Nichtverlängerung des Rückversicherungsvertrages mit Russland


Hat also nichts mit "zuwider" zu tun gehabt!

Unter Caprivi wurde eine wesentlich solidere Außenpolitik betrieben, als unter Bülow, der fälschlicherweise der Meinung war, dass er das "Spiel mit fünf Kugeln" behrerschte, was dann dazu führte, dass Deutschland außenpolitisch mehr oder minder vollkommen bankrott machte.

Wir sprechen hier derzeit nicht über einen Vergleich der Kanzlerschaften Caprivis mit der von Bülows.

Du weißt so gut wie ich, dass gegen Ende seiner Amtszeit selbst Bismarck mit seinem Latein am Ende war und dass auch er wusste, dass ein Ausgleich zwischen Wien und St. Petersburg nicht mehr zustande zu bringen war und man sich im Prinzip einer Entscheidung zwischen beiden auf Dauer nicht entziehen konnte.

Das System funktionierte noch zum Zeitpunkt des Abganges. Bismarck hatte ein kunstvoll außenpolitisches Netz geknüpft, das Deutschland die maximal erreichbare Sicherheit gab. Mehr war zu jener Zeit wohl nicht zu realisieren.

Schreibt mir derjenige, der sich darann hochzieht, was im unwahrscheinlichen Fall, dass Frankreich in einer vollkommen schwachsinnigen Harakiri-Aktion das deutlich stärkere Deutschland angegriffen hätte, Italien möglicherweise seine Verpflichtungen nicht hätte erfüllen können? ;-)

Derjenige hat einen Namen!
Die Spekulation überwiegt bei dir in der Regel doch sehr. Was wäre wenn und so weiter und so weiter. Du konstruiert allen möglichen und unmöglichen Lagen und Situationen, um deiner Position damit zu untermauern. Nur die Staatsmänner damals haben anders gedacht als du es heute tust.

Nun, es bestand auch für Italien keine reale Verpflichtung, die es verboten hätte einen Neutralitätspakt mit Frankreich einzugehen.
Was dich nach wie vor nicht daran hindert das italienische Verhalten letztendlich als "Verrat" zu beurteilen.

Diese Ausführungen kann ich nicht im Zusammenhang mit dem Zitat, welches du von mir verwendest bringen. Meine Ausführung bezog sich jedenfalls nicht auf Italien.

Wann hatte Berlin Russland denn ein militärisches Bündnis unter expliziter Zusage aktiver Unterstützung für die russischen Balkanintressen, nötigenfalls auf Kosten Österreichs angeboten?

1875.
Bismarck hatte Russland ein Bündnis quasi durch "Dick und Dünn" vorgeschlagen gehabt. Dazu gehörte eben auch der Territorialbestand des Frankfurter Friedens. Im Zuge der Mission von Radowitz hatte Bismarck Russland freie Hand im Orient angeboten für freie Hand im Westen. Daraus wurde bekanntermaßen nichts.
 
Was ist da gemeint? Ein Angriff Russlands auf die Donaumonarchie? Ein erneuter Angriff Russlands auf das Osmanische Reich? Ein Krieg der sich daran entzünden könnte, falls Russland zu einer Revision von San Stafano nicht bereit wäre? Ein Krieg, möglicherweise gar nicht von Russland sondern von einem der Balkanstaaten oder einem ganz anderen Akteur ausgelöst wird und in den sich Russland möglicherweise wegen inkompetenter oder böswilliger Minister hineinziehen lässt?

Gortschakow und Co. haben vor allem Andrassy als den Leiter der österreichisch-ungarischen Außenpolitik für das für Petersburg so unbefriedigende Ergebnis des Berliner Kongresses verantwortlich gemacht.
Andrassy würde wohl nicht unbedingt ein Bedürfnis verspürt haben mit Deutschland ein Bund abzuschließen, wenn er keine Gefahren von Russland her gesehen hätte. Er sprach ja sogar von einer europäischen Verpflichtung. Das Andrassy später kein Außenminister war, spielt wohl zum Zeitpunkt des Abschlusses keine Rolle. Davon einmal abgesehen, war Andrassy davon ausgegangen, das Franz-Joseph ihn erneut berufen würde.
 
Hat also nichts mit "zuwider" zu tun gehabt!
Ich denke schon.

Wir sprechen hier derzeit nicht über einen Vergleich der Kanzlerschaften Caprivis mit der von Bülows.
Nein, aber du hattest auf den militärischen Hintergrund Caprivis abgstellt, und ihm Ahnungslosigkeit und Unfähigkeit in der Außenpolitik unterstellt.

Nun, wenn es erlaubt ist, allein auf Grund des früheren Hintergrunds auf die Fähigkeiten zu schließen, dann wird der Hinweis, dass der eher unerfahrene Außenpolitiker Caprivi einen solideren Kurs fuhr, als der Karrierediplomat Bülow wohl erlaubt sein?

Das System funktionierte noch zum Zeitpunkt des Abganges.
Ja, weil die Sache mit dem Rückversicherungsvertrag gegenüber Wien noch nicht aufgekippt war. Was aber jederzeit passieren konnte, dieser Vertrag war eine tickende Zeitbombe.

