Nach der Schlacht im Teutoburger Wald/Kalkriese

Nun, wenn pro Jahr ein Zwanzigstel des Heers fluktuierte, müßten allein von den schätzungsweise 20.000 Mann des Varus schon rein rechnerisch 1.000 Neuankömmlinge gewesen sein.
Ich will ja beileibe keine Möglichkeit ausschließen und habe Catos Argumentation durchaus zur Kenntnis genommen, wonach der Münzspiegel "nicht zwingend" auf 9 n. Chr. schließen lassen muß. Aber ein Indiz ist das schon.
Wäre unter den 1408 Münzen auch nur eine einzige nach diesem Jahr geprägte dabei, würde die Sache schon ganz anders aussehen.
 
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hyokkose schrieb:
Ich will ja beileibe Möglichkeit ausschließen und habe Catos Argumentation durchaus zur Kenntnis genommen, wonach der Münzpiegel "nicht zwingend" auf 9 n. Chr. schließen lassen muß. Aber ein Indiz ist das schon.
Wäre unter den 1408 Münzen auch nur eine einzige nach diesem Jahr geprägte dabei, würde die Sache schon ganz anders aussehen.

Ein Indiz schon, aber kein Beweis! Auch das es Römer waren, ist ein Indiz aber kein Beweis für die Varuslegionen.
Ein Beweis wäre eine Inschrift, die eine Legionsbezeichnung beinhaltet. Die erwähnte bronzene Kettenschließe aus dem Kettenpanzer eines Legionärs wird in Kalkriese hartnäckig ignoriert. Selbst in der Ausstellung ist die entscheidende Inschrift nicht zu erkennen (liegt falsch rum). Aber selbst wenn man eine Legionsbezeichnung findet, hat das "Kalkriese-Kartell" schon vorgebaut. So wurde schon in Berichten darauf hingewiesen, daß die Schlachten sich von Varus und Germanicus überlappt haben könnten. :spinner:
Komisch ist dann nur, daß die Römer solche Probleme hatten diesen Ort dann genau zu beschreiben? :confused: Und warum soll Germanicus auf unwegsamen Gelände gezogen sein? Er hatte doch seinen Caecina, der ihn den Weg geebnet hat und es gibt nicht einen Hinweis in den römischen Quellen, daß es bei der Bestattung der Toten zu einer neuen Schlacht kam.
Die Münzen sind somit ältere Münzen, die auch noch 14n.Chr. im Umlauf waren. Wenn man sich die Marschleistung einer Legion einmal vorstellt, so lag sie je nach Bedingung zwischen 20-30km am Tag. Eine Strecke von 300km fährt man heute in 2Stunden. Früher hätte man dafür 10Tage benötigt. Selbst Händler mit ihren Kolonnen sind nicht quer durch Europa gezogen. Dagegen war der Wasserweg der häufigste Transportweg in Germanien und da kann man nicht von ausgehen, daß der Handel auch nur die entferntesten Ausmaße der heutigen Zeit betragen hat. Ich bleibe dabei, die haben in Kalkriese die Reisekasse des Germanicus entdeckt. :p
 
Cherusker schrieb:
Ein Indiz schon, aber kein Beweis!
Ich habe nichts Gegenteiliges behauptet.
Die Indizien lassen mehrere Möglichkeiten offen. Auch Deine These mit der Reisekasse des Germanicus ist eine Vermutung, die sich letztlich nicht beweisen läßt.
 
