Ich grabe einmal einen älteren Thread - eine der wenigen Spekulationen der Neuzeit - aus.
Politische Brisanz hatte das Thema schon damals kaum, selbst wenn was dran wäre. Auf Louis XVI sollten nach französischem Erbrecht erst einmal nach dem Tode von dessen Sohn Louis XVII die Brüder des Königs Provence und Artois folgen.
Der Salier-Verlag sieht dies wohl ein wenig anders:
Das 2012er Buch: Helga Rühle von Lilienstern/Hans Jürgen Salier: Das große Geheimnis von Hildburghausen, wird mit der Überschrift "Ein politischer Kriminalfall von welthistorischer Bedeutung" beworben.
Ja, gut, Werbung halt.
Es gibt noch eine andere Neuerscheinung zum Thema in 2012:
Carolin Philipps: Die Dunkelgräfin - Das Geheimnis um die Tochter Maria Antoinettes, Piper.
Nach der Lektüre kann ich dir nur zustimmen.
Für mich ist nicht nachvollziehbar, warum z.B. Paul de Barras, aufwändig über 4 Seiten eingeführt, ein Interesse an Mme. Royale haben sollte, die nach salisischer Erbfolge doch so gar keine Ansprüche hatte.
Hinzu kommt, dass die Erpressung der Herzogin von Angoul
ême erst nach 1830 erfolgte, also zu einer Zeit, als ihr Mann bereits zugunsten seines Neffen Herzog von Bordeaux, Graf von Chambord (1820–1883) auf den Thron verzichtet hatte. Beide spielten damit keine vordere dynastische Rolle mehr.
Den Ansatz für das Gelingen der Erpressung:
"Das Haus Orleans unter Louis Philippe hätte 1832 wohl Unsummen bezahlt, um damit den Anspruch des älteren Zweiges der Bourbonen und seiner legitimistischen Anhänger durch diesen enormen Skandal entgültig vernichten zu können." (Seite 248) greift damit m.A.n. nicht, zumal L.Ph. die Macht aus der Hand der Bürger entgegengenommen hatte.
Einige Stellen im Buch haben mich dann doch erstaunt; z.B. im Zusammenhang mit dem Tod von L.XVII.:
"Noch im Vertrag von Paris vom 30. Mai 1814 gab es eine geheime Zusatzklausel, die zeigt, dass die Alliierten nicht sicher waren, ob der Sohn Louis' XVI. wirklich tot war: Der Comte de Provence, der spätere Louis XVIII., wurde nur vorläufig für 2 Jahre, aber nicht de facto als Regent eingesetzt, um Zeit für Nachforschungen zu lassen, die sicherstellen sollten, dass er der "wirkliche Souverän" Frankreichs sei." (Seite 122)
Das ist natürlich Unsinn!
Als Quelle gibt die Autorin: Ambelain, Robert: Crimes et secrets d'Etat (1730-1830) Paris 1977 an. Zu ihm ein Link:
Robert Ambelain ? Astrowiki-de
Jetzt wundere ich mich natürlich nicht mehr.
Gibt man auf der Seite eines großen Internetbuchhändlers den Namen Ambelain ein, dann erhält man auch diesen Titel:
Mark de Lannoy: Das Geheimnis des Dunkelgrafen: War Prinzessin Marie Therese Charlotte de Bourbon seine Begleiterin?, B.o.D., 2007
Auch dieser Autor greift auf ihn zurück.
Na, ja und ohne DNA-Untersuchung wird es wohl noch etliche - spekulative - Bücher geben ...
Adventsgrüße
excideuil