Ludwig II. von Bayern

König war schon regierungsunfähig, als König Ludwig III. starb. Er blieb das, bis Prinzregent Luitpold starb. Dann war es plötzlich möglich, Luitpolds Sohn zum König Ludwig III. zu machen. Das sind Fakten, die ich bereits genannt habe, und daran kannst du auch mit vielen Worten nichts ändern.
Luitpolds Sohn war beim Tod des Ludwig II. übrigens 41 Jahre alt – ein perfektes Alter, König zu werden. Aber dafür hätte Ludwig auf seine Regentschaft verzichten müssen, was er selbstredend nicht tat.
Auch Luitpolds Sohn Ludwig wurde zunächst nur Prinzregent. Erst eine Verfassungsänderung 1913 ermöglichte es ihm, König zu werden. Noch im Herbst 1912 scheiterte eine entsprechende Verfassungsänderung vor allem am Widerstand des Zentrums.


Regierung oder Parlament, was tut das schon zur Sache – jedenfalls ging das, was vor seinem Tod nicht ging.
Genau, nur nicht so kleinlich mit den Details. Egal ob Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien!

Diese Worte aus seinem Brief belegen, dass der König von der Verschwörung gegen ihn wusste: Wie im Zitat oben aus dem Haus der bayerischen Geschichte belegt, war eine Verschwörung gegen ihn tatsächlich im Gange.
Wenn jemand, der mutmaßlich unter Paranoia leidet, von einer Verschwörung gegen ihn berichtet, beweist das gar nichts.
 
Auch Luitpolds Sohn Ludwig wurde zunächst nur Prinzregent. Erst eine Verfassungsänderung 1913 ermöglichte es ihm, König zu werden. Noch im Herbst 1912 scheiterte eine entsprechende Verfassungsänderung vor allem am Widerstand des Zentrums.
Das war halt Parteipolitik, klar, aber die gab es ja auch 1886.

Wenn jemand, der mutmaßlich unter Paranoia leidet, von einer Verschwörung gegen ihn berichtet, beweist das gar nichts.
Ludwig war eben nicht paranoid, da ist inzwischen geklärt.

Aber dass Luitpold dem Ministerpräsidenten Lutz versicherte, er würde ihn weiter regieren lassen, wenn er Regent würde, dass wird hier einfach übergangen. Obwohl für mich gerade das das Entscheidende war, dass sich die Regierung mit der Frage befasste, wie man am besten den König loswerden könnte. Das ist ein starkes Indiz für involviert sein des Luitpold an dieser Verschwörung. Vielleicht war er sogar die treibende Kraft, denn ohne diese Zusicherung, hätte die Regierung nicht oder nicht so oder nicht so schnell gehandelt, wie geschehen.

Dass er seinen Repräsentationspflichten fernblieb, das kann auch nicht gewesen sein – man fuhr als Regierung ja gut damit, dass er sich in die Politik nicht mehr einmischte und brav alles unterschrieb, was man ihm reichte.

Und die Staatfinanzen waren auch nicht gefährdet, wie @Shinigami uns sagte, also was war der wahre Grund, Ludwig als geisteskrank und unmündig zu erklären?

Ich sehe da nur: Luitpold - er hatte jedenfalls ein Motiv.
 
Das war halt Parteipolitik, klar, aber die gab es ja auch 1886.
Dion um den Punkt, brauchst du dich nicht herum zu winden versuchen. Dass es möglich war 1913 ein Gesetz durch das Parlament zu bringen, belegt nicht, dass dem auch 1886 so gewesen wäre und das lässt sich nicht mit "war halt Parteipolitik" wegerklären.
In der Praxis machte es natürlich einen erheblichen Unterschied wer gerade im Parlament saß und dazu bereit war und wo die Merheiten gerade lagen.

Aber dass Luitpold dem Ministerpräsidenten Lutz versicherte, er würde ihn weiter regieren lassen, wenn er Regent würde, dass wird hier einfach übergangen. Obwohl für mich gerade das das Entscheidende war, dass sich die Regierung mit der Frage befasste, wie man am besten den König loswerden könnte. Das ist ein starkes Indiz für involviert sein des Luitpold an dieser Verschwörung.
Nein, ist es nicht.

