Turgot
Aktives Mitglied
Mal ein etwas unorthodoxer Gedanke hierzu:
Die Schwächen des eigenen Bahnsystems mussten auf österreichischer Seite ja doch durchaurs bewusst sein, da würde mich glatt mal interessieren, ob von österreichischer Seite jemals bei den Verbündeten angefragt wurde, ob es dort ggf. Überkapazitäten gäbe, die zwecks Mobilmachung an Österreich-Ungarn ausgeliehen werden könnten um den österreichischen Aufmarsch etwas zu beschleunigen/ zu flexibilisieren.
Der Gedanke ist gar nicht so unorthodox! Die Probleme waren in der Tat hinlänglich bekannt; sie haben sich ja zuletzt gerade bei der Annexionskrise gezeigt. Dort stand mal gerade eine "normalspurige" Bahnstrecke Doberlin-Banjaluka zur Verfügung, die über keine Fortsetzung verfügte. Alle anderen Bahnstrecken in Bosnien und der Herzegowina waren Schmalspurstrecken. Dalamtien verfügte über gar keine durchlaufende Normalbahn. Im Aufmarschraum der unteren Drina bestand gar keine Bahn, in jenen in Slawonien führten nur einspurige Bahnen. Die Bahnen Siebenbürgens waren auch nur einspurig und ließen in der Leistungsfähigkeit zu wünschen übrig.
Conrad verlangte hier einen entsprechenden Ausbau; vergeblich. Er beantragte beim Kaiser 1910 das ein Einvernehmen mit dem deutschen Generalstab, für Fall des Krieges gegen Italien, um Transporte über Rosenheim, Kufstein leiten zu können. Die Italiener waren in der Lage täglich 36 Hundertachser und 69 Siebzigachser nach Tirol ranzuführen. ÖU hingegen nur täglich 40 Hundertachser, davon 16 auf gefährdeten Pustatallinie. Italien könnte demnach am 11.Mobilmachungstag mit 9 Divisionen tätig werden, wären die k.u.k. Armee dort gerade mal 3 Divisionen versammelt hätte. Es war Aehrenthal, der diesen Gedanken Conrads hintertrieb.
Die Deutschen hätten ÖU reichlich Geld zur Verfügung stellen müssen und dann, so wie es Frankreich mit Russland machte, vorschreiben, das die Mittel für den Zwecke des Eisenbahnnetz nach militärischen Gesichtspunkten auszubauen. Und im Falle der Mobilmachung wohl auch Personal; Lokführer in erster Linie. Da pfiff ÖU auf dem letzten Loch.