Ötzis Tod

Also ein Arbeitsunfall in 3.188 m Höhe? Respekt, das ist eine naheliegende Erklärung, völlig spekulationsfrei.

Allerdings hatte er noch eine Schädelfraktur, die Deiner Erklärung harrt.
Hab ich nicht behauptet! Natürlich gehe auch von Mord aus, aber darüber zu behaupten, der Schütze habe "totsicher" hier oder dorthin gezielt, ist pure Phantasie!
Kann man machen, hat aber wenig Gehalt!
 
du meinst, hoch oben in den Bergen passieren mit Pfeil und Bogen - upps, sorry, ich wollte die Gemse treffen - erstens solche Zufälle, die dann zweitens auch noch zufällig Jahrtausende überdauern? Bissel viel Zufall ;)
Du kennst die genauen Umstände und das Moriv des Täters!
Man kann sich viel vorstellen, aber sollte nicht übertreiben!
 
und meine Ehefrau warnt mich sehr nachdrücklich vor einem ähnlichen Schicksal.
durchaus nachvollziehbar. :D:D

Für jeden ist ein anderes Szenario wahrscheinlich.
Ist das wirklich so?
Und irgendwie will man doch versuchen die Geschichte zu finden, und das bedeutet ja auch erfinden.
Eine Story die plausibel ist weil sie sich mit der Faktenlage deckt.
Und da kann es mehrere solche geben.

Von mir aus auch einen Jagdunfall.
Hat denn nicht auch 2006 der Vizepräsident der USA bei der Jagd einen Rechtsanwalt halbwegs zu Strecke gebracht?
Da waren bei einer Treibjagd viele schussfreudige Jäger unterwegs, was die Wahrscheinlichkeit eines solchen Unfalls erhöhte.

Eine Jägergruppe zieht los in der Berge große Höhe, der Ötzi mittendrin und im Schussweg zum Hochwild.
Zisch, der Pfeil steckt drin.
Der Ötzi taumelt, die Jagdgesellschaft ist erschüttert, denn lang wird es der Ötzi erkennbar nicht mehr machen.
Wird also zu einer Senke gebracht wo er sich hinlegen kann.
Er stöhnt gar jammervoll und einer packt einen Felsbrocken und haut ihm diesen auf den Schädel um der Todesqual des armen Mannes ein Ende zu bereiten.
Danach bedecken sie ihn mit Schnee damit er nicht von Raubvögeln gefleddert wird, halten kurz noch Andacht, kehren zurück und verkünden der Gemeinschaft die traurige Nachricht.
Und die Witwe des Dahingeschiedenen regt sich furchtbar auf, weil sie das kostbare Kupferbeil nicht zurückbrachten.
 
Wofür war nochmal eine Kraxe gedacht ?

ach Ja,
2.jpg
 
Das Verhältniss zwischen Täter und Opfer dürfte durch die Beschaffenheit bzw. Fundstätte des Materials der Waffe, sprich Pfeilspitze aus Feuerstein ein bessere Bild geben.

Täter-Waffe : heutiges Zentral Frankreich
Opfer-Waffe: heutiges Norditalien

Bekanntschaft möglich bis ausgeschlossen -Verwandtschaft ausgeschlossen
 
Im Ernst: Einen Unfall in 3.188 m Höhe anzunehmen, in freiem Gelände unterhalb des Grates, und weit oberhalb der Baumgrenze, das ist wildeste Spekulation.

Natürlich kannst Du dort Steinböcke jagen, rastende Steinböcke in der Gruppe lassen Dich oft auf Nahschussweite herankommen, so dass Du ihren strengen Geruch nicht aus der Nase bekommst (wie zum Beispiel am unweit gelegenen Eisjöchl in 2.895 m Höhe) und die einzelnen Jahresringe im Gehörn zählen kannst.

Pfeile und Pfeilspitzen sind arbeitsaufwendig hergestellt, kostbar, und individuell gekennzeichnet, um sie als Eigentum des Jägers markieren zu können. Einen solcher Pfeil lege ich nur gezielt an.