Allerdings verballer ich auch keine Millionen, wie es die "Kalkriese-Leute" gemacht haben. So gibt es in Kalkriese z.B. eine Tafel (liegend im Freigelände), die eindeutig eine Beschreibung von Tacitus über "die Schlacht an den langen Brücken" beinhaltet. Allerdings gibt es keinen Hinweis darüber. So bekommt der Besucher den Eindruck, daß diese Aussage auf der Tafel die Varusschlacht beschreibt. Entweder ein "handwerklicher" Fehler oder eine bewußte Täuschung.
Einige Leute haben sogar schon behauptet, daß Funde, die nicht in die Varustheorie gepaßt haben, einfach in die "Schublade" gewandert sind. So soll es (inoffizielle) Fotokopien über Ritzinschriften auf römischen Gebrauchsgegenständen gegeben haben. Allerdings sind diese Funde "verschwunden", nachdem mehrere Leute auf diesen Abkürzungen für die 1.und 5.Legion entdeckt haben wollen. Privatleute sollen schon in einem Universitätsinstitut Anfragen gestellt haben, ob man nicht gerichtlich gegen Fundunterschlagung und Meinungsmanipulation klagen solle?
Der Münzexperte (für Kalkriese) Berger hat eingeräumt, daß die Bargeldbestände eines Legionärs des Jahres 9n.Chr. und 15/16n.Chr. hinsichtlich der Lugdunum-Asse zu 99 % identisch seien. Zur damaligen Zeit hat es regional weitgehend geschlossene Geldkreisläufe gegeben. D.h. von der Prägung bis in die entfernteste Provinz konnten schon Jahrzehnte vergehen. Die Münzfunde in Kalkriese weisen auch daraufhin, daß man keine Münze gefunden hat, die jünger als 2v.Chr. geprägt wurde! Also 11 Jahre vor der Varusschlacht! Auch die beliebte Stempelung UAR bzw. VAR auf den Kalkriesemünzen (die als Bezeichnung für Varus interpretiert wurden) kann nicht mehr aufrecht gehalten werden, da eine Kontermarke TIB (AV)G entdeckt wurde, die auf die frühtiberische Zeit hindeutet. Und jeder weiß, daß zur Varusschlacht Augustus noch der Herrscher war. Es deutet sich an, daß in Kalkriese nicht die Varusschlacht gefunden wurde, sondern eine andere Auseinandersetzung zwischen Germanen und Römern, höchstwahrscheinlich die "Schlacht an den langen Brücken". Hier kämpfte Caecina mit 4 Legionen (also eine Legion mehr als Varus) gegen Arminius.

P.S. "CATO" hat in einem früherern Beitrag schon einmal darauf hingewiesen, daß man seine Geldbörse einmal öffnen sollte und sich die Euromünzen ansehen sollte. Man findet nur €-Münzen mit Prägung 2002. Wenn jetzt jemand diese Geldbörse verliert, dann ist sie nicht im Jahre 2002 verloren worden, sondern im Jahre 2004!
 
Auch ich habe keine Millionen verballert, gehöre nicht zu den "Kalkriese-Leuten", und Verschwörungstheorien erörtere ich lieber im Smalltalk-Forum.

Cherusker schrieb:
P.S. "CATO" hat in einem früherern Beitrag schon einmal darauf hingewiesen, daß man seine Geldbörse einmal öffnen sollte und sich die Euromünzen ansehen sollte. Man findet nur €-Münzen mit Prägung 2002. Wenn jetzt jemand diese Geldbörse verliert, dann ist sie nicht im Jahre 2002 verloren worden, sondern im Jahre 2004!
Ich habe soeben meine Geldbörse geöffnet, und - da es mit den Euro-Münzen etwas trostlos aussieht - mir die Cent-Münzen angeschaut. Ergebnis:
2 Münzen sind von 2002
1 Münze ist von 2003
3 Münzen sind von 2004.

Preisfrage: Befinde ich mich jetzt im Jahr 2006?
 
hyokkose schrieb:
Auch ich habe keine Millionen verballert, gehöre nicht zu den "Kalkriese-Leuten", und Verschwörungstheorien erörtere ich lieber im Smalltalk-Forum.

Ich habe soeben meine Geldbörse geöffnet, und - da es mit den Euro-Münzen etwas trostlos aussieht - mir die Cent-Münzen angeschaut. Ergebnis:
2 Münzen sind von 2002
1 Münze ist von 2003
3 Münzen sind von 2004.

Preisfrage: Befinde ich mich jetzt im Jahr 2006?

Dann schau Dir demnächst die €-Münzen an! :p

Und die Verschwörungstheorie gegenüber Kalkriese kommt nicht von mir, sondern wurde von Wissenschaftlern schon in Berichten veröffentlicht. Anscheinend ist in Kalkriese ein riesiger Marketingapparat in Bewegung gesetzt worden, der so nicht mehr zu stoppen ist. Kritiker wurden mit "lebhafter Empörung" und "hilfloser Polemik" überhäuft. Und das Museum hat einiges gekostet, die Schweizer Architekten haben sich bestimmt nicht mit ein paar Cent abspeisen lassen. :)
Wer einmal in Kalkriese war, der kann feststellen, daß das Museum nicht richtig informiert, sondern nur auf Show-Effekte aus ist. ;)
Man hätte auch über Dagobert Duck und Entenhausen berichten können... :rofl:

Da hätte man gleich ein Hermannsdenkmal aufstellen können. :p Das wäre kostengünstiger geworden.
 