Bismarck hatte ein kunstvoll außenpolitisches Netz geknüpft, das Deutschland die maximal erreichbare Sicherheit gab. Mehr war zu jener Zeit wohl nicht zu realisieren.

Nein, das war nicht maximale Sicherheit. Das war der Versuch einen Kompromiss zwischen Sicherheit, Popularität und Handlungsfreiheit zu finden.
Maximale Sicherheit wäre durch eine Allianz mit Russland zu erreichen gewesen, was gleichzeitig Einbußen an Handlungsfreiheit gebracht hätte.

Die Spekulation überwiegt bei dir in der Regel doch sehr. Was wäre wenn und so weiter und so weiter. Du konstruiert allen möglichen und unmöglichen Lagen und Situationen, um deiner Position damit zu untermauern.

Zeig mir mal bitte auf, wo ich unmögliche Lagen konstruiere. Es stimmt, ich mache viele hypothetische Szenarien auf, weil dass für meine Bewertungsmaßstäbe bei politischen Entscheidungen in der Vergangenheit eine große Rolle spielt (ich meine mit Recht), aber nur solche, die auch irgndwie noch im Bereich des Wahrscheinlichen liegen.

Ich habe mich nirgendwo in solche Spekulationen eingelassen, wie in diejenige, die du wegen der italiensischen Neutralität angestellt hattest, nach der Frankreich einen militärisch und wirtschaftlich deutlich überlegenen Gegner von sich aus hätte angreifen müssen, damit Rom vielleicht, möglicherweise in die Bredoullie hätte geraten können.
Das man solche Szenarien vernachlässigen kann, weil man unterstellen darf, dass ein rationaler Akteur so etwas nicht tun würde, weil er weiß, dass er verliert, wird man, denke ich voraussetzen können.
Bei anderen Szenarien, die lediglich andere Pfade beschreiben würden und kein irrationales Handeln voraussetzten, sieht das aber anders aus.

1875.
Bismarck hatte Russland ein Bündnis quasi durch "Dick und Dünn" vorgeschlagen gehabt. Dazu gehörte eben auch der Territorialbestand des Frankfurter Friedens. Im Zuge der Mission von Radowitz hatte Bismarck Russland freie Hand im Orient angeboten für freie Hand im Westen. Daraus wurde bekanntermaßen nichts.

Turgot, dass ist keine Antwort auf meine Frage.
Ein Bündnis "quasi durch dick und dünn" ist eine Floskel nichts weiter.
Russland am Balkan freie Hand zu lassen, bedeutet lediglich die Bereitschaft sich auf eine Nichteinmischung und wohlwollende Neutralität gegenüber Russland zu verpflichten, davon sprach ich nicht.
Ich sprach von aktiver Kooperation mit der russischen Balkanpolitik, bis hin zur Unterstützung derselben nötigenfalls mit militärischen Mitteln.

So weit St. Petersburg das anzubieten ist man in Berlin nie gegangen. Es wäre aber angesichts der Tatsache, dass russische Machtgewinne am Balkan und an den Meerengen für Deutschland als Aktuer keim Problem dargestellt hätten machbar gewesen.
Für Bismarck war das höchste der Gefühle die imperialen Attitüden St. Petersburgs in Richtung Osmanisches Reich und Balkan zu dulden, mehr nicht.

Es hätte mich sehr überrascht, wenn du mir einmal zugestimmt hättest.
So selten kommt das doch gar nicht vor.

Gortschakow und Co. haben vor allem Andrassy als den Leiter der österreichisch-ungarischen Außenpolitik für das für Petersburg so unbefriedigende Ergebnis des Berliner Kongresses verantwortlich gemacht.
An anderer Stelle hast du behauptet, sie hätten die Veerantwortung hauptsächlich bei Bismarck abgeladen.

Andrassy würde wohl nicht unbedingt ein Bedürfnis verspürt haben mit Deutschland ein Bund abzuschließen, wenn er keine Gefahren von Russland her gesehen hätte.

Aber Gefahren für was? Darum dreht ees sich doch. Gefahren für den Bestand Österreich-Ungarns oder für seine imperialen Interessen?
Gefahren für die imperialen Interessen ließ sich nur mit einem Partner begnen, der bereit war die eigenen Interessen zu stützen, was Deutschland ausweislich des RV nicht mehr war, als Bismark ging und von Sorge um den Territorialbestand Österreich schreibt Andrássy da nichts.

Er sprach ja sogar von einer europäischen Verpflichtung.
Verpflichtung zu was? Den europäischen Frieden zu sichern? Durch welche Maßnahmen? Österreichs Bestand zu garantieren? Das europäische Gleichgewicht zu schützen, indem die Mächte weiteren Machtgewinn Russlands auf Kosten des Osmanischen Reiches verhindern?
Besonders klar, was Andrássy sich da vorstellte wird eigentlich nicht, es lässt einigen Spielraum zur Interpretation.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, aber du hattest auf den militärischen Hintergrund Caprivis abgstellt, und ihm Ahnungslosigkeit und Unfähigkeit in der Außenpolitik unterstellt.

Nun, wenn es erlaubt ist, allein auf Grund des früheren Hintergrunds auf die Fähigkeiten zu schließen, dann wird der Hinweis, dass der eher unerfahrene Außenpolitiker Caprivi einen solideren Kurs fuhr, als der Karrierediplomat Bülow wohl erlaubt sein?

