K
Köbis17
Gast
Durch den Ausgang des 1.WK wurde die von Kaiser Wilhelm II. besonders geförderte Marine praktisch auf den Nullpunkt zurückgeworfen.
Mit der Ablieferung nahezu aller Kriegsschiffe war die materielle Substanz der Marine fast vernichtet, durch die Folgen der Revolution und die immer noch nicht behobenen Gegensätze zwischen Mannschaften, Unteroffizieren, Decksoffizieren und Offizieren hatte sich der innere Zusammenhalt bis auf einen geringen rest aufgelöst.
Nach den Waffenstillstandsbedingungen vom 11.11.1918 hieß nach den Bestimmungen hinsichtlich des Seemacht: XIII. Die Kriegsschiffe der deutschen Hochseeflotte, welche die Alliierten und die Vereinigten Staaten bezeichnen, werden sofort abgerüstet und alsdann in neutralen Häfen oder in deren Ermangelung in Häfen der alliierten Mächte interniert [...]
Doch die deutsche Flotte wurde in einem britischen Kriegshafen am 21.6.1919 selbst versenkt, was war geschehen?
Grundsätzlich kann man den Ablauf der Geschehnisse einteilen in die Vorbereitung der Auslieferung, die Überführung und in die Internierung der Hochseeflotte.
Teil 1:
Vorbereitung der Auslieferung -
Hoffnungen über den Fortbestand werden begraben und der "Griff" Englands nach der deutschen Flotte
Die bei den Marine-Angehörigen der vorbereitenden deutschen Waffenstillstandskommission Ende Oktober 1918 noch bestehnde Hoffnung, bei den bevorstehenden offiziellen Waffenstillstandsverhandlungen mit den Ententemächten einigermaßen erträglich Bedingungen für die deutsche Flotte zu erreichen, erwies sich als Illusion.
Als die Forderungen übergeben wurden, zeigte es, daß die unter Leitung des britischen I.Seelords, Admiral Wemyss, stehende Interalliierte Waffenstillstandskommission auch hinsichtlich der deutschen Flotte äußerst harte Bedingungen aufgestellt hatte, um jeden etwaigen Widerstand unmöglich zu machen.
Den Deutschen konnte damals noch nicht bekannt sein, daß auch diese harten Formulierungen noch einen Kompromiß darstellten. Der britische Oberkommandierende, Admiral Beatty, hatte noch wesentlich härtere Bedingungen stellen wollen. Erst der Einspruch des amerikanischen Vertreters, Admiral Benson, und der Wunsch des interalliierten Armeeoberkommandierenden, des Marschall Foch, der den Landkrieg möglichst schnell beenden wollte, hatten die weitgehenden Forderungen von Beatty wenigstens relativ gemindert und den britischen Vertreter, den I. Seelord, Admiral Wemyss, zum Einlenken gezwungen.
Die Erfüllung von zwei Bedingungen wurde insbesondere verlangt, innerhalb weniger Tage 120 Uboote auszuliefern, während alle modernen Schiffe der Hochseeflotte außerhalb der Heimatgewässer bis zur Klärung ihres Entschicksals durch den Friedensvertrag zu "internieren" seien. Daß sich hinter der zweiten Forderung auf britischer Seite noch andere Absichten verbargen, bekam KAdm Meuer zu spüren, als er sich am 15.11.1918 an Bord des kleines Kreuzers Königsberg nach Firth of Forth begab, um dort die Ausführungsbestimmungen zum § 23 der Waffenstillstandsbedingungen entgegenzunehmen.
Der Befehl, daß sich die deutschen Hochseestreitkräfte innerhalb von 7 Tagen in abgerüstetem Zustand nach einem britischen Hafen zu begeben hätten, war für die deutsche Seite das erste äußere Anzeichen dafür, daß von der in dem Waffenstillstandsabkommen eingeräumten Möglichkeit, die deutsche Flotte in einem neutralen Hafen zu internieren, nicht Gebrauch gemacht werden sollte. Die offiziell gegebene Begründung, daß man nur in England kontrollieren könne, ob die Schiffe auch wirklich abgerüstet seien, war zu dürftig, um Glauben zu finden. Die deutschen Schiffe in britischen Besitz zu bringen, stand von Anfang an fest, wenn dies auch ebensowenig offiziell geäußert wurde wie die Absicht Helgoland und die Nordseehäfen zu besetzen, falls die Forderungen abgelehnt werden.