Es war mehr oder weniger von vorn herein klar, dass bei der damaligen Parteienlandschaft auch ein andere Regent oder König tendenziell an einem liberalen Ministeriu festhalten würde.
Die Alternative, die sogenannte "Bayerische Patriotenpartei" war gegen die Reichsgründung gewesen, und es konnte davon ausgengangen werden, dass sie diese Züge nicht vollständig abgelegt hatte.
Das hätte jeden König/Regenten wahrscheinlich ziemlich schnell in massiven Gegensatz zu Berlin gebracht, wenn er sie gestützt hätte.

Außerdem gab es in dieser Partei durchaus Gruppen, die mit Demokratie und vollparlamentarisierung liebäugelten, was es jedem Angehörign der herrschenden Dynastie, der die konstitutionlle Monarchie erhalten wollte sehr schwer machen musste, mit diesen Leuten zusammen zu arbeiten.

Wenn man aber die Vertreter der gleichen Partei oder Parlamentariergruppe deswegen ohnehin an der Macht lassen wollte, ware es grundsätzlich auch kein Problem Ludwig II. Regierung in dieser Form zu übernehmen.
Das hätte ein anderer Regent oder Nachfolger wahrscheinlich ebenfalls so gehandhabt.

Dass er seinen Repräsentationspflichten fernblieb, das kann auch nicht gewesen sein – man fuhr als Regierung ja gut damit, dass er sich in die Politik nicht mehr einmischte und brav alles unterschrieb, was man ihm reichte.
Tat man gerade nicht, wie schonmal erläutert worden ist.
Eine Regierung, die keine Parlamentsmehrheit hinter sich hatte und Lutz Regierung hatte keine Mehrheit hinter sich, bedurfte der monarchischen Protektion, d.H. der Einmischung des Monarchen um diesen Mangel auszugleichen.

Mal davon ab, es gab wirklich gute Gründe Ludwig II. abzusetzen.

Und da muss man sich nichtmal auf seinen Schlösserbau, oder seine Gesundheit fixieren.

Ludwig II. erhielt, wie bereits aufgezeigt wurde für sein Festhalten an seiner reichtsfreundlichen Politik regelmäßige Dotationen aus dem Welfenfonds.
Das heißt dieser Monarch vermischte seine persönlichen Geldinteressen mit der Politik des Landes und das dürfte in München einigen Insidern durchaus klar gewesen sein, mindestens denen, die sich um die königlichen Finanzen zu kümmern hatten.
Da Ludwig II. auch einen Kredit aus Familienvermögen zwecks Schuldenregulierung bekommen hatte, liegt nahe, dass er auch mindestens gegenüber den Mitgliedern der Dynastie reinen Tisch machen musste, was seine Finanzen und Geldquellen angeht.


Wenn es einfach nur darum gegangen wäre einen Grund zu finden Ludwig II. abzusägen, wäre der Umstand, dass er auf der Gehaltsliste Bismarcks stand und somit offensichtlich bestechlich und korrupt war, möglicherweise Bayrische Interessen an Berlin verschachert hatte, mehr als hinreichend.
Hätte man ihn einfach nur loswerden wollen, ohne einen medizinsichen Grund zu haben hätte es vermutlich hingereicht, ihn vor die Wahl zu stellen abzudanken oder den Umstand, dass Ludwig II. möglicherweise Bayerische Landesinteressen an Preußen verkauft hatte und sich von Bismarck bestechen ließ publik zu machen, völlig hingereicht.

Das hätte totsicher zur Totalblockade des Parlaments, zu Abdankungsforderungen und zum Ruf nach einem Hochverratsprozess gegen Ludwig II. geführt und wäre jedenfalls genug gewesen um ihn von den Regierungsgschäften zu Gunsten eines anderen Wittelsbachers auszuschließen.
 