Die drei Fakten, die ein Gerichtsmediziner bewerten würde, sind:
  • tödlicher Pfeilschuss,
  • eine möglicherweise sofort tödliche Schädelverletzung,
  • und die ca. 24 Stunden alte Abwehrverletzung loco typico zwischen Daumen und Zeigefinger.
Hinzu kommt der fehlende bzw. abgebrochene Pfeilschaft, der entweder Abwehrreaktion des Opfers oder Vertuschungsversuch des Täters ist.

Das sind forensische Indizien, die allenfalls ein kontrafaktisch argumentierender Strafverteidiger abstreiten würde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Täter-Waffe : heutiges Zentral Frankreich
Opfer-Waffe: heutiges Norditalien

Bekanntschaft möglich bis ausgeschlossen -Verwandtschaft ausgeschlossen

"Dort wurde er von einem Bogenschützen ermordet, der eine Silex-Pfeilspitze südalpiner Machart verwendete, wie sie auch in seinem Umfeld in Gebrauch waren."


"Die Pfeilspitze blieb als einziger Hinweis auf den Mörder in Ötzis Schulter stecken."
 
...

Die drei Fakten, die ein Gerichtsmediziner bewerten würde, sind:
  • tödlicher Pfeilschuss,
  • eine möglicherweise sofort tödliche Schädelverletzung,
  • und die ca. 24 Stunden alte Abwehrverletzung loco typico zwischen Daumen und Zeigefinger.
Hinzu kommt der fehlende bzw. abgebrochene Pfeilschaft, der entweder Abwehrreaktion des Opfers oder Vertuschungsversuch des Täters ist.

Das sind forensische Indizien, die allenfalls ein kontrafaktisch argumentierender Strafverteidiger abstreiten würde.
Einspruch Euer Ehren!
Die Staatsanwaltschaft hat noch nicht hinreichend nachgewiesen, dass die "Abwehrverletzung" in causalem Zusammenhang mit dem Tathergang steht!
Ist es überhaupt eine Abwehrverletzung? Es scheint, dass die Möglichkeit einer anderen Ursache der Verletzung bewusst ausgeklammert wird, um den Angeklagten zu belasten!
 
Im Strafrecht und in der Forensik gibt es das Prinzip der Einheit von Täter und Ort.
Mit der Pfeilspitze des Täters ist dies gegeben, das Abbrechen des Pfeils wird als Vertuschungsversuch und faktisches Tateingeständnis gewertet.

Zugleich erfüllt der Pfeilschuss von hinten als Tatmerkmal den Straftatbestand der Heimtücke.
Die tödliche Schädelverletzung gilt als zusätzlicher Tatbestandsmerkmal des Mordes, nämlich den Mord zur Vertuschung einer zuvor begangenen Tat.

Ich bin mir sicher, dass der Mordfall Ötzi schon in juristischen Seminaren erörtert wurde, und bin dankbar, dass ich Medizin studiert habe, und nicht Jura.
 
Senf dazu geb! Hallo!
Nachdem Ötzi im Wald eine Mahlzeit zu sich genommen hat, wurde er in einen Kampf verwickelt (Weshalb auch immer) und angeschossen. Er zog den Pfeilschaft heraus und floh auf den Berg, um seinen Gegnern zu entkommen.
Dabei verlor er jedoch so viel Blut, dass er verstarb!
 
Senf dazu geb! Hallo!
Nachdem Ötzi im Wald eine Mahlzeit zu sich genommen hat, wurde er in einen Kampf verwickelt (Weshalb auch immer) und angeschossen. Er zog den Pfeilschaft heraus und floh auf den Berg, um seinen Gegnern zu entkommen.
Dabei verlor er jedoch so viel Blut, dass er verstarb!
Die Waldgrenze liegt dort bei 2.300 m (zu seiner Zeit eher tiefer), die Fundstelle bei 3.188 m, das Tisenjoch auf 3.208 m Höhe.