Cherusker schrieb:
Dann schau Dir demnächst die €-Münzen an! :p
Wozu? Wenn der Vergleich irgend einen Sinn haben soll, kann man nur die Gesamtheit der Münzen in einen beliebigen Geldbeutel nehmen. Es ist nichts außergewöhnliches, daß ganz bestimmte Münzen nur aus ganz bestimmten Prägejahren stammen. Aber dann könnte man gleich sagen: Schau Dir nur die 2002 geprägten Münzen an, die anderen zählen nicht...
 
hyokkose schrieb:
Wozu? Wenn der Vergleich irgend einen Sinn haben soll, kann man nur die Gesamtheit der Münzen in einen beliebigen Geldbeutel nehmen. Es ist nichts außergewöhnliches, daß ganz bestimmte Münzen nur aus ganz bestimmten Prägejahren stammen. Aber dann könnte man gleich sagen: Schau Dir nur die 2002 geprägten Münzen an, die anderen zählen nicht...

Normalerweise hast Du nur €-Münzen mit Prägedatum 2002 im Geldbeutel. Da es sich in der Antike, wie bereits beschrieben, um teils weitestgehende geschlossene Geldkreisläufe handelte, kamen die neuen Münzen erst viel später dazu. Wenn Du jetzt soviele neue Cent-Münzen in der Tasche hast, dann kannst Du vielleicht eine rühmliche Ausnahme sein oder Deine Bank mußte neue Münzen ordern, weil sie in der Gegend gerne ungewürzt verspeist werden. :p
 
Also ich hab auch mehrere Centmünzen neueren Prägedatums in meinem Geldbeutel. So ungewöhnlich ist das aber nicht, da ja allgemein eine Knappheit da vorherrscht, jeder sammelt sie und gibt sie nicht aus. Ist doch auch klar, dass die Banken dann natürlich neue Münzen bestellen. Die müssen eine gestiegene Nachfrage der Händler befriedigen.
Ich finde das Beispiel zwar gut gemeint aber nicht gelungen. Mir ist klar worauf CATO und du hinauswollen, aber ich halte einen Vergleich zwischen dem heutigen Geldumlauf und dem Geldumlauf des frühen Prinzipats für schlichtweg deplaziert. Da ist es nicht verwunderlich, dass ihr damit auch Hyokkose nicht überzeugen könnt.

Gruß

Marbod
 
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Cherusker schrieb:
Normalerweise hast Du nur €-Münzen mit Prägedatum 2002 im Geldbeutel. Da es sich in der Antike, wie bereits beschrieben, um teils weitestgehende geschlossene Geldkreisläufe handelte, kamen die neuen Münzen erst viel später dazu. Wenn Du jetzt soviele neue Cent-Münzen in der Tasche hast, dann kannst Du vielleicht eine rühmliche Ausnahme sein oder Deine Bank mußte neue Münzen ordern, weil sie in der Gegend gerne ungewürzt verspeist werden. :p

Kann sein, daß mein Geldbeutel die Ausnahme ist, aber wenn schon bei sechs Cent-Münzen ein paar neue dabei sind, müßte in einer Kasse mit, sagen wir mal, 1408 Münzen die Wahrscheinlichkeit noch sehr viel höher sein, daß neue Münzen dabei sind.

Und was heißt "teils weitestgehend geschlossene Geldkreisläufe"? Entweder waren es geschlossene Geldkreisläufe - dann hat Germanicus seinen Truppen den Sold ausgezahlt, den gleichen Leuten wieder die gleichen Münzen abgeknöpft und sie dann wieder mit den gleichen Münzen bezahlt etc.
Oder es waren halbwegs einigermaßen gar nicht mal so geschlossene Geldkreisläufe, wo unter tausend Münzen eben doch eine Anzahl neuer Münzen in Umlauf war.


Die Münzenfrage ist für mich aber keine Glaubensfrage, sondern nur ein Indiz. Mehr wollte ich eigentlich gar nicht dazu sagen.
 
