanden wie Jonathan und David, Jonathan war der Sohn Sauls und David sein bester Freund, der Text ist also von einem Christen aufgeschrieben worden]
Ein Herzog regierte über eine Stadt, die Venedig hieß. Der hatte Söhne welche Boltram und Reginbald waren, die waren Herzöge von Venedig und Schwaben. Herzog Reginbald hatte einen Sohn der Hildebrand hieß. Als Hildebrand 30 Jahre alt war, sagte er seinem Vater, dass er fremde Sitten anderer Männer kennen lernen wollte. [...] Der Herzog fragte, wohin er fahren wolle, Hildebrand antwortete, er habe von einem reichen König/einemKönigreich gehört [...] das sei Theodemir der König von Bern. Dorthin will ich fahren. [...] Er kam nach Bern und fand König Theodemir. [...] Theoderich, der Sohn Theodemirs war damals fünf Jahre alt. Hildebrand setzte Theoderich neben sich und erzog ihn, bis er 12 Jahre alt war.

So, was ist jetzt an Hildebrand so interessant?
Einmal das Hildebrandfragment, in dem es heißt:

dat Hiltibrant hætti min fater: ih heittu Hadubrant.
Hiltibrant heißt mein Vater: Ich heiße Hadubrant
forn her ostar giweit, floh her Otachres nid,
Vordem er nach Osten ritt, er floh vor Odoakers Neid
hina miti Theotrihhe enti sinero degano filu.

hin zu Theoderich und seinen vielen Helden
[...]

des sid Detrihhe darba gistuontun
weil nun Dietrich zu darben begann
fateres mines: dat uuas so friuntlaos man.
nach meinem Vater, das war ein so freundloser mann
her was Otachre ummet tirri,
auf ihn war Odoaker wütend
degano dechisto miti Deotrichhe.
aber der liebste Held des Dietrich.

Kehren wir jetzt zurück zum Nibelungenlied und schauen in die letzte Aventiure, dann ist der "vil chuone" Hildebrand wiederum einer der aktivsten Helden, mit zorne springt er zu Chriemhild, die gerade Hagen erschalgen hat und gibt ihr einen grimmen swanch, also einen festen Hieb. Und Etzel und Dietrich beweinen die Toten.
Was lernen wir daraus? Der Theoderich, der von Hildebrand erzogen wurde und der auch im Nibelungenlied vorkommt und nach dem die Thidrekssaga benannt ist, ist der Sohn Theodemirs und der Feind Odoakers. Und damit sind wir wieder bei Jordanes' Gotengeschichte.
 
Ave Zusammen,

El Quichote: „...Zitat: Trajan:“ (E) Dadurch entfällt nun die (germanistische) Notwendigkeit, aus dem angenommenen Vorbild und absoluten Erfolgsmenschen Theoderich den Großen den Loser, Flüchtling und Exilanten Dietrich kompliziert zu konstruieren.“ *Schallplatte aufleg* Das ist keine Notwendigkeit, sondern der allgemeine Befund, auch wenn man sich die Namenumgebung zu Siegfried oder zu Dietrich anschaut....“

Der allgemeine (germanistische) Befund krankt aber an einer falschen Voraussetzung. Die Folgerungen, sprich der so komplizierte Befund mit mehreren Siegfrieden, aus denen man sich mal die eine, mal die andere Eigenschaft heraus pickt, oder einem Erfolgskönig der zum Loser wird, usw. usf., können dann auch nicht (historisch) korrekt sein.

@Sheik:“...Ebenso fehlt mir gerade im Bezug auf die Franken die häufige Nennung des Cheruskerstammes,...“

Auf die Cherusker ging ja nun der Name der Nibelungen über, ergo die franci nebulones. Er wurde nicht vergessen.

@Sheik:“...Aber das sagt doch nicht mehr oder weniger aus, dass in dieser Richtung eine Gruppe von Germanen saß, die sich im Konflikt mit dem Imperium befanden und nun zur "Raison" gebracht werden sollten. ...“

Natürlich, eben die Franken. Die waren es ja genau, die wenige Jahre nach Kalefeld Gallien verheerten. Das liegt absolut auf der Hand. Natürlich kann man jetzt wieder winkelzügige Konstruktionen von einem angeblich verschollenen und niemals erwähnten Kriegervolk stricken, das parallel zu den (Proto-)Franken in deren Rücken existiert haben soll.

@Sheik:“...Also wurde gegen Ende des 1. Jahrhunderts der Chersukerstamm von den Chatten bedroht, scheinbar war man damals nicht mehr so zahlreich um sich der germanischen Konkurrenz zu erwehren. Knappe 200 Jahre später, was für mich in der damaligen Zeit eher 5 Generationen sind als 3, sind die Cherusker aber dann wieder stark genug um sich an der Ethnogenese der Franken und Sachsen zu beteiligen. ...“

Naja, so einfach ist dass nicht. Die Cherusker verschwanden nicht schlagartig in 88 und tauchten auch nicht etwa in 213 oder 235 wieder schlagartig auf. Nach der Verjagung des Chariomerus in 88 war der endliche Niedergang zwar nicht mehr aufzuhalten, und die Nachbarstämme drangen in das vakante Land ein. Man vermischte sich, wie immer in solchen Fällen, heiratete untereinander etc. pp. Es bildeten sich neue Verbände, die vielleicht schon um 150 dazu übergingen, neue Koalitionen zu bilden aus denen später die nach den Römern so benannten Grosstämme Franken/Alemannen und Sachsen hervorgingen. Die haben sich natürlich nicht erst kurz vor 235 aufgestellt, sondern auch schon früher. Früh genug dass die Römer von der erneut drohenden Gefahr Wind bekamen und den teuren und gefährlichen Feldzug bis ins Ziel, nördlich von Kalefeld, aufstellen mussten. Sicherlich also schon um 200 gab es von dort beunruhigende Nachrichten. Es gibt da keine so großen zeitlichen Lücken, die die Tradition wirklich hätten brechen könnten. Lediglich die selbstständigen Cherusker waren Geschichte geworden.