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Wenn wir der Verschwörungstheorie von @Dion versuchsweise glauben: warum hat man so lange gewartet? Dass der Kini über das Maß des Erträglichen prasst, über seine Verhältnisse lebt, das war schon früh offensichtlich. Man hätte ihn gleich zu Beginn seiner Wagnerbegeisterung für debil oder imbezill erklären sollen! Spätestens als bei den vom Kini befohlenen Uraufführungen von Tristan, Rheingold und Walküre die bodenständige ehrbare Münchner Musikkritik von
noch nie dagewesener Brünstigkeit
und horribile dictu von einem
schrieb, also Unzüchtigkeiten vermerkte, denen der Kini in eigens für ihn arrangierten Privatlogen beiwohnte: spätestens da hätten die sittlich gefestigten Gamsbärte und Krachlederhosen eingreifen sollen.
:D
...stattdessen warten, bis immer mehr Schlösser von als Walküren verkleideten Stallburschen bevölkert werden... stattdessen die Kostenexplosion abwarten...

Das ist fürwahr höchst sonderbar ;)
 
Wenn es einfach nur darum gegangen wäre einen Grund zu finden Ludwig II. abzusägen, wäre der Umstand, dass er auf der Gehaltsliste Bismarcks stand und somit offensichtlich bestechlich und korrupt war, möglicherweise Bayrische Interessen an Berlin verschachert hatte, mehr als hinreichend.
An Richard Wagner schrieb Ludwig II: "Sie glauben nicht, wie schwer es manchmal ist, ein preußischer Präfekt zu sein."

Anläßlich einer Abendgesellschaft beim Reichskanzler am 04.Mai 1880 hat sich Bismarck gegenüber den bayrische Gesandten Rudhard einfach peinlich verhalten.
Rudhard hatte es gewagt in einer Zollfrage gegen Preußen zu stimmen. Bismarck kanzelte ihn auf der Abendgesellschaft ab und drohte mit Beschwerde in München. Rudhard blieb nichts anderes übrig, als die ungastliche Abendgesellschaft zu verlassen. Er nahm Urlaub, von dem er nicht mehr nach Berlin zurückkehrte.
 
Jetzt hab ich die Lösung, die hinter dem Rätsel steckt.

Luitpold musste Ludwig II. unbedingt loswerden und für irre erklären lassen, weil er Wind davon bekomen hatte, dass der etwas exzentrische König Richard Wagner vorgeschlagen hatte, ihn (Luitpold) bei den nächsten Wagner-Festspielen als gamsbärtige Walküre in Lederhosen oder als Kriemhild zu besetzten. ^^
 
Wenn es einfach nur darum gegangen wäre einen Grund zu finden Ludwig II. abzusägen, wäre der Umstand, dass er auf der Gehaltsliste Bismarcks stand und somit offensichtlich bestechlich und korrupt war, möglicherweise Bayrische Interessen an Berlin verschachert hatte, mehr als hinreichend.
Nein, wären diese Gründe hinreichend gewesen, hätte man sie beschritten. Aber man hatte lieber den König als geisteskrank erklärt, obwohl er das eben nicht war. Das hatte Ludwig zutiefst gekränkt und wollte zurecht das nicht auf sich sitzen lassen. Er hat schon in seinem letzten Brief vom 10. Juni 1886 seinen Cousin Prinz Ludwig Ferdinand gebeten herauszufinden, wer hinter der Verschwörung steckte.

Und als die Kommission zum zweiten Mal bei Ludwig auftauchte, reagierte er ganz anders als beim ersten Mal: Er war ganz ruhig und ließ sich widerstandslos abführen. Es ist möglich, dass Ludwig schon da an Flucht dachte, schließlich wusste er, dass ihm seelenverwandte Kaiserin Sissi am gegenüberliegenden Seeufer weilte und sie und ihm treuen Diener (Stallburschen!) könnten ein Boot geschickt haben, das zu erreichen aber misslang – aus welchen Gründen auch immer.