Ganz sicher hatte der Mann im Eis keine Kraftreserven 1.000 m Höhe zurückzulegen: Die Einblutung an der linken Pleura macht furchtbare Schmerzen, die gesamte linke Lunge fällt aufgrund der Oberlappen und Unterlappen betreffenden Verletzung funktionell aus, der Blutverlust nimmt rapide die Kraft.

Die Tat muss im freien Gelände erfolgt sein, in einer sehr kargen und auch im Frühsommer feindlichen Umgebung, gletschergeprägt, wie sie auch noch vor wenigen Jahren war.
 
Ötzi war ganz sicherlich gut trainiert, und auch trainiert sich in Höhe, Fels und Eis zurecht zu finden.

Aber er hatte degenerativ bedingte Knochenbeschwerden bei Arthrose (siehe seine Tätowierungen), er war magenkrank, er hatte Zeichen einer Mangelernährung (z.B. die horizontalen Rillen der Fingernägel), und er hatte eine sehr ausgeprägte Arterienverkalkung. Ihn hätte sehr wohl auch mit Mitte 40 ein Herzinfarkt dahinraffen können.

Und bei Blutungsverlust und Koronarsklerose ist Deine Leistungsfähigkeit hochgradig eingeschränkt.

Die tödliche Wucht eines Bogenschusses mit Haselnusspfeilen und Silexspitzen hat mich damals im Übungsraum des Bekannten in Südtirol sehr beeindruckt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Möglicherweise war es Mord.
Möglicherweise war es ein Kampfgeschehen.
Möglicherweise traf ihn der Pfeil als er eine sich abwendende Schutzbewegung machte.
Möglicherweise drangsalierte er gerade jemand und ein Dritter schoss.
Möglicherweise war Ötzi allein unterwegs.
Möglicherweise war er in Begleitung.
Möglicherweise bekam er einen Schlag auf den Kopf.
Möglicherweise ist das schwere Hirntrauma die Folge eines Sturzes in geschwächter Verfassung.
Möglicherweise wurde er aus Vertuschungsgründen nicht ausgeplündert.
Möglicherweise hat ein sichtraubender Schneesturm ihn unauffindbar gemacht.
Möglicherweise ...

Meines Erachtens wird's niemals rekonstruierbar sein wer mit welchen Absichten an dem Geschehen beteiligt war und was sich vor ca. 5000 Jahren en détail um und am Tisenjoch ereignet hat.
Freuen wir uns doch schlicht über die bemerkenswert erhaltene Mumie eines Mannes mitsamt etlicher Habseligkeiten, was ja, wie ich finde, ganz außerordentliche Forschungsmöglichkeiten eröffnet.
 
Eines ist sicher: Er war bewaffnet und ausgerüstet, nicht aber für Kampf.

An dieser Stelle ist aber auch ein Übergang zu Weidegebieten, am Fuß des Simulaun ist bis vor wenigen Jahren der Schaftrieb zwischen Schnals- und Ötztal bedeutend gewesen.

Konflikte im Rahmen der Transhumanz gab es immer, und erst recht an den Übergängen und Engstellen.
 
Eines ist sicher: Er war bewaffnet und ausgerüstet, nicht aber für Kampf.
Das versteh ich nicht.
Taugte das Kupferbeil für etwas anderes als auf Menschenköpfe zu schlagen?
Damit kann man doch nicht etwa Holzhacken. Oder täusche ich mich?

Im Ötzi-Museum in Bozen meinten eine Angestellte das Beil sei als Statussymbol zu verstehen. 'Stellen Sie sich so etwas wie ein Ferrari in heutiger Zeit vor.'
 
Möglicherweise war es Mord.
Mord, oder gar Mord nach dem verquasten deutschen Rechtsbegriff (Heimtücke, Habgier, niedere Beweggründe) ist als Begriff auf den guten Ötzi eh nicht anwendbar.
Aber es war eine Tötung eines Menschen durch einen anderen.
Das ist immerhin ein bemerkenswerter Umstand.
 
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