hyokkose schrieb:
Es bleibt dabei, daß die Münzen nicht allzulange nach 4 n. Chr. in den Boden gekommen sein müssen. Wenn wir zwischen 9 und 15 n. Chr. zu wählen haben, ist 9 immer noch wahrscheinlicher.
Davon, daß es weder für für das eine noch für das andere einen wasserdichten Beweis gibt, bin ich ja von Anfang an ausgegangen.
Es gibt aber langsam mehr Beweise für eine andere Schlacht (Caecina-Schlacht bei den langen Brücken 15 n.Chr.) als für die Varusschlacht:
1. In ca. 10km Luftliniendistanz zu Kalkriese haben Archäologen einen Bohlenweg gefunden, der dendrochronologisch in das Jahr 15 n.Chr. datiert werden konnte. Hier wurden auch germanische Waffen mit Kampfspuren gefunden. Der Hellweg vor dem Sandforde bei Kalkriese ist selbst kein Bohlenweg, aber es wurde "Von den Langen Brücken", also Plural gesprochen. Das bedeutet, daß diese sumpfige Gegend mit Bohlwegen gesichert war. Es gab auch Unterbrechungen, da auf sandigem Gelände auch ohne Bohlen ein gangbarer Weg möglich war.
2. Der Grassodenwall bei Kalkriese (siehe hier meinen Beitrag). Das war kein Germanenversteck oder ein richtiges Legionslager.
3. Die gefundenen Wagenspuren bei Kalkriese, d.h. es müssen Wagen steckengeblieben sein. Allerdings soll Varus seinen Troß schon nach dem ersten Tag verbrannt haben, damit er schneller marschieren konnte.
4. Das Gelände mit Sumpf zu einer Seite und der bewaldete Hügel an der anderen Seite (wie es bei der Caecina-Schlacht beschrieben worden ist).
5. Die Archäologen in Kalkriese gehen selbst davon aus, daß es keine Vernichtungsschlacht in Kalkriese gab (hat mir einer persönlich erzählt). Varus und seine Legionen wurden aber am 3.Schlachttag vernichtet.
Tacitus hat beschrieben, daß die 5.Legion des Caecina an der rechten Flanke eingesetzt war. Die 21.Legion hatte die linke Flanke, die 1. die Spitze der Marschkolonne und die 20. die Rückendeckung. In Kalkriese ist deutlich zu erkennen, daß sich die Funde aus einer Kolonne spalten, d.h. die Kolonne spaltete sich auf wie ein Reißverschluß. Tacitus berichtet, daß bei Tagesanbruch die 21. und 5.Legion ihre Stellungen verließen und sich auf das freie Gelände gerettet haben (daher wohl die Aufspaltung der Marschkolonne). Die 1.Legion mußte dadurch den schon von seinem Pferd gestürzten Caecina retten.
Es spricht für die gefundene bronzene Kettenschließe, daß hier ein Legionär einer Pioniertruppe (daher die Bezeichnung "FAB") der 1.Legion am Grassodenwall beschäftigt war.
6. Der Hellweg am Sandforde bei Kalkriese war ein Handelsweg. Hier konnte man wegen der Seuchengefahr keine Leichen liegenlassen. Auch mußte Germanicus erst Caecina vorwegschicken, damit er den Weg zum Varusschlachtfeld gangbar machte. Das kann ja unmöglich bei einem bestehenden Hellweg gewesen sein. Varus soll in unwegsames Gelände geraten sein, ein Hellweg ist aber ein Weg gewesen, der im Verhältnis mit einer heutigen Autobahn verglichen werden kann. Also kein Trampelpfad!
7.Außerdem gab es zahlreiche Auseinandersetzungen zwischen Germanen und Römern, z.B. gab es 1-3n.Chr. den "immensum bellum". Es wird der Eindruck erweckt, daß es nur die Varusschlacht zwischen den Römern und Germanen gab. Bei Varus kämpften 3Legionen. Germanicus kam mit 8Legionen (davon führte Caecina 4Legionen bei der "Schlacht an den langen Brücken"). Warum ausgerechnet Kalkriese die Varusschlacht war, das bleibt ein Geheimnis?
Die zweifelhafte Deutung der Münzfunde (als wichtigster "Beweis") hat MARBOD hier ausführlich erklärt.
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P.S. Hyokkose braucht bestimmt wieder den 100%igen Beweis!
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