Sehe ich ganz und gar nicht so. Ich habe in dem gegebenen Kontext auf die fehlende Kompetenz, von Unfähigkeit und Ahnungslosigkeit habe ich nicht gesprochen, von Caprivi hingewiesen. Das hat auch durchaus seine Berechtigung, da absolut zutreffend. Vielleicht kannst du ja den gegenteiligen Nachweis antreten.
Der spätere Kanzler Bülow hatte mit der Nichtverlängerung des RV nun so rein gar nichts zu tun. Du könntest je einen separaten Faden aufmachen und dort deine Antipathie gegen Bülow freien Lauf lassen.;) Hier passt deine Ausführung jedenfalls überhaupt nicht. Bülow war seit 1884 Botschaftsrat in Petersburg; also noch eine verhältnismäßig kleine Nummer.

Nein, das war nicht maximale Sicherheit. Das war der Versuch einen Kompromiss zwischen Sicherheit, Popularität und Handlungsfreiheit zu finden.
Maximale Sicherheit wäre durch eine Allianz mit Russland zu erreichen gewesen, was gleichzeitig Einbußen an Handlungsfreiheit gebracht hätte.

Ich hatte ausgeführt, das war die damals maximal erreichbare Sicherheit gewesen. Das ist ein feiner Unterschied.;)
Eine regelrechte Allianz mit Russland war nicht realisierbar; nicht nach dem Verwerfungen hinsichtlich Bulgarien und auch den sonstigen atmosphärischen Störungen. Pressekrieg, Lombardverbot, auch 1889 hatte Wilhelm II. in der Presse eine Warnung vor russischen Papieren aussprechen lassen; Bismarck war alles andere als glücklich über diese Aktion. Petersburg war nicht willens sich gegen Paris vereinnahmen zu lassen.

Turgot, dass ist keine Antwort auf meine Frage.
Ein Bündnis "quasi durch dick und dünn" ist eine Floskel nichts weiter.
Russland am Balkan freie Hand zu lassen, bedeutet lediglich die Bereitschaft sich auf eine Nichteinmischung und wohlwollende Neutralität gegenüber Russland zu verpflichten, davon sprach ich nicht.
Ich sprach von aktiver Kooperation mit der russischen Balkanpolitik, bis hin zur Unterstützung derselben nötigenfalls mit militärischen Mitteln.

So weit St. Petersburg das anzubieten ist man in Berlin nie gegangen. Es wäre aber angesichts der Tatsache, dass russische Machtgewinne am Balkan und an den Meerengen für Deutschland als Aktuer keim Problem dargestellt hätten machbar gewesen.
Für Bismarck war das höchste der Gefühle die imperialen Attitüden St. Petersburgs in Richtung Osmanisches Reich und Balkan zu dulden, mehr nicht.

Das wäre nicht realistisch gewesen. Deutschland hatte Nachbarn und auch die hatten Interessen.
Die Russen wollten nicht nur die Vorherrschaft auf dem Balkan, sie wollten auch die Kontrolle über die Meerengen. Deutschland wäre da zwangsläufig in Konflikt mit Wien und wahrscheinlich auch mit London gekommen. Auf der anderen Seite bezweifle ich nach wie vor, das Petersburg den territorialen Bestand des Frankfurter Friedens garantiert hätte. 1890 war die außenpolitischen Großwetterlage ohnehin nicht so, das eine so weitreichende Abmachung möglich gewesen wäre. Auch Bismarck traute den Russen nicht mehr.

Aber Gefahren für was?

Nicht was. Wovor? Vor Russland, denn seit 1878 und ganz gewiss seit 1885/86 war das Klima zwischen Wien und Petersburg frostig. Das weswegen, das ist dir sicherlich geläufig und muss ich hier nicht weiter ausführen.

Verpflichtung zu was? Den europäischen Frieden zu sichern? Durch welche Maßnahmen? Österreichs Bestand zu garantieren? Das europäische Gleichgewicht zu schützen, indem die Mächte weiteren Machtgewinn Russlands auf Kosten des Osmanischen Reiches garantieren?
Besonders klar, was Andrássy sich da vorstellte wird eigentlich nicht, es lässt einigen Spielraum zur Interpretation.

Zu einer gegenseitigen Sicherheitsassekuranz gegenüber Russland.
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Oktober 1889 war Zar Alexander III. in Berlin zu Besuch. Er sprach auch ausführlich mit Bismarck.

Der Zar brachte seine Zweifel an der Aufrichtigkeit und Friedensliebe zum Ausdruck. Auch äußerte der Zar beispielsweise seine Bedenken hinsichtlich des bevorstehenden Treffens Anfang November 1889, da er den Verdacht hegt, das es zu einem Bündnis zwischen Berlin und Konstantinopel kommen könnte und sich das Osmanische Reich und Deutsche Reich sich zu einem aggressiven Vorgehen gegen Russland wenden könnten.
Auch hinsichtlich der Beziehungen zu Österreich und England musste Bismarck den Zaren beruhigen.

Zar Alexander III. ist auch nicht verborgen geblieben, das der deutsche Generalstabschef Waldersee für einen Krieg gegen Russland war.