Es gibt dazu auch eine Hypothese, er sei auf der Flucht er- oder anschossen worden, als er ins Boot steigen wollte. Jedenfalls gibt es dazu eine Aussage von einem Gendarmen, der dabei war und das kurz von seinem Tod zu seiner Frau gesagt haben soll. Dass der König unmittelbar seinem Auffinden ausgezogen und seine Kleider verbrannt worden sind, ist auch belegt. Es stellt sich die Frage, warum das?
 
Ludwig hatte schon den Verdacht, sein Onkel Luitpold steckte hinter der Verschwörung, aber sicher war er sich dessen nicht. Deshalb die Bitte an seinen Cousin, nachzuforschen.

PS: Noch ein Wort, warum Ludwig sich später widerstandslos abführen ließ: Zwischen dem ersten und zweiten Erscheinen der Kommission vergingen etliche Stunden, ja fast ein ganzer Tag. Zeit genug, Fluchtpläne mit seinen Getreuen zu besprechen und z.B. einen Boten zu Kaiserin Sissi zu schicken.
 
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PS: Noch ein Wort, warum Ludwig sich später widerstandslos abführen ließ: Zwischen dem ersten und zweiten Erscheinen der Kommission vergingen etliche Stunden, ja fast ein ganzer Tag. Zeit genug, Fluchtpläne mit seinen Getreuen zu besprechen und z.B. einen Boten zu Kaiserin Sissi zu schicken.
Den Boten abzuschicken hat er wohl Zeit gehabt.
Doch wie lange dauerte es bis solcher ankam? Und wie lange mag es gedauert haben, bis eine Reaktion erfolgen konnte?

Wer waren seine "Getreuen"?
Hatte er noch solche?
Vielleicht unter jenen die er missbrauchte als hemmungsloser Egomane?

.. der Märchenkönig, dessen Andenken nur durchs Märchenhafte mit seinem ganzen Kitsch gerettet werden konnte.
 
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König war schon regierungsunfähig, als König Ludwig III. starb. Er blieb das, bis Prinzregent Luitpold starb. Dann war es plötzlich möglich, Luitpolds Sohn zum König Ludwig III. zu machen. Das sind Fakten, die ich bereits genannt habe

Ein wichtiges Faktum fehlt. Warum war es bis zum Tod Luitpolds nicht möglich, ihn zum König zu machen?

Weil er selbst sich zeitlebens dagegen gesperrt hat.

"Es ist deshalb schon alsbald nach der Einsetzung der Regentschaft der Wunsch laut geworden, daß die Regentschaft endigen und der Regent König werden solle. Diesem Wunsche wurde auch im Jahre 1897 im Landtag, in der Kammer der Abgeordneten, Ausdruck verliehen (vgl. Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten 1897/98 Sten. Berichte Bd. IX S. 552). Seine Königliche Hoheit Prinzregent Luitpold ließ jedoch durch den Vorsitzenden im Ministerrate im Landtag erklären, sein Wunsch sei, daß an den bestehenden Verhältnissen nichts geändert werde. Damit war die Frage der Beendigung der Regentschaft für die Staatsregierung damals erledigt."​
Paul Hübel, Materialien zum Gesetzüber die Regentschaft in Bayern, in: Zeitschrift für die gesamteStaatswissenschaft 71/3 (1915)


Luitpold war auf jeden Fall an einer Regentschaft interessiert – Zitat (Haus der bayerischen Geschichte):
„Zu diesem Zeitpunkt [April 1886] stellten sowohl Prinz Luitpold von Bayern, der nächste Anwärter auf die Krone, wie auch Johann von Lutz, seit 1880 Vorsitzender des Ministerrats, Überlegungen an, wie man den König entmündigen könnte. Luitpold hatte Lutz im Lauf des Frühjahrs 1886 bereits signalisiert, dass er bei einer eventuellen Übernahme der Regentschaft die liberale Regierung im Amt belassen würde. Damit war eine neue Koalition aus Regierung und dem künftigen Regenten entstanden. Es musste nur ein Weg gefunden werden, den König auf legalem Wege abzusetzen.
Die Lösung der schwierigen Frage bot sich mit Professor Bernhard von Gudden an, dem Münchner Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie und Leiter der Oberbayerischen Kreisirrenanstalt. Der renommierte Irrenarzt betreute Ludwigs geisteskranken Bruder Otto und hatte dadurch intime Kenntnisse über das Königshaus. Gudden war auch von der Geisteskrankheit Ludwigs II. überzeugt.“

Aus dem Zitat geht mitnichten hervor, dass Luitpold an einer Regentschaft interessiert war.



