Nahkampfwaffen im Ersten Weltkrieg

Da ist wohl ein Anpassungsprozess vor sich gegangen. Lange Bajonette an langen Musketen in der Zeit, als man noch im Karree auf die Kavallerie wartete (Napoleon) bis hin zu kurzen Bajonetten an kurzen Sturmgewehren heute.

Der erste Weltkrieg mit seinen Grabenkämpfen auf engem Raum musste diese Erfahrung erstmal vermitteln. Ich besitze ein britisches Seitengewehr von 1917, mit Griff misst es einen halben Meter (!) - beeindruckend, aber völlig untauglich im Schützengraben

Kommissköppe sind bekanntlich konservativ...

Richtig. Eigenartigerweise müssen immer erst die alten Betonköpfe aussterben, bis etwas neues probiert wird.
Aber das nur am Rande.
In der Theorie ist es immer gut zu besprechen. Wir hatten alle das Glück soetwas nie ausprobieren zu müssen in einem Krieg.
 
Da sind Welten dazwischen - welchen Grund hat es, nun nur eine kurze Klinge zu verwenden? Liegt es an einer møglichen Hemmschwelle, ein langes Bajonett einzusetzen? Ich kann/mag mir kaum vorstellen, mit so einem Mørdergeræt zuzustechen...

Ich gebe balticbirdy vollkommen recht, was die Länge betrifft. Ich habe auch mal gelesen, dass sich viele Soldaten beschwert haben, dass die Gewehre mit den langen Bajonetten kaum noch zu tragen waren und im Schuss verlieren sie ja dann durch ihre Vorderlastigkeit jede Stabilität.

Heute sind Bajonette viel mehr zu Mehrzweckwerkzeugen geworden, was schon die Einsatzmöglichkeit als Drahtschneider zeigt oder der Sägerücken. Allerdings ist der Sägerücken keine Erfindung der Nachkriegszeit, sondern wurde schon vor dem WK I exzessiv genutzt. Ich hänge noch ein Bild des deutschen Bajonettes, das ich oben schon mal hatte, mit Sägerücken an. Remarque berichtet, dass Rekruten mit dieser Waffe ausgerüstet wurden. Griffen die Ententemächte aber Soldaten mit diesen Seitengewehren auf, wurden diese auf der Stelle aufs grausamste getötet (Abtrennen von Nase und Ohren und Auffüllen von Mund und Nase mit Sägemehl). Damit war die Karriere der Bajonette mit Sägerücken beendet, da sie schlicht und einfach niemand mehr einsetzen wollte. Außerdem heißt es dort, dass diese Waffen erheblich Probleme hatten, wenn man sie aus dem Gewebe wieder herauslösen wollte (also das Gewehr samt Bajonett zurückziehen).

Anbei auch noch ein Link zu einer Seite, die sich mit den Bajonetten des deutschen Kaiserreiches beschäftigt.
http://www.bajonett.de/
 

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Wohl war. Wir haben's nicht mal zu Gesicht bekommen; dass die Bundeswehr auch Bajonette hat, haben wir seinerzeit bei der Ausbildung nur auf Nachfrage erfahren.

Gruss, muheijo

Tante Wiki spricht davon, dass für das G36 die Bajonette aus den Beständen der NVA für die AK-47 und -74 verwendet werden, obwohl diese anscheinend nur bedingt kompatibel sind.

Heckler & Koch gibt kein Seitengewehr für das G36 an.
Heckler & Koch - Group Website

Die Bundeswehr benutzt zwar z.Zt. ein Kampfmesser, dieses scheint aber für die Verwendung als Bajonett nicht geeignet zu sein; im Gegensatz zu den Grabendolchen des WK I und II.
Deutsches Heer - Startseite!!
 
Wohl war. Wir haben's nicht mal zu Gesicht bekommen; dass die Bundeswehr auch Bajonette hat, haben wir seinerzeit bei der Ausbildung nur auf Nachfrage erfahren.

Gruss, muheijo


Das ist mir auch das neueste. "Kampfmesser OK, aber Bajonett mit Aufpflanzeinrichtung?
Wachbataillon Bonn für den Karabiner 98?