Mal was anderes und vielleicht weiß es ja noch nicht jeder. Ich kopiere hier mal etwas zu dem Ausgangslager Hedemünden von Varus ein.Nach der These von Hanau

Das Hedemündener Römerlager
Der Kreisarchäologe des Landkreises Göttingen, Dr. Klaus Grote, trat am 6.4.2004 mit einer archäologischen Sensation an das Licht der Öffentlichkeit. Klaus Grote versammelte die interessierte Fachwelt, etwa 60 Personen zählend, auf dem Burgberg bei Hedemünden, um die Entdeckung eines Römerlagers zu verkünden und zugleich durch die Lageranlagen zu führen. Der Burgberg liegt auf einer Hochfläche oberhalb des Steilhangs über dem Werratal, rund 60-90 m über der Talsohle. Unterhalb davon befindet sich die Werrafurt des Fernweges von Nordhessen ins südniedersächsische Leinetal.
Der Ort Hedemünden wurde im Jahre 1017 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Erste Bezeichnung:H a d e m i n n i
 
Nochmal ich zu den Münzen. Ohne jetzt auf den geschlossenen oder halbgeschlossenen Kreislauf eingehen zu wollen, es ist ja nicht so, dass in Kalkriese eine Münze mit dem Prägedatum 9 n. Chr. gefunden worden wäre. Die Schlußmünze ist ein Denar aus der Gaius/Lucius-Serie aus der Münze Lugdnunums mit einem wahrscheinlichen letzten Prägedatum zwischen 2 n. Chr. und allerhöchstens 4 n. Chr. Die nächst jüngere Prägung stammt aus den Jahren 13/14 n. Chr. Von denen findet sich aber keine im Münzschatz von Kalkriese. Wichtiger für einen Nachweis eines Schlachtfeldes ist allerdings nicht das Silbergeld, sondern das "Soldatengeld", die Kupferasse.
In Kalkriese hat man nur Asse der Lugdunum I Serie gefunden. Die wurden zwischen 8 v. Chr. und 3 v. Chr. geprägt. Die nächste Serie Lugdunum II wurde zwischen 10 n. Chr. und 14 n. Chr. geschlagen. In Kalkriese wurde keine Münze des Lugdunum II Typs gefunden. Als letzter und wohl schlagkräftigster Beweis wird dann der Gegenstempel VAR aufgeführt, der nur in den Jahren 7 n. Chr. und 9 n.Chr. auf die Kupfermünzen gekommen sein kann, da nur in diesem Zeitraum der "Kürzelstifter" Varus Legat in Germanien war. Der Gegenstempel VAR findet sich auf ca. 96% der Kalkrieser Münzen.
Aufgrund dieser Informationen und noch einiger Vergleiche zwischen Fundorten wie Haltern und Kalkriese kommt man dann zu dem Schluß, dass in Kalkriese die einzige bedeutende Schlacht in Germanien zur fraglichen Zeit, die Varusschlacht, stattgefunden haben muss. Auf den ersten Blick ist da auch nicht viel dran auszusetzen. Aber der Teufel steckt mal wieder im Detail.
Von der Datierung der Münzserien ist in keinster Weise der Schluß auf ein Datum 9 n. Chr. gerechtfertigt. Die jüngsten Münzen sind aus den Jahren 2-4 n.Chr. und da auch nur Denarii, die Aureii und Asse sind etwas älter. Gesetz der Annahme, dass die Schlußmünze auch das Datum angibt an dem die Münze in den Boden gelangte, müßte konsequenterweise auch das Datum 9 n. Chr. nicht mehr drinn sein. So streng wird die Regel aber im allgemeinen auch nicht ausgelegt, außer es handelt sich bei der Fundstätte um eine Münzprägestätte. Auch die Hinweise auf die Starts der nächst jüngeren Münzreihen rechtfertigen noch keine Datierung auf 9 n. Chr. Es lässt sich nach dieser Annahme nur ein Zeitraum bestimmen, der durch die VAR Gegenstempel noch weiter eingegrenzt wurde. Der Schluß, dass die Münzen nur "geschlossen" in ihrer Reihe vorhanden sein können, bis zum Prägestart der nächsten Münzserie und danach vermischt sein müßten, ist, wie Cato ja schon erwähnte, von Prof. Wolters mit der These des "Coin drifts" entkräftet worden. Man darf ja noch nicht einmal annehmen, dass Münzen die 10 n. Chr. geschlagen wurden auch schon 10 n. Chr. in Umlauf gebracht wurden. Es wurden in regelmäßigen Abständen Münzen geschlagen, die auch erst unter besonderen Umständen wie Knappheit ausgegeben wurden, es wurde sozusagen vorproduziert. Auch wurden die Münzen immer wieder in kleineren Mengen ausgegeben, was auch schon eine massenhafte Verbreitung über große Gebiete verhindert. Wer in Lugdunum 10 neue Denareii bekommt, hatte ja meist nichts besseres zu tun als sofort nach Vetera zu laufen und sie dort auszugeben. Aber das kann man alles besser bei Wolters nachlesen.
Die ganze Münztheorie von Kalkriese steht und fällt mit dem Gegenstempel VAR, denn der grenzt den Zeitraum auf 7-9 n. Chr. ein. Jetzt sind diesem VAR Stempel ziemlich ähnliche "Signen" auch aus Syrien bekannt, wo sich Varus ja auch rumgetrieben hat. Sowohl dort als auch in "Africa Proconsularis" hatte er das Recht Münzen zu schlagen und dies hat er auch wahrgenommen. Da nimmt man nun einfach an, dass er auch das Recht hatte Münzen zu signieren. Der VAR Stempel ist aber nicht nur dort zu finden wo Varus sein Unwesen trieb, sondern auch sonst von Gallien bis zur Donau verbreitet. Das bringt die Varusthese in Erklärungsnot, was zumeist mit den übrigen Legionen des Varus erklärt wird, welche nicht vernichtet wurden, aber das kann man sogar noch akzeptieren.
Was nicht akzeptabel ist, verhält sich wie folgt: Der Gegenstempel VAR ist auf einer Münze gefunden worden, wo er direkt über TIBAUG geschlagen wurde. TIB(erius) AUG(ustus) Münzen stammen logischerweise aus der Zeit ab 14 n .Chr. also fünf Jährchen nach der Varusschlacht! Hier ist der Punkt, wo meiner Meinung nach die Varusthese einstürzt und nicht mehr zu retten ist. Und mal weitergedacht, warum sollte das Signum eines Mannes, der Rom einen weiteren "dies ater" bescherte, noch nach seinem schändlichen Untergang gebraucht werden?
Letztlich möchte ich nocheinmal auf den Einwand von Cherusker bezüglich der Reisekasse des Germanicus eingehen. Gegengestempelt wurde, wie er richtig bemerkte, um die Münzen aufzuwerten. Varus hatte keinen Grund die Münzen aufwerten zu lassen. Germanicus schon...