Auf Grund der britischen amtlichen Veröffentlichungen in Newbolt "Naval Operations" geht VAdm Ruge, ein Augenzeuge der ganzen Geschehnisse, in seinen Buch "Scapa Flow 1919" näher auf die Vorgänge ein. Dannach hatte Admiral Wemyss unmittelbar nach der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens dem Alliierten Marinerat den Vorschlag gemacht, die deutschen Schiffe in Scapa Flow zu internieren, "weil es in einem neutralen Hafen zu viele Schwierigkeiten gabe". Der Rat stimmte ohne weiteres zu. Davon unterrichtete Admiral Beatty aber weder KAdm Meuer noch KAdm v. Reuter!
In diesen Zusammenhang ist auch der Umstand zu erwähnen, daß die Briten den an sich selbstverständlichen deutschen Plan, die in die Internierung fahrenden deutschen Schiffe über den minenfreien Weg durch die dänischen Gewässer auslaufen zu lassen, ablehnten und sie zwangen , durch die minenverseuchte Nordsee zu fahren. Schließlich ist noch festzustellen, daß weder Schweden noch die Niederlanden, Dänemark oder Spanien wegen einer eventuellen Internierung der deutschen Flotte angefragt worden ist. Norwegen, das von sich aus die Aufnahme der deutschen Schiffe anbot, erhielt nicht einmal eine Antwort.
Hier war schon deutlich zu erkennen, wie groß das Interesse der Briten an der deutschen Hochseeflotte war, denn eine Internierung in einen neutralen Hafen würde den Einfluß, der Briten auf den Verbleib der Flotte, entziehen.
Hatte man in England "Angst" vor einer Aufteilung des modernen deutschen Schiffsmaterials unter den Siegermächten? Sah man seine Vormachtsstellung als größte Seemacht immer noch gefährtet?
Mit der Ablieferung nahezu aller Kriegsschiffe war die materielle Substanz der Marine fast vernichtet, durch die Folgen der Revolution und die immer noch nicht behobenen Gegensätze zwischen Mannschaften, Unteroffizieren, Decksoffizieren und Offizieren hatte sich der innere Zusammenhalt bis auf einen geringen rest aufgelöst.
Nach den Waffenstillstandsbedingungen vom 11.11.1918 hieß nach den Bestimmungen hinsichtlich des Seemacht: XIII. Die Kriegsschiffe der deutschen Hochseeflotte, welche die Alliierten und die Vereinigten Staaten bezeichnen, werden sofort abgerüstet und alsdann in neutralen Häfen oder in deren Ermangelung in Häfen der alliierten Mächte interniert [...]
Doch die deutsche Flotte wurde in einem britischen Kriegshafen am 21.6.1919 selbst versenkt, was war geschehen?
Grundsätzlich kann man den Ablauf der Geschehnisse einteilen in die Vorbereitung der Auslieferung, die Überführung und in die Internierung der Hochseeflotte.
Teil 1:
Vorbereitung der Auslieferung -
Hoffnungen über den Fortbestand werden begraben und der "Griff" Englands nach der deutschen Flotte
Die bei den Marine-Angehörigen der vorbereitenden deutschen Waffenstillstandskommission Ende Oktober 1918 noch bestehnde Hoffnung, bei den bevorstehenden offiziellen Waffenstillstandsverhandlungen mit den Ententemächten einigermaßen erträglich Bedingungen für die deutsche Flotte zu erreichen, erwies sich als Illusion.
Als die Forderungen übergeben wurden, zeigte es, daß die unter Leitung des britischen I.Seelords, Admiral Wemyss, stehende Interalliierte Waffenstillstandskommission auch hinsichtlich der deutschen Flotte äußerst harte Bedingungen aufgestellt hatte, um jeden etwaigen Widerstand unmöglich zu machen.