OT:
Fällt mir gerade ein, der Schwager meiner Großmutter (Polizist) wurde 1920 mit einem Bajonett ermordet.
Waren wilde Zeiten.
 
Heckler & Koch gibt kein Seitengewehr für das G36 an.
Die Bundeswehr benutzt zwar z.Zt. ein Kampfmesser, dieses scheint aber für die Verwendung als Bajonett nicht geeignet zu sein; im Gegensatz zu den Grabendolchen des WK I und II.

Ganz einfach zu beantworten.
Weil man es heute nicht mehr braucht.

Was will man mit einer Stichwaffe, wenn der Gegner eine Pistole hat?
 
Hat er? Seit wann gehören Pistolen zur Standartausrüstung des gemeinen Soldaten?

OT: Gegen wen soll bzw. führt denn die Bundeswehr Krieg? Doch nicht gegen "regulär" ausgerüstete Soldaten. Und selbst wenn es anders wäre - welchen Sinn macht eine Nahkampfausbildung mit Seitengewehr in der heutigen Zeit für den Wehrpflichtigen der nicht zu irgendwelchen Spezialkräften will?
 
Ich stelle mal ein eben auf die Schnelle angefertigtes Bild der oben von mir erwähnten Mordwaffe ein. Zum Vergleich darunter ein A4-Blatt. Wie gesagt, britisch, 1917.
 

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OT: Gegen wen soll bzw. führt denn die Bundeswehr Krieg? Doch nicht gegen "regulär" ausgerüstete Soldaten. Und selbst wenn es anders wäre - welchen Sinn macht eine Nahkampfausbildung mit Seitengewehr in der heutigen Zeit für den Wehrpflichtigen der nicht zu irgendwelchen Spezialkräften will?

Zumal ja die Eingangsfrage sich an den ersten Weltkrieg richtete. Wir sind alle etwas abgeschweift.

Baltic, ich habe so ein Teil auch noch. Schnitzen kann man damit nicht, nur stechen.
 
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Tante Wiki spricht davon, dass für das G36...

Das gab's zu meiner Zeit noch nicht, wir hatten das G3, dafuer gibt's ein Bajonett, laut Wiki jedenfalls:

http://de.wikipedia.org/wiki/HK_G3 , nach unten scrollen

Mich wundert nur, dass da steht, es wurde bei der BW nicht regulær eingefuehrt...
Aber wie gesagt, ich kann nur wiedergeben, was uns erzæhlt wurde.

Gruss, muheijo
 
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Zumal ja die Eingangsfrage sich an den ersten Weltkrieg richtete. Wir sind alle etwas abgeschweift.

Baltic, ich habe so ein Teil auch noch. Schnitzen kann man damit nicht, nur stechen.

Du hast natürlich recht. Aber ich schrieb ja auch OT.
Ich habe mir mal die Soldaten-Fotos auf dem Link http://www.bajonett.de/
von Gil-galad angesehen. Mit aufgepflanztem Bajonet überragt die Waffe einige der Besitzer. Wie die damit auch noch schießen und treffen wollten bleibt mir ein Rätsel.
Im Grabebkampf werden sie die Dinger wohl ohne Gewehr benutzt haben.
Und eine Pistole dürften sich einige für diese Zwecke auch ausser der Reihe zugelegt haben.
 
Um da zum Thema zurueckzukommen, ich denke schon, dass lange Bajonette unæchst ganz gut geeignet waren, einen Graben zu erobern - man konnte zustechen, ohne selbst mit einem Spaten, Messer oder æhnlichem erreicht zu werden. Oder als Verteidiger es einem in den Graben springenden Angreifer entgegenzuhalten.
Im Graben selbst ist's dann schwieriger - aber dafuer gibt's ja dann die o.g. Waffen.
Das Bajonett ist ja auch schnell aufgepflanzt, ich denke also, dass die meisten ohne selbiges geschossen haben, bzw. aus dem Graben heraus wird das Gewehr ohnehin aufliegen.
Und beim Sturmangriff soll ja auch gelaufen werden, und nicht stehengeblieben und (womøglich auch noch gezielt) geschossen werden.

Fuer den 1.WK scheint ein langes Bajonett also durchaus noch sinnvoll.