Gruß

Marbod
 
So weit, so klar, lieber Marbod. Die einzige Unklarheit: Stammt die erwähnte TIB-AUG-Münze mit dem VAR-Gegenstempel vom Kalkrieser Fundort?
 
Hallo Hyokkose,

So unklar ist das gar nicht. Ich hab doch erwähnt, dass es in Kalkriese keine Münze mit jüngerer Datierung als 4 n. Chr. gibt. Warum sollte ich da jetzt eine TIBAUG Münze aus jüngerer Zeit drunterjubeln? Die Münze stammt aus Rennes. Es spielt allerdings aus oben erwähnten Gründen keine Rolle wo die Münze gefunden worden ist. Damit sollte nur klar gemacht werden, dass sich das Signum VAR nicht auf Publius Quinctilius Varus übertragen lässt.

Gruß

Marbod
 
Lieber Marbod,

dann habe ich Dich wohl mißverstanden. Ich dachte, Du verstehst unter "Varusthese" die These, daß Kalkriese der Ort der Varus-Schlacht sei. Logischerweise meinst Du mit "Varusthese" lediglich die Behauptung, daß "VAR" eindeutig mit "Varus" zu identifizieren sei.

So leuchtet mir das ein.
 
Ja, das hast du wohl mißverstanden. Aber diese Dekonstruktion des VAR Signums bringt auch Kalkriese in Verlegenheit, denn deren Hauptargument zur Münzdatierung ist eben dieses Signum auf "ihren" Assen.
 
Es bleibt dabei, daß die Münzen nicht allzulange nach 4 n. Chr. in den Boden gekommen sein müssen. Wenn wir zwischen 9 und 15 n. Chr. zu wählen haben, ist 9 immer noch wahrscheinlicher.
Davon, daß es weder für für das eine noch für das andere einen wasserdichten Beweis gibt, bin ich ja von Anfang an ausgegangen.
 
Könntest du "nicht allzulange nach 4 n.Chr." mal etwas eingrenzen? Wenn du schon einen Zeitraum wählst und dabei 15 n. Chr. mit einbeziehst, kann ich nicht ganz nachvollziehen, wie du dann eine Wahrscheinlichkeit bezüglich der Datierung abgeben kannst? Nur weil das Datum 9 n. Chr. näher am jüngsten Prägedatum liegt, ergibt sich daraus keine höhere Wahrscheinlichkeit, aber da scheinst du anderer Meinung zu sein?
 
hyokkose schrieb:
Es bleibt dabei, daß die Münzen nicht allzulange nach 4 n. Chr. in den Boden gekommen sein müssen. Wenn wir zwischen 9 und 15 n. Chr. zu wählen haben, ist 9 immer noch wahrscheinlicher.
Davon, daß es weder für für das eine noch für das andere einen wasserdichten Beweis gibt, bin ich ja von Anfang an ausgegangen.

