@Dion
Du müsstest wirklich mal aufhören, das Pferd von hinten aufzäumen zu wollen.
Obejktiv betrachtet, was haben wir bei Ludwig II.?
Wir haben einen König
- Der seinen Amtspflichten mindestens teilweise nicht nachkam. Seinen repräsentationspflichten kam er jedenfalls nicht nach (hier wäre übrigens die Frage nach dem Verbleib der hierfür im Haushalt vorgesehenden Mittel zu fragen und ob eventuell Veruntreuung vorgelegen haben könnte) und wenn er sich periodsich abschottete, auch anderen Amtsgeschäften mindestens periodisch nur unzureichend.
- Der sich objektiv belegbar von Berlin für eine teilweise unpopuläre Politik schmieren ließ, was mindestens der Familie und den Verwaltern der königlichen Finanzen auf bayerischer Seite, so wie einigen Personen auf preußischer Seite klar war und der sich dadurch moralisch, politisch und juristisch extremst angreifbar machte.
- Dessen private Misswirtsschaft und dass in Zeiten wirtschaftlicher Stagnation und schlechter Konjunktur spätestens in den letzten Monaten seines Lebens offesichtlich wurden und nicht mehr abzustreitenn waren.
- Um den sich in seinen letzten Jahren zunehemend der Ruf sexueller Eskapaden und von Gewaltätigkeit rankte und der auch nicht viel tat, dem öffentlich entgegen zu wirken.
- Dessen ostentatives Fernhalten aus der Öffentlichkeit sich aus Sicht der Bevölkerung als königliches Desineresse an den Verhältnissen im Land und an seinem Volk verstehenn ließ, was manch einer sicherlich auch mit der Misere der schlchten Konjunkturlage (wenn auch größtenteils zu Unrecht) in Verbindung gebracht haben dürfte.
Selbst wenn man die Frage der Regierungfähigkeit hinsichtlich seines psychischen Zustands völlig ausklammert muss doch völlig offensichtlich sein, dass ein König, der in wirtschaftlich schlechten Zeiten mit Abwesentheit und Desinteresse glänzte, privat prasste und der zunehend in den Ruf privat absolut inazeptablen Verhaltens (teilweise nach damaligen Maßsstäben, was die homosexuellen Neigungenn betrifft, teilweise auch nach Heutigen, was die Gerüchte um seine gewaltätigenn Ausschweifungenn betrifft) geriet, der sich obendrein von Preußen für ein preußenfreundliches Einwirken in die Politik bestechen ließ (und zwar aus beschlagnahmten/enteignetem Vermögen der König von Hannover), zunehmend schwer zu halten und zu rechtfertigen sein musste.
Es mussten in der europäischen Geschichte wirklich genügend Monarchen für weniger abdanken.
Hinsichtlich der Frage der psychischen Probleme, ist, denke ich, mittlerweile bereits genug ausgeführt worden. Selbst wenn v. Guddens Ferndiagnose heute eher dubios erscheint und sie inhaltlich vom Stand der heutigen Psychologie nicht mehr geteilt wird, ist kaum zu bestreiten, dass durchaus reale Probleme vorlagen und dass nicht rein aus der Luft gegriffen war.
Es gab durchaus objektiv sinnvolle Gründe dafür Ludwig II. von den Aufgaben der Regentschaft zu entbinden und dass müsste jedem, der sich nicht von vorn herein unbeachtlich der Fakten auf das Modell einer fiesen, gemeine Verschwörung festgelegt hat, bei dieser Sachlage klar sein.
Überdies weichst du permanent der Frage nach den Motiven der Beteiligten aus. Es waren an dem Vorgang insgsamt Beteiligt: Alle zeugen für psychische Auffälligkeiten Ludwigs, Luitpold, der sich als Regennt zur Verfügung stellte, Gudden, so wie zwei andere Psychologen, die Regierung etc.
Warum hätten die sich alle darauf einlassen sollen. Was gewannen die dabei?
Für die Regierung Lutz hast du bislang nur anführen können dass Luitpold erklärt hatte sie im Amt belassen zu wollen. Das ist aber kein Motiv. Warum sollte sich jemand an einem veritablen Staatsstreich beeteiligen und damit potentiellen Hochverrat begehen und sich juristisch belangbar machen (das wäre der Fall gewesen, wenn es keine guten Gründe gegeben hätte Ludwig II. Fähigkeit die Staatsgeschäfte wahrzunehmen und sein Amt gewissenhaft auszuführen ohne es zu beschädigen anzuzweifeln) wenn das Einzige, was er dafür bekommen würde ist, dass er bleibt, was er auch ohne eine solche Unternehmung bereits war.
