Ich habe in dem gegebenen Kontext auf die fehlende Kompetenz, von Unfähigkeit und Ahnungslosigkeit habe ich nicht gesprochen, von Caprivi hingewiesen.
Dann nenn es "fehlende Kompetenz", ist am Ende Wortklauberei.
Der spätere Kanzler Bülow hatte mit der Nichtverlängerung des RV nun so rein gar nichts zu tun.
Habe ich auch nirgendwo behauptet.
Du könntest je einen separaten Faden aufmachen und dort deine Antipathie gegen Bülow freien Lauf lassen.
Ich weiß nicht, welche Antipathie du da jetzt meinst. Darf ich dir im Hinblick auf dein Schimpfen über Caprivi und vor allem auch Holstein gleiches empfehlen? ;-)
Ich hatte ausgeführt,
das war die damals maximal erreichbare Sicherheit gewesen. Das ist ein feiner Unterschied.
Macht die Behauptung aber nicht zutreffender ;-)
Eine regelrechte Allianz mit Russland war nicht realisierbar
Zutreffender ist, dass überhaupt nicht in erschöpfendem Maße der Versuch unternommen wurde, eine solche Allianz zustande zu bringen, sondern dass Bedingung hierfür die weitgehende Bewahrung des Status Quo am Balkan und war und die Bereitschaft Russland entgegen zu kommen sich auf wohlwollendes Ignorieren von dessen Ambitionen in Sachen Balkan und Osmanisches Reich beschränkte.
Der Versuch eine Allianz mit Russland auf dezidierter Unterstützung, möglicherweise Waffenhilfe für Russlands Balkanambitionen zu begründen wurde nicht unternommen.
Petersburg war nicht willens sich gegen Paris vereinnahmen zu lassen.
Es war nicht willens das zu dem Preis zu tun, den Berlin zu bieten bereit war. Ob es zu anderen Konditionen willens gewesen wäre, wissen wir nicht.
Das wäre nicht realistisch gewesen. Deutschland hatte Nachbarn und auch die hatten Interessen.
Joa, aber diese Interessen hätte man im hypothetische Fall einer deutsch-russischen Allianz getrost ignorieren können, weil hinter diesen Interessen keine adäquate Militärmacht gestanden hätte um sie durchsetzen zu können.
Die Russen wollten nicht nur die Vorherrschaft auf dem Balkan, sie wollten auch die Kontrolle über die Meerengen. Deutschland wäre da zwangsläufig in Konflikt mit Wien und wahrscheinlich auch mit London gekommen.
Damit waren keine lebenswichtigen Interessen Deutschlands bedroht und Österreich hätte das vielleicht nicht in den Kram gepasst, aber es hätte dagegen nichts unternehmen können.
Die Habsburger Monarchie war militärisch nicht in der Lage sich allein mit Russland anlegen zu können, einen Zweifrontenkrieg gegen Russland und Deutschland hätte sie sich dreimal nicht leisten können, folglich hätte sie stillhalten müssen.
Großbritannien hätte das ebenfalls nicht gefallen, aber Großbritannien hatte auch so absolut kein Landheer, dass in der Lage gewesen wäre seine eigenen Interessen am Balkan durchzuboxen, auch die Marine hätte da im Hinblick auf die enormen Rohstoffe Russlands in Sachen Blockade nicht viel geholfen.
Mit solchem Handeln hätte Deutschland da es sich GB zum Feind gemacht hätte sicherlich seinen überseeischen Interessen geschadet und dort an Handlungsfreiheit eingebüßt unter dem Primat von Sicherheitsinteressen betrachtet, wäre das die vielversprechendere Variante gewesen.
Auf der anderen Seite bezweifle ich nach wie vor, das Petersburg den territorialen Bestand des Frankfurter Friedens garantiert hätte.
Kannst du gerne bezweifeln.
Ich persönlich halte es für duchraus nicht unwahrscheinlich, dass sie Russland bei entsprechendem Entgegenkommen auf dem Balkan und Mittragen der russischen Balkanpolitik darin eingelassen hätte.
Auch Bismarck traute den Russen nicht mehr.
Ein Grund mehr den Vertrag, der die Allianz mit Österreich unterminierte und diese ggf. sprengen konnte, wenn die Russen ihn veröffentlichten, nicht zu verlängern.
Insofern Bismarck dennoch verlängern wollte, war das Misstrauen so groß offensichtlich nicht.
Nicht was. Wovor? Vor Russland, denn seit 1878 und ganz gewiss seit 1885/86 war das Klima zwischen Wien und Petersburg frostig. Das weswegen, das ist dir sicherlich geläufig und muss ich hier nicht weiter ausführen.
Eben doch dass ist die entscheidende Frage, Gefahr für was.
Wenn man in Wien tatsächlich um seine territoriale Integrität fürchtete, hätte man den Rückversicherungsvertrag bei Veröffentlichung ignorieren können, weil er das Defensivbündnis nicht tangierte.
Fürchtet man aber weniger um den eigenen Territorialen Bestand und mehr um das Machtgleichgewicht am Balkan und seine imperialen Interessen dort, dann war der Rückversicherungsvertrag Zündstoff.
Du hast bisher nicht belegen können, dass die Österreichische Sorge der eigenen Territorialen Integrität galt.
Die entscheidende Frage ist nicht, vor wem Man in Wien Angst hatte, sondern in welchen Aspekten man sich bedroht sah, weil davon die Frage abhängt, wie eine solche Bedrohung abzuwehren wäre und ob das denn mit dem Rückversicherungsvertrag in Einklang zu bringen ist oder nicht.
Ich behaupte Wien hatte keinen Anlass um seinen eigenen Territorialbestand zu fürchten und fürchtete vor allem in Sachen Einfluss auf dem Balkan von Russland marginalisiert zu werden.
Wenn dem so war, war der Rückversicherungsvertrag gefährlicher Zündstoff.
Zu einer gegenseitigen Sicherheitsassekuranz gegenüber Russland.
Das ist eine reichlich leere Formel.
Wessen konkrete Sicherheit und Sicherheit vor welchen Schritten genau? Aktionen direkt gegen Österreich oder Aktionen, die auf das Osmanische Reich oder die Balkanstaaten abzielten?