Die Diagnose des Guddens war aus der Luft gegriffen – Ärzte, die die Zeugenaussagen und das Gutachten gelesen haben, sagen heute: Sie ist falsch, d.h. der König war nicht paranoid, d.h. nicht geisteskrank.

Nicht nur von Gudden kam zur Einschätzung, dass der König schwer geisteskrank war. Wenn er nicht an einer ausgeprägten Schizophrenie litt, so doch an einer schizotypen Störung. Möglicherweise lagen außerdem Symptome einer beginnenden Demenz vor. Wir haben hier doch schon einige Male über Förstls Aufsatz gesprochen:

"Zwar dürfen die Konzepte eigentlich nicht unkommentiert gleichgesetzt werden, doch gibt es eine enge Beziehung zwischen dem, was damals Paranoia/Verrücktheit genannt wurde, etwas später Dementia praecox (damals oft unheilbar), und der heute häufig heilbaren, auf jeden Fall aber weitgehend zu behandelnden Schizophrenie. Nun sind viele – aber nicht alle – Experten der Ansicht, Ludwig II. habe unter einer solchen schweren Geisteskrankheit aus dem schizophrenen Formenkreis gelitten. Die Stimmen sind etwa wie folgt verteilt:
» Stirnhirnerkrankung: vide infra,
» Schizophrenie, paranoide Schizophrenie, Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis, Verfolgungswahn etc.,
» moralisches Irresein: als Konzept veraltet,
» affektvolle Paraphrenie: keine breite Akzeptanz des Konzepts,
» schizotype Persönlichkeit: sieheTabelle 1,
» Cäsarenwahn: Größenwahn und Realitätsverweigerung, Glaube an gottgegebene Rechte,
» Borderline-Persönlichkeitsstörung: emotionale Instabilität, Schwierigkeiten tragfähige Beziehungen aufzubauen,
» narzisstische Persönlichkeit: unzweifelhaft,
» soziale Phobie: unzweifelhaft,
» Bausucht: unzweifelhaft.
Ohne an dieser Stelle näher auf die Grundlagen psychiatrischer Diagnostik einzugehen, bleibt anzumerken, dass die in der Liste jeweils weiter oben stehende Diagnose einen höheren Stellenwert besitzt als die darunter liegenden Störungen, da deren Symptome möglicherweise durch die höherrangige Erkrankung erklärt werden können. Dies bedeutet auch, dass die Kriterien zur Diagnose der höherrangigen Erkrankung anspruchsvoller sind. So muss man z. B. zur Diagnose einer Frontalhirnläsion entsprechende Veränderungen der Hirnstruktur nachweisen. Die Verhaltensänderungen in den letzten Lebensjahren des Königs mit zunehmender Interessenseinengung, Realitätsverlust, Enthemmung bis hin zur physischen Gewalt und Apathie bei gleichzeitig erhaltenem Gedächtnisund visuell-räumlichem Vorstellungsvermögen weisen auf einen Frontalhirnprozess. Der Autopsiebefund ist mit einer degenerativen Erkrankung des Stirnhirns vereinbar. Damit ist der Verdacht auf eine beginnende präsenile, also vor dem 65. Lebensjahr beginnende frontotemporale Demenz (Picksche Krankheit) unabweisbar, kann aber nicht mit Sicherheit bewiesen werden, da die notwendigen mikroskopischen Untersuchungstechniken damals erst entwickelt wurden (übrigens ganz wesentlich vom „Prinzenarzt“ Franz Nissl). Überdies vermag dieser Verdacht nur die Veränderung in den letzten Jahren und nicht die jahrzehntelang bestehenden Absonderlichkeiten Ludwigs erklären. Art, Ausprägung und Zahl der geschilderten Symptome reichen formal nicht ganz für die Diagnose einer Schizophrenie nach heutigen Standards aus. Das Spektrum der schizophrenen Erkrankungen reicht aber bis in den Randbereich der Exzentrizität; die derzeit empfohlene Bezeichnung für diese Schnittmenge heißt „schizotype Störung.“ Deren Merkmale werden durch Ludwigs Selbstzeugnisse und durch die Zeugenaussagen vollkommen erfüllt (Tabelle 1)."​