Von einer vertrauensvollen Beziehung zwischen den beiden Kaiserreichen konnte also keine Rede sein und schon deshalb glaube ich nicht an der Möglichkeit einer weitreichenden Allianz.
 
Der Zar brachte seine Zweifel an der Aufrichtigkeit und Friedensliebe zum Ausdruck. Auch äußerte der Zar beispielsweise seine Bedenken hinsichtlich des bevorstehenden Treffens Anfang November 1889

Hier habe ich etwas vergessen. Sorry

...mit dem Sultan, da er..... So, jetzt ist es vollständig.:D
 
Ich habe in dem gegebenen Kontext auf die fehlende Kompetenz, von Unfähigkeit und Ahnungslosigkeit habe ich nicht gesprochen, von Caprivi hingewiesen.

Dann nenn es "fehlende Kompetenz", ist am Ende Wortklauberei.

Der spätere Kanzler Bülow hatte mit der Nichtverlängerung des RV nun so rein gar nichts zu tun.
Habe ich auch nirgendwo behauptet.

Du könntest je einen separaten Faden aufmachen und dort deine Antipathie gegen Bülow freien Lauf lassen.;)
Ich weiß nicht, welche Antipathie du da jetzt meinst. Darf ich dir im Hinblick auf dein Schimpfen über Caprivi und vor allem auch Holstein gleiches empfehlen? ;-)

Ich hatte ausgeführt, das war die damals maximal erreichbare Sicherheit gewesen. Das ist ein feiner Unterschied.;)
Macht die Behauptung aber nicht zutreffender ;-)

Eine regelrechte Allianz mit Russland war nicht realisierbar
Zutreffender ist, dass überhaupt nicht in erschöpfendem Maße der Versuch unternommen wurde, eine solche Allianz zustande zu bringen, sondern dass Bedingung hierfür die weitgehende Bewahrung des Status Quo am Balkan und war und die Bereitschaft Russland entgegen zu kommen sich auf wohlwollendes Ignorieren von dessen Ambitionen in Sachen Balkan und Osmanisches Reich beschränkte.

Der Versuch eine Allianz mit Russland auf dezidierter Unterstützung, möglicherweise Waffenhilfe für Russlands Balkanambitionen zu begründen wurde nicht unternommen.

Petersburg war nicht willens sich gegen Paris vereinnahmen zu lassen.

Es war nicht willens das zu dem Preis zu tun, den Berlin zu bieten bereit war. Ob es zu anderen Konditionen willens gewesen wäre, wissen wir nicht.

Das wäre nicht realistisch gewesen. Deutschland hatte Nachbarn und auch die hatten Interessen.
Joa, aber diese Interessen hätte man im hypothetische Fall einer deutsch-russischen Allianz getrost ignorieren können, weil hinter diesen Interessen keine adäquate Militärmacht gestanden hätte um sie durchsetzen zu können.

Die Russen wollten nicht nur die Vorherrschaft auf dem Balkan, sie wollten auch die Kontrolle über die Meerengen. Deutschland wäre da zwangsläufig in Konflikt mit Wien und wahrscheinlich auch mit London gekommen.

Damit waren keine lebenswichtigen Interessen Deutschlands bedroht und Österreich hätte das vielleicht nicht in den Kram gepasst, aber es hätte dagegen nichts unternehmen können.
Die Habsburger Monarchie war militärisch nicht in der Lage sich allein mit Russland anlegen zu können, einen Zweifrontenkrieg gegen Russland und Deutschland hätte sie sich dreimal nicht leisten können, folglich hätte sie stillhalten müssen.
Großbritannien hätte das ebenfalls nicht gefallen, aber Großbritannien hatte auch so absolut kein Landheer, dass in der Lage gewesen wäre seine eigenen Interessen am Balkan durchzuboxen, auch die Marine hätte da im Hinblick auf die enormen Rohstoffe Russlands in Sachen Blockade nicht viel geholfen.

Mit solchem Handeln hätte Deutschland da es sich GB zum Feind gemacht hätte sicherlich seinen überseeischen Interessen geschadet und dort an Handlungsfreiheit eingebüßt unter dem Primat von Sicherheitsinteressen betrachtet, wäre das die vielversprechendere Variante gewesen.

Auf der anderen Seite bezweifle ich nach wie vor, das Petersburg den territorialen Bestand des Frankfurter Friedens garantiert hätte.
Kannst du gerne bezweifeln.
Ich persönlich halte es für duchraus nicht unwahrscheinlich, dass sie Russland bei entsprechendem Entgegenkommen auf dem Balkan und Mittragen der russischen Balkanpolitik darin eingelassen hätte.

Auch Bismarck traute den Russen nicht mehr.
Ein Grund mehr den Vertrag, der die Allianz mit Österreich unterminierte und diese ggf. sprengen konnte, wenn die Russen ihn veröffentlichten, nicht zu verlängern.
Insofern Bismarck dennoch verlängern wollte, war das Misstrauen so groß offensichtlich nicht.

Nicht was. Wovor? Vor Russland, denn seit 1878 und ganz gewiss seit 1885/86 war das Klima zwischen Wien und Petersburg frostig. Das weswegen, das ist dir sicherlich geläufig und muss ich hier nicht weiter ausführen.

Eben doch dass ist die entscheidende Frage, Gefahr für was.