@Sheik:“...Alles in allem krankt die Diskussion an der Schriftlosigkeit der Germanenstämme und der eher einseitigen und vor allem gleichgültigen Berichterstattung von römischer Seite. Somit tritt ein fränkischer oder allemannischer Stamm/Großstamm erst effektiv ins Bild der Geschichtsschreibung als es zu spät ist, seine Wurzeln genauer zu erkennen. Es magelt einfach an 300-400 Jahren Traditionsgeschichte und ohne die lassen sich die historischen Ursprünge des Siegfried einfach nicht finden, da wie Nicole schon sagte, mehrere historische Personen in den Siegfried eingeflossen sind....“

Natürlich, sie krankt an der Schriftlosigkeit und der einseitig römischen Beschreibung, die auch nur hier und da fakultativ aufflackert. Was die mehreren Siegfriede angeht, die basieren auf der, letztlich voreilig, behaupteten Voraussetzung, dass keine Traditionslinie existiere. Denn VWZ Siegfriede gibt es zwar etliche, aber keiner passt auch nur annähernd richtig. Also muss man dann zu komplexen Hilfskonstruktionen greifen, warum aus einem Frauenschlächter ein Frauenheld wurde, aus relativ unbedeutenden Lokalkönigen der Weltenheld, während z.B. der viel wichtigere Chlodwig nicht auftaucht, geschweige denn der Hagen, dass die Lebenszeiten der ganzen Helden nicht passen, und so vieles, vieles mehr, dass mir die Elektronen ausgehen.

Alles Folgerungen, die letztlich auf einer falschen Voraussetzung basieren. Mit Arminus/Segifrit und Marbod/Thidrek entfallen aber die ganzen Deutungsprobleme und die Geschichte, die Charaktere, ihre Vermischung, ihre Tradierung und Ausbreitung wird natürlich und simpel.


El Quichote: „..Was lernen wir daraus? ......Und damit sind wir wieder bei Jordanes' Gotengeschichte....“

Selbstverständlich bleibt ein Rest von später hinein gedichteten Randfiguren und jeweils zeitgenössischen Personennamen übrig, aber das ist dann wirklich nicht mehr so tragisch, da die komplette Grundstory historisch schlüssig wird.

Gleichwohl weiß ich, dass ich damit, weniger den Althistorikern, aber vielmehr den Germanisten, eine ziemlich dicke Kröte anbiete. Ich kann nicht erwarten, dass sie bereit sind, sie so einfach zu schlucken.




Zum Schluss noch zwei weitere Hilfsargumente, zur Entwicklung des Namens Marbod:


In der englischen Wikipedia heisst es zu Marbod:
„Maroboduus (born c. in 30 BC, died in A.D. 37), was king of the Marcomanni. The name "Maroboduus" can be broken down into two Gaulish elements, māro- meaning "great" (cf. Welch mawr, Irish mór), and bodwos meaning "raven" (cf. Irish badhbh ). As there was extensive mingling of Germans and Gauls in this period, a German or mixed German-Gaulish tribe led by a man with a Gaulish name would be nothing unusual….”

Demnach wäre Mar-bod mit “großer Rabe” zu übersetzen. Die „Rabenschlacht“, die bislang immer mit der Schlacht um Ravenna (dito als Rabe / raven zu sehen) gleich gesetzt wurde, ließe sich somit auch ursprünglich als „Schlacht des Raben“ verstehen.


Und ein weiteres Hilfsargument noch:

Der Genealoge Jakob Hübner veröffentlichte in 1708 eine groß angelegte Genealogie des Adels. Die ging quasi zurück bis Adam, geb. im Jahre 1 (nach der Zeitrechnung ab Erschaffung durch Gott), gestorben im Jahre 930, und seine Frau Eva, wirklich ganz lustig. Natürlich sind solche Daten nichts anderes als freie Erfindung nach den heiligen Büchern und Hörensagen. Dagegen sind seine Adelsdaten des 17. Jhd. natürlich zuverlässig, je weiter man aber zurück geht, desto mehr geraten.

Witzigerweise führte er dann auch auf Tabelle 146 (http://miami.uni-muenster.de/servlets/DSOViewerServlet?File=printPic&DvID=211&AbsPos=167) „Die alten Könige und Fürsten der Sachsen biß auff Witekindum magnum“ an. Natürlich sind diese Stammbäume bestenfalls Daumen mal Pi durch Fensterkreuz. Aber sicherlich hat er diese Daten nach dem Hörensagen zusammengetragen. Und da tauchen nun etwa die Namen Sigwardus (Tod angeblich 100) Marbod (dessen Tod er 256 ansetzt) und Witege, schließlich auch ein Dietricus (angeblich 649-740) und schließlich sein Zielpunkt, um den es ihm dabei ging, Wittekind, also Witekindus Magnus (768-807) an Position 24 auf.

Klar, der ganze Stammbaum des großen Sachsenfürsten Wittekind, bewunderter Gegner Karl des Großen, ist nur vom Hörensagen daher geschrieben. Aber: Hübner kannte 1708 das Nibelungenlied nicht (mehr) bzw. ganz sicher noch nicht (1754 ff.). Aber er verknüpft in den sächsischen Stammbaum den Marbod als auch Namen des Nibelungenliedes, etwa Witege und Dietrich, als Urväter mit dem Sachsen Wittekind.


Beste Grüße, Trajan.
 
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