Den Deutschen konnte damals noch nicht bekannt sein, daß auch diese harten Formulierungen noch einen Kompromiß darstellten. Der britische Oberkommandierende, Admiral Beatty, hatte noch wesentlich härtere Bedingungen stellen wollen. Erst der Einspruch des amerikanischen Vertreters, Admiral Benson, und der Wunsch des interalliierten Armeeoberkommandierenden, des Marschall Foch, der den Landkrieg möglichst schnell beenden wollte, hatten die weitgehenden Forderungen von Beatty wenigstens relativ gemindert und den britischen Vertreter, den I. Seelord, Admiral Wemyss, zum Einlenken gezwungen.
Die Erfüllung von zwei Bedingungen wurde insbesondere verlangt, innerhalb weniger Tage 120 Uboote auszuliefern, während alle modernen Schiffe der Hochseeflotte außerhalb der Heimatgewässer bis zur Klärung ihres Entschicksals durch den Friedensvertrag zu "internieren" seien. Daß sich hinter der zweiten Forderung auf britischer Seite noch andere Absichten verbargen, bekam KAdm Meuer zu spüren, als er sich am 15.11.1918 an Bord des kleines Kreuzers Königsberg nach Firth of Forth begab, um dort die Ausführungsbestimmungen zum § 23 der Waffenstillstandsbedingungen entgegenzunehmen.
Der Befehl, daß sich die deutschen Hochseestreitkräfte innerhalb von 7 Tagen in abgerüstetem Zustand nach einem britischen Hafen zu begeben hätten, war für die deutsche Seite das erste äußere Anzeichen dafür, daß von der in dem Waffenstillstandsabkommen eingeräumten Möglichkeit, die deutsche Flotte in einem neutralen Hafen zu internieren, nicht Gebrauch gemacht werden sollte. Die offiziell gegebene Begründung, daß man nur in England kontrollieren könne, ob die Schiffe auch wirklich abgerüstet seien, war zu dürftig, um Glauben zu finden. Die deutschen Schiffe in britischen Besitz zu bringen, stand von Anfang an fest, wenn dies auch ebensowenig offiziell geäußert wurde wie die Absicht Helgoland und die Nordseehäfen zu besetzen, falls die Forderungen abgelehnt werden.
Auf Grund der britischen amtlichen Veröffentlichungen in Newbolt "Naval Operations" geht VAdm Ruge, ein Augenzeuge der ganzen Geschehnisse, in seinen Buch "Scapa Flow 1919" näher auf die Vorgänge ein. Dannach hatte Admiral Wemyss unmittelbar nach der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens dem Alliierten Marinerat den Vorschlag gemacht, die deutschen Schiffe in Scapa Flow zu internieren, "weil es in einem neutralen Hafen zu viele Schwierigkeiten gabe". Der Rat stimmte ohne weiteres zu. Davon unterrichtete Admiral Beatty aber weder KAdm Meuer noch KAdm v. Reuter!
In diesen Zusammenhang ist auch der Umstand zu erwähnen, daß die Briten den an sich selbstverständlichen deutschen Plan, die in die Internierung fahrenden deutschen Schiffe über den minenfreien Weg durch die dänischen Gewässer auslaufen zu lassen, ablehnten und sie zwangen , durch die minenverseuchte Nordsee zu fahren. Schließlich ist noch festzustellen, daß weder Schweden noch die Niederlanden, Dänemark oder Spanien wegen einer eventuellen Internierung der deutschen Flotte angefragt worden ist. Norwegen, das von sich aus die Aufnahme der deutschen Schiffe anbot, erhielt nicht einmal eine Antwort.
Hier war schon deutlich zu erkennen, wie groß das Interesse der Briten an der deutschen Hochseeflotte war, denn eine Internierung in einen neutralen Hafen würde den Einfluß, der Briten auf den Verbleib der Flotte, entziehen.
Hatte man in England "Angst" vor einer Aufteilung des modernen deutschen Schiffsmaterials unter den Siegermächten? Sah man seine Vormachtsstellung als größte Seemacht immer noch gefährtet?