Wenn man in Wien tatsächlich um seine territoriale Integrität fürchtete, hätte man den Rückversicherungsvertrag bei Veröffentlichung ignorieren können, weil er das Defensivbündnis nicht tangierte.
Fürchtet man aber weniger um den eigenen Territorialen Bestand und mehr um das Machtgleichgewicht am Balkan und seine imperialen Interessen dort, dann war der Rückversicherungsvertrag Zündstoff.

Du hast bisher nicht belegen können, dass die Österreichische Sorge der eigenen Territorialen Integrität galt.

Die entscheidende Frage ist nicht, vor wem Man in Wien Angst hatte, sondern in welchen Aspekten man sich bedroht sah, weil davon die Frage abhängt, wie eine solche Bedrohung abzuwehren wäre und ob das denn mit dem Rückversicherungsvertrag in Einklang zu bringen ist oder nicht.

Ich behaupte Wien hatte keinen Anlass um seinen eigenen Territorialbestand zu fürchten und fürchtete vor allem in Sachen Einfluss auf dem Balkan von Russland marginalisiert zu werden.
Wenn dem so war, war der Rückversicherungsvertrag gefährlicher Zündstoff.

Zu einer gegenseitigen Sicherheitsassekuranz gegenüber Russland.
Das ist eine reichlich leere Formel.
Wessen konkrete Sicherheit und Sicherheit vor welchen Schritten genau? Aktionen direkt gegen Österreich oder Aktionen, die auf das Osmanische Reich oder die Balkanstaaten abzielten?
 
Im Oktober 1889 war Zar Alexander III. in Berlin zu Besuch. Er sprach auch ausführlich mit Bismarck.

Der Zar brachte seine Zweifel an der Aufrichtigkeit und Friedensliebe zum Ausdruck. Auch äußerte der Zar beispielsweise seine Bedenken hinsichtlich des bevorstehenden Treffens Anfang November 1889, da er den Verdacht hegt, das es zu einem Bündnis zwischen Berlin und Konstantinopel kommen könnte und sich das Osmanische Reich und Deutsche Reich sich zu einem aggressiven Vorgehen gegen Russland wenden könnten.
Auch hinsichtlich der Beziehungen zu Österreich und England musste Bismarck den Zaren beruhigen.

Zar Alexander III. ist auch nicht verborgen geblieben, das der deutsche Generalstabschef Waldersee für einen Krieg gegen Russland war.

Von einer vertrauensvollen Beziehung zwischen den beiden Kaiserreichen konnte also keine Rede sein und schon deshalb glaube ich nicht an der Möglichkeit einer weitreichenden Allianz.

Du übersiehst hierbei nur, dass dieses Misstrauen auf dem von mir kritiserten Politikstil beruhte, zu versuchen es allem mit beschränkten, möglichst wenig verbindlichenn Vereinbarungen irgendwie recht zu machen, insofern ziehst du hier einen Zirkelschluss, denn natürlich hätte eine Allianz mit Russland vorausgesetzt mit dem entgegenkommenden Verhalten gegenüber Konstantinopel, Wien und London Schluss zu machen.

Das wäre aber ohne Frage möglich gewesen.

Du wirst dich daran erinnern, dass ich schon häufiger geäußert habe, dass ich es für einen historischen Fehler halte, dass man in Berlin das Bündnis mit Österreich als sakrosankt betrachtet und seine gesamte Außenpolitik auf dieser Basis aufbaute und es paradigmatisch von diser Seite her betrachtete.

Ja, so lange man gute Beziehungen zu Wien hatte und daran interessiert war, dieses Bündnis unbedingt aufrecht zu erhalten, konnte man mit Russland nicht mehr übereinkommen.
Die Frage ist nur, wozu überhaupt?
So lange Russland in Europa relativ wenig mitmischte und St. Peetersburg und Paris sich in den Haaren lagen, war das Bündnis mit Wien wichtig um Frankreich in seiner Isolation zu halten. In dem Moment wo Frankreich Anstalten machte für Russland Bündnisfähig zu werden, war das Bündnis mit Österreich eine gefährliche Hypothek, weil es ein Faktor dabei war mehr Probleme heraufzubeschwören, als zu lösen.

Eine klare Absage an die Österreichischen Interessen hätte sicherlich das Klima zwischen Berlin und Petersburg deutlich verbessert.

Politisch nicht ins Bild passende Generalstbschefs kann man auswechseln. Zumal ich es interessant finde, dass auf einmal der Generalstabschef als schweres Hindernis für politische Übereinkunft angesehen wird, du die gleiche Argumentation im Hinblick auf Conrad v. Hötzendorf und das österreichische Verhältnis zu Italien allerdings nicht gelten lassen möchtest. ;-)
 
Dann nenn es "fehlende Kompetenz", ist am Ende Wortklauberei.

Gar nicht, da es einen Unterschied, so meine ich, zwischen fehlender Kompetenz und Ahnungslosigkeit und Unfähigkeit gibt.

Macht die Behauptung aber nicht zutreffender ;-)

Ich denke doch.;)

Zutreffender ist, dass überhaupt nicht in erschöpfendem Maße der Versuch unternommen wurde, eine solche Allianz zustande zu bringen, sondern dass Bedingung hierfür die weitgehende Bewahrung des Status Quo am Balkan und war und die Bereitschaft Russland entgegen zu kommen sich auf wohlwollendes Ignorieren von dessen Ambitionen in Sachen Balkan und Osmanisches Reich beschränkte.