Warum sollte jemand ohne den geringesten Vorteil für sich selbst völlig ohne Not kriminell werden und damit selbst alles auf Spiel setzen, ohne einen Gewinn in Aussicht zu haben?
Das ergibt hinten und vorne keinen Sinn.
Welchen Vorteil sollte Gudden davon gehabt haben? Der hatte in Sachen Karriere und Ehrungen bereits vor der Causa Ludwig II. alles denkbare erreicht. Er war hochrenomiert, akdademisch in Ammt und Würden, verkehrte als behandelnder Arzt des Kronprinzen mit der Königlichen Familie und genoss deren Vertrauen, hatte auch den sozialen Spung in den Adelsstand gechafft.
Was nutzte dem eine solche Intrige, die ihn aber alls hätte kosten können?
Alles was du zu Gudden bisher hast vortragen könnnen, war die Behauptung, dass eine solche Ferndiagnose seinem Ruf hätte schaden und er dass dann halt dadurch Ludwig loszuwerden hätte vertuschen müsssen.
Unabhängig davon, dass das unter den damaligen Umständen nur bedingt plausibel ist, ist das ein klassischer Zirkelschluss, weil du dann ein Motiv Guddens für eine Verschwörung in der Teilnahmen an einer solchen suchst.
Da Gudden sich aber unzweifelhaft der Bedeutung einer solche Diagnose bewusst sein musste, wäre die Frage nach dem Motiv nicht erst an die Situation nach der Stellung der Diagnose zu stellen, sondern ann die Diagnose an und für sich und hier hast du zu Motiven bislang nichts vorbringen können.
Du behauptest also, dass Gudden mehr oder weniger in einem Annflug entweder völliger Blödheit oder Bosheit, ohne die Trageweite zu verstehen oder aus persönlichsm Sadismus heraus eine solche Diagnose einfach mal nach Lust ud Laun fabriziert habe, die er danach wieder hätte einfangen müssen.
Warum die anderen beide Ärzte das durchwinkten, dazu hast du auch keine plausible Erklärung, außer, dass sie es vermutlich nicht gelesen hätten, was du aber nicht belegen kannst.
Was Luitpold nun davon hatte, was ihn dazu hätte motivieren sollen, hast du auch nich überzeugend darlegen können. Ludwig II. hätte sich wahrscheinlich mittelfristig als König von ganz allein erledigt.
Er stand vor dem persönlichen Bankrott, das heißt, dass zu erwarten war, dass demnächst seine Finanzen in ihren Detaills in die Öffentlichkeit gezogen und seziert worden wären (dabei wäre neben seiner Verschwendugssucht auch die äußerst fragwürdige Verbindung nach Berlin zwangsläufig aufgekippt), es wäre zu massenhaften Klagen gegen den König seitens der auf den Baustellen Beschäftigten gekommen, denen Ludwig II. Bezahlung und Lohn schuldete und bei entsprechend öffentlichkeitswirksamen Prozessen vor Gericht deswegen, wäre dann auch die Vernehmung von Ludwigs Umfeld und Bediensteten nicht mehr zu vermeiden gewesen, wobei sehr wahrscheinlich dann neben dem finanziellen Gebaren auch Ludwigs sonstige Verhaltensweisen an den Tag gekommen wären.
Wären deswegen, oder wegen der Veruntreuung von Geldern oder der dubiosen Zahlungen aus Berlin, wegen möglichem Amtsmisssbrauch, etc. Strafverfahren gegen Ludwig II. eingeleitet worden, wäre im Übrigen unter Umständen auch eine gerichtlich angeordnete Untersuchung des psychischen Zustands zur Feststellung der Schuldfähigkeit nicht vereidbar gewesen.
Vom Stand der Letzten Monate in Ludwigs Leben in 1886 her, war es ziemlich wahrscheinlich, dass dieser König in näherer Zukunft auch ohne Einwirken Luitpolds absolut untragbar geworden und von den Staatsgeschäften ausgeschlossen worden wäre.
Warum hätte Luitpold also eine Absetzung inszenieren sollen, wenn sich Ludwig II auch von allein erledigt hätte? Da Otto regierungsunfähig und er der nächste in derThronfolge war, wäre ihm da jetzt wahrscheinlich nicht wirklch was entgangen, wenn er den Dingen einfach ihren Lauf gelassen hätte.
Das man Ludwig II. für regierungsunfähig und unmündig erklären ließ, war, wenn man bedenkt, was auf Ludwig II. ansonsten in näherer Zukunft zugekommen wäre, wahrscheinlich eher der schonendere Weg um ihn aus der Schusslinie zu nehmen, denn imerhin schützte Ludwig II. der Umstand, dass man ihn für Geisteskrank und unmündig erklärte vor eventuell ausstehenden juristischen Konsequenzen, denn als Geisteskranker war er zumindest nicht belangbar.