In einer neuen Dissertation taucht das Thema "Tiefflieger" unter einem anderen Aspekt auf: deutsche Vernehmungslager alliierter Jägerpiloten. Geck: DULAG Luft/Auswertestelle West - Vernehmungslager der Luftwaffe für westalliierte Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg, 2008, Europ. Hochschulschriften III/1057.
Mitte 1943/Anfang 1944 steigerte sich der Bombenkrieg in bislang nicht gekannte Dimensionen (Ruhrgebiet/Hamburg/Kassel usw.). Die deutsche Propaganda reagierte darauf, mit Zielrichtung auf die Bevölkerung: Terrorangriffe, Luftverbrecher, Terrorflieger, Luftgangster. Dazu kamen Durchhalteparolen wie die Goebbels-Rede wenige Tage nach der Zerstörung von Kassel.
Die Alliierten griffen nun auch u.a. durch Jagdflugzeuge die Infrastruktur an: Eisenbahnen, Operation Chattanooga. Hier wurden im Frühjahr 1944 die ersten umfangreichen Tieffliegerangriffe gemeldet.
Die deutschen Untersuchungen an abgestürzten Jägern fanden auch Filme in Bordkameras mit Tieffliegerangriffen, die als Angriffe auf Personen gedeutet werden konnten, aber keine Klarheit brachten. Piloten sämtlicher USAAF-Jagdgruppen wurden in der Gefangenschaft verstärkt und gezielt auf solche Vorfälle hin vernommen. Bis Kriegsende kam bei diesen Befragungen wenig bis nichts heraus, auch die erbeuteten Filme von Bordkameras brachten keine klaren Beweise, die propagandistisch oder für Schauprozesse an "Terrorfliegern" benutzt werden konnten, obwohl dieses gezielt angestrebt wurde.
Nun gibt es zahlreiche Augenzeugenberichte, an anderer Stelle im Forum wurden die Kirchenberichte aus Süddeutschland erwähnt, die von solchen Angriffen hundertfach berichten. Ebenso heftig wurde die Diskussion um den Fall Tiefflieger in Dresden geführt, siehe zB:
http://www.geschichtsforum.de/231198-post14.html
ohne das dieses belegt wurde:
Die Zerstorung Dresdens 13. Bis 15 ... - Google Bücher
Hier beispielhaft das Zitat einer Berichterstattung (die ebenfalls eine Reihe offener Sachverhaltsfragen hinterläßt):
http://www.geschichtsforum.de/231270-post24.html
Bzgl. Dresden wurden übrigens auch technische Gutachten der Bundeswehr eingefordert. Daraus ergab sich zB, dass selbst ein kurzer Feuerstoß aus Bordwaffen von ca. 1 Sekunde einen Raum von 4000 qm abdeckte (ca. 40 mal 100 Meter). Man kann sich leicht vorstellen, dass bei Angriffen auf Gebäuden, Eisenbahnen, Brücken, usw. die in der Nähe befindlichen Personen den Eindruck direkter Angriffe auf sich erhalten konnten.
Frage: Was ist über die Intensität der NS-Propaganda zu laufenden Tiefflieger-Angriffen seit 1944 bekannt (die anlief, während Belege dafür trotz intensiver Nachforschungen nicht zu gewinnen waren). Welchen Nachhall hatte diese Propaganda auf die Zivilbevölkerung, die in das Kriegsgeschehen geriet? Ist es denkbar, dass die Präsenz der laufenden Berichterstattung auf die Wahrnehmung von Zeitzeugen Einfluß hatte, insbesondere eine Erklärung für nicht eindeutige Situationen bietet? Wie blieben diese Wahrnehmungen nach Kriegsende haften?
[Die Kernfrage ist dadurch angeregt, dass solche Berichte mit äußerster Bestimmtheit vertreten werden, allerdings der Umfang der Ereignisse bis heute völlig unklar ist. Dass es solche Angriffe gegeben hat, ist mE bei der Grundgesamtheit einigen Tausend Piloten und einigen zehntausend "Situationen", unter Streß und ggf. auch Aufputschmittel, mit Sicherheit anzunehmen. Die Frage ist also darauf gerichtet, ob die Propaganda bei den Zeitzeugen multiplizierend gewirkt haben könnte.]