Der Versuch eine Allianz mit Russland auf dezidierter Unterstützung, möglicherweise Waffenhilfe für Russlands Balkanambitionen zu begründen wurde nicht unternommen.

Bismarck war in Sachen Außenpolitik sicher kein Anfänger oder Amateur. Die Überlegung, die du da im Raume stellst, hatte keine wirkliche Chance auf Realisierung. Über das oben geschriebene hinaus, ist auch anzumerken, das schon die Mittelmeerentente mit England und Italien, durch Bismarcks Vermittlung, und etwas später auch Österreich-Ungarn und Spanien sich verpflichtet hatten, den Status Quo auf dem Balkan und im östlichen Mittelmeerraum aufrechtzuerhalten. Im Klartext hieß das, dass die russisches Expansion auf dem Balkan Einhalt geboten und die Meerengen nicht unter russischer Kontrolle geraten sollten. Und dann sollte Berlin in einem Abkommen die russischen Bestrebungen unterstützen?

Wenn man in Wien tatsächlich um seine territoriale Integrität fürchtete, hätte man den Rückversicherungsvertrag bei Veröffentlichung ignorieren können, weil er das Defensivbündnis nicht tangierte.
Fürchtet man aber weniger u unm den eigenen Territorialen Bestand und mehr um das Machtgleichgewicht am Balkan und seine imperialen Interessen dort, dann war der Rückversicherungsvertrag Zündstoff.

Zunächst: Die Russen kannten den Vertrag von 1879. Bismarck hatte Schuwalow die Artikel I, II und IV mitgeteilt gehabt.
Bismarck war aber auch nicht willens, sich Österreich-Ungarn zuliebe, sich um österreichische Balkaninteressen willen oder ungarischen Ambitionen oder Revanchegelüsten mit Russland zu entzweien und dadurch das Schicksal Deutschlands angesichts der damaligen französischen Haltung in einen Zweifrontenkrieg mit seinen beiden Nachbarstaaten aufs Spiel zu setzen.
Herbert Bismarck schrieb an den deutschen Botschafter Reuß, " Wenn die ungarischen Parlamentarier und Publizisten sich darüber klar wären, daß sie außerhalb des Rahmen unseres Vertrages mit eigenen Mitteln ohne Deutschland zu vertreten haben würden, so wären sie weniger dringlich und erregt. (GP; Band 5, Dokument 1019)

Wie ich schon ausführte, sind zu wenige österreichische Akten hinsichtlich der Verhandlungen von 1879 noch vorhanden. Das zentrale Motiv von Andrassy habe ich dir wörtlich eingestellt. Eine gewisse Furcht ist nicht zu übersehen. Ob die nun konkret der territorialen Existenz oder den Balkaninteressen Österreich-Ungarns galt, ist so nicht unmittelbar erkennbar. Aber auch Deutschland hatte ein lebhaftes Interesse an dem Zweibund. Wie gesagt, den Berliner Kongress und die Reaktionen in Petersburg sollte man im Kopf behalten.

Ich behaupte Wien hatte keinen Anlass um seinen eigenen Territorialbestand zu fürchten und fürchtete vor allem in Sachen Einfluss auf dem Balkan von Russland marginalisiert zu werden.
Wenn dem so war, war der Rückversicherungsvertrag gefährlicher Zündstoff.

Da begibt du dich aber wieder auf dünnes Eis, da du spekulierst; mal wieder.;)

Warum sollte der RV gefährlicher Zündstoff sein, wenn Wien um sein Territorium gefürchtet haben sollte?
In Bismarck auswärtiger Politik hatte im deutsch-österreichische Vertrag von 1879 casus foederis eine doppelte Funktion. Es war einmal ein Faktor, dessen Bekanntgabe an Russland im Mai 1887 dieses vor einem Angriff auf Österreich abhalten sollte; denn es musste dann mit Deutschland als weiteren Gegner rechnen. Auf der anderen Seite war die Tatsache, das Bismarck den Eintritt des casus foederis Österreich gegenüber streng an die dafür im Bündnisvertrag vorgesehenen Voraussetzungen knüpfte, vorzüglich geeignet, Österreich davon abzuhalten wegen seiner eignen Interessen auf der Balkanhalbinsel einen russischen Vorgehen entgegenzutreten und es dadurch zum Kriege kommen zu lassen, weil es dann nicht auf Deutschlands Beistand im Kriege hätte rechnen können.
Und wie schon oben erwähnt, es gab ja auch noch die Mittelmeerentente.

Das ist eine reichlich leere Formel.

Finde ich nicht, denn das genau ist doch letzte Endes die Mittelmeerentente.
 
Eine klare Absage an die Österreichischen Interessen hätte sicherlich das Klima zwischen Berlin und Petersburg deutlich verbessert.

Siehe das Schreiben von Herbert von Bismarck ab Reuß.