Siehe meine Antwort an @Shinigami, der gesagt hat, nicht die Regierung, sondern das Parlament hat das getan. Für mich sind das Details, die an der Sache nichts ändern: Bayerischer Staat hat die Schulden des Königs begleichen.

Die Frage "Wo hast Du das denn her?" hast Du nicht beantwortet. @Shinigami hat nichts dergleichen geschrieben.


Diese Worte aus seinem Brief belegen, dass der König von der Verschwörung gegen ihn wusste:
Der Brief belegt, dass Ludwig nichts wusste.
 
@Dion

Du müsstest wirklich mal aufhören, das Pferd von hinten aufzäumen zu wollen.
Obejktiv betrachtet, was haben wir bei Ludwig II.?

Wir haben einen König

- Der seinen Amtspflichten mindestens teilweise nicht nachkam. Seinen repräsentationspflichten kam er jedenfalls nicht nach (hier wäre übrigens die Frage nach dem Verbleib der hierfür im Haushalt vorgesehenden Mittel zu fragen und ob eventuell Veruntreuung vorgelegen haben könnte) und wenn er sich periodsich abschottete, auch anderen Amtsgeschäften mindestens periodisch nur unzureichend.
- Der sich objektiv belegbar von Berlin für eine teilweise unpopuläre Politik schmieren ließ, was mindestens der Familie und den Verwaltern der königlichen Finanzen auf bayerischer Seite, so wie einigen Personen auf preußischer Seite klar war und der sich dadurch moralisch, politisch und juristisch extremst angreifbar machte.
- Dessen private Misswirtsschaft und dass in Zeiten wirtschaftlicher Stagnation und schlechter Konjunktur spätestens in den letzten Monaten seines Lebens offesichtlich wurden und nicht mehr abzustreitenn waren.
- Um den sich in seinen letzten Jahren zunehemend der Ruf sexueller Eskapaden und von Gewaltätigkeit rankte und der auch nicht viel tat, dem öffentlich entgegen zu wirken.
- Dessen ostentatives Fernhalten aus der Öffentlichkeit sich aus Sicht der Bevölkerung als königliches Desineresse an den Verhältnissen im Land und an seinem Volk verstehenn ließ, was manch einer sicherlich auch mit der Misere der schlchten Konjunkturlage (wenn auch größtenteils zu Unrecht) in Verbindung gebracht haben dürfte.


Selbst wenn man die Frage der Regierungfähigkeit hinsichtlich seines psychischen Zustands völlig ausklammert muss doch völlig offensichtlich sein, dass ein König, der in wirtschaftlich schlechten Zeiten mit Abwesentheit und Desinteresse glänzte, privat prasste und der zunehend in den Ruf privat absolut inazeptablen Verhaltens (teilweise nach damaligen Maßsstäben, was die homosexuellen Neigungenn betrifft, teilweise auch nach Heutigen, was die Gerüchte um seine gewaltätigenn Ausschweifungenn betrifft) geriet, der sich obendrein von Preußen für ein preußenfreundliches Einwirken in die Politik bestechen ließ (und zwar aus beschlagnahmten/enteignetem Vermögen der König von Hannover), zunehmend schwer zu halten und zu rechtfertigen sein musste.

Es mussten in der europäischen Geschichte wirklich genügend Monarchen für weniger abdanken.


Hinsichtlich der Frage der psychischen Probleme, ist, denke ich, mittlerweile bereits genug ausgeführt worden. Selbst wenn v. Guddens Ferndiagnose heute eher dubios erscheint und sie inhaltlich vom Stand der heutigen Psychologie nicht mehr geteilt wird, ist kaum zu bestreiten, dass durchaus reale Probleme vorlagen und dass nicht rein aus der Luft gegriffen war.