P.S. Geck deckt dabei auch Falschdarstellungen in der bisherigen (Populär-)Literatur auf, zB Schilderungen vom Mai 1944 zu den "Greifswald Seven" - 8 (!) Piloten der 352nd Fighter Group
Mitte 1943/Anfang 1944 steigerte sich der Bombenkrieg in bislang nicht gekannte Dimensionen (Ruhrgebiet/Hamburg/Kassel usw.). Die deutsche Propaganda reagierte darauf, mit Zielrichtung auf die Bevölkerung: Terrorangriffe, Luftverbrecher, Terrorflieger, Luftgangster. Dazu kamen Durchhalteparolen wie die Goebbels-Rede wenige Tage nach der Zerstörung von Kassel.
Die Alliierten griffen nun auch u.a. durch Jagdflugzeuge die Infrastruktur an: Eisenbahnen, Operation Chattanooga. Hier wurden im Frühjahr 1944 die ersten umfangreichen Tieffliegerangriffe gemeldet.
Die deutschen Untersuchungen an abgestürzten Jägern fanden auch Filme in Bordkameras mit Tieffliegerangriffen, die als Angriffe auf Personen gedeutet werden konnten, aber keine Klarheit brachten. Piloten sämtlicher USAAF-Jagdgruppen wurden in der Gefangenschaft verstärkt und gezielt auf solche Vorfälle hin vernommen. Bis Kriegsende kam bei diesen Befragungen wenig bis nichts heraus, auch die erbeuteten Filme von Bordkameras brachten keine klaren Beweise, die propagandistisch oder für Schauprozesse an "Terrorfliegern" benutzt werden konnten, obwohl dieses gezielt angestrebt wurde.
Nun gibt es zahlreiche Augenzeugenberichte, an anderer Stelle im Forum wurden die Kirchenberichte aus Süddeutschland erwähnt, die von solchen Angriffen hundertfach berichten. Ebenso heftig wurde die Diskussion um den Fall Tiefflieger in Dresden geführt, siehe zB:
http://www.geschichtsforum.de/231198-post14.html
ohne das dieses belegt wurde:
Die Zerstorung Dresdens 13. Bis 15 ... - Google Bücher
Hier beispielhaft das Zitat einer Berichterstattung (die ebenfalls eine Reihe offener Sachverhaltsfragen hinterläßt):
http://www.geschichtsforum.de/231270-post24.html
Bzgl. Dresden wurden übrigens auch technische Gutachten der Bundeswehr eingefordert. Daraus ergab sich zB, dass selbst ein kurzer Feuerstoß aus Bordwaffen von ca. 1 Sekunde einen Raum von 4000 qm abdeckte (ca. 40 mal 100 Meter). Man kann sich leicht vorstellen, dass bei Angriffen auf Gebäuden, Eisenbahnen, Brücken, usw. die in der Nähe befindlichen Personen den Eindruck direkter Angriffe auf sich erhalten konnten.
Frage: Was ist über die Intensität der NS-Propaganda zu laufenden Tiefflieger-Angriffen seit 1944 bekannt (die anlief, während Belege dafür trotz intensiver Nachforschungen nicht zu gewinnen waren). Welchen Nachhall hatte diese Propaganda auf die Zivilbevölkerung, die in das Kriegsgeschehen geriet? Ist es denkbar, dass die Präsenz der laufenden Berichterstattung auf die Wahrnehmung von Zeitzeugen Einfluß hatte, insbesondere eine Erklärung für nicht eindeutige Situationen bietet? Wie blieben diese Wahrnehmungen nach Kriegsende haften?
[Die Kernfrage ist dadurch angeregt, dass solche Berichte mit äußerster Bestimmtheit vertreten werden, allerdings der Umfang der Ereignisse bis heute völlig unklar ist. Dass es solche Angriffe gegeben hat, ist mE bei der Grundgesamtheit einigen Tausend Piloten und einigen zehntausend "Situationen", unter Streß und ggf. auch Aufputschmittel, mit Sicherheit anzunehmen. Die Frage ist also darauf gerichtet, ob die Propaganda bei den Zeitzeugen multiplizierend gewirkt haben könnte.]
P.S. Geck deckt dabei auch Falschdarstellungen in der bisherigen (Populär-)Literatur auf, zB Schilderungen vom Mai 1944 zu den "Greifswald Seven" - 8 (!) Piloten der 352nd Fighter Group