Politisch nicht ins Bild passende Generalstbschefs kann man auswechseln. Zumal ich es interessant finde, dass auf einmal der Generalstabschef als schweres Hindernis für politische Übereinkunft angesehen wird, du die gleiche Argumentation im Hinblick auf Conrad v. Hötzendorf und das österreichische Verhältnis zu Italien allerdings nicht gelten lassen möchtest. ;-)

Der Zar hatte Waldersee als Kriegstreiber, übrigens durchaus zu Recht, bezeichnet. 1891 war Waldersee aber nicht mehr in Amt und Würden; wenn auch nicht eben aus diesem Grunde. Auf Conrad und Italien gehe ich jetzt aber nicht ein. Dafür kannst, wenn du Bedarf hast, einen neuen Faden aufmachen.

Du übersiehst hierbei nur, dass dieses Misstrauen auf dem von mir kritiserten Politikstil beruhte, zu versuchen es allem mit beschränkten, möglichst wenig verbindlichenn Vereinbarungen irgendwie recht zu machen, insofern ziehst du hier einen Zirkelschluss, denn natürlich hätte eine Allianz mit Russland vorausgesetzt mit dem entgegenkommenden Verhalten gegenüber Konstantinopel, Wien und London Schluss zu machen.

Das Verhalten war keine Einbahnstraße. Bismarck hatte schon alle Hände voll zu tun, um einen Moltke und Waldersee vor Dummheiten abzuhalten.
Das Verhalten ist keine Einbahnstraße gewesen. Es gab in Petersburg eine mächtige Strömung, die das Bündnis mit Frankreich wollte. Katkow war in diesem Sinne sehr rührig. Russland benötigte große Mengen an Kapital. Die Industrialisierung, der Eisenbahnbau, die Kosten des Krimkrieges und gegen das Osmanische Reich ließ die Staatsverschuldung steigen. Die Auslandsobligationen betrugen 6,5 Milliarden Rubel. Um Tilgung und Zinsen zu bedienen, musste Petersburg 28% seines Haushaltes aufwenden. Der russsische Finanzminister Bunge wurde vom Staatsrat beauftragt die ganzen Schulden zu vereinheitlichen und zu diesem Zwecke begann dieser 1886 mit der Berliner Diskontogesellschaft Unterhandlungen. Die Diskonto hatte schon früher mit den Russen zusammengearbeitet. Die Verhandlungen scheiterten und das kostete Bunge sein Job. Katkow und seine nationalistischen Freunde waren sicher nicht unschuldig daran. Nachfolger wurde der Kandidat Katkows: Wischnegradski. Die Ernennung wurde als Sieg der nationalen Sache gefeiert. Wischnegradski erhielt den gleichen Auftrag, eben die Umschuldung der russischen Auslandsobligationen, wie Bunge. Wir wissen, wie das ausgegangen war.

Weitere Beispiele. Von den 1.191 Industrieunternehmen in Russisch-Polen waren immerhin 296 im ausländischen, hauptsächlich deutschen Eigentum. Auf der russischen Seite lebten rund 450.000 Deutsche, deren Anwesenheit , nicht nur, aber eben auch, die Russifizierung dieser Gebiete behinderte. Aber auch Polizei und Militär waren alles andere als glücklich über die Anwesenheit der Deutschen. Für die russischen Chauvinisten war das ein gefundenes Fressen. Ab 1887 ging die russische Regierung gegen die Deutschen vor. Unter anderem wurden die Privilegien der Deutschen, vor allem das Eigentumsrecht und der Nießbrauch an industriellen und landwirtschaftlichen Besitz im Grenzgebiet, wurden eingeschränkt.
Ein weiteres Ärgernis aus deutscher Sicht waren die russischen Einfuhrzölle auf deutsche, vor allem industrielle, Produkte erhob. Katkow und seine Freunde unterstützten die Zölle publizistisch. 1886 warnte die deutsche Regierung Petersburg vor so einem Schritt. Schuwalow, Giers und Bunge versuchten vergeblich zu verhindern, das den Forderungen Katkows und der Industriellen nachgegeben wird.
Diese finanziellen Reibungen wirkten sich entsprechend aus. Bismarck hatte ernstlich Zweifel, ob der russische Kredit an der Berliner Börse weiterhin von offizieller deutscher Seite unterstützt werden sollte. Noch 1883 hatte er durch Bleichröder dafür Sorge getragen, das die russische Anleihe zu einer festgesetzten Rate von 5% in Berlin platziert werden konnte.

Nach der Battenbegkrise war der Zar, wohl um von seinen eigenen Fehlern abzulenken, der Auffassung, das Bismarck gewiss mehr hätte tun können, um die jüngsten Ereignisse zu verhindern; er hätte Wien stärker unter Druck setzen können, er hätte mit Hilfe Wiens die bulgarischen Regenten einschüchtern können, Kaulbars Forderungen anzunehmen und durchzuführen, er hätte die Österreicher zwingen können einer Besetzung Bulgariens zuzustimmen.
Alexander III. hatte schon anspruchsvolle Vorstellungen und ignorierte großzügig, das andere auch Interessen hatten.
Der Gedanke der aufkam, war der, Deutschlands Blick nach Westen auszurichten, damit Russland auf Wien entsprechend Druck ausüben kann. So weit Katkow. Giers hingegen meinte, man könne nur in bestimmten Grenzen auf diesem Wege vorgehen.