Es gab durchaus objektiv sinnvolle Gründe dafür Ludwig II. von den Aufgaben der Regentschaft zu entbinden und dass müsste jedem, der sich nicht von vorn herein unbeachtlich der Fakten auf das Modell einer fiesen, gemeine Verschwörung festgelegt hat, bei dieser Sachlage klar sein.


Überdies weichst du permanent der Frage nach den Motiven der Beteiligten aus. Es waren an dem Vorgang insgsamt Beteiligt: Alle zeugen für psychische Auffälligkeiten Ludwigs, Luitpold, der sich als Regennt zur Verfügung stellte, Gudden, so wie zwei andere Psychologen, die Regierung etc.
Warum hätten die sich alle darauf einlassen sollen. Was gewannen die dabei?

Für die Regierung Lutz hast du bislang nur anführen können dass Luitpold erklärt hatte sie im Amt belassen zu wollen. Das ist aber kein Motiv. Warum sollte sich jemand an einem veritablen Staatsstreich beeteiligen und damit potentiellen Hochverrat begehen und sich juristisch belangbar machen (das wäre der Fall gewesen, wenn es keine guten Gründe gegeben hätte Ludwig II. Fähigkeit die Staatsgeschäfte wahrzunehmen und sein Amt gewissenhaft auszuführen ohne es zu beschädigen anzuzweifeln) wenn das Einzige, was er dafür bekommen würde ist, dass er bleibt, was er auch ohne eine solche Unternehmung bereits war.
Warum sollte jemand ohne den geringesten Vorteil für sich selbst völlig ohne Not kriminell werden und damit selbst alles auf Spiel setzen, ohne einen Gewinn in Aussicht zu haben?
Das ergibt hinten und vorne keinen Sinn.

Welchen Vorteil sollte Gudden davon gehabt haben? Der hatte in Sachen Karriere und Ehrungen bereits vor der Causa Ludwig II. alles denkbare erreicht. Er war hochrenomiert, akdademisch in Ammt und Würden, verkehrte als behandelnder Arzt des Kronprinzen mit der Königlichen Familie und genoss deren Vertrauen, hatte auch den sozialen Spung in den Adelsstand gechafft.
Was nutzte dem eine solche Intrige, die ihn aber alls hätte kosten können?


Alles was du zu Gudden bisher hast vortragen könnnen, war die Behauptung, dass eine solche Ferndiagnose seinem Ruf hätte schaden und er dass dann halt dadurch Ludwig loszuwerden hätte vertuschen müsssen.
Unabhängig davon, dass das unter den damaligen Umständen nur bedingt plausibel ist, ist das ein klassischer Zirkelschluss, weil du dann ein Motiv Guddens für eine Verschwörung in der Teilnahmen an einer solchen suchst.

Da Gudden sich aber unzweifelhaft der Bedeutung einer solche Diagnose bewusst sein musste, wäre die Frage nach dem Motiv nicht erst an die Situation nach der Stellung der Diagnose zu stellen, sondern ann die Diagnose an und für sich und hier hast du zu Motiven bislang nichts vorbringen können.

Du behauptest also, dass Gudden mehr oder weniger in einem Annflug entweder völliger Blödheit oder Bosheit, ohne die Trageweite zu verstehen oder aus persönlichsm Sadismus heraus eine solche Diagnose einfach mal nach Lust ud Laun fabriziert habe, die er danach wieder hätte einfangen müssen.

Warum die anderen beide Ärzte das durchwinkten, dazu hast du auch keine plausible Erklärung, außer, dass sie es vermutlich nicht gelesen hätten, was du aber nicht belegen kannst.