Gruss, muheijo
 
Zum "Ausräumen" von Gräben eigeneten sich Flammenwerfer auch hervorragend. Ich bin der Linkstruktur von bb mal gefolgt und dabei auf folgendes Video gestoßen, es geht zwar hauptsächlich um einen Gasangriff, aber die anschließende Szene zeigt eindeutig wie fürchterlich die psychologische Wirkung der neuen Waffe war.
YouTube - Gas Raid
 
@muheijo: Fuer den 1.WK scheint ein langes Bajonett also durchaus noch sinnvoll.
Nee, wirklich nicht. Man müsste nach unten stechen und würde trotzdem den auf der Grabensohle hockenden Gegner nicht erreichen. Einen Graben putzte man mit Spaten und Handgranaten aus, wobei das der Job der 2. und 3. Welle war. Die 1. Welle, oder besser was davon noch übrig war, sollte die Stellung nur überwinden und weiter.

Ähnliche Probleme hatten schon früher Lanzenreiter vs. Infanterie (z.B. 1870/71) gehabt. Aus dem Galopp trifft man nix, wenn der Muschkote nicht gerade aufrecht und bewegungslos wie ein Stock steht. Und anhalten und nach unten stochern war nicht Sinn einer Kavallerieattacke.

Das lange Bajonett war einfach nur ein Relikt aus der Zeit, als man noch mit Tschingdarassabum in Schützenlinien aufeinander losging. Das war 1914 zu Beginn üblich, danach ließ man es sehr schnell sein. Aber die Militärgeschichte ist vollgestopft mit solchen Anachronismen, meist verantwortet von hohen Offizieren, denen der Kalk schon aus den Reithosen rieselte.
 
Nee, wirklich nicht. Man müsste nach unten stechen und würde trotzdem den auf der Grabensohle hockenden Gegner nicht erreichen. Einen Graben putzte man mit Spaten und Handgranaten aus, wobei das der Job der 2. und 3. Welle war. Die 1. Welle, oder besser was davon noch übrig war, sollte die Stellung nur überwinden und weiter.

Ähnliche Probleme hatten schon früher Lanzenreiter vs. Infanterie (z.B. 1870/71) gehabt. Aus dem Galopp trifft man nix, wenn der Muschkote nicht gerade aufrecht und bewegungslos wie ein Stock steht. Und anhalten und nach unten stochern war nicht Sinn einer Kavallerieattacke.

Das lange Bajonett war einfach nur ein Relikt aus der Zeit, als man noch mit Tschingdarassabum in Schützenlinien aufeinander losging. Das war 1914 zu Beginn üblich, danach ließ man es sehr schnell sein. Aber die Militärgeschichte ist vollgestopft mit solchen Anachronismen, meist verantwortet von hohen Offizieren, denen der Kalk schon aus den Reithosen rieselte.


Man hat ja gemeinhin wenig Gelegenheit sich in Schützengräben des 1.WK herumzutreiben.
Auf dem Hartmannsweilerkopf in den Vogesen geht das aber.( Kannst drin rumrennen wie Du Lust hast, eine positive Eigenschaft der Franzosen.)
Deshalb aus eigener in Augenscheinnahme: Das Gewehr 98 war ja einiges länger als der WK2 Karabiner 98, darauf noch ein Seitengewehr, ist nicht Leute, geht nicht.

Handgranate, Spaten angeschliffen, Seitengewehr direkt in der Hand, Morgenstern wie in dem Isonzo-Gemälde alles OK, aber nie mit aufgepflanztem Bajonett, fliegt der Träger spätestens nach 3 Schritten selbst rein..

Blücher, Katzbach, aber das ist 100Jahre früher, Hinterlader und Patrone haben die Welt verändert.
 
War das nicht dort, wo der Legende nach die Landwehr auf die Idee kam, statt dem Bajonett den Gewehrkolben zu benutzen, als Pruegel sozusagen?

Gruss, muheijo

Kann sehr gut sein.
Auf alle Fälle hat die Infanterie kaum geschossen, da die Dinger im strömenden Regen nicht losgingen.

Alles mit dem Bajonett gemetzelt.
Und dann Blüchers Kavallerieangriff.
War schon ein echter Kerl, der Blücher.
 
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