Es gibt aber langsam mehr Beweise für eine andere Schlacht (Caecina-Schlacht bei den langen Brücken 15 n.Chr.) als für die Varusschlacht:

1. In ca. 10km Luftliniendistanz zu Kalkriese haben Archäologen einen Bohlenweg gefunden, der dendrochronologisch in das Jahr 15 n.Chr. datiert werden konnte. Hier wurden auch germanische Waffen mit Kampfspuren gefunden. Der Hellweg vor dem Sandforde bei Kalkriese ist selbst kein Bohlenweg, aber es wurde "Von den Langen Brücken", also Plural gesprochen. Das bedeutet, daß diese sumpfige Gegend mit Bohlwegen gesichert war. Es gab auch Unterbrechungen, da auf sandigem Gelände auch ohne Bohlen ein gangbarer Weg möglich war.

2. Der Grassodenwall bei Kalkriese (siehe hier meinen Beitrag). Das war kein Germanenversteck oder ein richtiges Legionslager.

3. Die gefundenen Wagenspuren bei Kalkriese, d.h. es müssen Wagen steckengeblieben sein. Allerdings soll Varus seinen Troß schon nach dem ersten Tag verbrannt haben, damit er schneller marschieren konnte.

4. Das Gelände mit Sumpf zu einer Seite und der bewaldete Hügel an der anderen Seite (wie es bei der Caecina-Schlacht beschrieben worden ist).

5. Die Archäologen in Kalkriese gehen selbst davon aus, daß es keine Vernichtungsschlacht in Kalkriese gab (hat mir einer persönlich erzählt). Varus und seine Legionen wurden aber am 3.Schlachttag vernichtet.
Tacitus hat beschrieben, daß die 5.Legion des Caecina an der rechten Flanke eingesetzt war. Die 21.Legion hatte die linke Flanke, die 1. die Spitze der Marschkolonne und die 20. die Rückendeckung. In Kalkriese ist deutlich zu erkennen, daß sich die Funde aus einer Kolonne spalten, d.h. die Kolonne spaltete sich auf wie ein Reißverschluß. Tacitus berichtet, daß bei Tagesanbruch die 21. und 5.Legion ihre Stellungen verließen und sich auf das freie Gelände gerettet haben (daher wohl die Aufspaltung der Marschkolonne). Die 1.Legion mußte dadurch den schon von seinem Pferd gestürzten Caecina retten.
Es spricht für die gefundene bronzene Kettenschließe, daß hier ein Legionär einer Pioniertruppe (daher die Bezeichnung "FAB") der 1.Legion am Grassodenwall beschäftigt war.

6. Der Hellweg am Sandforde bei Kalkriese war ein Handelsweg. Hier konnte man wegen der Seuchengefahr keine Leichen liegenlassen. Auch mußte Germanicus erst Caecina vorwegschicken, damit er den Weg zum Varusschlachtfeld gangbar machte. Das kann ja unmöglich bei einem bestehenden Hellweg gewesen sein. Varus soll in unwegsames Gelände geraten sein, ein Hellweg ist aber ein Weg gewesen, der im Verhältnis mit einer heutigen Autobahn verglichen werden kann. Also kein Trampelpfad!

7.Außerdem gab es zahlreiche Auseinandersetzungen zwischen Germanen und Römern, z.B. gab es 1-3n.Chr. den "immensum bellum". Es wird der Eindruck erweckt, daß es nur die Varusschlacht zwischen den Römern und Germanen gab. Bei Varus kämpften 3Legionen. Germanicus kam mit 8Legionen (davon führte Caecina 4Legionen bei der "Schlacht an den langen Brücken"). Warum ausgerechnet Kalkriese die Varusschlacht war, das bleibt ein Geheimnis? :confused: Die zweifelhafte Deutung der Münzfunde (als wichtigster "Beweis") hat MARBOD hier ausführlich erklärt.

...

P.S. Hyokkose braucht bestimmt wieder den 100%igen Beweis! :D
.
 
Marbod schrieb:
Könntest du "nicht allzulange nach 4 n.Chr." mal etwas eingrenzen?
Gern: Die allerersten Münzen dieser Prägung können bereits 4 n. Chr. in die Gegend gekommen sein. Das ist der Terminus post quem.
 
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