Was Luitpold nun davon hatte, was ihn dazu hätte motivieren sollen, hast du auch nich überzeugend darlegen können. Ludwig II. hätte sich wahrscheinlich mittelfristig als König von ganz allein erledigt.
Er stand vor dem persönlichen Bankrott, das heißt, dass zu erwarten war, dass demnächst seine Finanzen in ihren Detaills in die Öffentlichkeit gezogen und seziert worden wären (dabei wäre neben seiner Verschwendugssucht auch die äußerst fragwürdige Verbindung nach Berlin zwangsläufig aufgekippt), es wäre zu massenhaften Klagen gegen den König seitens der auf den Baustellen Beschäftigten gekommen, denen Ludwig II. Bezahlung und Lohn schuldete und bei entsprechend öffentlichkeitswirksamen Prozessen vor Gericht deswegen, wäre dann auch die Vernehmung von Ludwigs Umfeld und Bediensteten nicht mehr zu vermeiden gewesen, wobei sehr wahrscheinlich dann neben dem finanziellen Gebaren auch Ludwigs sonstige Verhaltensweisen an den Tag gekommen wären.
Wären deswegen, oder wegen der Veruntreuung von Geldern oder der dubiosen Zahlungen aus Berlin, wegen möglichem Amtsmisssbrauch, etc. Strafverfahren gegen Ludwig II. eingeleitet worden, wäre im Übrigen unter Umständen auch eine gerichtlich angeordnete Untersuchung des psychischen Zustands zur Feststellung der Schuldfähigkeit nicht vereidbar gewesen.

Vom Stand der Letzten Monate in Ludwigs Leben in 1886 her, war es ziemlich wahrscheinlich, dass dieser König in näherer Zukunft auch ohne Einwirken Luitpolds absolut untragbar geworden und von den Staatsgeschäften ausgeschlossen worden wäre.

Warum hätte Luitpold also eine Absetzung inszenieren sollen, wenn sich Ludwig II auch von allein erledigt hätte? Da Otto regierungsunfähig und er der nächste in derThronfolge war, wäre ihm da jetzt wahrscheinlich nicht wirklch was entgangen, wenn er den Dingen einfach ihren Lauf gelassen hätte.

Das man Ludwig II. für regierungsunfähig und unmündig erklären ließ, war, wenn man bedenkt, was auf Ludwig II. ansonsten in näherer Zukunft zugekommen wäre, wahrscheinlich eher der schonendere Weg um ihn aus der Schusslinie zu nehmen, denn imerhin schützte Ludwig II. der Umstand, dass man ihn für Geisteskrank und unmündig erklärte vor eventuell ausstehenden juristischen Konsequenzen, denn als Geisteskranker war er zumindest nicht belangbar.
 
Zuletzt bearbeitet:
inazeptablen Verhaltens (teilweise nach damaligen Maßsstäben, was die homosexuellen Neigungenn betrifft, teilweise auch nach Heutigen, was die Gerüchte um seine gewaltätigenn Ausschweifungenn betrifft)
Nach Häfner war es der systematische sexuelle Missbrauch seiner persönlichen Reitergarde, der den Ausschlag gab.
Denn da kamen verstörte Buben zurück in ihre Dörfer und dieser Skandal war staatsgefährdend.
Der dicke und zahnlose Kini war ein sexueller Maniac.

Seine Amtsgeschäfte hat er erledigt.
Was seine Bauwut angeht, so sieht Häfner hier ein Suchtverhalten.
 
Nach Häfner war es der systematische sexuelle Missbrauch seiner persönlichen Reitergarde, der den Ausschlag gab.
Denn da kamen verstörte Buben zurück in ihre Dörfer und dieser Skandal war staatsgefährdend.
Vertstehe ich nicht: Dienten Buben in seiner Reitgarde?

Was seine Bauwut angeht, so sieht Häfner hier ein Suchtverhalten.
Ja, das könnte sein - mancher sammelte Briefmarken und gab ein Vermögen dafür aus, Ludwig baute Schlösser, die dem bayerischen Staat Millionen Euro einbringen, während die Briefmarken kaum noch was wert sind. ;)

Aber ja, Ludwigs Homosexualität könnte auch eine Rolle gespielt haben, dass er untragbar wurde. Die Zeit war prüder als zu Zeiten des Friedrichs des Großen, der wohl auch schwul war, ohne dass ihm das geschadet hätte.
 
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