Anfang 1889 war die Abneigung von Zar Alexander III. gegenüber Wilhelm II. nicht zu übersehen. Er hielt ihn für einen ungezogenen Fatzke, der zu viel auf sich hält und sich einbildet, alle Welt huldige ihm. Und als er von seinen Ratgebern darauf aufmerksam gemacht wurde, Wilhelm II. Besuch in Berlin zu erwidern, schimpfte der Zar, er lasse sich nicht von diesem jungen Frechdachs in seine Pläne hineinreden. Bismarck hatte keine Illusionen über die Lage in Petersburg und kannte die Ressentiments des Zaren und Giers Ohnmacht gegenüber diesem gegenüber.
 
Ja, so lange man gute Beziehungen zu Wien hatte und daran interessiert war, dieses Bündnis unbedingt aufrecht zu erhalten, konnte man mit Russland nicht mehr übereinkommen.
Die Frage ist nur, wozu überhaupt?

Ich bin mir sicher, das dir das bestimmt bekannt ist. Immerhin ist Bismarck bis zu einem gewissen Grade mit Russland übereingekommen; mehr war nicht drinnen. Und diese Übereinkunft war mit Blick auf Frankreich so einiges Wert. Aber auch bezüglich des Friedens auf dem Balkan; Petersburg wußte um die entscheidenden Artikel des Zweibundvertrages.

So lange Russland in Europa relativ wenig mitmischte und St. Peetersburg und Paris sich in den Haaren lagen, war das Bündnis mit Wien wichtig um Frankreich in seiner Isolation zu halten. In dem Moment wo Frankreich Anstalten machte für Russland Bündnisfähig zu werden, war das Bündnis mit Österreich eine gefährliche Hypothek, weil es ein Faktor dabei war mehr Probleme heraufzubeschwören, als zu lösen.

Nein, ganz und gar nicht. Du meinst Berlin hätte sich auf einen Wettlauf mit Paris nach Petersburg, mit ungewissen Ausgang, einlassen und seinen einzigen zuverlässigen Verbündeten sitzen lassen sollen. Paris und Petersburg bewegten sich schon mehrere Jahre vor 1892 aufeinander zu. Das ist auch Bismarck nicht entgangen; genau deshalb war es wichtig den Faden nicht abreißen zu lassen. Du unterstellst immer, das mit Petersburg eine regelrechte Allianz möglich gewesen wäre. Ich habe dir einige Hinweise geliefert, die das Gegenteil nahelegen. Kannst du etwas liefern, was deine Behauptung unterfüttert? Davon abgesehen, war die Rolles des Schiedsrichters zwischen Wien und Petersburg durchaus im Sinne Deutschlands, damit diese beiden Mächte eben nicht übereinander herfallen.

Eine klare Absage an die Österreichischen Interessen hätte sicherlich das Klima zwischen Berlin und Petersburg deutlich verbessert.

Das kann gut sein, aber Österreich-Ungarn sollte mit gutem Grund nicht den russischen Interessen geopfert werden. Und die Folgen wären nicht zu kalkulieren gewesen. Stichwort Mittelmeerentente.
 
Eine klare Absage an die Österreichischen Interessen hätte sicherlich das Klima zwischen Berlin und Petersburg deutlich verbessert.

Sehr wahrscheinlich. Und die Kehrseite der Medaille? Verschlechterung der Beziehungen zu Wien und früher oder später im Gegensatz zu den Mächten der Mittelmeerentente.
Bismarck hatte diesen ja extra auf die Schiene gesetzt, um die Österreicher auf dem Balkan zu entlasten. Er hatte also gewissermaßen London vor geschoben und ist selbst in der Rückhand verblieben. An dieser Stelle hat das sogenannte System der Aushilfen, ich finde den Begriff nicht sonderlich glücklich gewählt, erneut sehr gut funktioniert.

Du hast bisher nicht belegen können, dass die Österreichische Sorge der eigenen Territorialen Integrität galt.

Die entscheidende Frage ist nicht, vor wem Man in Wien Angst hatte, sondern in welchen Aspekten man sich bedroht sah, weil davon die Frage abhängt, wie eine solche Bedrohung abzuwehren wäre und ob das denn mit dem Rückversicherungsvertrag in Einklang zu bringen ist oder nicht.

Hmmh, welche Belge hast du denn bisher eigentlich angeboten? Außer rein spekulativen Überlegungen und Konstruieren von Situationen, gar keine. Ich glaube ich liefere deutlich mehr Belege als du.;)

Ich habe schon widerholt ausgeführt, das die entsprechende Aktenlage dünn ist. Wien könnte sich auch durchaus in seinem Großmachtstatus durch den russischen Expansionsdrang bedroht sehen. Und Galizien war für Russland nicht uninteressant.

Du wirst dich daran erinnern, dass ich schon häufiger geäußert habe, dass ich es für einen historischen Fehler halte, dass man in Berlin das Bündnis mit Österreich als sakrosankt betrachtet und seine gesamte Außenpolitik auf dieser Basis aufbaute und es paradigmatisch von diser Seite her betrachtete.

Dieses Bündnis, und das ist nicht zu verachten, wurden von der Bevölkerungen beider Staaten , in Österreich zumindest von den Deutschen und Ungarn, auch mitgetragen. Das mit Russland nicht.
 
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